Für immer
Am frühen Mittag legte ich mich noch einmal auf ein Bett. In Leonies Zimmer schlief ich knapp zwei Stunden. Erfrischt vom Schlaf, rosig und vollkommen ruhig stand ich auf.
Von Ottilie bekam ich eine leichte Suppe, ehe Leonie mich in eine Badewanne steckte. Ich war ihr zu ruhig, zu entspannt.
Mit meiner Kokos- Vanille- Lotion ging ich großzügig um und zog die heisse Spitzenwäsche mit den halterlosen Strümpfen an. Darüber ein leichter Bademantel.
Leonie war durch Debbie bereits frisiert und geschminkt. Karin hatte kleine Lockenwickler in den Haaren und wurde gerade geschminkt. Ottilie war ebenfalls frisiert.
Meine langen Haare wurden luftigwellig geföhnt, ehe sie in eine aufwendige Flechtfrisur verwandelt wurden. In diese wurden kleine winterliche Blüten gesteckt, sowie die beiden Bürki Erbstücke. Mein Makeup wurde sehr dezent gehalten, farbloser Gloss, ein wenig Schimmer auf den Wangen. Die Wimpern nur minimal Gerücht.
Ottilie und Debbie fuhren dann bereits zur Location. Leonie hingegen kam mit meinem Kleid. Das trachtartige Kleid war bodenlang. Die averyfarbenen Spitzenärmel zu dem eigentlichen Kleid liessen Hals und Dekolleté frei, wo mir Karin das Halsband meiner Mutter anlegt, ehe ich in die Schuhe stieg. Das zart rosa Band an der Taille, als Ersatz der traditionellen Schürze an der Tracht knoteten wir noch einmal links.
Unten stießen wir noch jeweils mit einem Champagner an. Karin musterte mich gerührt. "Er wird sprachlos sein!", sagte sie leise. "Das hoffe ich!", sagte ich leise. Jetzt wurde ich doch zappelig. Leonie hatte eine Jacke für mich dabei, sowie meine kleine Handtasche.
Dann wurde es ernst. Werner kam uns abholen, der dann auch der Hochzeit beiwohnen würde.
Wir stiegen in das Auto, auf dem Weg zu meiner Hochzeit.
Romans Sicht
Der Standesbeamte war angekommen und mit ihm und Marco war ich nach vorne gegangen.
Die Minuten vergingen für mich viel zu langsam. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Doch dann hörte man auf dem Schnee der Einfahrt ein Auto anhalten. Leonie und meine Mutter kamen nach vorne, weshalb mein Vater nun nach hinten ging.
Er würde sie mir bringen.
Er würde Maddie zu mir begleiten. Er würde ihre Hand in meine legen, bevor wir sie immer füreinander halten würden.
~~~
Als wir vorfuhren traute ich meinen Augen kaum. Vom Auto aus bis zum Haupteingang lag ein Teppich, gesäumt von windgeschützten Fackeln. Ich sah bereits draußen viel Licht.
"Martin wird gleich zu Dir kommen!", sagte Karin, die mir noch einmal einen Kuss auf die Wange gab. Ottilie war bereits reingegangen, Leonie und Karin folgten ihr.
Langsam ging ich schon zum Eingang vor, als mein baldiger Schwiegervater aus dem Trausaal trat, in welchen Werner noch huschte nachdem das Auto weggefahren war.
"Kleines, ich bin unsagbar froh, daß wir Dich in der Familie haben, das Du Romans Frau wirst. Eine Tochter war uns vergönnt, aber eine Schwiegertochter lässt unsere Herzen höher schlagen! Wir lieben dich. Du bedeutest ihm alles!", rührte er mich sehr. Mit glänzenden Augen strahlte ich ihn an. Seinen Arm bot er mir dann zum Geleit, den ich sehr gern annahm.
Romans Sicht
Bewusst stand ich mit dem Rücken zum Mittelgang als die Violinistin zu leichten Klavierklängen zu spielen begann. Was sie spielte konnte ich nicht sagen.
Alle erhoben sich und die Flügeltüren, die zuvor geschlossen worden waren, wurden geöffnet. Alle Gespräche waren verstummt und die Gäste wandten sich um.
Ich sah Marco, der meine Braut sehen konnte, und er lächelte. Kurz sah er zu mir und zwinkerte.
Erst als er nickte und mir signalisierte, daß Maddie fast bei mir war, drehte ich mich um. Meine kühnsten Erwartungen wurden übertroffen. Vor mir stand das schönste Wesen, was ich mir immer herbei gesehnt habe. Unwillkürlich lächelte ich.
Mein Vater führte sie zu mir, legte ihre Hand in meine.
Sprachlos bewunderte ich sie, grinste dümmlich und gab ihr dann einen zaghaften Kuss.
~~~
Die Flügeltüren schwangen vor uns auf und alle Blicke lagen auf mir. An Martins Seite kam ich meinem Bräutigam näher, der sich erst nach einem kaum merklichen Nicken von Marco zu mir umdrehte.
Und dann war da dieser Moment.
Dieser Moment wo wir sein sollten.
Jetzt.
Roman küsste mich zaghaft, ehe wir unsere Plätze einnahmen und Leonie meinen Brautstrauß nahm.
Der Standesbeamte hielt einen persönlichen Monolog, zu den gesetzlichen Vorgaben, trotz der Kürze. Er bemühte sich hochdeutsch zu sprechen, aber der Schweizer Akzent war deutlich zu hören. Während der ganzen Zeit hielten wir einander an den Händen.
Zum Jawort erhoben wir uns, was standesamtlich nüchtern ausfiel.
Beim Ringtausch hatten wir einige persönliche Worte gewählt.
Roman nahm meine rechte Hand und meinen Trauring von Marco. Seine Augen glänzten verdächtig, als er anfing zu sprechen: "Jemanden lieben heisst als einziger die unsichtbaren Wunder des anderen zu sehen. Du bist alle diese unsichtbaren Wunder für mich. Du warst es schon immer, auch als ich Dich noch nicht kannte und Du wirst es für immer sein!"
Langsam schob er mir dann den Ring auf den Finger. Er hatte mich soweit, das ich wusste, meine Worte würde ich nicht ohne Pause rausbringen können.

Romans Sicht
Marco reichte Maddie meinen Ring und sie fasste meine rechte Hand. Erst dann sah sie mich an und ich sah wie sie kämpfte. Sie kämpfte mit dem was war, mit dem was sein würde, mit ihrer Fassung.
Ihre Stimme zitterte als sie sprach: "Berühr mich. Treib mich an. Raub mir den Schlaf, schenk mir Freiheit. Zeig mir Wildnis, reiss mich mit. Entführ mein Herz, verschwende meinen Atem. Trockne meine Tränen, schütze mein Leben, teil mein Glück, liebe mich. Liebe mich so wie die vergangene Zeit und noch mehr!"
Ihre Stimme war zweimal fast versagt und sie musste pausieren. Jetzt schob sie mir meinen Ring über den Finger.
Auch ich kämpfte, sie hatte meine Fassung schwer getroffen. Meine Mutter schniefte leise. Marco reichte mir ein Taschentuch, mit dem ich Maddie die Tränen wegtupfte, ehe sie meine einzelne Träne aus dem Augenwinkel auffing.
"Herr und Frau Bürki, Kraft meines mir durch die Stadt und den Kanton Bern verliehenen Amtes erkläre ich sie zu rechtmäßig verbundenen Eheleuten. Ich gratuliere ihnen herzlich!", sprach der Standesbeamte. Mit beiden Händen deutete er herzlich zu uns. "Herr Bürki, es steht ihnen frei, ihre Frau nun zu küssen!", merkte er an und das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, sie legte ihre Hände darauf und dann küsste ich sie.
Ich küsste meine Frau, zärtlich, innig, während unsere Gäste applaudierten.
~~~
Wir waren verheiratet, vor dem Gesetz waren wir Mann und Frau. Ich trug nun den Namen Bürki. Eine kleine Ewigkeit küssten wir uns, ehe wir uns lösten.
Ich wischte eine Träne weg, die sich über seine Wange bewegte, bevor wir uns wieder dem Standesbeamten zuwandten und unsere Heiratsurkunde unterschrieben. Es war ungewohnt nun mit Bürki zu unterschreiben, aber ebenso war es ein schönes Gefühl. Dann erhielten wir unser Familienstammbuch.
Alle bis auf unsere Trauzeugen waren im kleinen Foyer der Location. Leonie nahm mich in den Arm und band dann die Schleife neu, so dass sie an der rechten Hüfte gebunden war. Gleichzeitig trocknete sie mit einem Taschentuch meine Tränen weg und pinselte einmal mit Puder drüber.
Dann zog Marco mich in eine Umarmung, küsste mich. "Heute sei es mir erlaubt!", grinste er. Roman zog mich wieder an sich. "Jetzt gehörst Du mir!", flüsterte er. "Ich habe Dir gehört, als ich am ersten Tag in Brackel war und Du der furchtbaren Empfangstusse dieses Lächeln zugeworfen hast und ich lachen musste!", gab ich zu. Er küsste mich. Wir beide dachten kurz an den Moment zurück, als ich gewartet hatte an meinem ersten Tag und Roman versucht hatte mit der Empfangstusse zu flirten. Beide grinsten wir, ehe wir uns erneut küssten." Jetzt kann ich es Dir ja sagen, denn dieser Flirt war reiner Selbstschutz. Ich trat durch die Tür, ich sah Dich, ich wollte dich!", verriet er mir. Erneut küssten wir uns.
Dann gingen wir auch hinaus, wo unsere Familien und Freunde warteten, die uns nun gratulierten und mit uns anstoßen wollten. Als wir gefühlt alle im Arm hatten gingen wir in den riesigen Raum der wunderschön geschmückt war.
Wir bedankten uns noch einmal bei allen und eröffneten das opulente Buffet. Bevor wir allerdings zum Essen kamen verging noch einiges an Zeit, denn wir wurden noch photografiert.
Es ging tatsächlich bereits auf halb elf zu, als wir endlich an unseren Plätzen saßen und etwas zu essen auf den Tellern hatten.
Nach dem Essen zog er mich seitlich auf seinen Schoss. "Frau Bürki, erlauben sie mir zu sagen, daß sie wunderschön aussehen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie das im Juni noch übertroffen werden soll!", flachste er. "Oh Herr Bürki, wenn ich diesen Mittelgang in der Kirche hinabschreiten werde, dann werden Ihnen die Augen aus dem Kopf fallen.", erwiderte ich. Flüchtig küsste ich ihn, ehe ich aufstand und ihn mit mir zog. Im Trauraum, wo ein DJ aufbaute, drückte ich ihn leicht gegen die Wand. Wir küssten uns, nahmen uns einige Minuten nur für uns. Er hielt mich umarmt und ganz gleich ob wir uns küssten oder ansahen oder Zärtliche Worte zuflüsterten, wir hätten nicht bemerkt, wenn um uns alles in Schutt und Asche gefallen wäre. So bemerkten wir auch nicht den Photographen, der uns ablichtete.
Zurück bei unseren Gästen widmeten wir uns den verschiedensten Gesprächen. Wir versuchten allen gerecht zu werden. Meine Granny, die bei seinen Großeltern saß, nahm meine Hand. "Es war wunderschön mein Kind, du bist wunderschön, deine Eltern wären so stolz auf dich.", sagte sie und schloss mich in ihren Arm. Seine Großeltern waren ähnlich voll der lieben Worte.
Edward hob mich an und drehte sich einmal mit mir. "Im Juni bin ich derjenige der Dich den Mittelgang entlang führt", frohlockte mein Cousin.
Seine Eltern stießen mit uns an, hießen mich noch einmal willkommen in der Familie. Martin legte einen Arm um mich. "Lieblingsmädchen, wenn Du es Dir vorstellen kannst, es für Dich in Ordnung wäre, dann würden wir Dir hier und jetzt das Mama und Papa anbieten!", erklärte er mir und Karin nickte lächelnd. Beide schloss ich in den Arm.
Wenige Minuten vor Mitternacht gingen alle auf die ins Tal deutende Terrasse, wo wir auf das neue Jahr anstiessen und das Feuerwerk im Tal besahen. Auch bei uns an der Location gab es ein Feuerwerk.
Roman hielt mich von hinten umarmt.
Ich stand an ihn geschmiegt dort und mit jeder Rakete, die zu bunten Sprenkeln am Himmel wurde, dachte ich an das vergangene Jahr.
Mein Geburtstag in Paris, wo Roman den Tisch auf dem Eiffelturm reserviert hatte.
Das wir zusammengezogen sind.
Der Verlust der Meisterschaft.
Der Anschlag.
Der Gewinn des Pokals.
Mein Studium und die neue Stelle.
Unser Sternenkind.
Unsere Pause, die ich verursacht hatte.
Unsere Verlobung und jetzt unsere erste Hochzeit.
Ich sah auf meine Hände und nahm den Verlobungsring, um ihn vor meinen Ehering zu schieben.
Er küsste mich immer wieder.
Nach dem Spektakel begann der DJ zum Feiern zu spielen und das Ganze verteilte sich etwas.
Im Foyer des Ganzen kamen alle noch einmal zusammen, als die Hochzeitstorte kam. Wir schnitten sie gemeinsam an, bei diesem standesamtliche Akt hatte er die Hand über meiner, bei der kirchlichen Trauung würde es anders herum aussehen. Allein schon dem Stand wegen.
Leonie half mir flott, da ich die Schuhe wechselte. Die hochhakigen Schuhe wurden gegen weiße Chucks zum reinschlüpfen getauscht.
Unsere Großeltern machten sich schon bald auf den Heimweg. Auch seine Tanten und Onkel verabschiedeten sich.
Somit konnten wir ausgelassen feiern. Es floss einiges an Alkohol auch bei uns, obwohl wir auch immer wieder das sogenannte Zwischenwasser gönnten.
Wir tanzten mit den Gästen, es gab verrückte Photos, Bilder die besser niemals die Handys zum abschicken verließen.
Marco hielt mich dann in angenehmer Umarmung. "Und Frau Bürki, bist Du meinen Bruder schon leid?", witzelte er. Ich suchte Roman, der mit Daniel und Nicolas zusammenstand. "Niemals!", sagte ich leise. "Ich freue mich so sehr für euch beide. Er ist mein großer Bruder, der zu dem ich auf gesehen habe, mein Vorbild. Und wenn ich jetzt sehe, was ihr beide habt, was für eine Zukunft vor euch liegt, dann ist er auch dort mein Vorbild.",sagte er und rührte mich an. Er zog mich fester in den Arm. "Marco, sowas kannst Du mir nicht einfach so sagen! ", schniefte ich. Er küsste mich auf die Wange. "An Deinem ersten Tag in Dortmund hat er mich abends angerufen. Ja, da gab es noch Nastassja, aber er hat nur gesagt, daß er die Frau aus seinen Träumen gefunden hätte. Er hatte immer eine Vorstellung und ich habe es nie wirklich für voll genommen, bis zu diesem Anruf. Er liebte dich, bevor er es wusste. Das mit euch ist etwas Besonderes.", sagte er weiter. "Marco verdammt!", schluchzte ich und schlang meine Arme um meinen Schwager. Einige Minuten standen wir so dort, er war der große Bruder, den ich mir immer gewünscht hatte, auch wenn er nur ein Jahr älter war als ich. Dann ging er wieder zu den anderen.
Danach ging ich mir ein Stück der Torte holen, setzte mich an die Bar, wo mir ein Glas Champagner bereit gestellt wurde. Jeden Bissen der süßen Köstlichkeit genoss ich. Mein Ehemann kam zu mir. Mit ihm teilte ich das Stück. Von ihm ließ ich mich zwischen den Bissen immer wieder küssen. Wir waren glücklich.
Romans Eltern feierten mit uns bis wir uns um halb drei ausklinkten. Sie wollten bis zum Schluß bleiben, wir wollten endlich allein sein.
Den ersten Schritt haben Sie gemacht.
Sie sind Mann und Frau, so wie sie es sich wünschten.
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