Kapitel 32: die Herzlichkeit des Muggels
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wäre ich am liebsten ewig liegen geblieben. Meine Hand lag auf Albus' Bauch, der sich stetig hob und senkte mit seinem gleichmäßigen Atem. Er schlief noch und ich nutzte das aus, indem ich mich wieder näher an ihn kuschelte. Sein Duft überwältigte mich und ich hätte darin ertrinken können, so gut fühlte es sich an.
Nach einer Weile regte Albus sich langsam, blickte mich aus verschlafenen Augen an. „Morgen, Schlafmütze", neckte ich ihn, bevor ich ihm einen Kuss gab. „Morgen, Gellert", erwiderte er lächelnd. „Gut geschlafen?"
„Komm schon, Albus, das wird zu kitschig, findest du nicht?"
„Nein, ich finde nach all den Jahren habe ich ein wenig Kitsch mit dir verdient", fand Albus. Er lächelte.
„Da hast du natürlich Recht", stimmte ich ihm zu.
„Da du gerade so ruhig und gelassen bist, kann ich dir ja jetzt etwas sagen, das dir nicht passen wird", seufzte Albus und richtete sich in eine sitzende Position auf. Abwartend blickte ich zu ihm auf.
„Wir bekommen heute Besuch", offenbarte Albus mir bedächtig. „Von Newt und... Jacob."
Entrüstet blickte ich ihn an. „Hierher? Von diesem – "
Albus legte mir seinen Zeigefinger auf meinen Mund und brachte mich damit zum Schweigen. „Benimm dich, Gellert. Er hat dir nichts getan. Du ihm hingegen eine ganze Menge also zeige dich dankbar, dass er überhaupt bereit ist, hierherzukommen."
„Oh, ja, natürlich. Ich habe schließlich darum gebeten!" Meine Stimme triefte vor Sarkasmus
„Gewissermaßen schon, ja, auch wenn es indirekt war. Ich würde es also begrüßen, wenn du kein Theater deswegen machst."
„Wieso redest du mit mir wie mit einem kleinen Kind?", beschwerte ich mich.
„Weil du dich so benimmst, Gellert und jetzt beruhige dich erst einmal, ja?" Albus hob seine Hand, strich mir über meinen Haaransatz und meine Wange, während er mich bittend ansah. Ich konnte nicht anders als bei diesem Blick weich zu werden.
„In Ordnung, weil du es bist", stimmte ich leise zu.
„Danke, Gellert", flüsterte Albus und ließ sich zurück auf sein Kissen fallen. Ich rollte mich auf ihn, um ihn zu küssen, er streichelte mir dabei sanft über meinen Rücken, eine Gänsehaut überkam mich. So lang hatte ich mich nach diesem Mann gesehnt und jetzt war er endlich hier bei mir, in meinen Armen.
Es klopfte an der Tür und langsam bekam ich das Gefühl, dass irgendwie jeder wusste, wann es unpassend war und gerade dann auftauchte. Hastig kletterte ich von Albus hinunter und setzte mich auf die Bettkante. Bathilda kam grinsend herein, sie dachte sich ihren Teil und lag damit wohl nicht falsch.
„Eure Gäste sind da", verkündete sie strahlend.
Bestürzt blicke ich Albus an. „Jetzt schon?"
Albus warf einen hastigen Blick auf seine Uhr. „Oh", entwich es ihm. „Ich dachte, wir hätten noch Zeit. Na dann los."
Einige Minuten später liefen Albus und ich die Treppe hinunter, Scamander und der Muggel blickten uns schon entgegen. Ich verkniff mir eine abfällige Bemerkung, Albus zuliebe und beließ es bei einer höflichen beiläufigen Begrüßung an die beiden Männer.
„Kommen Sie herein!", bat Bathilda die zwei und deutete auf das Wohnzimmer. „Machen Sie es sich ruhig bequem. Kann ich Ihnen Tee anbieten?"
„Gern", antworte Scamander, schüchtern wie immer.
„Für mich auch", ergänzte der Muggel, bevor er seine Masse auf das Sofa fallen ließ.
Der Magiezoologe räusperte sich kurz, wollte offenbar etwas sagen, doch tat das nicht.
„Was gibt es, Newt? Du kannst ganz offen sprechen", beruhigte Albus seinen ehemaligen Schüler.
„Was läuft da zwischen Ihnen?", verlangte er zu wissen und blickte demonstrativ zwischen mir und Albus hin und her. Ich seufzte innerlich, das ging ja super los. Bevor ich etwas sagen konnte, was ich nachher noch bereute, blieb ich still und überließ Albus diesen Teil.
„Ich weiß, dass du – zurecht – in ihm einen herzlosen Massenmörder siehst, jemanden ohne Mitgefühl oder Empathie. Erinnerst du dich, was ich dir erzählt habe?"
Newt nickte und Albus fuhr fort: „Ich möchte ihm helfen, wieder auf den richtigen Weg zu finden. Ich bin für ihn da so wie damals. Ich weiß, dass du davon nicht viel hältst, Newt, aber ich bitte dich darum, das zu akzeptieren. Er braucht mich und... ich brauche ihn auch. Nicht in dem Sinne, dass ich ohne ihn nicht leben kann. So funktioniert das nicht. Ich brauche seine Sicht auf die Dinge und das Gefühl, das er mir vermittelt." Die unromantischstee Liebeserklärung aller Zeiten!
Scamander brachte kein weiteres Wort heraus.
„Ich weiß nicht, welche Rolle das für Sie spielen soll", sagte ich, an Scamander gewandt. „Was geht es Sie an?"
„Albus ist mein Freund", erwiderte der Zoohändler mit fester Stimme, „und ich will nicht, dass Sie ihm noch einmal das Herz brechen."
„Ich verstehe ihn", kam es plötzlich von dem Muggel – Kowalski hieß er? Alle Köpfe wandten sich ihm zu.
„Er hat viel Unverzeihliches getan. Aber er hat es für das Richtige gehalten. Ich weiß nicht, was dahintersteckt. Ich kann nicht wissen, was in ihm vorgeht. Wie könnte ich ihn dann verurteilen?" Ich war verwundert über Kowalskis Einsicht. Wenn man bedachte, dass ich es gewesen war, der ihn gefoltert und bloßgestellt hatte, war es nicht verständlich, dass er mich jetzt beinahe verteidigte.
„Queenie", kam es dem Muggel nun über die Lippen, „ist nie böse gewesen. Sie ist ihm und seinen verdammten Idealen gefolgt, weil sie es für das Richtige gehalten hat." Jetzt sah er mich direkt an. „Sie hat eingesehen, dass das ein riesiger Fehler war und ich habe ihr vergeben, obwohl sie mir über Jahre hinweg wehgetan hat. Wenn Sie also bereit sind, sich zu ändern, haben auch Sie Vergebung verdient."
Für einige Sekunden sprach keiner ein Wort. Newt hielt seinen Blick auf den Boden gerichtet und atmete durch.
„Es ist wie du gesagt hast, Newt", begann Albus wieder zu sprechen. „Wir alle machen Fehler, aber wir können versuchen sie wieder gut zu machen und darauf kommt es an." Abwartend sah er Newt an, bis dieser nickte. „Du hast Recht, Albus." Er lächelte und fügte hinzu: „Wie immer, eigentlich."
„Ich schätze sehr, was Sie gesagt haben", erklärte ich, beinahe mit freundlicher Stimme und blickte dabei Kowalski an. „Sie zu foltern war ein Mittel zum Zweck. In diesem Moment fühlte es sich wie die einzige Möglichkeit an, die Menschen für mich zu gewinnen. Ich sehe jetzt, dass es andere Wege gegeben hätte. Sie sind ein guter Mensch."
„Ich schätze, von unserer Heirat werden Sie trotzdem nichts halten, Mister", murmelte der Muggel und setzte dann ein schiefes Grinsen auf.
Ich verschluckte mich. „Von ihrer was?"
Albus, der neben mir saß, legte mir beruhigend seine Hand auf mein Knie, es beruhigte mich beinahe augenblicklich.
„Wir haben geheiratet, Queenie und ich", begann Kowalski zu erklären. „Unmittelbar nachdem das Verbot in Amerika aufgehoben wurde. Und nun...", er machte eine kurze Pause, „werden wir Eltern." Scamander sah seinen Freund bestürzt von der Seite an, er hatte offenbar nicht erwartet, dass dieser das vor mir ansprechen würde. Noch vor einem Jahr wäre das vermutlich auch keine gute Idee gewesen.
„Dann....Glückwünsch?" Meine Stimme war kratzig.
„Darf ich Sie etwas fragen?" Kowalski sah mich unsicher an, ich nickte nur. „Fragen Sie ruhig."
„Was haben Sie gegen Muggel?"
„Solange sie unsere Welt unberührt lassen und in friedlicher Koexistenz leben, ist mir egal, was sie treiben. Ich will nur verhindern, dass Ihre Artgenossen unsere Kinder tyrannisieren und durch Engstirnigkeit sie und alle anderen in den Wahnsinn – "
„Gellert", warnte Albus mich und blickte mich aus zusammengekniffenen Augen an.
„Es ist doch so", beharrte ich.
„Ich bin auch kein Reinblut, Gellert, das weißt du. Und trotzdem weißt du mich mehr zu schätzen, als einige deiner Reinblut-Kollegen. Erzähle uns nicht, dass du Reinblüter für besser hältst, das glaubt dir niemand."
„Ich habe nichts gegen Muggelstämmige oder Halbblüter, nur gegen die Ansichten, die ein Teil ihrer Vorfahren haben, die mit Tyrannei Tausende Zauberer getötet haben, durch Angst dafür gesorgt haben, dass zahlreiche Zauberer wegen des Brechens des Geheimhaltungsabkommens hingerichtet werden." Während ich diese Worte aussprach, blickte ich Albus an, ich legte meine Hand auf seine, die noch immer auf meinem Knie ruhte. „Ich stand für diese Ideale, weil mir das mehr Anhänger verschafft hat und nicht, weil ich es so gesehen habe."
„Es gibt auch intelligente Muggel", warf Albus ein. „Du projizierst deinen Hass auf eine Gruppe, von denen nicht alle so sind wie du denkst. Du musst differenzieren."
„Es ist einfacher, wenn ich davon ausgehe, dass alle böse sind. Es erspart Zeit", rechtfertigte ich mich. „Und bringt außerdem Anhänger, wie bereits gesagt."
„Der einfache Weg ist nicht immer der richtige", erwiderte Albus und Scamander lächlete bei diesen Worten.
„Was schlägst du vor?", wollte ich von meinem Freund wissen, der vielsagend lächelte. „Ich schlage vor, du fängst mit Jacob an. Er ist nicht wie die Muggel, die du verurteilst. Einige seiner Vorfahren waren ebenfalls Zauberer und es scheint mir als würde sein Herz, trotz seiner Unfähigkeit, zu zaubern, die Magie noch immer irgendwie in sich tragen, er ist ein Teil unserer Welt."
„In Ordnung" lenkte ein, bevor ich mich an Kowalski wandte. „Ich verlange nicht, dass Sie mir verzeihen, Herr Kowalski, aber – "
„Nennen Sie mich Jacob", unterbrach er mich und streckte mir die Hand entgegen.
„Gellert", entgegnete ich mit einem unsicheren Seitenblick auf Albus, der fröhlich und ein wenig triumphal lächelte.
Scamander ergriff das Wort. „Newt." Auch er streckte mir versöhnlich die Hand entgegen, die ich nach kurzem Zögern ergriff.
Nun konnte Albus sich nicht mehr halten und begann zu lachen. Ich wollte ihn erst entnervt ansehen, doch sein Lachen steckte mich an und ich stimmte mit ein. „Manchmal hasse ich dich", murmelte ich an ihn gewandt.
„Gleichfalls", erwiderte er und küsste mich. Erst wehrte ich mich dagegen, ich wollte das nicht in der Anwesenheit der anderen hier austragen, doch schließlich gab ich nach und erwiderte den Kuss.
„Will noch jemand einen Tee?", rief Bathilda in die Runde und wir fuhren auseinander.
„Ach Jungs, lasst euch nicht stören. Seit der Schlagsahne-Nummer bringt mich nichts mehr aus der Ruhe."
Verdutzt sah ich sie an.
„Was schaust du so? Ich bin zwar alt, aber mein Gedächtnis ist erstklassig. Wie sieht es jetzt aus mit Tee?" Albus hob seine Tasse und sagte: „Ich hätte gern noch einen!"
„Ich habe eine Frage, Mister – " Ich räusperte mich. „Newt. Haben Sie Antonio dabei?"
Verwirrt sah er mich an. „Antonio?"
„Verzeihen Sie. Den Chupacabra, den Sie bei Ihrem Überfall – ich meine bei Ihrem Besuch in meinem Schloss dabeihatten."
„Ach so!", Newt lächelte. „Ich habe ihm den Namen Steve gegeben, aber wenn er schon einen Namen hat... Sie kennen ihn? Ich dachte, Sie machen sich nichts aus Tierwesen?"
„Nun ja", begann ich, „ich habe ihn vielleicht aus ein paar Metern Höhe ins Wasser fallen lassen, er war mir zu anhänglich. Aber im Grunde fehlt er mir irgendwie."
Newt biss sich auf die Lippen, offenbar zwang er sich, nicht auszusprechen, was er gerade dachte. „Also gut, ja, ich habe ihn dabei. Wollen Sie ihn sehen?"
Ich nickte. „Gern! Aber bitte sorgen Sie dafür, dass er mir nicht wieder die Hand abbeißt." Newt grinste, während er aufstand, um seinen Koffer zu öffnen. „Vielleicht weiß er, dass es Ihnen Recht geschieht."
Newt kletterte hinab in seinen Koffer und kam wenige Minuten später mit Antonio auf der Schulter wieder heraus. Als der Chupacabra mich erblickte, begann er, zu kreischen, doch Newt bekam ihn schnell wieder unter Kontrolle. Er nahm ihn auf seine Hand und streckte sie mir vorsichtig entgegen. „Hey, Antonio!", begrüßte ich das Tier, er fletschte seine Zähne und ich wich zurück. „Ist schon gut, diesmal werfe ich dich nicht aus dem Fenster." Zögerlich krabbelte er von Newts Hand auf meine und blieb relativ gelassen darauf sitzen. Ich erschrak mich beinahe zu Tode als er mir aus dem Nichts das Gesicht ableckte.
„Ich glaube, er verzeiht Ihnen", kam es von Newt.
Nach einiger Zeit, brachte Newt Antonio wieder in seinen Koffer. „Er ist noch nicht ganz bei Kräften", erklärte er. „Aber wenn es ihm besser geht, komme ich gern nochmal vorbei."
Schließlich brachen er und sein Freund Jacob auf, ich verabschiedete sie mit einem Handschütteln.
„Danke, dass du dich heute benommen hast", schätzte Albus meine Mühen wert, während er sich einige Stunden später auf das Bett fallen ließ.
Ich sah ihn beleidigt an. „Du redest mit mir immer noch wie mit einem Kind."
„Heute hast du dich ausnahmsweise mal gesittet benommen. Ich bin stolz auf dich."
„Tja, hättest du nicht gedacht, dass ich das mal hinbekomme, richtig?", provozierte ich ihn gespielt beleidigt.
„Also vor ein paar Jahren sah es nicht danach aus", lachte Albus und ließ sich nach hinten fallen. „Da hätte dir, Visionen zu sehen, vielleicht gutgetan", flüsterte ich, mich über ihn beugend.
„Gellert?", hauchte Albus, mein Herz schlug schnell. „Ja?"
„Ich liebe dich", flüsterte Albus. Meine Mundwinkel zuckten, ich spürte das Lächeln in meinem Gesicht. „Und ich dich", erwiderte ich, bevor ich ihn küsste.
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Hach, Harmonie... wie lange die wohl hält? 😇
Jacob ist ein echter Schatz, oder? Und Antonio erst!
Ich hoffe, ihr "verkraftet", dass vorerst nur einmal die Woche ein Kapitel kommt, ich geb mein Bestes, wieder mehr zu schreiben. :) Auf bald und man liest sich! <3
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