Für Flamesofhope

Flammend lodern Feuersäulen

In den finstren Himmel auf.

Fern hörst Du die Wölfe heulen,

Sie singen Dir der Welten Lauf. 

Sie singen Dir der Welten Einheit,

Sie singen kraftvoll und doch leis,

Sie singen Dir der Seelen Reinheit,

Sie singen Dir vom Sternenkreis. 

Vom Auf- und Niedergang der Sonne,

Von Auferstehung, Leben, Tod,

Und von dem Leben einer Nonne

Und ihrem Früh- und Abendbrot.

"O amor et invidia!"

- spricht sie und isst ihr Frühstücksei -

"Coniungunt in absentia!"

- das ist der Leitspruch der Abtei.

Im Stillen fügt sie noch hinzu:

"Si Deus benevolus est,

Me donat - Christo adventū -

Pro omnibus ein frohes Fest!"

Gemeinschaft will sie auch noch haben,

Und ebenso den Umweltschutz:

Sie möchte sich am Leben laben,

Ganz ohne Einsamkeit und Schmutz.

Die lila Wölfe singen weiter,

Verkünden ihren Wunsch der Welt.

Der Ton dient uns als Wegbereiter 

Und bringt die Wahrheit, die sie hält.

Doch plötzlich ändert sich der Klang.

Da spukt doch wer im Kloster rum!

Der Nonne wird ganz Angst und Bang:

"O mitti mir auxilium!"

Vor Schreck vergeht ihr das Latein.

Es ist ein Mord im Haus geschehen!

Der Grund? Sie fanden Gift im Wein.

Den Mörder hat man nicht gesehen.

Die Wölfe kümmert das nicht mehr,

Sie wissen um des Mordes Grund:

Wer frönt dem Laster allzusehr,

Sieht bald schon seine letzte Stund.

Der Mörder war ein Assassine,

Er schlich sich spät des Nachts herein.

Der feine Klang der Violine

Lullt den Toten lieblich ein.

Die Wölfe heben ihre Stimmen,

Sie sind in klarstes Licht getaucht.

Die Verse ihres Lieds verschwimmen,

Sie werden anderswo gebraucht.

Wofür, fragt ihr? Die Antwort ist:

Sie sind zur Freude hergekommen.

Und ihr, die es nun endlich wisst,

Habt es zur Weihnachtszeit vernommen.

Der Adressat, der seid ihr alle,

Die ihr im Leben ruht und hetzt.

Doch merket euch im Zweifelsfalle:

Die Hoffnungsflamme stirbt zuletzt.

Denn diese Dichtung ist für Dich,

Die Du so fantasievoll bist,

Denn Du bist hierfür wesentlich,

Und ohne Dich? Wär's furchtbar trist ...

Doch wer, nur wer schrieb all die Späße?

Wer den Trauersang der Nonnen?

Wer hat die ganze pflichtgemäße

Dichtung schließlich erst begonnen?

Das, ihr Lieben, bleibt geheim,

Bevor sie das Geheimnis lüften.

Vielleicht, wenn ihr bei euch daheim

Umgeben seid von Weihnachtsdüften.