16. Kapitel: Pläne
16. Kapitel: Pläne
„Sag mal Jenna, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Maria am Montag in der Mittagspause, als sie wieder an ihrem gewohnten Tisch in der Cafeteria saßen und eigentlich ihr Mittagsessen genießen sollten, zumindest tat das Maria, denn Jenna hatte ihr Chilli noch nicht einmal angerührt. Stattdessen starrte sie Löcher in die Luft, während sie das Gesicht in ihre Hand gestützt hatte und mit der anderen die Gabel in der Luft schweifen ließ.
„Klar, was soll denn sein?“, fragte Jenna sie überrascht und blickte auf.
„Naja, du sitzt seit zehn Minuten da und reagierst auf nichts, was an unserem Tisch so gesprochen wird!“, erklärte Maria und sah ihre Freundin finster an. Da sie die Einzigen beiden waren, die gerade an diesem Tisch saßen bedeutete das zwangsläufig, dass Maria seit geschlagenen zehn Minuten Selbstgespräche führte! Wahrscheinlich hatte Jenna sich wieder einmal mit Liam in die Haare bekommen. Eigentlich hatte Maria, nachdem Liam Jenna am Freitag nachhause gebracht hatte geglaubt, dass es besser zwischen den Beiden lief, doch da hatte sie sich anscheinend geschnitten, denn Jenna war heute so seltsam drauf in die Schule gekommen wie schon länger nicht mehr. Richard hatte diesen Blick, den sie im Moment hatte, oft ausgelöst und meistens hatte Maria gleich gewusst, dass er wieder etwas getan hatte, was ihre Freundin verletzt hatte. Richard, oder auch Liam. Diese beiden waren sich gar nicht bewusst, welche Emotionen sie in ihrer Freundin verursachen konnten und das nahm Maria ihnen irgendwie auch ziemlich übel, denn sie ließen Jenna häufig wirklich leiden.
„Ach was, mit mir ist alles in Ordnung! Wirklich!“, versuchte Jenna ihre Freundin zu beruhigen und seltsamerweise breitete sich tatsächlich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, das echter nicht sein konnte. Maria zog die Stirn kraus und überlegte, seit wann ihre Freundin nicht mehr offen mit ihr sprach, schließlich hatten sie bisher alles geteilt! Andererseits war Maria vermutlich auch selber schuld, schließlich hatte sie selber ihrer Freundin an den Kopf geschmissen, dass es ihr auf die Nerven ging, wenn Jenna immer nur von Liam sprach und, da Maria sich sicher war, dass es in dieser Sache um Liam ging, konnte sie es ihr nicht einmal übel nehmen. Doch weshalb sollte Jenna wegen Liam lächeln? Sie beschloss nachzufragen und ihrer Freundin endlich zu sagen, dass es sie es nicht so gemeint hatte, als sie sich auf dem Weg zum Bus wegen Liam gestritten hatten.
„Du Jenna, es tut mir leid, dass ich dich letztens so angefahren hab, wirklich! Das war nicht meine Absicht, es war nur, keine Ahnung…ich weiß nicht wie ich es erklären soll!“, begann Maria, doch Jenna ließ sie gar nicht weiter reden.
„Nein, du hattest doch irgendwie auch Recht und jetzt mach dir keine Sorgen, es ist wirklich alles in Ordnung! Man kann wohl einfach sagen, dass ich Richard endlich auch mal einen Schlag verpasst habe, den er so schnell nicht vergessen wird!“, meinte Jenna und beschloss, nichts näheres zu erzählen aus dem einfachen Grund, dass sie Liam nicht weiter in diese Sache mit hineinziehen wollte als unbedingt nötig.
Gerade als Maria etwas erwidern wollte betrat Liam die Cafeteria, was Maria daran erkannte, dass sämtliche Köpfe der Mädchen in eine Richtung schnellten und so folgte sie deren Blick. Liam Welsh war ein Phänomen für sich, das musste Maria zweifelsfrei zugeben. Sie war sich ziemlich sicher, dass er sich noch nicht einmal bewusst war, was für ein heißer Feger er war und genau aus diesem Grund fiel ihm auch kaum auf, wie viele Mädchen ihm eigentlich hinterher blickten während er ungerührt die Cafeteria entlangging und nach etwas oder jemandem Ausschau zu halten schien. Wie immer bekam Jenna von der Aufregung um Liam Welsh nichts mit, doch als Liams Blick auf Jenna traf hatte er offenbar das gefunden was er gesucht hatte, denn er steuerte nun direkt auf sie zu und blieb schließlich vor ihr stehen.
„Irgendwie ist es hier grad um locker zwanzig Grad kälter geworden!“, sagte Jenna und blickte auf. Sie hatte sofort verstanden, wer sich auf den Weg zu ihr gemacht hatte und nur weil er ihr am Freitag geholfen hatte hieß das nicht, dass sie ihn jetzt mit Samthandschuhen anfassen musste.
„Ich glaube du irrst dich Carson, wenn dann ist heißer geworden, seitdem ich den Raum betreten habe!“, sagte er lächelnd und ließ sich auf den freien Stuhl neben Jenna nieder, während alle Blicke zu den beiden wanderten. Genau wie Maria behielten sie die Beiden im Auge und warteten darauf, was als nächstes geschehen würde. Noch niemals hatten die Beiden ihre Mittagspause zusammen in der Cafeteria verbracht, an einem Tisch, um einfach nur mal kurz miteinander zu sprechen. Maria fiel auf, dass nicht nur Liam keine Ahnung zu haben schien welche Aufmerksamkeit er auf sich zog, sondern auch Jenna schien davon nichts mitzubekommen.
Jenna wandte sich in Liams Richtung und legte den rechten Arm auf der Tischplatte ab.
„Kann ich irgendwas bestimmtest für dich tun?“, fragte sie ihn und obwohl sie eigentlich genervt hatte klingen wollen, kam ihr ein Lächeln über die Lippen, was jedoch nicht viele sehen konnten. Liam hingegen konnte es sehr genau sehen und zog dabei eine Augenbraue nach oben und näherte sich Jennas Ohr. Während er dies tat, weiteten sich die Augen derer, die immer noch den Beiden ihre Aufmerksamkeit schenkten.
„Wie jetzt, ich dachte wir könnten uns ein Mittagessen teilen und dann Hand in Hand hier raus spazieren, schließlich sind wir ja jetzt offiziell zusammen, oder etwa nicht?!“, flüsterte er so leise, dass nicht einmal Maria verstehen konnte, was er zu Jenna sagte, doch bei Jenna machte sich eine leichte Gänsehaut breit.
„DAS hättest du wohl gerne Welsh!“, konterte sie dennoch schnell und zog sich ein wenig von ihm zurück. Seine große und auffällige Präsenz schien immer viel mehr Platz einzunehmen als es rein physikalisch eigentlich möglich sein sollte und so rutschte sie auch mit ihrem Stuhl ein wenig zurück.
Liam begann zu lachen und lehnte sich selber wieder zurück, so als habe er nicht bemerkt, wie schnell Jenna Raum zwischen ihnen beiden hatte schaffen wollen.
„Also gut, dann halt direkt zum Punkt…“, meinte er und sah sich kurz in der Cafeteria um, in der immer noch der ein oder andere ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkte als seinem Gesprächspartner. Er runzelte die Stirn.
„Wir haben jetzt schon länger nichts mehr unternommen. Ich bezweifle stark dass Mrs. Stark es gelten lässt wenn wir ihr erzählen, dass wir deinen Ex verarscht haben und da wir beide noch sehr spärlich beschriebene Listen über den jeweils anderen haben dachte ich, es wäre mal wieder Zeit für eine Unternehmung! Also was könnten wir unternehmen?“, fragte Liam sie denn er bezweifelte tatsächlich, dass die Punkte die er bisher genannt hatte, ausreichen würden die Note einzusacken, die er brauchte.
Jennas Gesichtsausdruck veränderte sich beinahe sofort und auch ihr wurde klar, dass nur zwei der bisher genannten Punkte auf ihrer Liste Mrs. Star tatsächlich davon überzeugen würden, dass sie sich wirklich Mühe gegeben hatten.
Sie zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung Welsh, ich mache kaum etwas außerhalb der Schulzeit!“, erklärte sie und wurde sich in diesem Moment bewusst, wie langweilig sich das anhörte. Dessen wurde sich auch Liam anscheinend im selben Moment bewusst, denn er betrachtete sie ein wenig abfällig.
„Ernsthaft Carson, du könntest einer der langweiligsten Menschen dieser Schule sein!“, erklärte er und lächelte dabei und obwohl Jenna diese Aussage eigentlich auf die Palme bringen sollte dachte sie an den gestrigen Tag.
Sie hatte gestern ihren 18. Geburtstag gefeiert und Chris hatte sie als erster geweckt und ihr dazu gratuliert. Der ganze Tag war einfach nur schön und entspannend gewesen und als es schließlich draußen erneut zu schneien begonnen hatte und der Schnee dabei auch liegen blieb hatte der Tag sich für sie perfekt angefühlt. Doch irgendwann spät abends, hatte es an der Tür geklingelt und Jenna war hingeeilt und hatte sie geöffnet.
Mit großen Augen war sie in der Tür gestanden und hatte Liam angesehen, als wäre er aus einer vollkommen anderen Welt.
„Welsh, was willst du denn hier?“, hatte sie ihn verwirrt gefragt und die Tür weiter aufgemacht um ihm zu bedeuten, dass er hereinkommen konnte doch er hatte den Kopf geschüttelt und ihr stattdessen ein kleines Päckchen überreicht.
„Wofür soll das denn sein?“, hatte sie ihn stutzig gefragt und war gerade dabei gewesen es zu öffnen, doch er hatte seine Hand darauf gelegt und sie aufgehalten.
„Alles gute zum Geburtstag Carson, jetzt spielst du endlich bei den Großen mit!“, hatte er lächelnd erklärt und schließlich hinzugefügt „Du musst mir nur eine Sache versprechen, du öffnest dieses Päckchen erst, wenn du irgendwann wieder kurz davor bist, mich zu erschießen, ok?“
Jenna hatte ihn vollkommen verständnislos angeblickt und schließlich geantwortet.
„Du schenkst mir etwas zum Geburtstag, was ich gar nicht aufmachen darf?“
Dabei hatte er lächelnd genickt und ihr dann den Rücken zugekehrt, sich offensichtlich jedoch doch noch entschlossen etwas hinzuzufügen.
„Nochmal alles gute, ich hoffe du hast noch einen schönen Tag!“, anschließend war er leichtfüßig die Stufen hinab gesprungen und genau den entgegengesetzten Weg als zu sich nach Hause entlanggegangen. Jenna hatte ihm noch kurz hinterhergeblickt und schließlich die Tür geschlossen, das Päckchen fest in ihrer Hand. Für einen kurzen Augenblick hatte sie sich gefragt, ob sie es nicht doch vielleicht gleich öffnen sollte, stattdessen war sie jedoch nach oben in ihr Zimmer gegangen und hatte es in ihrem Schrank verstaut. Sie war sich sicher, dass sie nicht lange warten müsste, um es zu öffnen.
Jenna kam wieder in der Gegenwart an und sah Liam an. Seinen letzten Kommentar beschloss sie einfach zu überhören.
„Naja, also gut mir fällt eine Sache ein, die ich wirklich unglaublich gerne mit dir machen würde!“, sagte sie schließlich und lächelte ihn teuflisch an. Seine Haare fielen ihm wieder einmal über das rechte Auge und verdeckten so einen guten Teil seines Gesichts, das würde Jenna früher oder später noch auf die Palme bringen und aus diesem Grund wollte sie ihn dazu bringen, mit ihr zum Friseur zu gehen. Als gute Eigenschaften könnte er dann so etwas wie „Jenna Carson kann einen wahnsinnig gut überzeugen schon lang fällige Dinge zu tun!“, oder so ähnlich aufschreiben.
Liam war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, denn Jenna hatte immer nur Unsinn im Kopf und genau das vermutete er auch in diesem Moment. Vor allem, da sie ihn gerade so ansah, als hätte sie etwas mit ihm vor, nur was hätte dies sein sollen? Sie war immer noch kleiner als er und würde so wohl kaum in der Lage sein, ihn zu irgendwas zu zwingen, also lächelte er und sagte nur „Raus mit der Sprache!“, und wartete anschließend ab.
Jenna wägte ihre Worte sehr sorgfältig ab und ging noch einmal ihre Argumente durch, warum sie Liam zu diesem Friseurbesuch überreden wollte.
„Ok, also Welsh, ich finde dass dein Kopf so aussieht, als hätten sich irgendwelche Viecher darin eingenistet. Das liegt nicht an deinem Adonisgesicht, sondern mehr an der Frisur die du da ständig hast und aus diesem Grund würde ich vorschlagen, wir beide gehen zusammen zum Friseur!“, erklärte sich schlussendlich ohne Umschweife und wartete darauf, was er dazu sagen würde. Er dachte lange Zeit nach, vor allem, da er mehr als nur überrascht gewesen war von ihrem Vorschlag. Noch nie hatte auch nur eines der Mädchen ihn wegen seinen Haaren kritisiert, doch Jenna war eben kein normales Mädchen und aus diesem Grund hätte er schon beinahe damit rechnen müssen.
„Was interessieren dich denn meine Haare?“, fragte er schließlich, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, es stört mich einfach und außerdem bringt es mich irgendwann noch dazu Wahnsinnig zu werden!“, erklärte sie unschuldig und verwirrte Liam damit nur noch mehr. Doch wenn dies ihr Wunsch sein sollte, dann hätte er gar nichts dagegen, denn seine Haare sahen nur deswegen so katastrophal aus, weil er bisher keine Lust gehabt hatte, zum Friseur zu gehen. Vielleicht würde bei dieser Sache jedoch auch etwas für ihn herausspringen?!
Er betrachtete Jenna von oben bis unten und sah, wie sie schon wieder einen dieser idiotischen Schlabberlooks trug mit dem sie was auch immer kaschieren wollte. Er zog eine Augenbraue nach oben und in dem Moment, in dem er begann zu sprechen, breitete sich in Jenna ein ungutes Gefühl aus.
„Ok Carson, aber ich mach das nicht einfach so! Du darfst entscheiden, wie meine Haare am Ende aussehen sollen, dafür gehen wir zwei jedoch für dich shoppen und suchen dir endlich mal was Vernünftiges zum anziehen. Entweder du trägst Zeug, was dich zum Straßenpenner mutieren lässt oder etwas, was dich aussehen lässt wie ne Nutte, also was sagst du? Dein Outfit gegen meine Frisur!“, legte er seinen Vorschlag dar und machte Jenna damit einen kurzen Moment sprachlos. Da jedoch Maria immer noch neben Jenna saß und sich all das angehört hatte, beschloss sie einzugreifen.
„Ich finde, dass das eine brillante Idee ist! Du glaubst ja nicht Liam, wie oft ich schon versucht habe Jenna dazu zu bringen, irgendwas anderes zu tragen als die abgelegten Klamotten ihres Bruders!“, rief sie aus was zur Folge hatte, dass Jenna ihr die Hand auf den Mund drückte und sie zum ruhig sein aufforderte.
„Spinnst du? Das muss doch wirklich nicht jeder mitbekommen! Und ich trage nicht Chris‘ abgelegte Klamotten, ok?“, wisperte Jenna so leise, dass nur Liam und Maria sie verstehen konnten.
„Naja, dieser Pulli kommt mir schon irgendwie bekannt vor!“, sagte Liam jetzt da Maria es angesprochen hatte und stellte fest, dass Chris tatsächlich genau so einen bis vor einigen Wochen noch ständig getragen hatte bis er ihm einfach zu klein geworden war. Nicht weil er noch überraschend gewachsen wäre sondern mehr, weil er angefangen hatte zu trainieren.
„Stimmt, jetzt wo dus sagst!“, sagte Maria stirnrunzelnd und währenddessen wurde Jenna ganz rot im Gesicht. Sie überlegte kurz, was sie dazu sagen sollte und ob sie auf Welshs Vorschlag eingehen sollte. Was hatte sie schon zu verlieren? Wenn er ihr etwas aussuchte, was sie nicht wollte, dann würde sie es einfach im Schrank liegen lassen und niemals anziehen! So einfach war die Sache!
„Ok, meinetwegen!“, erklärte sie schließlich und überraschte damit beide, ansonsten noch am Tisch anwesenden.
„Echt jetzt?“, sagte Liam überrascht, während Marias Gesicht ein breites Grinsen zierte.
„Ok, wann solls dann losgehen?“, fragte er bevor Jenna es sich anders überlegte und so machten sie aus, sich nach der Schule an seinem Auto zu treffen, wo es zum großen Umstyling beider kommen sollte. Das konnte ja wohl nur ein lustiger Nachmittag werden, schoss es Liam durch den Kopf.
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