Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

06 - Was ein Hundewetter

Was ein Hundewetter 

Den gesamten Freitag verbringe ich eigentlich nur damit, an Samstag zu denken. Und plötzlich ist es schon Samstag. Das ist alles so aufregend, dass ich nur noch durch die Wohnung flitze und gar nichts mit mir anzufangen weiß.

Warum das so ist? Naja … Tae und Jungkook wollen sich heute treffen, aber nicht wie sonst immer im Park, sondern in einem Café. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, bedeutet das bei den Menschen sowas wie “Wir betreten damit eine neue Ebene und wollen mehr miteinander zu tun haben”. Mit anderen Worten, der heutige Tag könnte einen Wendepunkt markieren! Ob Tae das so bewusst ist, weiß ich nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch aufgeregter bin als er. 

Als ich zurück ins Schlafzimmer stolpere und sehe, wie verzweifelt Tae in den Spiegel guckt, werde ich allerdings eines besseren belehrt. Mein Tae ist sonst nie so aufgeregt! Dieser Jungkook hat es ihm wirklich angetan. Also so richtig dolle angetan. Aber das kann mir nur Recht sein. Ich mag Jungkook. Und Diva sowieso. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir demnächst eine große Familie werden.
Na gut, ich gebe zu, Tae muss ich erst noch davon überzeugen, aber wir sind zumindest schon mal auf dem richtigen Weg und mit Divas Hilfe kriege ich ihn schon von Jungkook überzeugt. Immerhin hat unsere letzte Aktion auch dafür gesorgt, dass mein liebes Herrchen andauernd Löcher in die Luft starrt.

Gestern zum Beispiel. Er wollte mir was zu essen in den Napf füllen, doch irgendein Gedanke scheint ihn gehindert zu haben. Ein paar Minuten stand er einfach vor meinen Napf, hat geradeaus geguckt und hat sich nicht mehr geregt. Erst ein Bellen meinerseits hat ihn wieder aus der Starre geholt. Sein Blick daraufhin war wirklich zum Schießen! Er hat ganz hektisch versucht, seine Verlegenheit zu überspielen. Total niedlich. Ich könnte schwören, dass er danach rot um die Nase geworden ist! Und ich bin mir sehr sicher, dass seine Gedanken schon wieder bei Jungkook waren. 

Heute ist es anders. Er versucht gar nicht, seine Nervosität zu überspielen. Stattdessen rennt er die ganze Zeit von A nach B und macht selbst mir Konkurrenz im Wohnungs-Dauerlauf.
Im Schlafzimmer angekommen, sehe ich, wie er gerade vorm Spiegel steht und zwei leichte Stoffjacken abwechselnd vor sich hält. Allen Anschein nach kann er sich nicht entscheiden. 

“Du siehst in beidem gut aus!”, versuche ich meinem Herrchen bellenderweise mitzuteilen. Er schaut mich nur fragend an, ehe er sich seinem Spiegelbild wieder zuwendet und ziemlich frustriert seufzt. Oh Mann, Tae … Das kann sich ja kein Hund mit ansehen!
“Tae … Echt jetzt. Jungkook findet dich wunderschön, egal welche Jacke du anhast!” 
Als hätte er mich dann aber doch verstanden, entscheidet er sich endlich für eine und ruft nach mir.
“Tanni! Wir müssen los!”

Ach ne. Ich bin hier nicht der, der das ganze hinauszögert. Trotzdem stehe ich brav an der Wohnungstür, warte, bis mein Herrchen auch endlich soweit ist, und lasse mir die Leine anlegen. Er beugt sich zu mir runter und sieht mich streng an.
“Heute keine Mätzchen, verstanden?”
Ich traue mich nicht zu widersprechen, denn so wie er gerade schaut, ist es ihm verdammt ernst. Also beschließe ich, dass ich heute mal ein braver Hund bin.

Es dauert eine Weile, bis wir am Café ankommen. Ich merke ganz genau, dass Tae immer nervöser wird. Höhö. Tae ist sowas von verknallt in unseren lieben Jungkook. Schade nur, dass er sich immer noch so sehr dagegen sträubt. Für mich ist sein Geruch unverkennbar.

“Tanni!”, höre ich eine zarte Damenstimme aus der Ferne rufen. Ich sehe Diva, wie sie ganz aufgeregt mit dem Schwanz wackelt und zerre an der Leine, um schneller zu ihr zu gelangen. Wir begrüßen uns ausgiebig, als wir endlich bei den beiden ankommen.
“Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr”, sagt sie frech, “Jungkook ist schon ganz durcheinander! Er hat jetzt ich weiß nicht wie oft auf die Uhr geschaut. Hättest mal sein Gesicht sehen sollen!” 

“Bei uns gab es Verzögerungen wegen einer Jacke.” 
“Einer Jacke?”
“Ja… Tae ist mindestens genauso aufgeregt. Er hat seinen ganzen Kleiderschrank umgekrempelt, sich zig mal umgezogen und konnte sich nicht entscheiden. Nebenbei ist er andauernd durch die Wohnung gelaufen wie Falschgeld. Ein bisschen süß war es schon”, antworte ich, ehe wir uns zusammen unter den Tisch legen, an dem Jungkook schon die ganze Zeit gesessen hat. Diva kuschelt sich an mich und schließt die Augen. Unsere Menschen beachten wir dabei nicht wirklich, aber sie reden gerade sowieso nur. Nichts spannendes also. Außerdem habe ich heute noch etwas vor und dafür brauche ich meine ganze Konzentration, so verlockend es auch ist, mich in die kläglichen Flirtversuche meines Herrchens wieder einzumischen. 

“Diva?”, brumme ich. Als sie mich ansieht, nehme ich all meinen Mut zusammen. “Es ist Frühjahr und naja. Ich bin noch keiner Hundedame begegnet, die mich so sehr verzaubert hat. Ich ... würde gerne den nächsten Schritt wagen, wenn du verstehst.” 

Habt ihr schon mal funkelnde Hundeaugen gesehen? Ich ja. Jetzt gerade. Sie glitzern so stark vor Freude, dass ich glaube, unsere Menschen könnten das auch sehen. Durch den Tisch. 

“Heißt das ja?”, hinterfrage ich, nicht dass ich da noch was falsch interpretiere. Sie stupst ihre Nase gegen meine und kuschelt anschließend ihr wunderschönes Köpfchen in das flauschige Fell meines Halses.“Ja, das heißt, ich möchte mit niemanden lieber den nächsten Schritt machen.” 

Das ist der beste Tag meines Lebens! Sie ist wirklich bereit! Ich kann mein Glück gar nicht in Worte fassen. Damit steht unserer neuen Familie nichts mehr im Weg, außer vielleicht Taes Sturheit, aber die treib ich ihm schon noch aus. Zumindest, falls Jungkook das nicht schon tut. 

Ich möchte grade noch etwas sagen, als ich sehr uncharmant aus unserer trauten Zweisamkeit gerissen werde. Tae berichtet mir irgendwas davon, dass Jungkook sich unbedingt mal ansehen muss, wie es aussieht, wenn ich beleidigt gucke. Kann er haben, denn für sowas einfach den Moment zwischen Diva und mir zu zerstören, gefällt mir gar nicht! Ich sehe Jungkook wirklich sehr beleidigt an und ehe ich mich versehe, hält er sein Handy auf uns gerichtet. Ich schaue wahrscheinlich ziemlich verwirrt, denn im nächsten Moment höre ich Divas Herrchen lachen.
"Tanni, nu zieh nicht so ein Gesicht. Lach mal!", ruft er vergnügt und Zack! Da macht er schon wieder ein Bild. Ich versteh es nicht. Was bitteschön ist so toll daran, andauernd irgendwas auf diesen mobilen Quälgeistern festzuhalten? 

Als ich wieder abgesetzt werde, eile ich direkt zu Diva. Sie schaut mich fragend an, weil sie genauso wenig begreift, was das jetzt sollte. 
"Keine Ahnung, da versteh mal einer diese Menschen", antworte ich auf ihre unausgesprochene Frage. "Ich hoffe mal, dass die uns jetzt in Ruhe lassen." 

Wir haben Glück, denn die restliche Zeit sind die beiden viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Gut für uns, denn dadurch können wir unsere traute Zweisamkeit doch noch genießen. Den Rest blenden wir einfach aus. Uns ist egal, was um uns herum passiert. Jetzt kann einfach gar nichts mehr meine Laune trüben! 

Zumindest glaube ich das, bis es plötzlich an dem Tisch ruckelt. Ich habe grade die Befürchtung, dass das wieder für irgendwelche ominösen Fotosessions ist, als ich sehe, wie sowohl Jungkook als auch Tae aufspringen. Und dann wird's nass. Als Diva merkt, dass es plötzlich heftig zu regnen angefangen hat und der Boden immer mehr einer riesigen Pfütze gleicht, springt auch sie auf.

“Ah! Was soll das denn jetzt?”, quietscht sie, ehe sie sich schüttelt. Ich starre sie an und verliebe mich ein weiteres Mal in ihr wunderschönes Antlitz, während sie versucht sich zu trocknen. Ich werde aus meiner Trance erst herausgerissen, als es plötzlich an der Leine zieht.  

“Schnell, Tanni!”, höre ich Tae hektisch sagen, ehe er plötzlich mitten in der Bewegung erstarrt. Er schaut mich an und fängt an zu lachen. Wahrscheinlich sehe ich grade aus wie ein begossener Pudel, aber was solls. Solange ich dem eigentlichen Pudel hier noch gefalle, kann es mir egal sein. 

Und dann geht alles ganz schnell. Jungkook nimmt Diva auf den Arm und sogar Tae scheint so viel Mitleid mit mir zu haben, dass er mich kurzerhand auf seine Arme hebt. Diva sieht mich fragend an, aber ich hab auch keine Ahnung, was unsere Menschen jetzt vorhaben. Ich hoffe nur, dass sie sich jetzt nicht direkt wieder verabschieden und das Treffen abbrechen, aber so genau weiß man das nie bei Menschen. Sie sind unberechenbar, was sowas angeht. Diva scheint dasselbe zu denken, denn sie sieht mich verzweifelt an.

Tae, wehe, du rennst jetzt wieder davon! Ich habe da heute noch was geplant, und wenn du mir das zerstörst, dann such ich mir ‘n neues Herrchen! Okay, ne. Würde ich nicht, aber sauer wäre ich dann trotzdem! 
“Tae bitteeeee!”, winsel ich auf seinem Arm liegend, doch wieder sieht er mich nur fragend an.
“Mach was! Versau es jetzt nicht wieder!” 

Ich erhalte natürlich keine Antwort, hätte mich auch echt gewundert. Als ich aber sehe, wie nah Jungkook wieder auf Tae und mich zugekommen ist und wie er meinen Menschen ansieht, wird selbst mir ganz warm ums Herz. 
Und obwohl es gerade in Strömen regnet, steht Tae einfach vor Jungkook und sieht ihn an. Oh Mann … Rette doch mal einer diesen armen Kerl vor seiner eigenen Sturheit bitte. 

................

Entscheidungsnot

Vor lauter “Samstag” - “Nicht Samstag” ist es jetzt schon … Samstag. Hmpf. Da ich mich bisher nicht durchringen konnte, irgendwie abzusagen, ist diese Entscheidung wohl gefallen - ich werde hingehen. Zum Café. Zum Treffen mit Jungkook.

Allmählich wünsche ich, ich hätte es schon hinter mir. Die letzten Tage waren echt anstrengend. Und dann diese unglaubliche Unruhe in mir. Das ist ein Gefühl, dass ich so nicht kenne. So seltsam haben sich nur die anderen Jungs in meiner Klasse aufgeführt, wenn sie grade mal wieder total verknallt waren. Oder - sie haben jedenfalls so auf mich gewirkt, wie ich mich jetzt fühle. Wenn die so drauf waren, waren sie unausstehlich. Ich hab dann immer Abstand gehalten, als wäre dieses Benehmen ansteckend. Jedenfalls war es anstrengend vom Zusehen.
Wäre Jungkook ein Mädel, würde ich vermuten: das ist das Gefühl vor einem Date. Er ist aber ein Kerl, und dazu noch einer, den ich eigentlich auf Abstand halten will.
Keine Ahnung. Ich hatte das ja nie. Und da mich das so abschreckt, habe ich den Verdacht, dass ich das auch nie haben wollte.

Auf der anderen Seite war da dieses plötzliche Kribbeln, nachdem unsere Hunde uns so mit den Leinen zusammengesperrt hatten. Da waren seine Hände. Und da war seine offensichtliche Niedergeschlagenheit, als ich praktisch vor ihm geflohen bin. Vielleicht war er ja auch nur genau so verwirrt wie ich. Aber das hätte glaube ich anders ausgesehen. Wie es tatsächlich für mich ausgesehen hat, kann ich aber leider auch nicht sagen.
Schon wieder: keine Ahnung. In so einer Situation war ich noch nie.
Und überhaupt: das kann ich nun wirklich nicht beurteilen. In DEN Kopf kuck ich einfach überhaupt nicht rein.

Dafür muss ich jetzt schon wieder eine andere Entscheidung fällen. Nein. Ganz viele. Was bedeutet mir dieser Termin? Und wie will ich auftreten? Was ziehe ich an? Wer bezahlt die Rechnung? JK hat nach dem Termin gefragt. Aber er ist ein Student, der seine erjobten Won fest beieinander halten muss, während ich gut verdiene. Keine Ahnung, wie ich es hinkriegen soll, dass er nicht für mich zahlt, ohne ihn vielleicht schon wieder von den Kopf zu stoßen.
Puh, ist Kopfkino anstrengend.

Aber jetzt erstmal die Klamottenfrage. Ich beschließe, ein bisschen Hausarbeit zu machen und dabei das heutige Wetter zu erkunden. Also räume ich mein Frühstück weg, greife mir den Mülleimer und gehe so, wie ich grade im Jogginganzug bin, raus zu den Mülltonnen. Tanni flitzt mir dabei zwischen den Füßen durch, dass ich fast auf ihn falle. Verrückter Hund. Draußen ist es sonnig und warm, fast ein bisschen drückend, aber es sieht so aus, als würde sich das halten. Also kann ich heute was Lockeres anziehen und muss mich nicht dick einmummeln.

Drinnen schaue ich in meinen Kleiderschrank, was dazu passen könnte. Da ich mich nicht sofort entscheiden kann, gehe ich erstmal Staubsaugen im Wohnzimmer. Der aufgedrehte Yeontan verheddert sich beinahe im Kabel und steht mir dauernd im Weg.
Hemd oder T-Shirt? Hemd oder T-Shirt?
Ich trage ja gerne luftige Freizeithemden, wenn es warm ist. Aber wirkt das nicht zu fein? Er soll bloß nicht denken, dass ich mich für ihn aufbrezele.
Dann sind wir wirklich beim Date. Absurd.

Ich gieße meine Blumen. Ich sammle die Schmutzwäsche im Schlafzimmer ein und beziehe das Bett neu.
Lange oder kurze Hose? Lange oder kurze Hose?
Ich hasse Entscheidungen. Diese wird mir jedoch abgenommen, als ich sehe, wie viele schmutzige kurze Hosen grade in den Wäschekorb wandern. Also lange Hose. Tanni springt kopfüber in den Wäscheberg und muss erstmal wieder rausgefischt werden, weil er nichts mehr sieht.
“Ach, Hund! Was ist denn heute los mit dir???”

Und was ist los mit mir???

                Willst du's wissen?

Was ist DAS denn? Hab ich jetzt 'nen kleinen Mann im Ohr? Na, großartig. Ich dreh wohl grade durch.

Ich habe in meinem ganzen Leben erst zweimal so ratlos und unruhig vor meinem Kleiderschrank gestanden. Als ich mein High School Zeugnis bekommen habe. Und als Mamas Reisebüro Eröffnung hatte. Aber jetzt stehe ich hier vor meinem Schrankspiegel und kann mich nicht entscheiden, ob ich über das schlichte T-Shirt zum Aufpeppen ein lässiges Hemd oder eine dünne Jacke anziehen soll. Ich will mich nicht totschwitzen, aber es soll auch nicht unnatürlich fein aussehen. Sonst denkt der noch …
Was denke ICH hier eigentlich???
Zu einer eingehenden Analyse meiner krausen Gedanken komme ich nicht mehr, denn Tanni fängt jetzt an, mir dazwischen zu bellen. Also gebe ich es auf und nehme die Jacke schon mal mit in den Flur.

Ich zwinge mich, noch was zum Mittag zu essen, damit ich nachher im Café keinen knurrenden Magen habe. Tanni sitzt vor mir in der Küche, legt den Kopf schief und schaut mich an, als wolle er fragen: ”Kannst du DAS nicht hinterher machen?”
Nach einem Blick auf die Uhr greife ich nach Portemonnaie, Handy, Jacke, Schlüssel und Leine und rufe meinen schon wieder rumflitzenden Hund zu mir. Mit einem strengen Blick leine ich ihn an.
“Und keine Mätzchen heute. Ist das klar?”
Yeontan nickt, macht auf dem Absatz kehrt und zerrt mich zur Wohnungstür. 

Wir kommen selten so schnell im Park an wie heute.
Wo die Liebe hinfällt. Yeontan ist doch echt leicht durchschaubar …
Mal wieder habe ich den Verdacht, dass mein Hund mich versteht und unser heutiges Ziel kennt. Denn als wir an unserer Standardbank vorbeilaufen, versucht er überhaupt nicht, anzuhalten oder nach Diva zu suchen. Er strebt genau so wie ich zielgerichtet da hin, wo sonst Jungkook und Diva hinter einem Busch verschwinden.
Ich sollte mich mal mit unserem Hundetrainer unterhalten, wieviel diese Tiere tatsächlich verstehen können von dem, was wir Menschen tun und sagen.

Ein paar Minuten später verlassen wir an einer anderen Stelle den Park, und ich suche mir mit Hilfe einer Navi-App den Weg zu dem Café. Das ist tatsächlich gar nicht weit entfernt, versteckt in einer Seitenstraße an einem ganz kleinen Platz mit noch kleinerem Springbrunnen. Außer Jungkook sitzen nur noch ein turtelndes Pärchen und ein Zeitung lesender Mann im Außenbereich. 

Jungkook hat offensichtlich nach mir Ausschau gehalten, denn er setzt sich grader hin, sobald ich in Sichtweite bin. Aber gleichzeitig senkt er schnell den Blick und tätschelt Divas Kopf.
Was soll das denn? Noch so ein Entscheidungsmuffel. Wir geben uns ja echt die Klinke in die Hand heute …
Während ich näher komme, registriere ich, dass er sich offensichtlich sehr viel Mühe mit seinem Outfit gegeben haben muss. Normalerweise hat er im Park nämlich buchstäblich irgendwas an. Das wurde in der letzten Zeit dann immer ordentlicher. Und heute hat er eine schwiegermuttertaugliche Jeans und …
Warum mach ich mir eigentlich so´n Stress!?! …
Jungkook hat ein lockeres Freizeithemd an.

Mit einem möglichst lässigen “Hi!” ziehe ich mir einen Stuhl von seinem Tisch, hänge meine Jacke über die Lehne und setze mich hin. Hinter mir ist die spiegelnde Glasscheibe des Cafés, vor mir sitzt ein verlegen lächelnder Student, der sich gradezu verzweifelt an die Leine seiner Hündin klammert.
Na, das kann ja heiter werden!

Schneller, als wir kucken können, sind unsere beiden Hunde unter dem Tisch verschwunden und kuscheln miteinander. Zu uns kommt ein Kellner, der nach unseren Wünschen fragt. Dabei schaut Jungkook mich abwartend an, und da ich keinen Kaffee mag, bestelle ich mal wieder mein Lieblingsgetränk. Dann verschwindet der Kellner, um uns beiden eine heiße Schokolade zu machen. Was Jungkook für sich alleine bestellt hätte, weiß ich also nicht. Aber ich habe auch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn jetzt gilt es, eine schnell entstehende, peinliche Stille zu beenden. Und ich habe keinen blassen Schimmer, wie.

Ich entscheide mich für Standard-Tralala.
“Bist du öfter hier?”
“Hm. Es ist für mich gleich um die Ecke, es ist ruhig hier, man kann jedenfalls lernen, die Preise sind sogar für einen Studenten o.k. Und manchmal muss ich einfach raus aus meinem Minizimmer. Im Winter geh ich dann halt rein ins Café. Außerdem …”
Jungkook bremst und lächelt dann verschmitzt.
“Außerdem bin ich an allen Wochenendabenden hier, weil ich dann nämlich selbst kellnere. Unsere heißen Schokoladen gehen also sozusagen aufs Haus.”

Ich muss lachen.
“Dein Chef mag dich sicher seeeeeeehr, wenn du so fleißig neue Kunden ranschaffst.”
“Seeeehr!”
Er zwinkert mir zu, und ich weiß plötzlich nicht mehr, wo ich hinschauen soll, weil in diesem Augenblick die Sonne in seinem Gesicht aufzugehen scheint.

Was macht der Kerl mit mir!?!

                Willst du jetzt eine Antwort?

Das war 'ne rethorische Frage, du … Wasauchimmer.

Zum Glück bringt der Kellner grade unsere Schokoladen. Dann klopft er Jungkook auf die Schulter.
“Geht aufs Haus, wie immer.”
Einen Augenblick lauschen wir dem “Zwitschern” unserer Hunde unter dem Tisch.
“Klingt witzig. Was ich an Tanni so mag, ist, dass er nicht einfach nur niedlich aussieht sondern gradezu menschlich viele verschiedene Gesichtsausdrücke hat. Eifrig, fragend, glücklich, genervt. Nur so richtig sauer hab ich ihn noch nie gesehen. Kann der das auch?”
Und ob!
“Nichts leichter als das. Soll ichs dir zeigen?”

Während ich schnell nach meinem Hund greife und ihn auf meinen Schoß hebe, zückt Jungkook sein Handy. Wie auf Bestellung kuckt Yeontan dermaßen sauer aus der Wäsche, weil ich ihn gestört und von seiner Dame weggerissen habe, dass Jungkook sofort ein paar schöne Motive geliefert bekommt. Dann knuddele ich meinen Zwerg noch ein bisschen, um ihn zu besänftigen, und der Student hält einfach immer weiter drauf. Eigentlich nett. Es gibt kaum solche Bilder von Tanni und mir. Schließlich entlasse ich aber meinen Hund wieder zu seiner Angebeteten.

“Zeig mal!”
Jungkook rutscht mit seinem Stuhl ein bisschen um den Tisch, damit wir gemeinsam auf sein Handy schauen können. Die Bilder sind total schön geworden.

“Cool. Mein Flauschball läuft ja zu ganz großer Form auf! Lernt man bei Mediendesign auch Fotografieren?”
“Klar. Normalerweise natürlich mit einer richtigen Kamera. Aber für sowas tuts das Handy auch. Soll ich dir die Bilder schicken?”

Uuuuuund erwischt.
Endlich “darf” ich heute mal wieder eine Entscheidung fällen. Und das auch noch schnell und unter den wachsamen Augen von Jungkook.
Mist!
So bald wollte ich eigentlich keine Kontaktdaten rausrücken. Andererseits … es hat mich in den letzten beiden Tagen tierisch genervt, dass ich seine Nummer nicht hatte und so nicht absagen konnte.
“Klar. Soll ich einspeichern?”
Jungkook öffnet seine Kontakte und drückt mir dann sein Handy in die Hand. Schnell tippe ich meine Nummer ein und gebe es ihm zurück. Kurz darauf macht es ein paarmal pling, weil die Bilder bei mir angekommen sind.
“Danke!”
Jungkook schaut sehr zufrieden und irgendwie erleichtert aus.

Plötzlich fährt mir ein Windstoß ins T-Shirt, und ich fange an zu frösteln.
Was denn jetzt wieder?
Schnell ziehe ich mir meine Jacke über. Noch ein Windstoß. Gleichzeitig schauen wir nach oben und entdecken, dass sich über uns ein Gewitter zusammengebraut hat. Kaum haben wir es entdeckt, geht es auch schon los. Sturzbachartig pladdert das Wasser auf uns nieder, und wir springen beide erschrocken auf.

Energisch ziehen wir unsere Hunde unter dem Tisch hervor. Jungkook nimmt Diva kurzentschlossen auf den Arm.
“Los. Komm einfach mit. Bis zu dir ist es viel zu weit.”
Und schon sprintet er los. Ich nehme reflexartig meinen Yeontan auf den Arm, bleibe aber wie angewurzelt stehen.
Zu Jungkook? Nach Hause? Jetzt schon? Das geht mir viel zu schnell. My home is my castle. Und da will ich jetzt hin!

Jungkook ist schon ein ganzes Stück gerannt, doch als er merkt, dass ich ihm nicht folge, kommt er zurück und schaut mich bittend an.
“Los, Tae. Ich beiße nicht. Wenn du jetzt bis nach Hause läufst, bist du morgen krank.”
Immer noch bin ich wie gelähmt.
Hurra, endlich wieder eine Entscheidung!
Doch als ein Blitz den düsteren Himmel zerreißt und direkt hinterher ein Donnerschlag durch die schmale Straße hallt, setze ich mich auch in Bewegung und renne Jungkook hinterher.

Wir müssen tatsächlich nur um eine Ecke und drücken uns dann in einen Hauseingang, während Jungkook in seiner klatschnassen Jeans nach seinem Schlüssel kramt. Es ist ein Haus mit zwei Wohnungen. An der oberen Klingel stehen drei Namen. Also ist es wohl eine WG mit gemeinsamer Küche und Bad. Kaum sind wir drin, ist der Student mit wenigen Schritten in einem der Zimmer und wirft hektisch eine beachtliche Anzahl im Raum verteilter Textilien auf sein Bett. Dann öffnet er den Schrank und schmeißt mir ein paar Handtücher zu.

“Willst du erst Yeontan abtrocknen oder erst selbst unter die Dusche?”
Sofort kommen noch ein paar Klamotten für mich hinterher geflogen.
“Erst Yeontan.”
“Gut. Dann geh ich schnell duschen und mich trocken anziehen. Danach machen wir fliegenden Wechsel.”
Und schon ist er mit Sachen für sich selbst im Bad verschwunden. Ich schnappe mir zwei der Handtücher und rubbele Yeontan und Diva gleichzeitig das Fell ab, bis sie nicht mehr ganz so patschenass sind.

Derweil dreht mein Hirn lustige Gedankenloopings.
Heute morgen wollte ich am liebsten noch absagen. Jetzt hocke ich in seinem Zimmer, gehe gleich unter seine Dusche und komme in seinen Klamotten wieder raus. Ich komm echt nicht mehr hinterher.
            Soll ich dir helfen?
Allmählich wird mir diese Stimme unheimlich. Da verselbständigt sich grade ein Teil meines Unterbewussten und macht alles noch konfuser und komplexer. Energisch drehe ich dem Kopfkino den Strom ab und konzentriere mich auf die Hunde. Oder so.

Mechanisch schiebe ich die beiden einigermaßen trockenen Hunde zu Divas Körbchen und wickele sie dort in eine Decke, die daneben liegt. Die beiden wehren sich nicht sondern kuscheln sich gleich wieder aneinander. Kurz darauf kommt Jungkook wieder und schiebt mich tropfendes Etwas in den Flur.
“Pass auf mit dem Wasser. Gut mischen, das wird sonst zu heiß.”

Inzwischen klappern mir die Zähne, und so beeile ich mich, auch unter die Dusche zu kommen. Die Wärme tut gut. Als ich mit verwuschelten Haaren in seiner Kleidung wieder in sein Zimmer komme, fühle ich mich schon ziemlich komisch, aber da wir beide etwa gleich groß sind, passt das alles wenigstens.

Jungkook hat noch ein bisschen an den Hunden rumgerubbelt, die sich dafür genüsslich auf den Rücken gedreht haben. Jetzt steht er auf und schaut mich ein paar Sekunden zu lang an.
“Komm, wir machen uns was Warmes.”
Ich folge ihm einfach in die Küche. Seine Mitbewohner scheinen grade nicht da zu sein, und so sind wir völlig ungestört. Ist mir auch lieber so. Ich möchte einfach nicht so in Erscheinung treten. Bald blubbert der Wasserkocher vor sich hin, wir gießen uns zwei Pötte Fertigramen auf und lassen uns seufzend auf den Küchenstühlen nieder. Wärme von außen, trockene Klamotten, Wärme von innen - allmählich taue ich wieder auf.

Aus dem Zimmer sind seltsame Geräusche zu hören.
“Ist das in Ordnung, dass die beiden da jetzt alleine drüben sind?”
Jungkook grinst.
“Klar. Was soll schon passieren?”
In dem Moment kapiere ich, was das für Geräusche sind.
“Du, Jungkook. Ist Diva eigentlich kastriert?”
Sein Kopf fliegt hoch. Er schaut mir ins Gesicht und versteht sofort.
“Nö. Ich dachte, dass Yeontan …”
Nun lauscht er auch.
“Scheiße!”

Wie von der Tarantel gestochen schießen wir von unseren Stühlen und über den Flur. Die beiden Hunde stieben auseinander und schauen uns an, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Leckend und kuschelnd verziehen sie sich wieder ins Körbchen.
“Puh, hoffentlich waren wir schnell genug. Vielleicht sollten wir die nicht mehr alleine lassen.”
Jungkook hat recht. Ich hole unsere Ramenpötte aus der Küche. Vorsichtshalber essen wir die Nudeln hier zu Ende. Wer weiß, auf was für Ideen unsere Vierbeiner sonst noch kommen!

Erst jetzt nehme ich mir die Zeit, mich in dem kleinen Zimmer umzuschauen. Am Fenster steht ein Schreibtisch mit unglaublich viel teurer Technik drauf. An der Seite sind ein Regal mit Büchern und sein Kleiderschrank aufgereiht. Daran hängen mehrere sehr gekonnt bearbeitete Fotos, die wie Werbeplakate oder sowas aussehen.

Und gegenüber des Fensters steht ein breites Bett, das fast den halben Raum einnimmt. Darüber hängt an der Wand eine große Pinnwand mit ein paar Bildern von ihm und auch anderen Leuten. Irgendeine Eintrittskarte, anderer typischer Pinnwandschnickschnack. Alles ist einfach und schnörkellos aber sehr gemütlich eingerichtet. Hier würde ich mich auch wohlfühlen.

Draußen ist inzwischen der Abstand zwischen Blitz und Donner immer größer geworden, und nach einer Weile hört es dann endlich auch auf zu regnen.
“Ich glaub, … ich geh dann mal nach Hause. Was … machen wir mit deinen Klamotten?”
“Die behältst du jetzt natürlich an. Warte, ich gebe dir eine Tasche für die nassen Sachen. Du kannst mir meine Sachen ja bei Gelegenheit zurückgeben.”
Ich stehe auf und schnappe mir Yeontan.
“Ja, dann … danke für das plötzliche Obdach. War richtig so. Ich werd mich revangieren.”

Ich beeile mich, nach Hause zu kommen. Von den Dächern und Blumenkästen, den Straßenlaternen und Vordächern tropft es auf uns runter und in die großen Pfützen. Im Slalom finde ich meinen Weg zurück, gehe aber diesmal am Park entlang, weil das ein bisschen kürzer ist als mitten durch. Zu Hause ziehe ich mir eigene Sachen an und stecke gleich meine nasse und Jungkooks geliehene Kleidung in die Waschmaschine. 

Dann kuschele ich mich mit Yeontan aufs Sofa und starre Löcher in die Luft. Irgendwie stellt sich grade mein ganzes Leben auf den Kopf, ich tue lauter Dinge, die ich noch nie getan habe - und ich kann absolut nicht sagen, WAS da eigentlich passiert. Ich bin echt ratlos.

........................
28.12.2024

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro