Kapitel 21
Antonius war mein bester Freund. Gewesen. Wir kannten uns schon seit dem wir zusammen im Sandkasten gespielt haben und er war einer der wenigen Menschen zu denen ich nett war und der Einzige mit dem ich freiwillig das Essen geteilt habe. Dann kam wohl die Pubertät und wir wissen alle was da passiert. Kinder sind scheiße, aber pubertirende Teenager sind Ausgeburten der Hölle.
Wenn ich jemals Kinder haben sollte, dann werde ich sie von zehn bis achtzehn in ein Internat schicken. Ganz weit weg von mir.Oh, ich schweife schon wieder ab!
Was du nicht sagst!, hörte ich einen klugscheißerischen Bastard in meinem Kopf sagen.
Halt die Klappe!
Baby, ich glaube jetzt ist nicht gerade so ein gute Zeitpunkt mir zu befehlen die Klappe zu halten, wenn ich doch wissen muss, wer der Typ ist, der uns hier fest hält.
Oh, hast recht. Antonius.
Was?
Antonius ist der Typ, der uns festhält!
Woher kennst du seinen Namen?!
Er war einmal mein bester Freund, okay?
Tolle Freunde hast du da! Ich blockierte seine Gedanken, bevor ich noch anfing zu schreien.
"Nastja. Du kannst so viel wie möglich mit deinem Gefährten komunizieren und ihm über mir erzählen, aber es wird dir nichts helfen. Er wird dich hier nicht rauskriegen können."
Woher weiß er, dass ich mich mit Tristan unterhalten habe?
"Ich bitte dich. Ich versuche schon seit fünf Minuten deine Aufmerksamkeit zu erregen", sagte er und verdrehte die Augen. "Glaubst du eigentlich, dass ich dämlich bin?"
Das war jetzt ´ne Fangfrage oder? Es gibt im Leben Fragen die man bestimmten Personen niemals beantworten darf. Ein Beispiel. Du darfst deiner fetten Frau nie sagen, dass sie fett in dieser Hose aussieht, wenn sie dich fragt. Einfach sagen, dass sie wunderschön aussieht und darauf hoffen, dass sie die Frage nie wieder stellt. Aber sein wir mal ehrlich. Sie wird die Frage wieder stellen und es werden immer schlimmere Fragen dazu kommen. Wie zum Beispiel. Findest du nicht auch, dass die Kellnerin, die dich die ganze Zeit angeschaut hat, richtig hübsch ist? Keine Angst, dass ist meistens keine Frage. Nur eine Feststellung. Jetzt kommt die Frage - Sie war viel hübscher als ich. Und jetzt ACHTUNG! Niemals, aber auch niemals, egal unter welchen Umständen - auch wenn die Kellnerin Adrian Lima und deine Freundin wie die Schwester von Freddy Krüger aussieht - darf man nicht sagen, dass die Kellnerin hübscher war. Das einzig Richtige in dieser Situation ist, wenn man der Freundin sagt, dass sie das wunderschönste Wesen auf der ganzen Welt ist. Egal wie sie wirklich aussieht. Ah, fuck, schon wieder den Faden verloren.
Ich hörte ein genervtes Stöhnen, dass von Antonio stammen musste. "Nastja, du lässt deine Gedanken so schnell in eine andere Richtung gehen, dass ich mich manchmal frage wie du es in den Kindergarten geschafft hast."
"Das war gemein!" Ich spürte wie heiße Wut in meinen Adern zu brennen begann. "Außerdem warst schon immer du der Idiot von uns beiden!"
"Ah ja?", fing er an und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Wer von uns beiden dachte damals, dass Bigfoot ein großer Fuß ist, der uns alle zerquetschen will?"
"Ich war DREI, du Neandertaler! Wenigstens zeigt das, dass ich damals schon Englisch konnte im gegensatz zu dir, Quasimodo! Wer hat denn gedacht, dass Teletubbis sterben, wenn man Gummibärchen ist?"
"Das...das..."
"Du warst zehn! Bade dich nicht in Ausreden, King Kong!"
"King Kong? Du warst schon immer sehr ausgefallen was Beleidigungen anging."
"Ja und du wenn es um Ausreden ging! Los, tisch' mir eine deiner weltbekannten Lügen auf. Wieso hast du uns entführt?"
"Eine Herausforderung! Es war vor vierzehn Jahren, als du und ich noch im Kindergarten waren. Es war ein verniselter Dienstag..."
"Du sollst mir sagen wieso du uns entführt hast und nicht deine Lebensgeschichte, du Kackbratze!"
"Kackbratze? Also wirklich. Du warst schon mal besser, aber ich komme gleich dazu wieso ich dich und deinen Gefährten entführt habe, wenn du mich ausreden lässt."
Ich spürte wie mein linkes Auge zu zucken anfing und die Wut in mir weiter aufkochte. Doch ich nickte nur, damit er fortfuhr.
"Also zurück zu meiner Geschichte. Es war ein vernieselter Dienstag und ich wollte unbedingt mit den Bauklötzen spielen. Ich hab' es geliebt, denn mit den Bauklötzen konnte ich mir mein eigenes kleines Reich bauen. Nur für mich. Ein Reich in dem mir niemand etwas tun konnte. Im Gegensatz zu meinem zu Hause. Nastja, du weißt, dass ich damals sehr klein und schmächtig für mein Alter war und mich deshalb nie gegen andere Kinder währen konnte."
Ich nickte. Ich erinnerte mich noch wie ich damals immer auf ihn aufgepasst hatte, weil er kleiner war als ich. Wie ein kleiner Bruder obwohl er gleich alt wie ich war.
"An dem Tag wollte ich unbedingt wieder mit den Steinen spielen, also habe ich das auch getan. Mit den Klötzen hat kaum einer gespielt, also hatte ich sie meistens für mich alleine. Nicht an diesem Tag. Es geschahn zwei Dinge an diesem Tag, Nastja. Erinnerst du dich noch daran?"
Ich dachte scharf nach um rauszufinden was diese zwei Dinge waren. Kindergarten. Bauklötze. Antonio. Es war mein erster Tag im Kindergarten gewesen!
"Das war mein ertser Tag im Kindergarten. Du hast gespielt. Ganz alleine. Ich hab' dich schon den ganzen Tag lang beobachtet, weil ich nicht verstanden habe, wieso du mit niemandem gespielt und geredet hast. Beim Essen habe ich mich dann zu dir gesetzt und angefangen mit dir zu reden..."
"Ganz genau. Du warst das erste Kind gewesen, dass mich nicht beleidigt, geschubst oder geschlagen hat, weil ich kleiner als die Jungs in meinem Alter gewesen bin. Du warst nett zu mir. Und so hübsch, Nastja. Ich hab' mich sofort in dich verliebt, aber ich war nicht der einzige, dem aufgefallen ist, wie hübsch du warst. Kannst du dich noch an Kayden erinnern?"
Natürlich. Der kleine Arsch hatte mich damals regelmäßig geärgert. Ich habe ihn gehasst. Ich nickte.
"Er hat gemerkt, dass du mit mir gesprochen hast und mir mehr Aufmerksamkeit als ihm geschenkt hast. An dem Tag hat er das Schloss, das du und ich gebaut haben, zerstört und hat angefangen mich zu beleidigen."
Ich erinnerte mich daran. Es hatte mir damals mein unschuldiges Kinderherz gebrochen zu sehen wie Kayden unser Schloss kaputt gemacht hat und danach Antonio, der ihm nichts getan hatte, zu beleidigen. Das schlimmste jedoch war zu sehen wie Antonios zuvor fröhlich strahlendes Gesicht ganz traurig wurde.
"Du bist aufgestanden, hast ihn geschubst und mich in die Arme genommen. Zum ersten Mal hat mich jemand getröstet. Zum ersten Mal hat sich jemand um mich gekümmert. Nastja, du weißt es vielleicht nicht, aber ich wurde damals zu Hause geschlagen. John und Elly waren nicht meine richtigen Eltern. Sie waren nur meine Pflegeeltern. Als ich das erfahren habe, hatte ich keine Reue endlich weg zu laufen, aber nicht ohne mir voher zu schwören, größer und sträker zu werden, damit ich eines Tages dich beschützen konnte."
"Und heute bist es du, der mich hat entführen lassen", fauchte ich.
"Aber nur um dir endlich das geben zu können, dass du verdienst."
"Und was wäre das?"
"Ein Leben voller Reichtum und Sicherheit." Will der mich verarschen? Sag mal, was glaubt der denn wo ich vorher gewohnt hab'? Im Ghetto? "Ich weiß was du jetzt denkst, Nastja, aber dem Schicksal ist ein Fehler unterlaufen. Du kannst nicht Tristans Gefährtin sein. Du bist dafür bestimmt mit mir zusammen zu sein. Für immer!"
Wir sitzen ganz tief in der Scheiße.
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