Epilog
Sechs Monate später
Es war die wohl berühmteste Fichte der Welt; der traditionelle Weihnachtsbaum mit einer Höhe von 23 Metern am Rockefeller Center. Oft schon hatte ich ihn im Fernsehen gesehen, aber es war etwas ganz anderes, ihn in Natur bewundern zu können.
Tausende Lichter schmückten den Baum und waren somit das Highlight der Weihnachten in New York. Die Atmosphäre hier auf der Schlittschuhbahn am Rockefeller Center war unbeschreiblich.
Mit Worten konnte ich nicht annähernd beschreiben, was ich in diesem Moment fühlte.
Da ich Logan zu seinem letzten Geburtstag einen Ausflug geschenkt hatte, waren wir nun hier in New York. Es war unser erstes Weihnachten zusammen und das erste Weihnachten, das Logan seit dem Tod seiner Eltern wieder feierte. Etwas ganz Besonderes...
Ich unterdrückte ein Lachen, als ich sah, wie Logan wieder einmal ins Straucheln kam. Das Schlittschuhlaufen lag ihm einfach nicht. Nichtsdestotrotz war er schon etwas besser geworden. Wenngleich auch nur ein kleines bisschen...
»Es ist atemberaubend hier, oder?«
»Es freut mich, wenn es dir gefällt«, Logan lächelte.
»Es sollte dir gefallen. Immerhin ist es dein Geschenk«, ich lachte lauthals. Dann drehte ich mich einmal um die eigene Achse und starrte hinaus in den dunklen Nachthimmel, an dem unzählige Sterne leuchteten. Wahnsinn... Ich hätte für immer hier bleiben können
Ich wandte mich wieder Logan zu.
»Ruby und Madison haben gefragt, ob wir morgen, bevor wir nach Seattle zu Dad fliegen, zum Frühstück kommen wollen«, schlug ich vor.
»Klingt gut«, erwiderte er.
Ich runzelte verwirrt die Stirn.
Logan war schon den ganzen Tag über nicht sehr gesprächig gewesen, als lag ihm etwas auf dem Herzen.
»Oder hast du keine Lust?«, vergewisserte ich mich.
»Doch natürlich, wir können die beiden gerne noch besuchen gehen.«
»Okay, dann gebe ich ihnen später Bescheid«, sagte ich, während ich mich neben Logan weiter vor bewegte.
Ruby und Madison hatten sich ihren Traum tatsächlich erfüllt und waren gemeinsam nach New York gezogen. Während Ruby an der New York Academy of Art ihrer Leidenschaft, dem Zeichnen nachging sowie auch nebenher Gesangsunterricht nahm, besuchte Madison die Polizeischule. Ruby hatte mir berichtet gehabt, dass Madison nach dem Vorfall mit Adam ihr gesamtes Leben umgekrempelt hatte. Ursprünglich hatte sie, wie auch Timmy, Architektur studieren wollen. Letztlich hatte sie sich jedoch umentschieden - sie wollte die Welt zu einem besseren und sicheren Ort machen.
Noch immer konnte ich nicht glauben, wie viel sich in den letzten Monaten nach unserem High School Abschluss verändert hatte. Jeder hatte einen anderen Weg eingeschlagen und den ersten Fuß ins Erwachsenenleben gesetzt.
Und auch bei mir und Logan hatte sich so einiges verändert. Logan unterrichtete nach wie vor an einer High School in Washington, während ich meine Vorlesungen besuchte. Zudem war Logan mir eine große Hilfe beim Lernen, da er dasselbe studiert hatte, wie nun auch ich. Ein großer Vorteil für mich.
Vor kurzem erst waren wir sogar zusammengezogen in unsere erste gemeinsame Wohnung, nicht weit von meiner Universität entfernt. Das beste daran war aber, dass Poppy und Timmy gerade mal einen Block von uns entfernt wohnten.
Lukas und Joanna lebten noch in Seattle. Im September hatten sie endlich ihren Nachwuchs bekommen, ein Mädchen. Sie hatten ihr die Namen unserer Mütter gegeben - Elisabeth Eleonore Dupree.
Lukas und Joanna waren überglücklich, auch wenn die Kleine sie schon jetzt ziemlich auf Trapp hielt. Selbst Dad war vollkommen aus dem Häuschen. Doch seit er eine neue Frau an seiner Seite hatte, war er ohnehin wie ausgewechselt. Vor knapp drei Monaten, nach Mias Einschulung, hatte er auf einem Elternabend die alleinerziehende Mutter eines anderen Kindes kennengelernt.
Ich freute mich für Dad. Zudem war es höchste Zeit, dass er sein Leben seit dem Tod meiner Mom wieder weiter lebte. Wir alle hatten uns Sorgen gemacht, dass Dad, nachdem nun auch ich von zuhause ausgezogen war, vereinsamte. Nicht einmal Tante Carolyn war mehr da. Denn auch sie war wieder zurück nach Florida gegangen. Doch diese Angst hatte sich verflüchtigt, sobald Meredith Baker in sein Leben getreten war.
Selbst sein Verhältnis zu Logan war mittlerweile besser als jemals zuvor. Manchmal sahen die beiden sogar zusammen Football. Einmal hatten sie mich aus dem Wohnzimmer verbannt, weil ich ihrer Meinung nach zu viel geredet hatte und störte.
Lächerlich!
Ich schmunzelte jedoch bei dem Gedanken daran. Wer hätte gedacht, dass mein Leben solch eine Wendung einnehmen würde?
Mit gerade mal neunzehn Jahren war ich endlich angekommen im Leben.
Ich hatte mein Zuhause gefunden.
Logan war mein Zuhause.
Bei unserer letzten Runde auf dem Eis bremste ich kurzerhand ab und nahm den Anblick des Weihnachtsbaums noch einmal tief in mich auf. Er leuchtete hell in den verschiedensten Farben, während der Stern ganz oben auf der Spitze alle anderen Lichter übertrumpfte.
»Er ist wunderschön, findest du nicht?«, fragte ich Logan.
»Ja wunderschön«, murmelte er hinter mir.
Ich drehte mich herum, um Logan anzusehen - und erschrak.
Denn Logan stand nicht hinter mir, nein, er kniete vor mir.
Mitten auf dem Eis.
Unter den tausenden Lichtern des Rockefeller Weihnachtsbaums.
Mein Herzschlag setzte aus.
»Drea«, begann Logan, während seine eisblauen Augen mich mitten ins Herz trafen. »Du weißt, dass ich kein Mann der großen Worte bin. Deshalb sage ich es jetzt einfach direkt.«
Er holte tief Luft.
»Heirate mich.«
Mir fehlten die Worte. Tränen stiegen mir in die Augen und als Logan kurzerhand eine kleine schwarze Box herausholte und ein Ring zum Vorschein kam, stockte mir der Atem.
Passierte das gerade wirklich?
Ich hatte das Gefühl, als stand die Welt still, als hörte sie einfach auf sich zu drehen.
Als ich allmählich meine Sprache wieder fand, war sie kaum mehr als ein Krächzen.
»Meinst du... Meinst du das ernst?«, fragte ich schließlich und konnte noch immer nicht glauben, was hier gerade geschah.
»Ich hatte noch nie etwas so ernst gemeint, Drea.«
Ich sog scharf die Luft ein.
Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie eine Traube von Menschen sich um uns bildete. Die Leute blieben mitten auf dem Eis stehen und beobachteten uns neugierig. Doch das war mir egal, es spielte keine Rolle, denn alles was mich in diesem Moment interessierte, war der Mann mit den goldenen, wirren Haaren und den eisblauen Augen, der nun vor mir kniete und mich fragte, ob ich seine Frau werden wollte.
Als wir gestern ins Flugzeug gestiegen waren, um nach New York zu fliegen, hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht mit einem Antrag! Doch nun ergab alles einen Sinn. Deshalb war Logan auch den ganzen Tag über schon so angespannt gewesen.
»Willst du, Drea?«, fragte Logan erneut und sah mich erwartungsvoll an.
Ungeachtet der Tatsache, dass Logan und ich noch nicht so lange zusammen waren, hatte ich das Gefühl, als kannten wir uns schon Ewigkeiten. Schon von der ersten Sekunde an, als wir uns in der Garfield High begegnet waren, wusste ich, dass er meine Zukunft war. In seiner Nähe fühlte ich mich geliebt, geborgen und sicher.
Logan war ein Teil meines Lebens geworden, den ich nie mehr verlieren wollte.
Tränen glitzerten in meinen Augen, als ich meine nächsten Worte aussprach.
»Ja, natürlich will ich dich heiraten!«, schluchzend warf ich mich in seine Arme, woraufhin die Menge euphorisch applaudierte.
In diesem Moment wurde mir eines klar; Liebe brauchte kein Happy End, denn wahre Liebe endete nie.
- Ende -
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