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Kapitel 29

- POPPY -

»Sag bloß du hast mir meinen Marshmallow gestohlen?«, fragte Poppy und starrte mit großen Augen auf den Stock in ihren Händen, an dem sich kurz zuvor noch die klebrige Süßigkeit befunden hatte. Bestürzt wanderte ihr Blick zu Timmy, der gleichgültig mit den Achseln zuckte.

»Mann Timmy, das war der letzte!«, sie stieß ihm einen Ellenbogen in die Rippen und verzog beleidigt das Gesicht.

»Ach komm schon, Pops«, Timmy lachte. »Ich hab dich vor einer Nacht fürchterlicher Bauchschmerzen bewahrt, immerhin hast du die erste Tüte ganz alleine verdrückt.«

Sie warf ihm einen mürrischen Blick zu und unterdrückte ein Gähnen. Ruby, Timmy, Danny und sie waren die letzten, die noch am Feuer saßen. Naja, mal abgesehen von den Lehrern. Doch Mr Sawyer und Ms Connors, die Poppy gegenüber saßen, waren schon seit Stunden in eine Unterhaltung vertieft, sodass auch sie offensichtlich die Zeit vergessen hatten.

Sie schienen sich äußerst gut zu verstehen, nun ja, etwas zu gut, wie es den Anschein hatte. Es wirkte, als hätte es zwischen ihnen gefunkt. War Ms Connors jedoch nicht zu jung und zu hübsch für einen alten, langweiligen Sack wie Mr Sawyer? Wie konnte man jemanden anziehend finden, der sich offenkundig nur für Geschichte und irgendwelche Menschen interessierte, die schon vor Jahrzehnte das Zeitliche gesegnet hatten? Poppy konnte darüber nur den Kopf schütteln und warf einen Blick auf die Uhr.

Mein Gott, es war bereits kurz vor Mitternacht! Normalerweise wäre schon lange Zimmerruhe. Die Tatsache, dass Mr Sawyer und Ms Connors dies mit keinem Ton erwähnt hatten, war nur ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr sie auf ihre Unterhaltung konzentriert waren.

Poppy spitzte kurz die Ohren, um herauszufinden worüber die beiden sich unterhielten. Sie meinte irgendetwas über den ersten Weltkrieg herauszuhören und rollte mit den Augen. Das war ja klar. Seufzend streifte sie sich die Decke ab, die Timmy ihr vorhin über die Schulter gelegt hatte und erhob sich.

»Ich glaube ich werde nach oben gehen«, sie streckte sich ausgiebig und warf einen Blick in die Runde. Ruby tat es ihr gleich und nickte zustimmend.

»Ja es ist wirklich schon ziemlich spät.«

Die Aufbruchstimmung schien nun auch Mr Sawyer und Ms Connors aus ihrem Gespräch zu reißen und die beiden schauten überrascht zu ihnen auf.

»Ach du meine Güte, ich habe völlig die Zeit vergessen«, murmelte Mr Sawyer, mehr zu sich selbst, als zu ihnen und warf einen gehetzten Blick auf seine Armbanduhr.

»Lieber Himmel! Schon so spät?«, wie von der Tarantel gestochen schreckte er auf und fuhr sich in einer hastigen Geste durchs Haar.

»Jetzt machen Sie sich mal nichts ins Hemd, Mr Sawyer, alles easy. Was am Lagerfeuer passiert, bleibt am Lagerfeuer, nicht wahr?«, erwiderte Poppy mit zuckersüßer Stimme und einem verschwörerischen Zwinkern in Ms Connors Richtung.

»Miss Whitehill, es ist schon seit zwei Stunden Zimmerruhe! Sie können froh sein, dass es kein Ärger gibt und ich so nachgiebig mit Ihnen bin.«

Empört hob Poppy die Brauen. Mr Swayer hatte wohl ihr Temperament und ihre scharfe Zunge glatt vergessen, doch Poppy hatte kein Problem damit, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.

»Na ich bitte Sie, Mr. Sawyer. Es ist nicht meine Schuld, wenn Sie den ganzen Abend über mit Ihrer Kollegin flirten und die Zeit aus den Augen verlieren«, erwiderte sie schroff. Mr Sawyers Kopf lief hochrot an und ein ertappter Ausdruck schlich sich über seine Gesichtszüge.

»Ms Whitehill! Also ... Hier hat niemand geflirtet. Ich verbitte mir einen solchen Ton!«, entrüstet stemmte er die Hände in die Hüften.

»Mann, ihr Lehrer seit doch alle gleich«, nuschelte Poppy kopfschüttelnd vor sich hin. Ehe Mr Sawyer seinem Ärger erneut Luft machen konnte, war Ruby direkt zur Stelle.

»Okay, ich denke es ist jetzt an der Zeit zu gehen. Danke für Ihre Nachsicht mit uns, Mr Sawyer. Noch eine gute Nacht«, sie packte Poppy, die bereits Widerspruch erheben wollte, bei den Schultern und dirigierte sie gemeinsam mit Timmy zum Eingang des Hotels.

»Hey, was sollte das? Ich war noch nicht fertig mit Ihm!«, protestierte Poppy, ließ sich aber widerwillig von Ruby und Timmy ins Hotel führen. Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihre Freunde grimmig an.

»Du solltest wirklich mehr darauf achten, wie du mit Lehrern sprichst, Poppy«, sagte Danny und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. Poppy hob lediglich eine Braue.

»Und du solltest mehr darauf achten, wie du Frauen behandelst, wenn du nochmal eine abbekommen willst«, konterte sie giftig. Im nächsten Moment realisierte sie jedoch, dass ihre Aussage selbst in ihren Ohren etwas zu harsch geklungen hatte. Auch Danny war die unterschwellige Botschaft im Bezug auf seinen Betrug an Drea wohl nicht entgangen. Reumütig ließ er den Kopf hängen und verzog zerknirscht das Gesicht. Eine unangenehme Stille entstand unter den Vieren und Poppy spürte, dass Rubys und Timmys Blicke zwischen ihr und Danny hin und her wanderten. Poppy räusperte sich schuldbewusst.

»Sorry«, mehr bekam sie nicht über die Lippen, was aber selbst für ihre Verhältnisse schon ein großes Zugeständnis war. Immerhin hatte sie Danny seinen Fehltritt noch nicht so ganz verziehen, Ja, Poppy konnte ziemlich nachtragend sein.

»Schon okay, du hast ja recht«, räumte er ein und strafte sogleich wieder die Schultern. »Kommt, wir bringen euch noch nach oben.«

Poppy nickte und folgte den beiden Jungs die Treppe nach oben, die in das Stockwerk führte, auf dem sich ihr Zimmer befand. Vor ihrer Tür angekommen, zog Ruby die Schlüsselkarte hervor und öffnete schon einmal die Tür.

»Hm, seltsam, das Licht ist ja noch an, ich dachte Drea wollte sich schlafen legen«, sagte Ruby verwundert und trat in das Zimmer ein. Poppy warf einen Blick über die Schulter in das Zimmerinnere, drehte sich aber gleich wieder zu Timmy um.

»Also dann, gute Nacht«, sagte sie und blickte ihm tief in die Augen.

»Gute Nacht, Poppy«, er erwiderte ihren Blick und trotz der Verabschiedung machte er keinerlei Anstalten gehen zu wollen. Stattdessen starrten sie sich einfach nur stumm an.

»Okay ähm ... ich werd dann mal schon mal vorgehen«, Danny neben ihnen räusperte sich verlegen, aber selbst dies schien die beiden nicht dazu veranlassen, voneinander abzulassen.

Irgendwie empfand Poppy die Situation als seltsam. Jedoch war sie außerstande ihren Blick von Timmys blauen Augen abzuwenden. Trotz ihrer Aussprache und der Tatsache, dass sie sich wieder wie vor ihrem Streit verhielten, hatte sie das Gefühl, als hätte sich doch irgendetwas zwischen ihnen verändert. Sie war sich absolut sicher, dass sie dieses Bauchkribbeln und dieses verdammte Herzrasen, das sie jetzt verspürte, zuvor nicht gehabt hatte.

Und das verunsicherte Poppy. Sehr.

Bisher hatte sie immer geglaubt, dass Lukas derjenige war, für den ihr Herz schlug. Dass er es war, der in ihr diese Gefühle von Aufregung und Nervosität hervorrief. Doch seit Timmys Kuss letztes Thanksgiving war sie völlig durcheinander. Ihre Gefühle spielten verrückt und sie konnte nicht mehr aufhören an Timmy zu denken.

Zudem hatte ihr letztes Gespräch mit Lukas kein sehr gutes Ende genommen. Er hatte ihr gestanden, Joanna geküsst zu haben, Mr Blacks Schwester. Es hatte Poppy zwar durchaus auf gewisse Weise verletzt, aber sie war doch überrascht davon, wie leicht sie darüber hinwegkommen war. Ihr war natürlich klar, dass ein weiteres Gespräch mit Lukas unumgänglich wäre. Sie wollte nicht, dass diese Trennung ihre Freundschaft zu Drea belastete. Darum musste sie dringend noch einmal mit ihm sprechen und diese Sache aus der Welt schaffen.

Und dann hätte sie ausreichend Zeit, um ihren Gefühlen für Timmy auf den Grund zu gehen. Ja, das war ein guter Plan.

Ein Rumpeln und ein anschließendes Fluchen, das aus dem Innern ihres Zimmers kam, ließ Poppy dann doch aufhorchen. Sie riss sich von Timmy los und warf einen Blick über die Schulter. Ruby kam mit einem besorgten Gesichtsausdruck zur Zimmertür zurück.

»Drea ist verschwunden!«, kam es überstürzt aus ihrem Mund.

»Was meinst du mit verschwunden?«, Poppys Brauen verzogen sich zu einer verwirrten Linie und fragend erwiderte sie Rubys Blick.

»Na so wie ich es sage! Sie ist nicht hier, Poppy!«

»Hast du im Badezimmer nachgeschaut?«

»Ja, verdammt! Ich finde sie nicht«, Ruby gestikulierte wild mit den Händen, ehe sie ihr Handy aus der Hosentasche hervor holte. »Und eine Nachricht hat sie mir auch nicht geschickt. Hat sie dir vielleicht irgendetwas geschrieben?«

Eilig kramte Poppy ihr iPhone aus der Jackentasche und warf einen Blick darauf.

Nichts.

Nun bekam auch sie ein mulmiges Gefühl. Das war gar nicht Dreas Art, einfach so und ohne ein Wort zu verschwinden. Besonders um diese Uhrzeit nicht. Poppy schluckte schwer und strich sich nervös übers Gesicht, während sie überlegte, was sie nun tun sollte.

»Hey, was ist denn los?«, erklang es nun von Danny, der ein paar Meter weiter im Flur stehen geblieben war und sich zu ihnen umdrehte.

»Drea ist nicht hier und wir wissen nicht, wo sie ist«, rief Timmy ihm über den Flur hinweg zu. Sofort änderte sich Dannys Körperhaltung und mit eiligen Schritten kam er wieder zu ihnen zurück.

»Habt ihr versucht sie anzurufen?«, wollte er wissen. Auf diese Idee war Poppy noch gar nicht gekommen. Verneinend schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder ihrem Telefon zu. Hektisch suchte sie Dreas Kontakt aus dem Adressbuch heraus und wählte ihre Nummer. Keine Sekunde später hörte sie den Klingelton von Dreas Handy aus dem Zimmer ertönen. Poppy sprintete, gefolgt von den anderen, ins Zimmer und entdeckte das Gerät auf dem Nachttisch neben ihrem Bett.

Unbehagen breitete sich in ihr aus und sie bekam das ungute Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.

»Okay«, sie wandte sich zu den anderen um. »Ruby und ich suchen im Hauptgebäude. Timmy und Danny? Ihr übernimmt die Ostseite. Wir treffen uns danach hier.«

Alle nickten einverstanden und begaben sich sofort auf die Suche. Irgendwo musste Drea sich schließlich herumtreiben. Sie konnte ja nicht einfach vom Erdboden verschluckt sein. Die vier teilten sich auf und begaben sich auf die Suche. Kurze Zeit später trafen sie sich wieder im Zimmer der Mädchen. Poppy eilte sofort zur Tür, als jemand anklopfte. Doch zu ihrem Bedauern waren es nur Timmy und Danny.

»Habt ihr sie gefunden?«, platzte es sofort aus ihr heraus. Die beiden schüttelten nur den Kopf und entmutigt ließ Poppy die Schultern hängen. Wo zum Teufel sollte Drea denn sonst sein? Es musste definitiv etwas vorgefallen sein, andernfalls hätte Drea Bescheid gegeben, da war sich Poppy sicher. Angestrengt überlegte Poppy, als ihr auch schon plötzlich eine Idee kam. Natürlich! Es wäre die einzigst logische Erklärung.

Sie drehte sich auf dem Absatz um und starrte in die besorgten Gesichter ihrer Freunde.

»Weiß jemand, wo Mr Blacks Zimmer ist?«, ohne groß darüber nachzudenken, waren die Worte nur so aus Poppy herausgesprudelt. Sofort spiegelte sich Verwirrung auf den Gesichter der anderen wider und Poppy wusste genau, welche Frage in diesem Moment in ihren Köpfen herum geisterte.

Was hat Mr Black damit zu tun?

Nun ja, sie konnte ja immer noch die Ausrede anbringen, dass sie Dreas Verschwinden einem Lehrer melden wollte. Aber falls Drea wirklich bei ihm war, wie Poppy es nun vermutete, dann hatte sie keine Ahnung, wie sie es den anderen erklären sollte.

»Er hat das Zimmer direkt neben unserem, am Ende des Korridors. Aber wieso sollte Drea denn bei Mr Black sein?«, Timmy war sichtlich verwirrt, genauso Ruby, was Poppy den beiden nicht übel nehmen konnte. Doch als Poppys Blick zu Danny schweifte, erkannte sie etwas in seinem Blick, etwas, das anders war, als bei Ruby und Timmy. Danny wusste genau, was Poppy in diesem Moment dachte. Er wusste genau, wo Poppy Drea vermutete und er wusste auch, weshalb.

»Ich ... Ich meine ja nur, wir müssen schließlich einen Lehrer informieren und ich habe gesehen, dass Mr Black auf unserem Stockwerk ist«, sie versuchte beiläufig zu klingen und machte sich sogleich auf den Weg hinaus auf den Flur. Als sie bemerkte, dass die anderen ihr folgten, stoppte sie kurzerhand, wobei ihre Freunde beinahe in sie hinein gelaufen wären.

Poppy drehte sich zu ihnen um und schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter.

»Wartet hier, okay?«, sie warf ihnen einen eindringlichen Blick zu. Doch ihre Bitte schien Ruby und Timmy nur noch mehr zu verwirren. Danny hingegen sah sie aus ernsten Augen an. Gerade, als Poppy schon halb erwartete, dass er in einer seiner Eifersuchtsanfälle ausbrechen würde, nickte er überraschender Weise.

»Wir warten hier«, sagt er. Sie tauschten einen kurzen Blick mit ihm aus, der eine eindeutige Botschaft enthielt. Stumm dankte Poppy ihm und drehte sich dann wieder um. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie auf Logans Zimmer am Ende des Flurs zu marschierte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie all das erklären sollte, falls sich ihre Vermutung bestätigte. Einerseits hoffte sie inständig, dass Drea nicht bei Mr Black war. Andererseits aber würde dies bedeuten, dass sie woanders sein musste, dass sie tatsächlich verschwunden war und keiner wusste, wo sie sich aufhielt. Beide Optionen wären alles andere gut.

Vor der Tür mit der Zimmernummer 309 blieb sie stehen. Einen tiefen Atemzug nehmend hob sie zögernd die Hand und klopfte dreimal an. Ein ganzer Augenblick verstrich, in dem sich nichts tat. Poppy klopfte noch einmal. Ein Poltern war zu hören. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und vor ihr stand ein verschlafener Mr Black. Lediglich bekleidet mit einer Schlafhose, nebenbei angemerkt.

Poppy hob die Brauen und ließ ihren Blick über ihn wandern.

Wow. Jetzt konnte sie Dreas Besessenheit von ihm eindeutig nachvollziehen. Naja, zum Teil jedenfalls. Er hatte einen wirklich durchtrainierten Körper und mit seinem wirren, blonden Haar und den eisblauen Augen sah er einfach nur unverschämt gut aus. Tja, leider entsprach er nur so rein gar nicht Poppys Geschmack. Er war ihr zu konservativ und zu öde. Mit seiner ernsten Miene wirkte er stets wie eine langweilige Spaßbremse, als hätte er noch nie etwas von dem Wörtchen Humor gehört. Allerdings musste man ihm zugestehen, dass Poppy auch einen ganz speziellen Sinn für Humor besaß, mit dem nicht jeder so gut zurecht kam.

»Penelope?«, müde rieb er sich übers Gesicht, als müsste er sich erst versichern, dass er nicht träumte.

»Warum sind Sie um«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stutze. »Kurz nach Mitternacht noch auf? Es ist schon lange Zimmerruhe!«

Sie hob den Blick wieder und sah ihm ins Gesicht.

»Naja, ich bin hier, weil ...«, sie senkte ihre Stimme etwas und warf einen Blick über die Schulter zu ihren Freunden, die noch immer ein paar Meter entfernt standen und das Geschehen neugierig beobachteten. Mr Black folgte ihrem Blick und hob verwundert die Brauen, als er Ruby, Timmy und Danny entdeckte.

»Okay, was ist hier los?«, verlangte er zu wissen und verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust.

»Drea ist verschwunden und ich dachte, dass sie ... dass sie vielleicht bei Ihnen ist?«, platzte es aus Poppy heraus. Mittlerweile bezweifelte sie jedoch, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Mr Black wirkte, als wäre er gerade aus dem Bett geworfen worden, was gewissermaßen ja auch stimmte. Von Drea fehlte jede Spur.

»Drea ist verschwunden?«, mit einem Mal stand Mr Black aufrecht da und schien hellwach zu sein. »Ist sie denn nicht auf ihrem Zimmer?«

Poppy schüttelte verneinend den Kopf.

»Als wir eben von dem Lagerfeuer nach oben kamen, war sie nicht da«, Poppy hielt kurz inne und spürte, wie sie von einer Welle Nervosität erfasst wurde. »Sie wollte früher nach oben gehen, weil es ihr nicht gut ging.«

»Wann war das?«, wollte Mr Black wissen und Poppy meinte auch aus seiner Stimme eine gewisse Besorgnis heraushören zu können. Er drehte sich um und verschwand in seinem Zimmer, wahrscheinlich um sich etwas überzuziehen. Die Tür ließ er angelehnt, um Poppys Antwort noch verstehen zu können.

»Ich weiß nicht genau«, rief sie durch den Türspalt hindurch und runzelte die Stirn, während sie überlegte. »Acht Uhr etwa?«

Eine Minute später erschien er wieder im Türrahmen, gekleidet mit einer grauen Cargohose, einem weißen Longsleeve und einem blauen Mantel, der ihm leger und offen auf den Schultern lag.

»Ihr habt sie also zuletzt am Feuer gesehen?«, fragte er, während er sich hinab beugte, um seine Boots zu schnüren.

»Ja, sie wollte wie gesagt nach oben. Ich vermute, dass sie auch auf dem Zimmer war, ihr Handy lag nämlich dort, aber ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt sein könnte. Wir haben schon überall im Hotel gesucht!«

Mr Black erhob sich wieder und folgte Poppy mit schnellen Schritten zu den anderen.

»Ich werde Mr Sawyer und Ms Connors Bescheid geben. Ihr geht bitte zurück auf eure Zimmer«, erwiderte er beim Gehen.

»Machen Sie Witze? Wir helfen natürlich beim Suchen!«, hielt Poppy augenblicklich dagegen und warf ihm einen bösen Blick zu. »Wenn Sie wirklich denken, dass wir untätig hier rumsitzen, dann kennen Sie uns schlecht«, angriffslustig reckte sie das Kinn vor. Mr Black seufzte lediglich entnervt, während er seine Schritte beschleunigte.

»Na schön, wir treffen uns unten im Foyer«, er sprach die Worte gerade aus, als sie bei den anderen ankamen. Poppy stoppte, während er ohne ein Wort der Begrüßung an ihnen vorbei rauschte. Jedoch entging ihr nicht, dass er und Danny und sich einen flüchtigen, rivalisierenden Blick zuwarfen. Während Dannys Augen pure Eifersucht ausstrahlten, wirkte Mr Blacks Blick eher gleichgültig, fast schon herablassend. Innerlich seufzte Poppy. Männer.

Nachdem Mr Black um die Ecke verschwunden war, drehten sie sich der Reihe nach zu Poppy um und bombardierten sie mit Fragen.

»Worüber hast du mit ihm gesprochen?«, verlangte Timmy zu wissen.

»Weiß er wo Drea ist?«, funkte Danny dazwischen.

»Wo ist er hingegangen?«, fragte Ruby »Und was machen wir jetzt?«

»Leute!«, donnerte Poppy laut dazwischen und rieb sich überfordert die Schläfen. Sie konnte gar nicht richtig nachdenken, wenn alle so wild durcheinander redeten.

»Jetzt macht mal langsam! Ich mache mir auch Sorgen, um Drea, okay? Aber wir müssen ruhig bleiben. Wir sollen im Foyer unten warten. Mr Black ist Mr Sawyer und Ms Connors holen und dann besprechen wir, wie wir weiter vorgehen.«

Es herrschte kurze Stille, ehe einer nach dem anderen langsam und mit einem Kopfnicken einwilligte.

»Gut, dann lasst uns nach unten gehen, kommt schon«, Poppy machte eine einladende Geste mit der Hand und schon setzte sich alle in Bewegung. Im Foyer angekommen, ließen sie sich vor dem Kamin auf den Sofas nieder. Eine bedrückende Stille lag in der Luft, während jeder in Gedanken vor Sorge bei Drea war. Es dauerte nicht lange bis Mr Black gemeinsam mit Mr Sawyer und Ms Connors zu ihnen stieß. Auch auf den Gesichtern der beiden anderen Lehrer spiegelte sich Bekümmertheit wider.

»Wir haben gerade mit dem Rezeptionisten gesprochen, aber auch er scheint Drea nicht gesehen zu haben«, sagte Mr Black an Poppy gewandt. »Habt Ihr eine Idee, wo sie sonst noch hingegangen sein könnte oder was mit ihr los war?«

Allmählich war die Sorge in Mr Blacks Gesicht kaum noch zu übersehen. Nervös fuhr er sich durchs Haar, während sein Kiefer angestrengt mahlte. Poppy überlegte, doch ihr wollte einfach keine plausible Antwort einfallen.

»Ich weiß es nicht«, wieder schüttelte sie nur entmutigt den Kopf.

»Herrgott Penelope! Sie sind ihre beste Freundin!«, herrschte Mr Black sie plötzlich mit erhobener Stimme energisch an. »Denken Sie verdammt nochmal nach!«

Poppy zuckte beim Klang seiner Stimme erschrocken zusammen und starrte ihn aus großen Augen an. Noch nie hatte sie ihn derart die Beherrschung verlieren sehen. Stets war er diszipliniert und ruhig. Er gehörte zu der Sorte Mensch, die nicht so leicht aus der Reserve zu locken waren, selbst wenn sie wieder einmal einen ihrer unmöglichen Witze im Unterricht gerissen hatte. Doch ihn derart die Stimme erheben zu hören, damit hatte sie nicht gerechnet. Allerdings war es wohl nur ein Zeichen dafür, wie sehr er sich innerlich um Drea sorgte, weshalb Poppy es ihm nicht wirklich übel nehmen konnte.

»Logan, beruhigen Sie sich«, wandte sich nun Ms Connors zu Wort und sah Mr Black aus verständnislosen Augen an. »Wir werden das Mädchen schon finden, kein Grund sich derart im Ton zu vergreifen.«

»Entschuldigen Sie«, Mr Black wich von Poppy zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Nervös fuhr er sich mit beiden Händen übers Gesicht.

Poppy hatte wirklich Mitleid mit ihm. Es musst schrecklich für ihn sein, seiner Sorge nicht einmal Luft machen zu können, stets darauf bedacht zu sein, sich nichts anmerken zu lassen. Eine geheime, verbotene Liebe hatte eben auch ihre Nachteile. Natürlich machte Poppy sich auch Gedanken um ihre beste Freundin, aber konnte sie denn etwas für Dreas Verschwinden? War sie Schuld daran? Was, wenn Drea etwas Schlimmes zugestoßen war? Wenn sie Hilfe brauchte? Immerhin war es ihr vorhin schon nicht besonders gut gegangen. Angst begann Poppy den Hals zuzuschnüren. Gott, sie fühlte sich miserabel. Sie hätte einfach mit Drea nach oben gehen sollen, sie begleiten sollen. Was war sie nur für eine schlechte Freundin!

Aber vielleicht hatte Mr Black wirklich recht. Niemand kannte Drea so gut, wie Poppy. Sie und Drea waren schon jahrelang die besten Freundinnen. Sie hatten gemeinsam den ersten Liebeskummer bekämpft, als die Jungs plötzlich begannen interessant zu werden. Es war Drea, mit der Poppy sich zum ersten Mal in einen Club geschmuggelt und so richtig betrunken hatte, ja, die beiden waren durch dick und dünn gegangen!

Poppy konnte herausfinden, wo Drea war, dessen war sie sich sicher. Angestrengt kniff sie die Augen zusammen und überlegte. Sie ging noch einmal die letzten paar Stunden durch, von Anfang bis Ende. Drea war es vorhin schon nicht so gut ergangen. Allerdings musste sie in ihrem Zimmer gewesen sein, immerhin hatte ihr Handy auf dem Nachttisch gelegen. Aber was, wenn es ihr noch immer nicht besser gegangen war, nachdem sie sich hingelegt hatte? Poppy versuchte sich so gut es ging in Drea hineinzuversetzen. Was hätte sie an ihrer Stelle wohl getan?

Plötzlich kam ihr eine Idee und sie riss entsetzt die Augen auf.

»Wir müssen draußen suchen! Wir haben noch gar nicht draußen gesucht!«, wie vom Blitz getroffen fuhr sie hoch und zog eilig den Reißverschluss ihre Jacke zu.

»Draußen? Weshalb sollte sie bei diesen Temperaturen denn rausgehen?«, Mr Sawyer wirkte sichtlich irritiert.

»Drea hat sich vorhin nicht wohl gefühlt! Was, wenn sie nach draußen gegangen ist, um frische Luft zu schnappen?«, wild gestikulierte Poppy mit den Händen, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen. Im Vergleich zu Mr Sawyer schien Mr Black direkt zu begreifen und nickte zustimmend. Noch ehe jemand richtig reagieren konnte, war er schon zur Tür gelaufen. Poppy folgte ihm auf den Fersen und auch die anderen schlossen sich ihnen an. Kaum waren sie durch die Tür getreten, schlug ihnen die eiskalte Dezemberluft entgegen. Poppy fröstelte und schlang sich die Jacke enger um ihren Körper. Kurz schaute sie hinauf in den Himmel, von dem still und leise kleine Schneeflöckchen herab rieselten.

Mein Gott, Poppy hoffte inständig, dass Drea hier draußen nichts zugestoßen war, insbesondere bei diesen Temperaturen! Besser noch, wenn sie erst gar nicht hier draußen war, aber Poppys Gefühl sagte ihr, dass sie mit ihrer Intuition richtig lag.

Die anderen begannen laut Dreas Namen zu rufen, während sie suchend die Gegend um das Hotel abliefen. Poppy tat es ihnen gleich und schlug den schmalen Waldweg ein, der hoch zum Besucherzentrum führte. Als sie auf den Boden blickte, entdeckte sie ganz leicht den Abdruck von Schuhen, der weiter Richtung Wald führte. Er war fast nicht mehr zu erkennen, da er von Neuschnee überdeckt war, doch die Umrisse waren noch zu erkennen. Poppys Herz begann aufgeregt zu klopfen, als sie den Kopf hob.

»Drea! Kannst du mich hören?«, ihr Rufen durchbrach das Schweigen der dunklen Nacht und hallte im Wald wider wie ein Echo. Sie erhielt keine Antwort. Poppy hielt kurz inne, während ihre Augen versuchten sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie ließ ihren Blick schweifen, nahm das Besucherzentrum in Augenschein, die Bäume und ... Moment mal, was war das? Beinahe hätte Poppy es übersehen; ein kleiner dunkler Fleck am Waldrand des Besucherzentrums. Ihre Augen wanderten zu dem Punkt zurück und kniffen sich konzentriert zusammen, um eine bessere Sicht erhalten zu können.

»Oh mein Gott«, flüsterte sie fassungslos und das Herz sank ihr in die Hose. Panik erfasste Poppy, als sich das Bild vor ihren Augen aufklärte.

»Ich habe sie gefunden!«, sie schrie so laut sie konnte. »Hier drüben!«

Und dann setzte sie sich in Bewegung. Sie rannte so schnell durch den Schnee, wie ihre Beine es zuließen. Die eiskalte Luft schmerzte ihr in den Lungen und ihre Schuhe waren sicherlich durchnässt, da sie nur ihre Sneaker an hatte, aber das war ihr egal. Alles was in diesem Moment zählte, war ihre beste Freundin, die einige Meter entfernt bewusstlos im Schnee lag.

Sie erreichte Drea fast zeitgleich mit Mr Black, der sich völlig atemlos vor ihr zu Boden sinken ließ. Dreas Haut war leichenblass, fast schon blau. Ihre Augen waren geschlossen und hätte Poppy es nicht besser gewusst, wirkte Drea beinahe, als würde sie nur schlafen. Innerlich wünschte Poppy sich, dass das stimmen würde, dass Drea jeden Moment die Augen aufschlagen würde und alles in bester Ordnung wäre. Doch es passierte nichts. Poppy wollte sich gar nicht ausmalen, wie lange sie schon hier draußen lag. Auch die anderen erreichten sie nun mit fassungslosen Gesichtern.

»Fuck«, hörte Poppy Mr Black laut fluchen und im nächsten Moment beugte er sich über Drea, um ihren Puls zu fühlen. Auch Poppy legte Drea eine Hand an die Wange, um ihre Temperatur zu fühlen. Mein Gott, sie war völlig unterkühlt! Tränen stiegen in Poppys Augen und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

»Sie hat noch Puls. Ruft einen Krankenwagen!«, schrie Mr Black den anderen zu, während er Drea näher an sich heranzog.

»Mr Black, das nächste Krankenhaus ist mindestens zwei Stunden von hier entfernt, was ...«, Timmy schien gar nicht zu wissen, wie er mit der Situation umgehen sollte. Aus großen entsetzten Augen sah er auf Dreas bewusstlosen Körper hinab.

»Verdammt! Ruft einfach irgendwo an, wo sie Hilfe bekommt, das ist doch nicht so schwer!«, Mr Black brüllte Timmy regelrecht an. Timmy zuckte leicht zusammen und kramte hektisch nach seinem Handy.

»Lassen Sie, Timmy. Ich mache das«, Mr Sawyer nahm Timmy das Handy aus den zitternden Händen und wählte eine Nummer. Er schien offenbar der einzige zu sein, der noch bei klarem Verstand war und einen kühlen Kopf bewahrte. Gedämpft drang seine Stimme an Poppys Ohr, doch sie nahm kaum ein einziges Wort wahr. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Drea.

Mr Black hielt sie noch immer in den Armen und strich ihr behutsam die dunklen Strähnen aus dem Gesicht.

»Drea, komm schon, wach auf. Bleib bei mir«, seine Stimme brach und Poppy glaubte fast Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen.

»Wir müssen sie rein bringen, bis wir Hilfe bekommen. Sie ist eiskalt«, hörte Poppy sich selbst sagen und schaute zu Mr Black auf. Doch er schien Poppys Aussage gar nicht richtig wahrzunehmen, er stand vollkommen neben sich.

»Bitte verlass mich nicht«, flüsterte er Drea leise zu und strich immer wieder ganz vorsichtig, als könnte sie zerbrechen, mit der Hand über ihre Wange. Er drückte sie noch fester an sich heran. Der Anblick ließ Poppy das Herz schmerzen und auch sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie weinte. Weinte, um Drea, weinte, weil sie heute Abend nicht für sie da gewesen war, weil sie sie alleine gelassen hatte und nun fürchterliche Angst davor hatte, ihre Freundin für immer zu verlieren. Aber sie weinte auch, weil es ihr das Herz brach, Mr Black nun so zu sehen. Der Schmerz und die Angst waren ihm regelrecht vom Gesicht abzulesen. Niemals hätte sie gedacht, dass er so viel für Drea empfand, aber das Bild, welches sich ihr nun bot, drückte nichts anderes aus, als die pure Verzweiflung der Liebe.

Hellooo !

Naa wie fandet ihr das Kapitel aus Poppys Sicht? Schreibt mir ein Feedback in die Kommentare !

Ich bin schon wahnsinnig gespannt darauf, was ihr von dem Kapitel hält!

Und vielen lieben Dank nochmal für eure zahlreichen Votes & Kommentare. Sie haben mich so sehr motiviert, dass ich direkt weiter schreiben musste haha :D

Eure Lora x

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