Can't stop thinking of you
Ich war da. Aber er nicht. Ich war hier, in meinem Zimmer. Aber er war nicht bei mir. Ich weiß, dass ich eigentlich noch Gefühle für William hatte, aber Liam, Liam ging mir seit unserem Kuss nicht mehr aus dem Kopf. Ständig musste ich an ihn denken. So oft hatte ich nie an William gedacht. Konnte das wirklich sein? William und ich, wir waren ein Jahr zusammen gewesen und hatten uns wirklich geliebt. Wie konnte ich das so schnell vergessen? Wie konnte ich Liam nach so kurzer Zeit schon in mein Herz geschlossen haben? Ich wusste es nicht. Was ich aber wusste, war, dass ich ihn näher kennenlernen wollte. Aber das musste innerhalb dieses Wettbewerbs geschehen, der heute offiziell losgehen sollte. Heute würde ich allen Prinzen vorgestellt werden, oder besser andersherum. Sie kannten mich ja schließlich schon. Ich kam mir schon ein wenig vor, wie bei der Bachelorette. Nur, dass ich eine Prinzessin war... Würde ich auch auf solche Dates gehen? Mehrere Jungs gleichzeitig küssen und in mein Herz schließen? Auf all diese Fragen wusste ich keine Antwort, aber sie würden mir wohl bald beantwortet werden, denn ich würde das alles selber erleben. Nun musste ich mich nur noch fertig machen. "Sie haben noch eine halbe Stunde, Eure Hoheit." Also hatte ich noch vierzig Minuten. Es war doch spannender, wenn ich unpünktlich wäre. Obwohl, dann würde ich nur noch als unpünktlich beschrieben werden, vielleicht sollte ich also doch in zwanzig Minuten fertig sein. Das war so gut wie unmöglich, ich musste mich noch in dieses Kleid zwängen, das mehr Ungetüm als Kleid war. Es war zwar wunderschön, aber trotzdem ein Monster. Dafür bräuchte ich ja schon eine knappe zwanzig Minuten. Und meine Haare... Man sah gar nicht, dass ich gerade eben erst aufgestanden war, nein, das sah man mir nicht an. Ich musste mich wirklich beeilen, um rechtzeitig fertig zu werden. Und dann, fünfundzwanzig Minuten später hatte ich es geschafft. Ich trug das monströse, apricotfarbene Kleid und meine Naturlocken, geschminkt hatte ich mich kaum. Immerhin sah ich so einigermaßen präsentabel aus.
Ich schritt die Treppe hinunter, bedacht darauf, nicht zu stolpern. Ich trug hohe Schuhe und das war mehr oder weniger das erste Mal, das ich diese Treppe mit Absätzen beschritt. Schreiten, ja, das traf meinen Gang ganz gut. Ob es ungeschickt aussah? Hoffentlich nicht, ich wollte mich schließlich nicht blamieren. Als ich endlich unten angekommen war, seufzte ich erleichtert auf. Dad wartete unten auf mich und hielt mir seinen Arm hin. Ich kam mir fast so vor, wie eine Braut, die von ihrem Vater zum Altar geführt wurde. Nur war es bei mir eher das Gegenteil. Bei mir war es eher eine Brautschau. Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Und dann sah ich die Prinzen. Einer nach dem anderen. Alle in Uniform, sogar Liam. Er stand direkt am dritten Platz. Wonach sie sie wohl geordnet hatten? Sie waren auch nur Menschen, dachte ich mir, als ich immer näher kam. Sie beißen dich nicht, sie wollen dir nichts Böses. Du sollst nur den Rest deines Lebens mit einem von ihnen verbringen. Gar kein Druck. Vor jedem einzelnen Prinzen blieb ich stehen, ließ mir die Hand küssen, fragte ihn nach seinem Namen und machte am Ende einen Knicks, während er sich verbeugte. Bei Liam genau das gleiche Prozedere, obwohl es nicht so steif ablief. Sein Handkuss, er fühlte sich so intim an und in mir kribbelte alles. Als ich schließlich alle zwanzig Prinzen meine Hand hatte küssen lassen, kam ein Berater zu mir und flüsterte mir ins Ohr: "Nun werdet Ihr jeden der Bewerber noch einmal einzeln treffen. Danach müsset Ihr leider schon zwei wieder nach Hause schicken, Eure Hoheit." Wie sollte das denn gehen? Wie konnte ich innerhalb von fünf Minuten, die ich mit den Prinzen hatte, eine Entscheidung treffen? Wie konnte ich mir innerhalb dieser kurzen Zeit sicher sein, dass das nicht der Mann war, den ich vielleicht heiraten sollte? Warum gab es für so etwas keine Handbücher? Ich nickte bedächtig und ging in den Raum, der extra für die Gespräche vorbereitet worden war. Ich setzte mich auf die Couch und wartete auf den ersten Prinzen, Tristan. Erst als ich saß, realisierte ich, dass ich nun mehr drei Stunden in diesem Raum sitzen würde. Immerhin war er groß genug, sodass ich auch einmal spazieren konnte. "Eure Hoheit", Prinz Tristan trat ein und verbeugte sich. Ich knickste und lächelte ihn an. "Setzte Euch", schlug ich vor und zeigte neben mich. Er nickte und kam neben mich. "Wie geht es Euch?", fragte ich ihn und er schaute nur verlegen zu mir hinüber. "Die Frage ist doch eher, wie geht es Euch?" Nun schaute er mir nicht einmal in die Augen. Ich erwartete, dass er mir auf meine Frage antwortete, aber er tat es nicht. So breitete sich Schweigen aus und ich unternahm nichts dagegen. Tristan konnte mich nicht einmal anschauen. "Auf Wiedersehen, Prinzessin Leonia", sagte er, als unsere Zeit um war. Ich nickte ihm zu und wartete auf den nächsten, Prinz Viktor. Aber auch mit ihm lief es nicht viel besser, wir führten Smalltalk, aber immerhin sah er mir in die Augen und antwortete mir und stellte mir Gegenfragen. Eigentlich war er sogar ganz nett, aber er war nicht mein Typ. Ich freute mich auf Liam, der als nächstes an der Reihe war. Mit ihm verging die Zeit viel zu schnell, wir konnten nicht aufhören, zu reden. "Es war so schön mit dir", sagte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. "Leider viel zu kurz", erwiderte er und er hatte recht. "Ich muss jetzt leider gehen", sagte er. "Sehen wir uns nachher noch?", fragte ich und er nickte. "Auf jeden Fall." Daraufhin musste ich lächeln. Das würde eines der Highlights meines Tages werden. "Bis dann." Ich küsste ihn nicht beim Abschied, so wie wir es im Park getan hatten. Nein, ich hielt ihm meine Hand hin, denn ich wusste nicht, wo überall Diener waren, die mir hinterher spionieren sollten. So ging es immer weiter. Alexander, Gabriel, George, Louis, David, Henry, Alexander II, Philipp, Carl, Arthur, Charles, Christian, Frederick, Daniel, Andrew, Edward und Niklas. Niklas war der letzte gewesen und er war der jüngste unter ihnen. Er war genauso alt wie ich und mit ihm war mir das Reden wirklich einfach gefallen, auch mit ihm war die Zeit wie im Fluge vergangen. Also hatte ich auch ihm meine Hand angeboten, damit er sie zum Abschied küssen konnte. Aber im Gegensatz zu dem Handkuss, den mir Liam gegeben hatte, fühlte ich bei diesem nicht das Geringste. Nicht einmal das kleinste Kribbeln. Aber vielleicht würde das ja noch kommen? Jedenfalls musste ich nun zwei Prinzen Lebewohl sagen. Einer von ihnen wäre auf jeden Fall Tristan. Wir hatten uns nicht einmal fünf Minuten unterhalten können, aber der letzte? Wen würde ich noch enttäuschen müssen? Das musste ich mir noch überlegen.
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