chapter 63
Es roch nach Rost und frischen Harz, wenn nicht gerade einmal die Luft von Benzin und Kohlenstoffdioxid verpestet war. Ich lief nun schon seit Stunden durch nasse Pfützen, alte, morschige Gebäude mit Moos und kalten Straßen. Mittlerweile war es schon Abend und die Strahlen der Sonne grenzten am Horizont.
Ich war in der abgelegensten Ecke Daegus. Einem alten und verseuchten Viertel, das für seinen Ruf als Drogenquartier bekannt war. Selten war ich hier entlang gelaufen, weshalb mich die Aussicht auf einige Häuser oder Leute immer wieder aufs Neue überraschte. War es hier schon immer so arm gewesen? Wieso unternahm die Stadt denn nichts dagegen?
Ich lief gerade an einem liegenden Obdachlosen vorbei, als ich meinen Geldbeutel zückte und das letzte Geld, das mir blieb in seinen Pappbecher schmiss. Gerade mal 10 Euro.
Ich müsste definitiv Jin dazu überreden mehr Spendengelder für Viertel und Teenager wie Taehyung, Pablo zu sammeln. Schließlich hatten wir mehr als genügend.
,Ihr Ziel befindet sich auf der rechten Seite' ertönte mein elektronisches Navi, als ich dann vor einem alten grauen Gebäude zum Halt kam. Risse waren im Beton und Spinnennetze, als auch die dazugehörigen Insekten krabbelten die Wände entlang.
Es waren zwar keine Klingel zu sehen, aber glücklicherweise stand der Haupteingang sperrangelweit offen, sodass ich meine Nase durch die Tür stecken konnte. Ich erhaschte einen Blick in den Flur und bemerkte, dass ich im Treppenhaus landete. Hier roch es besser als draußen, jedoch nach wie vor sehr unangenehm.
Mit verzogenen Gesicht trat ich herein, wobei die Tür quietschte und der Boden knirschte. Ich suchte nach einer Tür mit einem Namensschild oder einen Klingel bis ich endlich auf jene passende traf.
, Pablo, Lou und J...' restlichen Namen konnte man aufgrund des gerissenen Blattes nicht mehr lesen. Die Jungs stammten wohl alle aus ein und derselben WG.
Ich schluckte kurz die Aufregung und Angst, welche ich in mir trug hinunter. Mir war etwas heiß, weshalb ich meinen Kragen mit den Fingern von meiner Kehle etwas weg schob.
Ich klopfte. Mehrmals. Ganz laut.
Und dann wurde auch schon die Tür aus Zement geöffnet und ein schwarzer Schopf mit roten Strähnchen blickte mir entgegen. Es waren dieselben unverkennbaren hohen Wangenknochen von Pablo, welche sich aus seinem Gesicht heraus kristallisierten.
Seine Augen zogen sich zu zwei Schlitzen zusammen und ein mörderischer Blick setzte sich bei ihm auf. „ Was machst du hier?" knirschte er mit einem wütenden Unterton.
„ Pablo, ich will mit dir reden." erklärte ich mich und zeigte meine beiden freien Hände, um zu signalisieren, dass ich unbewaffnet war. Ich war nicht als Feind, sondern als neutraler Mensch gekommen.
„ Reden?! Sowie ihr mit Lou geredet habt?!" erwiderte er zornig und riss die Tür nun vollkommen auf. „ Ich weiß, dass das was ich sage jetzt verwirrend klingen wird, aber ich habe mit seinen Tod nicht geplant. Es war keine Absicht. Zumindest nicht von mir. Ich weiß nicht wieso Taehyung das getan hat und ich heiße das auch nicht gut. Ich bin nicht mal mehr auf der Seite von Taehyung und total unsicher, was ihn angeht." erklärte ich in der Hoffnung Pablo würde mir glauben schenken. Doch alles was ich erntete, war ein schiefer Blick.
„ Pablo, bitte glaube mir. Du hast mich selbst kennengelernt. Ich hatte bis vor paar Tagen noch keine Ahnung, dass ihr alle in Gangs oder starke Drogen verwickelt seid! Ich kannte Lou nicht einmal, geschweige denn hatte vor ihm was anzutun. Taehyung handelte da völlig eigenhändig. Alles was ich wollte, war es doch nur Taehyung zu helfen. Doch jetzt bin ich mir selbst seiner Willen nicht sicher. Er verhält sich scheiße. Er ist für das mit Lou verantwortlich, er lügt mich an, sagt mir nicht die ganze Wahrheit und was weiß ich nicht noch alles... Alles, was ich will, sind Antworten. Du weißt selber, dass ich neu zur Gruppe hinzugekommen bin und sie mir nicht alles gesagt haben. Lou hat mich mit seinen letzten Worten vor ihm gewarnt. Ich will nur wissen warum." meinte ich. Mein Blick verzweifelt und unsicher. Ich wusste nicht, ob Pablo mir glauben schenken würde. Selbst wenn, er mir dann auch tatsächlich weiterhelfen würde.
Mit einer gerunzelten Stirn blickte er mich stumm an. Seine Augen waren pechschwarz und wirkten leer. Kein Licht, das sich in ihnen reflektierte und auch kein Anzeichen von Bewegung in seiner Mimik. Er war wie erstarrt im finsteren Gesichtsausdruck.
Ich konnte ihn anfangs nicht leiden und bis vor kurzem ebenfalls nicht. Am liebsten hätte ich ihm damals eine reingescheuert. Doch nun war alles anders. Er war meine letzte Chance, um an die Wahrheit zu gelangen und die Rätsels Lösung. Ich benötigte ihn mehr als alles andere.
„ Du hast die Seiten gewechselt, Pablo. Du warst Lous Freund und eine Zeit lang auch meiner. Vielleicht kannst du mir erklären wie das alles zu Stande kam. Licht ins Dunkle bringen. Etwas Gutes tun..." fügte ich noch hinzu und spielte dabei mein letztes Ass im Ärmel aus. Ich zeigte mich verletzlich.
„ Oh verdammt..." die leblosen schwarzen Augen glitten hinab zum Boden und es war das erste, was er nach langer Zeit der Stille endlich kommunizierte. Mein Herz pochte in einen unregelmäßigen Rhytmus und ich konnte es kaum abwarten seine Antwort zu hören. Bitte nur keinen Schlag ins Gesicht falls er mir keinen Glauben schenkte...
„ Ich kann nicht wirklich wütend auf dich sein. So sehr ich es auch will..." seufzte er dann und kratzte sich dabei am Nacken. „ Du hast keine Schuld daran, Jeon. Du bist schließlich nur ein weiterer ahnungsloser Bauer, welcher auf diesem Brett von Taehyung geopfert wird." murmelte er und öffnete die Tür vollends, sodass ich nun seinen Körper und ein wenig der Einrichtung sehen konnte.
Er trug breite Baggyjeans, ein Oversized T-shirt und von innen konnte man in einen langen schmalen Flur hinein schauen. „ Komm rein. Ich werde dir meine Seite der Tatsachen erklären." mit einer einfach Handgeste rief er mich in die Wohnung.
Erleichtert und froh darüber, dass Pablo mir vertraute, folgte ich ihm glücklich. Ein knappes „ Danke." überkam meine Lippen und ich trat herein. Ich würde einen Schritt der Wahrheit näher kommen, dachte ich mir.
Währenddessen liefen wir beide den Flur entlang bis wir in einem Wohnzimmer angekommen waren. Paar Pflanzen, der Geruch von Zigaretten, eine kleine Couch, graue Wände und olivengrüne Teppiche. Insgesamt war es klein, aber fein eingerichtet.
Nachdem ich mich auf Pablos Anordnung him hingesetzt hatte, stellte er sich und mich ein Glas Wasser auf den Tisch, bevor er sich direkt gegenüber von mir auf einen Sessel hockte. Seine Stimme schien so ruhig, wie ich es sonst von ihm gewöhnt war. Auch seine Aura wirkte offen und freundlich, sowie das leichte Lächeln auf seinem Mund, das er sonst immer trug. Er wirkte so wie immer. Freundlich und zuvorkommend mit einer gewissen magnetisch anziehend und ruhigen Ausstrahlung.
Doch sobald man genauer in seine pechschwarzen Augen sah, erkannte man da noch etwas anderes. Denn sie waren getrübt von Trauer und Leblosigkeit. Eine Kälte, die er auch wenn er sie mit aller Kraft mit einer Maske verbarg nicht völlig verstecken konnte. Es war so als würde ein völlig neuer Mensch und zugleich doch derselbe vor mir sitzen. Ein wiedergeborener Pablo.
„ Wo fang ich nur an?"
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Felou
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