Kapitel 17
Allmählich begann ich zu glauben, dass es eine Fehlentscheidung gewesen war, Ruby von Logan und mir zu erzählen. Seit wir von der Damentoilette an unseren Tisch zurückgekehrt waren, hörte sie nicht damit auf, mich anzusehen, als wäre ich von einer anderen Welt.
»Ruby?«, ich seufzte laut.
»Hm?«
»Könntest du das womöglich unterlassen?«
»Was denn?«, fragte sie, ohne den Blick von mir abzuwenden
»Na dein Starren.«
»Oh«, endlich schien sie zu verstehen. »Entschuldige, aber diese Neuigkeiten sind einfach zu verrückt«, ungläubig schüttelte sie den Kopf.
»Ich weiß, und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du diese verrückten Neuigkeiten für dich behältst und wir einfach nicht mehr darüber sprechen«, ich lächelte sie gezwungen an.
»Okay okay, ist ja gut, ich halte schon meinen Mund, aber eine Frage hätte ich da noch.«
»Spuck's aus«, ich rollte mit den Augen.
»Hattet ihr schon Sex?«
Poppy, die gerade an ihrer Cola nippte, verschluckte sich so heftig, dass sie einen Hustenanfall erlitt. Ich dagegen lief so rot an, wie eine Tomate.
»Ruby!«, zischte ich empört und sah mich hastig um, ob jemand unser Gespräch mitverfolgte.
»Dieses Thema ist hiermit beendet.«
»Die guten Details sparst du alle aus«, Ruby zog einen Schmollmund. »Das ist unfair!«
»Es geht um Mr Adonis, Ruby, denkst du sie haben nur herumgesessen und Däumchen gedreht?«, Poppy schüttelte grinsend den Kopf.
»Poppy!«, ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Sie dagegen zuckte lediglich entschuldigend mit der Schulter.
»Oh mann, wäre ich nicht lesbisch, wäre ich fast schon neidisch«, warf Ruby dazwischen.
»Ihr seid echt furchtbar, wisst ihr das?«, beklagte ich kopfschüttelnd.
»Hey Leute!«, rief Danny vom Tresen aus. »Lasst uns schon mal nach oben gehen, es ist gleich soweit!«
Da Feuerwerke hier in den USA nur an bestimmten Orten erlaubt waren, blieb uns nur die Möglichkeit, das Ganze Spektakel von Barney's Dachterasse aus zu betrachten. Über Winter war diese eigentlich geschlossen, doch Barney hatte sie extra für unsere Silvesterparty auf Vordermann gebracht - und sich wieder einmal selbst übertroffen. Überall hingen Lichterketten und Luftschlangen. Zwischen zwei Pfählen hatte er sogar eine Girlande aufgehängt, auf der in großen Lettern Happy New Year stand.
Nachdem wir uns ein gemütliches Plätzchen ausgesucht hatten, dauerte es auch nicht mehr lange, bis Mitternacht. Gemeinsam zählten wir den Countdown herunter.
Um Punkt zwölf fiel Poppy mir um den Hals.
»Frohes neues Jahr, Drea!«, flüsterte sie an meinem Ohr. »Ich bin so froh, dass du meine beste Freundin bist.«
Ich erwiderte ihre Umarmung und drückte sie fest an mich.
»Das wünsche ich dir auch und ich bin genauso froh, dich an meiner Seite zu haben. Für immer.«
»Für immer«, wiederholte sie und drückte mich noch ein bisschen fester. Einen Moment später stürzte Ruby sich auf uns und so standen wir zu dritt beieinander und hielten uns in den Armen.
Als wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit endlich voneinander lösten, entdeckte ich Timmy, der ein paar Meter von uns entfernt stand, die Hände in den Hosentaschen versteckt. Er lächelte, während sein Blick auf Poppy ruhte. Er hatte nur Augen für sie.
»Poppy, ich glaube, da will dir noch jemand gratulieren«, flüsterte ich ihr zu und nickte in Timmys Richtung. Poppy drehte sich um und ihre Blicke trafen sich.
Ein paar Sekunden lang sahen sie sich einfach nur an. Plötzlich setzte Poppy sich in Bewegung und ging auf Timmy zu. Noch ehe jemand begriff, was hier passierte, packte Poppy Timmy am Kragen, zog ihn zu sich heran und küsste ihn stürmisch. Timmy erwiderte ihren Kuss sofort.
Ruby und ich sahen uns verwirrt an.
»Wow, das kam unerwartet«, brachte Ruby überrascht hervor.
»Da hast du recht«, pflichtete ich ihr bei. »Aber mal ehrlich, das war schon längst überfällig, meinst du nicht?«
»Ganz deiner Meinung. Es war ja schließlich kein Geheimnis, dass sie in Timmy verknallt ist«, entgegnete Ruby.
»Naja«, sprach ich, während ich die beiden nachdenklich beobachtete. »Für Poppy war es das.«
Zu gut erinnerte ich mich an die unzähligen Gespräche über Poppys Liebesleben. Lukas, Timmy, Timmy, Lukas... Poppy hatte gar nicht mehr gewusst, was sie wirklich wollte, was ihr Herz sich wünschte, selbst wenn alle anderen um sie herum die Antwort auf ihr Chaos bereits kannten. Obwohl es für alle Umstehenden völlig offensichtlich war, so konnte Poppy ihre Gefühle einfach nicht zulassen. Umso glücklicher machte es mich nun, dass sie endlich ihren Verstand ausgeschaltet und auf ihr Herz gehört hatte. Sie verdiente es, glücklich zu sein.
Nach einer Weile stießen Danny und Noah wieder zu uns. Wir beglückwünschten uns gegenseitig und stießen mit unserem Punsch auf das neue Jahr an. Anschließend gesellten wir uns an den Rand der Dachterasse. Zwar hatte man keinen perfekten Blick auf das Feuerwerk an der Seattle Space Needle, dennoch konnte man am Nachthimmel entfernt die vielen bunten Lichter erkennen.
Ich stand neben Danny, nippte an meinem Punsch und beobachtete das Feuerwerk in der Ferne.
»Bist du glücklich, Drea?«, fragte Danny mich urplötzlich. Überrascht sah ich ihn an.
»Wie kommst du denn jetzt auf eine solche Frage?«, wollte ich wissen und lachte leise.
»Naja«, Danny zuckte mit den Schultern und ließ den Blick wieder in die Ferne wandern. »Ich möchte ganz neu anfangen. Neues Jahr, neues Glück«, er grinste.
»Das klingt doch toll, Danny!«,, ich erwiderte sein Grinsen.
»Ja, das tut es. Allerdings ist mir das nur möglich, wenn ich weiß, dass wir definitiv keine Chance mehr haben. Ich habe einen Fehler gemacht, den ich nicht mehr rückgängig machen kann, aber ich liebe dich noch immer, Drea. Ich habe wirklich alles versucht, was in meiner Macht steht, um dir das zu beweisen, aber ich muss wissen, ob du glücklich bist«, er hielt kurz inne und sein Gesicht nahm traurige Züge an. »Ob du mit ihm glücklich bist«, er sah mir tief in die Augen.
Mein Herzschlag setzte für einen kleinen Augenblick aus.
»Mit ihm?«, wiederholte ich seine Frage. »Danny, ich weiß nicht...«, Danny fiel mir harsch ins Wort.
»Drea, verkaufe mich bitte nicht für dumm«, er lächelte traurig. »Ich weiß, dass da wieder etwas läuft zwischen dir und... ihm. Bitte, lüg mich nicht an. Ich möchte nur, dass du ehrlich zu mir bist, mehr verlange ich gar nicht. Ich brauche diese letzte Bestätigung, um mit dir abschließen zu können.«
Ich wusste, dass ich Danny nichts vormachen konnte. Er kannte mich zu gut, um eine Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden. Ganz abgesehen davon, dass ich meine Gefühle zurzeit kaum unter Kontrolle hatte. Insbesondere was Logan anging.
Wie lange versuchte ich zudem schon erfolglos, Danny dazu zu bringen, mich endlich zu vergessen? Doch dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass er es ernst meinte, dass er wirklich gewillt war, sich mich aus dem Kopf zu schlagen. Hatte er es daher nicht verdient, dass ich aufrichtig zu ihm war?
Ich nahm einen tiefen Atemzug, ehe ich zu sprechen begann.
»Es tut mir leid, dass ich deine Gefühle nicht erwidern kann. Das hat auch nichts mit der Tatsache zu tun, dass du mich verletzt hattest. Ich habe dir verziehen, Danny, aber ich sehe dich nur noch als einen guten Freund. Und bezüglich deiner Frage«, ich hielt kurz inne und sah ihm dabei fest in die Augen. Ich konnte erkennen, wie meine Worte ihn verletzten, doch ich hörte nicht auf zu reden, denn mir war klar, dass es notwendig war, dass Danny es hören musste.
»Ich bin glücklich mit ihm. Ich liebe ihn. Er wird die Garfield High für mich verlassen, Danny. Ich werde mir eine Zukunft mit ihm aufbauen. Ist es das, was du hören wolltest?«
Danny sah mich an. Er hatte Tränen in den Augen.
»Ich schätze schon.«, er lächelte traurig. »Tja, wer hätte gedacht, dass es so weh tut, das zu hören?«
»Ich weiß. Ich kenne dieses Gefühl«, ich legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
»Danke für deine Ehrlichkeit, Drea. Und dein Geheimnis ist bei mir sicher.«
Ich nickte.
»Na schön, dann lass uns jetzt mal ordentlich feiern, immerhin haben wir Neujahr!«, lenkte Danny vom Thema ab und lächelte. Es war kein echtes Lächeln, es war lediglich ein trauriges Abbild davon und der Versuch, das letzte bisschen Stolz, das er noch besaß, zu wahren. Doch ich ließ es zu, denn ich spürte, dass dieses Gespräch das unausweichliche Ende beschrieb. Ab jetzt gab es kein Wir mehr, sondern nur noch ein Danny und Drea.
»Stimmt«, bekräftigte ich.
»Also«, setze Danny erneut zum Reden an. »Neues Jahr, neues Glück«
»Neues Jahr, neues Glück«, wiederholte ich lächelnd.
∞
»Danke fürs nach Hause fahren«, bedankte ich mich bei Timmy und löste den Anschnallgurt.
»Jederzeit«, erwiderte er, während er wieder einmal nur Augen für Poppy hatte, die auf dem Beifahrersitz saß. Wie verliebt die beiden wirkten. Das wurde aber auch wirklich mal Zeit.
»Also dann, ich wünsche euch beiden noch eine gute Nacht, bis dann«, ich zwinkerte Poppy zu, woraufhin sie leicht errötete.
»Wir warten noch, bis du an der Haustür bist«, sprach Poppy. Ich nickte. Dann stieg ich aus und lief den gepflasterten Weg zu unserer Veranda hinauf. Ob Lukas' Besuch noch hier war? Oder genauer gesagt; Logan? Sein Auto hatte ich nicht gesehen, allerdings war es auch ziemlich dunkel auf der Straße, weshalb ich kaum etwas hatte erkennen können. Von Dads Auto in der Einfahrt fehlte ebenfalls noch jede Spur. Offenbar schien er und Tante Carolyn noch am Feiern zu sein, dabei hatten wir bereits zwei Uhr in der Nacht.
An der Haustür angekommen, drehte ich mich noch einmal herum, um Poppy und Timmy zum Abschied zu winken. Sie erwiderten meine Geste. Eine Sekunde später setzte sich Timmys Wagen in Bewegung und die beiden fuhren davon.
In eben diesem Moment öffnete sich die Haustür von innen. Gelächter drang an meine Ohren und erschrocken fuhr ich herum.
Ich blickte in ein paar eisblaue Augen.
»Logan«, brachte ich mit krächzender Stimme hervor. Auf seinen plötzlichen Anblick war ich absolut nicht vorbereitet.
»Drea, hey«, erwiderte er und sah mich mit intensivem Blick direkt an.
»Ich... Ich wusste gar nicht, dass du noch hier bist«, stammelte ich nervös.
»Ja, eigentlich wollte ich gerade gehen.«
»Oh«, ich konnte den enttäuschten Unterton meiner Stimme nicht vermeiden.
»Hast du das Jahr denn gut begonnen?«, fragte er höflich.
»Ich hätte es lieber mit dir begonnen«, ich hatte gesprochen ohne nachzudenken. Peinlich berührt sog ich die Luft ein. »Ich meine... Schade, dass wir nicht alle zusammen feiern konnten. Hier. Mit Lukas. Und den anderen. Du weißt schon«, je mehr ich redete, desto peinlicher wurde es.
Logan schmunzelte. Er war sich seiner Wirkung auf mich wohl nur allzu deutlich bewusst.
»Ich verstehe schon«, er trat ein paar Schritte näher an mich heran und blickte mit glühenden Augen auf mich herab. Sein unverfälschter, herber Duft stieg mir in die Nase und weckte in mir die Sehnsucht, meine Arme einfach um ihn schlingen zu wollen. Seine unmittelbare Nähe raubte mir den Verstand.
»Ich hätte es auch lieber mit dir begonnen«, raunte er leise an meinem Ohr.
Mein Herz schlug auf Hochtouren und mein Atem beschleunigte sich. Unfassbar, welche Gefühle seine bloße Anwesenheit wieder einmal in mir weckten. Ich schloss die Augen und versuchte das Chaos in meinem Innern irgendwie zu bändigen. Doch stattdessen schossen nur Bilder unserer ersten gemeinsamen Nacht in mein Gedächtnis.
Ich wollte, dass er mich küsste. Jetzt. Sofort. Auf der Stelle. Es gab nichts, was ich mir in diesem Moment mehr wünschte, als diesen einen Kuss. Doch es passierte nichts. Ich öffnete wieder die Augen.
Logans Blick begegnete meinem, dann wanderte er zu meinen Lippen. Auf seinem Gesicht konnte ich erkennen, dass er es auch wollte, dass er mit sich rang. Er wollte mich berühren, wollte meine Nähe genauso sehr spüren, wie ich seine. Doch irgendetwas schien ihn davon abzuhalten.
»Drea, ich habe deinem Vater etwas versprochen. Ich kann dieses Versprechen nicht erneut brechen«, Logan brachte das bleischwere Argument hervor, welches wie eine dunkle Gewitterwolke über uns hing.
»Ich gehe wohl besser, bevor ich mich vergesse«, er räusperte sich und brachte etwas Abstand zwischen uns. Mit den Augen folgte ich ihm, beobachtete, wie er die Stufen der Veranda hinabstieg.
Mit jedem Schritt, den er sich von mir entfernte, spürte ich, wie die Sehnsucht in mir größer wurde, sich ins Unermessliche steigerte.
»Logan?«, rief ich hastig.
Er drehte sich zu mir um und sah mich erwartungsvoll an. Als ich ihm in diesem Moment in die Augen sah, ließ ich die letzten Wochen in meinem Kopf Revue passieren. Kaum zu fassen, was innerhalb einiger Monaten alles passiert war. Der Tod meiner Mum, die Trennung von Danny, der Vorfall mit Adam, meine Krankheit, Logan ... Ich konnte nicht glauben, dass all das innerhalb dieses einen Jahres geschehen war. Es war in der Tat eine Achterbahn der Gefühle gewesen.
»Ich wünsche dir ein frohes, neues Jahr.«
Logan lächelte leicht.
»Das wünsche ich dir auch, Drea«, Logan lief einige Schritte rückwärts, ehe er sich ganz umdrehte und davonging. Ich starrte ihm nach, bis er mit der Dunkelheit verschmolz.
Mein Herz schlug noch immer wie verrückt und schon jetzt vermisste ich ihn schrecklich. Nichts hätte ich lieber getan, als in der Silvesternacht in seinem Arm einzuschlafen. Doch wir mussten uns noch ein wenig in Geduld üben, bis wir endlich zusammen sein konnten. Was waren da schon ein paar Wochen, gegen ein ganzes Leben? Dennoch fühlte sich das Warten an, wie eine halbe Ewigkeit.
Ich seufzte und schloss die Tür hinter mir. Dann folgte ich der Geräuschkulisse bis zur Küche, wo ich Lukas und Joanna vorfand.
»Dreaaa!«, Lukas entdeckte mich zuerst und stürmte sofort auf mich zu, um mich in eine Umarmung zu ziehen. »Frohes Neues, Schwesterchen!«
»Frohes Neues!«, entgegnete ich und schloss auch Joanna in eine kurze Umarmung. »Habt ihr denn schön gefeiert?«
Lukas nickte eifrig. Seine Wangen waren leicht gerötet und seine Augen wirkten glasig. Ganz offensichtlich schien er einen über den Durst getrunken zu haben.
»Ja, es war super! Ehrlich! Schade, dass du nicht dabei warst.«
»Nun ja, ich schätze, das wäre keine gute Idee gewesen«, ich räusperte mich geräuschvoll.
»Oh«, Lukas kratzte sich verlegen am Kopf. »Ja, da hast du wohl recht.«
»Hey Schatz, was hältst du davon, wenn du schon mal nach oben gehst und dich umziehst? Drea kann mir ja mit dem restlichen Abwasch helfen, oder?«, sie warf mir einen fragenden Blick zu.
»Ja, na klar«, erwiderte ich und trat sogleich an das Waschbecken heran.
»Klasse, na dann erledigen meine zwei Prinzessinnen den Rest, ihr seid die Besten.«
Meine Güte, Lukas schien aber gewaltig einen im Tee sitzen zu haben. So nett hatte ich ihn ja noch nie erlebt. Er gab Joanna einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe er sich auch schon aus dem Staub machte.
Ich begann damit, das restliche Geschirr abzuspülen, woraufhin Joanna sich zu mir gesellte und ein Geschirrtuch in die Hand nahm, um abzutrocknen.
»Wirklich schade, dass du heute Abend nicht mit uns feiern konntest. Ich glaube, Logan hätte dich gerne dabei gehabt.«
Ich verharrte für einen kurzen Augenblick.
»Ach ja?«, fragte ich und versuchte es beiläufig klingen zu lassen.
Joanna nickte.
»Ja, er ist kurz bevor du gekommen bist, gegangen.«
»Oh ja, ähm... Wir haben uns vor der Tür noch gesehen«, antwortete ich. »Natürlich zufällig! Das war... nicht geplant«, fügte ich nervös an.
Joanna lachte laut.
»Vor mir musst du dich nicht rechtfertigen, Drea. Ich bin nicht dein Dad.«
»Okay«, erwiderte ich unsicher und warf ihr einen kurzen Blick zu. Ihre Ähnlichkeit zu Logan war in der Tat immer wieder verblüffend.
»Weißt du, Drea, du tust Logan wirklich gut.«
»Ach ja?«, fragte ich verblüfft, während ich ihr einen Teller zum abtrocknen reichte.
»Ja, er wirkt in letzter Zeit viel aufgeschlossener und glücklicher. Außerdem erzählt er viel von dir. Du bedeutest ihm sehr viel.«
Joannas Worte berührten mich zutiefst. Sie war eine der wenigen Personen, wenn nicht sogar die Einzige, die Logan wirklich kannte, ihn verstand. Und genau aus diesem Grund hatten ihre Worte so viel Gewicht.
»Danke Joanna. Das freut mich wirklich zu hören. Logan bedeutet mir auch sehr viel.«
»Nun ja, das ist wohl kaum zu übersehen«, Joanna grinste breit.
»Oh mann, ist es denn für jeden so offensichtlich?«, frustriert stöhnte ich auf und warf den Spüllappen, in hohem Bogen zurück in das Waschbacken. Dann ließ ich mich auf den Küchenstuhl sinken und ließ meinen Kopf auf die Arme sinken. Hatte ich mich tatsächlich so wenig unter Kontrolle, dass jeder um mich herum meine Gefühle so einfach lesen konnte?
»Hey, der Spüllappen kann nichts dafür«, meinte Joanna mit einem entschuldigenden Lächeln, ehe sie wieder zu reden begann. »Okay, willst du meine ehrliche Meinung oder soll ich etwas sagen, das du hören willst?«
Ich hob den Kopf und machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Na deine ehrliche Meinung«, antwortete ich. »Glaube ich zumindest.«
»Du hast recht, es ist gefährlich, du musst wirklich besser aufpassen, zumal du deine Gefühle nicht unter Kontrolle hast. Andererseits bist du eben verliebt, gegen Gefühle kann man nichts tun«, sie zuckte mit den Schultern.
»Ja, aber ich habe keinerlei Selbstbeherrschung in seiner Nähe. Und dadurch setze ich alles aufs Spiel.«
Joanna seufzte, legte das Geschirrtuch beiseite und lehnte sich mit dem Rücken an den Küchentisch.
»Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst, Drea, deine Sorgen sind auch begründet. Aber andererseits musst du dir vor Augen halten, dass ihr nur noch ein bisschen aushalten müsst. Nicht mehr lange und Logan wird an einer anderen Schule unterrichten.«
Ich nickte zustimmend.
»Du hast recht, das vergesse ich immer wieder.«
Joanna lächelte. »Ihr schafft das.«
»Das hoffe ich«, entgegnete ich. Denn es war an der Zeit, dass Logan und ich endlich eine Chance bekamen. Nach allem was wir durchgemacht hatten, verdienten wir es, glücklich zu sein.
Joanna und ich machten uns daran, den restlichen Abwasch zu erledigen und die Küche auf Vordermann zu bringen. Als auch die letzten Erinnerungen an Lukas' Silvesterparty beseitigt waren, wünschte ich Joanna eine gute Nacht und machte Anstalten, auf mein Zimmer gehen zu wollen. Doch Joanna hielt mich noch ein letztes Mal zurück.
»Hey Drea«, rief sie.
Erwartungsvoll drehte ich mich zu ihr um. Joanna sah mich aus ihren großen Augen ernst an. Sie wirkte mit einem Mal völlig unsicher, als läge ihr etwas auf der Seele, das sie unbedingt loswerden wollte. Es war seltsam, denn so kannte ich Joanna überhaupt nicht. Sie war stets diese starke, sichere Persönlichkeit, die nichts aus dem Gleichgewicht bringen konnte.
»Deine beste Freundin, Poppy heißt sie, richtig? Wie ist sie so? Ich meine, ich habe sie ja erst ein einziges Mal gesehen im Krankenhaus damals und da war unsere Begegnung alles andere als... nett«, nervös trat sie vom einen Fuß auf den anderen. Zunächst begriff ich nicht so ganz, worauf Joanna hinauswollte, weshalb sie mir eine solch banale Frage stellte. Doch im nächsten Moment ging mir ein Licht auf. Es ging ihr hier gar nicht um Poppy. Es ging um Lukas.
Ich lächelte Joanna an.
»Willst du meine ehrliche Meinung oder soll ich etwas sagen, das du hören willst?«, wiederholte ich dieselbe Frage, die sie mir vorhin gestellt hatte.
»Ich bevorzuge ebenfalls deine ehrliche Meinung.«
»Poppy ist einer der besten Menschen, die ich kenne. Sie ist treu, warmherzig und lustig, die meisten Leute würden sie womöglich auch als ziemlich durchgeknallt beschreiben«, ich grinste breit. »Was sie auch definitiv ist, gar keine Frage! Aber Poppy ist einer von den Guten. Und vor allen Dingen ist sie bis über beide Ohren in ihren besten Freund verknallt, weshalb ich mir ziemlich sicher bin, dass du dir um sie gar keine Gedanken machen musst. Die Sache zwischen Lukas und ihr ist Geschichte.«
Ich konnte förmlich sehen, wie Joanna ein Stein vom Herzen fiel. Sie atmete tief durch und schenkte mir ein breites Lächeln.
»Klingt, als hättet ihr eine sehr tollte Freundschaft.«
»Ja, das haben wir«, erwiderte ich, während ich in Gedanken bei Poppy war. Ohne sie hätte ich die letzten Monate, gar das gesamte letzte Jahr, nicht überstanden. Sie war für mich da gewesen, in guten wie in schlechten Zeiten. Sie war mit mir durch dick und dünn gegangen, hatte mir stets beigestanden und sich Tag ein Tag aus meinen Kummer angehört... Ja, Poppy war wirklich ein guter Mensch und noch so viel mehr.
»Danke, Drea, für deine Ehrlichkeit«, Joanna holte mich zurück ins Hier und Jetzt.
»Jederzeit«, antwortete ich und wir schenkten uns gegenseitig ein letztes Lächeln. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass Joanna und ich uns durch dieses Gespräch etwas näher gekommen waren und aus irgendeinem Grund beschlich mich das Gefühl, eine neue Freundin gewonnen zu haben.
Hallo ihr Lieben :)
Danke dafür, dass ihr noch immer - trotz langer Pause - so fleißig meine Geschichte verfolgt! Das freut mich sehr und bedeutet mir extrem viel!
Sicher fragt ihr euch, was zu meiner Funkstille geführt hat. Leider ging es mir die letzten Monate - wieder einmal - nicht so gut. Naja ihr wisst schon, jede Menge Herzschmerz (ich treffe im realen Leben leider immer nur auf Dannys, von einem Logan weit und breit keine Spur haha), hinzu kam mein Abschlussjahr + Prüfungen und das Leben eben... Übrigens! Meine Prüfungen sind super gelaufen! Ich habe sie sogar mit 1,0 bestanden, wer hätte das gedacht? Naja, jedenfalls habe ich nun jeeeede Menge Zeit zum Schreiben! Und ich habe vor, diese produktiv zu nutzen, um den dritten und letzten Teil der Please-Reihe fertig zu schreiben.
Ich hoffe ihr freut euch genauso sehr darauf, wie ich. Denn ich werde mit neuem Elan ans Schreiben gehen, sodass zumindest in der fiktiven Welt - in diesem Fall unsere liebe Drea - keinen Herzschmerz mehr erleiden muss ;)
Ganz liebe Grüße,
Lora
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