Sechsundzwanzig
Einige Minuten später stehe ich nervös vor unserer Wohnungstür. „Geh' am besten schon mal hoch, ich weiß nicht, was sonst passiert", sage ich zu Jungkook und spiele etwas in Gedanken mit seinen Fingern. Er küsst einmal sanft meine Stirn. „Wenn irgendetwas passiert, komm ruhig sofort zu mir", sagt er, bevor ich klingle und er nach oben geht. Meine Mutter macht die Tür auf, ihre Wimperntusche ist etwas verschmiert und sie zieht mich sofort in eine feste Umarmung. „Da bist du ja, Taehyung-ah", haucht sie beinahe und schiebt mich anschließend an den Schultern etwas von sich weg, mustert mich.
„Geht es dir gut? Hast du deine Wange gekühlt? Jungkook hat gut auf dich aufgepasst und war für dich da oder? Ich habe die Maschine gehört, ihr wart bestimmt zusammen weg", redet sie drauf los und ich wundere mich ein wenig über ihre Reaktion. „Ich– Nein, ich habe die Wange nicht gekühlt, aber ja, ich war mit Jungkook unterwegs und ja, er war für mich da. Das ist er schon immer, seit er hier ist." Meine Mutter nickt etwas und legt ihre Hand an meine Wange und befühlt sie. „Ich würde sie gerne kühlen und mit dir reden, alleine, wäre das okay für dich?", fragt sie und ich bin immer noch verwirrt darüber, wie sie sich verhält. So etwas habe ich nach einem Streit noch nie von ihr mitbekommen.
„Ich wollte nur nach den beiden schauen. Pa schreit sonst nie, wenn sie dabei sind weshalb sie bestimmt verwirrt sind und dann zu Jungkook hoch, aber wir können morgen reden. Ich muss heute erst einmal meine Gedanken sortieren", sage ich und sie schaut etwas traurig, aber nickt. „Eonjin hat Jeonggyu mit in ihr Zimmer genommen, dein Vater ist auf dem Balkon oder schon im Schlafzimmer", sagt sie und tritt zur Seite. Ich gehe an ihr vorbei und trete – nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe – geradewegs durch den Flur in Eonjins Zimmer. „Hey, ihr zwei", sage ich mit einem leichten Lächeln und setze mich zu ihnen auf den Boden. „Tae-Tae!", ruft mein Bruder und umarmt mich sofort fest, meine Schwester folgt seinem Beispiel.
„Hat Pa dir sehr doll wehgetan?", fragt Eonjin und begutachtet meine Wange. „Es geht, ich war mit Jungkook draußen und die Luft hat das abgekühlt", antworte ich, doch mein Bruder springt auf und läuft zu dem kleinen Arztkoffer, den ich meiner Schwester letztes Jahr zu ihrem elften Geburtstag geschenkt habe, weil sie unbedingt Ärztin werden möchte. Er gibt ihr den Koffer und schaut sie mit Hundeaugen an. „Du musst Hyung untersuchen! Damit wir wissen, dass Tae-Tae wirklich gesund ist!", sagt er und Eonjin kichert. „Okay, hilfst du mir?", fragt sie ihn und ich muss lächeln, unser kleiner Bruder und sie stehen sich unglaublich nah, besonders seit Jeonggyu acht geworden ist. Von einem auf den nächsten Tag waren die beiden ein Herz und eine Seele.
Als Jeonggyu nickt, nimmt sie ein Stethoskop heraus und gibt Jeonggyu die Aufgabe, mein Oberteil zur Seite zu schieben, damit sie meinen Herzschlag spüren kann. Ich lasse die beiden einfach schmunzelnd machen und als meine Schwester zu dem Schluss kommt, dass ich kerngesund bin, besteht mein Bruder aber noch darauf, mir ein Pflaster auf meine Wange zu kleben und dass beide mir einen Kuss geben müssen, damit es heilt. Anschließend gehen die beiden sich schnell bettfertig machen, während ich Jungkook ein Foto von meinem verarzteten Gesicht schicke. Außerdem schreibe ich Jimin grob was passiert ist, ohne allerdings zu erwähnen, dass ich geschlagen wurde.
Als die beiden wieder kommen, decke ich die beiden zu und setze mich an die Bettkante, schaue lächelnd zu ihnen. Vom Fußende des Bettes hole ich ein Kuscheltier in Gecko-Form und lege es zwischen die beiden. „Hast du jetzt wirklich ein Tattoo?", fragt mich Jeonggyu mit großen Augen, „So ein richtig echtes mit Farbe für immer?" Ich lache einmal leicht auf und ziehe mein Hemd aus der Hose und hebe es an, sodass die beiden die Sternenkonstellation sehen könne. „Das ist total schön! Ist das nicht auch das, was du gemalt hast?", fragt Eonjin und wieder nicke ich, ich habe das Motiv auf Leinwand gebracht. „Jungkook hat es entworfen und mir gestochen." Ich lasse mein Hemd wieder herunter.
„Schläfst du heute bei Jungkook-Oppa?", fragt Eonjin und ich nicke lächelnd. „Ja, ich gehe gleich direkt zu ihm, aber morgen bin ich wieder da." Eonjin lächelt ebenfalls. „Denkst du, Pa ist morgen wieder normal?", fragt sie und ich seufze einmal leise. „Bestimmt", sage ich, „und sollte er das, was er mit mir gemacht hat, jemals bei euch machen, sagt mir bitte Bescheid okay?" Die beiden nicken und ich küsse ihre beiden Stirnen, bevor ich das Licht ausmache, sodass nur noch das Nachtlicht brennt, und aus dem Zimmer trete.
Mein Vater ist nun im Wohnzimmer, ich kann hören, wie er sich leise mit meiner Mutter unterhält. So leise es geht gehe ich in mein Zimmer, wo ich mir ein einfaches T-Shirt und eine lockere, kurze Hose anziehe und noch schnell mein Ladekabel in die Hosentasche stecke. Anschließend gehe ich wieder in den Flur und will gerade durch die Tür gehen, als die Stimme meines Vaters hinter mir ertönt, weshalb ich stehen bleibe. „Taehyung-ah, mein Junge, es tut mir leid, dass ich so überreagiert habe", sind seine Worte und ich bleibe einfach mit dem Rücken zu ihm gedreht und sage nichts.
„Du kennst meinen Standpunkt dazu und du hättest uns ja wenigstens davon erzählen können oder und generell einweihen können", redet er dann jedoch weiter, was mich innerlich auflachen lässt, denn jetzt dreht er es wieder so, als wäre es meine Schuld gewesen. „Wenn du Jeonggyu und Eonjin auch nur einmal anfasst, dann haben wir beide ein Problem. Und zwar ein gewaltiges", ist mein einziger Kommentar dazu, bevor ich mir meinen Schlüssel schnappe und aus der Tür gehe, die ich hinter mir zufallen lasse, um schnellstmöglich zu Jungkook zu gelangen, da meine Tränen schon wieder über meine Wangen strömen.
09052021 – 03062021
happy feiertag i guess!
und: hurra, hurra! meine geschichte supermarket flowers (yoonmin) hat den ersten Platz bei einem Award gemacht, schaut gerne einmal vorbei :)
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