➀ I'm afraid that what we had is gone
13. Dezember 2011 | Mullingar, Ireland
Seine Kindheit vergisst man nie.
Egal wie schön sie doch gewesen ist, egal wie schlimm die Geschehnisse gewesen sind, das Vergessen der Vergangenheit ist eine Sache der Unmöglichkeit. Ein perfider Versuch, die Wirklichkeit zu leugnen und sich in einen Menschen zu verwandeln, der einem völlig fremd ist. Eine vergebliche Mühe, sich neu erfinden zu können, wenngleich die Vergangenheit doch schwarz ins Leben gedruckt wird.
Seiner Kindheit entkommt man nicht und ich bin froh darüber, dass ich mich noch an so viele Augenblicke erinnern kann, denn meine Vergangenheit war wie ein bunter Regenbogen, stets voller Sonnenstrahlen gefüllt. Mit einem Lächeln sehe ich zu dem Mädchen herüber, dass einen großen Anteil daran hat, dass mein früheres Leben voller Glitzer überstreut war.
Kairas schwarze Haare rutschen ihr immer wieder ins Gesicht, denn sie sind eigentlich viel zu kurz, um hinter die Ohren geklemmt zu werden. Nicht die praktischste Frisur, wenn man täglich Tabletts durch das Irish King tragen muss und ich weiß, ohne überhaupt ihr Gesicht zu sehen, dass sie ein genervtes Stirnrunzeln im Gesicht trägt, als sich erneut eine Strähne nach vorne verabschiedet.
Genauso wie ich mir sicher bin, dass ihre braunen Augen zu funkeln beginnen werden, sobald sie mich gleich entdecken wird.
Der Pub ist erfüllt von den Gerüchen nach Guinness und dem Apfelkuchen, den Mary-Anne grundsätzlich an Dienstagen auftischt. All das ist mir so vertraut wie meine Gedanken selbst, doch erst als ich Kaira vorhin durch den Raum habe eilen sehen, bin wirklich ich Zuhause gewesen.
Sie ist meine beste Freundin, meine Kindheit und meine Heimat.
Alleine sie endlich wiederzusehen, hat das Loch in meinem Inneren bereits ein wenig schließen können. Dennoch bleiben die zerfetzten Enden, erinnern mich schmerzhaft an alles, was ich verloren habe.
„Mach die Tür zu, Junge", brüllt der alte Jimmy gutmütig in meine Richtung. „Du lässt noch den ganzen Winter hier rein, Niall."
Sobald Kaira meinen Namen vernimmt, dreht sie sich zu mir um und ich muss lachen, als sie mich ungläubig mustert.
„Hast du mich vermisst, Peanut?", frage ich.
Im nächsten Augenblick hat sie sich bereits in meine Arme gestürzt und vergräbt ihr Gesicht in meinem Pullover, ohne sich darum zu kümmern, dass dieser wahrscheinlich nach Staub und Trauer riecht.
„Du Idiot", grinst sie, als sie mich endlich wieder losgelassen hat und schlägt mir leicht gegen den Oberarm. „Was zum Teufel machst du hier? Solltest du dich nicht eigentlich erst übermorgen wieder blicken lassen?"
Ich lache leicht, doch das Lachen erreicht meine Augen nicht ganz, nicht, wenn ich doch eigentlich kurz davor bin, diesen Raum in einen Fluss meiner Tränen zu verwandeln. Alle in diesem Inneren mit mir in den Abgrund zu reißen, die Warnung vor gestohlene Liebe mit roter Farbe an die hölzernen Wände zu malen.
„Was ist los, Nialler?", fragt mich Kaira leise, so flüsternd, dass ich sie kaum hören kann, doch ich würde sie selbst dann verstehen, wenn sie einfach stumm mit mir kommunizieren würde. Der nette Nebeneffekt von unzähligen Jahren bester Freundschaft.
„Nicht so wichtig", murmele ich und drücke ihr das Tablett in die Hand, das sie vorhin achtlos auf einem der Tische abgestellt hat. „Du musst arbeiten. Wir reden, wenn deine Schicht vorbei ist, okay?"
Sie stellt ihr Tablett kurzerhand wieder auf dem Holz ab, das gefährlich quietscht, eine Warnung vor dem Leben, der Zukunft und der Vergangenheit. „Ich habe jetzt Pause."
„Du hast erst in einer halben Stunde Pause, Peanut", entgegne ich mit einem kleinen Grinsen.
Kaira nimmt meine Hand in ihre und drückt mich auf einen Stuhl, bevor sie sich mir gegenüber hinsetzt und mich mit starrem Blick mustert.
„Bist du sicher, dass du in dieser Bar richtig aufgehoben bist? Vielleicht hättest du lieber zum FBI gehen sollen", murmele ich, als ich unter ihrer Musterung zusammenzucke.
Sie lacht, hell und klar. „Hör auf abzulenken. Ich werde es sowieso rauskriegen, das ist der beste Freunde Deal. Also erzähl es mir lieber direkt, bevor ich es aus dir herausprügeln muss."
„Ich..." Seufzend klaue ich mir ein Bier vom Tablett, das sicherlich für einen der anderen Gäste gedacht ist, aber die Menschen im Irish King warten geduldig, solange es sich nicht um ihr erstes Erfrischungsgetränk handelt. Die Chancen stehen also gut, dass ich hiermit keinen Aufstand entfache. „Vielleicht wäre ich doch lieber Mullingar geblieben. Vielleicht wäre ich glücklich, wenn ich nie gegangen wäre."
„Was ist passiert, Nialler?" Kaira runzelt die Stirn. „Hat Aine das gesagt?"
„Nicht direkt", murmele ich leise, während ich an das Mädchen denken musste, dass seit heute wohl zu meinen Exfreundinnen gehört. „Sie hat es nicht direkt ausgesprochen, aber wahrscheinlich ist es die Wahrheit."
Einen Augenblick schweige ich, hole tief Luft, lasse die Stille auf mich wirken. Dann fliegen die Worte an die Oberfläche, all die bekannten und neuen, die schweren und leichten. Sie malen ein Bild der Liebe und der Verzweiflung, der Kindheit und des Erwachsenwerdens. Ein Bild des Lebens.
• ◊ • ◊ • ◊ • ◊ • ◊ •
Ich war sieben Jahre alt, als ich Aine das erste Mal sah. Blonde Locken, blaue Augen und ein Grinsen, das Welten zerstören konnte. Ihr fehlte ein Schneidezahn, herausgefallen war er ihr beim Schaukeln, wie sie mir stolz erzählte und ich war ihr sofort verfallen.
Als ich Aine das erste Mal sah, wusste ich, dass ich verloren war. Ich wusste insgeheim, dass ich sie nicht wieder vergessen könnte.
Als ich Aine das zweite Mal sah, redeten wir nicht viel. Genauer gesagt stellte sie sich vor, während ich gar nicht redete. Ich starrte sie nur mit geweiteten Augen an und rannte panisch weg, sobald ich ihre Stimme hörte.
Als ich Aine das dritte Mal sah, nahm ich allen Mut zusammen und fragte sie, ob sie vielleicht mit mir unter das Klettergerüst kommen wollte. Ich wusste damals nicht, dass dieser Ort insgeheim dafür genutzt wurde, um mit seiner Freundin Zeit alleine verbringen zu können, doch ich hatte die älteren Kinder öfter dorthin verschwinden sehen und dachte, es wäre einen Versuch wert.
Aine lachte bloß, schüttelte den Kopf und verabschiedete sich. Ich starrte ihr hinterher, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, weil mich ihr Lachen an mein Lieblingslied erinnerte.
Ich begegnete ihr jeden Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Aine war aus Dublin in meine Heimatstadt gezogen und ging seitdem in meine Klasse. Ich konnte mein Glück nicht fassen, starrte sie heimlich an, wenn ich dachte, dass sie mich nicht sah. Ich starrte auch weiter, wenn sie sich zu mir umdrehte und leise lachte, bevor sie wieder nach vorne sah.
Jedes Mal wenn Kaira mich beim Starren erwischte, trat sie mir vors Schienbein und schüttelte grinsend den Kopf.
„Du würdest Aine die Sterne vom Himmel stehlen, wenn du es denn könntest", zog meine beste Freundin mich regelmäßig auf. „Du würdest es sogar versuchen, wenn du bereits wüsstest, dass du scheitern wirst."
Und Kaira mit den damals noch langen schwarzen Haaren hatte Recht.
Ich war verloren, in Aine und mit ihr und gegen sie.
Die unschuldigen Gedanken meines siebenjährigen Ichs wandelten sich in nicht ganz so unschuldige und als ich mit zwölf Jahren das erste Mal aufwachte, eine unbekannte Härte zwischen meinen Beinen, sobald ich an Aine dachte, wusste ich, dass ich endgültig verloren war.
Ich beschloss, dass es so nicht weitergehen könnte und so entwickelte ich mit Kaira einen Plan, wie ich Aine davon überzeugen konnte, mich auf ein Date zu begleiten.
In meinem Kopf befand sich der genaue Ablauf, geplant vom Anfang bis zum Ende, und in der Mittagspause an diesem Tag fragte ich Aine todesmutig, ob ich vielleicht einmal mit ihr reden könnte. Kaira hob aufmunternd beide Daumen in meine Richtung, als ich mich mit Aine nach draußen bewegte und diese mich neugierig ansah.
„Was ist los, Niall?", fragte Aine, ihre blauen Augen strahlend, ihr Mund so wunderbar rot.
Ich öffnete die Lippen, versuchte zu sprechen, doch kein Wort entkam in die Freiheit. Sie erstickten mich, verstummten, bevor sie überhaupt zu fliegen anfingen. Zu überwältigt von meinem klopfendem Herzen, zu verschreckt von meinen schwitzenden Händen.
„Ich... Nicht so wichtig", murmelte ich mit einem halben Lächeln.
Aine strich eine Sekunde über meinen Oberarm und ließ mich somit in Flammen aufgehen. „Wir sehen uns dann gleich in Mathe, okay?"
Ich blieb stumm und konnte ihr nur hinterherstarren, während sie mir noch einmal zuwinkte, bevor sie in dem Gebäude verschwand.
„Und wie ist es mit Aine gelaufen?", fragte Kaira, sobald ich mich wieder neben ihr auf den Stuhl fallen ließ.
Mein Freund Derek lachte, als er die Frage hörte und ich streckte ihm den Mittelfinger entgegen, ein paar Sekunden bloß, damit ich nicht beim Nachsitzen landete.
„Nicht gut", murmelte ich.
Kaira verschränkte unsere Finger miteinander, einen Augenblick bloß, denn wir waren beide in diesem Alter viel zu cool dafür, um uns noch an den Händen zu halten. Das war für den Kindergarten reserviert gewesen. Doch insgeheim, wenn wir uns nach unserer Kindheit sehnten und uns an all die gemeinsamen Jahre besinnen wollten, hielten wir uns doch aneinander fest.
Wir zählten aufeinander, waren voneinander abhängig und würden es auch den Rest des Lebens sein. Seine beste Freundin vergaß man nicht.
„Wieso nicht?", fragte Kaira. „Hast du was Falsches gesagt?"
Ich schnaubte. „Ich habe gar nicht gesagt und das ist wahrscheinlich das Schlimmste, was ich machen konnte. Ich habe sie einfach stumm angestarrt und dann ist sie wieder gegangen."
„Das nächste Mal klappt es besser", meinte meine beste Freundin aufmunternd und schob mir dann ihren Kakao herüber. „Hier, trink."
„Danke, Peanut", flüsterte ich mit einem kleinen Lächeln, weil ich wusste, dass ich der einzige war, mit dem sie ihr heiliges Getränk teilte. So sehr sich die Jahre auch verwandelten, so erwachsener wir auch wurden, an dieser Tatsache würde sich nie etwas ändern.
Ich war Vierzehn, als ich einen neuen Versuch wagte. Nachdem ich Aine stumm von weitem beobachtet hatte und mich stets verhaspelte, wenn sie mit mir redete, beschloss ich, dass es Zeit wäre, endlich etwas zu ändern. Denn ich hatte begriffen, dass das warme Gefühl in meinem Bauch nie aufhören würde und ich vermutlich mein ganzes Leben lang Aines Namen auf den Lippen haben würde.
Einiges hatte sich geändert seit meinem letzten Versuch.
Meine Eltern hatten sich getrennt, meine Mutter war nach England gezogen und es hatte mir das Herz gebrochen, einzig Kaira konnte mich in den Nächten zusammenhalten, in denen ich ertrank.
Ich hatte eine andere Stimme bekommen und hörte mich zeitweise an, als würde ich einer Ente Konkurrenz machen, sodass ich mich in diesen Momenten tunlichst von Aine fernhielt.
Kaira und Aine waren Freunde geworden, was ich insgeheim sehr befürwortete, weil ich meiner hoffnungslosen Liebe so näher sein konnte.
Was sich nicht geändert hatte, war meine Freundschaft mit Kaira, weswegen es mich nicht im Geringsten überraschte, wenn sie mich wieder einmal mit meinem heimlichem Crush aufzog.
„Ich will ja etwas daran ändern, okay?", erklärte ich meiner besten Freundin an einem Nachmittag, während wir bei den Matthews' auf dem Sofa einen Horrorfilmabend veranstalten und Kairas Mutter glaubhaft versicherten, dass meine Eltern das total in Ordnung fanden. Eine Lüge, die uns einfach über die Lippen kam. „Aber ich habe es mit Aine versaut. Die hält mich doch bestimmt schon für total bescheuert."
„Tut sie nicht", meinte Kaira. „Vielleicht mag sie dich ja auch."
Sofort sah ich sie an, so hektisch, dass fast das Popcorn von meinem Schoß rutschte. „Hat Aine was gesagt?"
„Nein, hat sie nicht", gab meine beste Freundin zu. „Aber wir reden auch nicht über alles."
Ich stupste sie an. „Könntest du sie dann vielleicht mal fragen, was sie von mir hält?"
„Nialler, das halte ich für keine gute Idee", seufzte Kaira. „Du solltest sie lieber selbst fragen. Aber Richard schmeißt am Wochenende eine Party und er hat gesagt, dass ich auch ein paar Leute einladen darf. Wie wäre es, wenn Aine und du kommen?"
„Und dein Bruder hat nichts dagegen, wenn wir auch zu der Party kommen?", fragte ich, während vor meinen Augen bereits ein Plan Gestalt annahm.
Kaira grinste. „Rich wird nichts dagegen haben. Dazu werde ich ihn schon bringen, denn ich habe noch einiges an Erpressungsmaterial."
Es stellte sich heraus, dass Richard Matthews durchaus etwas dagegen hatte, dass seine vierzehnjährige Schwester samt Freunden auf seiner Party erschien, doch er konnte nichts dagegen machen, denn seine Eltern hatten die Veranstaltung offiziell verboten und uns dort zu haben, war für ihn das geringere Übel. Dennoch verzogen Kaira, Aine und ich uns zur Sicherheit in das Kinderzimmer meiner besten Freundin, um unser Glück nicht zu sehr herauszufordern.
„Ich muss ganz dringend mal wohin", verabschiedete sich meine beste Freundin nach einer Stunde und zwinkerte mir auffordernd zu, bevor sie aus der Tür verschwand.
Das war unser vorher vereinbartes Zeichen, doch in diesem Augenblick war ich so überfordert, dass ich sie am liebsten aufgehalten hatte.
„Also... Bist du gut hierhergekommen?", fragte ich Aine schließlich, was eine völlig bescheuerte Frage war, weil Kaira und ich sie bei sich Zuhause abgeholt hatten.
Aine lachte, während sie gleichzeitig nickte. „Ja, bin ich."
„Hast du Lust, was zu machen?"
„Was denn?", fragte sie neugierig.
Ich lehnte mich ein wenig mehr in ihre Richtung, bis ich ihren Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Sie zuckte nicht zurück, was ich als gutes Zeichen deutete.
„Ich dachte..." Unsicher sah ich sie an. „Vielleicht könnten wir uns.. Du weißt schon?"
Aine runzelte die Stirn. „Was genau meinst du?"
Ich sah ein, dass ich in ihrer Gegenwart wohl nie die richtigen Worte finden würde, also küsste ich sie einfach. Sie erwiderte den Kuss und ich flog durch das ganze Universum.
„Ich mag dich, Niall", flüsterte sie zwischen Küssen.
Mein Herz machte einen Sprung. „Warum hast du nie etwas gesagt?"
„Weil du der Junge bist und Mädchen nicht den ersten Schritt machen", lächelte Aine.
Als ich Kaira am späten Abend davon erzählte, starrte sie mich an und verdrehte theatralisch die Augen. „Das ist der größte Schwachsinn, den ich seit langem gehört habe. Wer sagt denn bitte, das Mädchen nicht auch den ersten Schritt machen können?"
Ich wollte protestieren, doch als ich ihre Worte hörte, verstand ich, dass sie wahrscheinlich Recht hatte. Also blieb ich stumm.
„Aine ist so wundervoll. Ich habe sie geküsst und es war unglaublich", erzählte ich stattdessen und ließ mich mit träumerischen Blick aufs Bett fallen, aus dem Fenster schauend, auf der Suche nach den Sternen, die an diesem Tag heller zu strahlen schienen als jemals sonst.
Vielleicht hatte mein Kuss mit Aine die Welt für immer verändert.
Viele Jahre später verstand ich, dass es wirklich so gewesen war. Denn ich hatte das erste Mal ein Funken Liebe spüren dürfen und war seitdem auf der verzweifelten Suche nach mehr. Andere Leute nahmen Ectasy, einige ließen sich mit Alkohol volllaufen, meine Droge war die Liebe.
An diesem Tag, der alles veränderte und gleichzeitig doch nichts, lehnte sich Kaira lächelnd an meine Schultern und sah mit mir in den Sternenhimmel hinauf.
„Sieht der Himmel für dich auch anders aus?", fragte ich leise.
Meine beste Freundin lachte. „Nein, aber ich bin auch nicht verliebt."
„Willst du das denn sein? Verliebt?"
„Irgendwann vielleicht einmal", meinte sie achselzuckend. „Aber bis dahin werde ich dich damit aufziehen, was für einen Hundeblick du aufsetzt, sobald du auch nur in Aines Nähe bist."
„Du magst sie nicht, oder?", fragte ich leise.
„Das ist es nicht, Niall", murmelte Kaira. „Ich mag Aine echt gerne. Sie ist eine Freundin von mir, schon vergessen? Ich glaube nur, dass du vielleicht zu gut für sie ist."
Das war das erste Mal, dass meine beste Freundin mich an ihren Zweifeln teilhaben ließ und bei Weitem nicht das letzte Mal. Doch ich überging sie, überhörte sie gekonnt, überzeugt davon, dass Kaira falsch liegen müsste. Denn wie könnte sie auch nicht, wenn Aine mein Herz zum Fliegen brachte.
„Weißt du was, Peanut?", flüsterte ich, während ich auf den Sternenhimmel schaute, der mit seinem Zauber die Welt einhüllte.
Meine beste Freundin drehte sich in meine Richtung. „Was?"
„Ich glaube, ich habe meine erste richtige Freundin."
„Das freut mich für dich, Niall", lächelte sie ehrlich. „Das freut mich wirklich sehr. Denn solange du glücklich bist, bin ich es auch."
Anie und ich wurden unzertrennlich, machten alles zusammen und eine Zeit lang war ich wirklich unendlich glücklich. Dann wandelten sich die Zeiten und das Glück wurde durch Streitigkeiten zersprengt. Durch Diskussionen und Vorwürfe, verzweifelte Versuche, etwas zusammenzuhalten, was eigentlich längst verloren war.
Wir versuchten es dennoch.
Wir blieben zusammen, auch als ich mein Glück in der Musikbranche versuchte und wegzog.
Wir blieben zusammen, auch wenn unsere Telefonate immer kürzer wurden.
Wir blieben zusammen, auch wenn mein Herz längst nicht mehr schneller schlug, wenn ich Aine sah.
Wir versuchten es, kämpften gegen das Ertrinken an, bis uns die Wellen schließlich überwältigten.
An diesem Dezembertag hatte mich das Wasser nach unten auf den Abgrund gezogen.
• ◊ • ◊ • ◊ • ◊ • ◊ •
„Aine und ich haben uns getrennt, Peanut", flüstere ich, während ich einen tiefen Schluck Bier nehme. „Wir haben uns getrennt und es ist meine Schuld."
Kaira verschränkt unsere Finger ineinander, lehnt sich gegen meine Schulter und zieht mich in eine halbe Umarmung, in dem Versuch, mir beizustehen. Sie umarmt mich nicht ganz, lässt mir meinen Freiraum, weil sie weiß , dass ich diesen brauchte.
„Ich hätte es mehr versuchen sollen", murmele ich tonlos. „Ich hätte mehr kämpfen sollen."
Dann wäre unsere Liebe nicht in Flammen aufgegangen.
Vielleicht wäre alles noch in Ordnung, wenn ich in Mullingar geblieben und nie weggegangen wäre.
Doch so habe ich unsere Liebe mit mir genommen, Aine alleine zurückgelassen, bis sie unter unseren Fingerspitzen explodierte.
Ich bin wieder alleine, erfriere unter der Flammenschicht und fühle mich so unendlich einsam.
_______________________
Ihr Lieben,
Herzlich Willkommen zu meiner diesjährigen Weihnachtsgeschichte. Ich freue mich wirklich sehr, dass ihr dabei seid!
Dieses Kurzgeschichte ist auf eine Art ein Experiment, denn ich werde zwar über die Liebe schreiben, aber auf eine andere Weise, wie man vielleicht auf den ersten Blick denken mag.
Außerdem werden die Kapitel jeweils einige Jahre zwischen sich haben und wir werden gemeinsam mit Niall ein wenig erwachsen. Ich hoffe, dass das verständlich werden wird.
Die kursiven Texte spielen in der Vergangenheit, die normalgedrückten in der Gegenwart ;)
Habt ihr eigentlich einen Adventskalender dieses Jahr? Was für einen?
Einen schönen ersten Advent!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro