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Kapitel 11

Hallo ihr Lieben!
Tut mir leid, für die lange Wartezeit, aber wie ihr ja wusstet, ging es mir nicht sonderlich gut in der letzten Zeit.
Jedoch werden die Updates nun wieder regelmäßiger kommen.
Lg Lora

Logans Augen wanderten unruhig zwischen dem Stück Papier in meinen Händen und meinem Gesicht hin und her. Einen Augenblick später kam er mit schnellen Schritten auf mich zu und entriss das Schreiben aus meinen Händen.

»Du hättest das nicht lesen sollen, Drea«, sprach er mit ruhiger Stimme, wenngleich es auf seinem Gesicht nur so von Emotionen wimmelte. Es war nicht zu übersehen, wie verärgert er darüber war, dass ich in seine Privatsphäre eingedrungen war.

»Wieso hast du mir nichts davon erzählt, Logan?«, fragt ich erneut und konnte den Vorwurf, der in meiner Stimme mitschwang, nicht unterdrücken. »Das ändert alles.«

»Genau deshalb, Drea«, antwortete er mit harschem Unterton. Der Ausdruck in seinen eisblauen Augen wirkte hart. Schnellen Schrittes ging er um mich herum und verstaute das Papierstück in einer Schublade.

»Aber...«, setzte ich an. Allerdings kam ich nicht dazu, meinen Satz zu Ende zu bringen, da Logan mir ins Wort fiel.

»Drea!«, herrschte Logan mich and und wie vom Blitz getroffen fuhr er zu mir herum, das Gesicht zu einer grimmigen Grimasse verzerrt. »Ich weiß nicht einmal, ob ich diese Stelle überhaupt annehmen möchte! Ich wusste, dass du dir deshalb Hoffnungen machen würdest. Hoffnungen, die du dir nicht machen sollst

Das Blau seiner Augen strahlte so viel Kälte aus, dass ich mit einem Mal das Gefühl hatte, als wäre die Temperatur im Raum um hundert Grad abgekühlt. Doch konnte ich nicht wegschauen. Denn in diesem Moment begann ich tatsächlich zu begreifen, was in Logan vorging. Ich begann zu begreifen, weshalb er diese Neuigkeit vor mir verborgen gehalten hatte.

Es war zwar nur für einen klitzekleinen Moment, indem ich einen kurzen Blick auf seine Seele erhaschen konnte, doch dieser kurze Augenblick reichte völlig aus, um zu erkennen, dass Logan Angst hatte. Angst davor, sich voll und ganz auf mich einzulassen. Angst davor, jemanden an sich heranzulassen, sich jemandem zu öffnen. Und obwohl ich mir mittlerweile sicher war, dass er es wirklich versuchen wollte, so trug er innerlich noch immer einen eigenen, ganz persönlichen Kampf aus, dessen Schwere ich mir nicht einmal annähernd vorzustellen vermochte.

Doch egal wie viel Verständnis und Mitgefühl ich auch für Logans Situation empfand, so konnte ich in diesem Moment nicht einfühlsam reagieren. Zu lange wartete ich schon auf ihn, übte mich in Geduld und ließ ihm die Zeit, die er brauchte, um sich mir zu öffnen. Irgendwann war es auch einmal so weit, dass mein Geduldsfaden riss - und dieser Moment war nun gekommen.

»Denkst du eigentlich auch mal an jemand anderes, als immer nur an dich selbst?«, spie ich ihm entgegen und trat einen Schritt näher an ihn heran.

»Bitte was?«, Logans Augen weitete sich vor Überraschung. Mit einer solchen Antwort hatte er wohl nicht gerechnet.

»Du hast schon richtig gehört«, wiederholte ich. »Du kannst dir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie schwierig all das für mich ist! Ständig machst du mir Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft und dann lässt du mich wieder eiskalt fallen. Hast du eine Ahnung, was das mit mir anstellt?«, Verzweiflung mischte sich in meine Stimme.

Logan schnaubte verächtlich. Nicht etwa, weil das was ich gesagt hatte, eine Lüge war, sondern weil er genau wusste, dass ich mit meinen Worten ins Schwarze getroffen hatte. Denn Logan wusste genau, wie sehr er mich immer und immer wieder verletzt hatte. Und wer wollte sein eigenes Fehlverhalten schon vor Gesicht geführt bekommen? Richtig, niemand.

»Weißt du was, Logan?«, fragte ich erzürnt. »Du bist ein Feigling!«, mit diesen Worten machte ich auf dem Absatz kehrt und marschierte schnurstracks aus dem Arbeitszimmer heraus.

Ich hatte es satt derart von ihm behandelt zu werden. Und das sollte auch er endlich spüren. Doch um ihm das begreiflich zu machen, musste ich ein klares und unmissverständliches Zeichen setzen.

Wild entschlossen stürmte ich ins Schlafzimmer und suchte meine Sachen zusammen. Unterdessen vernahm ich Schritte aus dem Flur, die sich mir näherten.

»Wo willst du hin?«, erklang schließlich Logans Stimme hinter mir. Er wirkte aufgebracht. Allerdings war er nicht der einzige, dem es so erging. Ich war mindestens genauso wütend, wie er, wenn nicht sogar noch ein kleines bisschen mehr.

»Nach Hause«, erwiderte ich mit ruhigem Tonfall, ohne Logan dabei eines Blickes zu würdigen.

»Dann lass mich dich fahren.«

»Nein danke«, ich schnaubte verächtlich. »Da laufe ich lieber.«

»Jetzt, sei nicht albern, Drea.«

Ohne ihm eine Antwort zu geben, fuhr ich unbeirrt damit fort, meine Sachen zusammenzusuchen. Als ich schließlich aufbruchsbereit war, drehte ich mich herum. Logan stand in der Tür, die Arme vor der Brust verschlossen und verfolgte jeden meiner Schritte mit den Augen.

Wenngleich mir mein Herz bis zum Halse schlug, versuchte ich unbeeindruckt zu wirken und lief zielstrebig auf die Tür des Schlafzimmers zu. Doch anstatt mir Platz zu machen, blieb Logan felsenfest in dem Durchgang stehen. Ich spürte seine Augen auf mir ruhen, allerdings wagte ich es nicht, seinen Blick zu erwidern.

»Lass mich bitte vorbei, Logan.«

»Du wirst nicht alleine bei dieser Kälte nach Hause laufen, lass mich dich fahren.«

»Ich werde mir ein Taxi rufen«, räumte ich ein. »Und jetzt lass mich bitte gehen.«

Es verstrichen ein paar Sekunden, ehe Logan ergeben einlenkte und beiseite trat, um mich durch zu lassen.

Wortlos lief ich an ihm vorbei und stieg die Treppen hinab, die in den Wohnbereich führten. Unten angekommen schlang ich mir meine Jacke über und betätigte den Knopf des Aufzuges. Unterdessen hörte ich Logans Schritte hinter mir näher kommen.

Gerade als der Aufzug ankam und die Türen sich öffneten, spürte ich wie Logan hinter mir zum Stehen kam.

Einen tiefen Atemzug nehmend betrat ich den Fahrstuhl. In meinem Innern wütete ein Tornado an Gefühlen und Emotionen, den ich nicht zu bändigen wusste. Doch nahm ich all meinen Mut zusammen und drehte mich herum, um Logan ein letztes Mal in die Augen blicken, bevor ich ging.

Dies erwies sich jedoch als Fehler, denn der Ausdruck in Logans eisblauen Augen wirkte unendlich traurig. Verletzlich.

Er öffnete gerade die Lippen, als wollte er noch irgendetwas sagen, als sich in diesem Moment die Aufzugtüren schlossen und sein Gesicht vor meinen Augen verschwand.

Ich wusste, dass ihn meine Worte hart getroffen hatten. Dass er mit einer solchen Reaktion meinerseits nicht gerechnet hatte. Aber was erwartete er von mir? Ich war nicht mehr dasselbe Mädchen, wie zu Beginn dieses Schuljahres. Nein, ich war gewachsen, hatte viel dazu gelernt und mich weiterentwickelt. Mehr denn je war mir nun bewusst, was ich wollte und was nicht, wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Ich war nicht mehr das kleine, ängstliche Mädchen von damals und vor allen Dingen sah ich es nicht mehr ein, Logan hinterherzurennen. Ich wusste ganz genau, was ich wollte, nun lag es an Logan und nicht mehr an mir.

Mit meinem Gehen, setze ich ein klares Zeichen, nämlich, dass ich mich nicht mehr länger von ihm hinhalten lassen würde. Zum ersten Mal hatte ich ihm endlich einmal etwas entgegengebracht und es fühlte sich verdammt gut an.

Als ich in der Lobby ankam, begrüßte mich Mr Grayson. Ich bat ihn darum, mir ein Taxi zu rufen und es dauerte keine zehn Minuten, ehe das gelbe Fahrzeug vor dem Eingang hielt. Ich bedankte und verabschiedete mich von Mr Grayson und stieg in das Taxi ein.

Nachdem ich dem Fahrer, ein sympathischer älterer Herr mittleren Alters, meine Adresse genannt hatte, lehnte ich mich in den Sitz zurück und fixierte mit den Augen den Rosenkranz, der vor der Frontscheibe am Rückspiegel herabhing und hin und her baumelte.

Noch immer konnte ich kaum glauben, was in den letzten vierundzwanzig Stunden alles passiert war. Die Weihnachtsfeier im Barney's, Logans Anruf, unser Aufeinandertreffen im Club und seine anschließende Liebeserklärung, als wir bei ihm zuhause waren. Und als wäre das nicht schon genug, was mein armes Herz zu verkraften hatte, kam auch noch die Tatsache hinzu, dass Logan die Möglichkeit hatte, an einer anderen Schule zu unterrichten, was wiederum zu bedeuten hatte, dass wir endlich zusammen sein könnten, dass unserer Liebe nichts mehr im Wege stand.

Doch wieder einmal war mir schmerzlichst bewusst geworden, dass nicht die Tatsache an sich, dass es sich bei Logan um meinen Lehrer handelte, zwischen uns stand. Nein, es war Logan selbst. Er war das Problem. Er war es, der zwischen uns stand. Und so lange er nicht bereit dazu war, gegen sich selbst und seine Dämonen anzukämpfen, bestand für uns nicht der Hauch einer Chance.

Ich war so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, dass wir bereits vor unserem Haus standen. Erst als der Taxifahrer mit der Hand vor meinem Gesicht herum wedelte, erwachte ich aus meinen Gedanken.

Ehe ich ausstieg, steckte ich dem Mann ein paar Dollarnoten zu. Dann lief ich den geteerten Weg zur unserer Veranda hinauf. Ich war gerade an der Tür angekommen und bereits im Begriff, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, als die Tür von innen aufgerissen wurde.

»Drea! Gott sei Dank! Es geht dir gut!«, Lukas riss mich ungestüm in seine Arme und drückte ich so fest an sich, dass mir beinahe die Luft wegblieb.

»Dad!«, rief Lukas, nachdem er mich wieder freigab. »Sie ist hier! Es geht ihr gut!«

Eine Sekunde darauf hörte man ein Poltern aus der Küche und Dad kam, dicht gefolgt von Tante Carolyn, in den Flur geeilt.

Der Ausdruck auf seinem Gesicht drückte pure Besorgnis aus. Ebenso der Tante Carolyns. Doch in ihren Augen konnte ich noch etwas anderes sehen, etwas, dass ich nicht ganz zuordnen konnte. War es Schuld? Angst?

»Herrgott, Drea, wo zum Teufel warst du heute Nacht?«, herrschte Dad mich an, nachdem auch er mich in eine kurze, wenn auch feste Umarmung gezogen hatte.

»Ich ...«, setze ich an, doch mit einem Mal wurde mir klar, dass ich ihm gar nicht sagen konnte, wo ich wirklich gewesen war. »Ich hatte die gestern Abend doch eine SMS geschickt. Ich war bei Poppy«, druckste ich und gab mein Bestes, mir die Lüge nicht ansehen zu lassen.

Dads Gesichtszüge verdunkelten sich und seine Brauen verzogen sich zu einer schmalen, erzürnten Linie, wie immer, wenn er wütend war.

»Lüg mich nicht an, Drea. Wir haben Poppy bereits kontaktiert. Wir wissen, dass du nicht bei ihr übernachtet hast.«

Mit einem Mal sammelte sich Wut in meinem Bauch.

»Spioniert ihr mir jetzt etwa nach?«, rief ich aufgebracht, während ich mich an Dad vorbei drängte in Richtung der Treppen. Doch er machte mir einen Strich durch die Rechnung und bekam mich am Handgelenk zu fassen.

»Drea«, er sagte meinen Namen mit einer besorgniserregend ruhiger Stimme. Es war dieser eine Tonfall, den Lukas und ich schon als Kinder zu hören bekamen, wenn wir etwas ausgefressen hatten.

Dads Augen waren dunkel und drückten so viel Enttäuschung und gleichzeitigen Zorn aus, dass ich sofort einen Kloß im Hals verspürte.

»Ich hätte niemals von dir erwartet, dass du mir so dreist ins Gesicht lügst.«

Er wusste es.

Er wusste genau, wo ich die heutige Nacht verbracht hatte.

Und es tat unglaublich weh zu sehen, wie sehr ihn das verletzte. Wie sehr es ihn verletzte, dass ich ihn angelogen hatte, dass ich nicht ehrlich zu ihm gewesen war. Sofort beschlich mich das schlechte Gewissen. Zurecht. Doch was hätte ich auch anderes tun sollen? Ich hätte meinem Dad unmöglich sagen können, dass ich bei Logan übernachtet hatte. Denn er verstand es nicht und er würde es auch niemals verstehen können.

»Du warst be ihm oder?«, seine Augen blitzten.

Ich sog scharf die Luft ein und überlegte mir im Kopf meine nächsten Worte mit Bedacht.

»Dad, ich bin achtzehn Jahre und somit alt genug, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich...«, doch weiter kam ich nicht, da Dad mir das Wort abschnitt.

»Herrgott, Drea, er ist dein Lehrer, dein gottverdammter Lehrer!«, Dad war völlig in Rage. »Hast du dir auch mal Gedanken über die Konsequenzen gemacht, falls eure Beziehung publik wird?«

Nun konnte auch ich nicht mehr an mir halten, immerhin machten Logan und ich uns unablässig über nichts anderes mehr Gedanken.

»Natürlich sind mir die Konsequenzen bewusst, ich bin schließlich kein Kind mehr!«, spie ich ihm zornig entgegen.

»Ich habe die ausdrücklich untersagt, ihn weiterhin zu treffen!«, Dads Stimme erhob sich. Noch nie zuvor hatten wir einen solchen Streit gehabt und uns derart angeschrien, wie in diesem Moment.

»Und was willst du dagegen tun, huh? Willst du mir wieder damit drohen, die Schulleitung zu informieren? Ich liebe ihn, Dad, ob es dir nun passt oder nicht!«

Für einen kurzen Moment herrschte Stille im Haus. Meine Aussage schien Dad zu überrumpeln, denn seine Augen weiteten sich bestürzt und Fassungslosigkeit machte sich auf seinem Gesicht breit. Gerade als er zur Widerrede ansetzen wollte, kam ich ihm zuvor.

»Ich weiß was du jetzt sagen willst, Dad, dass ich noch gar keine Ahnung von Liebe habe. Aber mit dieser lahmen Ausrede musst du mir nicht kommen. Ich bin alt genug, um zu wissen, was Liebe bedeutet und wenn ich dir sage, dass ich Logan liebe, dann ist das so. Ob es dir nun gefällt oder nicht«, keifte ich. Mit diesen letzten Worten wandte ich ihm den Rücken zu und stampfte die Stufen der Treppe hinauf.

Einerseits tat es mir leid, dass wir uns derart angifteten. Andererseits aber war dies längst überfällig. Dad musste endlich akzeptieren, dass ich alt genug war, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen, meine eigenen Fehler zu machen. Natürlich konnte ich verstehen, dass er sich Kummer um mich machte. Als Elternteil würde man wohl niemals damit aufhören, sich um sein Kind zu sorgen. Nichtsdestotrotz musste man auch akzeptieren, dass die Kinder einmal erwachsen wurden.

»Drea«, vernahm ich die Stimme meines Dads vom Fuße der Treppe. Ich blieb mitten auf den Stufen stehen und drehte mich noch ein letztes Mal zu ihm um. Noch immer sah man ihm an, dass er wütend auf mich war, doch der Blick aus seinen dunklen Augen war nun mehr bekümmert.

»Adam ist heute Nacht aus der Jugendpsychiatrie abgehauen. Aus diesem Grund hatten wir uns solche Sorgen um dich gemacht«, er war bereits im Begriff zu gehen, drehte sich jedoch ein letztes Mal zu mir um. »Und nein, ich werde es nicht dem Direktor melden. Diesbezüglich hast du Recht. Mach deine eigenen Fehler«, mit diesen Worten wandte er sich ab und lief in Richtung seines Arbeitszimmers davon.

Ich dagegen blieb wie angewurzelt auf der Treppe stehen, außerstande mich auch nur einen einzigen Zentimeter zu bewegen. Unterdessen kreisten meine Gedanken nur um ein einziges Thema.

Adam.

Er war aus der Jugendpsychiatrie geflohen. Er war auf freiem Fuß. Adam Chambers. Mein Cousin. Mein absoluter Albtraum.

Eine sofortige Angst ergriff Besitz von mir, schlang sich wie eine eiskalte Hand um meine Kehle und drückte so fest zu, dass mir die Luft zum Atmen weg blieb.

Das durfte nicht wahr sein, das konnte nur ein schlechter Scherz sein, oder nicht?

Mir war klar, dass ich keine ruhige Minute mehr hätte, bis Adam wieder auftauchte, bis er wieder sicher verwahrt war in dieser verdammten Psychiatrie war. Wie zum Teufel hatte er überhaupt erst von dort fliehen können? Normalerweise besaß eine solche Klinik doch hohe Sicherheitsvorkehrungen, um ebensolchen Vorfällen vorzubeugen?

Ich nahm einen tiefen Atemzug und zwang mich zur Ruhe. Ich durfte jetzt nur nicht in Panik verfallen. Nein, ich musste einen kühlen Kopf bewahren. Schon einmal hatte ich mein Leben durch die Angst vor ihm bestimmen lassen. Noch einmal würde mir das nicht passieren. Das durfte ich nicht zulassen. Ich war so weit gekommen, hatte mich so sehr ins Positive entwickelt. All das durfte ich mir nicht zunichte machen lassen.

Entschlossenheit machte sich in mir breit, während ich allmählich aus meiner kurzzeitigen Schockstarre zu erwachen schien.

Dieser Tag hatte noch nicht einmal richtig begonnen und schon wieder war viel zu viel geschehen. Ich beschloss erst einmal eine lange, heiße Dusche zu nehmen, um mich von all den Ereignissen, die heute schon passiert waren, zu erholen. Anschließend griff ich zu meinem Handy und wählte Poppys Nummer.

Bereits nach einem Mal Tuten nahm sie ab.

»Drea! Es tut mir ja so wahnsinnig leid. Ich hatte deinem Dad gesagt, dass du hier wärst, aber als er dich schließlich persönlich sprechen wollte und mir erzählte, dass Adam aus der Psychiatrie geflohen sei, habe ich Panik bekommen und ihm die Wahrheit gesagt. Es tut mir so wahnsinnig leid, ehrlich. Ich hoffe so sehr, dass du mir verzeihen kannst! Kannst du mir verzeihen? Ich ...«, augenblicklich beendete ich ihren Redeschwall und schnitt ihr das Wort ab.

»Poppy, Luft holen nicht vergessen!«, ich brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Und nein, ich bin dir nicht sauer. Ich verstehen, weshalb du es ihm gesagt hast.«

Ein erleichtertes Seufzen war am anderen Ende der Leitung zu hören.

»Oh Gott sei Dank!«, stieß sie beruhigt hervor, ehe sie mich auch schon mit Fragen zu löchern begann. Kurz erzählte ich ihr von meinem Abend mit Logan und den Ereignissen am Morgen.

»Also unser hübscher Lehrer ist absolut talentiert darin, die Rollen zu wechseln von Ich-bin-der-absoluter-Traumprinz-aller-Frauen zu Ich-verhalte-mich-jetzt-wieder-wie-Mr-Arschloch. Manchmal weiß ich nicht, ob ich ihn wirklich leiden kann oder ob ich ihn nur leiden kann, weil er gut aussieht.«

Ich grinste.

»Du bringst es wieder einmal auf den Punkt, Pops.«

Nachdem wir uns noch kurz über Logan aufgeregt hatten, kam Poppy auf ein Thema zu sprechen, das ich lieber außen vor gelassen hätte. Doch mir war klar, dass ich nicht mehr länger davor weg rennen konnte.

»Wie fühlst du dich wegen Adam?«, fragte sie schließlich vorsichtig.

»Ich habe Angst«, gestand ich leise. Für ein paar Sekunden sagte keiner von uns beiden ein Wort.

»Aber ich möchte versuchen, mich davon nicht einschüchtern zu lassen«, fügte ich schließlich hinzu.

»Das ist eine gute Einstellung, Drea. Aber es ist auch nichts verkehrt daran, Angst zu empfinden. Wenn du nicht allein sein möchtest oder jemanden zum Reden brauchst, dann bin ich jederzeit für dich da, okay?«

Ich lächelte in den Hörer.

»Ja, danke Poppy.«

Gerade als ich noch etwas hinzufügen wollte, kündigte das Piepen meines Handys den Eingang einer neuen SMS an.

»Okay, Poppy, ich muss Schluss machen. Wir hören voneinander, ja?«

Nachdem Poppy und ich uns voneinander verabschieden hatten, warf ich einen Blick auf den Bildschirm meines Handys, um zu sehen, wer der Absender der SMS war.

Es war Logan.

Sofort begann mein Herz wieder höher zu schlagen und Nervosität machte sich in meinem Innern breit, als ich die SMS öffnete.

Hallo Drea,

Es tut mir leid,

wie ich dich vorhin

behandelt habe.

Bitte lass uns noch einmal

darüber reden,

vielleicht heute Abend?

Eilig tippte ich eine Antwort und teilte ihm mit, dass ich um achtzehn Uhr bei ihm sei.

Kurze Zeit später machte ich mich auch schon aufbruchbereit. Innerlich wappnete ich mich bereits für die nächste Auseinandersetzung mit meinem Dad. Doch als ich die Treppen hinunter zur Haustür stieg, war weit und breit niemand zu sehen.

Erleichtert atmete ich aus und war bereits im Begriff, die Tür zu öffnen, als eine Stimme hinter mir erklang.

»Wohin gehst du?«

Ertappt fuhr ich herum und starrte in Tante Carolyns braune Augen, die mich neugierig musterten. Sie lehnte im Türrahmen zur Küche.

»Ich ...«, stotterte ich und brachte keinen Ton heraus. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Spätestens jetzt musste Tante Carolyn klar sein, wohin ich vor hatte zu gehen. Und auch wenn mein Dad mir vorhin während unseres Streits unmissverständlich klar gemacht hatte, dass er keine Meldung an unseren Direktor weitergeben würde, so hieß dies noch lange nicht, dass er es gutheißen und zulassen würde, dass Logan und ich uns weiterhin trafen.

Während ich noch immer angestrengt überlegte, was ich Tante Carolyn zur Antwort geben sollte, wanderten ihre Augen nachdenklich über mich hinweg. Ein seltsamer Ausdruck lag in ihrem Blick, den ich nicht ganz zuordnen konnte. Einige Sekunden der Stille herrschten zwischen uns. Doch dann sagte Tante Carolyn etwas, dass mich überrascht aufschauen ließ.

»Geh zu ihm. Aber lass uns wissen, wenn du sicher dort angekommen bist«, sie hielt kurz inne. »Ich kümmere mich um deinen Vater.«

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