Man muss Feste feiern wie sie fallen
Der Anpfiff um 20 Uhr ließ alle angespannt sein.
Ob die Spieler registrierten, das ihre Frauen, Freundinnen und auch Familien anwesend waren, vermochte ich nicht zu sagen. Sie wollten diesen Titel gewinnen. Für mich persönlich war es allerdings wichtig, daß sie bei diesen Ereignissen jemanden dabei hatten, so wie wir es immer hatten.
Schon in der 8.Spielminute brachte Dembele uns in Führung. Alle jubelten, aber ich blieb ruhig dort stehen. Ich hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. Unsere Jungs wurden überheblich und ließen Roman einige Male alt aussehen. Sie wurden leichtsinnig, euphorisch.
Thomas redete sich an der Seitenlinie in Rage, gestikulierte wild. Unsere Defensive brach immer wieder mittendrin zusammen. Roman hielt vieles, zeigte aber ungewohnte Unsicherheiten, was in der 29.Minute den Ausgleich herbeiführte.
Kurzzeitig prasselte vieles vor dem Tor auf unseren Schweizer ein. Er war sauer, er war nicht nur angespannt, er war geradezu unentspannt. Er gab lautstarke Anweisungen an seine Vorderleute. Irgendetwas hinderte ihn an einem lockeren Auftreten. Und so wie er immer wieder zu mir sah schwante mir etwas.
Sekunden vor dem Abpfiff zur Halbzeit machte ich mich auf den Weg zu unserem Umkleidebereich, wo es verschiedenste Räume gab. Ich hörte noch den Pfiff und beschleunigte meinen Schritt. Nur einen Sekundenbruchteil später wurde ich um die Taille gepackt und in den ersten Ruheraum, der ungenutzt war, manövriert. Roman schloss die Tür ab und nagelte mich mit seinem verschwitzten Körper an die Wand. "Es wird nicht lange dauern, aber ich scheisse auf diese kein Sex Regel. Ich kann mich nicht konzentrieren, weil mir etwas fehlt! Du fehlst mir verdammt.", gab er knurrend zu und presste seine Lippen auf meinen Mund. Ich lächelte leicht an seinen Lippen, ehe ich das erste Mal, seine Hand fordernd zwischen meinen Beinen spürte, seine Lippen auf meinem Mund und aufstöhnte. Er öffnete meine Hose und zog sie mir bis zu den Knöchel hinunter, ebenso wie meinen schlichten Slip. "Du fehlst mir auch!", erwiderte ich und wir beide meinten in dem Moment nur das körperliche. Er trat zwischen meine Beine, befreite seine Erektion und hob mich an." Bist Du Dir sicher?", fragte er heiser. "Keine Sorge. Du machst mich nicht kaputt. Nimm Dir was Du brauchst!", flüsterte ich, denn ich musste mir eingestehen, daß es mir auch fehlte. Ich wollte ihn, jetzt und hier, wild und ungezähmt. Und während er mich küsste trieb er sich in mich. Ich umklammerte ihn, begegnete seiner hemmungslosen Raserei mit Nachgiebigkeit und musste feststellen, daß ich es zu dem Endspiel, nach allem was gewesen war, ebenso brauchte wie er. Den Orgasmus konnten wir nur schwer nicht laut herausschreien.
Mit dem Beginn des Pfeifkonzertes der Zuschauer im Stadion hatten wir uns zu einem erlösenden Höhepunkt getrieben, der noch nachhallte. Er glitt aus mir und beide zogen wir uns in Windeseile wieder an. Nach einem geradezu sanften Kuss verschwand er dann in die Kabine und ich wieder zur Bank. Frank hatte hier inzwischen eine der obligatorischen Metallkisten mit den gelb schwarzen Siegershirts bereit gestellt. Mein Optimismus wurde belächelt, aber man widersprach mir nicht mehr. Das Publikum pfiff. Weiterhin, was ich nachvollziehen konnte, denn ich bekam stets Brechreiz bei der Musik des Halbzeitactes.
Dann traten die Mannschaften auf das Feld. Doch das was dort jetzt auf den Platz trat, war schwarzgelbe Entschlossenheit. Sie wollten den Titel, sie wollten alles. Roman strahlte Willensstärke aus, sein Blick war fokussiert, konzentriert und entspannt. Seine Haare waren wie eine klassische Sexfrisur, zerwühlt und unfassbar sexy. Beim Betreten des Platzes hatte er mir zugezwinkert. Thomas fragte einmal kurz: "Was ist denn bei Roman für ein Schalter umgelegt worden in der Halbzeit?" Ich lachte kurz auf. Ich hätte es ihm gern unter die Nase gerieben, aber das war der falsche Moment.
Die Defensive stand besser, die Arbeit noch vorne gelang flüssiger. Das was Roman zu tun bekam, fischte er sicher aus seinem Strafraum. Seine Paraden waren erstklassig. Jedes Mal wenn er durch die Luft segelte hüpfte mein Herz stolz.
In der 67.Spielminute verwandelte Auba einen Strafstoß, was mich grinsen ließ. Ich lehnte an der Überdachung der Bank, immer wieder sah mich jemand an. Ich hörte Aki flüstern: "Sie kann doch unmöglich so richtig liegen." Ich grinste.
Frankfurts Versuche wurden allesamt abgeblockt und die mitgereisten Fans feierten. Die Fanggesänge halten im Stadion. In der letzten regulären Spielminuten machte Sokrates fast ein Eigentor. Quälend lange vier Minuten Nachspielzeit endeten mit dem Abpfiff in einem Pokalsieg.
Thomas und Michael Zorc blickten mich fassungslos an, denn genau das hatte ich vorher gesagt. Sogar das Ergebnis war gleich meinem Tipp. Ich zuckte nur mit den Schultern, ganz nach dem Motto, ich habe es euch doch gesagt. Michael umarmte mich, Aki, Frank, Thomas folgten. Die Spieler auf der Ersatzbank waren ausgelassen, auch sie umarmten mich. Frank verteilte erste Siegershirts, was Michael zu dem Kommentar verleiten ließ: "Du überlässt nichts dem Zufall!" Kopfschüttelnd sagte ich nur: "Wenn ich mir so sicher bin nicht. Die Siegesfeier ist auch bereits organisiert, Abendessen inklusive! Der Shuttle Service steht bereit. "
Er lachte laut auf.
Im nächsten Moment wurde ich allerdings in eine Umarmung gezogen und stürmisch geküsst. Roman war nur kurz zu mir gekommen, während die Jungs feiernd über den Platz wirbelten, wo er auch sofort wieder hinging.
Nach einigen Minuten ging es dann zur Siegerehrung. Inzwischen waren auch alle Frauen, Partnerinnen und Familien auf dem Platz um zu gratulieren.
Alle von der Bank bekamen ihre Medallien umgehängt, aber nur die Spieler blieben für den Pokal auf der Empore. Ich ging mit meiner Medaille zum Tor, in welchem Roman in der zweiten Halbzeit gestanden hatte. Mit unseren Fans im Rücken, die feierten, besah ich mir das Spektakel, wie sie dann auch mit dem Pokal die Siegerphotos machten. Ich wollte es etwas ruhiger genießen. An den Pfosten gelehnt beobachtete ich das, was auf der Mitte des Feldes geschah. Es wurden Interviews geführt. Es wurden Bilder gemacht. Auch ich wurde abgelichtet.
Die Mannschaft machte sich mit dem Pokal auf den Weg zu ihren Fans. Sie waren in Partystimmung, was ihnen Niemand verdenken konnte.
Christian war inzwischen mit der ersten Fuhre auf dem Weg zum Hotel, damit sie sich dort fertig machen konnten, um bereits zum Feierort zu gehen. Vom Adlon war dazu eigens ein Shuttleservice organisiert worden.
Nach und nach verzogen sich die Spieler in die Kabine, wo auch noch gefeiert wurde. Ich machte mich auch auf den Weg als ich plötzlich von hinten umarmt wurde.
Roman.
Verschwitzt, Biergeduscht, strahlend, überglücklich.
"Du hast es gewusst! Ich liebe Dich!", gab er euphorisch von sich und küsste mich im Mittelkreis.
"Beeilt Euch, der Club wartet zur Siegesfeier. Und bring den Zettel aus dem Handschuh mit.", murmelte ich an seinen Lippen.
Mit dem zweiten Bus der zum Hotel fuhr war auch ich dabei. Wie mir der Rezeptionist offenbarte, waren die ersten bereits im Club. Auch die ersten Spieler schwirrten schon hier herum, was mich doch überraschte.
Im Zimmer ging ich schnell duschen. Meine Haare drehte ich über die Bürste in grosse Wellen, die ich nur an einer Seite etwas zurücksteckte. Ich war gerade dabei mich zu schminken als Roman kam, sehr gelöst und bester Laune. Er rasierte schnell die Konturen nach und duschte flott. Fast gleichzeitig waren wir um elf fertig und nahmen den Shuttle zum Club.
Im Club war die Stimmung ausgelassen. Martin und Karin begrüßten erst ihren Sohn, ehe sie mich in ihre Arme schlossen. Marco umarmte mich und hob mich an. "Maddy, Sonne meines Lebens, wunderschöne Freundin meines Bruders!", säuselte er. "Bürki, was willst Du?", wollte ich argwöhnisch wissen. Roman nahm mich aus der Umarmung seines Bruders und zog mich an sich. "Erst mal lässt mein kleiner Bruder seine Griffel von meiner Freundin!", sagte er. Roman küsste mich, hielt mich fest im Arm.
Zunächst saßen alle beim Essen, es wurde sich unterhalten. Aki hielt eine kleine Ansprache. Nach ihm Michael Zorc, der meine Vorhersage ein wenig angsteinflössend fand. "Jeder kann behaupten, daß er es gewusst hat!", tönten Marco und Jule. "Aber ich kann es beweisen!", entgegnete ich. Michael kam mit dem Mikro zu uns.
"Roman schreibt immer fünf Dinge auf, die er im Handschuh stecken hat beim Spiel, heute hatte ich das aufgeschrieben, er hatte den Zettel während dem Spiel im Handschuh.", erklärte ich. Roman holte den Zettel hervor. Michael bat, das Roman das vorlas. Lautstark fing ich an zu lachen. Ich musste mir die Hand vor den Mund halten, bekam mich kaum beruhigt, aber Roman stand tapfer auf. Mit einem Messer schnitt er das Tesa auf, mit dem ich den Zettel zugeklebt hatte. Dann las er alles ab.
"Pokalsieger werden!", alle johlten.
"Endstand 2:1!", das Johlen wurde lauter.
"Ein Tor aus einem Strafstoß!", Gemurmel brannte auf. Sie musterten mich.
"Den Fans ein Spektakel bieten, hier wie morgen beim Autokorso!", es wurde wieder lebhafter.
Vor dem letzten Punkt sah er mich an. Ich zuckte mit den Schultern und sein Blick blieb bei mir.
"Auf Thomas 'Kein Sex vor dem Abpfiff' Regel pfeifen!", las er vor und alle lachten. Michael war zu Spass bereit, lachte auch noch. "Nun, wir wissen, daß vier Punkte sich erfüllt haben!", feixte er, und wieder lachten alle. Von einem der Tabletts der Kellner nahm ich mir einen Champagner, trank einen Schluck, küsste Roman. Dann wandte ich mich Michael zu. "Alle fünf!", entgegnete ich. Roman grinste frech, sein Bruder verschluckte sich. Jenny und Sarah sahen mich fassungslos bewundernd an und ich grinste. Roman zog mich an sich, küsste mich, hob mich leicht an und alle johlten. Thomas wandte sich zu uns. "Verdammt ich wusste es. Der war plötzlich wie ausgewechselt!", lachte er. Karin und Martin lachten mit allen.
Michael war es dann, der allen eine schöne Party wünschte. Der DJ begann zu spielen und die Tanzfläche füllte sich. Es wurden Photos mit dem Pokal gemacht, Gruppenbilder entstanden.
Mit einigen Mädels tanzte ich auch, bis Roman mich an sich zog. Engumschlungen bewegten wir uns langsam zu der Musik. Seine Hände an meinem Rückenausschnitt setzten mich in Flammen. "Lass uns gehen!", bat er mich leise. Ich nickte, wollte mit ihm allein sein.
Es war halb drei in der Frühe und wir gingen die wenigen Meter zu Fuss. Immer wieder blieben wir stehen, immer wieder küssten wir uns. In unserem Zimmer genossen wir unsere Zweisamkeit. Wir liebten uns, im Gegensatz zu der hitzigen Angelegenheit im Stadion ohne Hast, langsam und geniessend. Und wir schliefen tief und fest, ehe am nächsten Tag ging bereits um 12 am Mittag der Flieger zurück.
Um neun saßen wir beide auf der Terrasse beim Frühstück, seine Eltern bei uns. Auch Edward mit Familie sass bei uns. Nadja sass bei Roman. Heute würde die Feier mit den Fans am Borsigplatz die letzte Amtshandlung beim BVB sein, bevor der Sommer und die Freizeit uns alle einholen würden.
Auf dem Rückflug schlief ich, auch wenn es nicht viel war. Roman hielt meine Hand, mein Kopf liegt auf seiner Schulter. Der Mannschaftsbus brachte uns zum Stadion, von wo aus die Profis einen Corso auf dem Truck begleiteten. Ich war dabei, saugte diese Atmosphäre auf. Im VIP Bereich des Stadion herrschte für alle eine lockere Stimmung.
Erst am späten Nachmittag kamen die Jungs und ich wieder. Am frühen Abend waren wir mit seinen Eltern endlich zuhause. Wir bestellten etwas zu essen. Wir genossen den Abend auf der Terrasse.
Entspannt wie nie lag ich in Shorts und Top in der Hängematte, die wir uns besorgt hatten. Die Unterhaltung mit seinen Eltern war ungezwungen und als sie schlafen gingen kam Roman mit in die Hängematte. Wir genossen die ruhige Atmosphäre. Leise redeten wir, beobachteten den Sternenhimmel über uns!
In den Tagen danach schliefen wir immer aus, gingen noch shoppen für die Urlaube.
Am Freitag fuhren wir nach Freiburg, wo am nächsten Tag meine Lossprechung stattfinden würde. Es war sommerlich warm und wir bummelten am Freitag Abend durch die Stadt, gingen essen. Am Samstag, am späten Nachmittag begann die Verleihung unserer akademischen Grade. Was ich bis zu dem Zeitpunkt nicht wusste, daß ich als beste unseres Studienganges abgeschlossen hatte, weshalb über meinen Talar noch eine bordeaux rote Stola gelegt wurde. Als ich das Zertifikat meines Bachelor of Arts der Medienkommunikation und Marketingwissenschaft in Leder gebunden in der Hand hielt, sass Roman stolz im Publikum, neben ihm seine Eltern und meine Granny. Die hatte Tränen in den Augen.
Kaum das ich bei ihnen war, nahmen mich alle in den Arm. Wir machten einige Bilder. Zusammen gingen wir essen, hatten einen schönen Abend. Im Hotel waren wir beide dann noch an der Bar auf der Dachterrasse. Allein stießen wir an, sahen über die Lichter der Stadt, küssten uns immer wieder. Er sagte mir, wie stolz er auf mich war.
Danach trennten sich unsere Wege für fast eine Woche.
Roman fuhr nach Münsingen, flog mit seinen Kumpels von Zürich nach Ibiza, was sie immer machten. Da wollte ich auch nicht zwischen stehen. Ich würde nachkommen. Wir telefonierten, wir schrieben miteinander. Wir vermissten uns.
Ich war an den Tagen in Mannheim bei meiner Familie. Nach dem Studium übernahm ich mehr Verantwortung in den Familiengeschäften, trotz meines neuen beruflichen Weg im Club. Die Stiftung meiner Eltern, die Stipendien vergab, wurde meiner Führung übergeben. Hinzu kam ein Aktienfonds, der nach dem Tod meiner Eltern für mich eingerichtet worden war, welcher jetzt zuteilungsreif war. Mit den Finanzberatern der Familie sass ich dafür zwei Tage zusammen. Einen Teil des Geldes erhielt ich ausgezahlt, was sich im mittleren siebenstelligen Bereich befand, der Rest durfte weiter ertragreich arbeiten.
Nach vier Tagen wurde ich dann zum Flughafen gebracht. Einen Tag früher als geplant flog ich nach Ibiza nach. Marco hatte mich kontaktiert, das Roman nur jammerte wie sehr er mich vermissen würde. An dem Donnerstag flog ich morgens um sechs mit der ersten Maschine. Da der Flieger nicht voll war, hatte ich von Freitag Abend vorgezogen umbuchen können. Am Sonntag würden wir beide dann allein für acht Tage nach Ägypten fliegen. Um dann noch einmal vier Tage zu seinen Eltern zu gehen.
Ein Saisonabschluß wie er fast nicht schöner sein könnte. Was nun die kommende Zeit bringen wird?
Lest selber!
Danke für Votes und Kommentare!
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