Kapitel 10
Nach der ausgiebigen Dusche, half ich Logan, der kaum noch in der Lage war alleine geradeaus zu laufen, in seine Kleidung. Ich packte ihn bei den Schultern und drückte ihn wieder zurück auf den Toilettensitz.
»Du solltest mich lieber ausziehen, statt anziehen«, murmelte er, nachdem ich ihm das T-Shirt über den Kopf gezogen hatte. Dabei sah er mit verstrubbeltem Haar und einem spitzbübischen Lächeln zu mir auf. Er wirkte wie ein kleiner Junge, der gerade etwas Verbotenes gesagt hatte.
Es war total niedlich, weshalb ich ihm nicht lange böse sein konnte.
Doch der Alkohol, der seine Züge noch immer verschleierte, erinnerte mich daran, weshalb er so aufgeschlossen mir gegenüber war.
»Wo ist dein Föhn?«, wollte ich wissen und sah mich suchend im Raum um. Selbst dieses Badezimmer war im minimalistischen Stil eingerichtet worden, was einen gewissen luxuriösen Flair versprühte. Zudem herrschte wieder einmal eine so extreme Ordnung, dass man sicherlich hätte vom Boden essen können. Wie Logan sich diesen Lifestyle wohl leisten konnte?
»Schrank«, erwiderte er schlicht und deutete auf die kleine Kommode, in der auch das Waschbecken eingebaut war. Als ich fündig wurde, schloss ich den Föhn an und schaltete ihn ein, ehe ich mich auch schon wieder Logan zuwandte. Ein amüsierte Ausdruck war auf seine Lippen getreten, als er sah, was ich vor hatte.
Dann begann ich ihm die Haare zu trocknen. Mit den Händen fuhr ich ihm durch die blonden Strähnen und bearbeitete sie gleichzeitig mit dem Föhn. Immer wieder kniff Logan blinzelnd die Augen zusammen, da ihm die Luft des Föhns in die Augen blies, doch er ließ mich zu keiner Sekunde aus den Augen. Nicht ein einziges Mal. Die ganze Zeit über sah er zu mir auf, während nach wie vor dieses jungenhafte Lächeln auf seinen Lippen lag. Ich konnte gar nicht anders, als es zu erwidern. Diese Situation war so innig und schön zugleich, dass sich sofort wieder die Schmetterlinge in meinem Bauch zu regen begannen.
Obwohl jeder Kuss und jede Berührung so viel intimer waren, hatte ich das Gefühl, Logan noch niemals so nahe gewesen zu sein, wie in diesem Moment.
Ich war so sehr in meine Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie er die Arme hob und sie um meine Beine schloss. Plötzlich und völlig unerwartet zog er mich näher an sich heran. Ich stolperte nach vorn, wodurch ich gezwungen war, mein Tun zu unterbrechen. Haltsuchend stützte ich mich mit einer Hand auf seiner Schulter ab und starrte überrascht zu ihm herab. Er hatte seine Arme fest um mich geschlossen und lehnte sich sanft an mich heran, sein Kopf an meinen Bauch gebettet.
»Ich liebe es, dich im Arm zu halten«, flüsterte er leise, sogar so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte. Sofort wurde mir warm ums Herz und ich legte den Föhn zur Seite, um Logan noch näher an mich heran zu drücken. Ich vergrub meine Hände in seinem noch feuchten Haar.
»Und ich liebe es, wenn du mich im Arm hältst«, erwiderte ich.
»Ich liebe es auch, wie du mich ansiehst«, führte er fort und entlockte mir dadurch ein weiteres Lächeln.
»Ich liebe es, wenn du mich berührst«, gestand ich.
»Ich liebe es, dir zuzuhören.«
»Ich liebe es, wie du riechst«, wie aufs Stichwort sog ich tief Logans herben Duft ein, der sich nun mit seinem Aftershave vermischt hatte.
»Ja, das liebe ich auch an dir«, Logan seufzte in den Stoff seines T-Shirts, das ich mir unmittelbar nach der Dusche übergezogen hatte. »Ich liebe einfach alles an dir.«
»Ach ja?«, fragte ich völlig überrumpelt von seinem Geständnis und sah erstaunt auf ihn herab. Ich spürte, wie mein Herz für einen kurzen Moment aussetzte.
»Ja«, murmelte er schläfrig mit geschlossenen Lidern. »Ich glaube, ich liebe dich.«
∞
Nach unserem Gespräch im Badezimmer, war Logan einfach in meinen Armen eingenickt. Mühsam hatte ich ihn in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachen in sein Schlafzimmer und auf das große King Size Bett verfrachtet. Er war sofort wieder eingeschlafen.
Unterdessen saß ich am Bettrand und beobachtete ihn.
Im Schlaf sah er so unglaublich friedlich und jung aus. Behutsam strich ich ihm eine blonde Strähne aus dem Gesicht, woraufhin er seinen Kopf im Schlaf meiner Berührung entgegen neigte.
Noch immer war ich völlig durch den Wind. Ich konnte nicht fassen, was er wenige Minuten zuvor im Badezimmer zu mir gesagt hatte.
Ich glaube, ich liebe dich.
Der Klang seiner Worte hallte in meinen Ohren wider, wie ein Lied auf Dauerschleife, von dem ich nicht mehr genug bekommen konnte - und diese magischen drei Worte aus Logans Mund waren das schönste Lied, das ich jemals gehört hatte. Für einen klitzekleinen Augenblick hatte für mich die Welt stillgestanden. Ich war so perplex gewesen, dass mir keine vernünftige Antwort über die Lippen hatte kommen wollen. Ein gefühlte Ewigkeiten hatte ich reglos dagestanden und auf ihn hinab gestarrt - bis er eingeschlafen war.
Und selbst jetzt, als ich hier bei ihm am Bettrand saß, fand ich noch immer schlicht und ergreifend keine Worte, um auszudrücken, wie sein Geständnis mich hatte fühlen lassen.
Doch so sehr ich mich auch darüber freute, hatte die ganze Sache einen kleinen, bitteren Beigeschmack, denn Logan war betrunken. Zwar sagten Betrunkene ja angeblich die Wahrheit, aber dennoch verunsicherte mich diese Tatsache. Hätte Logan es auch in nüchternem Zustand gesagt? Oder waren es nur die dahingesagten Worte eines betrunkenen Mannes?
Zweifel und Fragen quälten mich, schienen mir den Verstand zu rauben. Ich musste mich zusammenreißen, um Logan nicht auf der Stelle aus dem Schlaf zu rütteln und eine Antwort von ihm zu verlangen, welche er mir in seinem derzeitigen Zustand ohnehin nicht hätte geben können.
Es war wirklich zum Verrücktwerden. Nun hatte ich endlich das bekommen, was ich mir am meisten von ihm gewünscht hatte - nämlich eine Liebeserklärung und dennoch war ich nicht zufrieden.
Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal und kletterte neben Logan auf das Bett. Ich kuschelte mich unter die warme Decke und schmiegte mich von hinten an seinen Rücken. Als würde er selbst im Schlaf meine Anwesenheit spüren, drehte er sich sofort in meine Richtung um und murmelte irgendetwas Unverständliches. Es klang ganz nach meinem Namen.
∞
Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, flatterten meine Lider und ich blinzelten gegen das Sonnenlicht an, das durch die großen Panoramafenster hereinschien.
»Guten Morgen«, ertönte es von der Seite her und überrascht drehte ich mich um. Logan saß aufrecht im Bett und sah mich aus seinen klaren, blauen Augen unverwandt an. Seine Haare waren feucht, als wäre er gerade aus der Dusche gekommen. Allerdings war es nicht das, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern die Tatsache, dass er lediglich begleitet war mit einer schlichten, schwarzen Jeans, unter deren Bund der Saum seiner Hugo Boss Unterwäsche hervorlugte.
»Guten Morgen«, entgegnete ich mit geröteten Wangen und wandte sofort den Blick ab. Obwohl ich Logan nun schon öfter ohne Shirt gesehen hatte, konnte ich mich einfach nicht an diesen Anblick gewöhnen. Stattdessen sah ich mich zunächst einmal in dem Zimmer um, in der Hoffnung mich von seinem halbnackten Anblick etwas erholen zu können. Es war äußerst seltsam in einer ungewohnten Umgebung aufzuwachen. Oder besser gesagt neben Logan aufzuwachen. Und obwohl es sich irgendwie merkwürdig anfühlte, war es gleichermaßen auch unglaublich schön. Es fühlte sich so richtig an, als würde ich hierher gehören.
Irritiert warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war erst kurz nach acht am Morgen. Warum war Logan so früh schon auf den Beinen? Verwirrt zog ich die Brauen zusammen und sah ihn an. Er wirkte, als hätte er eine lange Nacht hinter sich, was ja auch der Wahrheit entsprach. Doch schien der Schleier des Alkohols nun vollends von seinem Gesicht gewichen zu sein.
Logan war wieder nüchtern.
»Du bist schon wach?«, fragte ich.
»Ich konnte nicht mehr schlafen«, erklärte er. Erstaunt verzog ich das Gesicht. Hätte ich letzte Nacht an Logans Stelle Alkohol in solch rauen Mengen konsumiert, wäre ich um diese Uhrzeit niemals so fit gewesen.
Logan streckte mir eine Tasse entgegen, die einen angenehmen Kaffeeduft verbreitete.
»Ist der mit Zucker?«, fragte ich aufgrund meiner Diabetes und beäugte das dunkle Gebräu skeptisch.
»Extra ohne Zucker.«
»Wow. Daran könnte ich mich gewöhnen«, ich grinste. »Danke.«
Logan quittierte meine Aussage lediglich mit einem Lächeln.
»Wie geht es dir?«, ich nahm die dampfende Tasse entgegen.
»Naja«, Logan kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Besser als verdient.«
Wieder konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Doch da gab es etwas, was mich brennend interessierte. Eine Frage, die mir nach wie vor auf der Zunge lag und deren Antwort für mich persönlich von großer Wichtigkeit war.
»Erinnerst du dich noch an alles?«, vorsichtig schielte ich von dem Kaffeebecher zu ihm auf. Logan verzog konzentriert die Brauen. Er dachte augenscheinlich angestrengt nach. Dann presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte den Kopf.
»Kaum. Ich erinnere mich noch daran, dass ich dich angerufen habe und du in den Club gekommen bist. Anschließend habe ich dir meine Schlüssel gegeben und wir sind losgefahren. Aber ab diesem Punkt habe ich nur noch Erinnerungsfetzen, die sich nicht richtig zusammensetzen lassen.«
»Oh«, entwich es mir und in diesem Moment schrumpfte mein Herz ein klein wenig in sich zusammen. Der letzte Funke Hoffnung, dass Logan sein Liebesgeständnis ernst gemein hatte, verlosch sogleich. Ich seufzte schwerfällig und eine tiefe Traurigkeit ergriff Besitz von mir.
Er erinnerte sich nicht.
Logan schien nicht zu entgehen, dass meine Stimmung zu kippen drohte. Besorgnis spiegelte sich auf seinem Gesicht wider.
»Habe ich mich irgendwie falsch verhalten? Oder etwas Unangemessenes getan? Ich habe dich doch nicht angefasst? Oder?«, Logans Gesicht verlor von der einen auf die andere Sekunde jegliche Farbe. Er wirkte regelrecht schockiert.
Plötzlich kam mir eine Idee und ich verzog traurig das Gesicht.
»Doch, Logan, um ehrlich zu sein, ist etwas passiert ...«, ich räusperte mich und versuchte bedrückt dreinzublicken. »Wir haben miteinander geschlafen. Und jetzt erinnerst du dich nicht einmal mehr daran.«
Einen ganzen Moment lang herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns und Logan sah mich einfach nur mit ausdruckslosem Blick an.
»Das ... meinst du nicht ernst? Oder?«, brachte er nach einigen Sekunden des Schweigens schließlich mühsam hervor. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und ihm war anzusehen, dass ihn meine Worte buchstäblich aus der Fassung gebracht hatten.
Ich konnte ihn nicht mehr länger auf die Folter spannen und brach in lautes Gelächter aus.
»Natürlich nicht!«, prustete ich los und hielt mir vor Lachen den Bauch. »Du solltest dein Gesicht sehen!«
Logan schien ein paar Sekunden zu brauchen, ehe er meine Worte verstand. Sofort verfinsterten sich seine Züge.
»Verdammt, Drea, das ist nicht lustig! Ich habe dir wirklich geglaubt.«
»Denkst du denn allen ernstes, dass ich in dem Zustand, in dem du warst, mit dir geschlafen hätte?«, fragte ich, noch immer herzlich amüsiert über seine Reaktion auf meinen kleinen Scherz. Logan sah mich für kurze Zeit einfach nur aus ernsten Augen heraus an. Dann antwortete er.
»Ja, das denke ich«, sein durchdringender Blick ließ mein Lachen allmählich abklingen. Stattdessen sah ich ihn verblüfft an.
»Bitte?«, zweifelnd hob ich eine Braue an. »Was lässt dich denken, dass ich das tun würde?«
»Du bist doch immer diejenige, die versucht mich zu verführen.«
Ich schnaubte entrüstet.
»Ich bitte dich, Logan, so umwerfend bist du nun auch wieder nicht. Vor allem nicht in alkoholisiertem Zustand ...«, noch ehe ich meinen Satz zu Ende führen und begreifen konnte, wie mir geschah, hatte Logan meine Hüfte gepackt und wirbelte mich herum. Im nächsten Moment lag ich wieder rücklings in dem Bett, während Logan über mir aufragte. Ruckartig entwich die Luft meinen Lungen und ich konnte nicht anders, als hypnotisiert zu ihm aufzuschauen.
Mit beiden Händen griff er nach meinen Handgelenken und drückte sie über meinem Kopf in die Kissen.
»Ach, ist das so?«, seine eisblauen Augen blitzten amüsiert. Mit einem selbstsicheren Ausdruck im Gesicht, an dem man erkennen konnte, dass er genau wusste, das er da tat, sah er auf mich herab. Es war mehr als offensichtlich, dass Logan auf diesem Gebiet schon die ein oder andere Erfahrung gemacht hatte. Ich spürte es an der Art und Weise, wie er mich ansah, mich berührte. Logan fasste mich an, als würde er haargenau wissen, welche Knöpfe er drücken musste, um mich in Stimmung zu bringen.
Denn von der einen auf die andere Sekunde war ich das. In Stimmung.
Mein Adrenalin schoss gefährlich weit in die Höhe, während ein Kribbeln in meinem Bauch entstand. Normalerweise wäre dies eine Situation gewesen, die mir Angst gemacht hätte, die mich an Adam hätte denken lassen. Doch in diesem Augenblick war alles, an was ich denken konnte, das Spiel von Logans Muskeln über mir. Mein Blick wanderte über seine breiten Schultern hinweg, weiter über seine durchtrainierte Brust, bis hin zu seinen perfekt definierten Waschbrettbauch. Sofort verspürte ich bei diesem Anblick wieder ein lustvolles Ziehen in meiner Mitte.
Mein Atem ging plötzlich schneller, kam nur noch stoßweiße über meine Lippen, mein Herz schlug so heftig in meiner Brust, dass ich befürchtete, es könnte jeden Moment einfach meinen Brustkorb sprengen und mein Puls raste so schnell durch meine Adern, dass ich glaubte, das Blut in meinen Ohren rauschen zu hören.
Was stellte er nur mit mir an?
Als ich zu ihm aufblickte, konnte ich ein selbstgefälliges Lächeln auf seinen Lippen erkennen und plötzlich wurde mir bewusst, dass Logan genau das beabsichtigte.
Er hatte mir diese Reaktionen entlocken wollen, um mir etwas zu beweisen, um sich etwas zu beweisen. Er hatte seinen Willen durchgesetzt und so seine Bestätigung bekommen - die er mir selbstverständlich sofort unter die Nase rieb.
»Genau deshalb denke ich, dass du in egal welchem Zustand ich mich befinde, mit mir schlafen würdest«, raunte er dicht an meinem Ohr und eine Gänsehaut überfiel meinen gesamten Körper. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an die Vorstellung, wie es wohl wäre tatsächlich mit ihm zu schlafen. Mit aller Kraft versuchte ich sie aus meinem Kopf zu verbannen, versuchte, etwas Vernünftiges zu sagen. Ich wollte mich verteidigen, um ihm diesen Triumph nicht zu gönnen, doch ich brachte nicht ein einziges Wort über meine Lippen. Meine Stimme versagte ihren Dienst, so sehr war ich berauscht von den Gefühlen, die Logan in mir hervorrief.
Es war unfair. Es war schlicht und ergreifend einfach nur unfair. Wie konnte Logan so viel Selbstbeherrschung aufbringen, während ich mich zu purem Wachs in seinen Händen verwandelte, wenn er mich nur ein einziges Mal berührte?
Abrupt gab Logan meine Hände wieder frei, glitt von mir herunter und richtete sich auf. Ich dagegen blieb an Ort und Stelle liegen, noch immer außerstande, mich auch nur für einen einzigen Millimeter zu rühren. Die plötzliche Distanz war beinahe schon schmerzhaft. Ich vermisste das Gefühl seines Körpers auf meinem. Sein Atem an meinem Hals. Sein Duft, der mir in die Nase gestiegen war ... Logans Augen wanderten über meinen Körper hinweg. Ich erzitterte unter seinem Blick und ich meinte auch auf seinem Gesicht die Lust erkennen zu können, die noch immer in meinem Innern tobte. Selbst wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde gewesen war.
»Ich gehe schon mal Frühstück machen. Du kannst ja dann nach unten kommen«, sagte er, griff nach seinem Shirt, das am Fuße des Bettes lag und lief, während er sprach, bereits einige Schritte rückwärts.
Ich nickte - zu mehr war ich nicht imstande - und starrte ihm nach. Selbst als er bereits seit einigen Minuten verschwunden war, starrte ich noch immer auf die Tür. Nachdem ich mich jedoch von diesem äußerst reizvollen Erlebnis erholt hatte und mein Herz wieder in einem annehmbaren Rhythmus schlug, erhob ich mich aus dem Bett und suchte meine sieben Sachen zusammen. Anschließend trat ich in das Badezimmer, mit welchem ich mittlerweile so viele Erinnerungen verband; die gemeinsame Dusche mit Logan, das Geständnis, dass die Narben auf seinem Rücken von seinem Stiefvater stammten, der Moment, als ich ihm die Haare geföhnt hatte und die Tatsache, dass er mir hier seine Liebe gestanden hatte. Leider in betrunkenem Zustand, weshalb er sich nun nicht mehr daran erinnern konnte.
Sofort wurde mir wieder schwer ums Herz, als ich darüber nachdachte. Es verletzte mich, dass Logan sich nicht mehr daran erinnerte. Natürlich hätte ich ihn darauf ansprechen können, allerdings fehlte mir dazu der Mut. Ich war zu feige und meine Angst zu groß.
Seufzend sorgte ich dafür, dass ich einigermaßen ansehnlich aussah und schlüpfte in meine Kleidung vom Vorabend. Etwas anderes hatte ich ja leider nicht dabei.
Nachdem die morgendliche Badroutine erledigt war, trat ich hinaus auf den Flur. Ich wollte gerade in Richtung der Treppen laufen, als ich bemerkte, dass eine der Türen auf dem Flur halb geöffnet war. Ich verlangsamte meine Schritte, bis ich schließlich ganz zum Stehen kam und starrte neugierig rüber. Dies war der einzige Raum auf diesem Stockwerk, den ich noch nicht gesehen hatte. Was sich wohl dahinter verbarg?
Bevor ich mir überhaupt bewusst darüber werden konnte, was ich da eigentlich tat, trugen meine Füße mich schon von ganz allein zu der Tür. Mit einem kleinen Schubs stieß ich sie ganz auf und was ich sah, beeindruckte mich sehr.
Vor mir lag ein kleines, durch die Panoramafenster stark lichtdurchflutetes Arbeitszimmer, das wie der Rest des Hauses sehr dezent und minimalistisch eingerichtet war. Graue Wände, schwarzer Boden. Alles in diesem Zimmer war extrem sorgfältig und ordentlich sortiert. Allerdings war dies mit Abstand der lebhafteste Raum in diesem Appartement. Und das lag nicht an dem MacBook oder den Papieren, die sich auf dem Schreibtisch türmten, nein, es war das riesige Bücherregal, welches die komplette, gegenüberliegende Wand einnahm und wie ein Fluchtpunkt alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit schnellen Schritten hatte ich den Raum durchquert und begann die Bücher zu studieren, die sich in Logans Regal befanden. Vorsichtig fuhr ich über die Einbände und stellte erstaunt fest, dass es sich dabei sogar um einige Erstveröffentlichungen berühmter Schriftsteller handelte. Logan schien ein wahrhaftiger Buchliebhaber zu sein.
Ich lächelte.
Ich musste ihn unbedingt darauf ansprechen, womöglich würde er mir ja sogar das ein oder andere Buch einmal ausleihen. Ich beschloss wieder zu Logan nach unten zu gehen und ihn danach zu fragen.
Doch als ich mich umdrehte, entdeckte ich auf dem Schreibtisch ein riesiger Stapel Papier. Es sah aus wie ein Manuskript, auf dessen oberster Seite ein Buchtitel stand. Allerdings konnte ich ihn nicht deutlich erkennen, da irgendein Dokument, das darüber lag, mir die Sicht versperrte.
Ich fühlte mich mies dabei, so in Logans Privatsphäre herumzuschnüffeln, aber ich war zu neugierig, um nun einen Rückzieher zu machen. Von wem dieses Manuskript wohl stammte?
Ich trat einen Schritt auf den Schreibtisch zu und war gerade im Begriff, das Dokument, welches mir die Sicht auf das Manuskript nahm, beiseite zu schieben, als meine Augen beiläufig über die Überschrift dieses Dokuments glitten.
Zusage für Ihre Bewerbung als Lehrkraft im Bereich Englisch und Geschichte
Für einen klitzekleinen Moment stand mein Herz still. Es hörte einfach auf zu schlagen, während ich zu lesen begann. Zeile um Zeile las ich das, was sicherlich nicht für meine Augen bestimmt war und doch ließ es Hoffnung in mir aufkeimen. So lange hatte ich verzweifelt um Logan gekämpft. Hatte gebangt und gebetet, dass wir endlich einen Weg finden mochten, um zusammen sein zu können. Ich hatte die Hoffnung darauf schon fast aufgegeben, hatte mich damit abgefunden, dass wir warten mussten bis zu meinem Abschluss. Denn mehr als einmal hatte Logan mir klar gemacht, dass er an der Garfield High bleiben wollte, dass er seinen Job dort über alles liebte.
Aber nun? Was hatte dieses Blatt Papier in meinen Händen nun zu bedeuten?
So sehnlich hatte ich mir gewünscht, dass sich endlich ein Ausweg für Logan und mich auftun würde, eine Lösung.
Und diese Lösung hielt ich gerade hier in meinen bloßen Händen.
»Was machst du hier?«, ertönte eine dunkle Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und starrte geradewegs in Logans eisblaue Augen, die zuerst zu dem Schreibtisch glitten, hinweg über das Blatt Papier wanderten und dann zu meinem Gesicht. Seine Züge verhärteten sich und ein wütender Ausdruck trat in sein Gesicht. Er sah mich an, als würde er eine Erklärung für meine Anwesenheit in diesem Raum verlangen, was auch sein gutes Recht war. Immerhin hatte ich keine Erlaubnis dafür, einfach in seinen Papieren herumzuschnüffeln. Doch anstatt ihm Rede und Antwort zu stehen, überging ich seine unausgesprochene Bitte und hielt stattdessen das Dokument in meinen Händen in die Höhe.
»Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du dich an einer anderen Schule beworben hast?«
Hallo ihr Lieben,
ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch. Ich hatte leider nicht die Kraft, es noch einmal Korrektur zu lesen, da es mir zurzeit noch immer nicht so gut geht. Ich hoffe aber dennoch, dass es einigermaßen akzeptabel war und euch gefallen hat!
Sicherlich fragen sich einige, was mit mir los ist. Momentan habe ich ganz schlimmen Liebeskummer und auch familiär geht so einiges drunter und drüber... Ich weiß nicht, ob ich es in Zukunft schaffe, so regelmäßig wie bisher zu updaten, aber ich werde mir alle Mühe geben! Ich hoffe, ihr gibt Logan & Drea nicht auf, auch wenn es hin und wieder sein könnte, dass ich für die nächsten Kapitel etwas mehr Zeit brauche.
Ich danke euch für euer Verständnis und wollte euch einfach nur mal sagen, dass ihr die allerbesten und treusten Menschen seid, die ich an meiner Seite habe. Ihr lässt mich nie im Stich und eure wundervollen Kommentare muntern mich immer wieder auf, wenn ich am Boden bin. Danke dafür.
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