Gloominess
"Für den Moment konnten wir Ihrer Tochter helfen.", als ich diese Worte nach so vielen davor wahrnahm, war ich unendlich erleichtert. Meine kleine Maus hatte es, zumindest für den Moment, geschafft, zu überleben. "Aber wenn sich das wiederholen sollte, dann können wir wirklich für nichts mehr garantieren. An Ihrer Stelle wäre ich für Ihre Tochter da und würde ihr keine Sekunde mehr von der Seite weichen.", sagte der Arzt. "Warum verschwenden wir hier dann noch unnötig unsere kostbare Zeit?", fragte Stefan und zog mich zu Leonia in Zimmer. Und wieder nahmen wir beide ihre Hände. "Schatz, du überstehst alles. Du hast deine schwierige Geburt überlebt, was die meisten Babys nicht schaffen würden. Außerdem hast du das vorhin ganz toll gemeistert! Also schaffst du das hier doch mit links!", flüsterte ich ihr ins Ohr. "Mein kleiner Engel, du bist so viel stärker, als dass ich es je sein könnte.", sagte Stefan und streichelte unserer kleinen Tochter über ihren Kopf. "Du wirst es schaffen, mein Engel.", sagte er noch. Ich sagte nichts mehr und nahm nur noch ihre Hand. Für den Moment musste das genügen. Ich wollte sie nie gehen lassen. Ich wollte und musste ihr beistehen. Dazu war ich verpflichtet. Leonia war unser ein und alles. Wenn sie sterben würde, dann wäre nichts mehr wie vorher. Wir wären wieder alleine und trotzdem hätte sich alles geändert. Deshalb hielt ich ganz stark an dem Glauben fest, dass Leonia durchkommen würde. Dass sie bei uns bleiben würde. Auch wenn mein Gehirn im
Moment ein sehr schwaches Baby wahrnahm, das an Monitore angeschlossen war. Ich schaute Stefan in die Augen und sah in ihnen die pure Angst. Er war dazu erzogen worden, seine Gefühle nicht in die Welt hineinzuposaunen. Aber wenn es um das eigene Kind ging...
Da kam aus heiterem Himmel ein Arzt ins Zimmer. "Gibt es irgendetwas Neues?", wollte Stefan sofort aufgeregt wissen. "Nein, im Moment leider nicht. Wir wissen immer noch nicht, was daran schuld war. Warum es ihr jetzt so miserabel geht. Ich bin eigentlich nur hier, um Ihnen einen Vorschlag zu machen. Was halten Sie davon, wenn Sie Leonia gleich hier taufen lassen würden? Sie könnten natürlich Ihre ganze Familie dazu einladen." Ich war skeptisch geworden: "Steht es etwa schon so schlecht um unsere Tochter, um die Thronfolgerin dieses Landes, dass Sie uns sagen wollen, dass wir besser keine Zeit verschwenden sollten?" Meine Stimme wurde immer schriller. "Nicht so ganz, aber im Prinzip ist es dass, was ich damit ausdrücken wollte." Ich schaute ihn entsetzt an und schaute danach zu Stefan. Er sollte etwas dagegen tun. "Ich will, dass Leonia nur noch von den besten Ärzten auf der ganzen Welt behandelt wird und wenn man sie einfliegen lassen müsste. Dann hätte Leonia die bestmögliche medizinische Betreuung, die man sich nur vorstellen kann.", sagte Stefan bestimmt und deutete dem Arzt an, das Zimmer zu verlassen. "Schatz, macht es dir etwas aus, wenn ich kurz telefoniere?", fragte er mich und sah nochmal zu Leonia. "Nein. Mit wem denn?", antwortete ich ihm. "Ich will Mutter sagen, dass sie das bestmögliche Ärzteteam für Leonia hierher kommen lassen soll.", erklärte er mir. Ich nickte nur schwach mit dem Kopf und sah dann wieder zu unserer Tochter. "Schatz, alles wird gut. Du bekommst jetzt die bestmögliche medizinische Betreuung, die man nur haben kannst. Und du wirst sehen, alles wird viel einfacher. Du wirst später mal ein tolles Leben haben. Du wirst einen tollen Mann finden, heiraten, Kinder bekommen. Und irgendwann wirst du die Königin von Dänemark. Du wirst das hier überstehen. Ich bin mir sicher." Auch wenn ich mir gar nicht sicher war, sollte meine kleine Tochter das glauben. Wer weiß schon, was kleine Babys in Wirklichkeit verstehen. Zwar kann sich niemand mehr daran erinnern, aber irgendwas würde ihr sehr wahrscheinlich schon von diesem schrecklichen Erlebnis bleiben. Seien es Alpträume oder Narben. Mit beidem könnte man ausgezeichnet leben. Sie sollte nur leben. Und genau daran war auch Stefan interessiert, der gerade alles in die Wege leitete, damit das auch geschehen konnte. "Papa kümmert sich gerade um etwas sehr wichtiges. Etwas, das dir helfen wird. Du musst nur noch bis zu diesem Moment warten, Schatz. Dann ist so gut wie alles überstanden." Zwar fing es dann erst richtig an, aber das bräuchte ich meiner Tochter nicht zu sagen. "Und wenn du hier rauskommst, dann lernst du ganz viele andere Kinder kennen, wir gehen in den Zoo und machen alles, was du machen willst. Du musst nur kämpfen." Stefan betrat den Raum und nickte mir zu. "Die Ärzte sind auf dem Weg hierher." Er stellte sich wieder neben Leonia und nahm ihre kleine Hand. "Sie ist so schwach und so zerbrechlich und trotzdem so wunderschön.", staunte er. "Sie ist unsere Tochter.", sagte ich und musste lächeln. "Und das wird immer so bleiben",'fügte Stefan hinzu und nahm mich in den Arm. Das tat so gut. Es tat so gut, zu wissen, dass ein anderer Mensch genau das gleiche durchmacht, wie ich. Es tat so gut, dass er mir mit seiner Umarmung Trost und Zuversicht schenkte. In diesem Moment war ich voller Hoffnung. Leonia würde durchkommen und ich würde mich irgendwie mit der Tatsache abfinden, dass ich in ein Königshaus eingeheiratet hatte. "Ich liebe dich.", sagte ich zu Leonia und zu Stefan. "Ihr beide seid mein Ein und Alles. Ihr seid das wertvollste auf der ganzen weiten Welt. Euch kann einfach niemand ersetzen. Ich liebe Euch!" Das musste jetzt einfach mal gesagt werden. "Ich liebe dich auch.", sagte Stefan und küsste mich. "Schau mal, Leonia hat ihre Augen aufgemacht.", sagte ich und lächelte Leonia zu. "Du bist mein kleiner Engel. Mama und Papa lieben dich, Schatz. Und wenn du hier rauskommst, dann wirst du alles machen, was du willst. Du wirst das glücklichste Baby der ganzen Welt sein."
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