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Kapitel 18




Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war meine rechte Bettseite leer. Verschlafen ließ ich meinen Blick wandern und entdeckte Mia am Fußende des Bettes. Sie lag mit dem Kopf in Richtung des Fernsehers und schaute sich irgendeinen Film auf dem Disney Channel an. Ihre Füße ließ sie abwechselnd in der Luft hin und her baumeln. Als ich mich zu strecken begann, schaute sie über die Schulter zu mir auf und grinste breit.

»Guten Morgen, kleine Motte.«Begrüßte ich sie und unterdrückte ein Gähnen.

»Morgen«, sie setzte sich auf und ihre braunen Locken fielen ihr ins Gesicht. »Steh auf, es ist schon zehn Uhr! Tante Carolyn hat Frühstück gemacht!«

»Mhh lecker. Dann lass uns mal nach unten gehen.« Ich schwang die Beine über die Bettkante und schlüpfte in meine Pantoffeln. Mit einem Hechtsprung hüpfte Mia aus dem Bett, klemmte sich Rabbid unter den Arm und marschierte zur Tür. Schlaftrunken folgte ich meiner kleinen Schwester auf den Flur hinaus. Gerade als ich die Tür hinter mir schloss, kam Adam nebenan aus seinem Zimmer. Mit einem Mal war ich hellwach und mein ganzer Körper wie versteift.

»Guten Morgen ihr beiden.« Begrüßte uns Adam und fuhr Mia in einer liebevollen Geste durchs Haar. Am liebsten hätte ich ihm den Arm abgehackt. Der alleinige Anblick, wie er meine vierjährige Schwester anfasste bereitete mir Übelkeit und ich unterdrückte das Bedürfnis, seine Hand wegzuschlagen.

»Morgen Adam.« Brummte sie und schenkte ihm einen schüchternen Blick. Sie kannte Adam nicht sehr gut, lediglich von vereinzelten Treffen in den letzten vier Jahren, bei denen Mum und Dad Tante Carolyn in Florida besucht hatten. Ich war nicht sehr begeistert von der Idee gewesen, dass sie Mia mit nach Florida nahmen. Doch dass Adam sich an einem Mädchen vergreifen würde, das gerade mal ein paar Jahre alt war, schien mir dann doch etwas extrem. Derart geistesgestört schätzte ich ihn dann auch wieder nicht ein. Ich persönlich hatte seit dem Sommer vor vier Jahren jeglichen Kontakt zu ihm gemieden und Mum hatte dafür gesorgt, dass er nie wieder in meine Nähe gekommen war.

Adam löste sich von Mia und seine giftgrünen Augen richteten sich auf mich. Ein schiefes Grinsen huschte über seine Lippen, als er mich taxierte. Mit Mühe unterdrückte ich den Würgereiz, der in mir aufstieg und legte Mia schützend eine Hand auf den Rücken, ehe ich hinter ihr die Treppe nach unten ging. Adam schloss sich uns an und ich fühlte seine Gegenwart mit jeder Faser meines Körpers. Ich nahm jede seiner Bewegungen wahr, obwohl ich ihn nicht einmal sah, spürte ich sogar seinen Blick in meinem Rücken, der mich frösteln ließ. Starr und mechanisch stieg ich eine Stufe nach der anderen hinab und konnte es kaum erwarten, ihm nicht mehr den Rücken zukehren zu müssen

Unten angekommen erfüllte bereits der deftige Geruch nach Eier und Speck die Luft, gemischt mit dem herrlichen Aroma von Kaffeebohnen. Mein Magen begann sich zu regen, obwohl Adams Anblick mir jeglichen Appetit verdorben hatte. Mia und ich traten in die Küche, wo Tante Carolyn gerade den Tisch deckte. Ihre raspelkurzen Haare standen ihr in Stacheln zu Berge und sie blickte über den Rand ihrer Lesebrille zu uns auf.

»Guten Morgen, da sind ja meine drei Lieblinge.« Sie strahlte und nahm Mia, die wild auf sie zugerannt kam auf den Arm. Auch Adam wurde zur Begrüßung von Tante Carolyn herangezogen und erhielt einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

»Morgen Mum.« Entgegnete dieser mürrisch und ließ sich auf dem Stuhl mir gegenüber nieder. Instinktiv fragte ich mich, wie eine Frau, die so liebevoll und fürsorglich war wie Tante Carolyn, einen Sohn großziehen konnte ohne zu bemerken wer er wirklich war. Ich fragte mich, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie herausfand, dass ihr Sohn ein sadistisches Monster war. Mit Sicherheit wäre sie über die Tatsache, dass aus ihrem Sohn derselbe manipulative Mann geworden war wie damals auch schon ihr Ehepartner, am Boden zerstört. Es war mir wirklich ein Rätsel, wie Tante Carolyn es all die Jahre mit Adams Vater ausgehalten hatte. Sie hatte mit einem alkoholsüchtigen tyrannischen Mann zusammengelebt. So wie Dad meinen Onkel beschrieben hatte, würde es mich nicht einmal wundern, wenn er sogar gewalttätig gewesen war, womöglich auch Adam gegenüber? War mein Cousin möglicherweise aus diesem Grund so krank im Kopf? War seine Kindheit durch seinen erbarmungslosen Vater derart geprägt worden, dass er mir deshalb all diese Dinge antat, mich deshalb so sehr quälte?

Meine Sicht huschte rüber zu meinem Cousin, der sich seelenruhig seinen Teller voll lud. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein völlig gewöhnlicher Teenager, freundlich und vernünftig. Niemand würde auf die Idee kommen, dass sein Charakter derart verdorben war.

Bevor er bemerken konnte, dass ich ihn beobachtete, sah ich schnell weg und wandte mich dem Essen auf dem Tisch zu.

»Frühstück mit versammelter Mannschaft.« Ertönte Dads Stimme von der Küchentür aus. Als ich mich in seine Richtung drehte, kam er lächelnd mit Lukas im Schlepptau herein geschlendert. Zwar wirkten seine Augen noch immer matt und übermüdet, doch Tante Carolyns Dasein tat ihm offenbar gut, denn das Lächeln auf seinen Lippen war aufrichtig und seine Augen strahlten regelrecht, als er seine Schwester begrüßte. Nachdem alle ihren Platz eingenommen hatten und Tante Carolyn alles serviert hatte, herrschte für ein paar Minuten Stillschweigen und jeder konzentrierte sich auf sein Essen.

»Na Adam, wie war dein erster Schultag an der Garfield High? Haben du und Drea irgendwelche Kurse zusammen?« Dad schaute Adam über den Rand seiner Gabel hinweg fragend an.

»Es war gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Leute dort sind alle sehr nett«, begann Adam zwischen zwei Bissen zu antworten. »Und ja, ich habe durchaus einen Kurs mit Drea zusammen.« Adam hielt kurz inne und warf mir einen Blick zu, es lag ein amüsierter Ausdruck in seinen Augen, den nur ich erkennen konnte, der nur für mich bestimmt war. »Wir sind im selben Englischkurs bei Mr. Black. Ein wirklich toller Lehrer, oder Drea?«

Ich war gerade dabei, meine Gabel zum Mund zu führen und erstarrte mitten in der Bewegung. Sofort glitten meine Augen zu Adam. Doch dieser erwiderte meinen Blick voller Gleichgültigkeit und schob sich den gebratenen Speck in den Mund. Es war eine eindeutige Anspielung gewesen. Natürlich nahm niemand diese unterschwellige Andeutung wahr. Dennoch war ich für ein paar Sekunden wie vor den Kopf gestoßen. Wie konnte er es wagen vor meiner Familie solch eine Bemerkung zu machen? Vergessen war das Mitleid, das ich vor einigen Minuten noch aufgrund seiner vermutlich schlimmen Kindheit für ihn empfunden hatte. Jetzt verspürte ich nur noch Wut, die durch meine Adern zuckte, Wut und Panik.

»Drea? Ist alles in Ordnung?«, Adam ließ von seinem Essen ab und schenkte mir einen gespielt besorgten Blick. »Du bist auf einmal so blass.«

Ich schluckte schwer, beim Versuch meine Stimme wieder zu finden.

»Ja... Ja, Mr. Black ist wirklich nett.« Antwortete ich bemüht darum, meine Stimme überzeugend klingen zu lassen. Ich spürte Lukas ermittelnden Blick auf mir brennen. Natürlich hatte er nicht den blassesten Schimmer, dass Adam die Sache zwischen Logan und mir ebenfalls witterte. Lukas wollte lediglich meine Reaktion beobachten. Sofort griff ich nach meinem Glas und nahm einen kräftigen Schluck, um meine Nervosität zu überspielen.

»Black...«, Dad, der am Kopfende des Tisches saß, verzog nachdenklich das Gesicht. »Dieser Name sagt mir etwas.«

»Ja, Logan Black, einer meiner Freunde. Ich habe ihn sicher schon mal erwähnt.« Kam es nun von Lukas, dessen Augen nach wie vor auf mir ruhten. Schnell wandte ich den Blick ab und konzentrierte mich auf das Essen auf meinem Teller, wenngleich mir mein Appetit nun vollends vergangen war.

»Ach ja, richtig!« Erkenntnis spiegelte sich auf Dad's Gesicht wider. Genüsslich schob er sich den nächsten Happen seines Frühstücks in den Mund. Schwermütig schob ich das Essen auf meinem Teller hin und her, während ich es kaum abwarten konnte, mich wieder zurück in mein Zimmer zu flüchten.

»Ach, bevor ich es vergesse zu erwähnen«, Ergriff Tante Carolyn nun das Wort und legte ihr Besteck beiseite. »Es gibt tolle Neuigkeiten.« Ein breites Lächeln zierte ihre Lippen und ihr Blick wanderte nun zu Adam. Dieser hob lediglich eine Braue, horchte aber interessiert auf.

»Da euer Vater durch seine Firma einige Kontakte hat, haben wir eine Wohnung gefunden, die ganze in der Nähe ist. Morgen haben wir einen Besichtigungstermin und wenn alles glatt läuft«, sie wandte sich erneut an Adam. »Können wir Ende nächster Woche sogar schon einziehen. Ist das nicht toll?«

Als die Worte meiner Tante mein Gehirn erreichten, musste ich mich zusammenreisen, um nicht auf den Tisch zu springen und einen Freudentanz zu vollführen. Mein Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln und Glücksgefühle erfüllten meinen ganzen Körper.

»Tante Carolyn, das ist ja wunderbar!« Ich strahlte sie glücklich an. Sogleich aber mahnte ich mich und zügelte meine überschwänglichen Gefühle, es sollte nicht wirken, als wollte ich sie und Adam loswerden wollen. Mein Blick wanderte zu Adam. Er wirkte nicht sehr glücklich über Tante Carolyns Verkündung. Er erwiderte das Lächeln seiner Mutter zwar, doch es wirkte etwas gezwungen, als könnte es ihm jeden Moment aus dem Gesicht rutschen.

Geschieht dir recht!

Schadenfreude brodelte in mir wie ein Feuer. Wenn alles problemlos über die Bühne gehen würde, dann wäre ich Adam schon in einer Woche los. Zwar würde ich es nicht vermeiden können, ihn in der Schule oder gelegentlich an Familienfeiern sehen zu müssen. Doch ich würde wieder aufatmen können, mein Leben würde wieder geregelte Bahnen gehen und ich konnte mich endlich frei in meinem eigenen Zuhause bewegen, ohne Angst, ohne Furcht. Ich wäre erlöst.

»Das freut mich zu hören, Tante Carolyn.« Beglückwünschte nun auch Lukas unsere Tante, die glücklich einen Arm um ihren Sohn schlang. Dad wirkte ebenfalls zufrieden, widmete sich jedoch sogleich wieder seinem Essen. Es war so typisch für ihn, er war noch nie ein Mann der großen Worte gewesen. Mia, die neben mir saß, sagte kein Wort. Entweder schien es sie nicht sonderlich zu interessieren, oder es lag daran, dass sie völlig darauf konzentriert war, irgendwelche Kräuter aus ihrem Rührei heraus zu sortieren.

Nach dem Frühstück verzogen Adam und Tante Carolyn sich ins Wohnzimmer, um noch irgendwelche Einzelheiten bezüglich des Umzuges zu klären. Unterdessen schnappte Dad sich Mia, um sie zu ihrer Freundin Lucy zu fahren, mit der sie heute Mittag verabredet war. Lukas und ich erledigten dafür den Abwasch. Während ich am Spülbecken stand und die Teller säuberte, schnappte er sich ein Geschirrtuch und übernahm das Abtrocknen. Während wir unsere Arbeit verrichteten, entstand eine unangenehme Stille zwischen uns und immer wieder spürte ich seine stechenden Augen in meinem Rücken.

»Lukas, sag doch einfach was du zu sagen hast.« Ich seufzte laut auf und warf ihm über die Schulter einen bedeutungsvollen Blick zu. Er erwiderte ihn und seine Gesichtszüge verzogen sich nachdenklich. Einige Sekunden lang sah er mich einfach nur an, ehe er zu sprechen begann.

»Wie sehr magst du ihn?«

»Wen?« Unwissend zog ich die Brauen zusammen, obwohl mir eigentlich klar war, wen er damit meinte.

»Logan.«

Schnell richtete ich meine Augen wieder auf das schmutzige Geschirr vor mir und biss mir nervös auf die Unterlippe. Allein schon der Klang seines Namens in meinen Ohren machte mich nervös.

»Er ist nett«, ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich verstehe mich gut mit ihm, er ist ein toller Lehrer, wie Adam bereits gesagt hat.«

»Drea, ich weiß, dass er dein Lehrer ist. Ich habe nicht gefragt was du von ihm hältst, sondern ob du ihn magst, wie sehr du ihn magst« Seine Stimme nahm einen gereizten Unterton an. Vor Reue über meine nächsten Worte schloss ich die Augen.

»Lukas, zwischen Logan und mir ist nichts, okay? Kapier das endlich.« Ich begann den Teller in meinen Händen etwas fester zu schrubben als beabsichtigt. Dann reichte ich ihn Lukas, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen und warf den Putzlappen entnervt zurück ins Spülbecken. Ich könnte es nicht ertragen ihm in diesem Moment in die Augen zu sehen. Die Lügen und die Schuldgefühle belasteten mich ohnehin schon genug.

»Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, Drea.« Offenbar schien er meine missmutige Stimmung zu bemerken, denn seine Stimme nahm wieder einen sanfteren Tonfall an. Ohne den Blick von mir abzuwenden, räumte er den letzten Teller in den Schrank.

»Ich bin oben.« Erwiderte ich lediglich und ging mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Im Augenblick konnte ich meinen Bruder einfach nicht ertragen. Die Gewissensbisse drohten mich aufzufressen und machten es mir unmöglich, mich in Lukas Nähe aufzuhalten.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Hausaufgaben zu erledigen und für bevorstehende Tests zu lernen, zumindest versuchte ich es, soweit meine Konzentration es zuließ. Denn immer wieder wanderten meine Augen zu meinem Handy und ich ertappte mich dabei, wie ich mir Logans SMS noch einmal durchlesen wollte. Stattdessen simste ich ein paar Mal mit Poppy hin und her, die bereits auf dem Heimweg war und es kaum abwarten konnte, dieses Fischerskaff wieder zu verlassen. Ich grinste mal wieder über ihre Wortwahl und legte das Handy beiseite. Mein Blick wanderte zum Fenster, auf dem dicke Regentropfen die Scheiben herabrannen. Doch ausnahmsweise spiegelte das heutige Wetter meinen Gemütszustand mal nicht wider. Seit ich erfahren hatte, dass Adam nächste Woche wahrscheinlich schon wieder auszog, war meine Laune enorm gestiegen. Dies änderte natürlich so einiges. Ich wäre sicher vor ihm. War es also überhaupt noch nötig, dass ich mich jemandem anvertraute? In einer Woche war ich ihn höchstwahrscheinlich schon wieder los und in den nächsten paar Tagen wäre er sicherlich mit dem Umzug beschäftigt. Mir war klar, dass es das Klügste wäre mit jemandem zu reden. Mein Verstand riet mir auch, diesen wichtigen Schritt zu wagen, aber mein Herz weigerte sich vehement dies zu akzeptieren, wollte nicht, dass ich die Erinnerungen an Adams Taten auch nur noch einziges Mal ausgrub. Ich beschloss die ganze Sache erst einmal auf sich beruhen zu lassen und widmete mich wieder meinen Schulbüchern. Nach dem Abendessen flüchtete ich mich sogleich wieder in mein Zimmer und machte mich bereit für die Nacht. Bevor ich schlafen ging, stellte ich allerdings meinen Schreibstuhl vor die Tür und hakte die Lehne unter der Klinke ein, sodass die Tür blockiert war und ungebetene Gäste, in diesem Fall Adam, den Einlass versperrten. Sicher war sicher. Beruhigt ließ ich mich auf mein Bett sinken und wieder einmal kreisten meine Gedanken um Logan und diese verzwickte Situation, in die wir uns herein manövriert hatten.

Ich rollte mich auf meinem Bett herum und mein Blick fiel auf mein Bücherregal an der Wand. Ich erinnerte mich an Logans Roman, den er mir am zweiten Schultag gegeben hatte, nachdem ich aufgelöst über Madisons Worte aus dem Schulgebäude gerannt war.

Verstand und Gefühl.

Genau diese beiden Worte spielten in Logans und meiner Situation eine so große Rolle. Einerseits war da mein Verstand, der mir zwingend riet, mich von Logan fernzuhalten. Er mein Lehrer. Das, was auch immer zwischen uns war, hatte keine Zukunft. Andererseits waren da aber auch meine Gefühle, die sich mit aller Macht an die Oberfläche zu kämpfen versuchten. Sie waren so stark, dass ich manchmal einfach all meine Vorsätze über Bord warf und mich ihnen hingab. Ich vergaß alles um mich herum und dachte nicht einmal an die Konsequenzen, die dieses Verhalten mit sich bringen würde. Ich fühlte mich wie die Schwestern in Jane Austens Roman, Ellinor und Marianne. Beide waren in jemanden verliebt, den sie nicht haben konnten. Die Frage hierbei war nur, welches Schicksal erwartete mich?

War ich wie Ellinor, die eine Menge Schmerz und Trauer hatte durchleben müssen, ehe sie mit ihrem geliebten Edward Ferrars vereint war?

Oder kam ich mehr nach ihrer Schwester Marianne, die unsterblich ihrer großen Liebe John Willoughby hinterherjagte, schlussendlich jedoch mit einem anderen Mann endete. Dem Mann, der immer für sie da gewesen war und geduldig gewartet hatte, bis sie über John hinweg war.

Es war ein stetiger Kampf. Kopf gegen Herz, Verstand gegen Gefühl. Seufzend schloss ich die Augen und ließ mich zurück in meine Kissen sinken. Die ganzen Grübeleien bereiteten mir Kopfschmerzen und langsam aber sicher, begannen meine Lider schwer zu werden. Es dauerte nicht lange, bis ich auch schon in einen tiefen Schlaf versunken war.

Seine grünen Augen glitten an meinem Körper herab wie die einer Raubkatze, die ihre Beute aus der Ferne beobachtete. Mein Körper erzitterte vor Furcht unter seinem Blick.

»Bitte, lass mich einfach gehen. Ich werde es auch niemandem erzählen, bitte.« Flüsterte ich mit gebrochener Stimme und betete innerlich, dass Gott Erbarmen mit mir zeigen würde und dieser Folter endlich ein Ende bereiten würde. Doch das tat er nicht.

»Hör auf zu jammern.« Erklang seine vibrierende Stimme an meinem Ohr, dann folgte ein leises hämisches Lachen. Seine Lippen an meinem Ohr zu spüren verursachte mir Übelkeit und ich unterdrückte ein Würgen, so sehr ekelte seine Anwesenheit mich an. Ich spürte, wie sich Adams Hand am Hinterkopf in mein Haar krallte. Mit einem Ruck zog er mich an den Haaren grob nach hinten.

»Du tust jetzt genau das was ich sage, sonst werde ich beim nächsten Mal nicht mehr so nachsichtig mit dir sein, hast du verstanden?« Sein Griff in meinem Haar verstärkte sich und ich unterdrückte ein Wimmern, da ich wusste, dass ihn das nur noch mehr anstacheln würde. Stattdessen weinte ich stumm und kam seiner Bitte nach.

»Ja, verstanden.«

Seine großen Hände fuhren die Konturen meines Gesichtes nach und glitten über meinen Hals weiter nach unten, bis zum Ausschnitt meines Shirts. Gerade als er sich an dem Stoff zu schaffe machte, ertönte ein schrilles Piepsen...

Ich riss die Augen auf und saß mit einem Ruck aufrecht in meinem Bett. Der Schweiß lag wie ein Film über meiner Haut und die Haare klebten mir verschwitzt an den Wangen. Schwer atmend fuhr ich mir mit der Hand über die Stirn, um die Haare aus meinem Gesicht zu streifen. Mein Herz klopfte wie verrückt in meinem Brustkorb, sodass mein T-Shirt unter den Schlägen bereits vibrierte. Mein Hals fühlte sich völlig trocken und kratzig an. Fieberhaft ließ ich den Blick durch den Raum wandern, um mich zu versichern, dass ich zuhause war, in meinem Zimmer, weit weg von Florida. Ich musste geträumt haben. Leider konnte ich nicht behaupten, dass es ein Albtraum war, nein, was mich gerade in meinem Schlaf eingeholt hatte, waren Bruchstücke der Erinnerungen an den Sommer vor vier Jahren. Der Sommer, in dem ich Adam zum ersten Mal kennen gelernt hatte. Der Sommer, in dem er mich zum ersten Mal angefasst und mich zu gewissen Dingen gezwungen hatte. Schon lange hatte ich keinen dieser Träume mehr gehabt. Offensichtlich hatte sein plötzliches Auftauchen sich in mein Unterbewusstsein eingenistet und den Traum verursacht. Ich schluckte schwer und bemühte mich darum, den Traum in den letzten Winkel meines Kopfes zu sperren.

Erneut hörte ich das Piepsen, welches mich aus dem Schlaf gerissen hatte und erst jetzt fiel mir, dass es sich dabei um meinen Wecker handelte. Erschöpft hob ich den Arm und mit zittrigen Händen schaltete ich den Alarm aus. Dann nahm ich einen tiefen Atemzug und schwang die Beine über den Rand des Bettes. Als ich stand hielt ich kurz inne, um das Gleichgewicht zu wahren, da mir wegen des Traumes noch immer etwas schwindelig war. Hastig stolperte ich ins Bad und verschloss die Tür hinter mir. Alles was ich in diesem Moment brauchte, war eine heiße Dusche, die jegliche Erinnerungen an Adam wegspülte und den Traum in meinem Kopf vertrieb. Ich schaltete die Dusche ein und das heiße Wasser prasselte auf meine verspannten Muskeln nieder. Augenblicklich lockerten sie sich wieder und trotz der erstickenden Hitze, die in der Duschkabine herrschte, konnte ich endlich wieder erleichtert aufatmen. Als ich das Duschen nicht mehr weiter in die Länge ziehen konnte, trat ich schließlich aus der Kabine heraus. Ich trocknete mich ab, föhnte meine Haare und kleidete mich vorschriftmäßig an. Bevor ich das Bad allerdings verließ, warf ich nochmal einen Blick in den Spiegel. Gott, so konnte ich mich auf gar keinen Fall zeigen. Eilig zog ich mein Schminkmäppchen hervor und legte noch etwas Make-Up auf. Nachdem auch das erledigt war, ging ich zurück, wobei ich jedoch stetig Adams Zimmertür im Auge behielt. Gerade als ich meine Schulsachen zusammenpackte und mir die Tasche über die Schultern schlang, hörte ich auch schon ein Hupen durch die Fensterscheibe dringen. Wie immer war Danny auf die Minute pünktlich. Ich sauste die Treppen nach unten und war bereits im Begriff die Tür aufzureißen, als Tante Carolyn den Kopf aus der Küchentür streckte.

»Guten Morgen, Drea«, etwas verwundert sah sie mich aus ihren dunklen Augen an. »Fährst du nicht mit Adam zur Schule?«

»Ehm... Nein. Ein Freund nimmt mich mit.« Erklärte ich etwas verunsichert.

»Ich verstehe, ein Freund also?« Sie grinste schelmisch und zwinkerte mir amüsiert zu. »Na dann wünsche ich dir einen erfolgreichen Schultag.«

Noch ehe ich etwas erwidern konnte, war sie auch schon wieder in der Küche verschwunden. Kopfschüttelnd trat ich durch die Haustür heraus und schlenderte die Veranda herunter zu Dannys Subaru. Im Grunde konnte es mir ja egal sein, was Tante Carolyn über Danny dachte. Ich öffnete die Beifahrertür und schon begrüßte Danny mich mit einem breiten Grinsen.

»Guten Morgen, Schönheit.«

»Hey Danny.« Erwiderte ich meinerseits und überging sein Kompliment

»Fast wie in alten Zeiten was?« Er lächelte breit und seine Augen leuchteten, als er sich in den Verkehr einfädelte.

»Fast.« Stimmte ich ihm zu. Mit dem einzigen Unterschied, das wir kein Paar mehr waren, doch ich musste ja nicht zusätzlich Salz in die Wunde streuen. Ich sah Danny ohnehin schon an, wie sehr er darunter litt. Für den Rest der Fahrt ließ ich mich zurück in den Sitz sinken und lauschte Dannys monotonem Geplauder. Er versuchte es erst gar nicht mit einer richtigen Konversation, dafür kannte er mich zu gut. Ich war noch nie groß der Morgenmensch gewesen und jetzt gerade war mir sowieso nicht nach Reden. Der Traum steckte mir noch immer schwer in den Knochen.

Danny lenkte den Wagen auf den Parkplatz der Garfield High und suchte sich eine geeignete Lücke, um das Auto abzustellen. Gerade als ich aussteigen wollte, bemerkte ich durch Dannys Scheibe, wie ein metallicfarbener Mercedes auf den leeren Platz neben uns fuhr. Augenblicklich schnellte mein Herzschlag in die Höhe und ein Schwarm von Schmetterlingen tobte in meinem Bauch. Ich schluckte schwer und spürte bereits, wie meine Hände feucht vor Aufregung wurden. Nervös tastete ich nach dem Griff und öffnete die Beifahrertür. Ich stieg aus und blickte sofort über die Schulter rüber zu dem Mercedes. Genau im gleichen Moment stieg Logan aus dem Auto und sah auf. Unsere Blicke trafen sich und ich hatte das Gefühl, als drehte sich die ganze Welt um mich herum. Seine stechend blauen Augen bohrten sich in meine hinein und raubten mir die Luft zum Atmen. Die blonden Haare wehten im Wind und umspielten seine markanten Gesichtszüge. Wie hypnotisiert stand ich da, außerstande auch nur für eine Sekunde etwas anderes wahrzunehmen als ihn. Erinnerungen schossen mir durch den Kopf, Bilder, wie er mich auf seinem Balkon gepackt hatte, seine Lippen auf meine drückte. Ich erinnerte mich daran, wie sich seine Hände auf meinem Körper angefühlt hatten, erinnerte mich an seinen heißen Atem, der über meine Wange streifte...

Das Zuschlagen einer Autotür riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken zuckte ich zusammen und richtete meinen Blick auf Danny, der gerade ausgestiegen war.

»Bereit?« Er grinste breit und schlang sich seine Schultasche über die Schultern. Ich nickte und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. Im nächsten Moment hörte ich erneut einen Knall. Einen lauten Knall. Meine Augen wanderten zurück zu Logan, der ebenfalls die Tür seines Wagens zugeschlagen hatte. Wenn man mich fragte, etwas zu kräftig. Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich, seine Gefühle versteckt hinter einer Maske, lediglich seine vollen Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst.

»Guten Morgen, Mr. Black.« Rief Danny ihm zu. Logan schenkte Danny nur ein flüchtiges Nicken und schulterte seine Umhängetasche. Danny war gerade im Begriff, sich wieder zu mir umzudrehen, als sein Kopf noch einmal zu Logan herumfuhr. Einige Sekunden darauf wandte er sich wieder mir zu und auf seinem Gesicht war eine Spur Verwirrung zu erkennen. Wahrscheinlich fragte er sich nur, weshalb Logan mal wieder so schlecht gelaunt war, was in letzter Zeit ja keine Seltenheit mehr darstellte.

Ich folgte Logan mit den Augen, während ich mit dem Gedanken spielte, ihn einzuholen. Zu dieser Uhrzeit war noch nicht so viel los auf dem Parkplatz und niemand würde Verdacht schöpfen, wenn ich mich kurz mit einem der Lehrer unterhielt. Mein Blick fiel auf Danny, der noch immer über etwas nachzudenken schien. Er hatte zwar gesehen, dass die SMS auf meinem Handy von einem gewissen L stammte, aber mit Sicherheit kam er niemals auf die Idee, dass sein Englischlehrer Mr. Black dahinter steckte.

»Danny geh doch schon mal vor, ich komme gleich nach«, ich ging bereits einige Schritte rückwärts. »Ich muss mit Mr. Black noch etwas wegen eines Aufsatzes besprechen.« Ich machte auf dem Absatz Kehrt und sprintete eilig hinter Logan her, der sich bereits einige Schritte entfernt hatte und auf das Schulgebäude zuging.

»Logan.« Ich dämpfte meine Stimme etwas, als ich ihn beim Vornamen ansprach. Sofort blieb er stehen und drehte sich zu mir um. Jedoch sah er mich nicht an. Seine blauen Augen, die mich beinahe um den Verstand brachten und meinen Puls in den Adern zum Rasen brachte, blickten an mir vorbei in die Ferne.

»Drea.« Sprach er mit seiner tiefen Stimme und ein Schauer lief mir über den Rücken. In diesem Moment hätte ich alles dafür getan, nur um meinen Namen noch einmal über seine Lippen gleiten zu hören. Mir fehlten die Worte und wieder einmal war ich geschockt über die Wirkung, die seine pure Anwesenheit auf mich ausübte. Krampfhaft rang ich um Fassung und versuchte meine Reaktion auf seine Nähe wieder unter Kontrolle zu bekommen.

»Ich... Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen. Ich hatte wirklich keine Ahnung davon, dass Lukas etwas wusste.«

Logan seufzte, sah mich aber nach wie vor nicht an. »Das war nicht deine Schuld.«

»Ja... nur es ist so, dass...«

»Drea«, ungeduldig fiel er mir ins Wort und beendete somit mein Gestammel. Diesmal sah er mir direkt in die Augen und das Eisblau lähmte mich für einige Sekunden lang. »Das was am Wochenende zwischen uns passiert ist, war ein großer Fehler und wird nie wieder vorkommen. Wir sollten wirklich etwas Abstand zueinander halten.« Seine Stimme hatte jegliche Besonnenheit verloren, im Gegenteil, sie klang mahnend und forsch. Dies war nicht Logan, der gerade sprach. Es war Mr. Black. Und er teilte mir dieselben Worte mit, die er mir bereits in seiner SMS geschrieben hatte. Wieder spürte ich ein Stechen im Herz und unterdrückte den Impuls mir die Arme um den Leib zu schlingen, denn seine Aussage verletzte mich. Sie verletzte mich mehr, als sie eigentlich sollte. Ich wusste, dass der Kuss falsch war, wusste dass nichts zwischen uns entstehen durfte, Gott, ich hatte mir sogar selbst vorgenommen mich so gut es ging von ihm fernzuhalten. Doch ich musste noch dieses letzte Mal mit ihm sprechen, mich ein letztes Mal zusammenreißen. Er musste wissen, woher Lukas erfahren hatte, dass Logan mein Englischlehrer war.

»Ja ich weiß... Du hast... Du hast vollkommen recht«, ich schluckte schwer. »Ich wollte dir nur erklären, woher Lukas es wusste«, ich holte tief Luft, um die nächsten Worte über meine Lippen zu bringen. »Adam Chambers, der neue Schüler, er ist mein Cousin und es besteht die Möglichkeit, dass er dich vor unserem Haus gesehen hat. Wir müssen vorsichtig sein, bevor er...«

»Denkst du das weiß ich nicht, Drea?« Fiel Logan mir ins Wort und zog verärgert die Brauen zusammen. »Lukas hat mir bereits erzählt, woher er es wusste und dass Adam euer Cousin ist.« Logan schloss die Augen und fuhr sich in einer verzweifelten Geste durch seine wilden goldenen Strähnen. Dann verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck noch mehr.

»Wir sollten nicht einmal hier stehen und uns darüber unterhalten. Du solltest gehen, Drea. Dein Freund wartet ohnehin schon auf dich.«

Mein Freund? Ich folgte Logans Blick und entdeckte Danny aus der Ferne. Er stand wartend am Fuße der Treppe, die zum Eingang der Schule führte und sah zu uns rüber. Als ich zu ihm schaute, senkte er schnell den Kopf und tippte auf seinem Handy herum. Moment mal... Verhielt sich Logan etwa deswegen derart distanziert? Weil er gesehen hatte, wie ich aus Dannys Auto ausgestiegen war? Meine Augen richteten sich wieder auf Logan. Er verzog keine Miene. Doch das Blau seiner Augen war dunkler, beinahe schon finster. War er etwa... eifersüchtig?

»Ist das der Grund?« Noch bevor ich mich bremsen konnte, waren die Worte über meine Lippen gerutscht. Logan zog die Brauen zu einer geraden Linie zusammen und ein fragender Ausdruck huschte über sein Gesicht. Ich zögerte kurz, bevor ich den Namen aussprach.

»Danny.«

Nach und nach begriff er meine Anspielung offenbar, denn seine Brauen schossen nach oben und er schnaubte verächtlich. Sein Blick wanderte kurz umher, als könnte er nicht fassen, was ich gerade behauptet hatte. Dann sah er mich wieder aus klaren Augen an.

»Drea, das ist lächerlich. Ich bin dein Lehrer. Wie bereits gesagt, das was zwischen uns passiert ist, war ein Fehler.«

Ich spürte einen innerlichen Schmerz, der sich durch mein Herz fraß. Seine Worte verletzten mich zutiefst, doch das schlimmste daran war, dass er recht hatte, mit allem. Ich umklammerte den Gurt meiner Tasche etwas fester und atmete tief ein und wieder aus, um mich innerlich zu beruhigen.

Ich wollte gerade wieder zum Sprechen ansetzen, als ich Logans missmutigen Blick wahrnahm, der auf etwas hinter mir gerichtet war.

»Das darf doch wohl nicht wahr sein.« Stöhnte er entnervt und fuhr sich mit einer Hand über die müden Augen. »Dieser Tag fängt ja super an.« Murmelte er und mit diesen Worten lief er auch schon schnellen Schrittes an mir vorbei. Verwirrt drehte ich mich herum, um zu sehen, was Logans Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.


Oh mein Gott! Ich habe gerade gesehen, dass ich es auf #317 in Romantik geschafft habe. Ich habe mich so mega gefreut! Ihr seid wirklich die besten Leser, die man sich nur vorstellen kann!! :) Auch nochmal ein ganz großes DANKESCHÖN für eure vielen Kommentare und Votes im letzten Kapitel! Das macht mich unfassbar glücklich! Ich hoffe natürlich, dass euch auch dieses Kapitel gefallen hat.

PS: Was denkt ihr, was Logan am Ende des Kapitels so aus der Fassung gebracht hat? ;)

GLG <3

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