First Date
Er stand schon geduldig am Geländer und schaute nicht in Richtung Tür, so als ob er nicht auf jemanden, in dem Fall mich, warten würde, sondern als ob er rein zufällig hier war und einfach nur den herrlichen Garten bestaunte. Ich bewegte mich ganz leise auf ihn zu, in der Hoffnung er würde mich nicht bemerken, da hatte ich allerdings falsch gedacht. Schon bevor ich meinen zweiten Schritt machen konnte, hatte er sich umgedreht und bestaunte mich mit einem umwerfenden Lächeln, das ich nur erwidern konnte. Vielleicht war dieses ganze Such dir den richtigen Prinzen doch nicht so dämlich, wie ich anfangs gedacht hatte. Vielleicht konnte es ganz unterhaltsam werden. Zwar würde William nicht zur Auswahl stehen, aber bis jetzt erschien mir Liam keine unliebenswerte Nummer Zwei zu sein. "Und was machen wir jetzt?" fragte er mich. "Um ehrlich zu sein, habe ich mir bis dato überhaupt keinen Gedanken dazu gemacht. Ich wollte dich einfach nur mal kennenlernen. Es ist doch in Ordnung, wenn ich du sage, oder?" Er nickte und sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter, wenn das überhaupt möglich war. "Dann schlage ich vor, dass wir uns ein Picknick zubereiten lassen, aber erstmal hier durch den Garten wandern. Somit könnte ich mit meinen Blumenkenntnissen angeben." Ich schaute ihn nach seiner letzten Aussage verwirrt an und zog eine Grimasse, die ihn laut auflachen ließ. "Meine Mutter wollte eigentlich immer eine Tochter, nachdem ich keine bin, hat sie mir all das Zeug beigebracht. Ich kann auch unglaublich gut Haare flechten. Wenn du möchtest..." Er ließ den Satz in der Luft hängen und ich fing an zu lachen. "Vielleicht später. Bevor ich dich nicht besser kenne, lasse ich dich nicht an meine Haare." "Nur verständlich."Ich lächelte ihn an und er ergriff meine Hand. Ich kann nicht beschreiben, was genau ich fühlte. Einerseits war es komisch, weil ich natürlich immer noch Gefühle für Will hatte. Nicht mehr seine Hand zu halten, die vertrauten Unebenheiten, das war neu für mich. Trotzdem fühlte Liams Hand sich gut in meiner an. Sie gab mir ein Gefühl von Wärme, Zuversicht und Zuflucht. Mir kam der Gedanke, dass sie vielleicht die Hand sein könnte, die ich mein ganzes Leben lang halten würde, aber soweit wollte ich eigentlich noch nicht denken. Ganz versunken in meine Gedanken bemerkte ich nicht, dass wir anfingen, durch den Garten zu wandern. "Also eigentlich dachte ich, dass du mir den Garten zeigen würdest, und dich mit mir unterhalten wollen würdest. Aber momentan bin ich eher ein Entdecker und du mein stiller Begleiter", versuchte er mich von meiner Fantasie wieder in die Wirklichkeit zu bringen. Ich lachte laut auf. "Denkst du, ich kenne diesen Garten wie meine Westentasche? Dem ist nicht so, der Gärtner verändert am laufenden Band hier etwas. Wenn wir in ein paar Stunden noch nicht zurück sind, müssten wir irgendjemand verständigen. Der Garten ist für mich wie ein Labyrinth. Zwar wunderschön, aber dennoch ein Labyrinth." Er zwinkerte mir zu: "Verlass dich einfach auf meinen Orientierungssinn." Sein Orientierungssinn geleitete uns zu einem Baum, der mir unglaublich vertraut war. "Das hier ist der einzige Baum, an dem nur meine Eltern etwas verändern und auch Hand anlegen dürfen." "Jetzt fangen deine Führungstätigkeiten an. Dafür sind wir nur eine gefühlte Stunde gelaufen", scherzte er. Witzig war er auf jeden Fall. "Meine Eltern haben hier, als ich noch kleiner war, jeden Sonntag unser Frühstück abgehalten. Sie sagen, der Baum erinnere sie an einen ganz bestimmten Baum. Näher habe ich nie nachgefragt. Mich hat es aber auch noch nie sonderlich interessiert", erzählte ich. "Lass uns doch unsere eigenen Erinnerungen hier starten." Er zog mich an der Hand auf eine Bank unter dem Baum. Prompt stand ich wieder auf. "Nicht hier, ich kenne einen besseren Ort. Dieser hier gehört nur meinen Eltern." Verständnisvoll nickte er und nahm abermals meine Hand. Dieses Mal fühlte es sich nur noch gut an. Ich zog ihn an einen Teich, man könnte schon eher See sagen und setzte mich mit ihm auf eine Bank unter Palmen. "Viel besser", murmelte ich. Er lächelte nur und zog mich an seine Schulter. Ich fühlte mich seit der Ankunft der Prinzen so geborgen, wie ich mich das letzte Mal an Wills Schulter gefühlt hatte. Ich genoss es in vollen Zügen. Ich kann nicht sagen, wie lange wir so dasaßen, aber ich wollte, dass die Zeit still stehen würde, tat sie aber leider nicht. Irgendwann zog Liam mich hoch und umarmte mich. Ich fühlte mich so wohl bei ihm, ich kannte ihn kaum, vertraute ihm aber vollends. Ich kann nicht sagen, wie lange wir so dastanden, aber dann sah Liam mir tief in die Augen. Ich wusste, was er jetzt tun wollte und ich nickte, ich wollte es auch. Ganz langsam beugte er sich zu mir hinunter, berührte mit seinen Fingern zärtlich mein Gesicht, streichelte mich und dann legte er seine Lippen auf meine. Es war einfach nur unbeschreiblich. Es fühlte sich toll an. Ich konnte nicht genug bekommen. Irgendwann lösten wir uns wieder voneinander und schauten uns nur in die Augen und lächelten einander an. Liam brach nach einer bestimmten Zeit das angenehme Schweigen zwischen uns, indem er mich fragte, ob er jetzt meine Haare flechten dürfe. Ich antwortete scherzhaft, er sei die ganze Zeit nur darauf aus gewesen, was er aber verneinte. Danach küssten wir uns erneut...
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