Erste Hürden
„Wie wollen wir sie je besänftigen?", stellte meine Schwiegermutter ratlos in den Raum. „Am besten geben wir ihnen das, was sie im Moment am meisten wollen, ein Bild von Leonia.", schlug Stefan vor. „Nein, das möchte ich nicht.", meine Alarmglocken waren dunkelrot. „Sie wird nie ein normales Leben führen können. Sie wird immer im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen, weil sie eines Tages die Königin von Dänemark sein wird.", erklärte mir Stefan und ich betrachtete meine friedlich schlafende Tochter, die eines Tages Königin sein würde.
Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Aber bei ihr, meiner Tochter, da stellten sich mir alle Haare auf. ,,Du wirst sie nie ganz aus der Öffentlichkeit heraushalten können. Jeden Schritt, den sie macht, wird dokumentiert. Wie bei dir, nur noch sehr viel schlimmer.", erklärte mir Stefan und versuchte, mich umzustimmen. „Und das ist ja das Schlimme daran. Sollten wir sie als Elternteile nicht davor beschützen als sie schon jetzt dem ganzen Wahnsinn auszusetzen?", ich sah empört meinen Mann an. „Je früher wir das Bild machen, desto schneller wird das Volk wieder beruhigt sein und jeder liebt Leonia!", sagte meine Schwiegermutter „ich rufe jetzt den Fotografen an und ihr zieht euch noch schnell um, damit wir das Foto machen können. Und das ist mein letztes Wort!"
Keine knappe Stunde später waren wir herausgeputzt worden, allerdings noch so, dass es aussah, als wäre das unser Alltagsoutfit. Vielleicht war es das auch, wenn man im Palast lebte, aber wir lebten nur außerhalb, uns hätte man längst nicht so im Visier, wie meine Schwiegereltern.
Stefan hatte seinen maßgeschneiderten Anzug an und ich trug ein weites weißes Kleid.
Und Leonia hatte man nicht umgezogen.
Sie war perfekt, so wie sie ist. Sie ist einfach wunderbar. Aber das denkt sehr wahrscheinlich jede Mutter von ihrem Kind. Momentan raubte sie mir auch nicht den Schlaf, da Stefan alles drangesetzt hatte, mir die ersten paar Wochen genug Schlaf zu verschaffen, sodass er tatsächlich für die Nächte eine Nanny organisiert hatte. Jedenfalls hatte ich mich anfangs total darüber aufgeregt und war absolut gegen eine Nanny, aber irgendwie war ich glücklich über die Entscheidung, nur eine Nanny für die Nacht zu haben. Für den Tag wollte ich meine kleine Tochter ganz für mich alleine haben. Egal, was es kostete.
„Wo wollen Sie denn Ihr Foto machen?", fragte der Fotograf uns interessiert. Wer machte schon für die königliche Familie Fotos? „Wir dachten uns, wir würden sie im Garten machen.", beantwortete ich seine Frage mit einem schnellen Seitenblick zu Stefan, der Leonia im Arm hatte. „Wir halten Leonia gemeinsam.", sagte ich ihm noch, bevor ich mich auf eine Bank unter einem Dach aus Rosen niederließ. „Komm, gib sie her, während du dich hinsetzt." Ohne zu murren, reichte mir mein Mann unsere Tochter. „Ich liebe dich.", flüsterte ich ihm noch schnell ins Ohr, bevor der Fotograf loslegte.
Zwei Wochen später....
„Rebekah! Rebekah, komm sofort her!", rief mir mein Mann erschrocken zu. Ich beeilte mich, um mich zu vergewissern, dass mit Leonia alles in Ordnung war. „Warum ist Leonia ganz blau?", wollte ich sofort wissen, als ich bei Stefan ankam. „Ich weiß es nicht.", flüsterte er hilflos. „Was machen wir denn jetzt?", fragte ich panisch. „Lass uns lieber einen Arzt aufsuchen.", meinte Stefan und trug Leonia in den Kindersitz. „Du fährst", wies ich Stefan hektisch an. „Wir sind gar nicht passend gekleidet.", warf er ein. „Das ist doch jetzt wirklich nur nebensächlich!", schrie ich meinen Ehemann an. Ernsthaft, wie konnte er in so einer Situation an Klamotten denken? Ich verstand es einfach nicht. „Fahr schneller", drängte ich ihn. „Dann können wir aber geblitzt werden.", meinte er. „Lieber verliere ich ein bisschen Geld, als das Leben meiner Tochter. Unserer Tochter. Also fahr schneller!", hielt ich mich nicht mehr zurück. „Sie ist immer noch so blau", besorgt strich ich über Leonias kleines Köpfchen. Mein Engel durfte nicht sterben. „Wann sind wir denn endlich da?", ich hielt es kaum mehr aus. Vorsichtig ergriff ich das kleine Händchen meiner Tochter, das immer kälter wurde. Endlich waren wir angekommen. „Wir brauchen Hilfe", kaum waren wir zur Tür hereingekommen, ließ Stefan diese Wörter aus sich heraus. Jeder starrte ihn an. „Sind Sie nicht der Kronprinz?", wollte eine ältere Dame wissen, die anscheinend mit ihrem Enkel hier war. „Ja, der bin ich.", antwortete er. Jetzt starrte ihn jeder Mensch im Raum an. Niemand hatte den zukünftigen König je so gesehen. In Jogginghosen, in heller Aufregung und vor allem noch nie so nah. Inzwischen hatte ich der Dame beim Empfang unser Problem geschildert und machte mich mit Leonia schon einmal auf den Weg zum Behandlungszimmer. „Bitte Gott, bitte mach, dass meine kleine Maus bei mir bleiben darf. Ich will sie nicht verlieren. Ich liebe sie über alles auf der Welt.", ich stieß immer und immer wieder diese Worte gen Himmel und hoffte darauf, dass sie sich erfüllen würden, damit mein Engel bei mir bleiben durfte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro