Anscheinend hat es Jungkook mal gebraucht, von Yoongi so fertig gemacht zu werden. Es klingt zwar etwas blöd und böse, aber er scheint dadurch realisiert zu haben, dass er nicht alles tun kann, was er möchte und auch er Grenzen nicht überschreiten darf. In den letzten drei Tagen habe ich ihn kaum wiedererkannt, weil er Dinge tut, an die er vor einigen Monaten nicht mal gedacht hat. Ich meine, er kümmert sich um die Wäsche, putzt, kocht, gießt die Blumen im Garten und lässt mich keinen einzigen Finger rühren, seit dem ich Zuhause bin. 

Früher hätte ich nur davon träumen können, dass er mir im Haushalt hilft und ich den ganzen Tag auf der Couch liegen darf. Nachdem er mit Yoongi gesprochen hat, scheint er wie ausgewechselt und ist so liebevoll zu mir. Noch mehr als vorher. Es ist ungewohnt, aber gleichzeitig auch schön. 

"Taehyung? Ist es okay für dich, wenn Jin zu Besuch kommt oder möchtest du deine Ruhe?", kommt er aus der Küche ins Wohnzimmer und sieht mich fragend an. 

"Du brauchst mich nicht fragen, Jungkook. Jin ist dein bester Freund", lächle ich ihn an und stehe von der Couch auf, um zu ihm hin zu laufen. 

Er sieht mich durch seine dunklen Kulleraugen an und scheint durch meine Antwort noch unsicherer zu sein. Schließlich fragt er mich nochmal, ob es okay wäre und will unbedingt, dass ich entscheide. Belustigt lege ich meine Hände an seine Hüften und küsse ihm sanft auf die Wange. 

"Deine Freunde können immer zu uns kommen", antworte ich ihm schließlich.

Jungkook schließt seine Augen bei meinen Berührungen und schmiegt seine Wange an meine Hand. Danach öffnet er sie wieder und schlingt seine Arme um meinen Oberkörper. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und möchte, dass ich ihm über den Kopf streichle, was auch tue und ihn näher an mich drücke. 

"Hallo? Ihr küsst euch doch nicht oder? Ist ja widerwärtig. Ich bin noch am Telefon", hört man plötzlich Jin leise schreien, sodass ich anfange zu lachen. 

Der Jüngere löst sich verwirrt von mir und schaut auf sein Handy, um Jin dann anzumeckern, dass er doch mal die Klappe halten soll. Dieser mault ihn auch direkt an, weil er ihn einfach vergessen hat. Ich klopfe Jungkook belustigt auf die Schulter und gehe an ihm vorbei in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Vorhin hat er mir schon einen zubereitet, aber der war echt eklig und ich habe nur darauf gewartet, dass er auf die Toilette gegangen ist, damit ich ihn wegschütten konnte. Ich hasse diesen Fliederblüten Tee, den Jungkook immer trinkt. 

In der Küche schnappe ich den Topf, in dem er den Tee gekocht hat und kippe ihn schnell in den Abfluss, damit er mich nicht zwingen kann, diesen zu trinken. Ich würde lieber ein Gänseblümchen essen, anstatt dieses widerliche Gesöff zu trinken. 

"Schüttest du gerade meinen Tee weg?", erscheint Jungkook hinter mir und schaut mir über die Schulter. 

Ich zucke erschrocken zusammen und lasse dabei den Topf in die Spüle fallen. Langsam drehe ich meinen Kopf in seine Richtung und lächle ihn entschuldigend an, während er mich mit seinem Schmollen bestraft. 

"Das finde ich aber nicht so nett von dir. Ich habe mir echt Mühe gegeben", sagt er enttäuscht, stützt sein Kinn auf meiner Schulter ab und legt seine Arme um meinen Bauch. 

"Jungkook, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber dieser Tee schmeckt zum Kotzen. Ich schätze deine Mühe, doch dieses ekelhafte Gebräu werde ich nicht mehr meinen Rachen runterkippen", meine ich und verziehe mein Gesicht vor Ekel. 

"Du hast ja keine Ahnung, wenn es darum geht, was gut schmeckt", schmollt er und beginnt zu lächeln, als ich anfange zu lachen. 

Ich drehe mich in seinen Armen um und nehme sein Gesicht in meine Hände um seine Wangen zusammenzudrücken. Er lässt das über sich ergehen und kichert leise, während ich ihm auf die Nase küsse. Ich komme immer noch nicht klar damit, wie sehr er sich geändert hat und ich hoffe, dass er für immer so bleibt. 

Auf einmal ertönt ein lauter Knall im Flur, sodass Jungkook und ich uns ruckartig voneinander lösen und sofort nachschauen, was das war. Ich seufze erleichtert auf, als ich Jin Hyung vor unserer Garderobe seine Schuhe ausziehen sehe. Jungkook wird natürlich direkt sauer und stampft zu seinem besten Freund, um ihm auf den Hinterkopf zu schauen. 

"Wer hat es dir erlaubt, den Zweitschlüssel zu benutzen?", fragt er ihn sauer und kriegt ebenfalls eine verpasst. 

"Ihr braucht eine Ewigkeit, um die Tür aufzumachen. Ich habe doch keine andere Wahl als zur Eigeninitiative zu greifen", verteidigt sich der Ältere und zuckt gleichgültig mit den Schultern. 

"Bringt euch bitte nicht um", sage ich ihnen und grinse sie schief an. 

"Ah, Taehyung. Wie geht es dir? Boah, Jungkook, lass mich los", widmet Jin sich mir zu und schlägt Jungkooks Hände von seinem Arm weg, um zu mir zu kommen. 

"Mir geht es viel besser. Danke der Nachfrage. Ihr könnt euch ins Wohnzimmer setzen. Ich wollte mir eben einen Tee machen. Möchtest du auch einen?", erwidere ich und möchte gerade wieder in die Küche laufen, jedoch geht Jungkook dazwischen und hält mich am Arm fest. 

"Nein! Ich mache das. Setzt euch ins Wohnzimmer!", ruft er und eilt in die Küche.