Hochzeit
Heute war mein zweiter Hochzeitstag. Den ich nicht einmal haben wollte. Den ich aber zuliebe des dänischen Volkes abhalten musste. Ich verstand dieses ganze Theater einfach nicht. Das Volk wusste schon seit zwei Monaten, dass ich mit ihrem Thronfolger verheiratet war und dass ein Thronfolger auf dem Weg war. Oder eine Thronfolgerin. Plötzlich klopfte es an der Tür und die Schneiderin trat ein. Zusammen mit meinen Eltern.
Mit meinen Brautjungfern Gabriella und Victoria kam auch mein Brautkleid, das jeder umwerfend finden würde, mich aber nicht so sehr begeisterte, wie mein erstes Kleid. Klar, es war toll, aber es hatte nicht so meinen Stil.
Victoria hatte ein blassrosa Kleid an, das ihr bis zum Knie ging und lange Ärmel hatte.
Auf ihrem Haar thronte ein Blumenkranz.
Gabriella trug ebenfalls ein blassrosa Kleid, das ihr ebenfalls bis zu den Knien ging. Aber im Gegensatz zu Victorias Kleid war es bestickt mit Rüschen und es hatte keine langen Ärmel. Anders als Victoria hatte Gabriella keinen Blumenkranz auf dem Kopf, sondern hatte ein paar Blumen im offenen, lockigen Haar.
,,Hier, dein Brautkleid", mit diesen Worten überreichte mir Gabriella das Kleid und die Schneiderin Mrs Jones half mir dabei, in es zu schlüpfen. Danach machte sie noch mein Make-Up und machte mir eine Hochsteckfrisur.
Danach steckte sie mir den Schleier ins Haar und steckte ihn mit dem obligatorischen Diadem fest. Zugegeben, ich sah richtig hübsch aus. ,,Hier ist Euer Brautstrauß, Hoheit", überreichte mir eine Dienerin den Brautstrauß. ,,Es fehlt nur noch etwas Blaues", stellte Mama fest. ,,Hier, nimm diese Kette, dann bist du fertig." Schwuppdiwupp hatte ich eine Kette am Hals hängen und war eine fertige Braut.
,,Die Kutsche wartet nicht mehr lange", rief meine ungeduldige Schwester Gabriella verzweifelt. Tatsächlich hatte sie recht. ,,Schnell, schnell", hetzte mich Victoria. Tollpatschig, wie ich nun einmal war, schaffte ich es sogar, auf der Treppe mit meinen hohen Schuhen umzukippen. ,,Hab dich", fing mich Gabriella noch schnell auf. Das führte dazu, dass mir mein Vater seine Hand reichte und mich zur Kutsche führte. Die Kutsche war weiß, hatte ein offenes Verdeck und war mit vielen Blumen verziert. Gezogen wurde sie von vier braunen Hannoveranern. Das waren meine Lieblingspferde, deshalb hatte ich darauf bestanden.
,,Bis nachher, Rebekah", verabschiedete er sich, da er mit meiner Familie eine andere Kutsche nehmen musste, da ich diese hier schon mit meinem ganzen Kleid einnahm. Er drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und schloss die Tür hinter mir zu.
Die Kutschfahrt dauerte ewig. Ich spürte jedes einzelne Schlagloch. Das war nicht gerade angenehm. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, nach der ich endlich an der Kirche ankam. Ich wunderte mich schon wieder, warum ich immer noch in der Kutsche war. In dem Moment, in dem ich die Tür aufmachen wollte, öffnete der Kutscher diese. Ich stieg aus und nahm dankend die behilfliche Hand des Kutschers an, der mir somit beim Aussteigen behilflich war. Als das Volk, das überall zu sehen war, mit Handys, mit Fotoapparaten und natürlich auch die Presse mit ihren riesigen Kameras, mich das erste Mal sah, war nur ein ,,Wow" zu vernehmen. Ich musste unweigerlich grinsen. Was hätten sie wohl zu meinem ersten Kleid gesagt. Ich würde es nie herausfinden. ,,Rebekah betritt nun die Kirche", hörte ich eine Stimme sagen. Woher kam die denn? Und dann sah ich es. Da war ein komplettes Kamerateam. Ich wollte das nicht. Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken wieder in die Kutsche zu gehen und nicht die nächste Stufe der mit rotem Teppich ausgelegten Treppe zu nehmen. ,,Die zukünftige Prinzessin hat nun die Kirchentür erreicht und wartet darauf, eingelassen zu werden." Dieser Kommentator ging mir so was von auf den Geist. Ich beschloss, dass ich diesen Herren einfach überhören würde. Jetzt zählte nur noch Stefan. Nur noch Stefan. Das ging mir gerade im Kopf herum. Plötzlich hörte ich eine leise Stimme neben meinem Ohr: ,,Bist du aufgeregt?", fragte mich Victoria. ,,Ja. Und wie. Und dieser Kommentator da drüben geht mir sowas von auf den Geist.", vertraute ich ihr an. Daraufhin mussten wir beide kichern. ,,Stellt euch hinter sie auf", wies mein Vater meine beiden Brautjungfern auf und ergriff meine Hand. ,,Ich liebe dich, das weißt du, oder?", flüsterte mein Dad mir nochmal ins Ohr, bevor die Musik ertönte und die Blumenmädchen, die inzwischen dazugestoßen waren, losliefen.
Ich konzentrierte mich voll auf meine Schritte und auf die Musik, damit ich im Takt lief und nicht hinfiel. Als ich dann Stefan das erste Mal in seinem maßgeschneiderten Anzug sah, wollte ich nur noch rennen. Als er mich sah, flammte sofort Begierde in seinen Augen auf. Genau das, was ich dort sehen wollte. Jeder drehte sich zu mir um. Wirklich jeder, sogar die Königin. Sehr wahrscheinlich wollte sie der Öffentlichkeit nicht preisgeben, dass sie mich nicht leiden konnte. Als wir bei Stefan angelangt waren, drückte mir Dad noch einen Kuss auf die Wange, nahm meine Hand in seine, küsste diese auch noch einmal und überreichte sie Stefan.
Stefan und ich hatten uns dafür entschieden, die Ehegelübde selbst zu formulieren und ich war als erstes an der Reihe.
,,Mein lieber Schatz! Ich habe lange über die richtigen Worte nachgedacht, aber es gibt gar keine Worte, die ausdrücken könnten, wie sehr ich dich liebe! Du zeigst mir jeden Tag, wie schön das Leben ist und wie sehr du mich liebst! Du bist immer für mich da und stehst zu mir, egal was passiert. Du liebst mich einfach so wie ich bin, auch wenn das manchmal nicht einfach ist, und dafür möchte ich dir danken! Genauso werde ich immer für dich da sein und zu dir stehen. Ich werde immer deine Hand halten, dich lieben mit deinen Stärken und Schwächen, obwohl die Schwächen eigentlich gar nicht vorhanden sind. Mit dir möchte ich mein Leben teilen und gemeinsam durch die schönen, sowie schlechten Zeiten gehen! Ich verspreche dir Treue in guten, wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und in Krankheit! Ich werde dich lieben bis zu meinem letzten Herzschlag und über den Tod hinaus.... Denn du bist mein Glück, meine Liebe und mein Leben! Ich liebe dich, so wie du bist! Das soll dir dieser Ring symbolisieren!" Während ich das Gelübde ablegte, musste ich weinen. Ich sah Stefan dabei die ganze Zeit in die Augen und stellte dabei fest, dass auch er angefangen hatte, zu weinen.
Nun fing Stefan mit seinem Ehegelübde an und ich hing wie gebannt an seinen Lippen: ,,Rebekah, ich liebe Dich, weil die Farben meiner Welt zu leuchten beginnen, wenn ich bei Dir bin. Ich liebe Dich dafür, wie Du mit den Menschen umgehst, die uns wichtig sind. Ich liebe es, wie Du täglich dem Schicksal aufs Neue die Stirn bietest. Ich liebe sie Art, wie Du mich ansiehst, wenn Du glaubst, ich bemerke es nicht. Ich liebe es, wenn Du mich küsst, als wäre ich das wertvollste, zerbrechlichste Geschenk, das Du jemals erhalten hast. Rebekah, ich liebe Dich, weil Du mein Herz berührt hast. Weil Du meine Seele mit Deiner Nähe streichelst. Ich liebe Dich, weil Du das Besondere bist, auf das ich mein ganzes Leben gewartet habe. Rebekah, ich verspreche Dir mit diesem Ring, Dich zu lieben, zu ehren, und die die Treue zu halten. In guten, wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und in Krankheit, in Reichtum und in Armut, bis ans Ende unserer gemeinsamen Zeit." Ich wurde von meinen Gefühlen überwältigt und musste weinen. Genauso wie Stefan. Allerdings hatte ich schon nach dem ersten Satz angefangen, zu weinen, was auch Stefan aufgefallen war, der deshalb auch mitweinte. Ich liebte diesen Mann so sehr. Wir tauschten unsere Ringe aus und während wir das taten, sangen Björn und Agnes ,,When you tell the world you're mine". Ich müsste nochmal weinen. Und jeder im Raum auch, das bekam ich allerdings erst nach dem Gottesdienst mit, denn ich hatte mich so sehr auf Stefan konzentriert, das ich gar nichts anderes mehr mitbekam.
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