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Kapitel 27

Erschrocken riss ich die Augen auf und mein Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus. Unzählige Gedanken rasten mir durch den Kopf. Was machte Joanna hier? Wie würde sie darauf reagieren, mich zu sehen? Wusste sie überhaupt über diese Verbindung zwischen Logan und mir Bescheid?

      Joanna bemerkte mich erst gar nicht, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, an dem Reisverschluss ihrer Handtasche herum zu nesteln. Ihre blonden Haare fielen ihr in sanften Wellen über die Schulter und umrahmten ihr herzförmiges Gesicht. In diesem Moment fiel mir auch ihre Ähnlichkeit zu Logan auf. Joanna hatte dieselbe gerade Nase, die gleichen ebenmäßigen Gesichtszügen, selbst das Haar schimmerte im hellen Sonnenlicht in demselben Goldton wie das Logans. Lediglich von der Augenfarbe unterschieden sich die beiden. Die Schönheit musste den Blacks wohl in den Genen liegen. Erst als Joanna von der Tasche abließ und den Kopf hob, blieb sie abrupt stehen. Ihre grünen Augen weiteten sich erstaunt, als sie mich erkannte

      »Oh.« Kam es überrascht über ihre Lippen und ihre Brauen verzogen sich zu einer verwirrten Linie. Ich konnte förmlich sehen, wie die Rädchen in ihrem Kopf sich zu drehen begannen. Erneut glitten ihre Augen über mich hinweg und ich sah, wie ihr Kopf hochrot anlief, was man ihr jedoch nicht verübeln konnte. Welchen Eindruck musste es wohl in ihr erwecken, mich in Logans Küche anzutreffen, auch noch derart spärlich bekleidet.

      »Ähm...«, schnell wandte sie sich ihrem Bruder zu. »Logan, ich... ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast.« Logan neben mir war wie erstarrt und blickte aus großen Augen zu seiner Schwester rüber. Seiner Reaktion nach zu urteilen, wusste Joanna wohl eher nicht über uns Bescheid. Es war mehr als offensichtlich, dass Logan nicht die geringste Ahnung hatte, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.

»Ja...«, Setzte er zu einer Antwort an, doch aus irgendeinem Grund wollte kein weiteres Wort mehr über seine Lippen kommen. Joannas Blick huschte wieder zu mir herüber und sie zwang sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen.

      »Du bist Drea, richtig? Wir haben uns gestern schon gesehen.« Sie trat näher und streckte mir unsicher den Arm entgegen. Benommen blickte ich hinab auf ihre mir dargebotene Hand. Dann ergriff ich sie und schüttelte sie nickend.

»Ähm ja... Drea ist richtig.« Entgegnete ich und verzog meine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln, wenngleich ich mich furchtbar unwohl fühlte, Logans Schwester lediglich mit einem T-Shirt bekleidet gegenüber zu treten.

      »Lukas' Schwester, oder?« Fragend sah sie mich aus ihren grünen Augen an. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, die Frage zu verneinen, doch es hatte ohnehin keinen Sinn zu lügen. Joanna hatte mich bereits gestern mit Lukas zusammen gesehen.

»Ja, das bin ich.« Bestätigte ich und warf einen Blick über die Schulter zu Logan. Der schien langsam wieder aus seiner Starre zu erwachen und sprang nun hastig von seinem Stuhl auf, um Joanna mit einer Umarmung zu begrüßen.

»Was machst du hier?« Fragte er und kam gleich zur Sache, wobei sein Tonfall meines Erachtens ein klein wenig zu harsch klang. Joannas Wangen färbten sich noch mehr und beschämt begann sie an den Henkeln ihrer Handtasche zu zupfen.

      »Naja, wir waren zum Frühstück verabredet, aber du bist nicht gekommen. Ich hab mir Sorgen gemacht. Mr. Grayson hat mich hochgelassen.« Erwiderte sie und ihre Augen wanderten unsicher zwischen Logan und mir hin und her. Es war nicht zu übersehen, dass auch sie sich unwohl in ihrer Haut fühlte.

»Scheiße, das hab ich total vergessen.« Logan fuhr sich mit beiden Händen über die Augen. Er wirkte völlig überfordert mit der Situation, was so ganz und gar nicht zu dem stets beherrschten Logan passte.

      »Kein Problem, Logan, ehrlich«, Joanna legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sie berührte ihn mit einer Vertrautheit und einer Wärme, die mir nicht entging. Einzig und allein anhand dieser schlichten Geste konnte man schon erkennen, dass die beiden sich unheimlich nahe stehen mussten.

»Nein, ich hätte es nicht vergessen dürfen.« Beharrte Logan und schüttelte den Kopf, bevor er sich auch schon frustriert durch die goldenen Strähnen fuhr.

      »Logan«, Joanna lachte, doch ihre Augen hatten einen seltsam warnenden Ausdruck angenommen. »Es ist okay auch mal etwas zu vergessen, das passiert jedem einmal. Du bist auch nur ein Mensch.« Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu und schulterte dann ihre Handtasche. Offenbar schien sie nicht zu wissen wohin mit ihren Händen. »Ich denke ich werde mich dann wieder auf den Weg machen. Wir können das Frühstück ja auf morgen verschieben?« Fragend sah sie ihren Bruder an, der offenbar noch immer von seinen Schuldgefühlen geplagt wurde, da er das Treffen mit ihr vergessen hatte.

      »Ja, ja das machen wir. Ich ruf dich nachher an. Lass mich dich noch zur Tür bringen.« Entgegnete er und legte Joanna eine Hand auf die Schulter, um sie nach draußen zu bugsieren. Plötzlich machte es den Eindruck, als könnte Logan seine Schwester gar nicht schnell genug loswerden. Bevor die beiden allerdings aus der Küche gingen, drehte Joanna sich noch einmal zu mir um und lächelte mich an. »Es war schön dich wieder gesehen zu haben, Drea. Ich hoffe wir treffen uns in Zukunft öfters.« Ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen und ihre grünen Augen funkelten aufgeregt. Moment mal, dachte sie etwa, dass Logan und ich ein Paar waren? Auch wenn der Gedanke daran mich beflügelte und mein Herz zum Höherschlagen brachte, versteifte ich mich sofort und das Blut schoss mir in die Wangen. Joanna schien wirklich nicht die geringste Ahnung davon zu haben, dass Logan mein Lehrer war. Ganz offensichtlich hatte er ihr nichts von mir erzählt, was möglicherweise auch besser so war.

      »Ähm... ja, vielleicht.« Stammelte ich verlegen, da ich absolut nicht wusste, was ich auf ihre Aussagen erwidern sollte. Dies war der Moment, in dem Logan Joanna bei den Schultern packte und sie regelrecht aus der Küche schob. Nachdem die beiden außer Sichtweite waren, vernahm ich gedämpft Joannas aufgeregtes Flüstern.

»Wieso ist Lukas' Schwester hier? Und warum trägt sie nur eines deiner T-Shirts? Ist sie deine Freundin? Wie alt ist sie eigentlich? Sie sieht noch so jung aus!« Joanna klang, als wäre sie völlig aus dem Häuschen. Mein Herz begann aufgeregt zu schlagen. Ich erhob mich leise von meinem Stuhl und schlich auf Zehenspitzen zur Küchentür, um mir ein besseres Gehör zu verschaffen. Eigentlich fand ich es nicht richtig, andere Leute bei einem Gespräch zu belauschen. Aber Logans Antwort interessierte mich viel zu sehr. Wie würde er seiner Schwester diese heikle Situation erklären?

      »Joanna«, Logan seufzte laut auf. »Sie ist nicht meine Freundin.«

Als ich seine Worte hörte, spürte ich einen schmerzhaften Stich in der Brust. Merkwürdigerweise verletzte mich seine Aussage, obwohl sie das im Grunde nicht sollte. Schließlich stimmten seine Worte ja, wir waren kein Paar, auch wenn es sich heute Nacht so angefühlt hatte.

»Auf mich hat es aber einen anderen Eindruck gemacht. Ihr habt ziemlich vertraut gewirkt.« Konterte sie, während ihre Stimme vor Ironie nur so triefte.

      »Dann hast du eben den falschen Eindruck«, entgegnete Logan harsch, woraufhin auch schon das Pling des Fahrstuhls erklang. »Und bitte behalte für dich, dass du Drea hier gesehen hast. Lukas weiß nicht, dass wir...«, er räusperte sich kurz. Es schien, als wüsste er nicht genau, wie er diese Sache zwischen uns definieren sollte. Damit war er nicht der Einzige. »Dass wir Kontakt zueinander haben.« Vollendete er seinen Satz.

»Aha«, hörte ich Joannas triumphierende Stimme und im nächsten Moment vernahm ich das schleppende Geräusch, der sich öffnenden Metalltüren des Aufzuges. »Daher weht also der Wind. Du willst nicht, dass Lukas weiß, dass du etwas mit seiner Schwester am Laufen hast.« Sie kicherte und schon nahm ich das Klackern von Absätzen wahr, wahrscheinlich betrat sie gerade den Fahrstuhl.

      »Joanna.« Knurrte Logan, wobei mir der warnende Unterton, mit dem er ihren Namen aussprach, nicht entging.

»Ja, schon gut! Meine Lippen sind versiegelt. Aber dieses Thema ist noch nicht vom Tisch!« Wieder war ein hohes Kichern zu hören, dann schlossen sich die Türen mit einem lauten Scheppern und Joanna war verschwunden. Schnell eilte ich wieder zurück zu meinem Platz. Es dauerte auch nicht lange, da erklangen schon wieder schwere Schritte auf dem Boden, die immer näher kamen. Ein paar Sekunden später erschien Logan im Türrahmen zur Küche und sah mich aus seinen eisblauen Augen an. Sein undurchdringlicher Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken und stahl mir wieder einmal die Luft zum Atmen.

      »Tut mir leid, ich wusste nicht, dass sie herkommen würde.« Er schüttelte benommen den Kopf, während er zurück zu dem Barhocker neben mir ging. In einer geschmeidigen Bewegung ließ er sich darauf nieder und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Kaffee.

»Ist schon in Ordnung.«Auf diesen Schock brauchte auch ich erst mal eine Dosis Koffein und stürzte mir gleich die halbe Tasse herunter. Ich konnte nur hoffen, dass Joanna unsere Begegnung auch tatsächlich für sich behielt. Lukas würde mir den Kopf abreisen, wenn er wüsste, dass ich gerade seelenruhig in Logans Küche saß, eines seiner T-Shirts trug und mit ihm frühstückte. Kurz erwägte ich, Logan auf Joanna anzusprechen, entschied mich jedoch dagegen. Logans Laune schien sich ohnehin schon durch den Vorfall von eben rapide verschlechtert zu haben und ich wollte nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen. Mal ganz abgesehen davon, waren Joanna und Lukas kaum mehr als flüchtige Bekannte. Ich bezweifelte also, dass sie eine Gelegenheit erhielt, um Lukas unsere Begegnung unter die Nase zu reiben.

      Ich warf einen Blick zu Logan rüber. Er war völlig in Gedanken versunken und starrte auf das dunkle Gebräu in seiner Tasse. Zu gern hätte ich gewusst, was gerade in ihm vorging, über was er nachdachte. Doch sein Gesicht verriet rein gar nichts, zeigte nicht eine einzige Emotion. Vielleicht war es jetzt nicht gerade der beste Zeitpunkt, um ein ernstes Gespräch zu führen, aber ich musste wissen woran ich war, musste wissen, ob die letzte Nacht Logan genauso viel bedeutet hatte wie mir. Ich erinnerte mich an unsere Unterhaltung, bevor Joanna gekommen war. Logan wollte mir irgendetwas sagen, also nahm ich all meinen Mut zusammen, um die nächsten Worte auszusprechen.

»Du wolltest mit mir über etwas reden.« Ich schluckte schwer und senkte die Augen auf meine Hände. Nervös begann ich sie zu kneten. Ich spürte auch ohne hinzusehen, dass Logans Blick auf mir ruhte. Für ein paar Sekunden herrschte Stille zwischen uns. Keiner sagte etwas. Dann vernahm ich, wie er hörbar ausatmete und hob den Blick wieder. Logan fuhr sich verzweifelt durch sein goldenes Haar, während seine Augen auf einen Punkt in der Ferne gerichtet waren. Wieder schien er in Gedanken ganz woanders zu sein.

      »Ich würde dir gerne sagen, dass ich mich ab jetzt von dir fernhalte, dass ich versuche, dir aus dem Weg zu gehen, aber ich weiß nicht, ob ich das kann.« Er schüttelte mutlos den Kopf. Bei seinen Worten begann mein Herz wild in meiner Brust zu hämmern und noch ehe ich begriff was ich tat, tastete ich auf dem Tresen nach seiner Hand. Ein wohliges Gefühl durchströmte meinen Körper.

»Dann tu es nicht.« Flüsterte ich leise und verschränkte unsere Finger miteinander. Er ließ es geschehen.

      »Drea, so einfach ist das nicht.« Hielt er dagegen und vermied es strikt, mir in die Augen zu sehen. Mein Herz begann zu schmerzen und in meinem Hals bildete sich ein Kloß.

»Warum nicht?«

      »Es gibt zu vieles, das zwischen uns stehen würde. Der Altersunterschied, mein Beruf, dein Bruder und...«, Logans Stimme brach. Sein Gesicht nahm einen konzentrierten Ausdruck an und eine kleine Falte entstand zwischen seinen Brauen. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass er mir etwas verschwieg, dass die Gründe, die er mir soeben genannt hatte nicht alle waren, die gegen unser Verhältnis sprachen. Spielte seine Vergangenheit womöglich noch eine Rolle? War sie ebenfalls eine Ursache dafür, dass er sich nicht auf mich einlassen wollte? Wieder einmal fragte ich mich, was Logan wohl erlebt hatte. Noch immer fixierten seine Augen angestrengt einen Punkt in der Ferne. Seine Gesichtszüge waren verzerrt, hatten fast schon einen schmerzhaften Ausdruck angenommen. Er wirkte wie gefangen in einer Erinnerung. Und zum ersten Mal seit ich ihn kannte, war sein Gesicht nicht von dieser distanzierten, kalten Maske bedeckt. Dieses Mal erhielt ich einen kleinen Einblick in seine Seele und was ich sah, schnürte mir die Kehle zu. Logan litt. Ich konnte es an seinem angespannten Körper erkennen, sah die Qual in seinen Augen. Es musste etwas sehr Schlimmes gewesen sein, ein prägender Einschnitt in sein Leben. Etwas, dass ihn tagtäglich verfolgte, etwas, dass sein heutiges Leben sehr beeinflusste. Zu gerne hätte ich ihm ein Teil dieser Last abgenommen, hätte ihm mitgeteilt, dass er mit mir darüber sprechen konnte, dass ich ihm zuhören würde. Doch ich bekam kein einziges Wort über meine Lippen. Ich konnte nur dasitzen, seine Hand halten und ihn anstarren. Eine ganze Weile verging, in der wir einfach nur so dasaßen und uns anschwiegen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und keiner von uns beiden wagte es dieses Schweigen zu brechen.

      Nach und nach schien Logan jedoch aus seiner Starre herauszufinden und richtete sich im Sitzen auf. Er stieß ein resigniertes Seufzen aus und rieb sich über die müden Augen. Langsam konnte ich erkennen, wie seine Gesichtszüge sich veränderten, wie sie ihre alten Formen annahmen und wieder zu dieser gefassten Maske wurden, die sein Gesicht stets bedeckte, hinter der er seine wahren Gefühle versteckte.

      »Ich sollte dich nach Hause fahren.« Hörte ich ihn auf einmal sagen. Im nächsten Moment erhob er sich auch schon und begann die Tassen abzuräumen. Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich wollte noch nicht nach Hause. Viel lieber wäre ich hier geblieben, hätte noch etwas Zeit mit Logan verbracht, seine Anwesenheit genossen. Doch ich sah ihm an, dass er jetzt etwas Zeit für sich brauchte. Mehr als ein zustimmendes Nicken brachte ich daher nicht zustande.

»Ich gehe mich umziehen.« Mit diesen Worten stand ich ebenfalls auf und machte mich auf den Weg nach oben. Noch immer spukte mir Logans schmerzverzerrtes Gesicht im Kopf herum. Wie konnte ich ihm helfen? Wie brachte ich ihn dazu sich mir anzuvertrauen? Ich konnte an nichts anderes mehr denken und quälte mich mit Fragen über seine Vergangenheit.

      Als ich im Schlafzimmer ankam, schnappte ich mir meine Kleider und ging ins Bad, um mich umzuziehen. Meine Kleidung war zwar etwas zerknittert, aber etwas anderes hatte ich leider nicht dabei. Ich putzte mir noch einmal die Zähne und nahm mir viel Zeit, um die Überreste des Makeups, das vorhin nicht ganz abgegangen war, zu beseitigen. Nachdem ich wieder einen einigermaßen vorzeigbaren Eindruck machte, verließ ich das Bad. Als ich wieder zurück in Logans Schlafzimmer ging, um meine Tasche zu holen, fiel mir siedend heiß ein, dass ich in meinem gestrigen Alkoholrausch völlig vergessen hatte, zuhause Bescheid zu geben wo ich war. Niemand wusste wo ich die Nacht verbracht hatte. Nicht, dass ich Lukas oder Dad erzählt hätte, dass ich bei Logan übernachtete, aber ich hätte ihnen zumindest eine glaubwürdige Ausrede simsen können. Gott, die beiden würden völlig ausrasten. Schließlich war es schon einmal vorgekommen, dass ich bei Logan geschlafen hatte, ohne ihnen Bescheid zu geben. Schnell kramte ich mein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf den Bildschirm. Komischerweise war weder ein einziger verpasster Anruf, noch eine SMS zu sehen. Merkwürdig. Normalerweise hätten Lukas und Dad im Minutentakt versucht mich zu erreichen. Verwirrt ließ ich mein Handy wieder zurück in die Tasche gleiten und drehte mich um. Doch auf das, was ich als nächstes sah, war ich nicht vorbereitet. Scharf sog ich die Luft ein und die Tasche landete mit einem lauten Plumps auf dem Boden.

      Logan war gerade zur Tür des Schlafzimmers reingekommen und trug nichts, außer einem knappen schwarzen Handtuch um die Hüften. Seine Haare waren noch feucht von der Dusche, die er offensichtlich genommen hatte und hingen ihm strähnig ins Gesicht. Wie gebannt verfolgte ich die Wassertropfen, die über seine festen Brustmuskeln perlten. Sie rannen hinab über seinen Sixpack, wo sie eine nasse Spur hinterließen und in dem Handtuch versiegten. Der schwarze Stoff war gefährlich weit nach unten gerutscht und gab freien Blick auf den berühmten V-Muskel, der bei den Frauen so begehrt war. Das Handtuch saß so tief, dass ich befürchtete es könnte jeden Moment einfach vor meinen Augen zu Boden fallen.

      »Drea«, Logan blieb abrupt stehen und sah mich verdutzt aus großen blauen Augen an. »Ich dachte du wärst noch im Bad.«

»Nein.« Sagte ich knapp. Zu mehr Worten war ich nicht fähig, da mir sein Anblick regelrecht die Sprache verschlug. Ich hatte ihn zwar schon einmal gesehen, als er lediglich mit einem Handtuch bekleidet war, doch da hatte ich noch nicht gewusst, wie es sich anfühlte, wenn er mich berührte. Wenn er seine Hände unter meine Kleidung wandern ließ und seinen Körper gegen meinen presste. Seine Haut auf meiner. Ich schluckte schwer und konnte meine Augen nicht mehr von seinem durchtrainieren Körper abwenden. Eine Hitzewelle erschütterte meinen Körper und ich hatte das Gefühl als stünde ich in Flammen. Wieso zum Teufel konnte Logan nicht irgendein alter, schrumpeliger Lehrer sein, dessen runzeligen Gesichtsfalten schon Grund genug waren, um sich angewidert wegzudrehen? Aber nein, stattdessen sah er aus wie verdammtes Unterwäschemodel, wie Adonis höchstpersönlich. Es war unmöglich Logan nackt zu sehen und dabei nicht auf schmutzige Gedanken zu kommen. Dieser Mann strahlte puren Sex aus. Ich ertappte mich dabei, wie ich tatsächlich hoffte, dass das Handtuch noch ein Stückchen tiefer rutschten würde. Trotz meiner mangelnden Erfahrungen auf diesem Gebiet erwachte ein Verlangen in mir zum Leben und begann wild in meinen Adern zu rauschen, breitete sich in meinem Körper aus. Instinktiv spürte ich ein lustvolles Ziehen in der Mitte und mein Atem beschleunigte sich. Als ich begriff welche Richtung meine Gedanken einnahmen und wie mein Körper einzig und allein auf seinen Anblick reagierte, spürte ich, wie mir sämtliches Blut in den Wangen schoss. Gott, was war nur los mit mir?

      »Drea, wenn du mich weiterhin so ansiehst, dann wird es für mich wirklich schwierig, mich von dir fernhalten zu wollen.« Presste Logan hervor und ich konnte mich endlich dazu überwinden, ihm ins Gesicht zu sehen. Doch das machte es auch nicht besser. Denn Logan schien dieses Prickeln zwischen uns ebenfalls wahrzunehmen. Ein konzentrierter Ausdruck lag auf seinem Gesicht und in seinen Augen loderte ein Sturm, der die Lust in meinem Innern widerspiegelte. Sogar seine Zähne waren so fest aufeinander gedrückt, dass sein Kiefer weiß hervortrat. Auch seine Brust hob und senkte sich in einem unkontrollierten Rhythmus, der mich erkennen ließ, dass auch er sich dieser Spannung, die die Luft erschütterte, nicht entziehen konnte.

»Tut... Tut mir leid.« Stammelte ich verlegen, schaffte es aber dennoch nicht, meinen Blick von ihm abzuwenden. Logan ballte seine Hände an den Seiten zu Fäusten und senkte die Lider. Er rang sichtlich um Fassung, trug einen innerlichen Konflikt aus, dessen Last ich nur erahnen konnte.

                »Geh nach unten«, brachte er unter großer Anstrengung hervor, wobei seine Augen noch immer geschlossen waren. »Ich komme gleich nach.«

Wieder spürte ich den Stich der Enttäuschung in meinem Innern. Doch in diesem Moment war ich so durcheinander, dass ich nicht einmal mehr hätte sagen können, wo oben und unten, rechts und links oder was richtig und falsch war. Alles was in meinem Kopf herumgeisterte, war die Frage, weshalb Logan gottverdammt nochmal so vernünftig sein musste.

                Ich nahm einen tiefen Atemzug, um meinen Körper, der komplett unter Strom stand, zu beruhigen. Dann griff ich mit zitternden Händen nach meiner Tasche, die noch immer vor meinen Füßen auf dem Boden lag und ging benommen auf die Tür zu. Logan trat sofort zur Seite, um jegliche Berührungen zu vermeiden. Offenbar hatte nicht nur er die Befürchtung, dass schon der kleinste Körperkontakt das Feuer zwischen uns wieder entfachen würde. Mit hochrotem Kopf stürmte ich an ihm vorbei und marschierte eilig die Treppen nach unten in den Wohnbereich. Ich lief geradewegs in die Küche, wo ich zuerst einmal den Hahn anstellte und mir Wasser ins Gesicht spritzte. Die kühlen Tropfen brannten auf meinen heißen Wangen und allmählich kam ich wieder zu mir. Ich stellte den Kran wieder ab, stützte die Hände rechts und links vom Spülbecken ab und atmete einmal tief durch. Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer und ließ mich auf das Sofa sinken, um auf Logan zu warten.

                Ich musste mich in Zukunft wirklich besser unter Kontrolle haben. Es konnte doch nicht sein, dass einzig und allein sein Anblick mich derart aus der Fassung brachte? Wenn Logan wollte, müsste er nur mit dem Finger schnipsen und ich wäre ihm komplett verfallen, würde alles mit mir machen lassen und mich ihm ohne ein weiteres Wort hingeben. Das konnte doch nicht wahr sein. Wo waren meine Prinzipien? Meine Würde? Hatte ich denn so wenig Selbstachtung vor mir selbst, dass ich bereit war, mich einfach einem Mann zu schenken, den ich gerade mal ein paar Wochen lang kannte? Der mich schon so oft zurückgewiesen hatte, dass ich bereits aufgehört hatte es zu zählen?

                Doch es war nicht nur irgendein Mann. Es war Logan Black. Mein Lehrer. Der Freund meines Bruders. Der fleischgewordene Traum einer jeden Frau. Eine Sünde. Wie sollte ich mich von ihm fernhalten? Es war ein unmögliches Unterfangen. Ich wollte und konnte es nicht.

                Näherkommende Schritte rissen mich aus meinen Gedanken und ich sprang augenblicklich von dem Sofa auf. Logan kam in einem weißen Pullover mit Reisverschluss am Kragen und einer ausgeblichenen Jeans die Treppen runter. An seinem Arm prangte eine allem Anschein nach teure Uhr und wie immer trug er seine braunen Schnürboots. Die goldenen Haare waren wie sonst auch durcheinander, betonten seine eisblauen Augen und die markanten Gesichtszüge. Wie konnte man nur so unglaublich sexy aussehen? Selbst die Art und Weise wie er sich bewegte war kraftvoll, fließend und elegant zugleich. Ich schluckte schwer und riss mich sogleich wieder am Riemen, um ihn nicht unentwegt anzustarren.

                »Bereit?« Fragte er, während er neben dem Aufzug an der Garderobe nach seinem schwarzen Mantel griff und die Schlüssel in seine Hosentasche gleiten ließ. Ich nickte lediglich und mir graute es bereits vor der Fahrt mit diesem verdammten Fahrstuhl. Wieso musste Logan auch in diesem extravaganten Gebäude wohnen und nicht wie jeder normale Mensch in einem einfachen Hochhaus, wo man die Treppen benutzen musste?

                Wie erwartet war die Zeit im Aufzug die reinste Höllenfahrt. Ich hatte das Gefühl als würden Stunden vergehen, in denen wir uns auf diesem engen Raum gegenüber standen und auf die Anzeigetafel hochstarrten. Die Spannung zwischen uns raubte mir regelrecht die Luft zum Atmen und als sich die Türen endlich wieder öffneten, musste ich erst einmal laut nach Luft schnappen. Ich hoffte nur, dass Logan meine Reaktion nicht bemerkte.

                Dieses Mal handelte es sich bei dem Portier, der uns die Tür aufhielt, wieder um Mr. Grayson. Er grüßte Logan und mich beim Namen und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln, das ich zaghaft erwiderte. Draußen stand der metallicfarbene Mercedes schon bereit. Die Sonne prallte in all ihrer Pracht herunter und brachte die Farbe des Wagens zum Leuchten. Wie erwartet hielt Logan mir die Beifahrertür auf. Ich stieg ein und beobachtete, wie er um den Wagen herumging. Er ließ sich in den schwarzen Ledersitz sinken und schnallte sich an. Dann startete er den Wagen. Sofort leuchteten die vielen Lämpchen hinter dem Armaturenbrett auf und Logan fuhr los. Keine Sekunde später verband sich das Radio automatisch mit Logans Handy. Schon dröhnten die ersten Töne von The Hills durch das Auto. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es war wirklich nicht zu übersehen, dass es sich bei Logans Lieblingsinterpret um The Weeknd handelte. Ich lehnte meinen Kopf zurück und genoss die sanften Klänge des Liedes, wenngleich der Songtext etwas anrüchig war.

I only call you when it's half past five
The only time that I'll be by your side
I only love it when you touch me, not feel me
When I'm fucked up, that's the real me
When I'm fucked up, that's the real me, yeah
I only fuck you when it's half past five
The only time I'd ever call you mine
I only love it when you touch me, not feel me
When I'm fucked up, that's the real me
When I'm fucked up, that's the real me, babe

Mit einem Mal war wieder diese Spannung. Es mochte vielleicht an Logan liegen, an der Art wie er den Wagen beherrschte und in die verschiedenen Gänge schaltete. Es konnte aber auch schlicht an dem anstößigen Song und dessen erregenden Klängen liegen, die aus den Boxen erklangen, aber aus irgendeinem Grund überfiel mich wieder diese Hitze, dieses Verlangen nach Logan. Sofort musste ich daran denken, wie er vorhin noch halbnackt vor mir gestanden hatte. Logan, seine Nähe, sein Duft, dieses Lied... Es wurde mir alles zu viel. Gott, ich brauchte dringend frische Luft. Hastig wanderten meine Augen zu der Beifahrertür und endeckten den Riegel zur Regelung der Fensterscheibe. Ohne darüber nachzudenken, welchen Eindruck es auf Logan machen musste bei diesen Temperaturen mit heruntergelassenen Fensterscheiben zu fahren, betätigte ich den Knopf. Sogleich schlug mir die frische Luft Seattles entgegen, die das Verlangen in mir sogleich wieder etwas dämmte. Im Augenwinkel erkannte ich, dass Logan mir einen verwirrten Seitenblick zuwarf, doch das war mir herzlich egal. Ich brauchte diese Abkühlung, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

                Es war noch Vormittag und somit nicht allzu viel los auf den Straßen, weshalb wir relativ geschwind bei mir zuhause ankamen. Logan bog in meine Straße ein, allerdings parkte er den Wagen wie letztes Mal schon ein paar Häuser weiter. Schließlich konnte es sein, dass Dad, Lukas oder gar Adam uns zufälligerweise durch ein Fenster sehen konnte. Beim Gedanken an meinen Cousin wurde mir unwillkürlich schlecht.

                Logan schaltete den Motor aus und die Musik verstummte. Für kurze Zeit herrschte Stille im Auto. Keiner sagte etwas. Logan starrte nachdenklich aus der Windschutzscheibe, während ich die Hände nervös in meinem Schoß zu kneten begann. Eine Frage brannte mir auf der Zunge. Doch ich hatte Angst davor, sie auszusprechen. Hatte Angst vor der Antwort. Dennoch blieb mir keine andere Wahl. Ich brauchte Gewissheit.

                »Wie geht es jetzt weiter?« Sprach ich aus, was mir schon die ganze Zeit über im Kopf herumschwirrte. Ich hob den Blick und sah vorsichtig zu Logan rüber. Seine Augen waren noch immer in die Ferne gerichtet. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ mir wieder einmal keinen Spielraum für Vermutungen über seinen Gefühlszustand.

»Ich weiß es nicht, Drea.« Langsam wanderte sein Blick hinab über die Mittelkonsole, bis hin zu mir. Aus seinen eisblauen Augen sah er mich nun an. Ich erwiderte seinen Blick und auch mir fehlten die Worte. Keiner von uns beiden wusste eine Antwort auf diese Frage. Einerseits gab es da diese Gefühle zwischen uns, diese Verbindung, die es uns unmöglich machte, sich voneinander fernzuhalten. Andererseits war da aber auch dieses Wissen darüber, dass wir uns diese Gefühle nicht leisten durften, dass sie falsch waren. Wieder einmal wurde mir die Aussichtslosigkeit unserer Situation mit aller Wucht bewusst. Es war wirklich zum Verrücktwerden. Gefühl gegen Verstand.

»Du solltest reingehen, bevor uns noch jemand sieht.« Erklang es nun von Logan und ich sah wieder zu ihm auf. Dann nickte ich zustimmend und war bereits im Begriff nach dem Türhenkel zu greifen, bevor ich es mir noch einmal anders überlegte. Stattdessen tat ich etwas, das völlig untypisch für mich war; ich lehnte mich rüber zu Logan und küsste ihn. Im ersten Moment war er wie erstarrt und es waren lediglich meine Lippen, die sich auf seinen bewegten. Doch nach kurzem Zögern reagierte er und erwiderte meinen Kuss. Seine Hände glitten zu meinem Gesicht und vergruben sich in meinem Haar. Mein Herz begann Achterbahn zu fahren und mein Puls schoss augenblicklich in die Höhe. Logans Wirkung auf mich war nicht einmal ansatzweise in Worte zu fassen und ich legte all meine Emotionen in diesen einen Kuss, als wäre es unser letzter. Es war ein liebevoller, sanfter und sehr sehnsuchtsvoller Kuss. Dann spürte ich auch schon Logans Zunge, die sinnlich über meine Unterlippe fuhr und um Einlass bat. Zu gern gewährte ich ihm diesen, woraufhin unsere Zungen sich auch schon in einem aufreizenden Duett miteinander bewegten. Ich hätte stundenlang so im Wagen sitzen und Logan küssen können. Nach ein paar Sekunden fand der Kuss allerdings wieder sein Ende. Schweratmend lösten wir uns voneinander, doch seine Stirn lehnte noch immer an meiner. Logans Hand, die an meinem Kopf ruhte wanderte zu meinem Kinn, wobei sein Daumen sanft über meine Lippen strich. Sogleich verspürte ich wieder dieses Verlangen in mir aufsteigen und krallte mich in dem Stoff seines Mantels fest.

                »Du solltest jetzt wirklich reingehen, Drea.« Keuchte er und schlug langsam wieder die Augen auf. Unsere Blicke begegneten sich. Wir waren uns noch immer so nahe, dass sein heißer Atem über mein Gesicht streifte und mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. Ich nahm einen tiefen Atemzug. Ich wollte nicht gehen, wollte mich seiner Wärme nicht entziehen, wollte seine Lippen noch einmal schmecken. Doch noch ehe ich die kleine Distanz zwischen uns erneut überbrücken konnte, lehnte Logan sich wieder etwas zurück und stützte die linke Hand auf dem Lenkrad ab. Ich konnte es nicht mehr länger heraus zögern, es war Zeit zu gehen.

                Ich seufzte kaum merklich und griff nach meiner Tasche im Fußraum. Dann öffnete ich die Beifahrertür und stieg schweren Herzens aus. Bevor ich die Tür jedoch zustieß, lehnte ich mich noch einmal zu ihm runter. »Danke, Logan. Für alles.« Mit einem bedeutsamen Blick sah ich ihn an.

»Du brauchst dich nicht zu bedanken, Drea.« Er erwiderte meinen Blick und noch immer glühte das Blau seiner Augen. Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln, ehe ich die Tür auch schon mit einem lauten Knall zuwarf. Mein Herz hatte sich noch immer nicht von unserem Kuss erholt und schlug wie wild in meiner Brust. Keine Sekunde später heulte der Motor wieder auf und Logan raste davon. Verträumt sah ich ihm hinterher, bis er um die nächste Kurve verschwunden war. Dann setzte ich mich in Bewegung, um mich meinem nächsten Problem zu stellen; Lukas.

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