Kapitel 25
Songempfehlung: Anna Of The North - Lovers
Das graue Mondlicht fiel sanft auf sein goldenes Haar und erhellte die markanten Gesichtszüge, die ich mittlerweile in- und auswendig kannte. Selbst aus der Entfernung konnte ich die stechende Farbe seiner Augen erkennen. Je näher er jedoch kam, desto mehr veränderten sie sich im Schein des Mondes, wirkten beinahe schon silbern.
In dem Moment, als ich Logan erkannte, stand mein Herz für ein paar Sekunden still. Es hörte auf zu schlagen. Einfach so.
Die Hände hatte er in den Taschen einer braunen Wildlederjacke versteckt, während er langsam auf mich zu kam.
»Hey«, hörte ich ihn mit rauer, melodischer Stimme sagen. Der Klang jagte mir einen gewaltigen Schauer über den Rücken und mit jedem Schritt, den er näher kam, spürte ich die Spannung in meinem Körper wachsen, als wäre ich ein Magnet, der von seinem Gegenpol angezogen wurde. Keine Chance zu entkommen. Ich war diesem Gefühl hilflos ausgeliefert.
Ich wusste nicht, ob es an der magischen Atmosphäre lag, das Mondlicht, der Sternenhimmel, die Natur... Doch in diesem Moment war die Anziehung zu Logan so groß, dass mir sogar die simpelsten Dinge, wie das Atmen, schwer fielen.
Als er schließlich vor mir stand, zwang mich der Blick aus seinen Augen fast in die Knie.
»Hi«, erwiderte ich atemlos und sah zu ihm auf. Ich schluckte schwer und versuchte mich zu sammeln. »Was machst du hier draußen?«
Seine Lippen formten ein schiefes Lächeln.
»Ich habe dich rausgehen sehen.«
»Oh... Okay«, ich zog die Brauen hoch und nickte. »Und warum bist du mir gefolgt?«, es fiel mir unheimlich schwer einen gerade Satz herauszubringen. Seine unmittelbare Nähe brachte mich so sehr aus dem Gleichgewicht, dass mir nicht ein einziger, vernünftiger Gedanke in denn Sinn kommen wollte.
Und während ich mit aller Kraft um Fassung rang, schien Logan dagegen die Ruhe in Person zu sein. Noch immer lag dieses schiefe Grinsen auf seinen Lippen, das meinen Magen Achterbahn fahren ließ. Als wüsste er genau, welche Wirkung er auf mich hatte.
»Es ist an der Zeit, dass wir uns unterhalten, Drea«, aus klaren, undurchdringlichen Augen sah er mich nun an und wartete auf eine Antwort.
Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande. Nervosität ergriff Besitz von mir und mit einem Mal wurde mir völlig schwindlig. Unsicherheit und Angst breitete sich in meinem Innern aus. Was wenn Logans Entscheidung negativ ausgefallen war? Mir war durchaus klar, dass ich diejenige gewesen war, die nach diesem Gespräch verlangte. Diejenige, die Logan die Pistole auf die Brust setzte und ihn vor ein Ultimatum gestellt hatte. Es war nicht abwegig, dass er sich gegen mich entscheiden könnte. Das musste mir klar sein. Dennoch hatte mein Unterbewusstsein ein Eigenleben entwickelt. Tief in mir schlummerte seit Tagen schon die Hoffnung, dass Logan uns eine Chance gab. Dass er endlich begriff, dass es keinen Sinn hatte gegen diese Verbindung zwischen uns anzukämpfen.
»Drea, du zitterst«, plötzlich kam er näher und griff nach meiner Hand. »Ist dir kalt?«
Als hätte ich mich verbrannt entzog ich mich ihm und trat ein paar Schritte zurück. Verständnislos sah er mir ins Gesicht.
»Ich...«, tief holte ich Luft. »Ich kann nicht klar denken, wenn du mir so nahe bist und ich brauche meinen Verstand, wenn wir miteinander reden wollen.«
»Entschuldige«, sein rechter Mundwinkel begann zu zucken, als versuche er ein Grinsen zu unterdrücken. Gott, das machte mich verrückt.
»Warum gehen wir nicht ein Stück?«, schlug er mit einem Mal vor. Ich nickte zustimmend. Kurz darauf setzten wir uns in Bewegung und wateten nebeneinander durch den Schnee. Ein kleiner Spaziergang war womöglich gar keine so schlechte Idee, um mich von meiner Reaktion auf Logans Erscheinen etwas zu erholen. Naja, wenn das überhaupt irgendwie möglich war, denn so lange ich seine Anwesenheit spürte, raste mein Puls in rasanter Geschwindigkeit unaufhaltsam durch meine Adern.
Eine Zeit lang gingen wir stillschweigend nebeneinander her. Die Stille machte mich wahnsinnig, brachte mich dazu, mich nur noch mehr in meinen Grübeleien zu verstricken. Ungeduldig warf ich ihm einen Seitenblick zu und ehe ich mich versah, waren die Worte schon über meine Lippen gekommen.
»Welche Entscheidung hast du getroffen, Logan?«, ich schaute zu ihm auf. Ich musste endlich wissen, woran ich war. Keine Ausflüchte mehr.
Ich erkannte, dass sein Gesicht sich wieder zu dieser ernsten Maske formte. Auch sein Körper spannte sich nach meiner Frage unmerklich an. Instinktiv fragte ich mich, ob das ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen war. Logan war nach wie vor ein Mysterium für mich. Ein Mysterium, dass ich nur zu gerne entschlüsseln würde.
»Bevor wir darüber reden, Drea, möchte ich, dass du zunächst einmal verstehst, weshalb ich dich überhaupt verlassen hatte. Nach dem Vorfall in der Wohnung deiner Tante und unserem darauffolgenden Streit in meinem Klassenzimmer.«
Die Erinnerung an diese beiden Ereignissen ließen mich innerlich wie äußerlich frösteln. Ich versuchte sie stets so gut es ging aus meinem Gedächtnis zu streichen, wollte bloß nicht daran denken. Sie waren zu schmerzhaft für mich.
»Aber um das verstehen zu können, musst du erst einmal mich verstehen«, er nahm einen tiefen Atemzug, als müsste er sich auf die nächsten Worte mental vorbereiten. Als wäre die Tatsache, sie auszusprechen, das Schwierigste, was er jemals hatte tun müssen.
»Du erinnerst dich noch an Joannas Geschichte, als wir auf Michaels Hochzeit waren?«, fragend sah er mir in die Augen.
Natürlich wusste ich die Geschichte noch. In Gedanken erinnerte ich mich an den Tag zurück, als Joanna mir von ihrer und Logans Kindheit erzählte...
»Unsere Mutter Eleonore war ungefähr vier Jahre nach meiner Geburt ein drittes Mal schwanger geworden. Es sollte ein Junge werden. Zuhause haben Logan und ich mit Mum und Dad tagtäglich über seinen Namen gestritten«, Joanna lächelte bei dieser Erinnerung. »Schließlich hat Logan seinen Dickkopf durchgesetzt und wir einigten uns. Er sollte Caleb heißen. Alles schien perfekt. Kurz darauf diagnostizierte man bei unserem Dad Christopher Krebs. Er wollte dagegen ankämpfen und die Tatsache, dass er noch ein Kind erwartete, gab ihm unheimlich viel Kraft. Wir dachten, er könnte den Krebs besiegen, haben uns nicht unterkriegen lassen. Als es allerdings endlich so weit war und Caleb das Licht der Welt hätte erblicken sollen, erkannten die Ärzte keinen Herzschlag mehr. Es war eine Totgeburt. Zudem kam es zu Komplikationen während der Geburt. Mum starb kurz darauf an den Folgen«, Joannas Augen wurden glasig. »Sie fehlt mir sehr. Ich hätte gerne gewusst wie es ist, eine Mutter zu haben. Die vier Jahre, die ich mit ihr hatte waren einfach zu kurz.«
»Was ist mit eurem Vater geschehen?« Hakte ich vorsichtig nach. Auf Joannas Lippen trat ein trauriges Lächeln und sie schüttelte den Kopf.
»Kurz nach Mums und Calebs Tod hatte er nicht mehr die Kraft gehabt weiterhin gegen den Krebs anzukämpfen. Zwar versuchte er es für Logan und mich, doch er schaffte es nicht. Logan hatte ihm bis zu seinen letzten Tagen beigestanden. Ich dagegen nicht, Logan war der Meinung ich wäre noch zu klein gewesen dafür. Es war der absolute Horror. Insbesondere für Logan. Er und Dad waren ein Herz und eine Seele gewesen.«
»Und dann seid ihr in eine Pflegefamilie gekommen?«
Joanna nickte. »Ja, aber es dauerte zwei Jahre lang. Die Sozialarbeiter hatten nach einer geeigneten Familie gesucht, die bereit war uns beide zusammen aufzunehmen. Logan war dreizehn Jahre alt und ich acht, als sie schließlich eine gefunden hatten. Wir konnten unser Glück zunächst kaum fassen«, ihre Gesichtszüge verdunkelten sich jedoch. »Aber unser Pflegevater war Alkoholiker. Du kannst dir vorstellen, wir unser Leben dort ausgesehen hat.«
Noch immer überfiel eine Gänsehaut meinen Körper, wenn ich an Joannas Worte dachte. Es war wirklich schrecklich, was die beiden als Kinder hatten durchmachen müssen.
Mit einem Nicken signalisierte ich Logan, dass ich mich noch daran erinnerte. Mein Schweigen wertete er als Aufforderung, weiter zu sprechen.
»Die Zeit in der Pflegefamilie, bei der Joanna und ich nach dem Tod unserer Familie groß wurden, war nicht schön gewesen, Drea«, er schluckte schwer. »Ich dachte zuerst, dass wir nach all dem Kummer endlich einen Ort gefunden hatten, an dem wir zuhause waren. Ein paar Monate vergingen. Unser Adoptivvater trank zwar gerne mal einen über den Durst und ihn schien es auch nicht besonders zu interessieren, was mit Joanna und mir war, doch ich war recht zufrieden mit unserem Leben dort. Wir hatten ein Dach über dem Kopf und genügend zu Essen. Seine Trinkerei war also ein kleineres Übel, das wir eben entgegen nehmen mussten«, er zuckte die Achseln. Dann huschte allerdings ein dunkler Schatten über sein Gesicht.
»Als ich jedoch eines Nachts aufwachte, hörte ich vom Wohnzimmer aus seltsame Geräusche. Also ging ich nach unten«, Logan schloss die Augen, als sträubte sich alles in ihm, an die nächsten Ereignisse seiner Erinnerungen zurück denken zu müssen. »Ich habe unseren Adoptivvater dabei erwischt, wie er sich an Joanna vergriff. Ich bin natürlich sofort dazwischen. Habe versucht ihn aufzuhalten... Unsere Pflegemutter ist von dem Gekreische aufgewacht und kam ebenfalls nach unten. Doch sie ist einfach wimmernd zusammengesunken und hat weggeschaut. Und das hat sie auch in den folgenden Monaten getan, während wir dort lebten. Sie hat weggeschaut. Jedes Mal. Jedes Mal, wenn er Joanna anfasste...«, Logan stockte kurz und holte tief Luft, als wogen die nächsten Worte, die aus seinem Mund kamen, Tonnen. »Oder mich.«
Abrupt blieb ich stehen. Ich konnte nicht fassen, was Logan soeben ausgesprochen hatte.
Oder mich.
Hieß das etwa, dass Logan...? In meinem Kopf wollte ich diesen Satz nicht weiter denken, sträubte mich dagegen zu glauben, dass er etwas ähnliches wie ich hatte durchmachen müssen.
Noch ehe ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte, unterbrach Logan mich.
»Ja du hast richtig gehört. Mir wurde etwas ähnliches angetan, wie auch dir, Drea. Wie meiner Schwester. Jedes Mal, wenn er Hand an Joanna legen wollte, ging ich dazwischen, habe mich ihm angeboten, um sie zu schützen. Aber ganz offensichtlich stand unser Adoptivvater nicht besonders auf kleine Jungs«, Logan stieß ein freudloses Lachen aus. »Und so handelte ich mir stattdessen jedes Mal eine Tracht Prügel ein. Es schien ihm genauso viel Befriedigung zu geben.«
Logan schien völlig in seinen Erinnerungen gefangen zu sein. Ich konnte ihm ansehen, wie viel Überwindung es ihn kostete, über diese Sache zu sprechen. Ich wusste zu gut, wie er sich fühlte. Sich an schmerzhafte Ereignisse zu erinnern, riss Wunden auf. Es ließ einen von innen heraus qualvoll ausbluten. Eine Übelkeit überkam mich und mir stieg die Galle hoch. Was für ein abscheulicher Mensch musste dieser Mann wohl gewesen sein, um jemandem so etwas antun zu können. Joanna und Logan, sie waren Kinder gewesen! Zwei heimatlose arme Kinder, die ihre Familie verloren hatten.
»Aber das war noch nicht alles, Drea«, sein Blick schweifte zu Boden. Ich konnte an jedem seiner Regungen im Gesicht erkennen, wie viel Kraft es ihn kostete, über dieses Thema zu sprechen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Ich war fünfzehn, als ich mich das erste Mal richtig gegen ihn zur Wehr setzte. An diesem Abend hatte seine Frau ihm gedroht, ihn zu verlassen, wenn er uns weiterhin schlug. Es war das erste Mal, dass sie sich gegen ihn erhob, dass sie versuchte ihm die Stirn zu bieten. Es brach ein Streit zwischen ihnen aus. Ich erinnere mich noch daran, dass er ihr plötzlich mit einer Pistole drohte. Sie kämpften miteinander und die Pistole glitt ihm aus der Hand. Sie rutschte über den Boden. Direkt zu meinen Füßen«, Logan Stimme begann leiser zu werden. »In diesem Moment nahm ich nur wahr, wie er auf unsere Stiefmutter einschlug. Er hörte nicht mehr auf. Ich erinnerte mich an all das, was er Joanna angetan hatte. Was er mir angetan hatte. Über die Jahre hin hatte sich so viel Wut in mir angesammelt, die in diesem Moment aus mir herausbrach. Und bevor ich begriff, was ich tat, hob ich die Pistole vom Boden auf und...«, Logans Stimme brach. Seine Augen wirkten leer. Er war völlig gefangen in seinen Erinnerungen.
»Er lag wochenlang im Krankenhaus. Ich hätte ihn beinahe umgebracht, Drea«, sein Blick wanderte zu mir und er sah mich mit unendlich traurigen Augen an.
Mit einem Mal begriff ich, was Logan die ganze Zeit so sehr verfolgte. Ich begriff, was er immerzu mit sich herum trug. Ein tief sitzender Schmerz, der seither sein alltäglicher Begleiter war. Ein Begleiter, der ihn Kraft und Mühe kostete. Der ihm jegliche Chance auf ein normales Leben raubte. Es hatte ihn geprägt, hatte ihm gezeigt, dass man sich auf niemanden verlassen konnte, außer auf sich selbst.
Lieben war etwas, das er sich nicht erlauben konnte. Lieben war mutig. Wer liebte, riskierte sein Leben. Aber Logan wusste nicht einmal, was es bedeutete, zu lieben.
Oder geliebt zu werden.
Logan erlitt in seiner Kindheit nur Trauer und Verluste. Durch den Tod seiner Eltern und seines Bruders hatte er gelernt, dass die Menschen, die man liebte, einen immer wieder verließen. Und dann, als das Wichtigste, das er brauchte, Halt und eine Schulter zum Anlehnen gewesen war, hatte er die Sprache der Gewalt erfahren.
Außer Joanna hatte er niemanden an seiner Seite.
Mit einem Mal konnte ich auch sein damaliges Verhalten verstehen, als er bei dem Umzug in Tante Carolyns Wohnung auf Adam losgegangen war. Adam und mich so vorzufinden, musste in ihm etwas ausgelöst haben, ihn an die vielen schrecklichen Momente erinnert haben, in denen sein Stiefvater sich an Joanna und ihm vergangen hatte. Alles ergab mit einem Mal Sinn für mich.
»Ich habe schon lange keine Seele mehr. Sie ist mir verloren gegangen zu irgendeinem Zeitpunkt in meiner Kindheit und ich habe es nicht einmal bemerkt«, er blickte langsam von den Sternen nieder und sah mich an. »Ich bin leer, Drea. Ich habe mich selbst verloren. Ich bin kaputt und gebrochen. Ich fühle mich schon lange nicht mehr lebendig. Ich weiß gar nicht was Glück und Hoffnung eigentlich bedeuten. Ich bin wie ein Vogel, der verlernt hat zu fliegen. Ein Fisch, der verlernt hat zu schwimmen. Ein Mensch, der die Kunst verlernt hat zu laufen...«, er hielt für einen kurzen Augenblick inne.
»Aber dann kamst du. Du weckst etwas in mir, nach dem ich schon lange verzweifelt gesucht habe. Du lässt all das, was mir über die Jahre hin verloren ging, wieder aufleben.«
Scharf sog ich den Atem ein. In meinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, all die Dinge, die Logan mir soeben erzählte, wühlten mich innerlich auf, berührten mich zutiefst. Ich suchte nach den passenden Worten, suchte nach etwas, das ich sagen konnte, doch mein Mund fühlte sich leer an.
Stattdessen griff ich einfach nur nach seiner Hand, verflocht meine Finger mit seinen. Ich wollte ihm signalisieren, dass er nicht alleine war. Dass es okay war, sich auf andere Menschen einzulassen, sie an sich heranzulassen. Nicht jeder verließ ihn. Ich verließ ihn nicht.
Ein warmes Gefühl begann meine Hand zu durchströmen und zog Bahnen durch meinen Körper.
»Es tut mir wahnsinnig leid, was dir und Joanna widerfahren ist, Logan«, brachte ich in flüsterndem Ton hervor.
Kurz starrte Logan hinab auf unsere Hände, ehe er den Blick wieder hob und mich ansah.
»Ich weiß, wie du dich gefühlt hast, nachdem Adam dir das angetan hatte. Ich wollte für dich da sein, wollte dir helfen, darüber hinweg zu kommen. Ich wünschte, ich hätte dir die Last abnehmen können, doch ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht«, er schüttelte den Kopf und wieder war dieser unendlich verzweifelte Ausdruck in seinem Gesicht.
Ich schluckte schwer, als ich an Adam dachte. Die Erinnerungen an ihn waren schmerzvoll und hässlich. Doch in diesem Moment, mit Logan hier an meiner Seite, tat es weniger weh. Im Gegenteil, es war sogar ein gutes Gefühl endlich mit ihm darüber zu sprechen. Offen und ehrlich zu sein. Ich musste mich nicht verstellen, denn Logan verstand mich auf eine Art und Weiße, wie es jemand anderes niemals könnte.
»Ich habe mich so unendlich geschämt vor dir, Logan. Ich wollte nicht, dass du es jemals herausfindest.«
»Ich weiß. Mir ging es genauso all die Zeit über. Aber ich musste es dir sagen, andernfalls würdest du mich niemals verstehen können.«
»Ich bin froh, dass du es getan hast, Logan«, ich drückte seine Hand etwas fester. Für ein paar Sekunden herrschte Stille zwischen uns. Keiner wagte es zu sprechen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, seinen Erinnerungen. Doch die Tatsache, dass keiner von uns in diesem Moment alleine war, dass er jemanden an seiner Seite hatte, der ihn verstand, machte die Erinnerungen erträglich.
Logan seufzte, ehe er wieder zu sprechen begann.
»Ich fühlte mich von der ersten Sekunde an zu dir hingezogen, Drea. Und ich weiß nicht was es war, oder woran es lag, ob vielleicht an der Tatsache, dass du so unendlich traurig aussahst, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe und du mich an mich selbst erinnerst hast«, er zuckte mit den Schultern. »Aber ich schaffe es nicht, mich von dir fernzuhalten. Egal was ich versuche, es klappt einfach nicht.«
Unwillkürlich huschte zum ersten Mal seit diesem Gespräch ein Lächeln auf meine Lippen. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass wir noch immer nicht geklärt hatten, wie es mit uns weiter ging. Dank Logans Offenheit erschien mir sein Handeln und sein Tun in der Vergangnheit in einem ganz anderen Licht. Dennoch stand aus, wie wir in Zukunft miteinander verblieben.
»Was bedeutet das für uns?«, fragte ich vorsichtig. Logan senkte den Blick zu Boden.
»Du bist etwas Besonderes für mich, Drea. Aber du musst wissen, dass ich noch nie eine richtige Beziehung geführt habe«, er räusperte sich kurz. »Nun ja, zumindest keine, die gesund war. Aber mit dir ist es anders. Du bist der erste Mensch, dem ich mich wirklich anvertraut habe. Ich will das alles nicht kaputt machen«, er sah mich aus seinen eisblauen Augen aus an und mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust.
»Das heißt?«, hakte ich nach.
»Das heißt, dass ich dich nicht aufgeben will. Ich kann nicht dafür garantieren, dass es funktionieren wird zwischen uns, aber ich möchte warten, bis du deinen Abschluss hast. Dieses mal möchte ich alles richtig machen.«
Mir stockte der Atem. Ich schluckte schwer und ich wusste nicht, ob ich in diesem Moment lachen, oder weinen sollte. Einerseits überkam mich eine tiefe Freude. Logan wollte es versuchen. Er wollte tatsächlich eine Beziehung mit mir eingehen. Ich konnte es nicht fassen. All die Zeit, in der ich gewartet und gehofft hatte, dass er seine Meinung doch noch ändern würde, war vorbei. Der Kummer und die Tränen, es hatte sich alles ausgezahlt. Keine Worte der Welt konnten in diesem Moment ausdrücken, was mein Herz fühlte.
Andererseits hatte seine Nachricht auch einen kleinen, bitteren Beigeschmack. Nämlich den, dass er warten wollte bis zu meinem Abschluss. Mein Abschluss, der erst im kommenden Mai war. Im Kopf begann ich zu rechnen.
»Das dauert aber noch fünf Monate«, sprach ich laut aus, was ich dachte.
Im selben Moment stieß Logan ein kehliges Lachen aus.
»Wieso verwundert es mich nicht, dass du dich darüber aufregst, anstatt dich zu freuen?«, er kam einen Schritt näher und strich mir eine Strähne hinters Ohr.
Meine Gefühle für ihn überwältigten mich wieder einmal. Es war seltsam, doch Logans Geständnis schien meine Gefühle für ihn nur noch mehr wachsen zu lassen.
Wie gebannt starrte ich in seine Augen, verlor mich in den vielen unterschiedlichen Blautönen, die mich an den sanften Wellengang des Meeres erinnerten.
»Und was machen wir so lange?«, fragte ich, während ich zu ihm auf schaute. Sein Blick wanderte zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Er lächelte leicht. Ein Lächeln, das meine Knie weich wie Butter werden ließ.
»Warten«, hauchte er und kam noch einen Schritt näher. Nur wenige Zentimeter trennten uns voneinander. Sofort reagierte ich auf seine Nähe, spürte die Hitze, die sein Körper ausstrahlte.
Und mit einem Mal änderte sich die Situation schlagartig. Ich war völlig eingenommen von Logans Präsenz, seiner Art und Weise, Menschen um sich herum in seinen Bann zu ziehen. Mir fiel das Atmen schwer und meine Brust hob und senkte sich in einem unnatürlich schnellen Rhythmus. Ich fühlte das Adrenalin regelrecht durch meinen Adern pumpen.
»Ich will nicht warten«, flüsterte ich.
Nun war ich diejenige, die einen weiteren Schritt auf ihn zu trat, sodass unsere Nasenspitzen sich fast berührten. Anstatt zurück zu weichen, blieb Logan stehen. Fast hätte ich vergessen, wie gut er roch. Eine Mischung aus herbem Aftershave und seinem eigenen, unverfälschten Duft.
Wir waren uns mittlerweile so nahe, dass unser Atem sich miteinander vermischte. Immer wieder überwältigten mich meine Empfindungen in seiner Nähe. Noch nie hatte ich so etwas gefühlt. Nicht einmal bei Danny.
Ich spürte plötzlich Logans Hand an meiner Wange, spürte, wie sein Daumen langsam hinab fuhr und über meine Lippen strich.
Und dann geschah es. Ich wusste nicht ob ich diejenige gewesen war, die die letzten paar Zentimeter zwischen uns überbrückte, oder Logan. Alles was ich in diesem Moment noch wahrnahm, waren seine weichen, warmen Lippen auf meinen.
Es war ein sanfter Kuss. Langsam und vorsichtig berührten wir uns, sodass es mehr nur einem Streichen unserer Lippen glich, ehe wir uns wieder lösten und er seine Stirn gegen meine lehnte. Es war ein leichtes Herantasten gewesen. Ein unausgesprochenes Versprechen auf mehr. Eine Verheißung.
Mein Atem kam rasselnd und kleine Kältewölkchen bildeten sich vor meinem Mund, obwohl mir in diesem Moment alles andere als kalt war.
Ich zitterte am ganzen Körper, so sehr sehnte ich mich danach, den Kuss fortzusetzen, die Wärme und Hitze seines Körper erneut zu spüren. Die kleine körperliche Distanz zwischen uns schmerzte beinahe schon.
Und dann, als hätte er meine innersten Wünsche erhört, verschloss Logan seine Lippen erneut mit meinen. Doch dieses Mal war es kein behutsamer und vorsichtiger Kuss. Nein, Logan presste seine Lippen hungrig auf meine, als wären sie das einzige, was ihn noch am Leben hielten, als wären sie die lebensnotwendige Luft, die er zu Atmen brauchte.
Voller Hingabe erwiderte ich den Kuss.
Eine Leidenschaft, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte, nahm Besitz von mir und brachte mich dazu, meine Hände unter den Stoff seiner Jacke gleiten zu lassen. Ich umgriff Logans Taille, um ihn noch näher an mich heranzuziehen, sodass kein Blatt zwischen uns mehr Platz gefunden hätte. Ich spürte seinen stählernen Körper, der sich gegen meinen drückte und eine Begierde in mir heraufbeschwor, die ich in diesem Maß noch nie kennen gelernt hatte.
Es war ein Gefühl, das ein Feuer in mir entfachte und mich lichterloh brennen ließ. Jeder Zentimeter meines Körpers stand wie unter Strom. Der Kuss glich einem Feuerwerk, das mich innerlich explodieren ließ
Logans Ehrlichkeit mir gegenüber hatte dafür gesorgt, dass ich mich ihm nur noch verbundener fühlte, als jemals zuvor.
Logan Black war jemand, dem man Bewunderung entgegen bringen sollte. Denn trotz seiner schlimmen Vergangenheit hatte er es geschafft, zu solch einem rechtschaffenen und anständigen Mann heranzuwachsen. Ein Mann, der seine Schwester beschützte, der deren Wohl und das der Menschen, die er liebte, über sein eigenes stellte.
Und ein weiteres Mal fragte ich mich, falls all das kein gutes Ende nehmen würde, wie ich es nur schaffen sollte, mich nicht unsterblich in ihn zu verlieben.
Hello :)
Vielen lieben Dank für eure super lieben Geburtstagswünsche! Ich hab mich riesig über jeden einzelnen gefreut!
So nun zu dem Kapitel: Wie fandet ihr es? Immerhin hat Logan ja nun endlich die Karten auf den Tisch gelegt!
Schreibt mir in die Kommentare, was ihr denkt! ;)
#Logantellsitall
Love, Lora x
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