6 | Eine Runde Basketball und Sorgen
Die Schule hatte ich am nächsten Tag auf jeden Fall verpasst. Zwar hätte ich noch hingehen können, da ich nur die ersten beiden Stunden verschlafen hatte, aber es war sowieso der letzte Tag vor den Ferien, also warum sollte ich?
Etwas laufen wurde dort eh nicht mehr.
Nachdem ich zusammen mit Adriano und Lucia gefrühstückt, wobei mich die Kleine nur so mit Fragen bombadiert hatte, waren Adriano und ich zusammne mit seinem Wagen zu dem Baskebtballplatz gefahren, wo gestern die Polizei ihre Runde gedreht hatte. Dort war nämlich immer noch mein eigenes Auto gewesen mit dem ich anschließend zu mir gefahren war.
Tagsüber sah das Viertel, was anscheinend nur so vor Gewalt und Ärger triefte, eigentlich ganz friedlich und normal aus. Aber ich wollte lieber nicht wissen, was hinter den Türen der einzelnen Gebäude lungerte. Also war es schon ganz gut, dass ich es nicht genauer hinterfragte.
Erst gegen Nachmittag waren meine Eltern nach Hause gekommen, wobei meine Mutter gleich wieder los in die Stadt gefahren waren, um noch etwas für ihren Sommerurlaub abzuklären. Sie und mein Dad wollten nämlich eine Woche...zumindest planten sie das...wegfahren und zwar ganz ohne nervigen Balast, wie mein Vater es betitelte.
Trotzdem hatte ich mir nicht den Kommentar verkeifen können, dass unsere Großerltern sowie seine Geschwister, welche in Costa Rica wohnten nicht gerade leichter zu händeln waren als wir.
Dies war ihnen egal. Anscheinend wollten sie einfach nur ihren Urlaub am Meer. Egal ob nervige Verwandtschaft.
Auf die eine Woche, die ich dann auf meine Geschwister aufpassen sollte, konnte ich mich also schon einmal vorbereiten. Schließlich durfte ich dann quasi vollzeit Babysiterin werden. Und das hüten eines Achtjährigen, einer Fünfjährigen sowie einer Einjährigen war schließlich nicht sonderlich leicht. Inbesondere keine Woche lange auch wenn es Ferien waren. Die Abende mit meinen Freunden am See konnte ich mir in dieser Woche also bestimmt knicken.
Schon verrückt, was meine Eltern mir alles zu trauten. Bestimmt wäre dies nicht so, wenn sie dahinter kamen, was ich neuerdings in meiner Freizeit machte.
Gegen Abend tauchte dann Cici bei mir auf, da ich ihr wie versprochen beim Stylen für die Party half. Dazu hatten wir beide fast Stunden gebraucht bis wir ein passendes Ouftit gefunden hatten, was auch Cici gefiel und dem sie sich einigermaßen wohl fühlte.
Dafür durfte ich nun auch völlig kaputt auf meinem Bett liegen und eine Aussicht auf mein Zimmer haben, was aussah, als wäre gerade ein Tsunami durchgefegt.
Cici dagegen saß an meinem Schminkspiegel und war gerade dabei ihr Make up zu machen, wobei ich aber bemerkte, wie ihre Hand leicht zitterte. Schon krass, wie aufgregt sie auf diese Party war oder besser gesagt Schiss davor hatte.
„Hat sich in den letzten Tagen eigentlich noch etwas getan bei dir mit du weißt schon wem?", fragte ich schließlich, worauf ich seine Namen extra nicht in den Mund nahm nur um meine Freundin anschließend mit wackelnden Augenbrauen anzuschauen, als sie sich zu mir herumdrehte.
„Haha sehr lustig und nein. Wie gesagt, der Typ weiß nicht mal, dass ich existiere, also warum sollte sich da auch etwas tun"
„Er ist in unserem Biokurs, also denke ich schon, dass er weiß wer du bist"
„Der hört da doch eh nicht zu", entgegnete sie aber nur und wandte sich wieder dem Spiegel zu, um sich den Lidschatten aufzutragen.
„Wie steht es eigentlich bei dir?", fragte sie schließlich, wobei sie sich aber weiter schminkte. Ich dagegen setzte mich etwas mehr im Bett auf.
„Wie meinst du das?"
„Na ja, wie weit kommst du mit Bryan voran? Durftest du schon etwas erfahren, was wir davor noch nicht über ihn wussten"
„Ähhh...", stotterte ich nur. Ich wusste nicht ganze genau, ob ich meiner Freundin erzählen sollte, was die letzten Tage passiert war. Schließlich war Cici zusammen mit meinen Eltern auf jeden Fall eine der Personen, die mich köpfen würden, wenn sie die Wahrheit erfuhren.
Das ich heute morgen nicht in der Schule aufgekreuzt war, hatte sie und auch Livia aber nicht groß gewundert. Lag vielleicht daran, dass es schon mal öfter passiert war, dass ich die ersten beiden Stunden verschlafen und anschließend entschieden hatte nicht mehr hinzugehen. War also nicht das erste Mal gewesen.
Die Entschuldigungen dafür hatte ich irgendwann mal von meinem Dad stibitzt und kopiert, sodass ich immer etwas parat hatte.
Nun hatte sich Cici aufgehört den Pinsel über ihr Augenlid gleiten zu lassen und sich zu mir heurmgedreht. „Also..?", fragte sie weiter nach und hob dabei eine Augenbraue. „Hast du die Wette etwa schon gewonnen, sodass ich diesen ganzen Scheiß hier eigentlich gar nicht machen muss"
Dabei machte sie eine Handbewegung zu ihrem Outfit und dem Schminkspiegel.
Ich dagegen schüttelte nur den Kopf. „Nein, noch nicht ansatzweise. Und ich glaube, dieses Mal wird es auch für mich schwer"
Wirklichlich Lust mich mit Bryan zu treffen hatte ich nämlich nicht. Stattdessen war das Verlangen Adriano wiederzusehen aber größer. Keine Ahnnug wieso, aber wirkte so wie eine Person mit der ich mich von Grund auf einfach besser verstand als mit Bryan.
Dies konnte ich Cici aber nicht sagen und erst recht nicht Livia, also musste ich mich schon irgendwie etwas anstrengen, die Wette zu gewinnen. Heißt ja nicht, dass ich es wirklich wollte.
„Wie steht es denn bei Livia?", warf ich schließlich die Frage in den Raum, damit ich etwas von mir ablenken konnte. Cici zuckte darauf nur mit den Schultern, bevor sie nach ihrer Mascara griff und diese auf ihren Wimpern verteilte. „Ich hab gestern mit ihr kurz darüber gersprochen und sie hat sich sehr verzweifelt angehört. Es wäre schon ein Wunder, wenn sie sich an Jacob die Zähne ausbeißt. Schließlich sind sich die beiden in Sachen Sturheit doch schon sehr ähnlich"
„Na ja, aber Gegensätze ziehen sich an und Gleiches stößt sich ab, also würde es mich nicht wundern", entgegnete ich nur mit einem Schmunzeln, worauf Cici einmal mit den Augen rollte.
„Bleib mir bloß weg mit diesem Physik Zeugs. Ich bin froh, dass ich dieses Fach weg habe und nur noch zu Hause ertragen muss"
Cicis Vater war nämlich Professor in Physik, weswegen sie sich tagtäglich sein Gerede darüber anhören durfte, was ihr schon zu den Ohren heraushing.
„Sooo", riss mich meine Freundin schließlich aus den Gedanken, bevor sie sich von dem Stuhl erhob, der vor meinem Schminkspiegel stand.
„Gehts das so?"
Dabei drehte sie sich herum und strich nervös ihr Kleid glatt, worauf ich nur nickte und mich von Bett erhob.
„Du siehst fabelhaft aus und ich wette darauf, dass Diego das auch auffallen wird"
Angespannt biss sie sich auf die Lippe und schaute mich besorgt an, worauf ich aber nur einen ernsten Blick aufsetzte und den Kopf schüttelte.
„Komm mir jetzt nicht da mit. Du wirst das schaffen. Du musst nur an dich glauben"
Immer noch etwas verbittert, nickte sie schließlich mit dem Kopf. „Gut ich probiere es, aber wenn ich heute vor Peinlichkeit im Boden versinke, musst du mich wieder ausbuddeln"
„Immer doch", entgegnete ich darauf nur, was auch bei ihr ein kleines Schmunzeln entlockte, bevor wir aus meinem Zimmer liefen.
Vor der Haustür beteuerte ich ihr abermals, dass sie es schaffen könne, worauf sie wirklich in ihr Auto stieg und losfuhr. Hoffentlich zog sie es auch wirklich durch und landete mit dem Auto nicht wieder auf ihrer Einfahrt, denn dann wäre das drei Stunden Outfit suchen definitiv umsonst gewesen.
Ich beobachtete den Wagen noch bis er am Ende der Straße verschwunden war, bevor ich mich umdrehte und wieder ins Haus schlüpfte. Derweil hatte ich mein Handy aus meiner Hosentasche gezogen und den Display entsperrt. Vorgenommen hatte ich mir eigentlich Brayn zu schreiben und zu fragen, ob er Lust hatte was zu machen. Aber stattdessen kam in mir eher das Gefühl auf, dass er mich ignorieren würde, auch wenn er mir bei unserem ersten Treffen symbolisiert hatte, dass ich der Typ war, den er gerne bevorzugte.
Aber es konnte ja auch sein, dass er es sich anders überlegt oder Adriano im erzählte hatte, dass ich seine Wohnung als Übernachtungsmöglichkeit genutzt hatte.
Natürlich nicht auf die Art und Weise.
Mit einem Seufzen schenkte ich meinem Handy einen letzten Blick, bevor ich es wieder sperrte und es in meiner Hosentasche versinken ließ.
Vielleicht wurde mir ein kleiner Spaziergang helfen meine Nerven etwas zu entspannen und einen Plan zu machen, wie ich das ganze mit der Wette überhaupt anging. Außerdem tat Bewegung immer gut.
Schnell schnappte ich mir meinen Schlüssel und ließ ihn in der Hosentasche meiner Shorts verschwinden. Dann zog ich die Haustür hinter mir zu, sodass ich nun im Freien stand. Die warme Abendluft des Sommers strich nur so über meine Haut, als ich die Straßen durchquerte, wobei in mir der Gedanken hochkam, dass ich noch gar nicht richtig glauben konnte, dass wir nun Sommerferien hatten und das drei Monate lang.
Meistens verging die Zeit dann aber doch schneller, als man dachte und ehe man es sich versah, stand man wieder vor dem Schultor und wartete darauf, dass die Glocke zum Unterricht klingelte. Auf diese Zeit freute ich mich am wenigstens. Und das nicht nur, weil ich dann der Abschlussjahrgang sein würde und das Privilleg hatte mich nach Colleges umschauen zu dürfen.
Immer weiter schlenderte ich durch die Siedlungen, die es hier gab und in das warme Abendlicht der Sonne getaucht wurden.
Irgendwann kam ich an einem Sportplatz an der leer war und auf dem nur ein Ball herumlag. Nachdenklich steurte ich auf diesen zu und machte vor ihm halt, der dort so einsam auf dem Boden lag. Bestimmt hatte ihn nur jemand vergessen. Warscheinlich würde derjenige ihn danach aber nicht wiedersehen. Schließlich wurde in Las Vegas oft geklaut egal in welchem Stadtteil man nun war.
Gerade als ich ihn aufgehoben hatte, vernahm ich eine Stimme hinter mir, worauf ich ihn erschrocken wieder fallen ließ, sodass er über den Boden hüpfte und von mir wegrollte. Wohin er verschwand interessierte mich aber nicht mehr, denn ich hatte mich mittlerweile umgedreht und konnte nun in die Augen von Bryan schauen, die mich leicht belustigt musterten.
„Man hast du mich aber erschreckt", kam es darauf auch schon von mir, worauf er mich aber weiterhin mit einem Grinsen musterte.
Anschließend entfernte er sich wieder und lief auf den Basketball zu, den ich vor wenigen Sekunden noch fallen gelassen hatte.
„Was machst du hier? Wusste gar nicht, dass du neuerdings auch Basketball spielst", vernham ich ihn darauf sagen und konnte sehen, wie er zusammen mit dem Ball in der Hand wieder auf mich zu gelaufen kam.
„Eigentlich wollte ich nur kurz spazieren gehen, aber irgendwie bin ich hier gelandet", murmelte ich darauf, worauf er leicht lächelte und mir anschließend den Ball hinhielt. „Lust eine Runde zu spielen?", fragte er auch schon, worauf ich aber nur mit einem etwas verlegenen Lachen ablehnte.
„Glaub mir, du würdest mich in wenigen Sekunden fertigmachen. Da brauchen wir das Spiel glaube ich gar nicht zu beginnen"
„Ich kann es dir ja auch erklären", entgegnete er darauf, was mich dazu brachte den Kopf leicht schief zu legen.
„Willst du dir das wirklich an tun?"
Er dagegen zuckte nur belustigt mit den Schultern. „So schlimm kann es ja nicht werden"
Dann drückte er mir auch schon den Ball in die Hand und schob mich in die Nähe des Korbes.
„Wenn du probierst zu zielen, dann probier auf die rechte Ecke des schwarzen Feldes zu zielen. So wird der Ball sicherlich reingehen"
Etwas verwirrt musterte ich ihn nur, bevor ich schließlich das machte, was er sagte.
Das der Ball dabei aber nicht im Korb landete, konnte ich jedoch schon vorhersehen, weswegen Bryan als Nächstes probierte mir zu zeigen, wie ich am besten richtig warf.
Irgendwann hatte ich nicht mehr mit gezählt, wie oft ich den Ball daneben geschossen hatte, sodass Bryan losgeschossen war und mir diesen wieder gebracht hatte.
Wahrscheinlich brauchten wir eine Stunde bis ich es schaffte den Ball im Korb zu versenken. Automatisch entwich mir ein Freundenschrei, als dieser aus dem Kettenetz auf den Boden fiel, worauf Bryan nur schmunzelte und mir seine Hand zum Abklatschen hinhielt. „Schau, hab ich doch gesat, dass du es schaffst", entgegnete er, worauf ich leicht schmunzelte.
Vielleicht war er ja doch kein so langweiliger Kerl, wie ich Anfangs gedacht hatte. Nett und höfflich war er auf jeden Fall. Anscheinend waren er und Adriano sich ähnlicher als ich dachte, denn beide musste man genauer kennenlernen, um ihre Fassade zu brechen. Jedoch beide auf ihre eigene Weise.
Aber sonst wären sie schließlich nicht Freunde geworden.
Gemeinsam mit Bryan schlenderte ich noch durch die Straßen zurück, da die Sonne bereits schon sehr weit untergegangen war und die ersten Straßenlaternen bereits anfingen zu leuchten.
Vor meiner Haustür verabschiedete er sich noch mit einem Winken sowie einem kleinen Lächeln bis er die Straße runter verschwunden war. Ich blickte ihm noch etwas nach, bevor ich die Haustür ins Schloss warf und im Haus verschwand.
Der Sommerferien hatte auf jeden Fall nicht so schlecht begonnen, wie ich gedacht hatte.
Naaa heute mal nichts von Adriano aber dafür bekommt ihr in den nächsten Kapiteln was. Da geht es nämlich noch ab <33
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