52| Ein Lauf gegen die Zeit
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Überraschungskapitel, weil ich momentan im Schreibwahn bin<3
--Nathans Sicht-
Ungläubig schauten mich ihre unschuldigen, rehartigen Augen an. Ich wusste, dass sie es auch so vorhatte, aber ihre Schuldgefühle hätten sie geplagt, hätte sie es ohne mein freiwilliges Einverständnis getan. Darum nahm ich die Entscheidung in die Hände.
Sie wollte gerade ansetzen zu widersprechen, doch unterbrach das Klingeln der Schulglocke ihren Einwand. „Tja, da muss ich wohl los. Tschau, Prinzessin, wir sehen uns später", sagte ich schnell und nahm sie noch einmal ganz in meine Arme. Nachdem wir beide noch kurz den Duft des jeweils anderen tief eingeatmet hatten, ließen wir voneinander ab.
Schnell begab ich mich zu den Computerräumen der Schule, wo bereits Jason auf mich wartete. Den erwartungsvollen Blick ließ er natürlich nicht weg.
„Was?", fragte ich ihn gereizter als gewollt, was das Grinsen in seinem Gesicht nur bestärkte. „Ehrlich, du hast einen Narren an diesem Mädchen gefressen. Ich meine, abgesehen davon, dass du mich damals mit deinem Auto hast fahren lassen, damit du dich um Claire kümmern konntest, als sie ohnmächtig war, zeigst du mehr als nur offensichtlich Interesse an ihr und vermeidest nicht einmal körperlichen Kontakt. Ich weiß zwar, dass du deine Anziehungskraft gegenüber Frauen selber zu schätzen weißt und dies gelegentlich mal zum Flirten ausnutzt, aber dass Körperkontakt von dir aus startet, das ist ziemlich selten", wackelte er mit den Augenbrauen und stieß mir in die Rippen.
Genervt rollte ich die Augen und öffnete einfach den Medienraum mithilfe des Schlüssels, den ich mir mal geborgt hatte. Oder so ähnlich.
„Halt deine Klappe und konzentrier' dich. Irgendwas ist hier absolut faul. Wir wissen bereits, dass es hier um eine Laura Smith ging."
Das einzige Mädchen, dessen Mordfall in dieser kleinen Stadt seit nahezu sechs Jahren ungelöst war.
Wir müssen ein wenig über zwei Personen recherchieren, die mir nicht ganz geheuer sind." Mit diesen Worten schloss ich die Tür hinter mir wieder ab und packte kurz darauf meinen Laptop auf eines der Tische. Jason tat es mir gleich.
Er war ein guter Kumpel. Hielt sich zurück, wenn er wusste, dass es ihn nichts anginge, aber zögerte auch nicht, offen seine Meinung darzulegen, um jemandem in den Arsch zu treten. Mir hatte er mehr als nur einmal geholfen und ich war ihm dankbar, dass er mich auf dem richtigen Weg hielt. Nicht, dass ich immer auf ihn hörte, aber anstatt mich am Ende für meine dummen Ideen zu verurteilen, lachte er bloß und hielt mir vor, es mir von vorderrein gesagt zu haben.
„Dann lassen wir mal zehn Jahre Erfahrungen und Ausbildung sprechen, was?"
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„Bitte herhören", unterbrach die monotone Stimme der Schulsekretärin unsere Lateinstunde. Der Lautsprecher gab weiterhin Töne von sich, doch die waren schwer verständlich aufgrund des hohen Lautpegels. Mr. Davis zog die Augenbrauen genervt zusammen. „Ruhe!", rief er belustigt und angespannt zugleich. „...unverzüglich in das Büro der Direktorin. Ich wiederhole: Nathan Williams, unverzüglich in das Büro der Direktorin."
Nach einem kurzen Moment Stille folgte lautes Gemurmel. Ich sah, wie sich Claire umdreht und mich unsicher anblickte, doch lächelte ich nur aufmunternd und winkte auffällig. Daraufhin drehte sie sich - ebenso lächelnd - um. Grinsend beobachtete ich, wie sie sich beschämt an die Stirn fasste. Bestimmt hoffte sie gerade, mich doch nicht zu kennen.
Ich hatte die letzte Woche damit verbracht, mich zu wundern, wann man dem erschienenen Bild auf die Spur gehen würde. Vor sechs Tagen fing die dritte Spielrunde an und vor fünf Tagen war ich nachts bei ihr aufgetaucht und hatte Claire geholfen, das Bild anonym hochzuladen.
Während diesen drei Tagen war nichts geschehen. Lediglich hatte Claire mir erzählt, dass Mel ihr die Freundschaft gekündigt hatte meinetwegen. Nicht zu vergessen war Jack zu mir gekommen und hatte mir gedroht. Ich würde es ja bereuen, wenn ich meine Finger nicht von seiner Perle ließe. Lachhaft.
Gechillt stand ich auf und packte meine Tasche. Ich zeigte keinerlei Unsicherheit, denn wurde ich von einer gewissen Person bis aufs Genauste beobachtet.
Mein Blick schweifte einmal über die Klasse und blieb dann vorne bei ihm kurz stehen. Er wusste, dass ich etwas wusste. Ein provokantes Lächeln legte sich auf meine Miene, ehe ich mich nach vorne begab und aus der Tür verschwand.
Ich liebte es, andere Menschen zu provozieren, hatte ich das schon einmal gesagt? Wenn nicht, dann wusste man es nun.
Nachdem ich bei Mrs Skyrunner angekommen war, ließ ich eine viel zu lange Predigt über mich ergehen, in denen mir vorgehalten wurde, wie respektlos mein Verhalten wäre, Hundekot vor dem Kirschbaum gegraben zu haben. Dass ich dies nicht war, erwähnte ich nicht. Mein Verhalten wurde von ihr jedoch keineswegs getadelt, wie ich monoton zu verkennen schien, und würde deshalb mit einer Nachsitzstunde bestraft werden.
Ich musste aber zugeben, dass ich sie mochte. Ihr war es egal, wer meine Eltern waren, sie behandelte mich wie jeden Schüler auch.
Glücklicherweise durfte ich kurz nach der Predigt und einem Versprechen meinerseits, nie wieder die Reste unserer Schullegende mit Ausscheidungen anderer Lebewesen zu überdecken, gehen. Jap, das war gruselig.
Als ich den Raum verließ, stand bereits eine nervöse Claire vor dem Raum. Charmant wie ich war, lächelte ich sie unschuldig an und legte einen Arm um ihre Schultern. „Hör auf, erzähl mir lieber, was sie gesagt hat!", fing diese direkt neugierig und besorgt an, während sie ihre Arme wütend in die Hüften stemmte.
Wenn sie wüsste, wie niedlich das bei ihr aussah, würde sie mich wahrscheinlich schlagen. Vor allem durch ihren geblümten Rock und dem pastellfarbigen Oberteil sah sie aus wie das liebste Kind auf Erden.
Traurig, dass manchmal die scheinlosesten Menschen innerlich am größten beschädigt waren.
„Nun, sie hat mir erzählt, dass der Kirschbaum der ganze Stolz der Schule ist. Warum? Weil er aus der Asche jeglicher Schuldirektoren gewachsen ist und dies auch ihr Ziel ist. Sie will in den Samen des Kirschbaumes wiedergeboren werden", lachte ich und wuschelte ihr durch die Haare. „Warum bist du überhaupt hier?"
Verstört blickte sie mich wegen meiner ehrlichen Erzählung an, ehe sie den Kopf schüttelte.
„Ich wusste schon immer, dass dieser Kirschbaum dezent seltsam ist. Hab gesagt, dass ich auf Klo bin", erzählte sie mir stolz. Leise fügte sie noch hinzu: „Seit zehn Minuten. Die denken bestimmt, ich hätte Durchfall..." Stille. Dann errötete sie leicht, während sie beschämt lachte. „Egal. Erzähl endlich, hast du Ärger bekommen?" – „Nein, nur eine stundenlange Rede blablabla und Nachsitzen. Nichts von Relevanz."
Gerade wollte sie ansetzen, etwas zu sagen, als ein männlicher Schrei ertönte. Erschrocken schauten wir beide uns an. Über Blicke kommunizierend, schnappte ich mir ihre Hand und rannte Richtung Quelle. Mein Atem stockte, als ich sah, welche Szene Schuld an der Situation war.
Mr. Davis lag auf dem Boden in einer großen Blutlache, welche sich um seine Hüfte gebildet hatte. Seine Augen waren geschlossen und sein Körper in einer seltsamen Position gestellt. Ein schriller Schrei entkam dem kleinen, zierlichen Körper neben mir. Dann hörte ich ein Poltern und erschrocken blickte ich zu Claire, welche weinend ihr Gesicht in ihren Händen vergraben hatte. Ich wusste es. Dieses miese Arschloch.
Claire tat mir in diesem Augenblick noch mehr Leid als ohnehin schon. Es war offensichtlich, dass Mr. Davis etwas geschehen würde, wenn man die SMS betrachtete. ‚Der andere wird natürlich auf andere Weise für seine Tat bestraft'
Aber konnte jemand ahnen, dass es bis zu einem Mordversuch kommen würde?
Nachdem ich seinen Puls nachprüfen konnte, rief ich laut nach Hilfe. Mein Handy war nicht da, ich hatte es in meiner Jacke und diese war irgendwo zwischen dem Büro der Schuldirektorin und dem Biologieraum.
Währenddessen kniete ich mich zu Claire nieder und legte meine Hand beruhigend auf ihren Rücken. In langsamen Bewegungen strich ich auf und ab.
Es dauerte nicht lange und unsere Theaterlehrerin Ms. Jiménez stürmte rein, hielt jedoch erschrocken inne. Zu allem Überfluss hörte man sie kurz darauf kotzen, doch wenig später wurde es still. Ein Blick nach hinten zeigte mir, dass sie ohnmächtig geworden war. Um Himmels Willen, was für unfähige Lehrer.
Ich trug Claire kurzerhand hoch und lief mit ihr hinaus, um ihr den Blick zu ersparen. Ihr Atem zeigte mir bereits, dass sie kurz vor einem Zusammenbruch war. Dort ließ ich sie schnell, aber vorsichtig auf dem Boden nieder und griff dann nach ihrem Handy, welches aus ihrer Hosentasche ragte, um einen Krankenwagen zu rufen. Nachdem dies erledigt war, wand ich mich wieder an Claire.
„Ich... Ich kann ihn nicht alleine lassen", schluchzte Claire und stand zittrig auf. Ich eilte wieder zu ihr und stützte sie.
Zusammen liefen wir wieder zurück in den Biologieraum, wobei ich vorauslief. Es schien nahezu, als würde sich Claire hinter mir verstecken wollen. Vor dem Offensichtlichen. Doch das Offensichtliche schien nicht nur Claire verdrängen zu wollen, sondern auch der Täter. Adam Davis war verschwunden.
Möchtet ihr vielleicht etwas über mich erfahren? Wenn ja, dann fragt einfach!:)♥
Freue mich über Votes und Kommentare xxT~
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