Liam
Er war der erste von den Prinzen, den ich bemerkt hatte. Er stach mir ins Auge, obwohl an ihm eigentlich alles gewöhnlich war. Vielleicht fiel er mir gerade deswegen auf. Er saß mit Jeans am Frühstückstisch und nicht wie die anderen in Uniform. Vielleicht ließ mich das lächeln. Vielleicht dachte ich aber auch gerade an meinen kleinen Bruder, der sich so sehr gegen die Uniform sträubte, dass er lieber nur in Unterwäsche rumlief, als mit Uniform. Ich kann nicht genau sagen, was mich an ihm zum schmunzeln brachte, aber brachte mich immerhin dazu, was die anderen bis jetzt noch nicht getan hatten. Und diese Tatsache brachte ihm einen meilenweiten Vorsprung ein. Ich kannte ihn zwar noch nicht, wollte das aber auf jeden Fall ändern. Als ob er von meinem Vorhaben Wind bekommen hätte, drehte er sich zu mir und schaute mir mit seinen meergrünen Augen direkt in die Augen. Normalerweise schauten Menschen schnell wieder weg, wenn sie bemerkten, dass sie beim Beobachten erwischt worden waren, aber ihm schien das überhaupt nichts auszumachen. Es hatte sogar eher den Anschein, als würde er einen Blickkontakt zwischen uns provozieren wollen. Ich wollte ihn weiter anstarren, weiter seine goldblonden Haare und vor allem die Löckchen bestaunen, aber dann sprach mich einer von den Prinzen an: "Verzeihung Eure Hoheit," fing er an, " ich hoffe ich störe Sie nicht." Ich schüttelte nur den Kopf und begann, mein Müsli zu löffeln. "Guten Morgen", er fing langsam an zu stocken, da ich ihn nicht sonderlich beachtete, denn meine Augen waren immer noch auf den mir bis jetzt unbekannten Prinzen gerichtet. "Ich, ich heiße David." Wie war doch noch gleich sein Name? "Guten Morgen, ähm..." Mir war es peinlich, seinen Namen nicht sagen zu können, ich hatte ihm einfach nicht zugehört. "David", vollendete er meinen Satz. "Danke", das war das erste Lächeln, das ich ihm schenkte. Ich wusste nicht, was ich ihn fragen sollte, also wandte ich meinen Blick wieder dem Prinz mit den Locken zu. "Ich ähm", langsam gingen mir diese vielen Unterbrechungen wirklich auf den Geist. Man sollte meinen, dass ein Prinz gelernt hatte, sich zu artikulieren. Mir fiel endlich eine Frage ein, die ich ihm stellen konnte. "David, wissen Sie, wie dieser Prinz dort drüben heißt?" Ich war gespannt auf seine Antwort, aber mein Gegenüber sah total geknickt aus. Wenn er mir die Information liefern würde, die ich von ihm haben wollte, dann müsste ich ihm irgendwie meinen Dank beweisen, und ich wusste auch schon wie. "Ja", antwortete er schließlich. "Sein Name ist Liam." "Ist das irgendeine Koseform?" Ich war mittlerweile mehr in das Gespräch vertieft, als vorher. "Nein, soweit ich weiß, heißt er wirklich Liam." "Danke, David, Sie haben mir einen großen Gefallen getan." Ich wandte mich wieder meinem Frühstück zu. Das war also Liam, der einzige von den Prinzen, der mir eine Karte an den Blumenstrauß angefügt hatte. Ich betrachtete ihn genauer. Mich überkam die Lust, ihm seine Locken aus der Stirn zu streichen und mich auf seinen Schoß zu setzen, dabei kannte ich ihn nicht einmal wirklich. Ich wusste nur, er war anders als all die anderen Prinzen, die ich zuvor getroffen hatte, er war anders, als alle Prinzen, die hier anwesend waren. Ich musste ihn unbedingt kennenlernen. Ich nahm mir vor, ihn nach dem Frühstück um ein Gespräch zu bitten, um ihn besser kennenzulernen. Der Prinz war unbeschreiblich. Er suchte das ganze Essen über meinen Blickkontakt und wenn er ihn einmal gefunden hatte, war immer ich diejenige, die den Kontakt abbrach. Irgendwann war es mir so unangenehm, dass ich den Kontakt gar nicht mehr aufnahm. Endlich war das Essen vorbei und ich winkte mir einen Diener herbei. "Entschuldigen Sie bitte, können Sie Prinz Liam bitte ausrichten, er soll auf der Terrasse auf mich warten? Ich werde mich umgehend zu ihm gesellen." Als der Mann mir versicherte, sich dieser Aufgabe anzunehmen, richtete ich ihm meinen Dank aus und ging in mein Zimmer, um mich ein wenig frisch zu machen. Schließlich wollte ich ja gut aussehen. Ich zog mich sogar um, es war zwar noch ein wenig frisch draußen, trotzdem trug ich nun ein weißes Sommerkleid. Ich schaute auf die Uhr und fand, Liam hätte nun genug gewartet und begab mich Richtung Schlossterrasse.
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