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[Seid euch bewusst, dass der Inhalt dieses Kapitels nicht der Realität entspricht. Denkt nicht, dass sowas üblich ist und jeder so etwas (peinliches) für einen tun würde. Wiederhole: es ist alles fiktiv!]
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"Wir wurden gerade darüber informiert, dass der Teilnehmer Park Jimin kurzfristig abgesagt wurde und heute nicht mitmachen kann.", ertönte es durch die Lautsprecher in der gesamten Halle und es entstand ein angeheiztes Murmeln in der Zuschauermenge. Sie schienen sich zu beschweren, warfen Dinge in den Raum, dass das doch eine Unverschämtheit seie, sowas mitten in der Meisterschaft anzukündigen. Viele waren sogar extra aus anderen Ländern angereist, nur um den Eiskunstläufer persönlich zu sehen, was aber jetzt wohl ins Wasser fiel.
Jimin setzte sich auf einen Stuhl neben die Jury, welche sich recht weit oben in der Halle befanden und einen guten Blick auf Eisfläche und Publikum haben. Sie begrüßten ihn, hießen ihn willkommen. Aber Jimin entgingen nicht diese bemitleidenen Blicke, mit denen sie ihn von der Seite ansahen. Die Jury ließ Jimin direkt neben ihnen sitzen, damit er das Geschehen unten ebenso mitbekommen konnte wie alle anderen. Auch, wenn dies dazu beitrug, dass ein kleiner Teil in ihm starb.
Es herrschten aufgewühlte Unterhaltungen, während die Teilnehmer an der Seite versuchten zu klären, wer nun fortfahren würde. Schließlich wäre Jimin derjenige gewesen, welcher als nächstes hätte anfangen müssen. Einer der Jury verließ sogar seinen Posten, um nach unten zu den Eiskunstläufern zu gehen, damit sie dies klären konnten.
Doch bevor eine Ansage durch die Lautsprecher wiedergegeben werden konnte, stieg eine Person auf das Eis und stellte sich direkt in die Mitte von diesem. Dies schien das Puplikum zu irritieren, da die Menschenmasse promt verstummte und es plötzlich ganz still in der gesamten Halle war. Verwirrt davon rückte Jimin etwas vor und versuchte zu erkennen, wer das war.
Man sah, wie das Jury-Mitglied ebenfalls zu dieser Person auf das Eis stieg und mit dieser disskutierte, schlussendlich dann aber wieder ging und zu Jimin zurückkehrte.
"Guten Abend, meine Damen und Herren." Dem Eiskunstläufer fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er diese ihm bekannte Stimme hörte. Das war Yoongi! Oh Gott, was machte der denn hier? Und das noch mitten in der Meisterschaft!
Yoongi hielt das Mikrofon in seinen Händen und sah sich um, begann dann fortzufahren. "Ich weiß, dass viele von euch sehr aufgewühlt sind, dass Park Jimin nicht teilnehmen kann. Ich bin ehrlich gesagt auch ein wenig enttäuscht deswegen, da ich mir nur wegen ihm Eintrittskarten besorgt habe." Ein leises Raunen ging durch das Puplikum.
"Ich werde auch nicht lange brauchen und die Meisterschaft unterbrechen, nur würde ich euch gerne erzählen, warum Jimin es nicht schafft, mitzumachen." Jimin weitete seine Augen und wandte sich dem Jury-Mitglied zu, welcher gerade eben noch bei Yoongi unten gewesen war. Er fragte in einem zischenden Ton, was zur Hölle das sollte, aber der ältere Mann meinte nur, dass er einfach zuhören müsste.
"Wisst ihr, ich habe Jimin vor einigen Monaten in einer Eishalle kennengelernt und eigentlich ist es auch nur meine Schuld, dass wir aufeinander gestoßen sind. Ich wollte nur wegen ihm, genauso wie er, Eiskunstlaufen können, und als ich ihn da plötzlich gesehen hatte, wollte ich ihn ansprechen. Ich wollte diese Chance nicht verstreichen lassen."
Er lachte leise ins Mikrofon. "Ihr müsst wissen, dass ich ein wirklich miserabler Schlittschuhfahrer bin und eigentlich eingesperrt gehöre, wenn ich sowas noch einmal mache. Aber ich musste es einfach tun, also bin ich zu ihm gefahren und habe ihn dann umgestoßen. Ich konnte nicht bremsen, also habe ich mich aus lauter Panik an ihn geklammert und er ist dann mit mir zu Boden gefallen.
Kein Wunder, dass er so sauer auf mich gewesen war. Dabei wollte ich ihm doch eigentlich nur sagen, was für eine tolle Inspiration er doch für mich war und dass ich ihn bewunderte. Aber damit habe ich wohl das komplette Gegenteil bewirkt.
Wir haben uns danach oft getroffen und ich glaube sogar, dass wir auch Freunde sind. Keine besten Freunde, aber gute. Ich durfte ihn kennenlernen, und mir ist dadurch klar geworden, dass er auch nur ein Mensch war. Ein Mensch mit Bedürfnissen und Träumen. Und sein Traum ist es, perfekt zu sein.
Was er aber nicht weiß, ist, dass er bereits perfekt ist. Er arbeitet jeden Tag so hart für seinen Traum und er gibt nicht auf, egal wie oft er fällt. Aber nach dem Unfall bei der letzten Meisterschaft, da.. hat sich etwas verändert. Kann sein, dass ich mich auch irre, aber er war irgendwie anders.
Er hat seinem Körper nicht die Ruhe und Erholung gegönnt, die er sich eigentlich verdient hat. Er ist sofort wieder aufs Eis gegangen, als er die Schiene abbekommen hatte. Das hat mir ein guter Freund von ihm erzählt. Es schien, als seie er besessen vom Eiskunstlaufen. Er wäre gierig nach dem Gewinnen und der Aufmerksamkeit.
Aber ich glaube, dass das nicht stimmt. Ich denke, dass er durch die Anerkennung das verdecken möchte, wovor er am meisten Angst hat: vergessen zu werden. Unsichtbarkeit. Ein Niemand zu sein.
Er ist gut in dem was er tut, aber wenn jemand daran zweifelt, dann wird er sehr unsicher. Er versucht sich selber zu überbieten, seine Limits zu überschreiten, nach mehr zu streben.
Es ist okay, Anerkennung als ein Ziel zu setzen, aber in diesem Maß ist das zu viel. Sowas ist nicht mehr gesund.
Und ich glaube, dass Jimin seinen Verlust an der Meisterschaft noch nicht verarbeitet hat. Dass er verloren hat. Er verdrängt es, redet sich ein, es wäre nie passiert.
Und das macht ihn wahrscheinlich psychisch so fertig. Er hat sich in den letzten Wochen überarbeitet, wisst ihr? Er wollte hier unbedingt teilnehmen, um zu zeigen, dass er es besser machen konnte. Dass er mehr als ein Durchschnittsbürger war und in das Rampenlicht gehört. Denn die Menschen im Rampenlicht bekommen Anerkennung und dank dieser vergisst man einen nicht so schnell."
Jimin blieb der Atem weg. In einem völligen Schockzustand sah er runter zu Yoongi, konnte dabei nicht fassen, was er da gerade gesagt hatte. Die Zuschauer waren ungeheuer still und sahen mit derselben Verwunderung wie Jimin auf den Mann hinunter, welcher seinen festen Blick auf die Menge gerichtet hatte.
"Er hat vergessen, dass man etwas tut, weil man es liebt."
Yoongi ließ das Mikrofon sinken und drehte sich einmal um seine eigene Achse, sah in das Puplikum. Er konnte dessen großen Augen sehen und dies ließ ihn lächeln.
"Jimin fährt nicht mehr, weil er es liebt, sondern weil er keine andere Wahl hat."
Der Eiskunstläufer blickte von Yoongi weg, traf dann Jins Augen an. Er musterten ihn, als hätte er nun etwas erfahren, was ihm davor noch unbekannt war. "Ist das wahr?"
"Er hat sich sein Leben lang auf das Eiskunstlaufen konzentriert. Er kann nichts anderes als das. Und wenn er nicht mehr in der Lage dazu ist, selbst das auszuführen, ist er nutzlos. Denn er wollte doch wenigstens eine Sache wirklich makellos beherrschen und von Menschen deswegen angehimmelt und verehrt werden. Jimin, der perfekte Eiskunstläufer. Die Nummer Eins. Der Stern auf dem Eis. Das möchte er hören, und er hat es auch verdient."
Einige Sekunden Stille. "Ihr könnt mir nicht sagen, dass Jimin nicht wegen dem Ruhm auf dem Eis steht. Dass er an Wettbewerben teilnimmt, weil ihm langweilig ist. Dass es ihm Spaß macht, seine Beine wund zu trainieren. Ihr könnt mir nicht sagen, dass er das von Herzen liebt. Denn das tut er nicht. Das kann er nicht. Er hat nur das Eine im Kopf: Perfektion. Ein perfekter Auftritt, ein perfekter Körper, ein perfektes Ich.
Wieso gehen Menschen ins Gym? Weil sie nichts zu tun haben, ihnen langweilig ist? Nein, sie tuen das, um sich zu ändern. Um Muskeln aufzubauen oder abzunehmen. Weil sie ihr Ich nicht mehr ertragen können.
Und Jimin kann sich selber nicht mehr ertragen. Ich merke, wie verzweifelt er ist. Ich weiß, dass er sich selber fertig macht, das er nunmal ein Mensch ist. Er muss essen, trinken und braucht Ruhe. Wenn es nach ihm gehen würde, dann würde er diese Dinge streichen und sie durch Training ersetzen, dafür lege ich meine Hand ins Feuer."
Das Puplikum wurde lauter, begann sich heiß miteinander zu unterhalten. Die Stimmen vermischten sich zu einem lauten Brummen, die Menschen wurden unruhig auf ihren Plätzen.
"Jimin kann nicht teilnehmen, da er nicht mehr kann.", sprach Yoongi lauter ins Mikrofon, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden wieder auf sich zu lenken. "Ihm geht es nicht mehr gut, glaube ich. Und ich hoffe, dass ihr alle Verständnis dafür habt. Versetzt euch in seine Lage, dann werdet ihr verstehen, worüber ich rede."
Yoongi schaltete das Mikrofon aus und es ertönte ein lauter Applaus, der das gesamte Stadion erfüllte. Die Zuschauer jubelten und warfen weiße Rosen auf die Eisfläche, welche eigentlich für die Teilnehmer der Meisterschaft gedacht waren.
Der junge Mann lächelte außer Atem, lief zu den Rosen und hob sie alle auf, bis sie einen großen Strauß ergaben. Er verließ die Fläche, gab einem Mitarbeiter das Mikrofon zurück und man sah, wie er die Treppen zum Raum hoch ging, in der sich die Jury, Jin und Jimin befanden.
Yoongi drückte die Tür auf, trat hinein und lächelte Jimin an. Seine Wangen und die Nase waren ganz rot wegen der Kälte. Jimin erhob sich mit großen Augen, lief auf Yoongi zu und warf sich in seine Arme. Dem Älteren fielen die Rosen aus den Händen und landeten auf dem Boden, aber das machte ihnen nichts aus.
"Kann sein, dass ich mich auch geirrt und totalen Blödsinn gelabert habe.", murmelte Yoongi und drückte Jimin an sich. Dieser schloss seine Augen, atmete schwer durch und lächelte leicht.
Yoongi hatte recht..
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𝕋𝕙𝕖 𝕥𝕣𝕦𝕥𝕙 𝕚𝕤 𝕙𝕒𝕣𝕕.
| 1570 Wörter
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