VERGANGENHEIT - TEIL ZWANZIG
Samuels Worte verfolgten mich.
Sie hatten sich in meinem Kopf eingenistet und dort vervielfältigt. Es war nicht nur eine Stimme, die in mir diese entsetzlichen Worte wiederholte. Es waren unzählige Stimmen und eine war lauter als die vorige.
Ich weiß nicht mehr, wie ich meine Sachen zu fassen bekam. Ich weiß nicht mehr, wie ich meinen Koffer schloss.
Ich weiß nicht mehr, wie ich aus dem Treppenhaus stürmte und hinaus lief.
Ich weiß nur noch, dass es zu regnen begann.
Sobald ich einen Fuß auf die Straße setzte, fühlte ich ich die Regentropfen. Mein Innerstes glich einem Gewittersturm, heftiger, als er in der Natur je sein könnte. Immer schneller prasselten die Tropfen auf den Asphalt und der Geruch nach frisch gefallenem Regen erfüllte die Luft.
Später, nachdem ich mich stundenlang in Siennas Armen ausheulte, buchte ich still einen Flug nach Wien. Ich sagte meiner einzigen Freundin in London nichts. Ich weckte Sienna nicht, als ich frühmorgens aufstand und mich aus ihrer WG schlich.
Selbst zu so früher Stunde roch die Luft nach Regen.
Petrichor, nennen die Briten es.
Eigentlich ist es ein schöner Geruch. Ein Duft, bei dem man am liebsten ganz tief einatmen möchte, bei dem man seine Lunge mit der guten Luft füllen möchte, bis sie vor zufriedener Glückseligkeit zu bersten scheint.
Und als sein Regenmädchen liebte ich diesen Geruch über alles.
Ich liebte ihn. Aus vollstem Herzen liebte ich ihn.
Ihn, den feinen Londoner Regen.
Und ihn, den jungen Briten, der mein Regen war.
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