13. a touch of darkness
M A T T H E O
Seine Schritte echoten laut durch die schier endlosen Korridore des Schlosses, als Mattheo das Büro des Schulleiters verließ und mit wehendem Umhang die dunklen Gänge hinabschritt. Die Zauberer und Hexen in den unzähligen Portraits an den Wänden blickten ihm misstrauisch hinterher, doch keiner von ihnen wagte es jemals ein Wort an ihn zu richten.
Jeder im Schloss hatte Angst vor Mattheo Riddle und seinen Todessern, die seit seiner Ankunft nun Tag und Nacht durch die Korridore patrouillierten.
Trotz Folter und dem Missbrauch von Veritaserum hatten weder Snape noch Mattheo bisher herausgefunden, wer der Verräter in den eigenen Reihen war und geheime Informationen über die Pläne Voldemorts an den Orden weiterleitete.
So gut wie jede Nacht verbrachte er damit die letzten verbleibenden Mitglieder zu jagen, doch Mad Eye Moody schien ihm stets einen Schritt voraus zu sein und es machte den Erben Slytherins rasend vor Wut.
So wütend, dass er bei seinem letzten Verhör in einem Wutanfall das gesamte Gefängnis von Askaban in die Luft gesprengt hatte — samt seinen Insassen.
Mattheo hatte kaum noch Kontrolle über die Dunkelheit in sich, fühlte wie sie ihm langsam aber sicher aus den Händen glitt.
Unheilvoll flüsternde Schatten folgten ihm bei jedem seiner Schritte und erstickten das Feuer der Fackeln an den kahlen Wänden, an denen er vorbei lief.
Doch Mattheo bemerkte es kaum, fühlte sich heute mehr tot als lebendig.
Nach einer Weile hielt er inne und warf einen grimmigen Blick durch eines der hohen Fenster.
Dunkelgraue Wolken türmten sich am Himmel und und spiralförmige Nebelschwaden hatten begonnen, sich wie ein lautloser Fluch über die prachtvollen Ländereien von Hogwarts zu legen. Es war so eiskalt wie schon seit Jahren nicht mehr und der Geruch von Schnee wehte durch die trostlosen Gänge Hogwarts.
Die Sonne hatte längst aufgegeben ihre Lichtstrahlen auf die Erde zu schicken, und doch leuchtete seine sonst so triste Welt heller als jemals zuvor.
Seit er ihr so nah gewesen war, wusste er, dass er sie nun mit niemandem mehr teilten konnte. Er würde nicht zulassen, dass weder ihr zierlicher Körper noch ihre angeknackste Seele in die Hände von jemand anderem gelangen würden. Er würde ausnahmslos jeden vernichten der versuchte ihr noch mehr weh zu tun oder bei Salazar — sie ihm wieder wegzunehmen.
Seit sie miteinander geschlafen hatten, war sein Beschützerinstinkt auf ein neues Level angestiegen.
Mattheo war absolut paranoid wenn es um ihre Sicherheit ging und würde am liebsten erhobenen Zauberstabs durchs Schloss spazieren und ausnahmslos jedem die Kehle aufschlitzen, der es auch nur wagte sie anzusehen oder gnade ihm Merlin — ihr auch nur einen Hauch zu nahe zu kommen.
Und Theodore Nott stand ganz oben auf seiner Liste, denn Mattheo entgingen die zutiefst sehnsüchtigen Blicke nicht, die der Slytherin ihr ständig zuwarf.
Mattheo wusste, dass Aurora seit Bekanntgabe ihrer Verlobung nun ein Ziel war, für all die gottlosen und todgeweihten Verräter die sich im Verborgenen zusammenrotteten und Pläne schmiedeten, um das Regime des dunklen Lords gemeinsam zu stürzen.
Der Orden des Phönix würde alles tun um Rache zu nehmen, für all die Mitglieder die Mattheo in der Schlacht von Hogwarts und danach getötet hatte.
Wobei Töten das absolut falsche Wort für die unverzeihlichen Grausamkeiten war, die er anrichtete.
Mattheo Riddle tötete nicht — er vernichtete.
Und dabei war es ihm vollkommen gleichgültig, wer sich ihm in den Weg stellte. Er war ein Monster.
Und mit jeder neuen Seele, die der Sohn des dunklen Lords in die Hölle hinab verbannte, wurden die Stimmen in seinem Kopf immer lauter. Und doch verstummten sie für eine Weile, wenn er bei ihr war.
Bei ihr in ihren Armen.
Mit ihren zarten Händen in seinem Haar vergraben und dem Kopf auf seiner Brust.
Es gab nur zwei seiner Todesser, denen Mattheo ihr Leben anvertraute und deshalb ließ er sie nun rund um die Uhr von Lestrange oder Malfoy bewachen.
Mattheo vermisste sie so sehr, konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, wie gut es sich angefühlt hatte, mit ihr intim zu sein. Er hatte einfach nicht genug davon bekommen sie zu küssen, zu berühren oder auf unheilige Arten zu verwöhnen, bis sie erschöpft in seinen Armen eingeschlafen war.
Doch Mattheo hatte nicht geschlafen, denn er hatte sie jede einzelne Sekunde in dieser Nacht angesehen. Beschützend hatte er sie in seinen Armen gehalten und jeden ihrer dunklen Träume verjagt.
Doch nach einer Weile hatte er nicht länger widerstehen können und war in ihren Geist eingedrungen, hatte sich Stunden mit dem Grauen auseinandergesetzt, das er dort vorgefunden hatte.
Grauen, das selbst den mörderischsten und gefährlichsten aller Todesser erschüttert hatte.
Eine ganze Woche war vergangen, in der er sie nicht hatte sehen können, denn seit seinem Ausraster in Askaban fühlte er sich furchtbar krank, konnte kaum noch unterscheiden zwischen dem was real war und dem was nur in seinem Kopf existierte. Und er traute sich selbst nicht, wenn er in diesem Zustand war, denn das letzte was er wollte, war ihr weh zu tun.
Mattheo musste sie beschützen, auch wenn es bedeutete, dass er sich von ihr fernhalten musste.
Mit gehobenem Kinn stolzierte er die verkühlten Korridore entlang und genoß die ängstlichen Blicke der Schüler, angesichts seiner Todesseruniform.
Mit aufgerissenen Augen wichen sie vor ihm zurück und wagten es nicht, ihm zu nah zu kommen, aus Angst er würde sie ohne Grund in Stücke zerreißen.
Was zugegeben, nicht ganz abwegig war.
Der Totenschädel Potters, den der dunkle Lord als Mahnmal über dem Tor zum Eingang des Schlosses platziert hatte, warf ihm hämische Blicke zu, doch Mattheo ignorierte die Toten wann immer er konnte, hatte er doch schon genug davon in seinem Kopf.
Nur Sekunden nachdem er in die eisige Kälte hinaus getreten war, entdeckte er den platinblonden Haarschopf Malfoys, dem er innerhalb Hogwarts gestattete, während des Dienstes keine Maske zu tragen. Der Todesser bemerkte seine Anwesenheit sofort. Er hob den Kopf und nickte ihm kurz zu.
Mattheo blieb in den Schatten verborgen und lehnte sich gegen die Schlossmauern. Dann richteten sich seine Augen auf das blonde Mädchen an seiner Seite.
Neben dem großen und breitschultrigen Malfoy wirkte sie noch zarter, als sie es sowieso schon war.
Ihr langes Haar fiel ihr in sanften Wellen bis weit über den Rücken und umrahmten ihr makellos schönes Gesicht. Es hatte zu schneien begonnen und unzählige hauchzarte Eiskristalle funkelten wie kleine Diamanten in ihren blassblonden Locken.
Sie sah aus wie eine Prinzessin und bei Merlin ihr Lächeln — Mattheo hätte Stunden damit verbringen können sich in ihrem süßen Lächeln zu verlieren.
Mattheo starrte zu Aurora und vergaß alles um sich herum. Sie war so zierlich, dass er immer noch nicht genau wusste wie er sie berühren sollte, aus Angst sie könnte unter seinen rauen Händen zerbrechen.
Doch eines wusste Mattheo genau. Er würde ihren Vater bestrafen, für das was er ihr angetan hatte. Und er würde die Hilfe von seinem besten Freund brauchen, um Avery dabei nicht in Stücke zu reißen.
Denn wenn er den treuesten und mächtigsten Kommandanten seines Vaters tötete, würde der dunkle Lord seine Wut auf Mattheo darüber am Ende womöglich noch an Aurora auslassen.
Doch früher oder später würde James Lucas Avery sterben und Mattheo würde dafür sorgen, dass sein Tod langsam und so qualvoll wie möglich war.
Und er würde jede einzelne Sekunde davon genießen.
»Wie lange willst du sie noch anstarren?«, riss ihn eine vertraute Stimme aus seinen Mordfantasien.
Mattheo drehte den dunklen Lockenkopf zu Lorenzo Berkshire, der jetzt in perfekt sitzender Schuluniform neben ihm an der Wand lehnte und ihn angrinste.
»Ich beschütze sie«, entgegnete Mattheo und griff in die Innentasche seines eleganten Todesserumhangs.
Mit einem Fingerschnipsen zündete er sich einen Joint an und nahm einen tiefen Zug, reichte ihn dann weiter an seinen besten Freund.
»Ja sicher, als würde Malfoy allein nicht reichen«, grinste Enzo und nahm ebenfalls einen tiefen Zug gefolgt von einem zweiten. »Er hätte vorhin um ein Haar einem winzigen Zweitklässler den Arm abgehackt, als er sie versehentlich angerempelt hat«, sagte er amüsiert und gab ihm den Joint zurück.
Sie grinsten sich an und rauchten einen Moment schweigend, dann wurde seine Miene plötzlich ernst.
»Wie schlimm ist es?«, fragte Enzo ihn leise, während sie Aurora und Pansy beobachteten, die lachend unter verschneiten Tannen standen und sich einen Spaß daraus machten, Malfoy mit Schneebällen zu bewerfen, der wie immer todernst dreinblickte und absolut keine Miene verzog.
Mattheo antwortete nicht gleich, sondern nahm noch einen tiefen Zug und schnippte den Joint dann über die Mauer. »Ich würde ihn umbringen, wenn er meinem Vater nicht so wichtig wäre«, knurrte er.
Enzo seufzte und seine Miene verfinsterte sich.
»Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich ihn—«
»Nein, er hätte dich vorher getötet«, unterbrach Mattheo ihn grimmig und fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Locken. »Ihre Narben, Enzo«, brachte er gequält hervor und fühlte kalten Hass seinen ganzen Körper lähmen. »Ihr ganzer Rücken ist voller Narben und es macht mich so—«
Doch er brach ab, denn Mordlust hatte begonnen jeden Gedanken in seinem Kopf zu infiltrieren.
Er spürte wie Enzo ihm die Hand auf die Schulter legte und er brauchte einen Moment, um seinen besten Freund ansehen zu können. »Sie ist krank, Theo«, sagte Enzo leise und blickte ihn ernst an. »Schon vor der Schlacht von Hogwarts ging es ihr psychisch nicht gut. Sie hat auch große Probleme mit—«
»Sie isst nicht«, unterbrach Mattheo ihn und blickte wieder zu Aurora, die ihre beste Freundin gerade in eine herzliche Umarmung zog. »Ich weiß und ich werde mich darum kümmern, dass sie es wieder tut.«
Er hob seine Hand und beschwor aus der Ferne einen schützenden Wärmezauber herauf, der sich eng um die Schultern der beiden Mädchen legte. Doch noch bevor Aurora den Kopf heben und ihn bemerken konnte, war Mattheo bereits dissappariert.
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A U R O R A
Es war schon weit nach Mitternacht, als ich wieder einmal aus einem furchtbaren Albtraum erwachte.
Im Schloss von Hogwarts war es eiskalt und trotz des Wärmezaubers den ich über meine Decke gelegt hatte, zitterte ich wie verrückt. Mein Herz raste unkontrolliert und mein ganzer Körper war taub von dem Grauen, dass ich im Schlaf durchlebt hatte.
Ich schloss die Augen und dachte an Mattheo, versuchte mich an das kribbelnde Gefühl seiner Lippen auf meinen zu erinnern oder wie es sich angefühlt hatte, die Wärme seines Körpers zu spüren, als wir in seinem Bett gelegen hatten.
Sofort hatte ich wieder den vertrauten Duft seines Parfums in der Nase, was die quälende Sehnsucht in mir nach dem Slytherin nur noch verstärkte.
Ich vermisste ihn.
Seit unserer ersten gemeinsamen Nacht vor etwas über einer Woche hatten wir einander nicht mehr gesehen und ich hatte es aufgegeben Draco danach zu fragen, warum er seit Tagen nicht im Schloss war.
Die Stimmung zwischen den Todessern war seit kurzem sichtlich angespannt und seit ich zwei von ihnen bei einem Gespräch belauscht hatte über das, was Anfang der Woche im Gefängnis von Askaban passiert war, sorgte ich mich nur noch mehr um ihn.
Eine Weile saß ich noch in meinem Bett und starrte in die Dunkelheit, doch schließlich gab ich es auf, wieder in den Schlaf zu finden. Ich stand auf und zog mich an, bevor ich mein Zimmer verließ um Draco zu überreden, mit mir an die frische Luft zu gehen.
Doch es war nicht Draco, der auf dem Flur gegen die Kerkerwand lehnte und meine Tür bewachte.
Es war Lestrange.
Er trug seine Todesseruniform, an die unzählige Abzeichen gepinnt waren, von denen ich lieber nicht die Bedeutung wissen wollte. Die silbrige Maske die er sonst auf dem Gesicht trug, war verschwunden. Er rührte sich nicht und seine Augen waren geschlossen.
Sein Brustkorb hob und senkte sich bei jedem seiner ruhigen Atemzüge und es dauerte einen Moment bis ich realisierte, dass er tief und fest eingeschlafen war.
Amüsiert presste ich die Lippen aufeinander und unterdrückte ein Kichern, angesichts des schlummernden Todessers vor meiner Zimmertür.
Lestrange war absolut tödlich, doch jetzt wirkte er irgendwie niedlich, beinahe ein wenig unschuldig.
Eine Weile betrachtete ich ihn und musste zugeben, dass er trotz der Narbe die sich über sein gesamtes Gesicht zog, ziemlich attraktiv war. Er war groß, sehr muskulös gebaut und hatte dunkelbraunes Haar, dass ihm in sanften Wellen bis auf die Schultern fiel.
Er war jung, doch auch um einiges älter als ich.
Mit angehaltenem Atem schlich ich mich lautlos an dem Todesser vorbei und bog um eine Ecke. Nur um dann fast einen Herzinfarkt zu erleiden, als er wie aus dem Nichts plötzlich mitten im Gang stand und ich beinahe frontal in ihn hineingelaufen wäre.
»Wo soll's denn hingehen, Miss Avery?« Fragend hob er eine Braue und grinste mich an.
»Oh Gott«, brachte ich mit zitternder Stimme hervor und legte mir eine Hand auf die Brust, denn der Schock hatte mein Herz zum stolpern gebracht.
»Normalerweise bin ich mit etwas ganz anderem beschäftigt, wenn Frauen sowas zu mir sagen«, erklärte er mir beiläufig und zwinkerte.
Unwillkürlich musste ich lächeln und fühlte meine Wangen plötzlich ganz heiß werden. So bedrohlich der Todesser auch wirkte, seine charmante Art machte mich jedes Mal ein kleines bisschen verlegen.
Er musterte mich und kniff dann die Augenbrauen zusammen. »Bist du okay, Aurora? Du zitterst.«
»Ja, nur ein Albtraum.« Erschöpft stützte ich mich an die eisige Kerkerwand. »Können wir vielleicht ein paar Minuten an die frische Luft gehen?«
»Sicher«, murmelte er und gähnte herzhaft, dann hielt er mir höflich seinen Arm hin. Ich nahm ihn und lächelte ihn dankbar an.
Eine Weile gingen wir schweigend durch die ausgestorbenen Korridore des Schlosses, dann beschloss ich die Stille zu durchbrechen. »Ich dachte Draco wäre heute Nacht meine Wache«, sagte ich.
»Wir haben getauscht«, entgegnete Lestrange und gähnte erneut. »Malfoy ist gerade wirklich zu nichts zu gebrauchen, er ist verflucht nervös wegen seiner Hochzeit nächste Woche. Hab seine Schicht übernommen, damit er Astoria mal so richtig—«
Doch er hielt inne, als er meinem Blick begegnete.
Entschuldigend grinste er mich an.
»Sagt ausgerechnet der Todesser, der während meiner Wache einschläft«, neckte ich ihn lächelnd. »Keine Sorge, ich werde Mattheo nichts verraten«, fügte ich schnell hinzu, als ich bemerkte, dass er bei meinen Worten sichtlich erblasst war.
»Mir entgeht nichts, wie du gesehen hast«, murmelte er und rieb sich die Augen. »Nicht mal im Schlaf. Doch besser du sagst ihm nichts, ich würd mich gern am Samstag betrinken und das geht schlecht, wenn er mich vorher umbringt.« Er grinste mich an.
Ich erwiderte sein Grinsen und fühlte mich sogleich ein wenig besser durch seine Gesellschaft.
Wir verließen die Kerker und gingen den langen Korridor entlang, der in Richtung der Eingangshalle des Schlosses führte. Unauffällig blickte ich zu dem breitschultrigen Todesser an meiner Seite, der sichtlich erschöpft aussah, denn unter seinen tiefblauen Augen lagen dunkle Schatten.
»Ist alles okay mit dir?«, fragte ich ihn leise.
Überrascht von meiner Frage drehte er den Kopf und blickte mich an. »Möchtest du eine ehrliche Antwort darauf?«, fragte er skeptisch und hielt mir die schwere Tür auf, die aus dem Schloss hinaus führte.
Ich ging hindurch und vermied es dabei, den verrotteten Schädel Harry Potters anzusehen, fühlte jedes Mal einen eisigen Schauer über meinen Rücken laufen, wenn ich die Eingangstür passierte.
Es war furchtbar, doch all die Versuche meiner Mitschüler ihn abzunehmen und zu begraben waren vergebens gewesen, denn der dunkle Lord hatte ihn dort oben mit einem Dauerklebefluch fixiert um uns alle daran zu erinnern welches Schicksal jene erwartete, die sich seinem Regime widersetzten.
»Ja«, seufzte ich und sog gierig die kalte Nachtluft in meine Lungen. »Und wenn wir schon ehrlich miteinander sind, verrätst du mir wo Mattheo ist? Und warum er mir seit Tagen aus dem Weg geht?«
Ich hob den Kopf und blickte in den Nachthimmel empor, doch statt dem goldenen Funkeln der Sterne starrte mir wie so oft nur endlose Schwärze entgegen.
Fragend blickte ich ihn an, doch er grinste nur. »Warum fragst du ihn nicht selbst, Süße?«, sagte er und nickte mit dem Kinn auf eine Stelle hinter mir.
»Hey Boss.«
»Nenn sie nicht so«, knurrte eine vertraute Stimme in der Dunkelheit, die mein Herz für einen kurzen Moment aussetzen ließ. »Und es heißt mein Lord, wie oft soll ich dir das noch sagen, Lestrange?«
»Verzeihung, mein Lord«, entgegnete Lestrange grinsend und machte eine tiefe Verbeugung.
Mit klopfendem Herzen wirbelte ich herum und als sich unsere Blicke trafen, bekam ich weiche Knie.
Mattheo sah unendlich erschöpft aus. Seine tiefschwarze Todesseruniform saß makellos, doch seine hübschen Locken waren völlig durcheinander und einige Strähnen fielen ihm chaotisch in die Stirn.
Sein Blick war leer, fast apathisch und unter seinen dunkelbraunen Augen lagen tiefe Schatten.
Er sah furchtbar krank aus.
Angestrengt versuchte er mich anzusehen, doch immer wieder huschten seine Augen verstört auf etwas hinter mir. Nervös warf ich einen Blick über meine Schulter, doch da war nichts. Und sofort hatte ich verstanden, wieso er nicht in meine Nähe kam.
Mattheo halluzinierte.
Und diesmal schien es wirklich schlimm zu sein.
Ich konnte ihm ansehen, wie furchtbar qualvoll das Grauen sein musste, dass ihn in seinem Kopf heimsuchte und war mir sicher, dass es etwas mit dem zu tun hatte, was in Askaban passiert war.
Besorgt sah ich ihn an und bemerkte, wie seine vernarbten Hände immer wieder seltsam und unkontrolliert zuckten. Die Nachwirkungen des Cruciatus waren mittlerweile chronisch geworden.
Er schien nun dauerhaft darunter zu leiden.
»Aurora«, flüsterte er meinen Namen und seine tiefe Stimme klang verzweifelt, beinahe flehend. »Ich—«
Doch im nächsten Augenblick war ich bei ihm, legte meine Arme um seinen Hals und küsste ihn.
»Ist schon okay«, flüsterte ich an seinen Lippen.
Zögerlich erwiderte Mattheo meinen Kuss, legte eine Hand auf meinen unteren Rücken und zog mich vorsichtig an sich. Die dunkle Magie die ihn wie eine dichte Wolke umgab, umhüllte uns und kitzelte meine Haut. Ich schloss die Augen und lehnte mich an ihn, atmete seinen vertrauten Duft ein.
Das zwischen uns war noch ganz frisch und so unglaublich zerbrechlich, voller Sehnsucht und mit einem Hauch von Dunkelheit durchzogen.
Ich konnte spüren, wie unsicher und zaghaft Mattheos Berührungen waren, beinahe so als hätte er plötzlich vergessen, wie er mich berühren sollte.
Ruhig und innig küssten wir einander, dann fühlte ich seinen unausgesprochenen Wärmezauber auf meinen Schultern und lächelte in den Kuss. Mattheo seufzte leise an meinen Lippen als ich meine Hände tief in seine Locken brachte, dann packte er mich plötzlich einfach, wirbelte uns herum und drückte mich mit dem Rücken eng gegen die Schlossmauer.
Mein Atem stockte, als seine Lippen wie ein Sturm auf meine trafen. Dann war seine Zunge in meinem Mund und seine Küsse wurden so rau, wie die eisige Winternacht, deren bittere Kälte uns umgab.
Lustvoll seufzte ich an seinen Lippen, als seine Hände meinen Po umfassten und festhielten.
»Okay, hab verstanden«, ertönte Lestranges amüsierte Stimme und seine Schritte entfernten sich.
Betrunken vor Sehnsucht, klammerten wir uns aneinander und küssten uns einen langen Moment unruhig und verlangend, schier verzweifelt.
Doch dann hielt er plötzlich inne.
Seine zitternden Finger fanden mein Kinn und hoben es sanft an, dann schaffte er es endlich mir in die Augen zu sehen. Und der gequälte Ausdruck auf seinem Gesicht, schmerzte in meinem Herzen.
»Hab ich was falsch gemacht?«, fragte ich leise und hatte plötzlich ein wenig Angst vor der Antwort.
»Nein«, entgegnete er mit rauer Stimme und schüttelte den Kopf. Er beugte sich vor, wobei mir einige seiner Locken in die Stirn fielen. »Natürlich nicht, Süße«, murmelte er und zog mich enger an sich. Vorsichtig ließ ich eine Hand in seinen Nacken sinken und kraulte ihm zärtlich durch das Haar.
Leise seufzend schloss Mattheo für einen langen Moment die Augen und genoss meine Berührung.
»Ich gehe dir nicht aus dem Weg«, murmelte er nach einer Weile und blickte mich wieder an.
»Ich beschütze dich, Aurora.«
»Aber wovor denn?«, flüsterte ich mit angehaltenem Atem, obwohl ich die Antwort darauf bereits kannte.
»Vor mir.«
Etwas flehendes, schier verzweifeltes lag in der Dunkelheit seiner Augen, dann ließ er den Kopf auf meine Schulter sinken und zog mich eng an sich.
Eine Weile standen wir in der Kälte und hielten einander fest, dann bemerkte ich wie seine Schultern plötzlich zitterten. Ruckartig löste er sich von mir, starrte einen Moment voller Hass auf etwas hinter uns, dann presste er beide Hände an seine Schläfen.
Seine Atmung rasselte und ich könnte hören, wie er etwas unverständliches murmelte und immer wieder paranoide Blicke durch die kalte Nacht warf.
Was auch immer ihn verfolgte, es schien nur in seinem Kopf zu existieren. Denn hier, vor den Mauern des Schlosses waren nur er und ich und die Dunkelheit, die er mit sich trug, wohin er auch ging.
»Ist schon gut«, versuchte ich ihn zu beruhigen und nahm seine Hände, legte sie behutsam auf meine Hüften und zog ihn in eine lange Umarmung, die er sofort erwiderte. »Ich bin bei dir«, flüsterte ich ihm ins Ohr und streichelte ihm zärtlich durch seine Locken, was ihn verstört zusammenzucken ließ.
»Du bist erschöpft, Mattheo. Du solltest dringend schlafen«, flüsterte ich liebevoll. »Bleib bei mir heute Nacht und lass mich auf dich aufpassen.«
Mattheo schwieg einen langen Moment, dann löste er sich wieder von mir und starrte mit unlesbarer Miene auf mich hinab.
Unruhig huschten seine Augen zwischen meinen hin und her, dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht bei dir sein«, antwortete er und die plötzliche Kälte in seiner dunklen Stimme ließ mich frösteln.
»Tu das nicht, Mattheo«, flehte ich leise und legte meine Handflächen gegen seine Brust. »Stoß mich nicht von dir weg. Lass mich dir helfen, bitte.«
»Du kannst mir nicht helfen.«
Mattheo senkte den Blick und starrte einen Moment auf meine Hände, bevor er seine darauf legte und vorsichtig unsere Finger miteinander verschlang.
»Niemand kann mir helfen«, murmelte er verbittert.
»Theo—«
»Ich habe mich nicht unter Kontrolle und ich könnte dir ernsthaft weh tun, wenn ich in diesem Zustand bin«, brachte er heiser hervor und legte seine Stirn an meine, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.
»Und das würde ich mir niemals verzeihen.«
Einige Atemzüge blickten wir einander in die Augen, dann nickte ich. Sanft strich Mattheo mit dem Daumen über meine Lippen, dann löste er sich von mir. »Lestrange wird auf dich aufpassen, bis ich es wieder kann«, murmelte er und küsste meine Stirn.
Und bevor ich noch etwas zu ihm sagen konnte, wurde er eins mit seiner Dunkelheit und verschwand.
𓆙
achtung: die storyline wird ab jetzt dunkler und es werden Ereignisse auftreten, die Leser mit sensibler Psyche stark triggern könnten.
Vorsicht beim Lesen
& bitte immer die Triggerwarnungen beachten!
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