Kapitel 20: - Die Schatzkarte -
Der nächste Morgen kam für Alex wie immer recht früh. Gegen halb 5 konnte sich nicht länger schlafen und stand auf. Solange kein neuer Einsatz für sie dazwischen kam, konnte Alex sich in Ruhe den Stick ansehen und was alles auf ihm drauf war. Doch wo sollte sie das machen? Sie brauchte einen Ort, der nicht überwacht war. Sie grübelte den halben Vormittag darüber nach und spürte dabei, wie der stick immer schwerer wurde und schwerer. Sie biss sich nervös auf die Unterlippe und trank ihren zehnten Kaffee als sie genug lange es heraus gezögert hatte in den Umschlag zu gucken. Da sie so viel getrunken hatte, kam es ihr nur recht, dass sie auf die Toilette musste. Dort öffnete sie den Umschlag endlich und der schwarze schmale Stick fiel in ihre Handfläche. So musste sich Indiana Jones gefühlt haben als er den heiligen Gral in der Hand hatte. Alex seufzte. Sie konnte schlecht den ganzen Tag im Badezimmer verbringen. Was also sollte sie tun? An einen öffentlichen PC konnte sie ebenfalls nicht. Schon beim letzten Mal war sie nur mit Müh und Not davon gekommen mit ihrer Aktion, das sie den stick von dem Einsatz sich in einem Internetcafé angesehen hatte. Sie hatte dann mit einer Notlüge sich herauswinden können. Da hatte es dann wieder Vorteile, der Liebling der Chefin zu sein. Miss F hatte das Ganze als Nichtigkeit abgestempelt und Alex einen neuen Laptop in die Hand gedrückt. Den Alex hatte erzählt, dass ihr Laptop kaputt gegangen sei. Dennoch, es war verdammt knapp gewesen. Sie steckte den Stick also erst ein Mal zurück in den Umschlag und als dieser nicht wie erwartend sauber dorthin zurück wollte, sah sie nach wieso sie auf ein Mal auf Wiederstand stiess. Sie betrachtete den Umschlag genauer und siehe da, es war ein gefalteter Zettel mit dabei, den sie nun heraus nahm.
Anscheinend hatte Olec sich genau so Gedanken gemacht, wo sie den Stick ansehen könnte, denn sie hielt hier gerade eine Schatzkarte in ihren Händen. Es war eine genaue Karte von dem Netzwerk und seinen blinden Flecken. In Gedanken schickte Alex ein Dankeschön an den liebevollen Nerd und presste sich überglücklich den Zettel an die Brust. Irgendwie fühlte sie sich nun erst recht wie Indiana Jones oder wie Harry Potter, als er die Karte des Rumtreibers erhielt. Nun konnte sie wann immer sie eine Pause von Sentinal haben wollte, zu den Orten auf der Karte gehen und mal unbeobachtet sein. Sie grinste wie blöd, steckte den Speicherstick weg und wollte gerade die Karte wieder zusammenfalten, als ihr ein komisches Symbol ins Auge stach. Es sah aus wie ein kleiner Fernseher. Fragend runzelte sie die Stirn und drehte, wendete und faltete die Karte auf und zu, bis sie die klitzekleine Nachricht in einer Ecke fand. Sie kniff die Augen zusammen und tatsächlich, da stand in kyrillischen Buchstaben eine Nachricht. Sie versuchte die Botschaft zu entziffern und hielt sich das Papier noch näher an die Augen. 'Für unsichtbares sehen.'- stand dort. Und sie fragte sich was das wohl zu bedeuten hatte. Nun, sie würde es herausfinden, wenn sie da war. Sie steckte alles schnell wieder weg, betätigte die Spülung, wusch sich die Hände und kam aus dem Badezimmer heraus. Dabei strengte sie sich an ein erleichtertes Gesicht zu machen. Sie konnte zwar nicht mit Sicherheit sagen, dass ihre Wohnung verkabelt war, aber man konnte nie Paranoid genug sein. Und zuzutrauen wäre es ihrem Arbeitgeber. Sie griff nach dem Handy auf der Ablage und kontrollierte ob irgendwelche Nachrichten eingegangen waren, aber nichts. Also schrieb sie nun selber eine: 'A. Summer. 380-00-0036. Irgend welche Einsätze heute?' simste sie und bekam innerhalb von nicht ganz 30Sekunden eine Rückmeldung: 'Keine Aufträge, aber halten Sie sich zum Abruf bereit.' Alex grinste. Somit hatte sie 2 Stunden, wenn ein Einsatz rein kommen sollte um wieder zurück zu fahren. Perfekt.
Kurze Zeit später düste sie auf ihrem Bike durch die Strassen von New York und suchte den Standort, den Olec ihr mit dem kleinen Bildschirmsymbol markiert hatte. Es dauerte etwas und da sie sich nicht traute die Karte in der Öffentlichkeit erneut heraus zu nehmen, fuhr sie mehr nach Bauchgefühl. Bis sie in eine Seitengasse kam, wo es nicht nur sehr beengt aussah, sondern auch schön abgeschieden wirkte. Sie sah kurz auf die Karte, die sie sich in ihren BH gestopft hatte zusammen mit dem Stick. Sie war gar nicht mal so schlecht mit ihrem Bauchgefühl. Sie befand sich in einer Blinden Zone, hier würde keine Kamera sie sehen. Alex grinste noch breiter und betrachtete nun wo sie genau war. Noch zwei Querstrassen, dann müsste sie da sein. Alex verstaute die Karte wieder und fuhr dann weiter. Sie schlängelte sich mit dem Bike durch die enge Gasse und hielt Ausschau nach den Strassennamen. Die Stelle war nicht nur auf der Karte eine Sackgasse, auch als Alex am Eingang dieser stand war klar, es gab hier kein Zurück. Sie sah sich mehrmals um und etwas mulmig war ihr dann doch zumute. Was wenn das alles nur ein Test war, der sie prüfen sollte, ob sie Loyal ist? Was wenn sie den Stick auf einem PC öffnete und Sekunden später stand die Kavallerie neben ihr? Was dann? Würde Olec ihr das wirklich antun? Wurde er dazu gezwungen sie ins offene Messer laufen zu lassen? Alex schluckte den aufkommenden Kloss in ihrem Hals herunter und stieg vom Bike ab. Es gab keinen Weg zurück. Nun hiess es Alles oder Nichts. Sie schob das Bike in die enge Gasse und blickte sich sorgsam um. Bis jetzt konnte sie drei Feuerwehrtreppen ausmachen, die sich als Fluchtweg eigneten, jedoch auch für das Team von Vorteil waren um ihr den Weg abzuschneiden.
Alex spürte wie ihr Herz immer schneller und lauter schlug und setzte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Dann erklang ein Klonk und sie schrak zusammen. Eine Hintertür öffnete sich und ein breit grinsender Olec sah sie an. Verwirrt sah Alex sich um. War sie in die falle gegangen? Das war es also gewesen? 11 Jahre ihres Lebens zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Wie gern hätte sie erfahren was vor den 11 Jahren gewesen war und wie gern hätte sie sich an ihre Eltern erinnert. „Hast den Weg also gefunden, mh? Na dann komm mal rein in Onkel Olec's Geheimversteck." meinte er geheimnisvoll und dabei irre kichernd, wedelte mit den Händen in der Luft - wie ein Magier, der von einem Trick ablenken wollte – und führte sie rein. Alex atmete erleichtert auf als keine weiteren Teamkameraden zu sehen waren, sondern weit und breit nur Computerzeug stand und eben das typische Nerd-Zeug wie Actionfiguren in sämtlichen Grössen, Comics und DVD's und CD's in Regalen verstaubten. Eine riesige Couch stand im Raum vor einem ebenso grossen Flachbildschirm, wo gerade ein Spiel pausierte. Alex sah sich staunend um und konnte es immer noch nicht ganz realisieren. „Krass..." kam es schliesslich aus ihr heraus und Olec lachte: „Was? Dachtest Du ich liefere dich aus?" sprach er ihre Anfängliche Sorge aus du sie sah ihn schuldbewusst an. „Ach, meine kleine Saschka." lachte er und warf sich mit Schwung auf die Couch, nahm sich seinen Controller und drückte auf Play.
„Was denkst Du eigentlich?" fragte er empört und ballerte mit seiner Figur wie ein Irrer in der Gegend herum. Alex setzte an um ihm zu antworten, doch der Mann winkte sie zu sich: „Komm, her, na komm schon. Ich beisse auch nicht." meinte er amüsiert, wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und grinste dabei. Alex schloss den Mund wieder und setzte sich zu ihm. Irgendwie war sie erleichtert, das Olec sie nicht ans Messer geliefert hatte. „Also meine kleine Saschka, fühl Dich hier wie zu Hause." Olec machte eine ausschweifende Geste mit einer Hand und grinste sie an: „Iss, Trink und Spiel. Das Leben ist viel zu Kurz. Wenn Du jedoch es nicht abwarten kannst, der kleine rote Laptop da hinten ist Deiner. Den kannst Du für den stick benutzen, den ich Dir gegeben habe. Jetzt fragst du Dich natürlich: Aber Olec, warum hast Du mir einen Stick gegeben, wenn wir uns sowieso wiedersehen? Und ich sage dann: Das ist eine gute Frage kleine Saschka. Weil ich wissen wollte ob ich Dir vertrauen kann." Olec grinste und Alex musste zugeben, das war gar nicht mal so blöd von ihm. Bestimmt hatte er sie auf dem Schirm gehabt, seit sie los gefahren war. „Und warum nenn ich Dich die ganze Zeit Saschka?" fragte er und grinste noch breiter: „Ich bin Russe, Alexandra. Saschka ist ein Kosename für Alexandra. Ausserdem könnten wir das als Passwort nehmen, wenn Du mal her kommen möchtest und irgendwie musst Du ja rein kommen oder?" er stöhnte auf, als seine Figur getötet wurde und warf den Kontroller fluchend weg. Alex schüttelte den Kopf. Das alles war so surreal, das sie es noch gar nicht ganz fassen konnte. „Danke Olec. Du bist ein wahrer Freund." Sagte sie und der Russe winkte ab: „Hey, das war ich Dir schuldig. Immerhin hast Du meinen Arsch damals gerettet." sagte er nur als wenn das etwas Alltägliches wäre. Sie umarmte ihn, gab ihm einen Kuss und er lachte: „Ach, Saschka, nun hopp, hopp an den Laptop." Reimte er und scheuchte sie fort. Alex musste nun auch lachen und ging zu dem Laptop. Endlich... Nun konnte sie die Identität vom Mann im Anzug herausbekommen. Sie steckte den Stick in den USB Slot und wartete... Neugierig starrte sie auf den Bildschirm, während der Prozessor laut summte und arbeitete. Gleich würde sie das grosse Rätsel endlich gelöst haben. Sie konnte es kaum noch erwarten...
------------
UPDATES wie immer ohne Gewähr.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro