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4 - Sommer

Seit dem schrecklichen Vorfall vor drei Tagen hatten die Gefangenen keinen Bissen Essen bekommen. Der Wikingerknabe Erik Ivarson war tot. Er hatte den Sturz ins Meer nicht überlebt.

Die Besatzung des Schiffes beklagte den Tod des Jungen sehr. Sein Körper war auf eine Bahre gelegt und mit einer Decke zugedeckt worden. Damit sich sein Leichnam aufgrund des schwankenden Rumpfes nicht verschieben konnte, war die Bahre zwischen zwei grossen Kisten fixiert worden. Ein sicherer Ort, bis sie wieder Land unter ihren Füssen hatten und ihn richtig bestatten konnten.

Der Franke, welcher Erik ins Wasser geworfen hatte, lag wie ein Bündel Elend in seinem eigenen Blut und seinen Exkrementen. Man hatte ihn nicht mehr aufs Klosett gelassen. Er war von den anderen Gefangenen getrennt und an einen separaten Balken gebunden worden. Der Gestank, der von seinem Körper ausging, war bestialisch, doch man wollte ihn in seinem eigenen Dreck verrotten lassen. 

Für das, was er getan hatte.

Den restlichen Gefangenen wurde der Gang zum Eimer zwar noch erlaubt, allerdings nur in Begleitung eines klotzigen und starken Mannes. Ansonsten wurden keine Gespräche zwischen den Sklaven mehr toleriert.

Rurik behielt die Franken stets im Auge. Er wollte seinen Blick einfach nicht von ihnen abwenden. Seit ein paar Tagen war ihm aufgefallen, dass die junge Frau, die er auf seinen Schultern an Bord gebracht hatte, nur noch schwächlich in ihrem Seil hing. Sie wirkte benebelt und kraftlos.

Vielleicht lag es daran, dass sie seit vier Tagen keine Nahrung zu sich genommen hatte. Der Schiffsführer hatte nämlich entschieden, alle Gefangenen für das Verhalten dieses dicken Mannes zu bestrafen. Das war nun mal seine Methode, um sie zu brechen. Die Wasserrationen reichten kaum und der Hunger zehrte merklich an den Kräften der Franken.

Rurik selbst war kein Freund von Quälerei und so beschloss er, zum Schiffsführer zu gehen, um ihn um Erlaubnis zu bitten, den Gefangenen die Nahrungsaufnahme wieder zu gewähren.

„Knut. Darf ich dich sprechen?", fragte Rurik, als er sich dem Heck näherte.

„Natürlich. Komm näher, mein Freund!", rief ihm Knut zu. Er sass am Deck auf einer Kiste und zwirbelte seinen langen schwarzen Bart. „Was gibt's?" Er breitete seine Arme aus. „Brauchst du Arbeit? Hier auf diesem Schiff gibt es wirklich genug zu tun!"

Rurik schüttelte den Kopf. „Nein", antwortete er. „Ich bin hier, weil ich dich fragen wollte, ob wir die Gefangenen wieder füttern können."

Knut blickte ihn verwundert an. Diese Frage hatte er wohl nicht erwartet. Er verschränkte seine Arme vor sich. „Und warum in Odins Namen sollte ich das erlauben?"

„Hör zu", meinte Rurik und lehnte sich etwas vor. „Die anderen Sklaven waren doch gar nicht in das Gefecht mit Erik involviert. Ich denke, es ist an der Zeit, dass sie etwas Essen erhalten. Sie sehen schwach aus und wir wollen doch nicht, dass wir sie umsonst mitgenommen haben. Zuhause brauchen wir sie gestärkt und bereit, um die Arbeit auf den Feldern zu verrichten. Ein schwacher Sklave ist nutzlos. Was wird Jarl Ragnar sagen, wenn wir mit entkräfteten, halbtoten Franken antraben? Der wird uns doch nach Hel jagen."

Er hatte seine Worte gut gewählt, denn er wusste, wie er argumentieren musste, um von Knut das zu bekommen, was er wollte. Der Schiffsführer war leicht zu durchschauen. Ihm war die Ehre sehr wichtig und er hielt viel von seinem Jarl. Es wäre eine Schande, wenn Ragnar schlecht von Knut und seiner Mannschaft dachte.

Knut überlegte einen Moment. „Ja, du hast recht", meinte er dann. „Bevor wir in Vestervig ankommen, sollten wir schon dafür sorgen, dass diese Kreaturen halbwegs lebendig aussehen. Njal hat eine Fischsuppe zubereitet. Gib denen was davon — aber nur die Reste mit den Fischgräten!"

„Mache ich", bedankte sich Rurik und wollte sich schon umdrehen, da hielt ihn der Schiffsführer zurück.

„Ah, und noch was, Rurik. Dieses leckere Mädchen, das du an Bord geschleppt hast." Knut wackelte mit den Augenbrauen. „Was für ein schönes Ding! Die Männer reden schon. Wenn du sie für dich behalten möchtest, dann solltest du das jetzt tun. Die Jungs sind hungrig ... Du weisst schon."

Rurik nickte zähneknirschend. Er hatte die lüsternen Blicke der anderen Männer natürlich selbst auch gesehen, deshalb konnte er die Worte vom Schiffsführer gut verstehen.

Seit unzähligen Nächten hatten die Männer ihre Frauen zuhause nicht mehr gesehen. Sie waren angespannt. Der Rausch der Schlacht pulsierte noch in ihren Körpern und suchte nach einem Ausweg. Jede schöne Frau, die ihnen in die Quere kam, konnte ihrer jähen Lust zum Opfer fallen. Ganz besonders, wenn diese Frau eine andersgläubige Sklavin war, denn die wurden schliesslich bloss als ein Stück Fleisch betrachtet. Mit Sklaven konnte man machen, was man wollte. So auch sich die Zeit auf See vertreiben.

Bisher hatte man die Frauen auf dem Schiff in Ruhe gelassen, aber dieser Frieden würde nicht mehr lange andauern. Rurik wusste das. Je länger die Überfahrt nach Jütland dauerte, umso grösser war auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Krieger sich im Trunk ihren Trieben hingeben würden. Dies war in der Vergangenheit schon oft passiert.

In wenigen Tagen würden sie normannisches Land erreichen und im Hafen von Ribe Halt machen können. Der Zwischenstopp würde die Anspannung lösen. 

„Eine Portion", bat Rurik den Kerl mit dem Suppenkessel. Eine Schale wurde ihm entgegengestreckt. Die Suppe war kalt, doch würde sie ihren Zweck erfüllen.

Rurik nahm die Schüssel und schlenderte zu den Gefangenen. Es wurde bereits wieder Abend und die Sonne stand tief. 

Der Mann mit dem geschwollenen Auge blinzelte ihn erwartungsvoll an. Er musste wirklich hungrig sein. Rurik löste seine Arme vom Seil und reichte ihm die Schüssel, dann ging er zurück zu Njal und holte noch vier weitere Schüsseln.

Die Priesterinnen und der Mann schlürften gierig ihre Suppen, nur die junge Frau im blauen Kleid regte sich nicht. Sie hielt die Augen geschlossen und ihr Kopf hing schlaff herunter. 

Um sicherzugehen, dass sie wach war, tippte Rurik ihr auf die Schulter. Sie hob ihren Kopf.

Bernsteinfarbene, fiebrige Augen blickten ihn an. Sein Atem stockte für einen Moment — was für wunderschöne Augen das waren — dann hob er die Fischsuppe in ihr Blickfeld. Ihre Augen liessen von ihm ab und schielten zur Schüssel. Sie nickte und versuchte, sich aufzurichten. Ein leises Stöhnen entkam ihren Lippen und sie sackte wieder in sich zusammen.

Rurik musterte sie eindringlich. Sie musste durch den Sturz schwer verletzt worden sein. Das erklärte die Schweissperlen auf ihrer Stirn und ihr Fieber. 

Die Frau gab ein unverständliches Murmeln von sich. Rurik beugte sich vor, um sie besser zu hören, doch er verstand nicht, was sie hauchte. Sie benetzte sich die Lippen. Ihr Hunger war stärker als das Fieber. Ein gutes Zeichen.

Sie schluckte leer, als er ihre Arme losband und ihr die Schüssel in beide Hände legte. Zittrig hob sie den Löffel zum Mund und ass die Suppe. Für nur einen Augenblick hob sie den Blick und hielt seinen Augen stand. Rurik erkannte ein warmes, dankbares Funkeln darin. Er nickte und liess die Gefangenen sein.

Zufrieden hockte er sich hin und beobachtete die Häftlinge dabei, wie sie ihre Suppe schlürften. Ein leises Stöhnen ertönte von dem Mann, der zusammengedroschen worden war. Er musste gemerkt haben, dass die anderen Gefangenen etwas zwischen die Zähne bekommen hatten. Rurik erhob sich abermals. Auch diesem Gefangenen brachte er eine Schale — aber viel weniger als den anderen, denn mehr als ein paar magere Fischgräten hatte der nämlich nicht verdient. Und stinken tat der fürchterlich.

・・・

Nach weiteren fünf Tagen auf hoher See erreichte das Schiff den Hafen von Ribe in Südjütland. Rurik hörte das Jauchzen der Möwen am Strand. Dieses Geräusch hatte er seit einer Ewigkeit nicht mehr vernommen.

Ribe war nur ein Zwischenstopp. Es war für die Mannschaft aber ein wichtiger Halt, da hier ein Teil der Beute zu Handelszwecken entladen und gegen neue Güter wie Nahrung, Felle und lebende Tiere getauscht wurde. Der tote Körper von Erik wurde ebenfalls vom Schiff geladen und in der Nähe eines anliegenden Strandes nach nordischem Gebrauch verbrannt.

Der zusammengeschlagene Sklave wurde mit drei Eimern kaltem Wasser abgespült. Sein Gestank war widerlich. Die Priesterinnen lud man in Ribe aus. Dort sollten sie als Sklaven auf dem Markt verkauft werden, denn im hohen Norden konnte man solche zerbrechlichen Weiber nicht gebrauchen.

Die junge Frau im blauen Kleid allerdings, liess man auf Anordnung von Rurik auf dem Schiff. Sie war nach mehreren Nächten wieder zu Kräften gekommen und Rurik war davon überzeugt, dass sie den Rest der Überfahrt bis nach Vestervig auch noch überstehen würde. Auch die zwei männlichen Sklaven beabsichtige man, bis nach Nordjütland zu bringen. 

Als die Priesterinnen mitgenommen wurden, blickte die Fränkin ihnen mit einer Mischung aus Trauer und Verwirrung nach. Rurik wusste, dass sie wohl nicht verstand, welch Schicksal ihnen blühte.

Noch weitere sieben Tage verbrachten sie auf hoher See, aber diesmal segelten sie nicht mehr auf offenem Meer, sondern trieben der Küste Jütlands entlang. Für die Nächte hielten sie an Häfen, Küsten und Stränden. 

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen beobachtete Rurik die junge Fränkin dabei, wie sie die Landschaft betrachtete. Der weisse, samtweiche Sand, die flache Dünenlandschaft. Das alles musste für sie so fremd sein. 

Während der Weiterfahrt gewährte Rurik der Fränkin und dem Mann mit dem blauen Auge je einen Rundgang pro Tag, an welchem sie sich erleichtern und die Beine vertreten durften. Fliehen konnten sie sowieso nirgendwohin und man wollte schliesslich, dass sie zu Kräften kamen.

Am vorletzten Tag ihrer Ankunft beschloss Rurik, die Fränkin zu sich zu beten. Sie war gerade dabei, einen kurzen Abstecher zum Heck des Schiffes zu machen, um wahrscheinlich die Landschaft zu beobachten, da hielt er sie beim Vorbeigehen an der Hand zurück. 

Er sass auf der Ruderbank mit Loki, der ihm mit gerunzelter Stirn gegenübersass und die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

Die Fränkin erstarrte und wollte sogleich weitergehen, doch er zog sie zurück. 

„Warte", bat er sie.

An ihrem verwirrten Blick erkannte er, dass sie kein Wort verstand. Sie blieb stehen. Rurik spürte an ihrem Unterarm, wie ihr Herz wild gegen ihre Haut schlug. Sie musste grosse Angst vor ihm haben. Er liess ihren Arm los und stand auf. Sie wich einen Schritt zurück, die Augen weit aufgerissen. Besänftigend hob er eine Hand in die Höhe und legte den schwarzen Umhang, den er um seine Schultern trug, langsam ab. Dabei blickte er ihr erwartungsvoll in die Augen. Sie regte sich nicht, wagte es kaum, sich zu rühren. Dann streckte er ihr sein Gewand mitsamt silberner Brosche hin.

„Nimm das", sagte er.

Sie blinzelte. Es war klar, dass sie nicht verstand, was von ihr erwartet wurde. Erst zögerte sie, doch dann nahm sie sein Gewand wortlos in ihre Hände und inspizierte die runde, silberne Brosche etwas genauer. 

Mit ihrem Daumen strich sie über das filigrane Muster. Ein Hirschkopf stach in der Mitte mit einem wunderschönem fülligen Geweih hervor. Die Enden seines Geweihs wurden nach allen Seiten verlängert und bildeten dünne Linien, die sich harmonisch um den ganzen Hirschkopf wanden und spiralförmig in den Rand der Brosche übergingen. Wundervolle Handarbeit. Ruriks Familienbrosche.

Sie warf ihm einen fragenden Blick zu.

Rurik erkannte ihre Unsicherheit und trat näher, um ihr das Gewand um die Schultern zu legen und mit der Brosche vorne an der Brust zusammenzustecken. Die junge Frau liess ihn gewähren. Er nickte ihr zu und setzte sich wieder hin. Mit dem Blick fest auf dem Boden lief sie davon in Richtung Heck.

Loki, der alles stillschweigend beobachtet hatte, kicherte leise. „Ich glaube, sie mag dein Geschenk nicht!", neckte er seinen Freund.

„Halt den Mund", schnauzte ihn Rurik an. „Sie weiss nicht, warum ich ihr mein Gewand gegeben habe."

„Ist wohl auch besser für sie!" Loki lachte auf. „ Oh, ich sag's dir, diese Frau wird dich noch ins Unglück stürzen. Das sehe ich in ihren Augen! Vor solchen Schönheiten muss man sich in Acht nehmen, mein lieber Freund. Die fressen dich im Schlaf! Mein Vater hat mir immer gesagt, dass die schönsten Frauen auch die gefährlichsten seien. Sie nutzen die Magie ihres Aussehens schamlos gegen uns aus. Wir Kerle, wenn wir nur mit unseren Schwänzen denken, merken das gar nicht. Glaub mir! Wir sind so von ihren perfekten Gesichtern und wunderbaren Formen abgelenkt, dass wir erst dann merken, dass uns ein Messer ins Herz gestochen wurde, wenn es schon zu spät ist!", sagte er.

Rurik schüttelte nur den Kopf, aber tief im Inneren wusste er, dass er sich gegen den Bann, der von ihr ausging, nicht wehren konnte. Es war nicht nur ihre Schönheit, die ihn faszinierte, sondern auch dieses Licht, das in den bernsteinfarbenen Augen leuchtete. 

Seufzend wandte er sich seinem Freund zu. „Schau, mir wäre es ehrlich gesagt viel zu schade, wenn sich die anderen Jungs über sie hermachten", erklärte er. „Die sollen ihre Finger von ihr lassen. Ich habe sie schlussendlich gefunden und deswegen finde ich, dass es mir auch zusteht, sie als mein Eigentum zu erklären. Meine Schwester wird sich freuen. Sie wollte schon lange eine neue Hilfskraft und besonders jetzt, in ihrem Zustand, wird sie das brauchen. Sie ist ein Geschenk an meine Schwester."

Loki nickte grinsend. „Was auch immer dir beim Einschlafen hilft. Mal sehen, was Ragnar darüber denkt, wenn er erfährt, dass du dir die Schönste von allen geschnappt hast!"

„Er wird es hinnehmen müssen."

„Wir beide wissen ja, wie gut er das kann. Was schwebt dir vor, willst du tun, wenn unser nimmersatte Anführer das Mädchen für sich behalten möchte? Willst du unseren Jarl zu einem Faustkampf herausfordern?"

Rurik schüttelte den Kopf. „Nein, aber wenn ihm meine Brosche auf ihrer Brust nichts bedeutet, dann muss ich seinen Respekt mir und meiner Familie gegenüber ernsthaft in Frage stellen."

Loki lachte laut auf. „Ach komm! Bitte Rurik, prügle dich mit ihm! Ich würde das so gerne bezeugen wollen. So eine kleine Rauferei haben wir seit langem nicht mehr gesehen. Das wäre doch unterhaltsam!" Er hob die Fäuste und schlug in die Luft, als führe er einen imaginären Kampf.

Rurik sagte nichts mehr und blickte der Sklavin hinterher, die nun mit seinem Gewand am Heck stand und übers Meer blickte. Ihm war bewusst, dass seine Tat Wellen der Empörung bei Ragnar schlagen würde. Der Jarl mochte es nicht, wenn man ihm Dinge unterschlug.

Indem Rurik sich das Vorrecht einfach genommen hatte, die Sklavin für sich zu beanspruchen, hatte er die Autorität des Jarls untergraben und seine Interessen über diejenigen seines Anführers gestellt. Doch Rurik war das in dem Moment gerade einerlei.

Die Fränkin gehörte ihm und niemand konnte sie ihm nehmen.

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