Verletzung
Am Samstag stand dann wieder ein Bundesligaspiel an. Das Spiel durchbrach ein wenig den Presserummel, der uns an dem Freitag massiv belagert hatte. Selbst vorm Mannschaftshotel, in welches Roman Freitag Abend einzog war die Hölle los. Unzählige Reporter forderten die Securitykräfte vor dem Spiel. Ich blieb zuhause, bei seinen Eltern.
Der FC Bayern gab sich die Ehre und es wurde als Schlüsselspiel bezeichnet. Um nicht unnötig die Aufmerksamkeit auf Roman zu ziehen sass ich an dem Spieltag auch nicht an der Bank. Ich hatte ihn zu Jule gefahren am Abend zuvor, damit später ein Auto am Stadion stand und wir von dort aus zum Essen ins Acqua fahren konnten. Mit seinen Eltern und Marco war ich dafür im VIP Bereich.
In Jeans, Sneakern und Langarmshirt, mit einem Trikot von Roman, hatten wir mit den anderen mächtig Spaß. Die anderen Frauen waren auch da, wir unterhielten uns. Die Presse hatte mich an dem Tag im Stadion besonders im Blick. Ich hatte den Eindruck, ständig das Klicken im Ohr zu haben, wenn ein Auslöser gedrückt wurde. Jenny lachte viel mit mir. Marco versuchte mich ganz großer Bruder Manier ein wenig abzuschirmen.
Es war zum Ende der ersten Halbzeit, als Bayern München einen Vorstoß wagte. Roman konnte den Schuss parieren, das gegnerische Tor verhindern, war aber mit der rechten Hand sehr unglücklich auf dem Boden aufgekommen. Trotz der Geräuschkulisse hörte ich den Aufschrei bis oben zur Tribüne. Ich war erschrocken, sprang von meinem Sitz auf. Auch seine Eltern waren besorgt.
Bis zur Halbzeit hielt er definitiv durch, doch mit dem Pfiff lief ich runter. An der Kabine hörte ich Thomas reden, doch ich wählte den Weg in das erste Behandlungszimmer.
Roman sass auf der Liege, Markus tastete seine Hand ab. "Es ist unangenehm, aber es tut nicht weh!", hörte ich Roman sagen. "Du willst also weiterspielen?", ertönte die Gegenfrage von Arzt und Co- Trainer und mein Freund nickte.
Markus ließ uns dann allein. "Wenn du mich in der Halbzeitpause sehen willst, reicht es, mir das zu sagen. Du musst keine Verletzung vortäuschen!", sagte ich leise. Er lächelte leicht. "Gewinn für mich!", gab ich meine ungefragte Zustimmung zum weiterspielen und küsste ihn, ehe ich für die zweite Halbzeit wieder auf die Tribüne ging.
Romans Sicht
Das Spiel gegen die Bayern gewannen wir. Nach dem Spiel und dem Duschen hatte ich nur einen leichten Druck in der Hand, was Markus als Prellung abtat, als er noch einmal nachschaute, da auch noch keine nennenswerte Schwellung aufgetreten war. Wir verzichteten auf einen Verband.
Maddy hatte mein Trikot und das Langarmshirt gegen einen dünneren Strickpulli ausgetauscht, als wir mit meinen Eltern zum Acqua fuhren. Sie fuhr, mit ihrem Wagen, und ich sass entspannt daneben. Die lockere und familiäre Atmosphäre machte mich glücklich.
Ein Teil der Mannschaft kam auch und wir feierten unseren Sieg. Alles war gut, auch als wir zuhause ins Bett gingen.
Nachts wurde ich wach, weil ein dumpfes Pochen in der Hand mich nicht ruhen ließ. Es war zwei Uhr in der Frühe. Ich wälzte mich hin und her, bis Maddy sich regte. "Was ist los?", wollte sie verschlafen murmelnd wissen.
"Babe, meine Hand!", erhielt sie zur Antwort. "Hast Du Schmerzen?", wollte sie wissen was ich bejahen musste.
Sie tastete nach der Nachttischlampe und das leichte Licht erhellte das Schlafzimmer. Ihr Oberkörper richtete sich auf, mit einer Hand rieb sie über ihre Augen. Dann kniete sie sich direkt zu mir, nahm meine Hand.
Diese zeigte sich deutlich geschwollen und schmerzempfindlich. Maddy ging vorsichtig mit der Hand um, als sie die Griffe als Physiotherapeutin anwandte. Gelegentlich musste ich Schmerzlaute unterdrücken. "Ich glaube kaum, daß da eine Spraydose hilft!", seufzte sie.
Vorsichtig drückte sie mir einen Kuss auf, ehe sie sich aus dem Bett erhob. "Ich zieh mir schnell was an, dann helfe ich Dir.", ertönte ihre Stimme. Wir würden ins Krankenhaus fahren und instinktiv wusste ich bereits, daß es nicht gut ausgehen würde. Diese Verletzung würde mich längerfristig aus dem Verkehr ziehen.
Leise bewegte sie sich im Haus fort und verschwand im Bad. Als sie wieder ins Schlafzimmer kam, zog sie sich das lockere Top, welches sie zum Schlafen getragen hatte aus. Leggings, Top und einer meiner Hoodies mussten reichen. Dann half sie mir in eine Jogginghose und Shirt mit Hoodie. Leise gingen wir nach unten und schlüpften in unsere Sneaker. Mit meinem Wagen fuhren wir in die chirurgische Notaufnahme des Knappschaftsklinikum.
Die anwesende Krankenschwester erkannte mich und rief umgehend den diensthabenden Chirurgen. Ein Dr. Trebler kam sehr schnell zu uns.
Nach einem Röntgenbefund und dem anschließenden Gespräch wurde meinem Sportlerdasein der Dämpfer versetzt, den ich zuhause bereits befürchtet hatte. In der Mittelhand gab es eine Fraktur und die musste fixiert werden. Bereits am Dienstag würde die Titanplatte eingesetzt werden. Diese würde in der Hand belassen, solange sie nicht störte. Bis zur Operation wurde mir eine Gipsschiene angepasst. Ich schwieg, ich konnte nichts sagen, so wie ich es immer bei Verletzungen tat. Maddy versuchte mich aufzumuntern, aber ich konnte dem nie mehr als einsilbige Antworten entgegen bringen. Bis sie verstummte.
Mein Ausfall würde mindestens sechs Wochen betragen, was meine ohnehin schon miese Laune noch mehr schmälerte. Ich war wütend, auf alles, auf jeden, was mich schweigsam bleiben ließ.
Auf der Fahrt zurück nach Hause schwieg ich. Diese Zwangspause passte mir überhaupt nicht in den Kram. Ich war kurz vorm Platzen.
Maddy schien mich gerade sehr gut zu verstehen oder sie passte sich meiner Laune an. Sie redete nicht, fragte nichts. Einmal hatte sie kurz ihre Hand auf meinen Oberschenkel gelegt, aber ich konnte die Geste nicht erwidern. Ich konnte nicht reden, da war eine Leere in meinem Kopf, wie sie mich bei Verletzungen immer ergriff. Da war das Gefühl von Machtlosigkeit.
Zuhause legte ich mich wieder ins Bett, ohne Kommentar, ohne Kuss, was sie seufzend hinnahm. Maddy blieb wach, ging bereits duschen. Ich bekam mit, wie sie im Ankleidezimmer war. In einer Jeans mit meinem Hoodie ging sie zunächst zum Bäcker, was sie mir noch sagte. Eine Reaktion meinerseits erhielt sie weiter nicht.
Danach fuhr sie direkt wieder los. Sie würde nach Brackel fahren. Dort würde gleich das Auslaufen stattfinden, ohne mich.
Wenig später stand ich schon wieder auf und zog mich wieder umständlich an. Mit Daunenjacke setzte ich mich auf die Terrasse, wo Marco zu mir kam, dem ich erzählte was geschehen war.
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Ich war müde, als ich am Trainingsgelände ankam. Thomas war bereits dort.
"Maddy, wo ist Roman?", begrüßte er mich nur halbherzig. Ich zog den Schal enger um mich, da mich die aufkommende Müdigkeit frösteln ließ.
"Roman liegt zuhause im Bett und schläft. Wir sind erst vor anderthalb Stunden aus dem Krankenhaus gekommen. Er hat einen Kahnbeinbruch in der rechten Mittelhand. Er wird Dienstag früh operiert, mindestens sechs Wochen wird er ausfallen.", gab ich an.
Beim Auslaufen stand ich heute nur kurz am Rand. Als die Jungs dann bei der Spielanalyse waren, räumte ich seinen Spind soweit leer, falls er davon etwas brauchte. Nur sein Duschzeug ließ ich stehen und unser Photo, welches unter dem Spiegel hing blieb drin.
Um zehn kam ich zu Roman nach Hause. Seine Eltern hatten bereits den Frühstückstisch gedeckt. Roman war mit Marco draußen auf der Terrasse. Karin rührte in dem kleinen Topf, der meine heiße Schokolade inne hatte. Sie musterte mich besorgt, ich war müde, nicht nur wegen des frühen Aufstehen, sondern wegen der abweisenden Haltung von Roman. Er hatte nach dem Krankenhaus nicht mehr geredet. Er hatte keine Nachricht geschrieben wie er es sonst tat. "Warum habt ihr uns denn nicht geweckt?", wollte sie wissen. "Ihr hättet es doch auch nicht ändern können und ich musste doch dann sowieso noch zum Auslaufen.", erwiderte ich. "Ausserdem reicht es, wenn einer so behandelt wird!", spielte ich leise auf sein Verhalten an. Karin und Martin sahen einander an.
Im Hauswirtschaftsraum schmiss ich seine Trainingssachen aus Brackel in die Waschmaschine.
Danach setzte ich mich an den Frühstückstisch wo Karin mir eine große Tasse Kakao hinstellte. Ich deutete nach draußen. "Redet er wenigstens mit Marco?", wollte ich wissen. Die Eltern sahen zu ihren Söhnen. "Die beiden haben schon eine besondere Verbindung. Er verschließt sich bei einer Verletzung oder Erkrankung immer. Mit Marco redet er.", erklärte Martin und es versetzte mir einen schmerzhaften Stich. Ich nahm meine Tasse und stand auf. "Das er damit nicht klar kommt und einfach garnichts sagen sind zweierlei Sachen. Wenn ich nicht weiß, wie es ihm geht, wie kann ich ihm denn dann helfen! Entschuldigt mich bitte, ich muss ein bisschen schlafen! Ich bin wirklich müde.", erklärte ich, nachdem ich aufstand.
Noch einmal wanderte mein Blick zu Roman, der mit seinem Bruder auf der Terrasse saß. Dann ging ich nach oben. Vor dem Bett liess ich die Klamotten einfach fallen, stellte meine Tasse ab und krabbelte unter die Decke. Ich döste, aber ich schlief nicht wirklich ein. Ernsthaft überlegte ich in meine Wohnung zu fahren.
Romans Sicht
Während Marco irgendetwas sagte, bekam ich mit, das Maddy zuhause war und nach einem kurzen Gespräch mit meinen Eltern nach oben ging. Ich drehte meinen Kopf ein wenig in ihre Richtung. Vor zwei Tagen war noch alles so leicht und jetzt so schwer.
"Es wundert dich nicht wirklich das sie einfach hochgeht oder?", wollte Marco pro forma wissen. "Das was Du mit ihr hast, setz es nicht aufs Spiel. Ihr gehört zusammen, mach es nicht kaputt. Rede mit ihr!", sagte er sehr deutlich.
Mama steckte dann den Kopf heraus. "Kommt frühstücken!", erwartete sie. Sie musterte mich. Am Tisch war ich schweigsam, aß eines der Schokocroissants, die Maddy mir immer besorgte, weil ich sie so mochte, antwortete nur einsilbig. Immer wieder sah ich nach oben.
Ohne etwas zu sagen stand ich auf und ging hoch. Im Schlafzimmer waren die Jalousien nur halb runterlassen. Maddy lag mittig im Bett, ihre Haare wild um sie ausgebreitet. Zögerlich legte ich mich auf das Bett.
"Ich komme nur ganz schwer mit Verletzungen zurecht. Diese Macke ist meine, schon immer. Einfach bin ich dann nicht, wenn ich nicht spielen kann. Verlieren und Verletzungen sind mein Kryptonit, genauso wie Du. Fussball bedeutet mir alles, Du bedeutet mir alles. Mein Kopf dreht durch, wenn ich nichts machen darf und jetzt legt mich so ein kleiner Knochen für sechs Wochen ausser Gefecht. Ich werde schlechte Laune für zwei haben!", sprach ich aus. Es dauerte, bis sich ihr Körper bewegte und an meine linke Körperhälfte schmiegte. "Dann werde ich Dich einfach aussetzen wenn Du nervst. Und ich werde gute Laune für zwei haben! Aber rede mit mir. Ich habe ernsthaft überlegt zu mir zu gehen.", murmelte sie verschlafen müde. Ich legte meine Lippen an ihre Schläfe, darüber schlief sie ein. Ich war ein wenig erschrocken, das sie hatte gehen wollen. So musste ich dann mein Tun tatsächlich überdenken.
Einige Minuten, bis sie tief und fest eingeschlafen war, genoss ich ihre körperliche Nähe. Unten war Marco bereits dabei in die Schweiz aufzubrechen, da er am nächsten Tag wieder Training hatte. Wir verabschiedeten uns voneinander. An seinem Auto sagte er: "Sag Maddy liebe Grüße. Sie soll mich Dienstag auf dem laufenden halten. Und Du, rede mit ihr, immer!"
Drinnen bat ich dann meine Mutter mir dabei zu helfen ihren Schokoladenkuchen zu backen. Schokolade war etwas, was Maddy mochte. Schokolade war etwas, das sie immer besänftigte. Mama half mir gerne.
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Der Geruch von frischem Schokoladenkuchen weckte meine Lebensgeister, als ich tatsächlich zwei Stunden geschlafen hatte. Ich zog meine türkise Leggings an mit seinem Hoodie. Meine Haare flocht ich locker und tapste barfuß die Treppe hinunter.
Roman lag auf der einen Couch, mit dem Handy. Seine Eltern saßen auf der anderen Couch, sie unterhielten sich.
Beiläufig strich ich Roman über die Wange, als ich erst in den Hauswirtschaftsraum und dann in die Küche ging. Meine heisse Schokolade von morgens wärmte ich noch einmal auf.
An meinem Rücken spürte ich Romans Brust, seine Lippen auf meinem Nacken. "Ich liebe Dich!", flüsterte er. In seiner Umarmung mit dem gesunden Arm drehte ich mich zu ihm, umschlang seine Körpermitte. "Ich liebe dich auch du sturer Esel!", erwiderte ich. Er grinste verschmitzt.
Dann küssten wir uns und ich schmiegte mich an ihn. "Wir stehen das durch. Zusammen. Du bist nicht allein!", sagte ich ihm und er drückte mich noch einmal mehr an sich.
Mit seinen Eltern gingen wir spazieren, drehten eine Runde um den See. Zuhause konnten wir den selbstgebackenen Schokoladenkuchen genießen. "Roman hat gesagt, du magst Schokolade!", schmunzelte Karin. Ich lachte auf. "Mein Verhältnis zu jeder Form von Schokolade mit Mögen zu betiteln, ist so ziemlich die Untertreibung des Jahrtausend. Es gibt einiges auf das ich verzichten kann, aber nicht auf Schokolade!", gab ich ehrlich zu. Karin lachte und sah erleichtert, daß wir wieder harmonisch miteinander umgingen.
An dem Tag machten wir nicht mehr viel. Bevor Roman und ich am folgenden Tag zum Trainingsgelände aufbrachen, frühstückten wir mit seinen Eltern, die sich dann auch auf den Weg nach Hause machten. Sie baten wie Marco darum, daß ich sie am nächsten Tag auf dem Laufenden halten möge.
Roman sah beim Training zu, während ich die Fitnesseinheit machte, unterhielt sich auch mit dem Mannschaftsarzt.
Gleichzeitig mussten wir den kommenden Tag planen. Roman wurde operiert, wir hatten abends das Champions League Spiel gegen Warschau. Bei diesem Spiel musste ich anwesend sein, aber ich würde nur im Stadion dabei sein.
Früh fuhr ich Roman ins Krankenhaus. Er stand für halb acht in der Früh auf dem OP Plan. Der Plan war, das er auf jeden Fall eine Nacht da bleiben würde.
Planmäßig wurde er von einem Krankenpfleger mitgenommen und für mich begann das Warten. Mit meinem Laptop sass ich auf dem kleinen Sofa in dem noblen Einzelzimmer. Ich wollte die Trainingspläne überarbeiten und Leistungstests planen, doch an eine Konzentration dazu war nicht zu denken. Meine Großmutter rief an, um sich nach meinem Freund zu erkundigen.
Leonie und Marco erkundigten sich per Nachrichten, sowie einige Teammitglieder. Seinen Eltern schrieb ich ebenfalls.
Zwei Stunden nach dem er abgeholt worden war, ging die Tür auf und das Bett mit Roman wurde zurück in das Zimmer geschoben. Seine Infusion wurde aufgehängt und der Operateur kam vorbei. Ich war erleichtert, das alles nach Plan und ohne Komplikationen verlaufen war. Seine rechte Hand lag in einer gepolsterten Vacuped- Schiene, ein Cool-Pack lag oben auf.
Auf dem Stuhl neben seiner linken Seite liess ich mich nieder und nahm seine gesunde Hand. "Du bist hier!", bemerkte er leise. "Immer!", erwiderte ich. Er rückte seinen Kopf näher an mich und ich verstand seine Aufforderung. Sanft küsste ich ihn.
Immer wieder schlief er ein, erst am späten Mittag wurde er richtig wach. Gemeinsam riefen wir alle an, seine Eltern, seinen Bruder, meine Granny. Am frühen Abend fuhr ich vom Krankenhaus aus direkt zum Stadion. Immer wieder wurde ich gefragt, wie es Roman ging, alle sprachen ihre Genesungswünsche aus. In einem Nebenraum der Kabine zog ich mich in Mannschaftskleidung um. Auf dem Feld beobachtete ich die Aufwärmeinheiten.
Haushoch gewann die Mannschaft das Spiel mit 8 zu 4. Alle feierten einander und miteinander. Nach dem Umziehen wurde im VIP Bereich mit der gegnerischen Mannschaft zum Essen geladen. Alle trugen ihren feinen Zwirn und auch ich hatte einen schwarzen Hosenanzug mit High Heels angezogen. Gegen Mitternacht löste sich der Abend auf.
Mit meinen Sachen fuhr ich zu Roman nach Hause, wo ich im Flur meine Schuhe abstellte. Müde ging ich hoch, duschte mir den Tag vom Körper. Vor dem Kleiderschrank, der inzwischen viele meiner Kleidungsstücke beherbergte, überlegte ich, was ich anziehen könnte. Meine Wahl fiel auf eine Leggings mit Shirt vom Sponsor. Darüber zog ich einen Hoodie von Roman. In die Sporttasche packte ich ein Sportsweatshirt aus der Team Kollektion und flocht meine Haare.
Es war halb zwei in der Nacht, als ich im Knappschaftskrankenhaus ankam. Der Zivi an der Pforte, der mich erkannte, liess mich rein.
Der typische Krankenhausduft hüllte mich ein als meine Füsse mich auf die Privatstation trugen. Dort tickten die Uhren etwas anders und die untersetzte Nachtschwester lächelte mich freundlich an, als ich Romans Zimmer ansteuerte. Leise und ohne zu klopfen ging ich hinein.
Roman lag im Bett und schlief. Der Vorteil der Privatbetreuung war, daß es wesentlich komfortablere und größere Betten gab. Ich zog mir die Schuhe aus und legte mich links mit auf das Bett, wo ich auch tatsächlich einschlief.
Romans Sicht
Es war noch dunkel, als ich langsam wach wurde.
Ich hatte so real geträumt. In den Gespinsten meines Schlafes hatte ich Maddy riechen können, hatte sie berühren können, aber sie war gestern zum Spiel gefahren.
Als ich wacher wurde, bemerkte ich, daß ein Kopf an meiner Schulter ruhte und ich öffnete blinzelnd meine Augen. Tief atmete ich ein und ein unverkennbarer Geruch von Vanille und Kokos stieg intensiv in meine Nase, stärker als in meinem Traum.
Meinen linken Arm wollte ich bewegen, was mir nicht möglich war, denn da lag sie.
Seitlich zu mir gewandt lag Maddy in meinem Bett im Krankenhaus. Ich hatte nicht einfach nur geträumt das sie da sei. Sie war es tatsächlich und unsere Finger hatten sich ineinander verwoben. Ich lächelte, unwillkürlich.
Das war der Moment, als ich mein Handy zückte, ein Bild machte und es hochlud auf meinem Instagramaccount.
I dreamed that you were with me. When I opened my eyes, you were there. Thanks my love 💖 #love #always #stronger
Vorsichtig löste ich mich von ihr und ging in das Bad des Zimmers. Ich machte mich frisch, schaffte es, mir über dem Waschbecken mit einer Hand die Haare zu waschen, um zumindest etwas an eine Frisur zu erinnern.
Als ich zurück kam sass Maddy wach auf der Bettkante. Verschlafen lächelte sie mich an, es wirkte sogar ein bisschen verlegen. "Ich wollte nicht allein ins Bett gehen!", gab sie zu und ich schob ihre geröteten Wangen auf den Schlaf. Jetzt aber trat ich zu ihr, zog sie auf und in meinen Arm. Sie umarmte mich ebenfalls und der Kuss der sich dann entwickelte brachte mich in die Bredoullie. Das federleichte Knabbern an meiner Lippe und ihre Hände am Rücken unter meinem Shirt ließen mein Blut in meine Lenden schießen.
"Maddy, wir müssen aufhören.", murmelte ich an ihrem Mund. Sie grummelte etwas, und ich musste gestehen, daß mir das im Krankenhaus so noch nie geschehen war. Ein Kuss hatte gereicht und ich war trotz Krankenhaus extrem angetörnt. Ich hoffte, heute entlassen zu werden. Ich wollte zuhause zuende bringen, was wir hier stoppen mussten.
Um halb neun kam die Visite, die mir meine Entlassung tatsächlich in Aussicht stellte. Maddy musste zunächst nach Brackel. Sie organisierte dort, das Jule mich nach dem lockeren Auslaufen im Krankenhaus abholte, damit ich nicht zulange warten müsse.
Zuhause kam mich dann allerdings jemand besuchen, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Es war kein unangenehmer Besuch, aber ein unerwarteter Besuch. Maddy schrieb ich umgehend, das Besuch da war.
Und ich schrieb ihr, wer der Besuch war.
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Gerade stand ich am Parkplatz vom Supermarkt, verräumte die Einkäufe im Auto, denn jetzt wo Roman viel zuhause wäre, bräuchte er dort auch mehr. In meiner engen Fitnesskleidung war ich durch den Laden geflitzt, nach dem ich am frühen Nachmittag Feierabend gemacht hatte. Eingekauft hatte ich nach dem Ernährungsplan und dem was ich für richtig und notwendig hielt. Dabei auch einige Dinge, die nicht ausschließlich für das Essen gedacht war.
Mein Handy blinkte, weshalb ich draufschaute. Roman hatte eine Besucherin angekündigt, bei der ich nicht wusste, was ich davon halten sollte. Kurz durchfuhr mich ein Gefühl von Eifersucht, aber ich wusste, daß ich ihm vertrauen konnte. Und da war die Tatsache, das er es sofort gesagt hatte.
Wenige Minuten später kam ich bei Roman an. Das Auto mit dem Schweizer Kennzeichen stand an der Straße, so dass ich auf meinen normalen Stellplatz fahren konnte.
Den Korb mit den Lebensmitteln stellte ich auf dem Küchentresen ab, ehe ich mich umwandte. Ich küsste Roman und reichte seiner ehemaligen Freundin mit einem Lächeln die Hand. "Madelaine!", verzichtete ich bei ihr auf die freundschaftliche Kurzform meines Namen. "Nastassja!", entgegnete sie. Sie erklärte, daß sie nur sehen wollte, wie es ihm nach der Operation ging, weil sie sowieso in der Nähe gewesen war.
Eine halbe Stunde blieb sie noch da, in der sie sich belanglos unterhielten. Ich war in der Zeit in der Küche. Ich verräumte alles.
Als sie dann endlich weg war, kam Roman zu mir.
"Danke!", sagte ich leise. Verdutzt sah er mich an. "Wofür bedankst Du Dich?", wollte er wissen. "Das Du es mir gesagt hast, das sie hier ist! Das Du kein Geheimnis daraus gemacht hast.", erklärte ich ihm.
Dann nahm ich seine Hand und zog ihn hinter mir her nach oben. Nach dem Morgen im Krankenhaus wollte auch ich etwas zuende bringen.
Im Schlafzimmer zog ich ihm sein Shirt aus und küsste ihn so, wie wir es am Morgen im Krankenhaus unterbrochen hatten. Wir ließen uns Zeit und ich genoss es, die Kontrolle zu haben. Ohne Hast dirigierte ich uns zu einem gemeinsamen Orgasmus, nach welchem wir noch eine Weile im Bett liegen blieben und unsere Zweisamkeit genossen.
Wir alberten, wir knutschten wie Teenager, wir aßen im Bett und verbrachten diese Zeit sehr gut trotz seiner Verletzung.
Eine Verletzung, die ihn aus der "Bahn" wirft. Verständlich oder?
Wollen wir abwarten, was noch kommt...
Danke für Votes und Kommentare!
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