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Kapitel 21


Die restlichen Tage zogen nur so an mir vorbei. Tante Carolyns und Adams Umzug rückte immer näher und ich konnte es kaum erwarten, meinen Cousin endlich aus dem Haus zu haben.

Was Logan anging, mied er mich seit unserem Beinahekuss. In der Schule wanderten seine Blicke kein einziges Mal zu mir. Womöglich machte er aber lediglich von seinem Versprechen, sich in Zukunft von mir fernhalten zu wollen, Gebrauch. Einerseits kam mir sein Verhalten zugute, denn ich hatte absolut keinen Schimmer, wie ich mich nach dem Vorfall in seinem Wagen ihm gegenüber verhalten sollte. Andererseits jedoch vermisste ich das Gefühl, wenn er mich ansah, ich vermisste das Kribbeln in meinem Bauch, vermisste die Spannung, die zwischen uns aufstieg, sobald ich nur einmal in seine blauen Augen blickte. So sehr ich mir auch einzureden versuchte, dass es besser war, wenn wir Distanz zueinander wahrten, es half nichts. Mein Herz sehnte sich immer mehr nach seiner Nähe, nach seiner Aufmerksamkeit.

Um mich etwas abzulenken, half ich Poppy und Timmy noch bei den letzten Vorbereitungen für Timmys Geburtstagsparty diesen Freitag. So war ich auch zuhause aus der Schlinge und mir drohte keine Gefahr, Adam zufällig in die Arme zu laufen.

Es war Donnerstagabend. Poppy und ich lungerten in Timmys Wohnzimmer auf dem Sofa herum und sahen ihm zu, wie er hektisch durch das Zimmer wirbelte und die letzten Akzente in Form von Luftschlangen an der Decke setzte.

»Timmy, dir ist klar, dass diese Dinger innerhalb der ersten Stunde schon wieder einen Abflug machen, oder?« Poppy neben mir hob lediglich eine Braue.

»Die Party wird nicht aus dem Ruder laufen.« Erwiderte er überzeugt und warf Poppy einen vernichtenden Blick über die Schulter zu, ehe er sich wieder unbeirrt seinem Tun zuwandte. Poppy schüttelte seufzend den Kopf.

»Das hast du bei den letzten drei auch gesagt und dann standen die Vorhänge in Flammen«, sie schaute rüber zu den Gardinen am Fenster und ein nachdenklicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Vielleicht solltest du sie dieses Mal abhängen.«

»Zehn Dollar, dass die Party morgen außer Kontrolle gerät.« Sagte ich schmunzelnd und griff nach meiner Cola.

»Bin dabei.« Entgegnete Poppy grinsend und griff ebenfalls nach ihrem Getränk. Wir prosteten uns zu und nun ernteten wir beide einen missbilligenden Blick seitens Timmy.

»Es ist mir sowieso ein Rätsel, dass deine Eltern dir das Haus überlassen.« Wandte Poppy sich nun zwischen zwei Schlücken an Timmy.

                »Du übertreibst. So schlimm waren die Partys jetzt auch wieder nicht.« Sagte er und stieg von der Leiter herab. Ein grüblerischer Ausdruck legte sich über seine Züge. »Naja, mal abgesehen von den brennenden Vorhängen.«

                »Vergiss die eingeschlagene Fensterscheibe im Schlafzimmer deiner Eltern nicht.« Poppy grinste hämisch und ich konnte mir ein Kichern nicht mehr länger verdrücken. Timmys Hauspartys hatten aus irgendeinem Grund die Angewohnheit, immer auszuarten. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was morgen an seinem achtzehnten Geburtstag wohl alles passieren würde. Komischerweise sahen seine Eltern es jedoch mit Humor. Natürlich bekam er nach jeder mehr oder weniger misslungenen Party von seiner Mutter Meredith eine ihrer berühmten Gardinenpredigten gehalten. Doch innerhalb einer Woche war der Ärger seiner Eltern wieder verfolgen und die nächste Party stand bereits auf dem Plan. Da Timmys Eltern beruflich oft unterwegs waren, bot sich ihre Abwesenheit eben immer wieder an und führte ihn in Versuchung, eine kleine Fete zu veranstalten, wobei das Wörtchen klein das Ausmaß seiner Feiern nicht ansatzweise beschrieb. Das Haus war jedes Mal überfüllt, sodass man kaum mehr einen Schritt gehen konnte. Timmys Nachbarn taten mir schon jetzt leid. Dass sie die Polizei bisher noch nicht verständigt hatten war mir ein Rätsel.

                »Wer legt eigentlich die Musik auf?« Fragte Poppy neugierig und auch ich horchte interessiert auf.

»Noah«, antwortete Timmy und schnappte sich die Diskokugel, um sie ebenfalls an der Decke zu befestigen. Noah war einer von Dannys besten Freunden, was wiederum zu bedeuten hatte, dass Danny sicherlich mit von der Partie sein würde. Soweit ich wusste, hatte Timmy ihn ohnehin eingeladen. Die beiden waren noch immer befreundet, auch wenn Timmy genauso schrecklich enttäuscht war von Dannys Verhalten wie Poppy und ich. Seit dem Vorfall vor meiner Haustür hatte ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Ich bemerkte zwar seine Blicke in der Schule und in dem Unterricht, aber offenbar traute er sich nicht mehr, mich anzusprechen. Oder aber er wollte mir einfach nur etwas Zeit geben, um mich von unserer Auseinandersetzung zu erholen. Was auch immer seine Beweggründe waren, sie kamen mir nur recht. Zurzeit hatte ich die Nase gestrichen voll von seiner Eifersucht und seinen Plänen, mich zurückerobern zu wollen. Sie würden ohnehin nach hinten losgehen.

                Ich beobachtete Timmy, wie er mühsam versuchte die Discokugel in der Mitte der Raumdecke anzubringen. Dann ließ ich meinen Blick wandern und nahm den umdekorierten Raum in Augenschein. Das weiße geräumige Wohnzimmer und deren Einrichtung ließen darauf schließen, dass Timmys Eltern gut verdienten. Die Designermöbel hatten wir an die Wände geschoben und somit genügend Platz für eine Tanzfläche geschaffen. In den Ecken hatten wir bunte Discolichter angebracht, deren buntes Farbengewirr sich im Rauch der Nebelmaschine reflektierte. Im Esszimmer, das direkt an das Wohnzimmer angrenzte, hatten wir die Getränke gelagert, sowie die roten Partybecher, die noch abgepackt auf dem Tisch lagen. Kurz gefasst: Wir hatten Timmys Haus in eine wahrhaftige Partyhöhle verwandelt.

                Timmy und Poppy waren schon jetzt total aus dem Häuschen und konnten es kaum abwarten. Ich hingegen war zwar auch schon sehr auf die Party gespannt, allerdings hielt sich meine Vorfreude in Grenzen. Nicht, dass ich mich nicht für Timmy freute, immerhin wurde nun auch der letzte in unserem Bunde endlich volljährig, was unbedingt gefeiert werden musste. Aber ich war einfach immer noch nicht so ganz in Partystimmung. Zu viele Probleme belasteten mich zurzeit und sorgten dafür, dass ich mich nicht so richtig entspannen konnte. Zunächst war da mein herzallerliebster Cousin Adam, der mich ständig bedrängte. Ich konnte es kaum abwarten, dass er endlich aus unserem Haus verschwunden war. Diesen Sonntag war es soweit und ich hätte ihn endlich los, konnte endlich wieder erleichtert im Haus herumlaufen und mich entspannt in meinem Zimmer zur Ruhe legen, ohne meine Tür mit dem Stuhl absperren zu müssen.

                Das nächste Problem, dass mir aber auch schon im Kopf herum spukte, war Danny. Natürlich war ich noch sauer und mied seinen Kontakt seit ein paar Tagen. Auch wollte ich einfach seinen Annäherungsversuchen aus dem Weg gehen, wollte ihn nicht verletzen. Er war meine erste große Liebe. Mein bester Freund. Derjenige, der mir gezeigt hatte, dass nicht jeder Junge so wie Adam war. Er hatte mir beigebracht, wie ich jemandem des anderen Geschlechts wieder vertrauen konnte. Ich wollte ihn nicht verlieren, er war mir nach wie vor unglaublich wichtig, nahm ein großes Stück meines Herzens ein. Allein schon der Gedanke daran, ihn nicht mehr an meiner Seite zu haben schmerzte. Diese aussichtlose Situation machte mir durchaus zu schaffen. Ich wollte ihn als guten Freund, er wollte mich als feste Freundin. Wir wollten beide Dinge von dem jeweils anderen, die wir nicht bereit waren zu geben.

                Zu guter Letzt war da auch noch mein Englischlehrer. Logan Black. Allein schon sein Name brachte mein Herz zum Höherschlagen und versetzte meinen Körper in Gänsehaut. Ich musste mich von ihm fernhalten, musste auf ihn hören und Distanz wahren. Es ging einfach nicht, die Sache zwischen uns hätte keine Zukunft.

In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als dass meine Mum noch lebte. Ich würde ihr so gerne all meine Sehnsüchte und Ängste erzählen, ihr von Logan berichten. Sie hatte auf alles immer die richtige Antwort parat gehabt und ihre Ratschläge waren unschlagbar gewesen. Noch niemals hatte sie jemanden verurteilt, sondern war stets darum bemüht zu helfen und zu verstehen.

                Ich seufzte und vertrieb die Gedanken in meinem Kopf. Morgen war Timmys Tag, ich musste meine trübseligen Gedanken vertreiben und mich für ihn freuen. Ich wollte ihm seinen Geburtstag nicht verderben, indem ich ihn mit meiner schlechten Laune ansteckte. Nein, ich beschloss mich für morgen zusammenzureißen und zumindest versuchen, etwas Spaß zu haben. Das war ein erster Schritt in die richtige Richtung, der erste Schritt, zurück ins Leben. Mum hätte das sicherlich gewollt.

                Gerade als ich einen Blick auf meine Uhr am Handgelenk werfen wollte, klingelte es an der Haustür. Lukas war pünktlich.

                »Ich geh schon, das müsste Lukas sein.« Rief ich und erhob mich von dem Sofa.

»Was?«, Poppy neben mir erstarrte und riss weit die Augen auf. Im nächsten Moment war sie aufgesprungen und tigerte zur Fensterscheibe, wo sie mühselig versuchte ihr Aussehen zu überprüfen.

                »Poppy, du siehst gut aus, wie immer.« Ich lachte laut, woraufhin sie mir einen zornerfüllten Blick über die Schulter zuwarf.

»Du hättest mich zumindest vorwarnen können, dass Lukas dich abholt!« Schimpfte sie und löste ihre grauen Locken aus dem Zopf. Kopfschüttelnd schlenderte ich zur Haustür, um Lukas hereinzubitten.

                »Hey, Luke.« Begrüßte ich meinen Bruder, als ich ihm die Tür öffnete. Er lächelte breit und kniff mich leicht in die Wange.

»Na, seid ihr fertig geworden?« Fragte er und trat ein. Ich nickte zustimmend.

                »Ja soweit. Es fehlt nur noch die Musikanlage, aber ich schätze, die bringt Noah morgen mit. Er legt Musik auf.« Erklärte ich, während ich Lukas ins Wohnzimmer führte. Poppy saß steif auf dem Sofa und wirkte, als würde sie jeden Moment hyperiventilieren. Ich hob die Brauen und warf ihr einen belustigten Blick zu. Es war merkwürdig Poppy derart unsicher zu erleben, es passte absolut nicht zu ihr. Instinktiv fragte ich mich, ob es ihr mit Lukas genauso ging wie mir mit Logan.

                »Hey.« Seine Augen blitzten und richteten sich sofort auf Poppy.

»Hey.« Entgegnete sie ihrerseits und auch ihre Augen klebten an Lukas. Die Spannung lag förmlich in der Luft und ich konnte mir ein Grinsen nicht länger verkneifen. Ich schaute rüber zu Timmy, um ihm einen vielsagenden Blick zuzuwerfen und um zu sehen, ob er dieses Prickeln in der Luft ebenfalls wahrnahm. Doch als ich in sein Gesicht blickte, bemerkte ich, dass seine Augen auf Lukas lagen. Ein seltsamer Ausdruck zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, den ich nicht ganz zuordnen konnte. Dennoch wirkte seine Haltung irgendwie... sehnsüchtig, auf gewisse Art und Weiße wehmütig. Es war derselbe Ausdruck, den ich letztens auch in der Schule auch an ihm beobachtet hatte, als Poppy diese Anspielung machte, dass er eine ihrer besten Freundinnen sei. In diesem Moment fiel mir der Groschen. Mochte Timmy etwa... Männer? War er schwul? Vielleicht sogar verliebt in meinen... Bruder? Erschrocken riss ich die Augen auf und stierte Timmy an. Als er meinen Blick bemerkte, sah ich, dass seine Wangen sich zu röten begannen und schnell wandte er sich wieder irgendwelchen Kabeln zu, die durch den Raum verstreut waren.

                Diese Reaktion sagte mehr, als tausend Worte und meine Vermutung bestätigte sich. Ich war viel zu geschockt, als dass ich hätte irgendetwas sagen können. Poppy und ich hatten uns schon immer gewundert, weshalb Timmy nie eine Freundin wollte und sich ansonsten auch nie groß für Mädchen zu interessieren schien. Auf die Idee, dass er womöglich Mädchen im Allgemeinen gar nicht mochte, sondern auf Jungs stand, wäre ich nie gekommen. Natürlich zogen wir Timmy immer damit auf und behaupteten er wäre schwul, da der Großteil seiner Freunde weiblich war. Aber dass diese Tatsache wirklich der Wahrheit entsprach, hätte ich nie gedacht. Gott, hätten Poppy und ich nur vorher gewusst, dass er tatsächlich auf Männer stand, dann hätten wir doch niemals solche Witze über ihn gerissen. Wie musste Timmy sich wohl gefühlt haben? Schuldgefühle nagten an meinem Gewissen und ich fühlte mich miserabel.

                »Hey Timmy.« Begrüßte Lukas nun auch ihn. Doch Timmy sah kein einziges Mal mehr auf, sondern murmelte lediglich ein leises »Hallo«. Poppy und Lukas entging diese Reaktion wohl, da sie viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich gegenseitig anzustarren.

                In diesem Moment fühlte ich noch mehr mit Timmy mit. Wenn er meinen Bruder tatsächlich mochte, musste es doch die reinste Folter für ihn sein, Lukas mit Poppy zu sehen. Gott, was war das nur für ein Durcheinander? Was hatte mein Bruder nur an sich, um meinen ganzen Freunden, egal ob weiblich oder männlich, den Kopf zu verdrehen?

                Ich nahm mir fest vor, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab, Timmy darauf anzusprechen. Unter keinen Umständen wollte ich, dass er von mir dachte ich würde ihn aufgrund seiner Sexualität verurteilen oder ähnliches. Ich musste ihm klar machen, dass ich es akzeptierte und absolut kein Problem damit hatte. Mal ganz abgesehen davon, dass er sich offensichtlich in meinen Bruder verguckt hatte.

                »Können wir?«, fragte ich Lukas, der sich nur unter großer Anstrengung von Poppy lösen konnte.

»Ja«, er räusperte sich und zwang sich dazu, mich anzusehen. »Lass uns gehen.«

                Poppy übernachtete bei Timmy, da sie unbedingt die erste sein wollte, die ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag gratulierte. Morgenfrüh würden die beiden mich dann zuhause abholen für in die Schule. Ich verabschiedete mich von meinen beiden besten Freunden, wobei Timmy mir kaum in die Augen schauen konnte, sondern die ganze Zeit über einen Punkt neben meinem Kopf fixierte. Lukas und Poppy starrten sich zur Verabschiedung wieder an, als würden sie gleich übereinander herfallen. Ekelhaft. Schnell schaute ich zu Timmy, um zu sehen, ob er ihren Blickwechsel bemerkt hatte. Doch der hatte sich nach der Verabschiedung sogleich wieder in das Kabelwirrwarr auf dem Boden gestürzt. Lukas und ich verließen das Haus und ich ließ mich in den Beifahrersitz seines Audis sinken. Schweigend fuhren wir durch die Straßen Seattles, auf dessen nassem Asphalt sich die Lichter der Laternen widerspiegelten. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, Lukas auf Poppy anzusprechen und zu fragen, was nun eigentlich zwischen ihnen lief. Ob sie seit Poppys katzenhaftem Abgang noch einmal Kontakt miteinander gehabt hatten? Nein, Poppy hätte mir sicherlich davon erzählt. Ich beschloss, sie einfach morgen darauf anzusprechen.

                »Was hältst du davon, wenn ich dich morgen nach der Schule abhole und wir gehen etwas essen?« Erklang es plötzlich von Lukas. Ich drehte mich überrascht zu ihm um und blickte ihn neugierig an. »Hab ich irgendetwas ausgefressen?« Fragend hob ich eine Braue. Lukas schmunzelte kurz, doch sogleich wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernster.

»Nein, aber ich finde, wir haben schon länger nichts mehr zu zweit gemacht. Wir sollten wieder etwas mehr Zeit miteinander verbringen.« Sein Blick war starr auf den Verkehr gerichtet. Ich bekam das Gefühl nicht los, dass noch etwas anderes hinter seinen Absichten steckte und ich ahnte auch schon, um was es Lukas eigentlich ging. Er hatte die Blessuren, die Adam mir am Handgelenk zugefügt hatte nicht vergessen und nun versuchte er krampfhaft einen Zugang zu mir zu finden. Er wollte, dass ich mich ihm anvertraute. Instinktiv griff ich an mein Handgelenk. Die Male waren verschwunden, doch ich fühlte Adams eisernen Griff noch immer, als wäre es erst gestern gewesen.

                »Also, was sagst du?« Lukas warf mir einen schnellen Seitenblick zu.

»Ja, gerne.« Erwiderte ich und zwang mich zu einem kleinen Lächeln, welches er sofort erwiderte. Natürlich wollte ich Zeit mit meinem Bruder verbringen, aber wollte ich ihm auch anvertrauen, was Adam mir angetan hatte? Ich wollte es, ja, aber die eigentliche Frage war, ob ich es konnte. Meine Antwort darauf war nach wie vor unschlüssig und vorerst wollte ich mich damit noch nicht auseinandersetzen.

                Der Rest der Fahr verlief ruhig und als wir zuhause ankamen, verbarrikadierte ich mich sofort in meinem Zimmer. Wie jeden Abend rückte ich den Schreibstuhl unter die Türklinge. Auch wenn Adam mir mehr oder minder zu verstehen gegeben hatte, dass er mich in dieser Umzugswoche zufrieden lies, wollte ich mein Schicksal nicht in fremde Hände legen.

                Ich zog mir gerade meine gemütlichen Schlafhosen und ein T-Shirt über, als mein Blick auf den Pullover fiel, der über dem Geländer meines Bettes hing. Es war Logans Pullover. Ohne zu begreifen was ich tat, griff ich nach dem weichen Stoff und drückte es gegen mein Gesicht. Noch immer konnte ich den vagen Duft nach Logans Aftershave wahrnehmen und sofort regten sich die Schmetterlinge in meinem Bauch. Ehe ich noch weiter über ihn nachgrübeln konnte, hatte ich mir seinen Pullover übergeschlungen und ließ mich in die weichen Kissen meines Bettes sinken. Es dauerte nicht lange, bis ich bereits im Land der Träume versank und von eisblauen Augen verfolgt wurde.

»Happy Birthday du alter Mann!« Rief ich aufgeregt, als ich meine Tasche mit einem Wurf auf die Rückbank von Timmys blauem Chevrolet beförderte und einstieg. Ich strubbelte Timmy von hinten durch seine braunen wirren Haare. Poppy und Timmy drehten sich auf den vorderen Sitzen gleichzeitig um und blickten mich beide aus blutunterlaufenen Augen an.

                »Himmel, habt ihr heute Nacht schon zu feiern begonnen oder warum sieht ihr aus, als hättet ihr die Nacht nicht geschlafen?« Erstaunt musterte ich die beiden. Einer sah müder aus wie der andere.

»Weil wir heute Nacht tatsächlich keine Minute geschlafen haben.« Entgegnete Poppy und unterdrückte ein Gähnen. »Captain America hat mich vom Schlafen abgehalten.«

                »Aha«, erwiderte ich und mir dämmerte es bereits, womit sich die beiden die Nacht um die Ohren geschlagen hatten. »Marvel.« Wissend zog ich eine Braue in die Höhe.

»Ich hatte gar kein Mitspracherecht, ich wurde dazu genötigt.« Kam es nun von Timmy, der sich wieder in den Verkehr einfädelte. Sofort schnellte Poppys Hand vor und gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Tu nicht so als wärst du nicht auch total verrückt nach diesen Filmen.«

                 Timmy brummte lediglich eine unverständliche Antwort und konzentrierte sich auf die Autofahrt. Kaum zu glauben, dass er an seinem eigenen Geburtstag, auf den er schon seit Wochen hin fieberte, so mies gelaunt war. Seufzend ließ ich mich in den Sitz sinken und lauschte der Musik, die aus Timmys Bassboxen dröhnte. Es lief Trap Queen von Fetty Wap, das konnte ja nur Poppys Musik sein.

Ein Blick nach vorne bestätigte meine Vermutung. Sie hatte ihr Handy an das Radio angeschlossen. Kopfschüttelnd lehnte ich mich wieder zurück und verbrachte die Fahrt zur Schule mit Schweigen, was für Poppy und Timmy recht ungewöhnlich war.

                »Tut mir beide den Gefallen und legt euch heute Mittag nochmal schlafen, sonst wird die Party heute Abend ein totaler Reinfall.« Rief ich den beiden zu, während ich die Autotür zuwarf. Ich drehte mich gerade um, als ich mit jemandem zusammenstieß. Ich sah auf und blickte direkt in Logans eisblaue Augen. Meine Schultasche fiel mir aus den Händen und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Asphalt. Ich spürte bereits, wie meine Knie weich wie Butter wurden, hörte sogar das Blut in meinen Ohren rauschen und war außerstande meinen Blick von ihm abzuwenden. Gänsehaut legte sich über meinen kompletten Körper und ein Kribbeln erschütterte meinen Magen.

»H... Hi.« Stotterte ich und kam mir vor, wie der letzte Idiot. Wieso reagierte ich jedes Mal so sehr auf ihn? Ohne etwas zu erwidern, beugte Logan sich runter und hob meine Tasche auf.

»Hier«, sagte er, als er sich wieder aufrichtete. Ich achtete peinlichst genau darauf, dass unsere Hände sich nicht berührten.

                »Danke.« Ich griff danach und blickte sogleich wieder zu seinem Gesicht auf. Er erwiderte meinen Blick nicht. Stattdessen griff er nach dem Gurt seiner eigenen Tasche und machte auf dem Absatz Kehrt. Benommen folgte ich ihm mit den Augen, beobachtete wie er auf die Treppen zum Hauptgebäude zuhielt. Ich verstand, weshalb er sich derart distanziert gab. Andererseits aber verletzte mich seine Kälte. Ich wollte, dass er mich wieder mit diesem intensiven glühenden Blick ansah, wollte, dass er mich wieder berührte, wollte seine Lippen wieder auf den meinen spüren.

                Es ist aber falsch.

Ich schüttelte den Kopf. Natürlich war es falsch, aber was sollte ich schon gegen meine Gefühle ausrichten?

                »Hallo? Erde an Drea, lebst du noch oder räkelst du dich in Gedanken bereits mit Mr. Adonis in den Laken?«

                Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte Poppy, die belustigt mit den Händen vor meinem Gesicht herum wedelte.

»Sorry.« Schnell versuchte ich die Gedanken an Logan zu vertreiben und folgte Timmy und Poppy zum Schulgebäude. Die Unterrichtsstunden zogen sich hin wie Kaugummi und ich konnte es kaum abwarten, endlich Schulschluss zu haben. Als auch die letzte Stunde endlich hinter mir lag, schlenderte ich nach draußen. Wie immer war das Wetter eine Katastrophe. Es herrschte kein richtiger Regen, mehr ein Nieseln, was ich noch weniger leiden konnte, für Seattle jedoch leider charakteristisch war.

                Von weitem erkannte ich bereits Lukas' schwarzer Audi und eilte hastig auf ihn zu. Meine Schultasche stellte ich im Fußraum ab und begrüßte ihn mit einem Lächeln. 

                »Wo geht's denn hin?« Fragte ich und warf ihm einen neugierigen Blick zu. Lukas grinste geheimnisvoll. »Lass dich überraschen.«

                Zehn Minuten später standen wir vor dem chinesischen Lieblingsrestaurant meiner Mum. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und sofort verspürte ich wieder die Sehnsucht, die sich in meinem Innern aufbaute. Ich vermisste sie so schrecklich. Zu gut erinnerte ich mich noch an die Sonntagabenden, in denen wir alle zusammen hier essen waren, Mum und Dad, Lukas, Mia und ich. Mia hat wie immer ihr ganzes Essen in der Gegend herumgeworfen, sodass die Kellner uns bereits schiefe Blicke zuwarfen. Doch Mum hatte völlig ausgelassen darüber gelacht und sich an der Essensschlacht beteiligt, während Dad sich strikt raushielt, das ganze aber mit einem Schmunzeln beobachtete. Ich vermisste diese sorglosen Familienabende. Ohne Mum war es nicht mehr dasselbe. Allerdings verstand ich, weshalb Lukas ausgerechnet dieses Restaurant ausgewählt hatte, denn auf diese Weise waren wir ihr nahe. Langsam aber sicher begann ich mich damit abzufinden, dass sie nicht mehr da war. Zwar wurde mir noch immer schwer ums Herz, wenn ich an die wundervolle Zeit mit ihr dachte und daran, wie sehr ich sie liebte, aber die Erinnerungen an sie schmerzten nicht mehr so sehr wie zu Beginn.

                Mit einem tiefen Atemzug folgte ich Lukas in das Innere des Geschäfts, wo wir auch sogleich schon einen Tisch zugewiesen bekamen. Ich bestellte mir gebratene Nudeln, was ich immer gegessen hatte, wenn wir hier waren, während Lukas wieder mit irgendwelchen Gerichten herumexperimentierte. Nachdem wir mit dem Essen endeten, spürte ich immer wieder Lukas' Blick auf mir. Mir war durchaus bewusst, dass er versuchte herauszufinden, woher die Male an meinem Handgelenk gekommen waren. Doch ich wollte nicht darüber sprechen. Noch nicht. Glücklicherweise hakte er nicht weiter nach und ließ das Thema auf sich beruhen, was ich ihm hoch anrechnete. Lukas bezahlte das Essen und dann machten wir uns auch schon wieder auf den Nachhauseweg.  Er startete den Motor und reihte sich in den Verkehr ein. Ich holte mein Handy aus der Tasche hervor und checkte noch einmal meine SMS. Lediglich Poppy hatte mir wieder unsinniges Zeug geschrieben. Ich tippte ihr eine schnelle Antwort und packte das Handy wieder weg. Lukas stellte den Wagen ab. Die Fahrt ging ja schnell. Überrascht sah ich auf und erstarrte. Wir waren gar nicht zuhause. Stattdessen starrte ich direkt auf die Glasfassade des Hochhauses, in dem Logan wohnte.

                Erschrocken fuhr ich zu Lukas herum, der sich seelenruhig nach hinten streckte und nach etwas auf der Rückbank griff.

                »Lukas, was machen wir hier?« Fragte ich schockiert und warf einen weiteren Blick auf das Gebäude vor mir.

»Ich muss Logan nur noch schnell etwas wegen Michaels Verlobungsparty vorbei bringen.« Erwiderte Lukas und zog eine weiße Schachtel hervor. Sofort begann mein Herz wie verrückt zu rasen.

                »Wie? Jetzt? Du gehst rein? Zu ihm nach oben?« Fragte ich und fühlte die Nervosität in mir aufsteigen.

»Nein, ich warte noch drei Stunden hier im Auto«, er verrollte die Augen. »Natürlich gehe ich jetzt, Drea. Was denkst du denn?« Mit einem Ruck öffnete er die Fahrertür und stieg aus. Wie festgewachsen saß ich auf dem Beifahrersitz und krallte mich in die Ledersitze. Ich konnte doch nicht einfach mit nach oben gehen und Logan gegenüber treten!

»Kommst du oder willst du hier noch drei Stunden Wurzeln schlagen?« Fragte Lukas, der sich wieder zu mir in das Innere des Wagens beugte und etwas argwöhnisch dreinblickte. Wenn ich ihm mitteilte, dass ich lieber hier warten würde, könnte er womöglich wieder Verdacht schöpfen, dass zwischen Logan und mir etwas war, was ich unter allen Umständen vermeiden wollte.

»Ähm... ja.« Entgegnete ich und räusperte mich schnell. Dann stieg ich aus und warf die Tür hinter mir zu. Wir hasteten durch den Nieselregen zum Eingang, wo uns auch schon sofort die Tür geöffnet wurde. Ich erkannte den Portier, es war derselbe, der mich letzte Woche schon zu Logan nach oben geschickt hatte. Er tippte sich mit einem freundlichen Nicken an den Hut, unter dem bereits einige grau melierte Strähnen zu erkennen war.

»Sir«, begrüßte er Lukas, ehe er sich auch zu mir umdrehte. »Ms. Dupree.«

Erst jetzt fiel mir auf, welchen Eindruck es auf Lukas wohl machen musste, wenn mich der Portier aus Logans Gebäude beim Namen ansprach. Sofort schoss mir das Blut in die Wangen und mein Blick schoss rüber zu Lukas, doch der schien von der ganzen Sache wohl gar keine Notiz genommen zu haben. Augenblicklich fiel mir ein Stein mir vom Herzen. Der Portier namens Mr. Grayson, ich las sein Namensschild, meldete uns oben bei Logan in der Wohnung an und schon durften wir zum Fahrstuhl vorgehen. Während wir die einzelnen Stockwerke nach oben fuhren, stieg die Nervosität immer weiter an und am liebsten hätte ich auf dem Absatz Kehrt gemacht. Leider konnte man aber, wie ich letzte Woche auch schon festgestellt hatte, aus einem Fahrstuhl nicht so einfach flüchten. Ich warf Lukas einen schnellen Blick zu, doch der war damit beschäftigt auf seinem Handy herum zu tippen. Als das Pling des Aufzuges ertönte, machte mein Herz einen gewaltigen Sprung und die Türen glitten zu den Seiten hin weg. Sofort gefror mir das Blut in den Adern. Vor mir stand nicht Logan.


Hallöchen meine lieben Leser :)

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! Kurze Info: Da ich bald die 10k erreiche, habe ich mir überlegt, mich mit einem kleinen 'Special' bei euch zu bedanken :) Sobald die 10k erreicht sind, werde ich gleich 2 Kapitel hochladen! In diesem Sinne: Vieeelen Dank für eure Unterstützung, ihr seid wirklich klasse! :) Ich hätte mir niemals erträumt, dass ich so viele Menschen mit der Geschichte bewegen kann. Danke für eure Votes und Kommentare, jedes einzelne davon ist unglaublich! <3

PS: Wer könnte denn hinter den Aufzugtüren in Logans Apartment auf Drea warten? ;)

GLG <3

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