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Kapitel 18

Der Haferbrei, den ich aus dem Strohhalm schlürfte, schmeckte heute noch fader als die Tage zuvor und mit jedem weiteren Schluck, den ich zu mir nahm, befürchtete ich, dass ich gleich meinen gesamten Mageninhalt auf der Tischplatte verteilen müsste. Dass Dimitri mich die ganze Zeit beobachtete und mir, wenn ich doch mal von der Tischplatte aufsah, ein viel zu einnehmendes Lächeln schenkte, machte die gesamte Situation nicht besser. Vielmehr spürte ich, wie mein Magen sich wieder unnatürlich zusammenzog.

Wenn ich so darüber nachdachte, war es seit Tagen das Selbe. Jeden Morgen wurden wir von dem Hämmern an der Metalltür geweckt, frühstückten gemeinsam, ohne jemals ein Wort miteinander zu wechseln, und gingen dann zum Tagesgeschäft über. Dieses bestand für Dimitri und mich aus langweiligem, jedoch wenigstens abwechslungsreichem, Unterricht und einer Tanzeinheit am Nachmittag. Der letzte Tag verschmolz mit dem nächsten, sodass mir jedes Zeitgefühl abhanden gekommen war.

Die Hoffnung, jemals wieder etwas Anderes zu sehen als diese Irrenanstalt, schwand mit jedem Tag, der verging, immer mehr. Mittlerweile stand ich genauso resigniert auf, wie ich zu Bett ging. Selbst Ilvy gab sich keine Mühe mehr, mir jeden Abend wenigstens ein Lächeln zu entlocken, bevor ich ins Bett ging und ins Schlummerland fand. Mittlerweile hatte ich es vollständig aufgegeben, Gabe in meinen Träumen zu erreichen. Die Muschel, die stets in meiner Hand ruhte, wenn ich einschlief, hatte mir außer etwas Trost leider sonst nichts geben können. Wenigstens fiel es mir jetzt, wo ich resigniert meine Situation akzeptiert hatte, mit jedem Tag leichter, diese Hölle durchzustehen, da der ständige Kampf gegen dieses Schicksal stets an meinen Kräften gezerrt hatte und mir der Gedanke, mich dem Ganzen einfach hinzugeben, nun etwas Frieden verschaffte.

Ich hatte gerade einmal die Hälfte meines Bechers mit Haferbrei geleert, als ich bereits die bekannten, klobigen Schritte hinter mir vernahm, die zu den Kolossen gehörten, die uns zum Unterricht geleiten würden. Als ich mich langsam erhob, konnte ich ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Seit Tagen spürte ich die Druckstellen an meinen aufgedunsenen Füßen, die in den Socken ziemlich eingeengt waren. Dank der High Heels, die ich jetzt beim Tanzen ständig tragen durfte, war ich froh, wenn ich wenigstens einen Schritt ohne Schmerzen vollbringen konnte. Ich war gerade dabei, mich in die Reihe mit den anderen Mitstreitern einzureihen, als ich hinter mir eine Bassstimme vernahm, die mir direkt eine Gänsehaut bescherte.

"Ihr nicht!"

So schnell konnte mich in dieser Gesamtsituation nichts mehr überraschen, doch wenn die Kolosse, die noch nie ein Wort in meiner Anwesenheit gesprochen hatten, anfingen zu reden, dann war die Situation Ernst.

Erst als ich hinter mich sah und erkannte, dass sich neben mir ein weiterer Koloss neben Dimitri platziert hatte, wusste ich, dass wir beide eine etwas andere Tagesroutine vor uns hatten. Bei dem Gedanken, aus dem doch so festen Tagesplan gerissen zu werden, schluckte ich. Denn dies konnte nur bedeuten, dass es heute Ernst werden würde.

Schon lange hatte ich mich gefragt, was dieses große Ereignis sein würde, wofür Dimitri und ich trainiert wurden, und heute war es sehr wahrscheinlich so weit. Ich würde endlich den Grund erfahren, warum wir uns diese Tanzstunden hatten antun müssen.

Der schwarze Sack, der über meinen Kopf gestülpt wurde und mir vollständig die Sicht nahm, verstärkte nur meine Annahme, dass etwas Besonderes geschehen würde. Ein schneller, jedoch schmerzhafter, Pikser im Arm, ließ mich schnell die Kontrolle über meinen eigenen Körper verlieren. Keinen einzigen Gedanken konnte ich mehr fassen. Dazu kam noch ein fader Geschmack im Mund, der mich immerwährend an fließendes Trinkwasser denken ließ. Bevor ich jedoch den Wunsch äußern konnte, ein Glas Wasser zu bekommen, spürte ich, wie mich das Schwarz, das auch alle anderen Sinne mit jeder Sekunde immer mehr umgab, in seine Mitte zog und alles um mich herum verstummen ließ.

Als ich meine Augen öffnete, waren die Farben Blau und Rosa die Ersten, die mir ins Auge stachen. Das künstliche Licht ließ den großen Raum unwirklich erscheinen und ich fragte mich, ob ich vielleicht noch unfreiwillig schlief. Ich ließ meine Hände über den blauen Samt des Sofas, auf dem ich lag, fahren und wusste, dass ich wach war. 

"Oh, Schätzchen, ich habe dich schon erwartet."

Mit schwingenden Hüften kam ein hübscher, schlanker Latino auf mich zu. Seine schwarzen Haare hatte er mit einem Schwung nach hinten gegelt und seine grünen Katzenaugen funkelten mich ungeduldig an. Ein wenig erinnerte er mich an Elvis. Nur dass ich Elvis und seine Musik schon immer gemocht hatte. Diesen lächerlichen Verschnitt konnte ich vom ersten Moment nicht ausstehen.

"Ich bin Javier. Meine Schwester müsstest du vom Tanzunterricht kennen."

Jetzt war mir auch prompt klar, warum ich ihn vom ersten Augenblick an nicht hatte leiden können. Javier kam mir noch näher, bis er vor mir stehen blieb und nach meinem Handgelenk griff. Unsanft beförderte er mich aus der Liegeposition auf dem Sofa zum Stehen. Sofort spürte ich, wie sich mein Kopf drehte und mein spärliches Frühstück ausbrechen wollte.

"Komm schon, steh auf! Genug geschlafen! Jetzt geht es an die Arbeit!"

Während er mich hinter sich herzog, ließ ich meinen Blick in dem Raum umherschweifen, für den ich keinen Namen fand. In der einen Ecke befand sich ein Frisiertisch inklusive Spiegel und was das Stylistenherz begehrte. In der anderen Ecke befand sich eine Art schwarzes Zelt, das vorne verschlossen werden konnte. Und auf der anderen Seite waren alle möglichen Perücken, Kleider, Schmuck, Schuhe und vieles mehr vorhanden. Auch wenn ich nicht wusste, wo zur Hölle ich schon wieder gelandet war, so brauchte es nicht viel Grips, um zu erkennen, was heute mit mir geschehen würde.

"In dem Zimmer nebenan ist eine Dusche."

Mit dem Zeigefinger deutete Javier auf eine weiße Tür, die hinter den ganzen Kleidern fast unterging.  Er bedachte mich mit einem verächtlichen Blick, den er von Kopf bis Fuß gleiten ließ. Obwohl ich es mir nicht anmerken ließ, tat diese Geste wirklich weh. Noch nie hatte mich jemand mit solch einem Ekel angesehen. Dabei war es nicht meine Schuld, dass ich durch den Schlafmangel jeglichen Glanz in meinem Gesicht und Haar verloren hatte und dass der blaue Overall die restlichen Kurven, die nach den Wochen Strapaze übrig waren, wie ein Sack verschleierte.

"Lass dir ruhig Zeit."

Bevor er merken konnte, wie meine Augen verdächtig anfingen zu brennen, drehte ich mich von ihm weg und ging auf die Tür zu, die mich etwas weiter weg von diesem Albtraum bringen würde. Obwohl ich es bereits satt hatte, mir die Frage zu stellen, womit ich das verdient hatte, spürte ich, wie ich es schon wieder tat. Das Badezimmer selbst überraschte mich insofern, dass es vollkommen in weiß gehalten war. Nach dem Blau-Rosa Albtraum eben war dieses Zimmer eine Erholung, doch besser fühlte ich mich trotzdem nicht.

Über dem Waschbecken, das auf der gegenüberliegenden Seite stand, hing ein Spiegel, der mir ein Bild widerspiegelte, das mir gar nicht gefiel. Der Knoten, in dem meine Haare heute Morgen gefangen gewesen waren, war zerzaust. Ab und an blitzten blaue Strähnen hervor, die mich sofort an meine hibbelige, beste Freundin denken ließen und die ich so sehr vermisste. Die Tränen, die sich bereits angekündigt hatten, liefen mittlerweile an meinen Wangen hinab, die eingefallen waren und mein sonst volles Gesicht entstellten. Selbst die hellbraunen Augen hatten jeglichen Glanz verloren, blickten teilnahmslos in die Augen des Spiegelbilds, das nur noch eine knochige Abbildung meiner Selbst war. Bevor ich überhaupt wusste, was geschah, flog meine Faust mit voller Wucht auf den Spiegel zu. Doch der Schmerz, der daraufhin durch meine gesamte Haut fuhr, war das Einzige, was passierte. Der Spiegel selbst blieb unversehrt. Fluchend wendete ich mich von meinem Spiegelbild ab und stieg schlussendlich in die Dusche, um mir das Wasser über den Körper gießen zu lassen.

Ich konnte nicht genau sagen, wie lange ich in der Dusche verharrt hatte, doch die Haut an meinen Fingerkuppen war bereits vollständig verschrumpelt, als ich mich mit einem weichen Handtuch abtupfte, das bereits mit einem Bademantel für mich herausgelegt worden war. Nachdem ich das Handtuch über meinem Kopf zusammengeknotet hatte, legte ich den seidigen Bademantel um und trat wieder in das futuristische Umkleidezimmer hinaus, wo Javier mich bereits erwartete.

"Da bist du ja endlich. Leg dich bitte hier hin."

Er deutete auf die Liege, hinter der er sich positioniert hatte. Ich spürte, wie meine Füße einen Schritt vor den anderen setzten, ohne wirklich über irgendetwas nachzudenken. Kaum hatte ich mich hingelegt, schon hatte Javier seine Utensilien auf einem Tischchen neben sich platziert und auf einem Stuhl neben mir Platz genommen. Wieder lag Verachtung in seinem Blick, als er meine Beine musterte.

"Um die werden wir uns als Nächstes kümmern!"

Die Frage, was er genau meinte, erübrigte sich, als er heißes Wachs von seinem Tischchen herunternahm, einen Holzstab in der Masse versinken ließ und das Wachs auf meinem Bein verteilte. Ich zischte, als die heiße Masse mein Bein berührte und wollte bereits mein Bein wegbewegen, als Javier mich gewaltsam zurückhielt.

"Still halten! Du verhältst dich ja so, als hättest du das noch nie gemacht."

In den letzten Stunden hatte ich vieles ohne Murren durchgehen lassen, doch jetzt war es endgültig genug!

"Vielleicht ist das ja auch so, du kleines, arrogantes Arschloch! Schon mal etwas von rasieren gehört?"

Statt auf meinen Ausbruch einzugehen, strich er rasch einen Papierstreifen auf das Wachs und zog dieses ohne Vorwarnung herunter. Wieder musste ich mir fest auf die Lippe beißen, um keinen einzigen Laut von mir zu geben. Welche Frau tat sich so etwas bloß freiwillig an?

"Wenn du denkst, dass es da schon wehtut, dann warte es erst einmal ab, bis wir das an anderen Stellen deines Körpers machen", warnte mich Javier vor und es verfehlte seine Wirkung nicht. Meine Augen wurden groß, als ich mir bildlich vorstellte, welche Körperteile er nach meinen Beinen malträtieren wollte.

Sein Lachen brachte mich wieder in die schmerzhafte Realität zurück.

"Keine Sorge. Das wird bei dir heute nicht nötig sein. Bei dir sind nur die sichtbaren Stellen dran."

Auch wenn ich es niemals zugegeben hätte, war ich erleichtert, das von ihm zu hören. So ließ ich die gesamte, schmerzhafte Prozedur über mich ergehen und beruhigte mich mit dem Gedanken, dass es bald vorbei sein würde. Kaum hatte Javier den letzten Streifen von meinem Bein entfernt, schon bekam ich die nächste Hiobsbotschaft.

"So, jetzt musst du dich ausziehen."

"Was?"

Vor Schreck hatte ich mich auf der Liege aufgesetzt und demonstrativ die Arme vor dem dünnen Bademantel verschränkt. Total entsetzt blickte ich Javier an, während er unbeeindruckt eine Augenbraue hochzog.

"Kindchen, jetzt stell dich nicht so an! Ich habe schon so viele Frauen nackt gesehen. Du brauchst nicht zu denken, dass du etwas Besonderes bist."

Wenn es etwas gab, worin Javier gut war, dann war es die Selbstzweifel, die eine jede Frau mit sich und ihrem Körper herumschleppte, zu verstärken. Langsam zog ich den Bademantel hinunter, nicht jedoch ohne gewaltig die Augen zu verdrehen. Wie gerne ich jetzt wieder in meinem Gefängniszimmer in meinem Bett liegen würde.

"Hier!"

Er warf mir eine große Tube Hautcreme entgegen, die ich, ohne mit der Wimper zu zucken, fing.

"Creme dich damit überall ein. Vor allem die trockenen Stellen müssen gut bedeckt sein."

Am liebsten hätte ich ihm die Creme zurück in sein überhebliches Lächeln geworfen, doch ich tat wie mir geheißen. Mein Körper war nicht mehr dazu imstande, gegen ihn zu rebellieren. Immer noch spürte ich die Müdigkeit in meinen Knochen, was nicht minder an der Betäubung lag, die ich heute hatte über mich ergehen lassen. Kaum hatte ich meinen Körper fertig eingecremt, schon kam Javier mit weiteren Sachen auf mich zu.

"Zieh das an."

In seiner Hand befand sich ein weißer, sehr knapper Bikini, eine Schutzhaube fürs Haar und eine futuristisch wirkende Taucherbrille, die mir aus einigen Frauenfilmen ziemlich bekannt vor kam. Kurz bevor ich die Brille über meinen Kopf stülpte, sagte Javier: "Du wirst jetzt in die schwarze Kabine da hinten gehen und meinen Anweisungen genau folgen, hast du mich verstanden?"

Statt ihm eine Antwort zu geben, verdrehte ich die Augen, und trat ohne Weiteres in die Kabine. Durch die Brille sah ich alles nur noch rot und verschwommen, was mir noch mehr Unwohlsein bereitete. Javier holte in der Zeit etwas hervor, das stark an eine Pistole erinnerte, die mit einem Schlauch an einem Behälter befestigt war. Obwohl ich eine Brille hatte, kniff ich meine Augen zusammen, als Javier begann, meinen gesamten Körper mit einer orangenfarbenen Flüssigkeit einzusprühen. Dies wiederholte er zig Mal, während ich entweder meine Arme heben oder mich umdrehen musste.

Noch bevor ich die Brille abgenommen hatte, hörte ich Javier sagen: "Schon viel besser! Jetzt zieh bitte wieder alles aus und schlüpf in den Mantel."

Dies brauchte er nicht zwei Mal zu sagen. Je schneller ich diese Hölle hinter mich bringen konnte, umso besser. Innerhalb weniger Sekunden war ich wieder in den seidigen Bademantel geschlüpft, den ich mit einem Doppelknoten fester als nötig zuband.

"Perfekt! Jetzt setz dich bitte in den Frisierstuhl da drüben."

Mittlerweile war mir klar geworden, dass das, was hiernach passieren würde, etwas Großes war. Obwohl ich mir vormachte, dass mich das, was hier nach kam, nicht interessierte oder gar beeindrucken konnte, spürte ich, wie die Neugier in mir wuchs. Für wen oder was wurde ich dermaßen hergerichtet?

"Und jetzt still sitzen!"

Die Haare, die immer noch unter der Schutzhaube steckten, befreite er mit einer einzigen Haarbewegung. Daraufhin untersuchte er meine Haare, als würde sein Leben davon abhängen.

"Dios mío, wie konntest du das bloß deinen Haaren antun? Du hast eine solch wundervolle Naturhaarfarbe. Gut, dass wir deine Haare wieder in ein schönes Rotblond verwandeln sollen. Außerdem sind diese bunten Haarspitzen so etwas von out und überhaupt nicht elegante."

Die Haarfarbe war das Einzige, was mir von meinem alten Selbst geblieben war. Und jetzt sollte sie plötzlich auch weg kommen?

"Wag es ja nicht, meine Haare anzufassen!"

Bevor Javier überhaupt reagieren konnte, sprang ich aus dem Frisierstuhl heraus und funkelte ihn an. Meine Hände hatte ich mittlerweile zu Fäusten geballt und ich dachte bereits darüber nach, welches Körperteil ich ihm als Erstes herausreißen sollte. Javier schien von meiner wütenden Nummer überhaupt nicht beeindruckt zu sein. Vielmehr blickte er ungeduldig auf seine Uhr und wieder zu mir hinauf.

"Schätzchen, wir werden deine Haare färben. Ob du willst oder nicht. Also mach uns allen das Leben leichter und setz dich wieder."

Ich konnte nicht sagen, was genau in diesem Moment mit mir geschah, aber mein rebellierendes Selbst, das sich seit Langem wieder gezeigt hatte, verschwand genauso schnell wie es gekommen war. Ernüchternd musste ich feststellen, dass in seinen Worten die Wahrheit lag. Ich konnte mich dem nicht entziehen, was Michail und die anderen Fadenzieher für mich vorgesehen hatten. Außerdem würde es mir nicht viel bringen, Javier auf Ort und Stelle mundtot zu machen, denn er war nur die ausführende Gewalt. Wenn nicht er, dann würde es jemand anderes erledigen. Resigniert ließ ich meine Schultern sacken und setzte mich wieder auf den Stuhl. Ich spürte, wie Javier seine Hände auf meine Schultern legte und wisperte: "Gutes Mädchen!"

Das war der Moment, wo ich mich vollständig seinen Händen hingab, die mir immer wieder an den Haaren zogen, irgendwann mein Gesicht bearbeiteten, an meinen Händen und Füßen herumwerkelten und meinen Körper schließlich in ein Kleid steckten, in das ich vor Wochen niemals hineingepasst hätte. Erst dann blickte ich in den Spiegel, vor den mich Javier geführt hatte.

"Ein Meisterwerk!"

Obwohl ich alles lieber getan hätte, als ihm zuzustimmen, konnte ich nicht anders, als sprachlos in den Spiegel zu sehen. Die rotblonden Locken konnten locker mit jeder Star-Haarmähne mithalten. Mein Teint war viel lebhafter geworden und wirkte beinahe golden unter dem grün-blauen, enganliegenden Kleid, das zusätzlich von der Taille abwärts in leichten Stofflagen hinunter floss und inmitten meiner Oberschenkel endete. Das Kleid passte perfekt zu den High Heels, die ich bereits von den etlichen Tanzstunden kannte und deshalb bereits gut eingelaufen waren. Doch was mich am meisten faszinierte, waren meine Augen, die wie flüssiges Karamell glänzten. Das Makeup hatte es tatsächlich geschafft, mein Gesicht wieder voller und gesünder erscheinen zu lassen. Noch nie in meinem Leben war ich so schön gewesen.

Doch das war nicht der Grund, weshalb mein Mund immer noch offen stand. Als ich in den Spiegel blickte und schluckte, konnte ich nicht anders als zu denken:

Ich sehe meiner Mutter zum Verwechseln ähnlich.

Das Erste, was mir auffiel, als die Tür geöffnet wurde, war die pralle Sonne, die direkt in mein Gesicht schien. Irgendwo weiter entfernt hatte ich das Gefühl, Meeresrauschen zu vernehmen, doch sicher war ich mir nicht. Außerdem hing leichter Orangenduft in der warmen Luft. Erst als ich meine Hand gen Sonne hob, konnte ich meine Augen wieder öffnen und erstarrte.

Der Sandstein, der inmitten einer Allee aus Orangen- und Olivenbäumen eingelassen war, führte direkt zu einer schwarzen Limousine, die mir bereits angekündigt worden war. Doch es war keineswegs die polierte Limousine, die ein Lächeln auf meine Lippen zauberte. Es waren die Vögel, die über mir schwebten, fröhlich vor sich hinzwitscherten und sichtlich ihre Freiheit genossen. 

Wie meine Oma immer zu sagen pflegte, sollte man jeden kleinen, glücklichen Moment im Leben genießen. Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freute, jeden einzelnen Moment in der prallen, späten Nachmittagssonne zu verinnerlichen. Die kleine Illusion, der ich mich ganz und gar hingegeben hatte, endete mit einem abrupten Räuspern, mit dem sich zwei große, in Schwarz gehüllte Gestalten ankündigten.

Es wunderte mich keineswegs, dass ich die paar Meter bis zur Limousine nicht alleine zurücklegen durfte und von zwei Lakaien Michails begleitet wurde. Der Mann zu meiner Linken brachte es tatsächlich zustande, mir die Hintertür zu öffnen und die Hand zu reichen, um mir den Aufstieg zu erleichtern.

Was für ein Gentleman, dachte ich und verdrehte die Augen.

Die Hand, die er mir hinhielt, ignorierte ich gekonnt. Das Schmunzeln, das daraufhin mein Gesicht zierte, schwand schnell dahin, als ich die drei meist gehassten Personen in dem Wageninneren erblickte.

Karinas einzige Reaktion auf mein Erscheinen war das Hochziehen einer perfekt gezupften Augenbraue. In ihrem roten Kleid und dem braunen Pelzbolero wirkte sie wie eine russische Oligarchin. Ihre dunklen Haare waren zu einem strengen Dutt nach hinten gesteckt worden und schenkten ihrem Aussehen noch ein wenig mehr Düsternis.

Michail, der neben ihr auf der vorderen Bank saß, wirkte so bleich wie eh und je. Immer noch trug er einen schwarzen Mantel über seinem ebenso schwarzen Anzug. Seine weißen Haare und das bleiche Gesicht bildeten einen unschönen Kontrast dazu. Die einzige Farbe, die ich an ihm Erkennen konnte, war das dunkle Rot seiner Lippen, die sich wie so oft zu einem unnatürlichen Lächeln verzogen hatten. Eine erneute Welle von Gänsehaut ließ mich kurz erschaudern.

Den letzten im Bunde bildete Dimitri, der auf der gegenüberliegenden Platz gefunden hatte. Ich musste zwei Mal hinsehen, um zu diesem Bild von einem Mann einen Namen zuordnen zu können. Doch der Schalk in seinen blauen Augen war unverkennbar da wie bei den etlichen Tanzstunden, die wir gemeinsam verbracht hatten. Genauso wie aus mir hatten sie aus ihm ein Kunstwerk gezaubert. Anders konnte ich es nicht sagen. Sein kantiges Gesicht wurde durch das kurz geschnittene, blonde Haar noch mehr hervorgehoben. Selbst seine Augen schienen vielversprechend zu strahlen, was sonst nicht der Fall war. Mein Blick wanderte an seinem bulligen Körper hinab, der in einem Anzug wirklich todschick aussah. Seine Krawatte erinnerte mich sehr an die Farbe meines eigenen Kleides und ich schluckte. Als ich wieder in seine Augen sah, merkte ich, dass auch er meinen gesamten Körper taxierte, als könnte er nicht so recht glauben, wer dort vor ihm stand.

"Setzen!"

Es war Karinas bestimmte Stimme, die mich aus meinem Starren löste und schließlich neben Dimitri Platz nehmen ließ. Kaum war die Tür geschlossen worden, schon setzte sich die Limousine in Bewegung. Ich war überrascht, als Karina mir ein kleines, schwarzes Kästchen überreichte. Mit einem Nicken bedeutete sie mir, dieses zu öffnen. Es fiel mir erstaunlich schwer, mit den künstlich verlängerten Nägeln das Kästchen auf zu bekommen, doch als es mir endlich gelang, runzelte ich fragend die Stirn.

"Setz es in dein Ohr."

Ich nahm den kleinen, hautfarbenen Stöpsel in die Hand und drehte ihn umher. Er sah tatsächlich aus wie ein Ohrstöpsel, mit dem man kabellos Musik hören konnte.

"Heute noch, wenn möglich", gab Karina genervt von sich und verdrehte ihre Augen. Verwundert hob ich meine Augenbrauen. Noch nie hatte ich Karina solch eine starke Emotion zeigen gesehen. Auch sie schien sichtlich nervös. Und umso gefährlicher. Ich tat wie mir geheißen und setzte den Stöpsel ins Ohr.

"Jetzt solltest du meine Stimme auch in deinem Ohr hören."

Tatsächlich hörte ich ihre Stimme leicht versetzt sowohl im Inneren des Autos als auch in meinem rechten Ohr. Ich nickte.

"Alles, was ich dir in dein kleines, erbärmliches Ohr flüstern werde, hast du zu erfüllen, verstanden? Und vergiss nicht... Ich höre auch alles, was du sagst."

Karinas Hass auf mich schien heute noch präsenter als sonst, was mich nervös schlucken ließ. Was war heute bloß los, dass alle sichtlich angespannt waren? Um über die Antwort auf diese Frage zu grübeln, blieb mir keine Zeit, denn Michail ergriff als Nächster das Wort.

"Es darf keiner von den anwesenden Gästen wissen, dass wir einander bekannt sind. Dies gilt auch für dich."

Sein Blick, der zunächst auf mich gerichtet gewesen war, wanderte zu Dimitri, der daraufhin wie ein gehorsames Hündchen nickte.

"Ihr seid ab sofort ein Paar, das total verliebt ist. Und wirklich jeder Einzelne soll es euch abkaufen! Denkt an das Training, was ihr in den letzten Tagen genossen habt. Und enttäuscht mich nicht. Sonst wird es ziemlich ungemütlich für euch beide!"

Obwohl Michail Dimitri und mir gerade gedroht hatte, blieb sein Lächeln omnipräsent. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihm den Stöckel meines High Heels in den Hals gerammt. Doch ich zwang mich zu einem ebenso künstlichen Grinsen und spottete: "Ist es nicht ein wenig auffällig, dass wir zu viert aus der gleichen Limousine aussteigen, wenn wir uns nicht kennen sollen?"

In Michails Augen blitzte kurz etwas auf, doch es verschwand so schnell, dass ich es nicht einordnen konnte.

"Deshalb, mein Täubchen, wartet ihr zehn Minuten und geht nach uns hinein."

"Und solche aufmüpfigen Kommentare solltest du dir während der gesamten Feier sparen," fügte Karina schnippisch hinzu. Das verschmitzte Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, konnte nichts Gutes verheißen. Obwohl ich momentan wirklich größere Probleme hatte, fragte ich mich, von welcher Feier sie sprach. Doch darüber nachzudenken war mir nicht weiter vergönnt.

"Hier ist eine kleine Motivation, damit du dich auch daran hältst."

Aus der geräumigen Tasche, die neben ihr lag, holte sie ein schwarzes Tablet hervor, das sie aktivierte und mir überreichte. Noch bevor ich das Tablet ergriff, begann meine Hand zu zittern. Sofort spürte ich Tränen in meine Augen aufstiegen. Ein Schluchzen würde bald folgen, wenn ich es nicht schaffte, mich von dem Bild wegzureißen.

"Wir beobachten sie rund um die Uhr, natürlich nur zu ihrer eigenen Sicherheit. Oder möchtest du, dass ihnen etwas zustößt? Das wäre ja zu Schade. Sie sind doch so herzensgute Menschen."

Karinas Stimme vernahm ich nur im Hintergrund. Mein Blick war vollständig auf das Schwarz-Weiß-Video vor mir gerichtet, auf dem meine Großeltern gerade in unserem liebsten Lebensmittelmarkt einkauften. Das Lächeln, das meine Oma sonst stets auf ihren Lippen trug, während sie den Einkaufswagen schob, war nicht mehr vorhanden. Auch mein Opa schien grimmiger als jemals zuvor. Ich spürte, wie sich eine Träne aus meinem Augenwinkel löste.

"Du hast genug gesehen!"

Mit diesen Worten riss mir Karina wieder das Tablet aus der Hand.

"Und hör sofort auf, so emotional zu sein."

Ein Teil von mir wollte einen Feuerball mitten in ihre Visage werfen, die so selbstgefällig vor sich hin schmunzelte. Ich spürte bereits, wie sich meine Hände verkrampften und Wärme von ihnen ausging. Etwas legte sich auf meine Hand und umklammerte diese fest. Erst als ich zu Dimitri blickte, sah ich, dass er mir beruhigend zulächelte. In dieser Situation war es so schön, ein freundliches Gesicht zu sehen, dass ich spürte, wie ich etwas zurücklächelte. Und dabei war es mir vollkommen egal, dass es Dimitri war, der neben mir saß und meine Hand hielt. Jegliche Rebellion, die in meinem Körper gesteckt hatte, war in diesem Moment ausgelöscht worden. Ich hatte keine Wahl. Ich musste genau das tun, was sie von mir verlangten. Wenn meinen Großeltern etwas passieren würde, würde ich mir das nie verzeihen können. Dimitris beruhigende, blaue Augen wendeten sich von mir ab und schauten wieder zurück zu seinem Vater.

"Wo geht es denn eigentlich hin, wenn ich fragen darf?"

Als wäre die Antwort auf diese Frage das Offensichtlichste auf der Welt, lachte Michail, was sofort meinen gesamten Körper mit Gänsehaut überziehen und zusammenzucken ließ.

"Zu einer Hochzeit, natürlich, mein Sohn!"

Hi ihr Hübschen,

um welche Hochzeit es sich wohl handelt, auf die Cassie gehen muss? Ich glaube ja, das zu erraten, sollte nicht so schwer fallen, oder? 😊

Jedenfalls freue ich mich jetzt schon, euch nächste Woche das darauffolgende Kapitel zu zeigen. Da ich ja nicht so sein will, werde ich demnächst auf meinem Insta-Account schon eine Preview für nächste Woche hochgeladen. Also nichts wie hin 🤗

Jetzt bleibt mir nichts anderes zu sagen als: Bleibt gesund (und bitte verfallt bloß nicht in Panik)!

Eure federwunsch ❤️

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