Mein Gedicht...
Diesen Text habe ich vor Corona geschrieben, denn auch schon vor allen Lockdowns gab sie: Einsamkeit. Eine Sache, die man nicht sehen kann und die man meist auch nicht sieht, weil sie größtenteils nicht auf einer Bühne oder einer Party stattfindet, sondern hinter zugezogenen Vorhängen, mitten drin im Menschen. Ich finde, es ist ein Thema, das man viel mehr beachten sollte. Gerade jetzt, wo wir in der Gesellschaft die vielen schlimmen Auswirkungen von Einsamkeit gesehen haben...
Mein Gedicht:
Ich bin die Stimme, die nicht spricht,
Hörst du mich flüstern von den tausend Geschichten
Von den einsamen Lichtern, schwer zu verstehen und doch einfach zu richten?
Von Menschen, die man öfter mal auslacht
Und Worten, die nie jemand aussprach?
Von der Welt, und von dem, woran sie sich meistens vorbeidreht
Von dem Schicksal, an dem man vorbeigeht, ohne es zu sehen?
Ich bin die Stimme, die nicht spricht
Aus den hintersten Reihen hört man mich rufen und schreien
Denn ich bin das Brüllen, wimmernde Brüllen der Leisen und Stillen
Ich bin die Stimme, die nicht spricht
Und ich schreie mein Gedicht dieser Welt in ihr Gesicht
Und er ist mein Gedicht, sein einsamer Morgenmantel
Neben dem kein zweiter hängt,
Der da so verlassen wirkt, dass er ihn manchmal fast weiterschenkt,
Dessen Umriss im Morgentauen
Traurig grau und der Haken daneben so leer scheint
Den zu tragen ihm manchmal so schwer scheint
Er ist der Rahmen meiner Zeilen
Er ist mein Gedicht,
Weil er nie aufhört seinen Mantel zu tragen
Weil er ihn Morgen für Morgen an den schwierigsten Tagen
Wieder vom Haken nimmt
Sich in seinen Wagen zwingt und seine Runde dreht
Seine Wunde trägt
Sich Reim um Reim ganz allein
Durch sein einsames Leben schlägt
Er parkt im Park, isst Tag für Tag dort seinen Quark
Und sieht den Hunden beim Spielen zu
Sieht über Stunden den Vielen zu,
Die dort sich in ihren Gedanken verlierend mit ihren Tieren spazieren
Und von Außen so zufrieden scheinen
Und fährt genauso auch heim, immer wieder, alleine,
Durchs Dorf, vor dem letzten Haus bremst er
Wer ihn sieht, sieht nur ein altes Gesicht
Er ist ein einsames Licht in nem einsamen Fenster
Kennt die tausend Gespenster besser als die wenigen Menschen
Doch er ist mein Gedicht und kein Vers hört auf zu kämpfen,
Er quatscht ziemlich gern, aber niemand ist da, der ihn hört
Es gibt niemanden mehr, der seine Ruhe noch stört
Und er trägt seine Zeilen weiter durch den Regen
Vielleicht hörst du ihn dazwischen
Mal im Vorbeigehn leise reden
Und ich höre nicht auf, meine Gedichte zu flüstern
Damit man sie nicht vergisst, denn
Sie leuchten wie Lichter an Insel-Strand-Küsten
Sie bergen verborgene Schätze,
Flackern wie die Flammen der Kerzen
Von ihrem Rhythmus gepackt klopf ich den Takt leisen, verletzten, leuchtenden Herzen.
Sie ist mein Gedicht, denn ich find, sie ist wichtig,
Manchmal denkt sie, sie tickt nicht ganz richtig,
Sie spricht nicht so oft, aber innerlich hofft sie,
Dass man sie wahrnimmt,
Und auch ihr mal wer sagt, dass sie toll ist
Und an ihr jedes Haar stimmt,
Denn sie weiß nicht, was falsch ist in ihr,
Vielleicht ist sie einfach nur leise,
Für ihre Alter zu alt und zu weise
Sie ist einsam innendrin, da ist niemand wie sie
Da ist niemand, der sieht, wie sie wegrennt und flieht vor der Welt
Ihre einzige Gesellschaft sind verwirrende Stimmen,
Die sie wie in ihrem Zimmer einzimmern
Sie fürchtet die Schatten, die meistens eigentlich ihre eigenen sind,
Viel zu tief in ihr drin sitzt ein leidendes Kind
Und fragt sich: Weiß da draußen noch jemand, wer ich eigentlich bin?
Man sagt, sie sei seltsam,
Wohnt weit draußen am Weltrand und sieht sich von Außen die Welt an
Wer bleibt bei ihr, wer hält sie aus?
Doch wenn sie mal kämpft, wer hält sie auf?
Wer hört ihre Stimme, wenn sie nicht spricht,
Wer sieht ihr ins Gesicht, sieht in ihrem Blick das leise Licht,
Wer liest in ihr ein Gedicht?
Er ist mein Gedicht, ja, er ist mein Lied,
Weil viele ihn anstarrn, doch niemand ihn sieht
Weil jeder ihn kennt, aber ihn keiner versteht
Und alle fragen, wieso, niemand frägt, wies ihm geht
Seit ein paar Jahren sind seine Eltern geschieden,
Er ist im Leben schon oft liegen geblieben,
Keine Lust, so viel Frust, nichts läuft, wie es sein soll
Er säuft sich so häufig einfach allein voll,
Es scheint so, als gäb es für ihn keinen Sinn und kein Ziel
Viel zu oft hat er eher heißer gelacht
In der Schule wird er fertiggemacht,
Und manchmal wird ihm das alles zu viel
Er hat nicht selten mal an das Ende gedacht
Und wir wollen es nicht hören, es ist uns zu ernst
Doch er ist ein einsames Licht, das brennt
Er ist mein Gedicht, und ich werd von ihm erzählen,
Bis die Welt seine Geschichte kennt.
Denn mir begegnen viele Leben
Und ich sprech von ihren Wegen, sie sind nicht immer eben
Ich erzähle von Hügeln und den riesigen Bergen
Von schluchzenden Schluchten, den tiefsten Tälern der Erde
Ich erzähle die Geschichten, die das Leben schreibt,
Damit vielleicht ein leises Herz am Leben bleibt.
Es ist so leicht zu verurteilen
Doch oft nicht so leicht, ein besserer Mensch zu sein
Wir alle sind schwach und klein und
Eine Seele kann nur heilen
Wenn man ihr Halt gibt, ihr zeigt, dass sie geliebt ist
Ihm blieb davon nichts übrig.
Von den Seinen verlassen, die überzeugt sind, dass sie ihn hassen,
Von vielen Lippen verflucht
Ist er wie der verlorene Sohn, den scheinbar keiner mehr sucht
Sie sagen, er habe zu oft gelogen
Und als letzte Gesellschaft blieben ihm Drogen.
Da sitzt er hinter verbitterten Gittern
Zwischen all den zersplitterten Splittern seines Lebens
Und egal, wie er sich anstrengt, es scheint völlig vergebens
Er brüllt und sie sehen ein Monster,
Niemand sieht, wie sehr er verletzt ist
Man hetzt ihn, verschätzt sich,
Sieht nicht, wie viel er durchsteht, er
Fühlt sich oft selbst so klein
Schon lang kann er nicht mehr er selber sein
Ein bisschen wie Hulk,
Um seine Knochen legt sich Schicht um Schicht Kalk
Er hat alle seine Freunde verloren im Tunnel
Und am Ende wartet nichts als ein gebrochenes Licht,
Doch für mich ist auch er immer noch ein Gedicht
Sie ist mein Gedicht, sie bakt noch immer die Kuchen
Vergisst nie, jeden Tag nach ihrer Brille zu suchen
Ihre Enkel haben seit nem Jahr keinen Brief mehr geschrieben
Und sie fragt sich jeden Tag, was sie all die Jahre lang trieben,
Sie hängen den Großteil der Zeit vor dem Internet
Und sie denkt sich, es wär doch gerade jetzt im Winter nett,
Sie endlich mal wieder zu sehen, sie kanns nicht verstehen.
Mit nem einsamen Seufzer sieht sie auf die Straße hinunter: Kein Auto in Sicht,
Sie bleibt ein einsames Licht
In nem fast leeren Rahmen, hinter ner spiegelnden Scheibe;
Abend für Abend, als könnten sie die Gespenster vom Fenster vertreiben
Brennen drinnen die Kerzen,
Und sie bakt, und sie bakt mit viel Herz, denn
Insgeheim hofft sie noch, sie könnts nicht verschmerzen
Doch sie leuchtet auch in der stillsten der Nächte
mit einsamen Flammen einsam am Fenster zusammen
Sie ist ein einsames Licht, und für mich ein Gedicht
Das ich der Welt nicht verschweigen kann
Weil es so wie es ist, nicht mehr bleiben kann
Wir sind so oft einsame Lichter und brennen allein
Und finden nicht heim, weil da kein Zuhause mehr ist,
Wir rattern im Getriebe der Routinen mit in den Maschinen,
Wo keine Pause mehr ist,
Was zählt eine Zahl im System der Gesellschaft?
Wo gehörst du dazu, wer ist da, wenn du krank bist?
Und wer erledigt die Dinge, die kein Geld dieser Welt schafft?
Die niemand bezahlt, wo der Lohn nur der Dank ist?
Wer wärmt die Herzen, wenn uns innerlich friert
Und wem ist wichtig, was mit uns passiert?
Wir sind oft einsame Lichter und brennen allein
Wir könnten zusammen ein Lichtermeer sein
Und sind wir nicht Krieger des Lichts?
- kommt, lasst uns ein Lichterheer sein!
Und er dreht seine Runde Tag für Tag weiter
Vielleicht siehst du ihn mal, dann wink ihm und sag ihm hallo
Lass n kleines Stück Zeit da für ihn - oder so
Und er dreht seine Runde, fährt heim durch die Straßen
Er sieht tausende Scheiben, sie rasen vorbei an der seinen
Und keine, die bleiben, er fühlt sich alleine
Vor nem einsamen Fenster
Darin ein Gesicht, das hinausblickt - da bremst er
Und sieht n einsames Licht,
Und wie er dann rauskriegt, wohnt dahinter
Ein leises Gedicht
Und da weiß er, er ist hier im Winter
Nicht so allein, wie er denkt
Vielleicht hat ihn das Leben nicht ganz aus Versehn in diese Straße gelenkt
Denn in der stillsten der Nächte sind Lichter das größte Geschenk
Er dreht seine Runden, jetzt weiß er wieder, wofür
Und sein Mantel, der hängt heute an ner anderen Tür.
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