Antrag

Nam' und Vornam' nenne ich,
und die Anred', sicherlich.
Den Geburtstag nicht vergessen,
darauf ist das Amt versessen.
Wohnhaft in und um und an ...
dass man mir was schicken kann.
Email, Fax und Telefon,
komplettiern den Kopfteil schon.

Jetzt geht es ans "Eingemachte",
die woll'n mehr Daten, als ich dachte.
Bildungsweg und Anamnese,
woll'n sie wissen, so ein Käse!
Die Familie wird durchleuchtet,
nun die Finger angefeuchtet,
denn der "Stammsatz" ist vorbei,
weiter geht's mit Seite zwei.

Wieviel mein Einkommen beträgt,
ob ich davon was "angelegt",
ob mir nicht von den Verwandten
oder sonstigen Bekannten
wer noch eine Leistung zahle,
ein- oder auch viele Male ...
Ob ich häufig krank gewesen,
kürzlich erst von was genesen,
ob ich chronisch ... , handicapped,
ob jemals Krankheit ich verschleppt,
wie es um die Augen steht,
ob mein Herz noch richtig geht,
und die Lungen-Hauptfunktion ...
nannte ich die Füße schon?

Seite drei ist nun erreicht,
ich gesteh', ich schwitze leicht.
Meine Kranken-, Rentenkasse,
ob ich die abbuchen lasse,
Wieviel VWL ich habe,
jede Spende, jede Gabe.
Und man find't es angebracht,
zu fragen, nach der Gartenpacht.
Ja, selbst nach dem Stromverbrauch
fragt man - und nach Wasser auch.
Ob ich meine Wohnung heize
oder mit der Wärme geize,
ob ich einen Trockner hab,
fragt man ebenfalls noch ab.

Damit kommt die Seite vier:
"Haben Sie im Haus ein Tier?
Sittich, Katze oder Hund?
Und ernähr'n Sie es gesund?
Wieviel Stunden gehen Sie
mit ihm spazier'n, wohin und wie
Läuft das Tier, an Kette, Leine
oder etwa ganz alleine?"
Mit Hakenkästchen allemal
fehlt eine Antwort, welche Qual!
Man kann den Fakt nicht recht beschreiben,
muss daher eher vage bleiben,
hofft, es wird dennoch anerkannt,
statt abgelehnt und dann verbrannt...

Was? Fertig? - Nun noch schnell verschickt,
damit das Amt es zeitnah kriegt!

Die Hoffnung steigt, dass ich, mit Glück,
vielleicht
(wenn alles richtig war,
für Quartal 1 im nächsten Jahr)

'ne Monatskarte krieg.

by Aufschreiber