22
"Wollen wir uns vielleicht gemeinsam fertig machen?" , kommt am Nachmittag eine Nachricht von Ana, die Deborah zwei Minuten danach schon beantwortet. Sie schwelgt in Erinnerungen. Die beiden haben immer davon geträumt, gemeinsam zu ihrem Abiball zu gehen. Und darauf, sich alleine fertig zu machen, hatte sie keine Lust.
"Darauf hätte ich wirklich Lust. Soll ich zu dir kommen?" , schreibt sie zurück und bereut es keine Sekunde. Sie vermisst ihre beste Freundin so sehr und seitdem die vier wieder mehr gemeinsam machten, kommen die Gefühle immer mal wieder hoch. Nun würde Deborah sich darauf einlassen.
Nach einer halben Stunde macht sie sich auf den Weg zu Ana. Sie hat ihr Kleid dabei und ihre Schuhe. Allerdings würde sie weiße Chucks anhaben, weil sie keine hohen Schuhe mag. Sie klingelt an Anas Tür und Ana umarmt sie sogar zur Begrüßung.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst" , gibt sie ehrlich zu.
"Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich komme" , antwortet Deborah ehrlich.
"Ist es okay, wenn ich kurz mit Lee telefoniere? Dass die beiden uns nachher hier abholen sollen?" , fragt sie Ana und sie nickt.
"Du weißt ja, wo mein Zimmer ist" , sagt sie und lächelt Deborah an.
"Dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Deborah, schön dich zu sehen. Macht ihr euch gemeinsam fertig?" , fragt ihre Mutter lächelnd. Deborah nickt einfach nur und ist dankbar dafür, dass Lee ans Telefon geht. Die beiden klären kurz alles und sie verschwindet in Anas Zimmer, die sich schon ihr Kleid angezogen hat.
"Kannst du es zumachen?" , fragt sie unsicher und Deborah nickt lächelnd.
"Wow, du siehst jetzt schon fantastisch aus" , macht sie Ana seit langem mal wieder ein Kompliment.
"Willst du dein Kleid auch schon anziehen?" , sagt sie und Deborah nickt. Nachdem sie es angezogen hat, bekommt sie auch ein Kompliment von Ana.
"Du willst dich sicherlich gar nicht fertig machen, oder? Deine Haare musst du unbedingt so lassen. Ich lieeebe deine Locken. Ich wünschte, ich hätte welche" , gibt Ana qieckend von sich und es ist wirklich, wie damals.
"Soll ich dir Locken machen? Das würde sicherlich toll aussehen. Ein bisschen, wie Barbie" , lacht Deborah.
"Bitte nicht. Ich sah die letzten Jahre aus, wie Barbie" , kommt sie daraufhin zurück.
"Ich dachte manchmal schon, dein Gesicht ist aus Plastik, weil dein Lächeln so künstlich war. Du warst nie glücklich mit ihm, oder?" , fängt Deborah das Gespräch an, da sie sonst niemals dazu kommen werden, dieses unangenehme Gespräch zu führen. Immerhin stehen diese zwei Jahre zwischen den beiden.
"Wenn ich wirklich ehrlich bin, war ich niemasl in Anthony verliebt. Und diese zwei Jahre tun mir wahnsinnig Leid. Ich habe dich ersetzt und das kann man einfach nicht. Ich war ein Arschloch" , sagt sie und Deborah stimmt ihr zu.
"Das kann man jetzt leider auch nicht mehr ändern" , sagt sie seufzend.
"Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich zurück reisen und alles ändern" , sagt Ana.
"Kannst du mir wenigstens den Grund nennen, weshalb du mich wie Dreck behandelt hast?" , fragt Deborah und Ana schaut sie erstarrt an. Da ist die Direktheit wieder.
"Wenn ich ehrlich bin, weiß ich selbst nicht so genau, was mit mir passiert ist. Ich war wohl eifach famegeil und habe alles andere um mich herum vergessen. Ich hatte immer die Angst, nicht gut genug zu sein. Ich wollte,dass mich alle mögen. Ich war immer neidisch auf Dinah, Estelle und Malia, weil sie beliebt waren. Ich habe Angst, wieder gemobbt zu werden. Ich war immer neidisch auf dich. Ich hasse es, allein zu sein"
"Du warst neidisch.. auf mich?" , fragt Deborah fassungslos.
"Ja. Du hast alles. Du hast einen perfekten Freund gehabt, du bist unglaublich schön und schlau bist du auch noch. Keines der Eigenschaften hat auf mich gepasst. Du warst einfach zu perfekt"
"Und deshalb hast du mich ignoriert? Wie bist du überhaupt mit Anthony zusammne gekommen?" , fragt sie Ana und die erzählt ihr die ganze Geschichte. Nun kann sie Anas Verhalten sogar mehr oder weniger verstehen und nachvollziehen. Ana hat aus Angst gehandelt und hat die anderen dabei vergessen.
"Ich war damals ziemlich betrunken und habe denen sehr viel von mir erzählt. Ich konnte das so nicht stehen lassen. Außerdem hatte ich bei Wahrheit oder Pflicht Anthony geküsst. Sie hatten sehr viele Videos von mir und irgendwann habe ich mich mit Dinah verstanden. Ich wollte bloß dazugehören und ich verstehe nun endlich, wie beschissen diese ganze Aktion war und wie vielen Leuten ich damit weh getan habe" , entschuldigt sie sich bei Deborah.
"Ich habe damals gesagt, dass Joker dich da lassen soll. Dann habe ich unsere Freundschaft kaputt gemacht" , realisiert sie.
"Nein. Gib dir jetzt nicht die Schuld daran. Ich bin Schuld. Ich habe viel zu viel getrunken und ich möchte einfach nur meine beste Freundin zurück. "
"Das hier ist doch schon einmal ein Anfang und jetzt , wo ich die ganze Geschichte kenne, kann ich noch einmal mit einem anderen Blickwinkel darauf schauen" , antwortet sie Ana und entlockt ihr somit ein Lächeln.
Als die beiden doch noch Anas Locken fertig hatten, hatten sie auch ihr Gespräch vollendet und Ana schminkte sich noch, wovon Deborah allerdings nichts wissen wollte. Die beiden schauten sich im Spiegel an und Ana nahm ihr Handy, um ein Foto von den beiden zu machen. Sie nimmt Deborah sogar in den Arm, was sich nach diesen zwei Jahren irgendwie seltsam, aber auch verdammt gut anfühlt. Die beiden schauten gut aus und lächeln in den Spiegel. Ana drückt ab und es ensteht das erste Foto der beiden zusammen, nachdem sie sich wieder versöhnt haben. Kurz darauf klingelt es unten an der Tür und die Jungs sind da, um die beiden abzuholen.
"Wow, Deborah. Du siehst wahnsinnig gut aus" , sagt Lee und sie fängt an zu grinsen.
"Musstest du das üben?" , fragt sie und er führt sie ins Auto. Joker und Ana haben die gleiche Konversation, bloß dass er sie noch nicht so gesehen hatte und ihm fast die Augen aus dem Kopf fallen.
"Halt" , schreit Anas Mutter und die vier müssen noch einmal aussteigen, damit ihre Mutter tausende von Fotos machen koann. Eines von jedem allein, eines mit allen und dann noch Pärchenfotos. Nach einer halben Ewigkeit können die vier dann flüchten und kommen auf dem Ball an. Alles ist wunderschön geschmückt und es läuft sogar gute Musik, was Deborah nicht erwartet hätte.
"Lass uns tanzen" , schreit Deborah begeistert und zieht Lee auf die Tanzfläche.
"So früh schon? Es ist doch noch niemand auf der Tanzfläche. Ich mache mich lächerlich" , sagt er, und schaukelt ein bisschen umher. Deborah lässt die Sau raus, denn es ist ihr scheiß egal, was die anderen denken. Diese Vollidioten muss sie eh nie wieder sehen. Die beiden anderen kommen auch auf die Tanzfläche. Joker eher weniger begeistert, als Ana.
"Wer weiß, wie lange noch gute Musik läuft" , sagen die beiden gleichzeitig und fangen an zu lachen.
Nach einer Weile des Tanzens haben die vier schließlich keine Lust mehr, obwohl die Tanzfläche sich inzwischen wirklich gefüllt hat, bis die Eltern schließlich auch kommen. Die Eltern von manchen sind schon mitgekommen, Ana und die anderen wollten jedoch alleine hinfahren und so kommen deren Eltern nun später.
Beziehungsweise kommen Lees Mutter, Jokers beide Elternteile und bei Ana haben es tatsächlich auch beide Eltern geschafft. Bloß Deborahs Familie ist nicht hier, aber das geht auch schlecht. Sie freut sich dafür umso mehr für die anderen. Beim Essen unterhält sich Deborah gut mit den Elternteilen der anderen und anschließend, als alle aufgegessen haben, fangen die Reden an, die alle geschrieben haben. Deborah findet das albern. Sie ist schließlich froh, alls los zu sein. Ihre Freunde wird sie schließlich danach auch noch sehen. Die ganzen Vollidioten aus ihrem Jahgang will sie so schnell es geht, loswerden. Tausend Leute halten irgendwelche Reden und stammeln herum, heulen sich die ganze Körperflüssigkeit aus und Deborah muss würgen. Zum Glück muss sie die alle nie wieder sehen. Als Anthony jedoch auf die Bühne tritt, sind alle erstaunt. Damit hätte wirklich keiner gerechnet.
"Ich beginne anders, als die anderen. Ich muss mich bei euch entschuldigen. Bei euch allen. Wirklich. Und viele wissen auch warum. Ich war die komplette Abizeit über, eigentlich schon mein ganzes Leben lang ein Arschloch. Und wer das noch nicht weiß, was unwahrscheinlich ist, weiß es nun" , beginnt er seine Rede, was eher ungewöhnlich ist, aber Deborah findet es gut, denn es ist endlich mal etwas anderes.
"Ein Mädchen, welches ich Jahre lang schikaniert habe, hat mir die Augen geöffnet. Deborah, würdest du bitte auf die Bühne kommen?" , fragt er in die Runde und sucht den Raum nach ihr ab. Sie will am liebsten im Boden versinken, vor allem weil sie nicht weiß, was jetzt kommt. Will er sie vor allen blamieren?
"Komm schon, geh. Er kann auch echt süß sein. Ich war mit ihm zusammen" , ermutigt Ana sie.
"Das ist Deborah, die endlich den Mut hatte, mich fertig zu machen, und genau davor hatte ich jahrelang Angst. Selbst fertig gemacht zu werden, deshalb hab ich anderen weh getan, damit ich selbst geschont werde. Egoistisch, nicht wahr?" , fragt er und alle nicken zustimmend.
"Doch jetzt seit mal ehrlich zu euch selbst, hättet ihr Angst, davor gemobbt zu werden oder irgendwie etwas in die Art, sei es bloß beleidigt werden oder wegen seinem Aussehen oder seinem Charakter, seiner Sexualität, wegen so einer Banalität fertig gemacht zu werden? Was hättet ihr getan?" , fragt er in die Runde und die Leute fangen an zu tuscheln. Ana steht nun auf. Sie kommt auf die Bühne und fängt an zu reden.
"Darf ich?" , fragt sie vorher und lächelt Anthony unsicher an. Sie sind sich so verdammt ähnlich, denkt Deborah, als Ana das Mikrofon in die Hand nimmt.
"Ich weiß, was man tun würde, wenn man Angst hat, vor Ausgrenzung, Mobbing oder Beleidigung. Denn ich habe es selbst erlebt. Ich hatte die gleichen Ängste. Ich war mit einem Jungen zusammen, denn ich nie geliebt habe, weil er beliebt war. Damit mich die Leute mögen und akzeptieren. Ich habe meine beste Freundin ignoriert und nicht mehr mit ihr geredet, weil sie zu uncool war, weil die Leute sie nicht mochten, obwohl sie die coolste Person auf Erden ist. Ich habe mich verändert um anderen zu gefallen und ich denke, dass jeder von euch hier im Saal genauso handeln würde, wie ich. Und soll ich euch etwas sagen? Ich bereue jeden einzelnen Tag, an dem ich die Leute um mich herum verletzt habe, weil ich mich verbogen habe" , beendet sie ihren kleinen Auftritt und setzt sich wieder neben Joker.
"Das war mutig und stark" , sagt er und sie schaut beschämtauf den Boden. Irgendwie ist ihr das ganze verdammt unangenehm. Aber sie ist froh, es getan zu haben.
Ana richtet den Blick wieder auf die Bühne, wo immer noch alle darauf warten, dass Deborah etwas sagt. Doch die steht bloß still da und Anthony fängt wieder an zu reden.
"Ich habe dieses Mädchen hier, Deborah jahrelang schikaniert und habe versucht sie und ihren wunderbaren Freund Lee auseinander zu bringen, weil ich heimlich in ihn verliebt war. Und niemand sollte das wissen. Ich war derjenige, mit dem Ana zusammen war und ich habe sie wirklich geliebt, aber ich habe gespürt, dass sie mich nicht liebt. Und das hat mich sauer gemacht. Ich habe so viel meiner Wut auf andere transportiert, weil es irgendwie aus mir raus musste und ich möchte mich, bei jedem dem ich in diesen zwei Jahren weh getan habe, entschuldigen. Ich habe euch weh getan, weil ich Angst hatte, dass ihr mir weh tut, weshalb ich euch zuerst weh getan habe" , sagt er und gibt das Mikrofon weiter an Deborah, weil sie dort noch steht und er die Bühne nun verlassen will.
"Wow.. Okay, Das ist echt riesig hier und es sind so viele Leute.. Ähm, ich habe so etwas noch nie gemacht, aber ich muss jetzt wohl etwas sagen, weil er mir das Mikrofon gegeben hat. Ich habe aber nichts vorbereitet und bin echt schlecht in sowas" , sagt sie verlegen und schaut hilfesuchend zu Lee, doch der ist verschwunden.
"Ich weiß gar nicht, was ich euch jetzt sagen soll" , lacht sie verlegen und verflucht Anthony dafür, dass er sie auf diese verdammt große Bühne geholt hat. Alle fangen plötzlich an zu jubeln, obwohl Deborah nichts sagt. Sie schaut verdattert in die Richtung von Lee, Joker und Ana, doch Lee sitzt immer noch nicht da und die beiden anderen grinsen sie bloß blöd an.
Deborah dreht sich um, und dort steht Lee hinter ihr, mit einem riesengroßen Blumenstrauß in der Hand, sie angrinsend.
"Ist das dein ernst?" , fragt sie. Er grinst sie bloß blöd an.
"Deborah?"
"Lee?"
"Ich liebe dich"
"Ich liebe dich" , antwortet sie.
"Alles gute zum Jahrestag" , sagt er und küsst sie vor versammelter Mannschaft.
"Ich musste mich zum letzten Jahr ja irgendwie verbessern und es noch etwas steigern" , nuschelt er in den Kuss hinein.
"Und was machst du nächstes Jahr?" , fragt sie grinsend, während sie ihn immer noch küsst.
ENDE
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