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Kapitel 2

Poppy starrte mich an, als wäre ich ein Marsmensch. Ihr blieb aber auch wirklich nichts verborgen. Für den Rest des Unterrichts schwieg ich und sah lieber nicht mehr auf, sondern kritzelte irgendwelche Dinge in meinen Notizblock. Als es zur Pause klingelte packte ich meine Sachen zusammen und wollte Poppy gerade nach draußen folgen, als ich aufgehalten wurde.

»Drea? Würden Sie bitte noch kurz warten?« Überrascht sah ich zu Mr. Black herüber, gleichzeitig saßen mir Poppys argwöhnische Augen im Rücken.

»Ehm, ja natürlich.« Stotterte ich und warf Poppy einen Blick zu, um ihr zu verstehen geben, dass sie draußen auf mich warten sollte. Sie nickte und ging voraus auf den Flur. Nervös knetete ich meine Hände und sah auf meine Schuhspitzen. Was wollte er mit mir besprechen? Ich spürte, wie Mr. Black näher kam, bis er schließlich vor mir zum Stehen kam. Mein Puls begann schon wieder zu rasen und meine Handflächen fühlten sich kalt und schwitzig an. Zögernd sah ich zu ihm auf und es geschah schon wieder. Ich war gefesselt von dem Stahlblau seiner Augen, in denen sich das Licht, welches durch das Fenster hereinströmte, zu fangen schien.

»Ich glaube, Sie haben das hier vorhin vergessen.« Er lächelte mich an und streckte mir meinen Roman entgegen. Ich hatte ihn total vergessen. Wie konnte ich das Buch nur vergessen? Mein Heiligtum, mein Fluchtort, der mich durch die letzten paar Wochen gebracht hatte.

»Oh...« Ich stockte kurz, »Dankeschön.«

»Keine Ursache.« Als er mir den Roman zurückgab, streiften sich unsere Finger wie heute Morgen schon einmal. Mehrere Stromschläge erschütterten meine Hand, strömten durch meinen Körper wie ein Lauffeuer. Schlagartig hob ich den Blick und sah in seine Augen, die jedoch verwirrt auf unsere Hände gerichtet waren. Etwas flimmerte in seinem Blick auf, ein merkwürdiger Ausdruck. Blitzartig zog ich meine Hände, mitsamt dem Buch zurück, was ihn aus seiner Starre zu lösen schien. Er räusperte sich und sah mich gleich darauf wieder mit klaren undurchdringlichen Augen an. Dann ging er ein paar Schritte rückwärts und brachte etwas Distanz zwischen uns.

»Ehm... Danke nochmal.«Murmelte ich und richtete meinen Blick wieder zu Boden.

»Gern geschehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Drea.« Mit schnellen Schritten war er am Pult und packte seine Tasche.

»Ihnen auch, Mr. Black.« Erwiderte ich hastig und eilte zur Tür, vielleicht etwas zu schnell, doch ich musste aus diesem Raum raus. Als ich die Tür hinter mir schloss, atmete ich zuerst einmal tief ein und wieder aus. Die ganze Zeit über, während ich in diesem Raum war, hatte ich das Gefühl gehabt, keine Luft mehr zu bekommen. Ich schloss die Augen und versuchte mein wild klopfendes Herz zu beruhigen. Ich war wahrscheinlich nur etwas durcheinander, das war alles. Der heutige Tag war lediglich zu viel für mich gewesen. Der erste Schultag ohne Mum; Die Auseinandersetzung mit Danny. Nur natürlich, dass meine Gefühle da etwas durcheinander waren. Ich schüttelte den Kopf und ordnete meine Gedanken wieder neu.

»Sag bloß, Mr. Adonis hat dir den Kopf verdreht.« Poppy stand mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir an der Wand und schmunzelte schelmisch. Schließlich stieß sie sich ab und kam näher.

»Was meinst du damit?«Verständnislos entgegnete ich ihrem Blick. Poppy begann zu kichern. »Tu nicht so, ich hab genau gesehen wie du ihn angestarrt hast, du bist rot geworden wie eine verdammte Tomate.« Sie kicherte erneut und ihre dunklen Augen schimmerten. Poppy war wirklich hübsch. Sie hatte wunderschöne braune Augen, die außen leicht nach unten deuteten. Doch am schönsten war noch immer ihre Stupsnase, die perfekt zu ihren sanften Zügen passte. Sogar ihre grauen Haare standen ihr überirdisch gut, wenngleich ich ihr anfangs davon abzuraten versucht hatte. Ich wusste, dass Poppy selbst auch sehr zufrieden mit sich war, das Einzige, was sie an ihrem Erscheinungsbild störte, war ihre Größe. Mit ihren gerade mal ein Meter sechsundfünfzig war sie mit Abstand die kleinste auf der ganzen High School und dennoch war sie unverkennbar und stach aus der Menge heraus, wie ein kleiner tobender Tornado.

»Was wollte er von dir?« Fragte sie mich und schenkte mir einen ermittelnden Blick.

»Nichts.« Antwortete ich knapp, da ich über dieses Thema nicht mehr sprechen wollte.

»Wie nichts?« Sie hob die Brauen und noch immer war dieses dämliche Grinsen in ihrem Gesicht. Ich verrollte die Augen und lief schon einmal vor zu den Spinten, um die Bücher für die nächste Stunde zu holen. Poppy schloss trotz ihrer Größe schnell auf und lief neben mir her.

»Du stehst definitiv auf ihn.« Feixte sie und betrachtete dabei ihre Nägel, als wären sie das Interessanteste auf der Welt.

»Tue ich nicht!« Keifte Ich zurück, so langsam ging mir dieses Gespräch gehörig auf den Zeiger. Gut, ich hatte schwitzende Hände und ein klein bisschen Herzklopfen gehabt, mehr nicht. Und selbst das war nur, weil ich heute einfach etwas durcheinander war. Morgen wäre das schon ganz anders.

»Hey, ich bin die letzte die dich verurteilt. Ich geb dir ja recht, er sieht echt heiß aus.« Sie grinste breit und lehnte sich neben mir an den Spint. Ich seufzte resigniert und gab den Versuch, sie von dem Thema abzulenken auf.

»Lass uns einfach zur nächsten Stunde gehen, ja?«

Poppy lachte laut auf, folgte mir aber und ließ, Gott sei Dank, das Thema endlich fallen.

Als der Schultag sich dem Ende neigte, schlenderte ich durch den Ausgang in Richtung meines Wagens. Ich konnte es kaum abwarten mich endlich in meinem Zimmer zu vergraben. Zuhause angekommen spülte ich zuerst die leere Brotbox, damit mein Dad Notiz davon nahm, dass ich etwas gegessen hatte. Dafür hatte ich jedoch das Essen in der Mittagspause ausfallen lassen, da ich Danny nicht in der Cafeteria begegnen wollte. Ich begann in der Küche etwas aufzuräumen und zu putzen. Ich wollte vermeiden, dass Dad nach Hause kam und auch noch das Chaos in der Küche beseitigen musste. Schweigend wischte ich Mias Essensreste auf dem Boden auf, die sie durch das friedliche Spielen mit ihrem Frühstück hinterlassen hatte. Danach bereitete ich etwas zu Essen für Dad und Lukas vor, was ich anschließend im Kühlschrank verstaute. Wenn sie nach Hause kamen, könnten sie es sich warm machen. Nachdem ich mein Tun in der Küche beendet hatte, stieg ich die Treppen nach oben in mein Zimmer und erledigte meine Hausaufgaben. Gerade als ich das Heft zuschlug, hörte ich die Haustür ins Schloss fallen. Lukas. Ich ging erneut nach unten, um ihn zu begrüßen. Als ich in sein Gesicht blickte, sah ich wie erschöpft seine blassen Augen wirkten. Er war der Einzige in der Familie, der Mums blaue Augen geerbt hatte und wie so oft, wenn ich ihn ansah, sah ich auch Mum.

»Hey. Ich habe dir und Dad Auflauf gekocht. Steht im Kühlschrank.« Informierte ich ihn und war schon wieder im Begriff nach oben zu flüchten, als Lukas mich auf der ersten Stufe plötzlich am Handgelenk packte und zurückhielt. Fragend wandte ich mich ihm zu. Seine Züge hatten sich zu einer besorgten Grimasse verzogen.

»Was ist mit dir? Hast du etwa schon gegessen?« Fragte er und ich spürte, wie er meine Statur wachsam betrachtete.

»Nein, ich habe keinen Hunger.« Ich wollte mich losmachen, doch Lukas hielt mich nach wie vor mit eisernem Griff fest gefangen.

»Drea... Du musst etwas essen. Sieh dich doch mal an.« Erneut streiften seine Augen über mich hinweg, sodass die Sorge in ihnen kaum zu übersehen war.

»Na schön.« Ich seufzte und folgte ihm in die Küche, wo ich uns beiden etwas von dem Auflauf auf einen Teller schöpfte.

»Wo ist Dad?« Fragte ich, da die beiden eigentlich stets zur selben Zeit nach Hause kamen.

»Der ist noch mit Mia beim Arzt. Sie bekommt irgendeine Impfung oder so.« Erwiderte Lukas und machte sich über das Essen her. Er wirkte wirklich sehr müde. Seit die Erziehung einer vierjährigen allein auf Dads Schultern lastete, hatte er weniger Zeit, um in der Firma zu agieren. Daher war es nur logisch, dass Lukas einige von Dads Aufgaben übernahm, was auch der Grund für sein überarbeitetes Erscheinungsbild war.

Ich stocherte in meinem Essen herum, zwang mir jedoch alle paar Sekunden eine Gabel herunter, um meinen Bruder zufriedenzustellen. Nachdem er mich noch ein paar Mal mit mahnenden Blicken dazu aufgefordert hatte, meinen Teller aufzuessen, war ich vollkommen satt. Früher hatte ich alles Mögliche in mich herein stopfen können, doch seit den Sommerferien fiel es mir schwer überhaupt etwas zu essen. Anscheinend war mein Magen geschrumpft, was ja biologisch sogar möglich war.

»Hey. Ich gehe am Wochenende mit ein paar Freunden weg. Magst du nicht mitkommen?« Er warf mir einen hoffnungsvollen Blick zu. Unbehagen machte sich in mir breit. Ich war seit dem Unfall nicht mehr rausgekommen und im Grunde wollte ich es auch gar nicht. Alles was ich brauchte, um mich abzulenken war ein gutes Buch und meine Ruhe. Wenn ich daran dachte auszugehen, etwas zu trinken oder gar zu tanzen, fühlte ich mich sichtlich unwohl in meiner Haut, es erschien mir oberflächlich, nach allem was ich durchmachen musste.

»Ich weiß nicht...« Erwiderte ich und schob eine Erbse auf meinem Teller hin und her.

»Komm schon, Drea. Es ist ewig her, dass wir mal zusammen etwas unternommen haben. Außerdem...« Plötzlich wurde sein Blick schleierhaft und fixierte seinen eigenen Teller »Mum hätte nicht gewollt, dass du dich im Haus vergräbst und keinen Spaß mehr hast.«

Meine Hände verkrampften sich und ich spürte die altbekannte Übelkeit in mir aufkommen. Der Schmerz kehrte zurück und kratzte an meinem Herzen, wollte es zerreisen. Ich spürte wie Lukas nach meiner Hand griff und mir tief in die Augen sah. Für einen kurzen Moment dachte ich, in Mums Augen zu blicken. Ich unterdrückte die Tränen, die mir unweigerlich in die Augen stiegen.

»Drea. Bitte...« Flüsterte er und sein Griff um meine Hand wurde fester, bittender.

Erneut seufzte ich und nahm einen tiefen Atemzug, um mich etwas zu beruhigen.

»Na schön,« Widerwillig gab ich nach und sofort erschien ein Lächeln auf Lukas traurigem Gesicht.

»Aber nur unter einer Bedingung.« Entgegnete ich.

Lukas hob die Brauen und ich erntete einen misstrauischen Blick. »Der da wäre?«

»Ich darf Poppy mitnehmen.« Äußerte ich mein Anliegen und sogleich erschien ein breites Grinsen auf Lukas Gesicht. »Natürlich darfst du den grauen Fellknäul mitbringen.« Lukas war ganz vernarrt in Poppy. Er lachte über jeden Witz den sie riss und die beiden waren ununterbrochen dabei irgendwelchen Unfug anzustellen. Manchmal fragte ich mich sogar, ob er sie nicht etwas zu sehr mochte.

Während wir aufräumten, berichtete mir Lukas von dem Club, in den wir vorhatten zu gehen. Kurze Zeit später hörte ich erneut die Haustür und schon stand Dad im Türrahmen mit Mia auf seinen Armen. Wir begrüßten ihn und ich machte mich gleich daran, sein Abendessen aufzuwärmen. Ich sah, wie sein Blick über die beiden Teller und die Brotbox schweifte, die auf der Theke standen und ein erleichternder Ausdruck huschte über sein Gesicht. Offenbar schien Dad genauso beruhigt darüber zu sein, dass ich etwas gegessen hatte, wie Lukas. Auch wenn ich mir das fade Essen hatte herunter zwingen müssen, der befreite Ausdruck auf Dads Gesicht war es mir wert.

Lukas erzählte Dad von unseren Plänen am Wochenende und ich erwartete schon halb, dass Dad es mir verbot weg zu gehen und ich mich so wie ich es eigentlich vor hatte in meinem Zimmer verkriechen konnte. Doch weit gefehlt. Stattdessen schien ihn das Vorhaben meines Bruder regelrecht zu beflügeln, mehrmals betonte er, wie gut er es fände, dass ich mal wieder »rauskäme«.

Nachdem er mit Lukas noch kurz über das Geschäft geredet hatte, mich nach der Schule fragte und Mia ihr Abendesse gab, schnappte ich mir die Kleine und machte sie fertig für die Nacht. Ich half ihr in den Pyjama, auf dem abertausende von Häschen abgedruckt waren und ging dann mit ihr ins Bad um die Zähnchen zu putzen. Erst weigerte sie sich natürlich vehement, wie kleine Kinder es immer taten, aber nach kurzem Hin und Her gab sie nach. Darauf brachte ich sie wieder zurück in ihr Zimmer, das einem Paradies aus Pink glich. Sie krabbelte auf ihr kleines Bettchen und klemmte sich ihren Plüschhasen unter den Arm. Ich musste schmunzeln, es gab drei Dinge, deren Mia sich verschrieben hatte; Ihrem Plüschhasen, Pizza und der Farbe Pink.

»Also dann, kleine Motte. Schlaf gut und hab süße Träume.« Ich gab ihr einen Kuss auf den Scheitel und zog die Decke über ihren kleinen zerbrechlichen Körper. Gerade als ich im Begriff war das Licht auszuschalten und die Tür anzulehnen setzte sie sich wieder auf.

»Drea?« Sprach sie mit leiser Stimme und blickte mich aus ihren kugelrunden Rehaugen heraus an.

»Ja, Kleine?« Ich blieb im Türrahmen stehen.

»Ist Mummy wirklich nicht mehr da?« Fragte sie mit einer so traurigen Kinderstimme, dass es mir sofort das Herz brach. Der Schmerz meldete sich wieder an und ich spürte den Kloß in meinem Hals. Hier saß sie nun, meine süße Schwester von vier Jahren, klein und einsam und fragte nach ihrer Mutter. Ich ging zurück an ihre Bettkante und setzte mich zu ihr. Ich griff nach ihrer kleinen kindlichen Hand, die nicht einmal halb so groß war wie meine eigene.

»Weißt du, Mia, Mum wird immer da sein. Sie sitzt oben auf den Wolken und sieht auf unsere Familie hinab. Auf dich, Lukas, Dad und mich. Sie beschützt uns von jetzt an.«

»Aber kann sie uns nicht auch von hier unten aus beschützen?« Fragte sie und ich spürte die Sehnsucht in ihrer Stimme. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten und unweigerlich liefen sie mir über die Wangen, doch ich versuchte stark zu bleiben, für Mia.

»Nein, das geht leider nicht, Süße.« Erwiderte ich und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.

»Ich vermisse sie echt doll.« Flüsterte Mia und ihre Augen wirkten unendlich traurig.

»Ich auch, Mia. Ich auch...« Meine Stimme klang erstickt und schnell strich ich Mia über den Scheitel und drückte sie an mich, damit sie meine fließenden Tränen nicht sehen konnte. Nachdem ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte, gab ich ihr noch einen Gutenachtkuss und ließ sie alleine in ihrem Bett zurück. Sobald ich aus ihrem Zimmer war liefen die Tränen unaufhaltsam meine Wangen herunter. Ich stürmte in mein Zimmer, ließ mich aufs Bett sinken und weinte mich in den Schlaf. Wieso hast du uns alleine gelassen Mum? Wieso nur?

Als ich am nächsten Morgen in den Spiegel sah, bereute ich es sofort, dass ich meinen Gefühlen gestern Abend freien Lauf gelassen hatte. Meine Augen waren derart verquollen, dass ich sie kaum öffnen konnte. Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, in der Hoffnung es würde die Schwellung etwas nehmen, doch keine Chance. Irgendwann gab ich es auf und kleidete mich nach einer heißen Dusche an. Ich schnappte mir meine Schultasche und schleppte mich nach unten in die Küche, wo Dad mir wieder eine Brotbox hinterlegt hatte. Ich steckte sie gerade ein, als er in die Küche kam.

»Guten Morgen, Schatz.« Er gab mir einen Kuss auf den Scheitel und kümmerte sich um Mia, die mal wieder mit ihrem Essen herumspielte. Entweder überging mein Dad einfach die Tatsache, dass ich aussah, als hätte ich die Nacht durchgeweint, oder es fiel ihm durch das Getümmel mit Mia nicht auf. Wie auch immer, ich war dankbar dafür, dass er mich nicht darauf ansprach. Mir graute es bereits vor der Schule, wo es mit Sicherheit niemandem entgehen würde.

»Könntest du heute Mittag nach der Schule vielleicht etwas einkaufen gehen?« Fragte Dad und zückte seinen Geldbeutel.

»Ja, natürlich.« Erwiderte ich und nahm das Geld, welches er mir für den Einkauf gab, entgegen. Kurz darauf  machte ich mich auf den Weg in die Schule. Bereits in der Aula erwarteten mich Poppy und Timmy. Ein breites Grinsen lag auf den Gesichtern der beiden, doch als sie mich näher kommen sahen schwand das Lächeln von ihren Mündern. Sehr wahrscheinlich hatten sie meine verweinten Augen bemerkt. Ich kam vor ihnen zu stehen und niemand sagte etwas. Ein unangenehmes Schweigen herrschte zwischen uns. Irgendwann durchbrach Poppy die Stille und räusperte sich.

»Also, ich habe Timmy gerade davon berichtet, dass er ziemlich was verpasst. Unser neuer Englischlehrer ist 'ne totale Granate, oder was meinst du, Drea?« Und wieder warf mir Poppy einen Rettungsanker entgegen, wenngleich es auch etwas verdächtig war, dass dieser ausgerechnet unser neuer Lehrer sein musste. Doch so war Poppy. Sie wusste genau, dass ich nicht über mein Wohlbefinden reden wollte. Und das akzeptierte sie auch. Timmy dagegen schien kurz mit sich zu ringen. Nachdem Poppy ihn jedoch mit dem Ellbogen in die Seite rammte, ließ er davon ab etwas zu sagen und spielte ihr Spiel mit.

»Das interessiert mich recht wenig.« Schnaubte er und schulterte seine Tasche.

»Ach? Du bist also nicht schwul?« Fragte Poppy und grinste ihn breit an.

»Nur weil der Großteil meiner Freunde weiblich ist, heißt das noch lange nicht, dass ich vom anderen Ufer komme.« Er hob eine Braue und warf Poppy ein bösen Blick zu. Sie dagegen kicherte lediglich und wir begaben uns auf den Weg in den Englischunterricht. Vor dem Saal blieben wir stehen und ich widerstand dem Drang zu Danny zu schauen, der ein paar Meter weiter mit seinen Freunden stand und sich mit ihnen unterhielt. Selbst seine Stimme zu hören, schmerzte in meinem Herzen und ich schloss meine müden Augen, um mich auf etwas anderes zu konzentrieren. In dem Moment wurde ich von der Seite angerempelt.

»Hey, pass doch auf!« Zickte mich eine bekannte Stimme an. Als ich die Augen wieder öffnete entgegnete ich Madisons gehässigem Blick. Sie strich ihre rote Lockenmähne über die Schulter und erdolchte mich mit ihren Augen.

»Pass du lieber auf wo du hin gehst. Drea hat einfach nur hier gestanden.« Fauchte Poppy und schoss wie ein Pitbull nach vorne.

»Tja, ich kann auch nichts dafür. Würde die Heulsuse da,« sie deutete mit ihrem perfekt manikürten Zeigefinger auf mich »mal ihre Augen auf machen, dann hätte sie mich gesehen. Aber stattdessen trauert sie die ganze Zeit nur ihrem Ex hinterher, der sie einfach nicht mehr will.«

Madisons Worte trafen mich. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand einen Hieb in die Magengrube verpasst. Plötzlich stand Danny neben Madison und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

»Maddy, es reicht.« Allein schon die Tatsache, dass er auf ihrer Seite stand und sie berührte, verletzte mich zutiefst. Mein Herz gefror zu einem Eisklumpen, der in tausend Splitter zu zerspringen schien.

»Nein, ist doch wahr. Sie soll aufhören, sich wie ein misshandeltes Hündchen aufzuführen, nur weil du sie abserviert hast und ihre Mutter ins Gras...« Doch weiter kam sie nicht, da Poppy vorschoss und Madison mit ihrem gesamten Gewicht gegen die Wand stieß.

»Wag es ja nicht!« Brüllte Poppy sie an und war bereits im Begriff erneut auf Madison los zu gehen, aber irgendjemand schien sie zurückzuhalten. Ich konnte es nicht genau erkennen, da Tränen mir die Sicht verschleierten. Ich bekam nichts mehr mit, in meinem Kopf rauschte es und Übelkeit stieg in mir auf. Ich unterdrückte einen Würgreiz und krallte meine Fingernägel in die Handflächen. Ich ging einige Schritte rückwärts bis ich an die Wand hinter mir stieß. Das letzte was ich wahrnahm, bevor ich in die entgegengesetzte Richtung davon rannte, war die tiefe Stimme von Mr. Black, die meinen Namen rief. Dann lief ich los. Ich spürte nichts mehr, außer den Wind, der mir die Haare aus dem Gesicht peitschte und die Tränen auf meinen Wangen trocknete, als auch schon wieder neue über mein Gesicht kullerten. Ich rannte durch Flure, ignorierte alles und jeden um mich herum und trat durch die Doppeltür hinaus auf den leeren Pausenhof. Erst als ich ihn erreicht hatte, drosselte ich mein Tempo und steuerte auf eine Bank, relativ am Rande zu. Ich setzte mich nieder und ließ mein Gesicht in die Hände fallen. Hatte Madison womöglich recht? Verhielt ich mich wie ein misshandeltes Hündchen? War es für mich so langsam an der Zeit, meine Trauer zu besiegen? Doch wie sollte ich das anstellen? Ich konnte noch nicht einmal über meine Mutter reden, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Erneut schwebten Madisons Worte in meinem Kopf herum und krampfhaft versuchte ich, den Schmerz in meinem Innern zu unterbinden. Es war ganz genau das passiert, was ich unter allen Umständen zu vermeiden versucht hatte, ein Zusammenbruch vor allen Augen. Jeder konnte sehen wie sehr ich litt, jeder hatte mitbekommen wie ich in Tränen ausgebrochen war. Mein Leben glich einem einzigen Albtraum.

Unerwartet vernahm ich Schritte näher kommen. Sofort zuckte ich zusammen, als Mr. Black sich neben mir niederließ und mir wortlos ein Taschentuch hinhielt. Verwundert von dieser netten Geste, nahm ich es dankend an. Dennoch wagte ich es nicht, aufzusehen. Ich wollte nicht, dass mein Lehrer mich in dieser Verfassung sah. Es hatten ohnehin schon genug Leute gesehen.

»Falls Sie jemanden zum Reden brauchen, Drea, ich stehe jederzeit gerne zur Verfügung.«

Hatte er etwa mitbekommen, was sich eben vor seinem Saal abgespielt hatte? Hatte er meine Demütigung mit angehört? Nun konnte ich doch nicht mehr an mir halten und blickte zu ihm auf. Seine goldenen Haare tanzten im Wind und umspielten seine geraden Gesichtszüge, während sein durchdringender Blick schweigsam auf meinem lag. Doch ich sah nicht das geringste Mitleid in ihnen, lediglich die Aufrichtigkeit seiner Worte.

»Danke.« Brachte ich mühsam über die Lippen, noch immer gefangen von der Farbe seiner Augen. Sein Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. Für ein paar Minuten saßen wir einfach nur schweigend da, genossen den Wind, der die Laubblätter vom Boden aufwirbelte und durch die Bäume peitschte. Ich wusste nicht warum, aber ich fühlte mich mit einem Mal nicht mehr unwohl in seiner Gegenwart, seine Gesellschaft war sogar recht angenehm, obwohl wir nichts miteinander sprachen.

»Ich habe Ihnen übrigens etwas mitgebracht, Drea.« Ich sah zu ihm herüber, als er bereits in seine Tasche griff, die noch immer um seine Schulter hing. Als er sich mir wieder zuwandte, hatte er ein kleines Buch in den Händen und streckte es mir entgegen. Ich sah überrascht zu ihm auf und entdeckte erneut dieses leise Lächeln auf seinen Lippen.

»Vielleicht kann ich ihre Meinung über Happy Ends ja noch ändern.« Mit diesen Worten stand er auf und ließ mich alleine auf der Bank zurück. Ich verfolgte ihn mit den Augen, bis er im Schulgebäude verschwunden war.

Erst dann blickte ich auf den Roman in meinen Händen und las den Titel.

Jane Austen, Verstand und Gefühl.

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