"Ob ich zufrieden damit bin, dass du mich wie ein Laserhin angaffst?", pampte sie mich an.
"Was genau ist dein Problem? Habe ich irgendwas falsch gemacht?"
Daylana verdrehte genervt die Augen. "Ob er was falsch gemacht hat, möchte er wissen! Oh ja, das hast du! Du hast deine Schwester, deine Familie, im Stich gelassen. Häufig weinte sie im Bett. Eine Gute-Nacht-Geschichte wollte sie hören, nur von dir. Kein anderer durfte ihr vorlesen. Sie wartete auf dich. Doch tada, welches Ronto-Hirn kehrte nie zurück? Ach stimmt. Das war Poe Kes Dameron.", gehässig applaudierte sie.
Ihre Worte trafen mich tief.
"Weißt du wie es Tag ein, Tag aus für mich war? Wie tief mich meine eigene Entscheidung stets getroffen hat? Weißt du das? Du kannst es nicht wissen!
Ich habe meine Schwester vermisst. Wollte sie in die Arme schließen, ihr sagen, dass alles gut wird, aber mit der Zeit wurde mir bewusst, dass ich damit lügen würde. Ich wäre bei ihr, wohl wahr, doch der Krieg wäre im vollen Gange und ich hätte nichts daran ändern können. Das wäre viel schrecklicher gewesen. Ich wollte das Ende des Krieges sehen, um meine Schwester in Sicherheit zu wissen, um vollends für sie da sein zu können, um mich nicht von Schuldgefühlen plagen zu lassen. Verstehst du?
Ich habe viel Mist gebaut, das ist mir bewusst und ich weiß, dass mich einige genau deshalb nicht mögen werden, doch ich hoffe... Ich hoffe, du hast verstanden, was ich hatte sagen wollen, denn ich habe den Faden verloren.", niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen.
"Ich verstehe es."
"Wirklich?", hoffnungsvoll öffnete ich die Augen.
"Ich glaube schon. Das heißt jedoch nicht, dass ich dich nun mehr leiden kann.", entgegnete Day.
"Verstehe. Magst du mir dennoch etwas über dich erzählen? Deine Familie, deine Vorlieben und so weiter und so fort?", unterbreitete ich einen Vorschlag von einem angenehmeren Gesprächsthema.
"Meine Familie? Ich habe keine. Die Eltern starben früh, unsere Heimat befand sich auf Naboo. Von dort aus bin ich dann nach Yavin gekommen."
"Mein Beileid."
"Das brauch ich nicht von dir und auch keinem andern, aber danke."
"Es hilft darüber zu sprechen, sagte mir einst ein außergewöhnlicher Mensch.", erinnerte ich mich an Alysia und ihre klugen Taten und Worte.
"Worüber redet ihr?", abwartend sah Nomi erst mich, dann ihre beste Freundin an.
"Über nichts Bestimmtes."
Drohend mit einem breiten Grinsen im Gesicht hob sie ihren Finger und piekste mir in die Seite.
"Au! Was sollte das?"
Manches Mal kam sie mir nicht vor wie eine erwachsene Frau. Sie erinnerte eher vom Charakter her an ein verspieltes Mädchen, welches durch ihr Aussehen ebenso nicht viel älter wirkte.
"Ey, lass das, Sternchen. Ich muss mich konzentrieren. Sollen wir etwa abstürzen?"
Stumm schüttelte die Angesprochene den Kopf. "Tschuldige, großer Bruder.", brummelte sie.
Lächelnd wandte ich mich an die zwei Frauen. "Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?"
Sternchen wollte etwas einwenden, da unterbrach Day sie bereits. "Wir haben uns auf dem Markt getroffen. Ich wollte gerade etwas zu Essen besorgen, als sie mich unabsichtlich anrempelte. Ihr Freund Whence stand nicht weit von uns entfernt und kaufte eine besondere Blume für sie. Mir sind ihre feuerroten, kreuz und quer stehenden, Haare aufgefallen und ich habe ihr Frisuren empfohlen, die ihr gut stehen würden. Deine Schwester hat mich fragend angestarrt, wusste nichts mit den Worten anzufangen. So kamen wir ins Gespräch. Ich habe anfangen ihr Frisuren zu machen und wir würden über kurz oder lang Freunde."
"Die allerbesten Freunde.", warf meine Schwester ein.
"Warte, warte. Whence? Dein Freund? So wie in fester Freund???"
"Daylana", stöhnte Sternchen. "Dazu bin ich noch nicht gekommen zu erzählen."
"Wozu? Wozu bist du noch nicht gekommen?"
"Meine Güte, zur Cantinaratte, großer Bruder!", fluchte sie wie ich. Es brachte mich zum Schmunzeln, wie ähnlich wir uns ab und an waren. "Jepp, ich habe in der Tat einen festen Freund - Whence Drayson, der Junge von der Geburtstagsfeier um genau zu sein. Ich wollte es dir heute Abend berichten."
"Das muss ich zuerst einmal verarbeiten... Du bist doch gerade...
"Vierundzwanzig und eineinhalb Jahre alt.", unterbrach sie mich zum Teil genervt.
"Echt? Oh Mann. Trotzdem muss ich das erst einmal verarbeiten... Wie wäre es, wenn ihr mir in der Zwischenzeit mehr von euch erzählt? Abgesehen von diesem kleinen Detail mit dem festen Freund.", schlug ich vor.
Die Frauen schauten sich an und zuckten mit den Achseln.
"Was hast du für ein Problem damit, dass ich einen Freund habe?"
"Nichts.", wehrte ich ab.
"Hast du keine Freundin? Ist es das, was dich fertig macht? Dass ich vor dir einen Partner finde?"
Damit hatte sie einen wunden Punkt getroffen. Es stimmte. Voll ins Schwarze getroffen. Es lag nicht daran, dass ich mir keinen Partner fürs Leben an meiner Seite vorstellen oder wünschen konnte, bislang hatte ich nur nicht die Richtige gefunden.
"Nein, alles gut. Es ist nur... Schwierig. Ich habe so viel in deinem Leben verpasst und bei Gelegenheit würde ich ihn gerne Mal kennenlernen, damit ich meinen Job als großen Bruder erfüllen kann und ihm drohe, ihm die Fresse - tut mir leid für diese Ausdrucksweise - zu polieren, wenn er dir nur ein Haar krümmt. Verstanden?"
"Darum musst du dir keine Sorgen machen. Das kennt er in Form von geschlagen werden von der besten Freundin bereits von mir. Außerdem ist Whence ein anständiger, freundlicher Kerl. Er würde alles für Sternchen tun und er würde ebenso alles daran setzen, ihr nicht wehzutun. Glaub mir, ihre schwere Beziehungsphase haben sie längst hinter sich gelassen."
Sternchen? Nur Papa, Alysia und ich durften sie so ansprechen. Es wunderte mich und ich versank in Gedanken.
"Schwere Beziehungsphase? Was muss ich mir darunter vorstellen?", nahm ich ihre Worte wieder auf.
"Du weißt schon: Der Anfang jeder Beziehung ist holprig. Die Personen konnten bisher noch nicht verstehen, dass sie in den jeweils anderen verliebt sind und wollen ihr Leben alleine weiter führen, dann merken sie durch den Abstand, wie sehr ihnen die andere Person fehlt und kommen zurück. Liebesgeständnis. Zum Schluss kommt es zu einigen Streitereien, bis sie total verliebt miteinander herum turteln, sich ständig küssen. Zwischendurch gibt's dann immer mal wieder kleine Streitigkeiten. Letzten Endes führt es zu einer Hochzeit und der Gründung einer Familie, sprich Schwangerschaft.", Day zwinkerte ihrer Freundin zu.
"Möchtest du ihre Gedichte lesen, Bruderherz?", bot Sternchen an. Bei dem Spitznamen gerat ich erneut tief in Gedanken.
Vor mir tauchte die Hand meiner Schwester auf. "Yavin IV an meinen großen Bruder...", ihre zierliche Hand wedelte vor meinem Gesicht herum.
"Wie? Was?", ich brauchte einen Moment. "Gedichte? Du hast also ein Hobby?"
"Nomiki", stöhnte diesmal die Schönheit wie meine Schwester zuvor.
"Was denn? Du hast das mit Whence verpetzt. Jetzt habe ich halt deine Gedichte verraten. Du solltest dich nicht so dafür schämen. Die sind der Wahnsinn, glaub mir.", redete Sternchen auf ihre Freundin ein. "Wenigstens das Gedicht aus meiner Sicht."
"Nur dieses Gedicht, mehr nicht.", willigte die Schönheit ein.
Nomiki verließ uns mit einem Lächeln.
"So, so... Du schreibst also Gedichte? Was machst du sonst gerne?"
"Im Normalfall redet sie gerne und lesen macht ihr Spaß. Reisen tut sie ebenso gerne.", beantwortete meine Schwester, sobald sie in den Cockpitraum zurückkehrte.
"Lesen? Was liest du?"
"Man glaubt es kaum: Liebesromane. Sie ist eine wahre Fanatikerin.", Day verdrehte ihre hübschen blauen Augen.
"Hier", meine Schwester reichte mir einen großen Stapel an Papier. "Schnell, lies die Gedichte!"
"Nomiki Shara Dameron, wir hatten das eine aus deiner Sicht ausgemacht. Das sind alle, die ich je geschrieben habe."
"Ups."
Bevor die Schönheit mir alle entnehmen konnte, überflog ich die voll geschriebenen Papiere.
"Gib die her, Poe"
Nachdem ich die Gedichte auf die Schnelle gelesen hatte, reichte ich sie ihr. "Ich weiß nicht was du hast, die sind echt gut. Besonders witzig finde ich das mit dem Barsch aus Whences Sicht. Lass mich raten: Er mag mich aus dem selben Grund nicht wie du."
Sternchens Blick verfinsterte sich schlagartig. "Du wolltest das Gedicht wegschmeißen!"
"Du hast selbst gesagt, du magst meine Gedichte und ich solle sie nicht verwerfen. Deine eigenen Worte."
Die Freundinnen stritten sich noch ein bisschen. "Mädels, lasst es gut sein. Ein Streit bringt uns nicht weiter. Ich habe die Gedichte gelesen, obwohl Daylana es nicht wollte. Du hattest sie mir gegeben. Day hatte das eine Gedicht behalten, somit seid ihr beide quitt. Obendrauf fand ich das Gedicht mit Whence nicht schlecht, sondern lustig.", schlichtete ich.
"Ich verspreche dir, Whence wird dich mögen..."
"Nein, das wird er nicht und das weißt du ganz genau. Dein Freund mag Poe nicht."
"Und das ist nicht schlimm. Sternchen, das habe ich mir selbst eingebrockt."
"Themawechsel?", designierte die Schönheit.
Erleichtert nickten wir.
BB-8 meinte, es könne gefährlich für mich werden unter streitenden Frauen zu sitzen. Irgendwie würde ich das schon überstehen.
Ich hatte ganz vergessen, Daylana den Millennium Falken zu erklären. Das Erklären holte ich nun nach, in dem ich ihr ein paar Handgriffe erklärte, Tipps und Tricks anvertraute.