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11 - Gestresstes Herrchen

Gestresstes Herrchen

Die Zeit vergeht wie im Flug, dadurch dass wir eine ganze Weile zusammen auf der Couch sitzen und kuscheln. Nachmittags gehen wir noch eine Runde raus, aber auch da ist es relativ entspannt. Ich schaffe es sogar, mir nicht mehr allzu viele Sorgen zu machen, dass mein Herrchen wieder alles versaut. Wenn er so ruhig bleibt, wie er jetzt ist, denke ich sogar, dass es auch für Jungkook ein schöner Abend werden könnte.
Tja … Irgendwie dachte ich ja, dass ich aufgeregter sein würde. Vor allem dachte ich, dass TAE aufgeregter sein würde. Vielleicht täuscht es auch nur und er hat gelernt, seine Nervosität besser zu verbergen. 

Aber als es langsam zu dämmern anfängt, verändert sich urplötzlich Taes Stimmung. Und meine gleich mit. Scheinbar hat er das Treffen die ganze Zeit erfolgreich verdrängt. Aber da es jetzt Zeit für ihn wird, sich fertig zu machen, kann er das natürlich nicht mehr. Und je verwirrter er durch die Wohnung rennt und gar nichts mit sich anzufangen weiß, desto nervöser werde auch ich.

Eine Stunde später bin ich so aufgeregt, wie noch niemals zuvor. Und ich werde bald Vater! Das soll also was heißen. Aber Tae sieht einfach so überfordert mit allem aus, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt. Er geht samt Klamotten ins Bad, kommt eine Minute später wieder raus, um mit anderen Sachen wieder im Bad zu verschwinden. Dann höre ich die Dusche und kurze Zeit später sehe ich Tae, wie er wieder ins Schlafzimmer rennt, um doch wieder die vorherigen Klamotten anzuziehen. Das Spielchen spielt er noch ein paar Mal, bis es mir reicht. Der arme Kerl ist so durch den Wind, dass er es nicht alleine hinkriegen wird, also muss ich mal wieder helfen.

Ich gehe auf einen der vielen Klamottenstapel zu, die er aufs Bett geschmissen hat, stelle meine Vorderpfoten auf der Matratze ab und belle den Stapel an. Tae wirft mir einen verwirrten Blick zu.

"Sicher? Ist das nicht etwas zu … ähm … ich will nicht overdressed sein. Das ist nur ein lockeres Treffen in'ner lockeren Lokation mit lockeren Gesprächen."
Hört der Kerl sich eigentlich selber mal zu? Er ist sooo sehr darauf bedacht, es nicht als Date zu sehen, dass er gar nicht merkt, wie viel Bedeutung er selbst diesem Treffen beimisst. 

Ich belle nochmal, diesmal energischer. Tae seufzt resignierend. 
"Hast gewonnen." 
Im selben Moment greift er nach den Sachen und zieht sich wieder um. Was würde er nur ohne mich tun!? Wie soll ich ihn bitte alleine auf dieses Date gehen lassen? Es wird eine mittelschwere Katastrophe werden. Es wäre WIRKLICH besser, wenn ich mitkomme. 

Apropos. Als Tae auf die Uhr schaut und feststellt, dass er längst los muss, wird er plötzlich ganz panisch. Mir reicht's. Ich folge ihm sogleich und ignoriere, dass er mir sagt, ich solle jetzt kein Theater machen. Ich versuche, mich mit durch die Wohnungstür zu quetschen, aber das lässt Tae nicht zu. Energisch schiebt er mich wieder zurück. 
"Nein, Tanni! Ich gehe alleine. Ob's dir passt oder nicht!" 

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Kalte Dusche

Mit Müh und Not schaffe ich es, dass ich zur Wohnungstür rauskomme - und Tanni nicht. Wobei ich keine Ahnung habe, wer ich bin, wo die Wohnungstür hinführt und warum ich da jetzt unbedingt raus soll. Will. Könnte. Muss? Oder so.

Dass es Yeontan nicht passt, wenn ich ihn allein zu Hause lasse, finde ich schon eher plausibel. Allerdings hat er sich heute so dermaßen penetrant seltsam verhalten, dass ich mir selbst dabei nicht mehr sicher bin. Was um Himmels Willen bringt bitte meinen Hund dazu, meinen Wäschekorb umzuschmeißen, sich einmal wie ein besoffener Maulwurf da durchzuwühlen und mir dann ausgerechnet meine Badeshorts anzuschleppen? Als nächstes hat er die unterste Lage von meinem Bücherregal geleert und mir Bücher in den Schoß geworfen. Ich hab 'ne ganze Weile gebraucht, bis ich bei den Dingern wenigstens EINEN Zusammenhang entdecken konnte. Die hatten alle irgendwas Rosanes auf dem Cover - und da hörten die Gemeinsamkeiten dann schon wieder auf. Und schließlich wollte er mich noch zu einem Starrwettbewerb animieren. Dabei war ich weder zum Starren noch zu IRGENDWAS anderem in der Lage.

Um dem Theater ein Ende zu bereiten, habe ich schließlich alle Prinzipien über Bord geworfen und ihn aufs Sofa gelassen. Damit ich eeeeendlich meine Ruhe hatte. War aber der richtige Schachzug. Das Kraulen hat mich tatsächlich ein bisschen beruhigt.

Ich habe keine Ahnung, wie dieser Abend enden wird, wenn ich jetzt schon so dermaßen neben mir stehe. Ich wollte doch nur ein Bierchen und etwas unbeobachteten, lockeren Smalltalk. Wenigstens habe ich eine urige Kneipe mit vielen Nischen gefunden - keine laute Musik, kein Qualm, kein Liga-Fußballspiel. Hier sitzen alle in Nischen, also kann es nicht wie ein Date aussehen. Isses ja auch nicht. Jungkook ist und bleibt ein Mann. Soll es aber auch nicht. Aber ungezwungen quatschen können wir da gut.

Ich schlendere gelassen - nicht - durch die Fußgängerzone in der Altstadt. Sonntag Abend ist hier nicht viel los, was mir sehr entgegen kommt. So fühle ich mich nicht so beobachtet beim Zeitschinden. Schließlich biege ich in eine schmale Seitenstraße ein und sehe schon von weitem, dass Jungkook grade sein Fahrrad an einem Laternenpfahl ankettet. Ich hole tief Luft und gehe auf ihn zu.

Als wir dann in einer gemütlichen Ecke der Kneipe sitzen und uns an unsere Biergläser klammern, registriere ich, dass Jungkook genauso nervös ist wie ich, und auf einmal legt sich in mir der Schalter um. Vielleicht wars auch das Bier. Jedenfalls werde ich ungewöhnlich gesprächig, erzähle von meinem Zuhause, wir reden über Schule, doofe Lehrer, tolle Urlaube, nette Kumpels. Smalltalk, gewürzt mit ganz viel persönlichen Sachen. 
Es ist gemütlich, lustig, interessant - kurz: schön. Ich entspanne mich, habe Spaß, fühle mich wohl in der Situation.

Irgendwann sind wir so eingealbert, dass wir den ganzen Pubertätskram hochholen und uns gegenseitig unsere größten Peinlichkeiten anvertrauen. Pleiten, Pech und Pannen. Süße Barbies, graue Mäuse, scheue Typen, böse Konkurrenten, die ganze Palette.

"Hast du eigentlich mal eine ernsthafte Beziehung gehabt?"
Neugierig schaut Kook mich an. Ich lege den Kopf schief und denke angestrengt nach.
Hatte ich? So richtig?
Das dritte Bier muss schlecht gewesen sein. Ich kann nicht mehr klar denken.
"Soweit ich mich erinnern kann, nicht. Ich glaube, ich wollte bloß dazu gehören. Vorgedrängelt habe ich mich nicht gerade. Tiere waren mir schon immer lieber. Und du?"
Ich nehme noch einen tüchtigen Schluck von dem "schlechten" Bier, lehne mich entspannt zurück und grinse ihn an.

Aber Jungkook grinst nicht mehr. Er schaut traurig auf seine Hände auf der abgenutzten Kneipentischplatte.
"Hm. … Hatte ich. Hat scheiß weh getan. Er hat mich erst ausgenutzt und dann abserviert für 'nen reichen Typ mit eigenem Auto."
"Arsch."
"Danach hab ich Diva gefunden, bin zum Studium hier hergezogen und hab mich aus allem rausgehalten. Seitdem fällt es mir viel schwerer, Kontakte aufzubauen."

Wir wechseln bald das Thema und werden wieder lustig. Und weil es schon spät ist, brechen wir kurz danach auf.
Wenn ich ein bisschen zu tief ins Glas geschaut habe, laufe ich gerne nach Hause. Die kühle Nachtluft klärt die Gedanken, und hinterher kann ich gut schlafen. Ich schlendere von Straßenlaterne zu Straßenlaterne und kichere ab und zu über einen der zahlreichen dummen Witze dieses Abends. Ich reflektiere nicht. Ich habe mich wohl gefühlt. Das reicht.

Erst, als ich am nächsten Vormittag wieder wach werde, weil Tanni energisch seine Rechte einfordert, schallt der eine entscheidende Satz wie eine Fanfare durch meinen Kopf.
"Er hat mich erst ausgenutzt und dann abserviert für 'nen reichen Typ mit eigenem Auto."

ER.

Ich sitze senkrecht im Bett. Ich habe ja echt gründlich auf dem Schlauch gestanden! Jungkook ist ein Mann. Ein netter Typ. Locker, sensibel, frech - angenehm. Nur die Grundstimmung war eigentlich immer ein bisschen seltsam. Aber daher rührt offensichtlich meine emotionale Achterbahnfahrt der letzten Wochen. Jungkook ist ein … schwuler Mann.
Ach, du dickes Ei. Das ist ja nun gar nicht meine Baustelle.
Zahllose Momente der letzten Wochen ploppen vor meinem inneren Auge auf und fühlen sich an wie Ohrfeigen. Die stille Trauer. Seine Reaktion bei der Geschichte mit den Hundeleinen. Dass er mich zu sich nach Hause gezwungen hat. Die FOTOS!

In meinem Kopf ist es einen Moment lang gespenstisch leer, bis das grelle Quietschen eines aus voller Fahrt abbremsenden Zuges die geistige Stille zerreißt. 

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Senkrechtstart

Tae sieht ziemlich entspannt aus, als er nach gefühlt 9 Stunden wieder nach Hause kommt. Er begrüßt mich mit einem fröhlichen Lächeln. Und irgendwie wirkt er … seltsam. Ich beschnüffel ihn ausgiebig, dann versteh ich es. Er ist angetrunken. Anscheinend war der Abend mit Jungkook doch ein voller Erfolg? Ist das zu fassen? 
Sollte das wirklich gut ausgegangen sein!? 

Verwirrt über diese Tatsache renne ich Taehyung hinterher und vergesse dabei sogar, dass mir eigentlich noch ein Abendbrot zusteht. Ich folge ihm lieber ins Schlafzimmer, lege mich in mein Körbchen und beobachte ihn eine Zeit lang eingehend. Nichts auffälliges. Er ist nicht übertrieben glücklich, nicht gespielt freundlich, einfach … entspannt.
Weil ich es auch Minuten später immer noch nicht so ganz fassen kann, starre ich ihn eine ganze Weile noch an, bis sich schließlich die Müdigkeit bemerkbar macht und ich ins Traumland abdrifte. 

Wir schlafen ziemlich lange. Das merke ich daran, dass es draußen schon hell ist und mein Magen verzweifelt versucht, mir Botschaften zu senden. Da Tae aber noch tief und fest zu schlafen scheint, ignoriere ich das, so gut es geht, und rolle mich wieder zusammen. Ich bin gerade wieder richtig eingeschlafen, als plötzlich ein lautes “Ahhh” ertönt. Augenblicklich bin ich wieder hellwach und sitze kerzengerade in meinem Körbchen. Ich schaue zum Bett und sehe, dass Tae genauso schockgefroren und aufrecht in seinem Bett sitzt. Was ist denn jetzt bitte passiert? 

Leider reagiert er nicht auf mein leises Fiepsen, sondern starrt stattdessen Löcher in die Luft. 
Ähhh … Vielleicht versuche ich diesmal gar nicht erst, das verstehen zu wollen. Ich denke, das hat sowieso keinen Sinn. 
Neben meinem Magen macht sich nun auch meine Blase bemerkbar.

“Taeeeee …. ich muss mal für kleine Königspudel! Könntest du vielleicht ….? Bitte? Nein?”
Die folgende halbe Stunde verbringe ich damit, Taehyung aus dem Bett zu kriegen, bevor meine Blase platzt.

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Schweigen

Am Montag trudeln ab und zu Text- und Sprachnachrichten von Jungkook ein. Als seine Schicht im Café anfängt, wird es ruhiger. Ich ignoriere alles, ich bin viel zu verwirrt, um auf irgendwas zu reagieren. Aufstehen, duschen, Tanni rauslassen, frühstücken, ziellos durch die Wohnung tigern, mit Tanni nicht in den Park gehen, zur Spätschicht fahren - immer weiter im Trott.

      Hallo, jemand zu Hause? Spinnst du? Kannst du ihm gefälligst mal antworten? Wie soll sich der arme Kerl denn jetzt fühlen???

Sorry, wenn ich unhöflich werde, Stimme. - Schnauze! Du machst alles nur schlimmer.

      Na, wenigstens mach ich irgendwas!

Der Nachmittag mit den Tieren im Heim lenkt mich ab. Und bis zum Abend - zu Hause - habe ich mich wieder so weit eingekriegt, dass ich normal denken kann. Was dabei rauskommt, macht mich ziemlich wütend. Jungkook hat mit meinen Gefühlen gespielt, mich manipuliert, mich systematisch in die eine Richtung manövriert - mit Hilfe der Hunde. Am Schluss hab ich sogar selbst die Kastration von MEINEM Hund angeboten, damit SEINE Hündin nicht trächtig wird.
Jetzt reichts. Freu dich, Tanni. Du behältst deine Männlichkeit. Das wär ja noch schöner!

Nach den seltsamen Erfahrungen der letzten Wochen mit meinem Hund verkneife ich es mir allerdings ab sofort konsequent, laut zu denken oder gar mit Yeontan über irgendwas zu reden. Er muss noch nicht kapieren, dass er Diva nie wieder sehen wird. Bei der Abendrunde erkunde ich neue Wege und finde dabei auch einen anderen kleinen Park. Die Entfernung ist machbar. Also ist das ab heute unser tägliches Ziel. Allmählich lichten sich die Nebel.

Als ich schließlich ins Bett gehe, fühle ich mich zum ersten Mal seit Wochen sortiert und klar. Und das sagt doch alles. Ich schlafe tief und traumlos, erledige am nächsten Morgen meinen Haushalt und breche mit Tanni zum Tierheim auf. Zurück auf normal.

Ich habe den entscheidenden Satz nicht mal gedacht - ich habe einfach gespürt, dass es für mich besser so ist: Haken dran.

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Völlig durch den Wind

Tae ist den ganzen Tag über total durch den Wind. Abends bei unserer Abendrunde ist er dann so verwirrt, dass er nicht mal mehr den Weg in den Park findet. Erst probiere ich, ihn in die richtige Richtung zu lenken, dann überlege ich es mir aber doch anders. Was auch immer gerade in seinem Kopf vorgeht … Ich denke mal, dass er einfach ein bisschen Zeit braucht. Vielleicht hat er heute auch absichtlich einen anderen Park gewählt, wer weiß. Ich beschließe auf jeden Fall, dass er heute Narrenfreiheit hat. Wenn er morgen immer noch so drauf ist, muss ich mir was einfallen lassen, aber für heute lasse ich es ihm mal durchgehen. 

Den ganzen Tag redet er kaum ein Wort. Im Park spielt er nicht so wie sonst mit mir und beim Abendessen stochert er eher in dem Essen herum, als etwas davon zu sich zu nehmen. Und er schaut immer wieder auf sein Handy, aber wenn ich das richtig sehe, antwortet er nie. Ob es Jungkook ist? Menschen schreiben sich ja andauernd mit diesen kleinen Quälgeistern Botschaften. Nur scheint mein liebes Herrchen gerade nicht in der Laune dafür zu sein. Oder macht er was anderes? Oh Mann … Ich mache mir schon wieder viel zu viele Gedanken. Er ist hier der Mensch. Wenn einer so viel grübeln sollte, dann er. 

Ob Jungkook genauso schräg drauf ist? Ich würde Diva gerne danach fragen, aber weil wir ja heute in dem Ausnahme-Park waren, habe ich sie natürlich nicht gesehen. Aber morgen werde ich sie direkt aushorchen. Bin mal gespannt, was sie so über Jungkook berichtet. Vielleicht hat er ihr ja sogar wieder was erzählt, dann erfahren wir beide wenigstens, was genau bei ihrem Date so passiert ist. 

Am nächsten Morgen lässt Tae sich Zeit. Hat wohl wieder Spätdienst. Ich versinke gerade in meinen Gedanken an Diva, als mich Taes Stimme aufschreckt. Er telefoniert, und wie es sich für eine gute Spürnase gehört, eile ich zu ihm und lausche. Er klingt normal. Weder aufgebracht, noch verwirrt, noch glücklich. Und deswegen bezweifel ich auch, dass er tatsächlich mit Jungkook telefoniert.

Kurz nach dem Telefonat bekomme ich meine Bestätigung, als Tae mir erklärt, dass er den Termin für die Kastration abgesagt hat. Und da machts klick. Stimmt ja, das war ja jetzt bald! Wie konnte ich das vergessen!? 
Naja, aber auf der anderen Seite habe ich mich ja jetzt so viel um Taehyung sorgen müssen, dass für andere Sorgen gar kein Platz mehr war! 

“DANKE”, belle ich ihm fröhlich entgegen, stelle meine Vorderbeine an seine und genieße, wie er mir kurz drauf durchs Fell krault. Ich kann meine Freude nicht verbergen und wedele aufgeregt mit dem Schwanz. Tae sieht es und schenkt mir ein glückliches Lächeln. Und das fühlt sich gerade total toll an. Es hat ein bisschen was von früher, als es nur uns beide gab. Ihm scheint das gleiche durch den Kopf zu gehen, denn er nimmt mich kurzerhand auf den Arm und drückt mich an seine Brust. Das gefällt mir! 

Abends im Körbchen lasse ich den Tag nochmal Revue passieren. Insgesamt war es ein richtig, richtig guter Tag! Eigentlich fehlt jetzt nur noch, dass ich Diva wiedersehen kann, dann ist mein Glück perfekt.

Aber Moment mal … 
Wieso hat Taehyung eigentlich die Kastration abgesagt? Er war doch so darauf bedacht, wenn Diva und ich zusammen bleiben wollen … 

Nein.
Er hat doch wohl nicht …
Er will nicht wirklich … 

Doch. Er will anscheinend wirklich. Seit fast einer ganzen Woche habe ich Diva nicht mehr gesehen. Der Ausnahme-Park ist zu unserem neuen Standardpark geworden und alle meine Versuche, ihn davon zu überzeugen, dass es falsch ist, mich von Diva zu trennen, enden in sehr lauten Ansagen von Tae. 

Am Wochenende hat er mich dann soweit, dass ich aufgebe. Keine Ahnung, was vorgefallen ist, aber ich habe mein Herrchen noch nie so vehement seine Meinung verteidigen sehen.
Irgendetwas muss vorgefallen sein, und ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, was. Aber irgendwie ist es mir auch mittlerweile egal. Alles ist egal. Wenn ich Diva nicht mehr wiedersehen kann, ist eh alles sinnlos. 

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Auf der Flucht

Eine volle Woche ignoriere ich konsequent jeden Versuch einer Kontaktaufnahme durch Jungkook. Die Kastration am Ende dieser Woche habe ich abgesagt, das Handy stumm gestellt, die Tage irgendwie überstanden. Ein entspanntes, dienstfreies Wochenende liegt vor mir. Allmählich finde ich wieder in meine Ruhe. Nur mein trauriger Hund macht mir ein bisschen Sorgen. Aber mein Seelenfrieden geht jetzt vor. Also ignoriere ich auch seine Versuche, mich zum alten Park zu zerren.

Am Samstag Morgen gehe ich sehr früh mit Tanni los, weil heute der große Flohmarkt im Studentenviertel stattfindet. Mitten in der Stadt darf jeder Anwohner dieses Viertels zwei Tage lang seinen Pröttel vors Haus stellen. Manchmal ziehen sich die Stände bis in die Höfe, hier werden Waffeln gebacken, da steht ein Clown, die Cafés haben geöffnet, eine bunte Masse wogt durch die Straßen. Ich kaufe selten etwas, habe aber viel Spaß daran, zu stöbern oder einfach Leute zu beobachten.

Irgendwann sitze ich in einem der zahlreichen Straßencafés und betrachte die vorbeiziehenden Menschen. Ich denke nicht, ich amüsiere mich nur. Am Tisch rechts sitzt ein sportlich gekleideter Mann, etwas älter als ich, und scheint konzentriert zu arbeiten. Er schreibt an seinem Laptop, blättert ab und zu in Notizen und nimmt nichts um sich drumrum wahr. Gleich vorne an der Straße sitzen zwei junge Frauen mit eins, zwei, … zu vielen gelangweilten Kleinkindern, die alles versuchen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber ihre Mütter denken gar nicht daran, sich drum zu kümmern.
Gut, dass heute wegen des Flohmarktes die Straße gesperrt ist. Sonst würden die Gören noch Gefahr laufen …

Die Flohmarktkunden sind so unterschiedlich wie die Waren an den Ständen. Von Anzug mit Schlips bis zu Schnäppchenjägern mit Sackkarren ist alles dabei.
Auch die Verkäufer lassen sich in keine Schublade stecken. Direkt mir gegenüber ist zum Beispiel ein altes Haus mit hohen Fenstern und abblätterndem Putz. Aus zwei der Fenster hängen kunterbunte Fahnen, und so sehen die jungen Leute auch aus. Zwei Frauen stecken noch in Schlafsäcken, halten Händchen und nippen verschlafen an ihren Kaffeetassen. Die haben sicher draußen übernachtet. Ein Typ mit langem Zopf und ein paar Tattoos versucht grade mit Händen und Füßen, jemand eine staubige Makrameelampe aufzuschwätzen. 
Sehr phantasievoll …
Ich muss grinsen.

Jetzt geben die beiden Frauen … sich … ein Küsschen …, bevor sie sich aus den Schlafsäcken schälen und ins Haus gehen. … Stattdessen kommt ein kleiner, kunterbunter Rastafari zur Straße und umarmt den Zopftypen … von hinten …, nachdem der die Lampe vertickt hat. Der Zopftyp dreht sich um und …

Ich sitze wie erstarrt auf meinem Cafehausstuhl und hypnotisiere meinen heißen Kakao.

      Was stellst du dich so an, Kim Taehyung? Kannst du mir das mal verraten? Es ist doch nicht so, dass du das nicht schon ganz oft gesehen hast. Was ist los? Bist du neuerdings homophob?

Willst du's wirklich wissen?

      Immer her damit!

Es kribbelt.

      Ja, und?

Es kribbelt nur beim Zukucken am ganzen Körper, und in meinem Kakao schwimmt das Gesicht von … Jungkook.

      Großartig!

NEIN??? Ich will das nicht. Das bin ich nicht. Wo soll das denn so plötzlich herkommen? Hallo? Ich bin Mitte zwanzig!

      Uff! Streich die null von der zwanzig weg. Du bist grade in der zweiten Trotzphase a la "ich will das aber nicht!" Fehlt nur noch, dass du mit dem Fuß aufstampfst.

Es dauert eine Weile, bis ich wieder normal denken, atmen und meinen Kakao austrinken kann. Diesmal bestelle ich bei der freundlichen Kellnerin einen starken Kaffee und Hotteoks.
Während ich auf mein Essen warte, betrachte ich weiter das Flohmarkttreiben. Rechts von mir setzt sich nun ein zweiter Mann zu dem Computerfritzen an den Tisch.
Die werden sicher was zu besprechen oder zu arbeiten haben.

"Hallo Schatz! Du bist wieder viel zu fleißig. Wir haben Wochenende, schon vergessen?"
Mit diesen Worten klappt der Neuankömmling einfach das Laptop zu und dreht den Kopf von seinem Freund zu sich. Mein Kopf dreht sich auch. Nämlich ganz schnell weg.
Heute bin ich ja echt umzingelt.

      Ach - eins noch.

NEIN!

      Es muss ja nicht Jungkook sein. Aber du solltest DU sein. Find’s raus!

Der Gedanke ist bei näherer Betrachtung ziemlich einleuchtend. Einen Schritt zurück. Es geht hier nicht um Jungkook - sondern um mich, meine Verwirrung, meine Bequemlichkeit und meinen permanenten Drang, vor meinen Gefühlen davon zu laufen. Eigentlich würde ich ja jetzt gerne schon wieder wegrennen. Aber nach dieser unangenehmen Erkenntnis zwinge ich mich, sitzen zu bleiben und meine Hotteoks aufzuessen, bevor sie völlig kalt geworden sind.

Was mich vor Scham fast im Boden versinken lässt, scheint allerdings für alle anderen hier überhaupt kein Problem zu sein. Niemand glotzt, niemand meckert, niemand verlässt empört das Café. Ich scheine der einzige hier zu sein, dem das überhaupt auffällt.
Eigentlich schön für die beiden.
Die Männer bestellen sich Cola und reden über sich und ihre Beziehung. Völlig entspannt und offen. Es gehört sich zwar nicht, aber ich tätschele einmal Tannis Kopf, der still unter meinem Tisch hockt, lehne mich zurück, schließe die Augen und höre einfach zu.

Das ganze Gespräch wirkt so normal. Sie erzählen sich von ihrem bisherigen Tag, besprechen, was sie am Abend unternehmen wollen, was es morgen zum Brunch geben wird, ob sie danach mit X und Y ein Picknick am Han machen wollen.
"Solange du nicht fährst. Sonst müssen die anderen ohne uns picknicken."
"Du hast gut lästern. Dafür lasse ich dich nicht in die Küche, sonst sind wir hinterher alle vergiftet."
Die beiden brechen in Gelächter aus und grinsen sich an.

Ich entspanne mich allmählich. Was ist eigentlich daran so schlimm? Zwei Menschen lieben und necken und vertrauen sich. Sie teilen ihren Humor und ihre Ansprüche an eine Beziehung und scheinen wirklich gut miteinander klar zu kommen.

Der Computertyp schlägt für den Abend eine Szenekneipe namens "Sonderbar" vor, die ich mir sofort merken kann, weil der Name so sonderbar ist. Dann verabschiedet sich der andere wieder mit einem Küsschen, weil er noch ein bestelltes Buch aus einer Buchhandlung "Regenbogen" abholen muss, die ich mir auch gleich im Kopf notiere.

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4.1.2025 - Teil 3

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