Kapitel 6: ein Hilfsangebot
Auch am Abend, als wir gemeinsam zusammensaßen, war Isaac noch mehr oder weniger eingeschnappt. Er war sehr ehrgeizig und die Niederlage, die er heute Nachmittag gegen seinen vermeintlich besten Freund hatte einstecken müssen, noch dazu vor seinem Lehrer, hatte seinem Ego einen herben Schlag verpasst. Ich hielt gerade ein Schulbuch in der Hand und tat so als würde ich darin lesen, während ich mir in Wirklichkeit überlegte, wie meine nächsten Schritte aussehen könnten. Auf jeden Fall würde ich Geduld haben müssen. Ich wusste, dass an Albus schwer heranzukommen war und dass er eine vorsichtige, jedoch trotzdem freundliche, Distanz zu seinen Schülern wahrte, was es mir nicht leichter machte. Ich musste also einen Weg finden, diese Distanz unmerklich zu verringern. Erst hatte ich überlegt, mir eine herzzerreißende Geschichte auszudenken und so sein Mitleid zu erregen, mir war aber schnell klar gewesen, dass das bei Albus nicht auf fruchtbaren Boden fallen würde. Er war ein sehr empathischer Mensch, doch mit dem Verteilen von Mitleid hielt er sich zurück.
Ich sah aus meinem Buch auf und beobachtete Isaac dabei, wie er verbissen seine Hausaufgaben erledigte. Im Moment konnte ich nichts dafür tun, weiter zu unserem Lehrer vorzudringen, also beschloss ich, mich vorerst auf andere Wege zu fokussieren. Den Ehrgeiz, den Isaac an den Tag legte, wollte ich mir zu Nutze machen.
„Du, Isaac", begann ich vorsichtig und sah meinen Mitschüler an. Dieser hob seinen Kopf, sein Blick war düster. „Du bist mir doch nicht noch böse oder?", wollte ich wissen.
Isaac schnaubte. „Das würde dir so passen."
Beschwichtigend hob ich die Hände. „Es tut mir leid", log ich. „Wenn du magst, kann ich dir vielleicht ein paar... Tipps geben." Ich bemühte mich, diese Aussage nicht abgehoben klingen zu lassen.
Das Angebot war mehr ein Vorwand als ein Vorschlag. Wenn ich mit ihm alleine war und ihm das Gefühl gab, meine Macht mit ihm zu teilen, würde er sich höchstwahrscheinlich mehr dafür öffnen, was ich ihm zu sagen hatte und dem eher Glauben schenken. Ich konnte Zweifel säen in seinem kleinen Kopf.
Isaac murmelte etwas Unverständliches zu sich selbst. Ihm widerstrebte es, Hilfe anzunehmen. Schließlich gab er sich aber einen Ruck und nickte. „Gut, abgemacht."
Die nächsten Wochen verbrachte ich damit, meinem Mitschüler ein paar mehr oder weniger hilfreiche Techniken beizubringen. Selbstverständlich keine, die er in irgendeiner Form wirksam gegen mich verwenden konnte. Dafür war er, trotz seiner überdurchschnittlich ausgeprägten Fähigkeiten, ohnehin nicht talentiert genug. Ich wollte ihm nur das Gefühl geben, verstanden zu werden und nicht allein zu sein, damit er sich mir gegenüber öffnete und sein Unterbewusstsein zuließ, dass ich ihm Gedanken in den Kopf pflanzte. Tatsächlich machte er schnell Fortschritte und er schien mir überaus dankbar für meine Hilfe zu sein.
„Ich weiß zu schätzen, dass du das machst, Daniel", gab er an einem Nachmittag zu. „Nicht nur wegen meiner Leistung im Unterricht. Ich denke, dass sich meine Chancen, mich erfolgreich zu verteidigen, mehr als verdoppelt haben. Nachdem du mich im Unterricht so mühelos besiegt hast, hatte ich das Gefühl, leichte Beute zu sein." In seinen Augen konnte ich eine Spur Furcht erkennen. Das spielte mir in die Karten.
„Leichte Beute für wen? Für die Muggel? Die pustest du doch im Handumdrehen weg", lachte ich.
Isaac schüttelte den Kopf, sein Blick blieb ernst. „Nein, gegen Grindelwald und seine Anhänger. Von dem, was man so hört, schreckt er vor nichts zurück, er ist unglaublich mächtig." Recht hatte er.
Ich neigte meinen Kopf von der einen zur anderen Seite. „Sicher ist er das", stimmte ich nach einigen Sekunden zu. „Doch warum sollte er Leute wie uns angreifen? Er kämpft nicht gegen uns, er kämpft gegen die Muggel."
Der Ausdruck meines Gegenübers veränderte sich, wurde skeptisch. „Wenn wir im Weg stehen, wird er darauf aber keine Rücksicht nehmen."
„Dann", setzte ich an, „sollten wir uns ihm nicht in den Weg stellen."
Isaacs Augen wurden groß. „Was meinst du damit?", wollte er wissen.
„Ich halte nichts von Grindelwald gewaltvollen Methoden", redete ich ihm ein. „Jedoch haben wir bereits viel versucht und was hat es gebracht? Gewalt sollte der letzte Ausweg sein. Aber wenn wir Pech haben, ist es unsere einzige Chance, uns gegen die Menschen zu wehren, die uns seit Jahrhunderten unterdrücken und uns vernichten wollen. Weißt du... es gibt so viele Menschen, die aus Angst davor, von den Muggeln entdeckt zu werden, ihre Magie unterdrücken. Mal ganz davon abgesehen, dass sie das Beste an ihrem Leben verpassen, wenn sie ihre magischen Fähigkeiten nicht nutzen, müssen wir uns bewusst machen, wie viel Leid das hervorbringt, wenn diese unterdrückte Magie gewaltsam an den Tag tritt. Es tötet."
Isaac hörte mir aufmerksam zu, als ich weitersprach: „Dieser Tod und das Leid, all das würde uns erspart bleiben, wenn die Muggel uns nicht terrorisieren würden. Vielleicht sind es die Verluste wert, wenn wir dafür dann in Frieden leben können, ich weiß es nicht." Ich setzte ein bedrücktes Gesicht auf, was mir angesichts dieses Themas nicht schwerfiel. Dunkle Erinnerungen bahnten sich ihren Weg zurück an die Oberfläche meines Bewusstseins und ich drängte sie mit aller Kraft zurück, dafür war jetzt keine Zeit.
Isaac schien sich meine Worte ernsthaft durch den Kopf gehen zu lassen. Ich schwieg, um ihn dabei nicht zu stören.
„Aber um Frieden herzustellen, muss man sie doch nicht töten...", versuchte er zu argumentieren.
„Niemand will sie töten. Wenn sie sterben, wenn wir versuchen, uns gegen ihre Angriffe zu schützen, dann... dann ist das schlimm. Aber würdest du dich nicht auch um jeden Preis wehren, wenn dein Leben und das deiner Liebsten auf dem Spiel stünde?"
„Das würde ich", gestand sich Isaac ein. Er war ehrlich, das gefiel mir.
Ich nickte. „Ich auch." Einen Moment lang schwieg ich.
„Ich habe Angst vor der Zukunft", gab ich dann leise zu, „und vor allem davor, was passieren könnte. Ich fürchte mich davor, dass wir aus den Augen verlieren, woher die Gefahr kommt", ich schluckte und schaute kurz zu Boden, bevor ich weitersprach: „Ist das nicht das, was Dumbledore gesagt hat?"
Ich sah wieder auf, tat so als wäre mir diese Tatsache eben erst aufgefallen. „Wir müssen unseren Angreifer immer im Auge haben, hat er gesagt." Ich sah Isaac an, dass er sich daran erinnerte.
„Aber genau das tun wir doch, oder nicht? Aus den Augen verlieren, woher die Gefahr kommt", warf Isaac ein. „Wir stellen uns gegen Grindelwald, während die Gefahr für uns von dessen Gegnern ausgeht. Das ist...", er suchte nach dem richtigen Wort, „grotesk." Er mochte Dumbledore, vertraute auf seine Worte und damit war er sicherlich nicht allein.
„Du hast recht, Isaac", bestätigte ich als wäre es die Erkenntnis seiner selbst, der ich nun zustimmte, „aber wir können nichts dagegen tun, außer uns für alles zu wappnen, oder?" Mit dieser Frage brachte ich mein Gegenüber zum Nachdenken. Das Wort, mit welchem ich meinen Satz beendet hatte, löste unwillkürlich den Wunsch aus, etwas dagegen zu sagen, zu widersprechen, was dazu führte, dass er darüber nachdachte.
Wie beiläufig schaute ich auf die Uhr. „Oh, wir müssen uns beeilen, es gibt gleich Essen." Einen Moment lang verharrte Isaac in seiner Position, sein Gehirn arbeitete. Schließlich machten wir uns auf den Weg, mein Mitschüler hing seinen Gedanken nach, sprach kein einziges Wort.
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Einige Wochen später, die Bäume hatten bereits die meisten Blätter verloren und die Temperaturen sanken immer öfter unter den Gefrierpunkt, war ich mit dem Säen der Zweifel in den Köpfen der Schüler schon einige Schritte weitergekommen. Isaac hatte ich soweit überzeugen können, dass er sogar von sich aus Missionieren ging. Immer mit dem Totschlagargument, dass Dumbledore selbst uns dazu geraten hatte, immer im Auge zu behalten, wer der Feind war. Da hatte mein lieber Freund sich wohl selbst ins Knie geschossen, ohne es zu wissen. Eines Tages würde ich es ihm sagen. Diesen Triumph wollte ich ausführlich genießen.
Neil, der wie ich wusste, Verwandte hatte, die mehr oder weniger hinter mir standen, teilte die Bedenken, die Isaac immer öfter äußerte. Um ihn zu überzeugen, hatte ich keine großen Anstrengungen aufbringen müssen. Ich sah meinen Mitschülern an, wie sie verächtlich den Mund verzogen, wenn in der Zeitung wieder davon die Rede war, dass die Zauberer 'seit Jahrhunderten friedlich mit den Muggeln zusammenleben'.
„Eine Schande ist das", hatte Isaac neulich gesagt, „seit Jahrhunderten werden Hexen und Zauberer verfolgt. Und die reden von Frieden. Wie sieht es dann erst aus, wenn Krieg herrscht und unsere Welt in Flammen steht?"
Dass ich mich vor meiner Abreise so intensiv mit der Theorie zur Psychologie von jungen Menschen auseinandergesetzt hatte, zahlte sich immer häufiger aus. Und in den letzten Wochen hatte ich immer mehr gelernt, wie man in der Praxis mit den Jüngeren umgehen musste und auf welche Art man sie am schnellsten überzeugen konnte. Es war nicht wie erwartet die Angst, die sie am leichtesten manipulierte, sondern der Gedanke, einer größeren Sache angehören zu wollen - ein Gedanke, den in diesem Alter viele hatten. Man wollte nicht einfach alles glauben, man war rebellisch und war stolz auf selbstständiges Denken. Natürlich hatten mir Albus' Aussagen über die Selbstverteidigung und die Worte, die er dafür benutzt hatte, in die Karten gespielt. Dass dieser Plan so gut aufging, hätte ich vor einigen Wochen nicht zu hoffen gewagt.
Gerade saß ich mit Isaac, Neil und zwei weiteren Schülern aus unserem Jahrgang am Tisch, wir aßen zu Mittag, bevor am Nachmittag die nächste Unterrichtsstunde bei meinem Lieblingslehrer auf dem Plan stand. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mich darauf freute, ihn zu sehen. Auch außerhalb der Unterrichtsstunden sah ich ihn natürlich ab und zu, aber dann meist aus der Ferne, ohne eine Chance, ihn länger zu betrachten oder mich ihm anzunähern. Ich wusste, dass ich damit, ihn länger anzustarren als nötig, nicht allein war. Er war ein sehr beliebter Lehrer – wohl vermehrt unter den weiblichen Schülern, von denen ihn viele trotz seines vorangeschrittenen Alters anhimmelten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln.
Nach dem Mittagessen machten wir uns zu fünft auf den Weg zum Klassenzimmer. Wie jedes Mal, wenn ich mich diesem Raum näherte, wurde ich nervös. Und wie immer setzten wir uns ganz nach vorn. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt, aber wohl fühlte ich mich dabei trotzdem nicht. Am schwersten fiel es mir, mir meine Langeweile bei den öden Themen nicht anmerken zu lassen. Es war zum Verrücktwerden. Ich konnte auch nicht verstehen, wie Albus so ruhig und geduldig bleiben konnte – selbst bei den unfähigsten Schülern. Falls er genervt war, sah man es ihm nicht an. Es war ein Talent, wie ich fand. Eines, welches ich von Zeit zu Zeit selbst gern beherrscht hätte. Doch meine Zeit damit zu verschwenden, Kindern unnütze Dinge beizubringen, konnte ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen. Wenn es wenigstens interessantes und brauchbares Wissen gewesen wäre, hätte ich mir einreden können, dass es irgendetwas brachte oder dass es eine Rolle spielte. Aber das, was die Schüler hier lernen mussten, war nichts, was man sich nicht hätte selbst beibringen können – wenn man nicht vollkommen unfähig war. Und wenn man das denn war, gehörte man vielleicht auch nicht auf diese Schule.
Ich war völlig in Gedanken versunken, achtete nicht darauf was irgendjemand sagte, erst als sich die Stunde dem Ende neigte, schenkte ich dem, was passierte und gesprochen wurde, wieder meine Aufmerksamkeit. Angesichts der 'Umstände' hatte Albus schon vor einigen Wochen eingeführt, dass die Zeit für den Stoff, den es durchzuarbeiten gab, um zehn Minuten reduziert wurde, um am Ende der Stunde Zeit für dringende Anliegen übrig zu haben. Es schien ihm wichtig zu sein, den Schülern die Möglichkeit und den Raum für das Ansprechen von relevanten Problemen und Gedanken zu geben. Er wollte sie damit nicht allein lassen und vielleicht stand auch ein wenig Berechnung dahinter, ihre Gedanken und Ängste zu kennen, um die Kontrolle behalten zu können.
Isaac hob die Hand und Albus nickte ihm daraufhin zu. „Wir haben die letzten Wochen damit verbracht, unsere Verteidigung zu verbessern. Aber wovor verteidigen wir uns, Professor? Wie Sie selbst gesagt haben, kann man sich nicht verteidigen, wenn man nicht weiß, aus welcher Richtung der Angriff kommt." Ich war überrascht, dass Isaac den Mut zusammengenommen hatte und vor versammelter Mannschaft solch eine Frage stellte.
Unser Lehrer seufzte und lehnte sich an den Tisch, vor welchem er stand. „Um festzustellen, aus welcher Richtung ein Angriff kommt, muss man wissen, wo man steht", gab Albus als Antwort, „und das setzt voraus, dass es eine Seite gibt, auf der wir stehen. Ich denke zwar nicht, dass man immer auf Seiten reduzieren kann, Fakt ist aber: sobald Sie außerhalb dieser Mauern unterwegs sind – und sei es nur zum Spaziergang durch den Park neben Ihrer Haustür –, müssen Sie jederzeit mit allem rechnen und gegebenenfalls lieber auf Nummer sicher gehen und darauf vorbereitet sein, dass jeder auf der anderen Seite stehen könnte." Ausweichender konnte die Antwort nicht sein. Er war geschickt darin und weckte meinen Reiz, ihn zu provozieren. Ich hob meine Hand. „Ja, Mr. Crawford?" Er nickte mir erwartungsvoll lächelnd zu.
„Würde Grindelwald wirklich umherwandern und Schüler angreifen?", fragte ich und gab mir Mühe, meiner Stimme einen unsicheren Ton zu verleihen, keinen provokanten. Ich musste es nicht zu weit treiben. Ich konnte sehen, dass er mit solch einer Frage nicht gerechnet hatte, aber er ließ sich darauf ein.
„Ich denke, dass ihm jedes Mittel Recht ist, wenn es zu mehr Macht führt. Er ist unberechenbar und jede Möglichkeit, die sich ihm bietet, wird er nutzen."
„Aber was bringt es ihm?"
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Crawford. Aber ich glaube nicht, dass Sie es herausfinden wollen." Ich wusste, wann es Zeit war, nachzugeben. Man sah ihm an, dass ihm die eingeschlagene Richtung der Unterhaltung missfiel. Respektvoll senkte ich meinen Kopf und nickte. Er glaubte nicht, dass ich es herausfinden wollte? Der wahre Crawford hatte bereits herausgefunden, was es mir brachte. Ein Anflug von Gehässigkeit überkam mich und es fiel mir alles andere als leicht, das in meinem Gesicht nicht zu zeigen.
„Wenn es nichts weiter zu besprechen gibt, ist der Unterricht hiermit beendet. Sie können gehen." Die meisten schienen erleichtert darüber zu sein, schnell den Raum verlassen zu können. In den letzten Minuten hatte die Stimmung sich immer mehr angespannt, wodurch sich einige sichtlich unwohl gefühlt hatten. Als ich aufstand, um meinen Krempel einzupacken, ließ ich meinen Blick einmal mehr durch den Raum schweifen und blieb – wie so oft – an Albus hängen, der nun wieder hinter seinem Schreibtisch saß und etwas zu notieren schien. Wie ich ihn da so sitzen sah, die Augen konzentriert zusammengekniffen und über den Tisch gebeugt, flackerte ein Bild vor meinem inneren Auge auf: der Junge, in den ich mich damals so Hals über Kopf verliebt hatte, saß mir in genau derselben Haltung an einem Tisch gegenüber. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht als er seinen Kopf hob und mich vielsagend angrinste. Meine Mundwinkel hoben sich ganz automatisch und ich fühlte die Hitze in meinen Wangen aufsteigen.
Das Bild verblasste und ich schüttelte meinen Kopf, um wieder klar zu sehen, was in der Gegenwart vor meinem Auge war. Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich realisierte, dass Albus mich aufmerksam betrachtete. Ich begriff, dass ich ihn wohl gerade ziemlich auffällig angestarrt haben musste. Verlegen räusperte ich mich und wollte mich zum Gehen wenden. Es waren bereits alle verschwunden und der Raum war leer, bis auf mich und Albus.
„Mr. Crawford?" Was wollte er jetzt? Unschlüssig drehte ich mich wieder um. „Auf ein Wort", bat er mich und deutete auf den Stuhl, der ihm auf der anderen Seite des Tisches gegenüberstand. Ich schluckte und befürchtete das Schlimmste. Ich war nicht vorsichtig genug gewesen. Er musste mitbekommen haben, dass ich mich komisch verhielt. Wenn ich jetzt nicht aufpasste, was ich sagte, würde ich mich vermutlich verraten. Widerwillig ließ ich mich auf den hölzernen Stuhl sinken.
Albus legte seine Feder beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Miene war ernst. „Mir ist nicht entgangen, wie stark sich Ihre Leistung im Vergleich zum letzten Jahr verbessert hat, Mr. Crawford", betonte er und legte eine Pause ein. „Jedoch scheint es mir, als sonderten Sie sich immer mehr von ihren Mitschülern ab, um ihren Gedanken nachzuhängen. Gibt es irgendetwas, worüber Sie reden möchten?"
Ich hatte mit allem gerechnet, mit einem ehrlichen Hilfsangebot allerdings nicht. War er zu allen Schülern so freundlich? Oder ahnte er etwas von meiner wahren Identität und wollte nachbohren? Was auch zutraf, ich bewunderte ihn dafür. Albus' Blick lag forschend auf mir und es kostete mich all meine Beherrschung, dem standzuhalten und mich nicht wegzudrehen. Die geringe Distanz und das Blau seiner Augen brachten mich aus dem Konzept. Ich hatte mich immer unter Kontrolle und gerade jetzt, da das so wichtig war, machte sich Unsicherheit in meinem ganzen Körper breit.
„Vielen Dank, dass Sie fragen, Professor, aber...", ich suchte nach den richtigen Worten, „ich komme schon klar." Ich zwang mich zu einem Lächeln, das mein Gegenüber aber nicht zu überzeugen schien. Innerlich schlug ich mir an den Kopf, etwas Bekloppteres war mir nicht eingefallen? Der Anblick seines wunderschönen Gesichts begann, mich schwachzumachen. Wieder einmal dachte ich an unseren Kampf, der inzwischen ewig zurückzuliegen schien. Und an den Moment danach; an seinen Blick und an das Bedürfnis, ihn an mich zu drücken und nicht mehr loszulassen. Weitere quälende Sekunden lang sah er mich unentwegt an und es kam mir vor wie eine Ewigkeit, die ich hier ausharren musste.
„Gut", gab er schließlich nach. „Falls Sie ihre Meinung ändern, Sie wissen, wo Sie mich finden." Ich nickte und stand leise auf.
„Vielen Dank. Einen schönen Tag noch, Professor", verabschiedete ich mich, bevor ich mit schnellen Schritten das Klassenzimmer durchquerte, auf den Gang trat und eilig die Tür hinter mir schloss. Erst jetzt spürte ich meine Beine zittern. Auch mein Atem war zittrig als ich Luft holte und mich mutlos gegen die kühle Wand lehnte.
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Tja... da hat Gellert wohl nicht genug aufgepasst. Albus scheint zu ahnen, dass etwas im Busch ist. 👀 (Wäre auch nicht Albus, wenn nicht.)
Heute Mal ein etwas längeres Kapitel, viel Spaß damit, wir lesen uns demnächst.🥳
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