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VERGANGENHEIT - TEIL FÜNF

Beim Aufwachen war ich alleine.

Verschlafen blinzelte ich um mich, versuchte herauszufinden, wo ich mich befand und was passiert war. Mein Blick streifte die hellen Wände, die dunkle Bettwäsche und die Vorhänge, durch die dennoch die Sonne hereinschien. An einem Bild am Nachtkästchen blieb er hängen. Unwillkürlich musste ich lächeln.

Denn da grinste Samuel mir entgegen. Seine großen Augen funkelten mich regelrecht an. Doch das Lächeln erstarb auf meinen Lippen, als ich das Mädchen neben ihm sah. Er hatte den Arm um sie geschlungen und sie standen sehr nah nebeneinander. Ich schluckte.

Das Mädchen war wahnsinnig hübsch. Und die beiden wirkten wahnsinnig vertraut. Ich schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Das war wahrscheinlich nur eine Cousine oder so. Ich sollte mir keine dummen Gedanken machen.

Ich schlug die Bettdecke zurück und die kalte Luft drang an meine nackte Haut. Ich errötete. Ich hatte gestern mit Samuel geschlafen. Und es war anders als die ersten Male gewesen. Irgendwie war ich gleichzeitig glücklich, schämte mich aber auch ein wenig.

Gestern Nacht war anders. Wir waren freier gewesen, hier in London, wo ich viele viele Meilen von meiner Heimat entfernt war. Vielleicht lag es daran, doch ... doch der Sex gestern Nacht war wilder. Nicht so sanft wie unsere ersten Male, sondern ... anders. Kaum in London angekommen, waren wir wie zwei Tiere übereinander hergefallen.

Ich schlang mir die Bettdecke um den Körper. Ich trug nicht einmal mehr meinen Slip, sondern hatte anscheinend komplett nackt geschlafen. Unangenehm berührt wickelte ich die Decke fester. Ich schlief nicht gerne ohne Kleidung und zwar aus dem einfachen Grund, dass mir nachts viel zu schnell kalt wurde. Ich setzte mich auf, während ich mich leicht orientierungslos im Zimmer umblickte.

Es war genauso karg wie gestern Abend. Vorsichtig stand ich auf. Meine Beine waren etwas wackelig. Ich tapste barfuß zum Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Schon bei den wenigen Schritten merkte ich, wie unangenehm wund sich mein Körper an manchen Stellen anfühlte. Tief in mir lungerte ein zarter Schmerz, welcher mich an Samuels forsche Bewegungen erinnerte, die mich wie aus dem Nichts überraschten.

Anstatt seiner sonstigen Sanftheit lag in seinen Stößen beinahe eine Grobheit, die mir zwar einen Höhepunkt nach dem anderen bescherte, aber bei der ich wirklich noch nicht wusste, was ich davon halten sollte.

Am Fuße des Doppelbetts fand ich meine verstreute Kleidung. Schnell schlüpfte ich in meinen Slip und das Shirt, welches ich bei der Reise getragen hatte. Mit Kleidung am Körper fühlte ich mich augenblicklich besser. Ich legte die Decke zurück auf das zerwühlte Bett. Das würde ich später richten, doch jetzt wollte ich zuerst Samuel ausfindig machen. Ich öffnete die Türe des Schlafzimmers.

„Samuel?" Ich bekam keine Antwort. Die Wohnung schwieg. „Samuel, bist du da?", versuchte ich es erneut. Doch keiner antwortete mir. Die Wände blieben stumm.

Ein wenig angespannt folgte ich dem kleinen Flur zum Wohnzimmer. Hier war niemand. Der Fernseher war ausgeschaltet und die Vorhänge halb zugezogen. Ich öffnete sie und ließ die Sonne herein. Wie spät war es eigentlich? Dem Sonnenlicht zu urteilen musste es mitten im Tag sein. Gestern konnte ich nicht einmal meine Sachen auspacken. Samuel hatte mir die Wohnung gezeigt und die Tour war im Bett geendet.

Vor der Eingangstüre neben der Garderobe stand noch immer mein Koffer, mein kleiner Rucksack und die Jacke hingen auch noch da. Samuels Jacke und die Schuhe, die er gestern getragen hatte, waren hingegen weg. Ich blickte rasch ins Bad, rief abermals seinen Namen, doch er war nicht da.

Mein Weg führte mich in die Küche. Und, tatsächlich, auf der Anrichte fand ich einen Zettel. Maya, stand in seiner krakeligen Handschrift darauf, ich bin bei der Arbeit. Tut mir leid, dass ich nicht da sein kann, wenn du aufwachst. Dein Schlüssel hängt bei der Türe. Letzte Nacht mit dir war wunderschön. Ich liebe dich. Samuel.

Mit gemischten Gefühlen legte ich die Nachricht beiseite. Natürlich freute mich mich über seine Worte, vor allem die untersten Zeilen, doch ein kleiner Missmut überkam mich. Denn Samuels Worte bedeuteten, dass ich nun hier alleine war. Aber eigentlich hätte ich es mir auch denken können – es war Mittwoch und laut der Küchenuhr bereits dreiviertel Elf.

Nun gut.

Ich durchstöberte die Schränke nach einem Glas und füllte es mit Wasser. Mein Magen rührte sich grummelnd. Gestern hatten wir nichts mehr gegessen und jetzt war es schon später Vormittag. Hoffnungsvoll öffnete ich den Kühlschrank, wurde aber sofort enttäuscht. Eine alte Packung Käse, ein paar verschrumpelte Tomaten und ein Marmeladenglas waren darin. Immerhin entdeckte ich neben dem Fach mit den Gläsern noch eine Packung Tee. Ich lieferte mir einen zähen Kampf mit einem Gerät, das wie ein Wasserkocher aussah, trotz allem aber das Wasser nicht zum kochen bringen wollte.

Entnervt begnügte ich mich mit meinem Glas Wasser. Dann musste ich eben irgendwo in einem Café oder einer Bäckerei etwas essen. Ich bezweifelte, dass ich mit meinem Hunger eine Einkaufstour überleben würde – vor allem, da ich mich kein bisschen in der Stadt auskannte, konnte es ewig dauern. Und nach dem gescheiterten Erlebnis mit dem vermeintlichen Wasserkocher traute ich Samuels Küche nicht unbedingt.

Nach der ernüchternden Erkundung der Küche schleppte ich zuerst meinen Koffer in Samuels Schlafzimmer. Der Akku meines Handys war so gut wie leer, daher hängte ich es gleich an das Ladekabel. Sowie der Bildschirm aufleuchtete, erwarteten mich einige Nachrichten meiner Eltern und auch welche von Lina. Ich tippte schnelle Antworten zurück, meinte, ich wäre gut angekommen und gestern wäre es spät geworden – Details der Nacht mit Samuel ersparte ich jedoch allen.

Mit den nötigsten Duschsachen unterm Arm huschte ich ins Bad. Beim ersten Blick in den Spiegel erschrak ich – mein Hals wurde von mehreren rot leuchtenden Knutschflecken geziert. Als ich duschte, entdeckte ich weitere Spuren der gestrigen Nacht an anderen Stellen meines Körpers. Gottseidank sah niemand, wie mir die Röte ins Gesicht stieg, während ich die Schrammen an meinem Hals und an meinen Brüsten betrachtete. Solange ich die Male verstecken konnte, waren sie mir gleichgültig – doch mit bald lila schimmernden Knutschflecken am Hals musste ich echt nicht herumlaufen.

Plötzlich war ich sehr froh darüber, dass ich weit weg von zu Hause war.

Mit einem Handtuch um den Körper wanderte ich in Samuels Schlafzimmer – in unser Schlafzimmer. Mein Zeug würde ich später irgendwann in die Kästen einräumen. Für jetzt reichte mir eine kurze Hose, ein lockeres T-Shirt, eine Weste, sowie mein kleiner Make-up-Beutel. Im Bad zog ich mich um und versuchte, so gut es eben ging die Flecken an meinem Hals mit Concealer abzudecken. Leider war das Ergebnis nicht unbedingt wie erhofft. Vielleicht würden aber meine Haare das meiste verdecken, wenn ich sie offen trug.

Mit schnellen Bürstenstrichen kämmte ich mein straßenköterblondes Haar, dann war ich auch schon fertig. Mit meinem kleinen Rucksack und dem Haustürschlüssel ausgerüstet verließ ich die Wohnung.


Die Straße draußen sah ganz anders aus, als ich sie in Erinnerung hatte. Bei Tageslicht wirkten die bunten Türen noch immer einladend, dennoch wurde deutlich, wie heruntergekommen die Gegend wirklich war. Nun gut, wie sollte sich Samuel auch etwas im absurd teuren Inneren der Stadt leisten können?

Ich kramte mein Handy hervor und checkte nach, wo ich mich genau befand. Samuel hatte mir zwar schon gestern eine genaue Adresse gegeben, doch mit einem Straßennamen alleine konnte ich in einer fremden Stadt nicht viel anfangen.

Recht schnell den richtigen Weg zur Metro. Und wo eine Metrostation war, musste es doch auch sicher ein Café oder einen Supermarkt geben. Tatsächlich stieß ich auf einen Park, eine Grünfläche zwischen endlosen Reihenhäuser, welche sich stark von unserem Straßenzug absetzten, mit Bäumen und einem Kinderspielplatz.

Da ich keinen genauen Plan hatte und nicht dauernd herumlaufen wollte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fragte einen älteren Herren, der gerade mit seinem Hund Gassi ging, nach einem nahen Café. Er war irrsinnig freundlich und schilderte mir gleich den Weg zu mehreren Cafés sowie zu einem Supermarkt. Besonders empfehlen konnte er mir aber eine Bäckerei, Blue Bakery, die von Studenten betrieben wurde und auf junge Leute abzielte. Seine Schilderung überzeugte mich und ich folgte seiner Wegbeschreibung.

Nach ungefähr zehn Minuten Suche fand ich besagte Bäckerei. Zwischen zwei Häusern lag sie ziemlich versteckt. Eine weiß-blaue Markise schützte die wenigen Gartenmöbel, die mitten am Gehsteig standen, vor der Sonne.

Ich drückte die Glastür auf. Drinnen strömte mir sofort ein leckerer Geruch nach frisch Gebackenem in die Nase. Die Atmosphäre, welche die kleine Bäckerei vermittelte, nahm mich schon beim Eintreten gefangen. Abgenutzte Holztische und Polstermöbel stellten die Einrichtung, die Sitzkissen waren farbenfroh Kleckse zwischen dem Holz. Alte Gemälde hingen an der Wand. Sie erinnerten mich an ein Porträt meiner Urgroßmutter, welches bei uns zu Hause im Wohnzimmer hing.

Zu meiner linken war die Theke, hinter der ein Mädchen stand. Sie war wahrscheinlich ungefähr in meinem Alter. In der Auslage lagen dutzende verschiedene Gebäckstücke.

„Hey", begrüßte mich das Mädchen freundlich. „Wie kann ich dir helfen?"

Sie war ziemlich groß und trug eine kitschige rosa Schürze, die überhaupt nicht zu ihrem restlichen Erscheinungsbild passte. Ihre Haare waren tiefschwarz, die unzähligen kleinen Löckchen in einem Dutt zusammengefasst. Ein buntes Haarband versuchte, ihre Lockenmähne in Schach zu halten. Aus großen, dunkelbraunen Augen sah sie mich mit einer taffen Freundlichkeit an, für die ich sie bewunderte. Ich war ein Mensch, der Freundlichkeit sehr schätzte, aber in manchen Situationen zu schnell weich und verträumt reagierte. In der Hand des Mädchens lag eine Zange. Sie war bereit, mir das Gewünschte einzupacken.

„Hallo", begann ich und machte einen Schritt näher an die Auslage heran. „Ähm ...", sagte ich und studierte verloren die riesige Auslage.

„Jaja, ich weiß, die Wahl fällt einem manchmal nicht leicht. Wir sind nicht umsonst ein beliebter Treffpunkt für Studenten in ganz London."

„Wirklich? Das ist ... cool." Ich wusste noch immer nicht, was ich nehmen sollte und der bohrende Blick des Mädchens machte die Sache nicht leichter. Auch nicht die Tatsache, dass sie sehr schnell auf Englisch sprach.

„Du bist das erste Mal in der Blue Bakery, oder? Ich habe dich noch nie gesehen."

„Richtig. Ich ... bin gestern erst in London angekommen."

„Ah, cool. Und kein Frühstück für heute mitgenommen, stimmts? Das kenne ich. Aber nur gut, dass du jetzt hier bist. Wir haben mehr als genug für dich", lächelte sie.

Meine Mundwinkel hoben sich bei ihren Worten und ich entdeckte einen gefüllten Kornspitz in der Auslage, der sehr lecker aussah. „Habt ihr auch Kaffee?" Sie nickte. „Gut, dann bitte einen Cappuccino und dieses hier." Ich zeigte auf das Gebäckstück.

„Kein Problem. Magst du hier essen?"

„Ahm ... ja, gerne", erwiderte ich. Wo sollte ich denn sonst hingehen? Ich hatte keine sonderlich große Lust alleine in Samuels Wohnung zu essen.

„Passt, ich bring es dir gleich. Nur eine Minute. Setz dich ruhig." Das Mädchen drehte sich um und holte eine Tasse aus einem Schrank. Als sie mir den Rücken zuwandte erkannte ich ein schwarzes Muster, welches sich wie Spinnweben von ihrem Nacken aus über ihre dunkle Haut ausbreitete. Es schien beinahe mit ihrer Hautfarbe zu verschwimmen, bevor es unter dem grauen T-Shirt verschwand. Da ich sie nicht so auffällig anstarren wollte, ließ ich meinen Blick durch die Bäckerei gleiten. Außer mir war niemand hier und alle Tische frei.

Ich entschied mich für den erstbesten am Fenster. Beim hinsetzen spürte ich wieder diesen sensiblen Schmerz tief in mir, welcher mich unwillkürlich an die peinlichen Flecken auf meinem Hals erinnerte. Schnell ließ ich meine Haare über die Schultern fallen.

Meine Tasche legte ich neben mir ab und beobachtete das Mädchen der Bäckerei, wie sie den Kaffee und das Gebäck schön auf einem Tablett herrichtete. Dann hob sie es auf und schlängelte sich an der Theke vorbei zu mir.

„Hier, bitte schön."

„Danke."

Ich nahm den kleinen Teller und die Tasse von dem Tablett herunter und legte dieses zur Seite. Hungrig biss ich in den Kornspitz. Nur eine leise Melodie stellte ein Hintergrundgeräusch. Irgendwie war es gerade schon ein seltsam lustiger Moment – ich meine, ich war tatsächlich in London, ganz alleine in einer Bäckerei. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Es kam mir vor, als wäre der ganze Streit, den ich mit meinen Eltern hatte, längst Wochen her.

Als ich fertig gegessen hatte, nahm ich mein Handy heraus und las die Nachrichten, die es empfangen hatte. Mein Vater schickte mir Standardantworten, während meine Mutter wie so oft anscheinend zufällig Emojis aneinanderreihte. Auch, wenn wir nicht im Besten auseinandergegangen waren, sorgten sie sich um mich. Und ich fühlte mich verpflichtet, sie über meinen Verbleib und mein Wohlbefinden zu informieren. Von Lina hatte ich eine Antwort samt Foto ihres traurigen Gesichts bekommen. Ich sendete ihr ein Foto meiner halbleeren Kaffeetasse.

„Darf ich mich zu dir setzen?"

Das dunkelhäutige Mädchen von der Theke stand plötzlich neben mir. Überrumpelt nickte ich einfach und das Mädchen nahm mir gegenüber Platz. „Sorry, falls ich gerade zu aufdringlich bin, aber mir ist entsetzlich langweilig – du bist die erste Kundin heute, welche auch bleibt. Die meisten holen sich einen Kaffee am Morgen und der Rest kommt erst am Nachmittag. Den ganzen Vormittag sitze ich nur herum und starre in die Gegend", sprudelte sie hervor und mir fiel es schwer, ihr zu folgen.

„Ich bin übrigens Sienna." Das Mädchen lächelte. Dabei offenbarte sie zwei Grübchen auf der Wange, welche ihrem taffen Erscheinungsbild eine ganz andere Note verliehen, genau wie die rosa Schürze.

„Maya", gab ich zurück und nippte an dem Kaffee.

„Maya ... von wo kommst du? Englisch ist nicht deine Muttersprache, oder?"

Ich lächelte leicht. „Ja, mein Englisch ist noch nicht so gut. Aber ich arbeite dran", grinste ich. „Ich bin aus Österreich. Aus einem kleinen Dorf."

„Österreich ... schön. Ich war dort zwar noch nie, aber immer wenn ich an Österreich denke, dann stelle ich mir so warme Kachelöfen und Hütten in Bergen vor." Sienna schmunzelte.„Und natürlich Schnitzel."

Ich musste bei ihren letzten Worten lachen, da ihr Blick sehnsüchtig geworden ist. „Stimmt, viele haben dieses Bild von Österreich. Dummes Klischee eben."

„Stimmt, voll das Klischee. Selbst ich kann mich nicht von Klischees befreien." Sienna verzog das Gesicht. „Tut mir leid, falls ich dich damit gekränkt habe."

Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich sie an. „Mich gekränkt? Was meinst du denn damit genau?"

Das Mädchen legte den Kopf schief und erneut konnte ich das Muster der Tätowierung an ihrem Hals erkennen. „Mir wurden im Laufe meines bisherigen Lebens schon zu oft dumme Klischees zugeschrieben. Und das ist nicht angenehm. Seitdem bin ich mit meiner eigenen Wortwahl vorsichtig." Sie muss in mir angesehen haben, dass ich nicht ganz verstanden habe, worauf sie hinauswollte, denn sie fügte hinzu: „Klischees. Oder anders gesagt, Vorurteile."

„Oh, ich ..."

Sienna lachte und schüttelte den Kopf. „Maya, damit meine ich doch nicht dich! Du bist scheinst die liebste Person zu sein, die in der Blue Bakery seit langem durch die Türe gekommen ist. Aber Themenwechsel - wieso bist du in London? Wie hat es dich von deinem gemütlichen Dorf in Österreich nach England verschlagen?"

Sienna stützte den Kopf in die Hände und blickte mich aufgeregt an. Ihre Frage war direkt, doch irgendwie fühlte ich mich keineswegs unwohl bei ihr – obwohl ich sie erst wenige Minuten kannte. Irgendwie musste ich ja Freunde in London finden. Schließlich wollte ich hier länger leben.

Und Sienna wirkte auf mich neugierig sowie sehr intelligent. Ihre dunklen Augen waren energiegeladen und freudig.

„Ich ... ich habe zu Hause jemanden kennengelernt, der von hier ist. Meinen Freund. Ich bin mit ihm gestern nach London geflogen."

„Ahh, der Liebe wegen. Möchtest du hier studieren?"

Ich nickte. „Ja, das habe ich vor. Hoffentlich."

Sienna lächelte. „Gute Idee. Die Universitäten in London sind echt gut."

„Studierst du schon?"

„Ja, wenn ich nicht hier in der Blue Bakery stehe und vergeblich auf Leute warte." Das schwarzhaarige Mädchen warf einen Blick zur Eingangstüre, durch die seit meiner Ankunft keine weitere Person gekommen war. „Ich bin im zweiten Semester Biologie."

„Oh Gott, mit Biologie konnte ich nie etwas anfangen.", schüttelte ich mich.

Sienna verdrehte nur lachend die Augen. „Ha! Biologie ist großartig! Was möchtest denn du machen?"

„Philosophie. Oder Psychologie."

Jetzt war es Sienna, die aufstöhnte. „Mit Philosophie kannst du mich umbringen. Wer will denn das schon freiwillig studieren?"

„Ich!", protestierte ich lautstark.

Das Mädchen mir gegenüber seufzte. „Oh Gott. Naja, wie sagt man denn so schön: Jedem das seine, gell?"

Die Eingangstür ging auf. Ein älterer Mann kam herein. Sienna sah mich entschuldigend an. „Die Arbeit ruft. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, Maya?"

„Klar. Ich komme dann vorbei und unterhalte dich am Vormittag."

Sienna schenkte mir ein Lächeln und stand auf. Bevor sie wegging raunte sie mir noch ins Ohr: „Das nächste Mal deck deinen Hals besser ab. War wohl ein sehr heißes Willkommen gestern in London, was?"

Sie zwinkerte mir zu und verschwand hinter der Theke. Peinlich ertappt fuhr ich mit den Fingern den Hals entlang. Ich schüttelte den Kopf und kramte ein paar Scheine hervor, die ich zu der leeren Tasse legte. Dann erhob ich mich, suchte meine Sachen zusammen.

Ich lächelte Sienna kurz zu und deutete auf die Scheine, sie winkte allerdings nur ab und rief: „Bis bald, Maya!"

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