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"Bekommst du das hin?"
Jimin nickte, nahm einmal Anlauf und sprang nur ein wenig vom Eis ab, drehte eine kleine Pirouette und kam keine drei Sekunden später wieder auf dem Boden an. Er fuhr in Seokjin, hielt sich an seiner dicken Jacke fest. "Alles okay?"
"Geht schon."
Jin klopfte ihm auf die Schulter, forderte ihn auf, es zu wiederholen. Jimin fuhr erneut über das Eis, aber diesmal konnte er sich nicht dazu überwinden, abzuspringen. Jimin bekam regelrecht Panik davor und mit zitterndem Leib fuhr er wieder zu seinem Trainer. Dieser schüttelte seinen Kopf. "Was soll das denn jetzt?"
Jimin zuckte zurück, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Ihm klapperten die Zähne vor Kälte und diese ihm bekannte Wut begann sich wieder aufzustauen. Er schluckte den Ärger runter, atmete gegen seinen Schal. "Ich kann nicht."
Sein Trainer weitete seine Augen, zog den Reisverschluss seiner Jacke höher. Jimin machte sich wegen der Kälte in seinen Augen kleiner. Er wich zurück, konnte dem Blickkontakt nicht mehr standhalten. "Was? Das konntest du schon mit zehn, Jimin. Verarsch mich nicht."
Jin seufzte ungläubig auf. "Nochmal."
"Aber ich-"
"Mir egal, versuch es nochmal! Ich dulde keine Faulheit." Die scharfen Worte trafen Jimin hart. Er presste seine Lippen aufeinander, sammelte sich kurz und fuhr zurück zum anderen Ende des Eises.
Er berührte den Rand, hielt sich dort kurz fest, ehe er wieder los fuhr und eine kurze Runde drehte. Er steuerte wieder die Mitte an, bis ihm plötzlich bunte Lichter entgegen blitzten. Jimin spürte den Angstschweiß auf seiner Stirn, den Stoff an seiner verklebten Haut.
Die dumpfe Musik und die Stimmen schlichen sich in sein Gehör und er hörte ein lautes Piepen in seinem Kopf.
Jimin verlor seine Orientierung. Die Bilder vor seinen Augen verschwammen und die Silhouette seines Trainers verdoppelte- und verdreifachte sich. Er sprang vom Eis ab, wollte gerade bei einer Drehung ansetzen, als sich ein schwacher Schmerz in seinem Bein breit machte und er ruckartig zu Boden stürzte.
Stöhnend kam Jimin auf dem harten Eis auf, sein Arm begann schrecklich zu schmerzen und zu pochen. Jin fuhr besorgt auf ihn zu, half ihm dabei, sich wieder auf die Beine zu stellen. Jimin wollte einfach nur weinen. "Geht es dir gut?"
Jimin stieß seinen Trainer von sich und rieb über seinen Oberarm. "Nur weil du wolltest, dass ich es nochmal mache, bin ich jetzt gefallen! Was, wenn ich mir am besten noch was gebrochen hätte? Hm? Soll ich nochmal? Sag schon. Soll ich?!"
Er wollte doch gar nicht schreien. Er wollte es wirklich, wirklich, wirklich nicht und trotzdem platzte seine Geduld und die Ruhe wandelte sich in wütende Schreie um. Und mit der erhobenen Stimme kam die Verzweiflung und mit dieser kamen die ersten Tränen.
Jimin kämpfte sehr gegen sie an, aber irgendwann konnte er sie nicht mehr halten und sie liefen ihm über seine Wangen, in den Schal und den Kragen seiner Jacke.
"Ich bin so ein Versager, Jin.", weinte er voller Scham in seine Handschuhe und wurde von seinem Trainer runter von der Eisfläche gebracht. Sie setzten sich auf eine der leeren Bänke und es vergingen einige Minuten, bis das Jammern weniger wurde. Jin strich seinem Schüler still über den Rücken, während dieser sich die Tränen weg wischte und zu Atem kam.
"Tut dir dein Arm noch weh?" Und wie er weh tat. Aber Jimin zuckte nur mit den Schultern, rieb über seinen Arm, auf den er gelandet war. Er fühlte sich so elendig. So einsam, so verlassen. Die Welt um ihn herum verlor an Licht und Farbe und tauchte in ein mattes Dunkelbunt ein.
"Jungkook wird mich überholen.", flüsterte Jimin leise und schniefte laut auf. "Er wird alles gewinnen und ich werde in Vergessenheit geraten. Ich werde ein Niemand werden. Und dann schmeißt mich Mama raus und ich muss zu Papa ziehen. Ich habe so eine Angst davor, Jin. Ich möchte nicht.. verloren sein. Ich will- ich will ganz oben stehen! Ich will der beste sein, aber jetzt bin ich so dick geworden und ich passe nicht mehr in meinen Anzug und- und-"
Jimin schnappte nach Luft. "Oh Gott, ich kann nicht mal mehr eine Pirouette, Jin. Kannst du das glauben? Ich bin.. so ein Loser."
Er krächzte, seine Kehle brannte vom weinen. "Ich kann das nicht mehr. Wieso ist da diese Blockade in meinem Kopf? Jedes mal, wenn ich auf dem Eis stehe, denke ich an meinen Unfall und dann bekomme ich gar nichts mehr hin.
Fühlt sich so das Versagen an?"
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𝕁𝕦𝕤𝕥 𝕓𝕖𝕔𝕒𝕦𝕤𝕖 𝕪𝕠𝕦 𝕗𝕒𝕝𝕝 𝕠𝕟𝕔𝕖 𝕕𝕠𝕖𝕤𝕟'𝕥 𝕞𝕖𝕒𝕟 𝕪𝕠𝕦 𝕤𝕙𝕠𝕦𝕝𝕕 𝕘𝕚𝕧𝕖 𝕦𝕡
| 741 Wörter
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