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Kapitel 9

Überrascht zuckte ich zusammen, als der Strauß in meinen Armen landete. Ungläubig senkte ich den Blick und starrte hinab auf die weißen Rosen. Hinter mir hörte ich das leise Murmeln und die Flüche der anderen Frauen, die ihr Glück ebenfalls versucht hatten – vergebens. Denn ich, Drea Dupree, mit meinen gerade mal achtzehn Jahren und meinem noch nicht erreichten High School Abschluss, hielt nun die Vorhersage meiner Zukunft in den Händen.

Nahm man diesen Aberglauben für bare Münze, bedeutete dies, dass ich die Nächste in diesem Raum sein würde, die heiratete. Für den Bruchteil einer Sekunde begann mein Herz zu rasen. Glücksgefühle breiteten sich in der Nähe meines Magens aus. Unwillkürlich und ohne es verhindern zu können, flackerte ein Bild von Logan vor meinem inneren Auge auf.

Doch ehe ich diese Fantasie weiterspinnen konnte, verdrängte ich diesen Gedanken. Ich erinnerte mich an die unabwendbare nackte Wahrheit, an das Hier und Jetzt. An eine Wahrheit, in der Logan mein Lehrer war. Eine Wahrheit, in der die Liebe zwischen ihm und mir wider jeglicher Moral stand.

Es wäre lächerlich und naiv zugleich diesem Brauch des Brautstraußwerfens Glauben zu schenken. Die Tatsache, dass ich ihn gefangen hatte war nur Beweis dafür, dass dieser Kult einer Lüge entsprach. Ich war gerade einmal achtzehn Jahre alt und hatte weder meinen High School Abschluss in der Tasche, noch einen festen Freund. Es stand völlig außer Frage und war vollkommen absurd, dass in naher Zukunft die Hochzeitsglocken läuten würden.

Das entfernte Applaudieren der Menge riss mich aus meinen Gedanken. Ich hob den Kopf und sah über die Menschenmasse hinweg. Lächelnde Gesichter blickten mir entgegen. Begeistert klatschten sie mir Beifall, freuten sich für mich. Dabei kannten sie mich doch überhaupt nicht, hatten keine Ahnung was in meinem Leben so vor sich ging.

Mein Cousin war ein perverses Schwein, das versucht hatte mich zu vergewaltigen, meine Mum kam bei einem Autounfall ums Leben, meine zweijährige Beziehung war in die Brüche gegangen und als wäre das nicht schon genug, hatte ich mich in meinen Lehrer verliebt. Nein, eine Heirat war absolut das Letzte, das mir vorschwebte. Mal ganz abgesehen davon, dass ich noch viel zu jung dafür war und leider ohne Mann.

Logan Black war der einzige Mann, der mein Interesse weckte und wiederum der Einzige, den ich niemals würde haben können. In dieser Welt würde es kein Wir geben.

Joannas Jubel an meinem Ohr beendete meine Gedanken abrupt. Sie legte einen Arm um meine Schulter und grinste mich breit an. Ich rang mir ein Lächeln ab. So richtig wollte es mir allerdings nicht gelingen. Verstohlen wanderte mein Blick zu Logans Tisch. Sein Platz war leer.

***

Es war ein Uhr Nachts, als Lukas und ich uns von der Hochzeit verabschiedeten. Wir waren gerade dabei unsere Mäntel anzuziehen, als Joanna an unseren Tisch gelaufen kam. Auch sie hatte sich bereits ihre Jacke übergeworfen und schien in den Startlöchern zu sein, die Feierlichkeiten zu verlassen.

»Hey ihr beiden, ihr geht?«, fragend deutete sie mit einem Nicken auf unsere Jacken.

»Ja«, stimmte ich zu. »Du auch wie es aussieht.«

»Wenn Logan endlich mal fertig damit ist, sich von allen zu verabschieden.« Joanna verdrehte seufzend die Augen. Ich schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. Dann informierte ich Lukas darüber, dass er schon mal zum Auto vorgehen und draußen auf mich warten sollte, da ich noch kurz zur Damentoilette musste.

Zum Abschied nahm Joanna mich in den Arm.

»Denk dran, falls du jemanden zum Reden brauchst weißt du wo du mich findest.« Flüsterte sie mir so leise ins Ohr, dass nur ich es hören konnte.

»Danke, Joanna, für alles heute Abend.«

Als wir uns voneinander lösten, nickte sie zur Antwort und zwinkerte mir zu. Dann schlug ich auch schon den Weg zu den Toiletten ein.

Ich freute mich schon auf Zuhause. Zwar war es ein wirklich schöner Tag gewesen, doch er war auch anstrengend und furchtbar nervenstrapazierend für mich.

Ich kam gerade aus der Toilettenkabine heraus und trat an das Waschbecken heran, als die Tür aufging und ausgerechnet diese Carry hereintrat. Innerlich unterdrückte ich ein Stöhnen. Im Spiegel sah ich, dass sie mir einen arroganten Blick zuwarf und mit hocherhobener Nase an mir vorbei in die Kabine herein lief. Ich verrollte die Augen und schnappte mir eines der Handtücher, um meine Hände zu trocknen. Ein Grund mehr, weshalb ich es kaum erwarten konnte, endlich von dieser Hochzeit zu verschwinden.

Eilig öffnete ich dir Tür. Noch ehe ich um die Ecke biegen konnte, stieß ich jäh mit jemandem zusammen. Ich hob das Gesicht und als ich mein Gegenüber fixierte, sah ich niemand geringeres als Logan Black vor mir stehen. Mit seinen eisblauen Augen blickte er auf mich herab. Für ein paar Sekunden vergaß ich alles um mich herum, vergaß wo ich war, weshalb ich hier war. Womöglich konnte ich mich nicht einmal an meinen eigenen Namen erinnern, hätte mich jemand danach gefragt. Mir war nicht mehr zu helfen, ich ertrank in den Tiefen seiner Augen.

»Was machst du hier?«, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte, wie albern diese Frage eigentlich klang, hatte ich sie ausgesprochen.

»Ich bin hier auf einer Hochzeit«, Logans Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. »Und was machst du so hier?«

Ich spürte, wie meine Wangen zu glühen begannen und ich räusperte mich beschämt.

»Ich wollte eigentlich gerade gehen. Bis dann.« Mit gesenktem Kopf ging ich an ihm vorbei. Nur weg von hier. Weg von ihm. Weg von den Gefühlen, die ich für ihn empfand. Weg von der Liebe, die zwischen uns niemals sein durfte.

»Drea?«

Sein Ruf ließ mich innehalten. Unwillkürlich hielt ich die Luft an, drehte mich jedoch nicht zu ihm um. Sein Anblick ließ mein Herz jedes einzelne Mal brechen. Wieder und wieder.

»Glückwunsch«, hörte ich ihn sagen. Verwirrt zog ich die Brauen zusammen. Nun drehte ich mich doch noch einmal zu ihm um. Wie immer war sein Gesichtsausdruck undurchdringlich, nicht eine einzige Emotion war abzulesen.

»Wofür?«, fragte ich etwas durcheinander.

»Du hast doch den Brautstrauß gefangen.« Er sah mir direkt in die Augen. Ich musste schwer schlucken. Was wollte er mit dieser Aussage bezwecken? Mich noch mehr verletzen? Ich stieß einen spöttischen Laut aus, ehe ich überlegte, was ich antwortete. Dann kam mir etwas in den Sinn. Etwas, das uns beide miteinander verband. Die nächsten Worte wählte ich mit Bedacht.

»Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein alleinstehender Mann, der ein beträchtliches Vermögen besitzt, einer Frau bedarf.«

Als ich Jane Austen zitierte, erschien ein Lächeln auf Logans Lippen. Es war ein Lächeln, das seine Augen erreichte und die Grübchen auf seinen Wangen zum Vorschein brachte.

»Stolz und Vorurteil«, entgegnete er. »Schullektüre?«

Ein spielerisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Mein Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus. Zum ersten Mal seit langer Zeit wirkte er nicht ernst. Es war nicht nur, dass Logan Black lächelte, sogar ein echtes Lächeln, nein, er zog mich auf, er neckte mich. Er stellte mir dieselbe Frage, die er mir schon einmal bei unserer ersten Begegnung gestellt hatte.

»Emily Brontë?«, seine Stimme war tief, melodisch und rau. Sie jagte mir einen gewaltigen Schauer über den Rücken. Erst jetzt bemerkte ich, dass er meinen Roman in den Händen hielt und ihn betrachtete, dann hob sich seine Sicht wieder und er blickte mir direkt in die Augen. Erneut beschleunigte sich mein Puls, als hätte ich gerade einen Marathon hinter mir. »Schullektüre?« Fragte er nochmals und sein Mundwinkel verzog sich zu einem schiefen Lächeln.

Kurz räusperte ich mich, da ich das Gefühl hatte, meine Stimme erst wieder finden zu müssen. »Ehm, nein. Freizeitlektüre«, ich richtete meinen Blick auf den Roman in seinen Händen, um mich wieder einigermaßen zu sammeln. »Mein Lieblingsroman«, fügte ich an, in der Hoffnung, er würde mir das Buch endlich wieder zurückgeben.

Ich lächelte bei der Erinnerung. Doch das war es, eine Erinnerung, nicht mehr und nicht weniger. Langsamen Schrittes entfernte ich mich rückwärts von ihm.

»Weißt du Logan, ich habe da so einen fiesen Englischlehrer.« Noch ein letztes Mal lächelte ich ihm zu. Und er erwiderte es. Es war ein trauriges Lächeln. Dann drehte ich mich um und ging davon.

Mein Herz hämmerte in meiner Brust und mit Mühe versuchte ich es zusammenzuhalten, damit es bloß nicht brach. Nicht jetzt, nicht hier. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich fragte mich wieder und wieder, weshalb so vieles zwischen uns stand. Fragte mich, wie die Dinge wohl lägen, wenn wir andere Personen wären, in ein anderes Leben geboren, oder unter anderen Umständen aufgewachsen wären. Wenn Logan nicht mein Lehrer wäre und ich nicht seine Schülerin. Wenn Logans Eltern nicht gestorben wären, wenn meine Mutter noch hier wäre und dieser ganze Mist mit meinem Cousin niemals passiert wäre.

Würden wir dann zusammen sein können? Würden wir uns in diesem anderen Leben auch so sehr zueinander hingezogen fühlen? Wären wir uns dann überhaupt begegnet?

So viele Was wäre wenn Fragen wirbelten in meinem Kopf herum, auf die ich niemals eine Antwort finden würde. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als meine Mum wieder bei mir zu haben. Ich würde mich in ihre geborgenen Arme kuscheln, würde ihr mein Herz ausschütten und nach ihrem Rat fragen. Sie hatte immer einen Weg gefunden mich aufzumuntern, mir neue Hoffnung und neuen Mut zu schenken. Sie hatte mir vertraut, vertraute meiner Urteilskraft und darauf, die richtige Entscheidung zu treffen.

Ich vermisste sie wie verrückt.

Als ich aus dem Hotel heraustrat, hatte Lukas den Wagen bereits vor dem Eingang geparkt. Schwermütig ging ich darauf zu. Jeder Schritt den ich in seine Richtung und weg von Logan tat, schmerzte in meiner Brust.

Ich öffnete die Beifahrertür und warf einen letzten Blick auf das Hotel. Dann stieg ich ein. Lukas musterte mich von der Seite her.

»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er und lenkte den Wagen auf die Straße. Ich nickte lediglich und schaute in den Außenspiegel. Ich beobachtete wie wir uns immer weiter von dem Hotel entfernten und somit auch von Logan. Als es nicht mehr zu sehen war, wanderte meine Sicht aus dem Fenster.

»Du hast also den Brautstrauß gefangen«, stellte Luke mit einem spöttischen Unterton in der Stimme fest.

»Das hat gar nichts zu bedeuten«, erwiderte ich leise und verfolgte die Lichter der Stadt, die mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbeizogen.

»Da wäre ich mir nicht so sicher.«

Ich wandte mich ihm zu. »Das ist nur ein lächerlicher Aberglaube, Luke.«

Lukas zog eine Braue nach oben. Für ein paar Sekunden sagte keiner von uns etwas.

»Ich habe dich mit Logan tanzen sehen«, durchbrach er schließlich die Stille. Mein Herz blieb stehen. Ich konnte nicht anders, als meinen Bruder anzusehen. Sein Blick war stur auf die Straße gerichtet, seine Hände jedoch umklammerten das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Zu meiner Überraschung wirkte er nicht wütend, lediglich angespannt, auf gewisse Weiße auch nachdenklich.

»Du liebst ihn«, stellte er fest und sah mich an. Mein Herzschlag setzte aus. Schnell wandte ich mein Gesicht wieder der Nacht hinter der Fensterscheibe zu.

Mir war klar gewesen, dass jeder der Logan und mich vorhin beim Tanzen beobachten konnte, die Verbundenheit zwischen uns hatte spüren können. Es war unübersehbar gewesen. Ich war selbst Schuld daran, dass mein Bruder mich nun darauf ansprach. Ich hatte es zugelassen, dass Logan mich zum Tanzen aufforderte. Genauso gut hätte ich ablehnen können. Doch das hätte ich nicht gewollt.

Logan war meine Schwachstelle und er würde es auch für immer bleiben. Aber liebte ich ihn? Liebte ich ihn wirklich? Woher wusste man überhaupt, ob man jemanden liebte? Und wie gut musste man einen Menschen dafür kennen? Oder konnte man jemanden wirklich und aufrichtig lieben, obwohl man gar nicht alles über diese Person wusste?

»Du musst mir darauf keine Antwort geben, Drea.«, sagte Lukas. »Ich wollte nur sagen, dass es mir leid tut, dass ich Logan so verurteilt habe. Denn ich schätze du bedeutest ihm auch sehr viel, das habe ich gesehen«, er legte eine kurze Pause ein, ehe er wieder zu reden begann. »Hör zu, ich weiß ja nicht, was zwischen euch alles passiert ist, ich hoffe mal, dass nichts Körperliches zwischen euch war, denn es wäre falsch, wenn mehr zwischen euch laufen würde, Drea. Ich weiß, dass Logan sich dessen bewusst ist und ich hoffe, du dir auch.«

Ich schluckte schwer. Mir war klar, dass jedes seiner Worte wahr war. Doch dieses Eingeständnis schmerzte. Die verantwortungsvolle und pflichtbewusste Seite in mir stimmte jedem seiner Worte zu. Sie wusste, dass diese Gefühle verwerflich waren. Sie hatte den Glauben an die große Liebe verloren.

Die gefühlsbetonte und empfindsame Drea dagegen wollte nicht gegen diese Empfindungen ankämpfen. Sie wollte ihr Happy End finden und sie wollte es mit Logan Black.

Die restliche Fahrt verbrachten wir mit Schweigen. Zuhause angekommen schälte ich mich zu allererst aus dem Kleid und warf mir meinen Schlafanzug über. Bis mich die Müdigkeit übermannte, flüchtete ich mich noch ein wenig in Jane Austens Welt.

***

Es war Montagmorgen und ich stand gemeinsam mit Poppy und Ruby an den Spinden und tauschte meine Bücher aus.

»Du solltest dich so langsam wirklich entscheiden, Poppy. Timmy geht es echt mies. Er vermisst dich. Und ich schätze mal dass es Dreas Bruder nicht anders ergeht.« Rubys Brauen schossen in die Höhe und sie sah Poppy mit einem ernsten Blick an.

»Ich weiß, ich weiß«, Poppy lehnte sich gegen den Spind und ließ ihren Kopf dagegen sinken. »Aber diese Entscheidung ist nicht leicht. Ich empfinde viel für Lukas, aber Timmys Kuss hat mich verwirrt!« Sie seufzte. »Gott, ich hasse Jungs!«

Ruby und ich stimmten ihr im Chorus zu. Daraufhin mussten wir alle drei lachen.

»Na gut, lasst uns zur Englischstunde gehen.« Ruby stieß sich von der Wand ab und gemeinsam machten wir uns auf den Weg.

»Ich könnte mich jetzt schon übergeben, wenn ich an Black denke«, jammerte Poppy. »Seine Laune ist in letzter Zeit kaum noch zu ertragen.« Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu.

»Ach, ich denke wir haben gute Chancen, dass seine Laune heute ausnahmsweise mal nicht mies sein könnte.« Erwiderte Ruby mit einem breiten, wissenden Grinsen im Gesicht.

Mein Kopf fuhr synchron mit dem Poppys zu Ruby herum.

»Wie meinst du das?«, sprach Poppy die Frage aus, die in meinem Kopf herumschwirrte.

»Naja, ich war Samstagnacht noch spät unterwegs gewesen und habe ihn mit einer Frau in einem Café getroffen. Es sah sehr nach einem Date aus«, Ruby wackelte verschwörerisch mit den Brauen. Unterdessen rutschte mir das Herz in die Hose und ich spürte einen schmerzhaften Stich in der Magengegend. Dieses Date musste direkt nach der Hochzeit gewesen sein. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich.

»Wie hat diese Frau mit der er aus war ausgesehen?«, schoss es wie aus der Pistole aus mir heraus. Ruby warf mir einen verwirrten Seitenblick zu.

»Sie war recht groß und blond. Etwas overdressed für ein Café wenn du mich fragst. Warum interessiert dich das?«, wollte Ruby wissen.

»Ach, nur so.« Ich schüttelte den Kopf und zwang mich zu einem Lächeln, was mir nur halbherzig gelang. Denn meine Vermutung bestätigte sich. Er musste mit dieser Carry nach der Hochzeit noch aus gewesen sein.

Plötzlich ergab alles einen Sinn. Deshalb war Carry auch nach mir auf die Damentoilette gekommen und ich erinnerte mich noch gut daran, dass ich Logan direkt davor angetroffen hatte. Er musste auf sie gewartet haben, um anschließend mit ihr auszugehen.

Wenn seine Vergangenheit doch der Grund dafür war, dass er sich nicht auf eine Bindung einlassen konnte, weshalb traf er sich dann mit dieser Carry? War es der Sex?

Augenblicklich wurde mir schlecht. Ich vermochte mir gar nicht ausmalen, was in dieser Nacht noch alles geschehen war, ob er sie wie auch mich schon, zu sich nach Hause mitgenommen hatte? Gequält schloss ich die Augen und spürte, wie mein Herz in der Brust langsam aber sicher zu brechen begann. Wie konnte Logan mir nur so etwas antun? Ausgerechnet diese Carry. Sie war das absolute Gegenteil von mir. Sie war anmutig, groß und blond. Und sie war nicht seine Schülerin.

Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen schossen, wie sich mir der Magen umdrehte und der Schmerz mein Herz zu übermannen drohte. Sofort spürte ich, wie Poppy neben mir nach meiner Hand griff und sie fest drückte.

»Hey, Drea, alles okay bei dir? Habe ich etwas Falsches gesagt?« Ruby wirkte verwirrt und sah zwischen Poppy und mir hin und her.

Gott, nun stand ich hier vor Ruby und war den Tränen nahe. Wenn ich mich nicht etwas besser unter Kontrolle hatte, würde sie dahinter kommen, was zwischen Logan und mir vorging, oder besser gesagt, vorgegangen war. Ich musste mich wirklich mehr beherrschen. Verdammt, ich vergeudete wegen Logan so viele Tränen, die er rein gar nicht verdiente.

Ich räusperte mich und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.

»Nein, Ruby, alles in Ordnung. Ich musste nur gerade an etwas denken. Nicht der Rede wert. Lass uns in den Unterricht gehen.« Ich winkte ab, während ich innerlich versuchte meine Emotionen unter Verschluss zu halten.

Ruby sah mich aus argwöhnischen Augen an. »Bist du dir sicher?«

Ich nickte eilig und hakte mich jeweils rechts und links bei Poppy und Ruby unter.

»Lasst uns gehen.«

Im Saal angekommen, ignorierte ich Logan so gut es mir eben möglich war. Ich wollte ihn nicht ansehen. Seine alleinige Anwesenheit genügte, um mich in Trauer und Wut zugleich zu versetzen. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich hätte alles dafür getan eine Chance mit Logan zu haben. Eine Chance auf eine Beziehung. Ich hätte die Schule wechseln, oder er an einer anderen Schule unterrichten können. Die ganze Zeit über hatte ich geglaubt, dass es einzig und allein an seiner Vergangenheit lag, dass sie der Grund dafür war, dass er keine festere Beziehung eingehen wollte.

Und nun traf er sich mit dieser Frau. Entweder ging es ihm wirklich nur um den Sex, oder aber sie gefiel ihm tatsächlich. Wieder wurde mir übel und die Tatsache ihm in diesem Moment so nahe zu sein, trug nicht gerade zur Besserung meines Wohlergehens bei. Aber ich musste mich am Riemen reißen, zumindest für diese Stunde. Ich musste es irgendwie überstehen. Und das würde ich auch, denn ich war stark.

»Ihr solltet für diese Stunde einige Kapitel von Jane Austens Roman Stolz und Vorurteil lesen. Wir werden heute näher auf die Beziehung zwischen Elizabeth und Mr. Darcy eingehen. Hierzu eine Frage«, Logan lehnte sich mit verschränkten Armen vor der Brust an den Lehrerpult. »In den letzten Kapiteln fand Elizabeth heraus, dass Mr. Darcy versuchte seinen Freund Charles Bingley von einer Hochzeit mit ihrer Schwester Jane Bennet abzubringen. Was denkt ihr, weshalb er das getan hat?«, Logan stellte die Frage an unsere Klasse. Einige der Schüler meldeten sich, um sie zu beantworten.

»Wahrscheinlich weil er die kleine Bennet selbst vernaschen wollte«, rief Noah herein. Meine Mitschüler brachen in lautes Gelächter aus. Ich dagegen verrollte lediglich die Augen. Typisch, es war mir klar gewesen, dass die Jungs in meinem Alter mit solch einer Literatur nichts anzufangen wussten.

»Hör auf so blöd zu schwätzen, Noah«, rief Ruby herein und blickte dann nach vorn zu Logan. »Mr. Darcy ist ein hochmütiger und deprimierter Mann, zumindest hat man ihn als solcher kennen gelernt. Womöglich hat er seinem Freund Mr. Bingley das Glück nicht vergönnt?«

Logan lächelte. »Eine gute Theorie, Ruby. Leider stimmt das nicht ganz. Weitere Vorschläge?« Sein Blick glitt über meine Mitschüler. Ich musterte Logan und es verärgerte mich, dass er selbst in diesen Lehrerklamotten einfach umwerfend gut aussah. Hinzu kamen die goldenen wirren Haare und die eisblauen Augen.

Verdammt. Ich schüttelte den Kopf und begann mich abzulenken, indem ich kleine Zeichnungen in meinen Notizblock kritzelte.

»Naja, vielleicht ist es das, was der Titel des Buches bereits aussagt? Mr. Darcy ist zu stolz und hat zu viele Vorurteile, da Jane eher von niederer Geburt ist. Die Bennets sind nicht sehr wohlhabend und äußerst unsittlich, insbesondere die jüngsten Töchter. Dieses lebhafte Wesen war zur damaligen Zeit nicht sehr gern gesehen, obgleich Jane noch die am meisten zurückhaltendste von allen war. Vielleicht wollte er nicht, dass Mr. Bingleys Name in Verruf geriet?«, rief Olivia, eine meiner Mitschülerinnen herein. Sie war Maddisons beste Freundin.

»Ein guter Gedanke, Olivia. Wie ihr seht, haben Mr. Darcy, als auch Elizabeth Vorurteile gegenüber des jeweils anderen. Elizabeth dachte, dass Mr. Darcy aufgrund ihres gesellschaftlichen familiären Statuses Mr. Bingley eine Heirat ausgeredet hatte. Doch auch dies waren nicht Mr. Darcys wahre Beweggründe«, Logan machte eine bedeutungsvolle kurze Pause. »Bevor wir die Aufklärung im nächsten Kapitel lesen, hat jemand von euch bereits weiter gelesen oder eine andere Vermutung, die Mr. Darcys Verhalten erklärt?« Wieder glitten Logans Augen über uns hinweg.

»Das war doch alles nur ein Missverständnis«, murmelte ich, mehr zu mir selbst, als zu ihm, während ich weiterhin auf meinen Notizen herum kritzelte. Leider schien Logan es gehört zu haben.

»Was sagten Sie, Drea?«

Ich zuckte zusammen und sah von meinem Notizbuch direkt zu ihm auf.

»Ich ehm«, ich stockte kurz, als sich alle Schüler zu mir umdrehten und erwartungsvoll ansahen. »Ich sagte, dass das alles nur ein Missverständnis war.«

»Sie haben das Buch also schon zu Ende gelesen?«

Verwirrt zog ich die Brauen zusammen. Weshalb stellte er mir diese alberne Frage? Immerhin wusste er doch schon lange, dass ich Stolz und Vorurteil gelesen hatte. Bei unserer ersten Begegnung hatte er mich schließlich danach gefragt. Seine blauen Augen schauten mich unverwandt an und in seinem Blick lag ein seltsamer Ausdruck, den ich nicht so ganz definieren konnte. Für einen kurzen Augenblick vergaß ich alle anderen um mich herum, blendete alle anderen aus, sah nur Logan vor mir. Doch dann erinnerte ich mich wieder an sein Date mit Carry und meine Gesichtszüge verzogen sich grimmig.

»Ja. Das habe ich.« Entgegnete ich, ohne meinen Blick abzuwenden. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme einen trotzigen Unterton annahm.

»Und was denken Sie, weshalb Mr. Darcy eine Hochzeit hatte verhindern wollen?« Logans Augen lagen durchdringend auf mir, sahen nahezu bis tief in meine Seele, hielten mich gefangen, sodass ich es nicht einmal wagte für eine einzige Sekunde zu blinzeln.

»Er schrieb Elizabeth einen Brief, in dem er sich erklärte. Er dachte, dass Jane nicht genug für Mr. Bingley empfand, da sie stets so zurückhaltend und reserviert erschien, anders als ihre Geschwister. Mr. Darcys Absichten waren die eines Freundes. Er wollte Mr. Bingley nur vor einer Enttäuschung bewahren.«

»Was halten Sie von Darcys Handeln?«

»Ich denke, dass es falsch war von ihm, sich einzumischen. Allerdings war es auch Mr. Bingleys eigene Entscheidung, auf diesen Rat zu hören oder nicht. Aber in der Liebe gibt es keine Garantie. Ein Risiko besteht immer. Offenbar hat Mr. Darcy also keine große Ahnung von der Liebe. Außerdem versucht er gegen seine Gefühle und gegen die Anziehung zu Elizabeth anzukämpfen. Das ist dumm.« Das letzte Wort betonte ich besonders und warf Logan einen vielsagenden Blick zu. Offenbar bemerkte er meinen Wink mit dem Zaunpfahl.

»Wieso ist das dumm? Vielleicht hatte Mr. Darcy seine Gründe. Gute Gründe.« Logan zuckte mit den Schultern.

»Ach ja? Welche denn?«, fragte ich herausfordernd. »Vielleicht war der Grund ja eine andere Frau mit der er sich gleichzeitig traf?«

Logan zuckte nicht einmal mit der Wimper, doch er sog scharf die Luft ein, woran ich erkannte, dass er meine unterschwellige Botschaft wohl verstand.

»Ich denke nicht, dass Mr. Darcy für eine andere Frau Gefühle hegte.«

Ich hob eine Braue. »Das mag sein, aber er war ein Mann, wie jeder andere auch. Vielleicht ging es ihm nur um den Sex und um seine Bedürfnisse.«

Poppy neben mir verschluckte sich wohl an ihrer eigenen Spucke, denn sie bekam einen heftigen Hustanfall und lief knallrot an. Auch die anderen Schüler schauten nun verwirrt zwischen Logan und mir hin und her. Einige tuschelten und wiederum andere blätterten in Jane Austens Roman herum und überprüften wohl, ob sie etwas überlesen hatten, da sie Logans und meinem Dialog nicht folgen konnten.

Doch es ging schon lange nicht mehr um die Geschichte in Jane Austens Roman, nein, es ging um Logan und mich.

Logans Blick verfinsterte sich, er wirkte beinahe schon wütend.

»Ich glaube Mr. Darcy würde es sehr bedauern, wenn er wüsste, dass Elizabeth so gering von ihm denkt.«

Ich stieß ein spöttisches Lachen aus. »Was sollte Elizabeth auch anderes von ihm denken? Besonders wenn er sich nachts mit irgendwelchen Tussen trifft, und das kurz nachdem er mit Elizabeth auf einer Hochzeit...«, ich räusperte mich schnell. »Ich meine beispielweise auf einem Ball getanzt hatte und sie beinahe geküsst hätte?«

»Ich denke Mr. Darcy hält seine Gefühle zu Elizabeth nicht ohne Grund zurück. Vielleicht will er sie vor etwas schützen und vielleicht hat er einiges erlebt, das ihn von einer Beziehung zu ihr abhält!« Logans Stimme hob sich allmählich, er war völlig in Rage.

»Aber es hält ihn wohl nicht davon ab, sich mit anderen Frauen zu treffen.« Mittlerweile erdolchten wir uns mit Blicken. Diesmal versteckte Logan seine Emotionen nicht. Denn er schien verdammt wütend zu sein. Jeder der anwesenden Schüler beobachtete uns mit gespannten Gesichtern. Doch keiner wagte es auch nur einen Laut von sich zu geben. Logan wirkte so angespannt, als würde er jeden Moment wie eine tickende Zeitbombe explodieren.

»Vielleicht hatte dieses Treffen ja keinerlei Bedeutung für Mr. Darcy gehabt«, brachte er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Oh, also verabredete er sich mit dieser anderen Frau doch nur wegen dem Sex? Oder diente sie zur Ablenkung? Beides wäre höchst verwerflich, Mr. Black, finden Sie nicht auch?« Ich legte den Kopf zur Seite und setzte das freundlichste Lächeln auf, das ich besaß.

»Das reicht, Drea. Raus. Ich sehe Sie nach dem Unterricht in meinem Saal.«

»Nichts lieber als das.« Murmelte ich in mich hinein und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.


Hallöchen,

hier ist endlich Kapitel 9 ! Ein extra langes Kapitel ;) Ich bin schon wahnsinnig auf eure Rückmeldung gespannt! Scheut euch nicht zu kommentieren, ich freue mich über jedes einzelne Kommentar !

Und nicht vergessen einen Stern zu hinterlassen! :)

GLG Lora

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