Kapitel 11
Erst mal ein großes Dankeschön an diejenigen, die meine Geschichte so fleißig verfolgen, voten und kommentieren. Ihr motiviert mich jedes Mal aufs Neue!
Dann möchte ich mich noch dafür entschuldigen, dass die Updates so unregelmäßig kommen. Allerdings habe ich zurzeit ziemlich viel um die Ohren, ich hoffe ihr habt Verständnis dafür. Ich versuche natürlich so oft wie möglich ein Kapitel hochzuladen!
Viel Spaß beim Lesen des nächsten Kapitels ;)
»Drea, ist das nicht dein Cousin?« Flüsterte Poppy neben mir und starrte überrascht nach vorne zu unserem neuen Mitschüler. Ich konnte es nicht fassen. Was zum Teufel machte Adam hier?
»Ja.« Sagte ich mit leiser Stimme. Zu mehr als einem Flüstern war ich nicht in der Lage. Ich war wie erstarrt, meine Glieder wie gelähmt. Warum war er hier? Er lebte doch in Florida, mit Tante Carolyn. Was zum Henker tat er also hier? Warum wurde er als unser neuer Mitschüler vorgestellt?
Adams Argusaugen glitten durch die Reihen der Schüler. Ich wollte mich verstecken, unter den Tisch krabbeln, meine Haare vors Gesicht werfen, Hauptsache er sah mich nicht. Doch noch immer fühlte ich mich bewegungsunfähig, außerstande auch nur den kleinen Finger zu rühren. Seine Augen stoppten bei mir und das Giftgrün begann zu leuchten. Er verengte die Augen und sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. Erinnerungen kamen in mir auf. Sein Mund, der sich hart und unnachgiebig auf meinen gepresst hatte. Sein keuchender Atem auf meiner Haut und sein Stöhnen in meinen Ohren. Ein eiskalter Schauder lief mir den Rücken hinab und ich presste die Nägel so fest in meine Handfläche, dass sie beinahe schon zu bluten begannen. Ich unterdrückte das Bedürfnis meine Arme schützend um den Körper zu schlingen und einfach drauf los zu schreien.
Dort stand er nun, in hellen abgewetzten Jeans und weißem T-Shirt, die Hände lässig in den Taschen seiner Hose vergraben und starrte mich an. Mein größter Albtraum. Ein Albtraum, von dem ich gedacht hatte ihn nie wieder sehen zu müssen, ihm nie wieder näher wie dreitausend Meilen sein zu müssen.
Immer und immer wieder blitzten mir Erinnerungen an das was er mir angetan hatte vor Augen auf. Sie fraßen mich auf, durchbohrten meine Brust und rissen die Wunde, die ich all die Zeit so sorgsam gepflegt hatte mit einem Mal wieder auf. Ich sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er genau wusste was ich dachte. Und er genoss es, genoss jede einzelne Sekunde, in der mich die Erinnerungen innerlich bluten ließen.
»Gut, Adam. Sie können sich einen freien Platz suchen. Die Unterlagen haben sie ja bereits.« Ergriff Mr. Sawyer nun wieder das Wort und ordnete die Papiere auf seinem Pult. Unterdessen schlenderte Adam betont lässig zu einem Platz zwei Reihen vor mir, wobei er den Blick nicht ein einziges Mal von mir nahm. Adam war mit seinen seinem dunklen Haar und den grünen Augen durchaus attraktiv und seine lockere Gangart zog die Augen der Mädchen wie magisch an. Doch all diese Mädchen wussten nicht, was sich hinter dieser Hülle versteckte. Ich ekelte mich vor ihm. Ich ekelte mich vor jeder Faser seines Selbst.
Den Rest des Unterrichts verbrachte ich schweigend, sah alle zehn Sekunden auf die Uhr und hoffte endlich aus dem Raum verschwinden zu können, weg von ihm. Poppy fragte mich einige Male verwundert, was los sei, ihr entging absolut gar nichts. Doch ich konnte ihr keine vernünftige Antwort liefern, zu sehr war ich von Adams Anwesenheit abgelenkt. Ich spürte ihn, selbst wenn ich ihn nicht sah. Alles in mir war wie erstarrt und alles woran ich denken konnte, war Angst. Angst, dass er mich wieder zu diesen Dingen zwang, Angst davor, ihn jeden Tag sehen zu müssen. Als es zur Pause klingelte, murmelte ich Poppy ein »Ich muss noch was erledigen« zu und flüchtete im Eiltempo aus dem Klassenzimmer. Ich rannte förmlich durch die Flure, bis ich irgendwann wieder das Klingeln zur nächsten Stunde vernahm und mich in einem leeren Gang auf eine Bank setzte. Ich ließ mein Gesicht in beide Hände sinken und zog die Beine dicht an meinen Körper. Das durfte doch alles nicht wahr sein, das konnte nicht wahr sein. Was machte er hier? Wieder kamen Erinnerungen in mir auf, wie er mich angefasst hatte, wie schmutzig ich mich gefühlt hatte, wie benutzt und weggeworfen. Ich konnte es nicht mehr verhindern und Tränen schossen mir in die Augen, liefen meine Wange herunter und tropften auf meine Hände. Das durfte doch nicht wahr sein, das konnte nur ein schlechter Scherz sein, ein Albtraum. Ich hatte gehofft ihn nie wieder sehen zu müssen, nie wieder diese Scham fühlen zu müssen, dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust.
Ich verstand nicht, wie mein Leben innerhalb so kurzer Zeit dermaßen in sich zusammenbrechen konnte. Meine Mum war tot, meine zweijährige Beziehung hatte ein abruptes Ende gefunden, ich hatte einen riesigen Streit mit meiner besten Freundin, sowie einen Autounfall hinter mir, und nun tauchte zu allem Überfluss auch noch mein Cousin auf der Bildfläche auf. Mein Leben war nur noch geprägt von einem Tiefschlag nach dem anderen.
Weitere Tränen strömten mir übers Gesicht und ich wusste nicht wie lange ich so da saß und mich festklammerte, als könnte ich jeden Moment auseinanderfallen. Es fühlte sich an wie Stunden, doch sehr wahrscheinlich waren es nur ein paar Minuten. Irgendwann hörte ich, wie sich eine Tür öffnete und Schritte erklangen. Sie kamen langsam näher und ich kauerte mich noch mehr zusammen, ich wollte in dieser Verfassung nicht gesehen werden.
»Drea?«
Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte auf, geradewegs in Logans eisblaue Augen. Als er mein verweintes Gesicht sah, zog er besorgt die Brauen zusammen und kam näher. Seine goldenen Haare waren wie immer wild durcheinander und umrahmten seine wunderschönen Züge. Er trug ein weißes Hemd mit Krawatte, das sich wie immer eng an seinen muskulösen Oberkörper schmiegte, sowie eine dunkle Anzughose, die perfekt auf seinen Hüften saß. Er sah wie immer verdammt gut aus und für kurze Zeit stockte mir der Atem. Ein paar Sekunden lang sahen wir uns einfach nur an, dann kam er auf mich zu und ließ sich neben mir auf der Bank nieder. Er stützte seine Unterarme auf die Knie und verschränkte seine Hände miteinander. Dann sah er mich von der Seite her an.
»Was ist los?« Fragte er mit sanfter Stimme und blickte mich unter dichten schwarzen Wimpern heraus an. Mein Puls beschleunigte sich, als mir sein herber Duft, gemischt mit einem Aftershave in die Nase stieg und plötzlich wusste ich, wonach der Pullover, den ich von ihm besaß, noch roch. Der Geruch, den ich nicht richtig hatte zuordnen können, es war schlicht und ergreifend sein eigener unverfälschter Duft.
Wir saßen so nah beieinander, dass sich unsere Arme beinahe berührten und ich musste mich erst wieder sammeln, um einen klaren Gedanken fassen zu können.
»Wieso weinst du?« Raunte er besorgt und ich konnte nicht anders, als erstaunt zu ihm aufzuschauen. Er hatte mich geduzt. Seine Augen blickten direkt in meine und wieder verlor ich mich in ihnen, konnte für ein paar Sekunden den Schmerz und die Ängste vergessen, die mich eben noch aufgefressen hatten. Irgendetwas an Logan, und ich wusste nicht was, zog mich wie magisch an. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund, fühlte ich mich wohl bei ihm, konnte alles um mich herum vergessen. Mein Blick wanderte zu seinen sinnlichen, zum Küssen einladenden Lippen und ich verspürte das dringende Bedürfnis mich nach vorne zu lehnen. Es waren nur ein paar Zentimeter, um den Abstand zwischen uns zu überbrücken. Nur ein paar Zentimeter und unsere Lippen würden sich berühren. Ich spürte bereits seinen heißen Atem auf meinen Lippen, ich musste nur ...
»Drea.« Erklang Logans mahnende Stimme, während er mich gleichzeitig an den Oberarmen packte und ein Stück von sich schob. Er schloss gequält die Augen und sog scharf die Luft ein. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich ihm unwillkürlich genähert hatte. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich konnte kaum glauben, was ich gerade tun wollte. Gott, ich war im Begriff gewesen, Logan Black zu küssen, mitten in der Schule! War ich von allen guten Geistern verlassen?
»Es... Es tut mir leid.« Stotterte ich und spürte, wie mir erneut Tränen in den Augen brannten. Ich hatte mich von meinen Gefühlen für ihn hinreißen lassen. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Ich schämte mich zutiefst und wieder verbarg ich das Gesicht in den Händen. So etwas war mir noch nie passiert, für gewöhnlich hatte ich mich unter Kontrolle. Jemanden zu küssen entsprach so rein gar nicht meiner Art. Seit Adam mir diese Dinge angetan hatte, war ich was Männer anging eher zurückhaltend. Was war anders bei Logan? Gott, was hatte ich getan?
Logan ließ die Arme wieder sinken und seufzte laut.
»Drea, sieh mich an.« Befahl er mir nun wieder mit sanfterer Stimme. Zögernd nahm ich die Hände vom Gesicht, wagte es jedoch nicht, zu ihm aufzuschauen. Ich wollte nicht in das wunderschöne Blau sehen, das mich eben zurückgewiesen hatte, wollte nicht sehen, wie sein Mund die Worte aussprach, die unumgänglich waren.
»Du musst dich nicht schämen, nicht dafür. Es ist nur ...«, er hielt kurz inne und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Das geht einfach nicht.« Er schüttelte den Kopf und fuhr sich frustriert durch das goldene Haar. Für eine ganze Weile herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Scham brannte in mir wie Feuer, versengte meinen Körper Stück für Stück.
»Bitte, ich will nicht, dass du wegen mir weinst.« Sagte Logan leise und ich spürte wie sich seine Augen in mein Gesicht brannten.
»Ich weine nicht wegen dir, Logan.« Brachte ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor und wieder erfüllte mich eine Woge des Schmerzes. Erst die Begegnung mit Adam und nun das. Konnte dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden? Ich fühlte mich so furchtbar ausgelaugt, wollte nur noch nach Hause und mich hinlegen, alleine sein. Meine Wunden lecken. Nicht mehr an Logan und erst recht nicht an Adam denken.
»Weshalb dann? Du kannst mit mir reden.« Ertönte es wieder neben mir und ich schüttelte nur den Kopf. Warum konnte er nicht einfach aufhören so nett zu sein? Das würde seine Abweisung jedenfalls erträglicher machen. Was hatte ich überhaupt erwartet? Dass er mich überglücklich mitten auf dem Schulflur in die Arme nahm und meinen Kuss erwiderte? Wie naiv war ich eigentlich und wie bin ich erst auf diese bescheuerte Idee gekommen ihn zu küssen? In mir herrschte ein Tornado an Gefühlen. »Nein, das kann ich nicht.« Mit diesen Worten schnappte ich mir meine Tasche und stürmte ohne einen weiteren Blick davon, zurück in den Unterricht. Gott sei Dank waren in meinem nächsten Kurs keine grünen Argusaugen, die mich in Gedanken zu verfolgen schienen.
Das Schicksal schien es jedoch nicht gut mit mir zu meinen. Ich warf einen Blick auf meinen Stundenplan und stellte fest, dass ich in der nächsten Stunde auch noch Englisch bei Logan hatte. Resigniert schloss ich die Augen und seufzte laut auf. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Wieder warf mir Poppy einen fragenden Blick zu, doch ich winkte nur ab. Ich hatte jetzt absolut keinen Nerv, ihr von meinem peinlichem Versuch Logan zu küssen zu berichten. Von Adam wollte ich erst gar nicht anfangen. Also hüllte ich mich wieder für den Rest der Stunde in Schweigen und trottete nach dem Klingeln betont langsam hinter Poppy zur Englischstunde. Angekommen blieb mein Herz kurz stehen, als ich sah, dass Logan am Pult stand und sich gerade mit einem Schüler, der mir den Rücken zuwandte, unterhielt. In dem Moment, als ich eintrat, sah Logan zu mir auf und unsere Blicke trafen sich. Er hielt für einen kurzen Moment mit seiner Rede inne und in seinen Augen blitzte ein merkwürdiger Ausdruck auf. Mein Bauch begann zu kribbeln. Doch dann erinnerte ich mich an seine Abweisung, sofort schoss mir wieder die Röte ins Gesicht und das Kribbeln in meinem Bauch schwand. Schließlich drehte sich der Schüler mit dem er sich unterhielt ebenfalls um. Es war Adam. Die Schmetterlinge in meinem Bauch starben augenblicklich ab und eine Schockstarre legte sich über meinen Körper. Meine Züge entgleisten mir und ich blieb wie vom Donner gerührt stehen. Ich wollte nicht weiter gehen, wollte nicht mit ihm in einem Raum sein. Ein breites Grinsen legte sich über seine Lippen und seine Augen musterten mich von oben bis unten.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und zwang mich weiter in den Raum einzutreten. Noch immer taxierte er mich, als ich an ihm vorbei ging.
»Hallo Drea.« Rief er mir zu, doch ich ignorierte ihn vollkommen und lief schnurstracks mit einem stumpfen Gefühl in der Brust an ihm vorbei. Ich ließ mich auf meinen Platz sinken und schaute wieder nach vorne. Logan sah mich an und in seinem Blick lag nach wie vor etwas, das ich nicht so recht deuten konnte. Er wirkte leicht verwirrt und starrte von mir zu Adam rüber, dann wandte er sich jedoch wieder irgendwelchen Unterlagen zu, die er Adam in die Hand drückte.
Ich versuchte Adam so gut es ging auszublenden und meine Gefühle einfach abzustellen. Doch jedes Mal, wenn ich seinen Blick auf mir spürte, hatte ich mit einem Kloß im Hals zu kämpfen. Ich wollte nur noch Hause, in meine sicheren vier Wände.
Erleichterung durchströmte mich, als ich den Gong der Erlösung hörte und ich sprang sofort auf und flüchtete nach draußen auf den Flur.
»Drea!«, hörte ich Poppy in meinem Rücken rufen und drehte mich zu ihr um. Gehetzt stampfte sie auf ihren kurzen Beinen auf mich zu und kam schwer atmend neben mir zum Stehen.
»Was verdammt«, sie holte tief Luft und ihre Augen funkelten wütend. »Ist mit dir los? Den ganzen Tag schon rennst du wie eine Irre von einer Stunde zur nächsten.« Sie schüttelte verwirrt den Kopf und ihre grauen Locken wippten auf ihren Schultern hin und her. Was sollte ich ihr antworten? Ich konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Es lag nicht daran, dass ich nicht genug Vertrauen in sie hatte, sondern lediglich an der Tatsache, dass ich mich so furchtbar dafür schämte, was Adam mir angetan hatte. Hinzu kam, dass Adam im Grunde zur Familie gehörte, wir waren verwandt, was meine Scham nur noch verstärkte. Die Erinnerungen daran waren noch zu lebhaft und der Schmerz saß noch zu tief. Ich konnte es einfach nicht aussprechen.
»Nichts. Ich bin nur noch etwas durch den Wind von dem Unfall vorgestern.« Ich winkte ab und versuchte möglichst teilnahmslos zu wirken.
»Drea, ich kenne dich jetzt lange genug um zu wissen, wann du mir etwas vor machst. Und jetzt raus mit der Sprache. Hat es was mit Black zu tun?« Poppy hob die Brauen und sah mich zweifelnd an. Ich seufzte resigniert und überlegte, was ich ihr erzählen sollte. Über Adam wollte ich unter keinen Umständen sprechen, aber über die Sache mit Logan?
»Ich habe vorhin versucht Logan zu küssen.« Brach es schließlich aus mir heraus und allein schon beim Gedanken daran schloss ich wieder beschämt die Augen. Für ein paar Sekunden herrschte Stille und ich wagte es kaum die Augen zu öffnen.
»Verdammte Scheiße«, fluchte sie und ich öffnete zögernd wieder die Augen. »Wieso hörst du jetzt auf zu reden? Mehr Details!« Poppys Augen waren weit aufgerissen und sahen mich erwartungsvoll an. Die Neugierde stand ihr förmlich in Buchstaben auf die Stirn geschrieben.
»Es gibt keine Details. Er hat mich zurückgewiesen.«
»Was? Das glaub ich jetzt nicht!« Poppys Augen wurden noch größer als sie es ohnehin schon waren und Unglauben zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Er hat dich zurückgewiesen?«
»Ja Poppy, genau das hat er getan.« Ich seufzte und ließ den Blick verstohlen durch den Flur wandern, um sicherzugehen, dass uns auch niemand zuhörte.
»Na ja, vielleicht ist er einfach mit seinen Gefühlen überfordert. Ich meine, er ist dein Lehrer. Gefühle für eine Schülerin zu haben ...«, sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das stelle ich mir echt schwierig vor. Einerseits fühlt er sich zu dir hingezogen, andererseits darf er seine Gefühle aber nicht zulassen.«
Poppys Aussage ergab durchaus Sinn, allerdings wusste ich ja nicht einmal, ob er überhaupt etwas für mich empfand. Ich erinnerte mich an seine Worte. »Das geht einfach nicht.« Bedeuteten sie, dass er dasselbe fühlte? Dass er diese Anziehungskraft zwischen uns ebenso wahrnahm wie ich? Oder hatte er damit schlicht und ergreifend sagen wollen, dass zwischen uns nichts war? Gott, die Sache mit Logan war so verzwickt und bereitete mir täglich Kopfschmerzen. Ich wollte nicht mehr über ihn geschweige denn über seine Abweisung nachdenken.
»Was ist jetzt eigentlich mit dir und Lukas? Habt ihr seit deiner Katzen-Flucht nochmal miteinander gesprochen?« Wechselte ich nun das Thema und warf ihr einen Seitenblick zu, während wir durch den Flur schlenderten. Sofort verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck wieder und sie presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
»Nein. So schnell wird das auch nicht passieren, wir fahren doch heute direkt nach der Schule los nach Neah Bay«, sie seufzte unglücklich. »Ich hab absolut keinen Bock auf den Scheiß. Das ganze Wochenende darf ich mir wieder Grandmas und Grandpas Streitereien anhören«, dann schlich sich jedoch ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. »Ich freu mich aber schon auf ihre Gesichter, wenn sie meine grauen Haare sehen. Die flippen total aus, ich sag's dir!« Sie begann zu kichern und ich konnte nicht anders, als mit einzustimmen. Poppys Großeltern brachen wegen jeder Kleinigkeit einen Streit vom Zaun, die beiden waren wie Tag und Nacht und trotzdem konnten sie nicht ohne einander leben. Sie verkörperten das konservative Musterbeispiel eines alten Ehepaars. Poppy liebte es die beiden bis aufs Blut zu reizen, indem sie jedes Mal ihre schäbigste Kleidung aus den hintersten Ecken ihres Kleiderschrankes hervor holte.
Nachdem Poppy sich noch einige Minuten lang über ihre Großeltern ausgelassen hatte, gingen wir zur nächsten Stunde, Biologie. Ich war so dankbar Poppy bei mir zu haben. Sie war die Einzige, die mich an diesem tristen Tag mal wieder zum Lachen gebracht hatte und mich von meinen Problemen ablenkte. Als der Unterricht endlich zu Ende war und ich, Gott sei Dank, weder Logan noch Adam über den Weg gelaufen war, schlenderte ich mit Poppy zu ihrem Wagen. Da mein geliebter Ford das zeitliche gesegnet hatte, würde Poppy mich nach Hause fahren. Ich stieg in ihren heiß geliebten Opel ein, während mich sogleich wieder die tiefen Bässe von Kid Ink umfingen. Poppy drehte die Musik noch etwas lauter, woraufhin ich sie sogleich wieder etwas herunter drehte. Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu, beließ es aber dabei. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dieser Lautstärkestreit wurde so langsam zu einem Ritual zwischen uns.
»Also dann«, sagte ich, als wir vor meinem Haus zum Stehen kamen. »Ich wünsch dir viel Spaß in Neah Bay, grüß deine Großeltern von mir.«
Poppy verzog grimmig das Gesicht, schenkte mir dann aber einen Luftkuss, ehe ich die Tür zuschlug und ihr beim Wegfahren hinterher sah. Dann drehte ich mich um und marschierte zur Haustür. Mit einem lauten Knall fiel sie ins Schloss. Ich trottete in die Küche – und erstarrte. Vor mir stand eine Frau mittleren Alters. Dunkles raspelkurzes Haar, warme braune Augen, kräftige Figur.
»Tante Carolyn?«
»Drea!« Quiekte sie und ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie breitete die Arme aus und kam auf mich zu. Bevor ich etwas antworten konnte hatte sie mich auch schon in eine stürmische Umarmung gezogen. Zuerst versteifte ich mich kurz, da sie mich so sehr an Adam erinnerte, doch dann entspannte ich mich und erwiderte ihre Begrüßung. Nach ein paar Sekunden ließ sie wieder ein Stück von mir ab und ihre Augen glitten prüfend über mich hinweg.
»Wie groß du geworden bist! Dabei sind es doch gerade mal vier Jahre.« Sie schüttelte lachend den Kopf und klopfte mir liebevoll auf die Wangen.
»Und wie hübsch du bist! Setz dich, ich habe etwas gekocht, du hast bestimmt Hunger.« Sie klopfte auf einen Küchenstuhl und wandte sich dann wieder dem Herd zu. Langsam ließ ich mich auf den Stuhl sinken und erst jetzt bemerkte ich die zwei Reisekoffer, die im Flur standen und meine Kehle fühlte sich mit einem Mal wie zugeschnürt an. Was hatte das zu bedeuten? Erst traf ich Adam in der Schule, wo er mir als neuer Mitschüler vorgestellt wurde, und nun begegnete ich Tante Carolyn in unserer Küche vor dem Herd mit zwei riesigen Reisekoffern im Flur. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
»Dad hatte gar nicht erwähnt, dass ihr uns besuchen kommt.« Tastete ich mich langsam an das Thema heran. Hoffentlich würden Tante Carolyn und Adam in einem Hotelzimmer übernachten, was natürlich sehr unwahrscheinlich war, immerhin war unser Haus groß genug und wir hätten locker noch Platz für zwei weitere Personen gehabt. Tante Carolyn drehte sich mit einem Teller zu mir um und stellte mir einen Gemüseauflauf vor die Nase. Ich hatte zwar keinen großen Hunger, nahm jedoch die Gabel zur Hand und war gerade im Begriff einen Happen zu essen, als sie die Bombe platzen ließ.
»Oh ich habe ihn gestern Abend angerufen, es war eine spontane Entscheidung gewesen. Ach und wir sind nicht nur zu Besuch, Drea. Adam und ich ziehen hierher nach Seattle.« Carolyn strahle übers ganze Gesicht. Ich erstarrte mitten in der Bewegung. Die Gabel rutschte mir aus der Hand und fiel klirrend zu Boden.
Nein.
»Ihr... Ihr zieht hierher, zu uns?« Fragte ich entsetzt und mein Herzschlag setzte für ein paar Sekunden lang aus. Das durfte nicht wahr sein, das konnte nicht wahr sein.
»Ja«, verkündete sie fröhlich. »Vorübergehend werden wir bei euch unterkommen, bis Adam und ich etwas eigenes gefunden haben.« Sie lächelte und drehte mir wieder den Rücken zu, um die Herdplatte auszuschalten. »Weißt du, Drea, dein Dad hat sich so gut um mich gesorgt, als mein Mann gestorben ist. Jetzt habe ich endlich die Chance, das Gleiche für ihn zu tun. Ich will für ihn da sein und ihm etwas unter die Arme greifen.«
Ich fühlte mich wie betäubt, konnte kaum glauben, was Tante Carolyn mir da gerade erzählte. Allein schon der bloße Gedanke daran, mit Adam unter einem Dach zu wohnen löste in mir blanke Panik aus. Gott, wie sollte ich das überstehen? Wie sollte ich nachts ein Auge zu tun? Wie sollte ich überhaupt noch einen ruhigen Schlaf finden können? Ich unterdrückte die Tränen, die mir unweigerlich in die Augen stiegen. Wieso hatte Dad mir nichts gesagt? Plötzlich erinnerte ich mich an heute Morgen. Dad wollte mir unbedingt bevor ich mich aus dem Staub machte noch etwas sagen, doch ich war ihm über den Mund gefahren, da Poppy und ich spät dran waren. Mein Blick glitt wieder zu Tante Carolyn, die offenbar auf eine Antwort meinerseits zu warten schien. Ich zwang mich zu einem Lächeln, während ich innerlich am liebsten in mich zusammengesunken wäre und zu schreien begonnen hätte.
»Das ist wirklich... großartig, Tante Carolyn.«
Es war Freitagabend und hier saß ich nun, eingeschlossen im Badezimmer. Seit zwei Stunden. Bei jeder noch so kleinen Bewegung vor der Tür zuckte ich zusammen. Der Schweiß rann mir in Perlen über die Stirn und ich verfluchte Gott dafür, dass ich keinen verdammten Schlüssel für mein Schlafzimmer hatte. Schließlich konnte ich nicht die ganze Nacht auf den kalten Fliesen des Badezimmers verbringen. Doch ich traute mich nicht die Tür zu öffnen, traute mich nicht nach draußen zu treten und womöglich Adam in die Arme zu laufen, der direkt das Gästezimmer neben meinem bezogen hatte. Ich schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Einerseits war es eine enorme Erleichterung für Dad, seine Schwester hier zu haben. Sie konnte ihn unterstützen, vor allem was Mia anging. Er hätte wieder etwas mehr Freizeit und musste sich keine Sorgen mehr darüber machen, wer Mia morgens und abends vom Kindergarten abholte oder wer sie zu wichtigen Arztterminen brachte. Tante Carolyn wäre eine unglaublich große Stütze für Dad. Andererseits hieß das jedoch, dass ich mit Adam zusammen leben musste, zumindest vorübergehend, bis er und Tante Carolyn eine eigene Bleibe gefunden hatten.
Irgendwie würde ich es aushalten, ich würde das schon schaffen. Ich musste es schaffen. Meinem Dad war es in den letzten Wochen so schlecht ergangen, er brauchte Tante Carolyn. Widerstrebend stand ich auf, wischte mir einige Tränen aus dem Gesicht und ging langsam auf die Tür zu. Meine Hand schwebte über der Türklinge.
Du schaffst das Drea. Du schaffst das. Du schaffst das.
Ich verinnerlichte die Worte, wiederholte sie in meinem Kopf immer und immer wieder, wie ein Mantra. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen, entriegelte die Tür und drückte die Klinge herunter. Auf dem Flur herrschte Totenstille. Auf Zehenspitzen schlich ich mich aus dem Bad und ging nach rechts in Richtung meines Zimmers. Ich sah, dass Adams Tür leicht angelehnt war und Geräusche von innen erklangen, offenbar sah er sich etwas im TV an. Ich beeilte mich, um in mein Zimmer zu kommen. Gerade als ich erleichtert die Tür schloss und mich umdrehte, erstarrte ich erneut. Das Blut gefror mir in den Adern.
»Ich dachte schon, du würdest niemals mehr aus dem Badezimmer kommen.« Adam saß lässig auf dem Stuhl an meinem Schreibtisch und blätterte in einem meiner Bücher herum.
»Was willst du hier?« Fragte ich kalt und ballte meine Hände zu Fäusten. Allein schon sein Anblick in meinem Zimmer, in meiner Privatsphäre, meinem sicheren Zufluchtsort, bereitete mir Übelkeit. Adam hob endlich den Blick und seine giftigen Augen funkelten belustigt.
»Ich denke du weißt was ich will«, er lächelte anzüglich, schmiss das Buch zurück auf den Tisch und erhob sich langsam. »Ich will das beenden, wozu wir damals nicht gekommen sind.«
Als ich seine Worte hörte, versteifte ich mich augenblicklich. Das Blut rauschte mir in den Ohren und meine Kehle war wie zugeschnürt. Angst pumpte durch meine Venen und ich wagte es nicht, mich auch nur einen Millimeter zu rühren, als er plötzlich einige Schritte in meine Richtung tat. Direkt vor mir blieb er stehen und seine grünen Augen taxierten mich von oben bis unten. Sein Geruch stieg mir in die Nase und ich musste ein Würgen unterdrücken.
»Ich spiele gerne. Du auch, Drea?« Grinsend griff er nach einer meiner Strähnen und wickelte sie um seine Finger. Sofort schlug ich ihm die Hand weg und funkelte ihn böse an.
»Nimm deine Pfoten von mir.« Knurrte ich, während die Furcht sich durch meine Gliedmaßen hindurch fraß.
»Du wehrst dich ja. Das hast du früher nicht getan«, Adams Grinsen wurde breiter. »Früher hast du nur geweint und geschluchzt.«
Ich spürte wie die Wut und die Scham in mir aufkeimten. Tränen sammelten sich in meinen Augen, als die Erinnerungen an Adams Taten auf mein inneres Auge einprasselten. Er hatte mir so viel genommen vor vier Jahren. Nie wieder würde ich dieselbe sein, nie würde ich normal sein und konnte wie andere Mädchen auch kichernd über ihre ersten sexuellen Erfahrungen mit ihren Freundinnen reden. Denn Adam hatte mir meine versaut.
»Aber das macht nichts, liebe Drea«, riss er mich nun wieder aus den Gedanken, während er einen weiteren Schritt auf mich zukam. Instinktiv wich ich zurück und spürte die Wand in meinem Rücken. Ich war gefangen. »Deine Zurückweisung macht es nur noch interessanter.« Mit einem Ruck drückte er mich grob gegen die Wand und klemmte meine Arme zwischen meinem eigenen Körper und der Wand ein. Ich spürte seinen widerlichen Atem nach Zitronenbonbon im Gesicht und seine groben Hände, die mich wieder einmal viel zu fest packten. Verzweiflung überkam mich. Wieder konnte ich mich nicht wehren, wieder war ich gefangen, ihm ausgeliefert. Tränen sammelten sich in meinen Augen, als er seinen Mund dicht an mein Ohr führte.
»Lass uns spielen, Drea.« Murmelte er gegen meinen Hals und fuhr mit der Zunge über meine Ohrmuschel. »Ich wünsche dir eine angenehme Nacht, schlaf gut und süße Träume.« Im nächsten Moment ließ er mich wieder los, trat einige Schritte zurück und das fiese Lächeln auf seinem Gesicht vertiefte sich. Dann war er zur Tür raus verschwunden.
Die Tränen rannen nun mittlerweile in Strömen über meine Wangen und nur mit Mühe konnte ich ein Schluchzen unterdrücken. Ich fühlte mich verzweifelt und hilflos. Ich war am Ende meiner Kräfte, die seelischen Qualen fraßen mich von innen her auf. Ich konnte nicht hier bleiben, ich musste weg. Weg aus meinem Zimmer, das nicht mehr länger ein Zufluchtsort für mich sein würde, weg aus diesem Haus, in dem ich um jeder Ecke Adam über den Weg zu laufen drohte. Bevor ich begriff was ich tat, schnappte ich mir mein Handy und meine Jacke und sprintete ohne ein weiteres Wort nach unten und hinaus zur Tür. Die kalte Septemberluft wirkte ernüchternd und ich atmete sie tief in meine Lungen ein, während meine Tränen auf den Wangen eine heiße Spur hinterließen.
Wo sollte ich hin? Mein erster Gedanke galt Poppy. Doch die befand sich gerade auf dem Weg nach Neah Bay. Hektisch tippte ich auf mein Handy ein und versuchte unter dem tränenverschleierten Blick Timmys Name in der Kontaktliste auszumachen. Als ich ihn endlich gefunden hatte, versuchte ich es bestimmt gefühlte dreißig Mal auf seinem Handy, doch es ging jedes Mal nur die Mailbox ran.
Verdammt.
Ich lief ziellos in irgendeine Richtung. Was sollte ich nun tun? Ich konnte nicht mehr nach Hause. Wenn ich nur daran dachte wieder durch diese Tür nach drinnen gehen zu müssen, stieg mir die Galle auf und Furcht kroch in meine Knochen. Nein, ich konnte nicht zurück. Ich würde nicht ein einziges Auge zu machen können vor Angst. »Lass uns spielen, Drea.« Immer wieder dröhnte seine Worte in meinem Kopf wider und weitere Tränen flossen über meine Wangen. Ich fühlte mich verloren, einsam, verlassen und verloren.
Ich irrte mittlerweile seit mehr als zwei Stunden ziellos umher. Meine Hände und Füße fühlten sie taub und abgestorben an. Selbst meinem Gesicht war jegliche Farbe entwichen, die Tränen auf meinen Wangen waren getrocknet und mein Atem hinterließ weiße Luftwölkchen in der Kälte.
Als ich den Kopf hob und mich umsah, um zu sehen wohin meine Beine mich getragen hatten, erschrak ich. Ich stand direkt vor dem Gebäudekomplex, in dem sich Logans Penthouse befand. Wie zum Teufel war ich hierhergekommen? Schockiert über mich selbst, drehte ich mich um und war im Begriff wieder umzukehren. Doch dann hielt ich inne. Logan hatte mich schon einmal bei sich zuhause aufgenommen, als ich nicht wusste, wo ich hin sollte. Er war da gewesen. Ich wusste nicht weshalb, aber aus irgendeinem bestimmten Grund fühlte ich mich wohl bei ihm, vertraute ihm, dabei kannte ich ihn kaum. Es war vollkommen verrückt und verwirrend, aber ich hatte das Gefühl, dass uns etwas miteinander verband, wenn man von dem merkwürdigen Kussversuch heute Morgen mal absah. Womöglich klang ich völlig naiv und es war unvorstellbar, aber das Gebäude zog mich wie magisch an. Noch ehe ich es verhindern konnte, hatten meine Füße mich durch die schweren Glastüren des Gebäudes getragen und ich befand mich wieder in der graziösen Lobby wie bereits eine Woche zuvor.
»Miss? Kann ich Ihnen behilflich sein?« Fragte nun ein Portier zu meiner Linken. Es war derselbe Mann wie auch vor einer Woche. Seine Augen musterten mich kurz, anscheinend war ihm meine verquollenen, roten Augen nicht entgangen. Doch so schnell dieser Ausdruck gekommen war, schwand er auch wieder und der Portier setzte seine übliche professionelle Maske auf.
»Mein Name ist Drea Dupree. Ich würde gerne zu Mr. Logan Black. Ist er zuhause?« Fragte ich mit vor Aufregung zitternder Stimme.
»Einen Moment bitte, Miss Dupree.« Antwortete der Portier freundlich, woraufhin er hinter einen Schalter trat, ein Telefon in die Hand nahm und irgendwelche Knöpfe drückte. Ein Chaos an Gefühlen tobte in meinem Innern und mein Herz begann schlagartig schneller zu klopfen. Zwar hoffte ich aufrichtig, dass er zuhause war, denn ich wollte ihn sehen, wollte in seine vertrauten blauen Augen sehen und mich in ihnen verlieren. Wollte nicht mehr zurück nach Hause, zurück zu Adam. Dennoch aber hatte ich Angst vor Logans Reaktion, insbesondere nach meiner peinlichen Aktion von heute Morgen.
»Miss Dupree?«, Meldete sich der Portier nun wieder zu Wort und sofort schenkte ich ihm meine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Sie können zum Aufzug vorgehen. Mr. Black wird sie empfangen.«
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