37.Kapitel
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
~Reinhold Niebuhr
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Müde setze ich mich auf und strecke mich.
Hä? Das ist ja gar nicht mein Zimmer!
Panisch sehe ich mich im Raum um: Ich sitze auf dem Ehebett und neben mir schläft Tim seelenruhig.
Was ist passiert?!
Im nächsten Moment könnte ich mir meine Hand an die Stirn klatschen:die Party!
Flashback:Am Abend zuvor
"Amelie? Was soll ich anziehen? ",maule ich .
Sofort kommt sie angerast und durchwühlt meinen Koffer.
Dabei wirft sie immer Kleider heraus, was mich echt nervt. Ich muss das Chaos schließlich aufräumen!
"Nein.."
"Nope..."
"Nee...Sarah! Komm mal bitte! "
Sarah schneit herein und hilft Amelie.
Sie sind beide schon fast fertig, nur noch das Schminken ist angesagt. Geduscht haben wir alle schon.
Sarah hat ein einschultriges Kleid an, welches oben weiß ist und unten gelb.Ein schwarzer Gürtel trennt die beiden Farben an der Hüfte. Sie trägt ihre schwarzen Spitzenballerinas und ihr Haar fällt in leichten Wellen über ihre Schultern.
Amelie hat ein kobaltblaues Kleid mit Herzausschnitt und Blümchenmuster aus Spitze an. Ein dünner, brauner Gürtel vollendet den Look. Sie hat ihre hohen Chucks an, die in der gleichen Farbe wie der Gürtel sind. Ihre Haare hat sie in dem typischen Amelie-Pferdeschwanz, den sie wie so oft trägt.
"Nee..."
"Uaah, nicht das! "
"Niemals."
"Zu lang."
"Zu winterhaft."
"Zu elegant."
So geht das gefühlte fünf Minuten, bis Amelie strahlend 'Das ist es!' Ruft und Sarah schmunzelnd mit dem Kopf nickt.
Sie haben ein rotes Sommerkleid herausgekramt, das an der Hüfte etwas reingeht-ach wisst ihr was? Guckt einfach das Bild an, dann wisst ihr, was ich meine.
Ich weiß auch ganz genau, welche Schuhe dazu passen und schleppe das Kleid und die weißen Sandaletten ins Bad, um mich umzuziehen. Meine Haare sehen dank Melanie sowieso gut aus, also muss ich nichts machen.
Fehlt nur noch das Schminken!
Wir stellen uns vor den Spiegel (zu dritt ist das ein bisschen eng) und fangen an. Währendessen geben wir uns gegenseitig Tipps und helfen uns.
Nachdem wir fertig sind,setzen wir uns hin und reden noch ein bisschen.
Die Jungs kommen ins Zimmer und lächeln uns zaghaft an. Felix' Blick bleibt an Sarah hängen, Daniel gafft Amelie an und Tim grinst mich an. Ich erwidere das Grinsen und wir spazieren zu den anderen, die schon losgelaufen sind.
"Schönes Outfit, Lara! ", mache ich ihr ein Kompliment. Sie sieht echt gut aus in diesem weißen T-Shirt und dieser hellblauen Short, die ihre langen Beine zum Vorschein bringt.
"Danke, du auch.",sagt sie verlegen und ich lächle.
Die Party ist schon in vollem Gange und Daniel, Amelie, Tim und ich sitzen an einem Tisch. Sarah ist mit so einem Typen verschwunden und Felix ist ihr gefolgt. Wir reden gerade über Daniel's Mutter, als Phil kommt. Sofort beenden wir das Thema, aber er scheint zu wissen, dass wir gerade über etwas reden wollten, was er nicht hören sollte, also verschwindet er wieder. Dann bringen wir uns auf andere Gedanken. Die Lieder sind echt cool, Josef und Seppi machen den Job als DJ echt gut! Gerade läuft 'Cake by the Ocean' und ich summe leise mit.
Daniel und Tim reden gerade miteinander und Amelie schüttet sich eine Cola in den Mund.
Das Lied wechselt und Amelie und ich schreien gleichzeitig 'It's Showtime!!!', denn wir sind kleine Traplieber und gerade kommt unser Lieblingslied vom Trap 'The City von Veorra. Tim ist sowieso verrückt nach Trap, aber dieses Lied ist einfach sooo cool! Mein Blick schreit 'Los Schwester, jetzt gibt es nur noch The City! '
Wir rennen auf die Tanzfläche und ich schließe meine Augen. Die Musik nimmt mich ein und ich tanze einfach ab. Amelie und ich sehen sicher wie Verrückte aus, aber es ist Trap!
Als das Lied zuende ist, setzen wir uns erschöpft hin und ignorieren die verstörten Blicke der Jungs.
Ich leere ein Glas Wasser in einem Zug und lehne mich zurück.
Ein paar Lieder später lässt mich schon wieder ein Lied aufstehen:
'Stay with me' von Sam Smith.
Ich ziehe Tim auf die Tanzfläche und konzentriere mich auf die Musik. Schnell finde ich den Takt und merke, dass alle anderen eng umschlungen tanzen, sogar Amelie und Daniel! Also schlinge ich meine Arme und seinen Hals und er legt zögerlich seine Hände an meine Taille. So tanzen wir das Lied und ich genieße es in vollen Zügen (das Lied natürlich, was dachtet ihr denn???).
Danach kommt...'Broken Strings'??? Sofort steigen mir die Tränen in die Augen und ich renne weg.
Dieses Lied war das Lieblingslied von Jake und mir. Zum Glück trage ich wasserfestes Make-Up.Ich renne weg. Weg von den anderen. Weg vor der Vergangenheit. Weg vor dem Schmerz. Weg vor meinen Ängsten.(Hört sich meegaa komisch an, aber eeeeegal! ...^^)
Aber man soll sich seinen Ängsten stellen. Nun, versucht es mal, ich kann es jedenfalls nicht.
Zitternd lege ich mich in den Sand und betrachte die Sterne. Sie haben mich schon immer beruhigt...
Meine Tränen versiegen und ich denke über nichts nach. Einfach die strahlenden Sterne anschauen. Einer davon ist mein Onkel.
Amelie und ich glauben, dass jeder ein Stern wird, wenn er stirbt. Damit er niemals vergessen wird.
Leise Schritte kommen mir näher und eine Person legt sich neben mich.
"Magst du es, die Sterne zu beobachten? ",fragt er sanft.
Tim.
"Ja, es beruhigt."
"Möchtest du mir erzählen, was los ist? "
Eigentlich möchte ich bloß den Kopf schütteln, aber ehe ich mich versehe, erzähle ich ihm alles. Und mit alles meine ich wirklich ALLES.
Von meiner Familie. Besonders von Jake.
Erschrocken blickt er mich aus seinen tiefblauen Augen an und umarmt mich einfach.
Es ist genau das, was ich jetzt brauche und ich erwidere die Umarmung zaghaft.
Nach einer Weile erzählt er mir von sich:"Meine Mutter und mein Vater haben sich vor fünf Jahren getrennt. Ich lebe bei meiner Mutter, besuche meinen Vater aber jeden Monat. Ich habe eine kleine Schwester, die sechs ist. Sie ist so lieb und glaubt, dass alles gut wird. Ich wünsche mir manchmal, dass sie die Realität so früh wie möglich erkennt, bevor sie ausgenutzt wird, aber sie soll ihre Kindheit genießen. Ab zwölf Jahren geht's nur noch bergab, weil man in die Pubertät kommt."
"Ich verstehe dich",murmele ich,
" Ich war als Kind zu nett und wurde kaputt gemacht. Von meiner besten Freundin. Eigentlich war sie schrecklich, aber es gab auch gute Momente. Sie war die beliebteste in der Klasse und jeder hat nach ihrer Pfeife getanzt, auch ich. Wenn wir stritten, hat sie es allen erzählt. Entweder standen alle auf ihrer Seite oder haben gar nichts gemacht. Niemand hat mich je verteidigt. Ich habe oft angefangen zu weinen und sie hat mich eine Heulsuse genannt. Dabei habe ich nur geweint, weil alle mich runtergemacht haben und niemand eingegriffen hat. Auch einmal hat sie alle aus meinem damaligen Turnverein auf mich gehetzt, indem sie gefragt hat, wer KungFuPanda mag,diesen dummen,fetten Bär. Keiner hat die Hand gehoben. Dann hat sie auf mich gezeigt und gemeint, dass 'die da' ihn mag.Das hat mich so fertig gemacht, aber ich habe nicht geweint. Zum Glück!
Ich hab mich immer bei ihr entschuldigt, weil ich Streit nicht ertragen konnte!
Einmal, in der vierten Klasse, hatte ich eine Milchschnitte dabei und wie so oft wollte sie ein Stück davon haben. Da sie nicht gerade die dünnste war, ist mir 'Nein, ich will nicht, dass du platzt' aus dem Mund gerutscht, ohne dass ich realisiert habe, was ich sagte. Da habe ich mich schon wieder entschuldigt.
Ich wollte jedes Mal, dass alles wieder gut wird.
An meinem achten Geburtstag haben wir ein Spiel mit meinen heißgeliebten Kuscheltieren gespielt. Sie haben daran gezerrt und ich habe gesagt, dass ich das nicht will. Zwei meiner Freundinnen haben mir zugestimmt und meine beste Freundin hat gefragt, was wir sonst machen sollen. Im Moment hatten wir keine Idee und sie hat gesagt, dass sie weitermachen. Ich habe Nein gesagt und dann haben sie aufgehört. Meine'beste' Freundin hat dann gesagt, dass ich eine Spielverderberin sei und mich plagten Schuldgefühle.
An meinem neunten Geburtstag hat sie sich mit meinen Freunden in mein Zimmer verzogen, während nur Amelie und eine andere Freundin mit mir unten waren. Sie haben anscheinend über mich gelästert, an meinem Geburtstag!
Und so hat sie meine Kindheit zerstört, jedenfalls kommt es mir manchmal so vor. "
Anschließend lenken wir uns ab und gehen nach Hause. Ich bin so müde! Schnell schlüpfe ich in meinen Pyjama und schminke mich ab. Ich lasse mich ins Bett fallen und höre nur noch Tims 'Ellie, falsches Bett!', bevor ich einschlafe.
Flashback Ende
Äh ja, deswegen liege ich mit Tim in einem Bett.
Warte...warum liegt er nicht auf der Couch???
Sofort rüttel ich Tim wach und meine leise(damit die anderen nicht wach werden,es ist erst acht Uhr):"Wie kommt es dazu, dass wir beide in einem Bett liegen?!"
Gechillt antwortet er:"Du bist kleiner und schmaler als Amelie, da passen wir zu zweit auf das Bett, ohne uns berühren zu können."
Immer noch peinlich berührt schlafe ich weiter.
"Ellie! Reiß dich mal von deinem Handy los! ",quengelt Amelie,"Wir müssen in einer Viertelstunde zum Flughafen! "
Schnell ziehe ich mir einen Jumpsuit über und schlüpfe in meine Ballerinas. Ich schnappe noch meine Tasche und wir schlendern zur Bushaltestelle.
Oh, doch kein Schlendern!
Es sind bestimmt noch 30 Meter bis zur Bushaltestelle, an der der Bus gerade hält. Mit einem Mordstempo rast Amelie los, sie hält fast mit Daniel mit! Ich versuche ihr hinterherzukommen, aber meine Kondition war schon immer schlecht...
Rechtzeitig schaffen wir es in den Bus und fahren zum Flughafen.
Dort angekommen laufen Amelie und ich ziellos herum und pflanzen uns auf eine Bank.
Ich bekomme einen Anruf von meiner Mutter.
"Hola, mein Schatz-"
"Haaaaaaallloooooo Ellie! Ich hab dich sooo vermisst! "
Ich muss loslachen. Typisch Mara!
"Hola Madre, hey Mara! Ich habe dich auch vermisst. Euch alle."
"Wir dich auch! Wir sind gerade gelandet und kommen bald raus."
"Okay, wir warten auf euch! "
Gleich nachdem wir das Telefonat beendet haben kommen schon ein paar Leute aus dem Flugzeug.
Da! Mara rennt auf mich zu und ich wirble sie durch die Luft.
Meine süße Mara!
Ich umarme Mum fest und auch Dad kriegt eine Umarmung. Ich hebe Noah aus dem Kinderwagen (wie haben sie den ins Flugzeug gekriegt?!) und gebe ihm einen Kuss auf die Nase. Seine Grünen Augen blitzen mich niedlich an und ich schmunzele. Dann aber fällt mir wieder der Anlass ein, weshalb meine Familie nach Spanien reist.
Unser Anlass ist 1,90m groß, sieht aus wie Dad Junior und ist mein großer Bruder, der am Dienstag vor Gericht gestellt wird. Und das ausgerechnet an meinem 15. Geburtstag...
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Hey Leute, diesmal wieder ein etwas längeres Kapitel...
Wie gefällt es euch?
Eure ML789♥
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