Vierzehn
„Das ist doch Wahnsinn." sprudelte es aus mir heraus. „Da wir auch schon bei Wahnsinn sind musst du noch etwas einlösen." kam es von Gary, der verräterisch grinste. Misstrauisch brachte ich ihn mit Blicken zum reden. „Unsere Celine wollte nur unter einer Bedingung mitkommen. Bevor du dich aufregst musst du wissen, dass sie sehr wichtig ist. Du kennst ja ihre Besonderheit, sie ist unverzichtbar." Genervt atmete ich tief ein und wechselte Blicke zwischen den beiden. „Rück endlich raus mit der Sprache." forderte ich mit tiefer Stimme. „Sie hat von dir in Zeitungen gelesen und war gleich fasziniert. Ist nur ein Kuss, mehr nicht." redete er schnell, schon fast panisch. „Sind wir hier etwa im Kindergarten?" fragte nun auch Adam aus der Fassung. „Lass mich den Mist einfach hinter uns bringen, dann zu Robins Freund fahren, das nötige Zeug holen und dort einbrechen." grummelte ich. Mit suchenden Blicken fand ich das arrogant aussehende Mädchen, welches mindestens drei Jahre älter als ich sein musste. Triumphierend schaute sie mich an. Schon leicht wütend ging ich zu mir, nahm sie grob an der Hüfte und presste meine Lippen hart auf ihre. So schnell es ging wandte ich mich ab und verpasste dem Schlauen unter uns eine noch leichte Ohrfeige, sodass meine Finger auf seiner Wange zu sehen waren. „Niemand bestimmt über mich, vor allem nicht, wenn ich nicht dabei bin." zischte ich bedrohlich und mit Falten auf der Stirn in sein Ohr.
Im vorbeigehen gehen der anderen, um zum Ausgang zu gelangen, traf ich Floys undefinierbaren Blick, dem ich schnell auswich. Ich zog die Ratte am Arm mit mir und ging die instabilen Treppen hinunter. „Ist es hier in der Nähe? Wir haben nur noch ein Auto." machte ich die Situation und hörte schon, wie die anderen nach kamen. „Nein, ist es nicht. Ein Kilometer höchstens. Nur wird das mit deinen Flügeln ein Problem." Er deutete auf die Frau, die uns vor einiger Zeit noch nett empfangen hatte, aber nun mit großen Augen in meine Richtung starrte. Ich könnte mir eine Klatschen, so dumm ich war. Ohne weiter darauf einzugehen machte ich mich zu der Garderobe, aber fand keinen Mantel. Zu dieser Jahreszeit auch sehr unwahrscheinlich. „Wir müssen auf die andere Methode übergreifen. Entweder Floy oder dich verstecken." meinte Adam schmunzelnd. Ich ging darauf locker ein und nahm das Mädchen vorsichtig hoch, damit mir Terence helfen konnte die Decke um meine Flügel und ihr Flosse zu wickeln. Dankbar nickte ich ihm zu und bekam mit, wie der Blinde, Shawn, mit einer anderen Sprache auf die Frau einredetet. Er kam bald nach und hatte die anscheinend geklärt. Der Junge vor mir führte uns und wir durchquerten hauptsächlich verlassene Parks. Nach geringer Zeit machte sich der Muskelkater in meinen Armen von dem ständigen Tragen bemerkbar und ich sah sie wieder an mich gelehnt im Halbschlaf. Mir war mein ständiges Starren gar nicht bewusst, bis mich eine neue Stimme heraus riss.
„Hat sie dem Ruf der Sirenen also alle Ehre bereitet." Sanft und dennoch mit Spott war es Celine, die sprach. Ihre Stimme war angenehmer als erwartete und das Gegenteil von der einer Hexe, wie ich es gedacht hatte. Grummelnd antwortete ich leise. „Du bist zu alt für mich, nichts weiter als eifersüchtig und hinterlistig." Überlegen grinste sie hämisch und kam während des stillen Laufens unangenehm näher. „Pass auf wie du mit mir redest. Ich kann jeden Moment abspringen." Daraufhin konnte ich nur rau lachen. „Wenn es nach mir ginge hätte ich dich längst an Jones übergeben, aber meine Freunde finden dich aus einem nicht erklärbaren Grund sehr wichtig." Immer noch schwach lächelnd lief sie neben mir, während ich meine Arme kaum noch spürte. Leicht lenkte das Miststück vom Thema ab und ich wünschte mir, dass der Engel in meinen Händen tief schlief. „Glaube mir, hättest du mich richtig geküsst, dann würdest du nicht mehr so denken." Auf dies wurde ich ungewollt lauter, und sie erreichte ihr Ziel. „Ich küsse nur richtig, wenn mir derjenige auch viel bedeutet, was bei dir nie der Fall sein wird!" Alle drehten sich zu mir um und ich hatte meinen Schritt beschleunigt, während die Sonne schon kurz vor dem untergehen war. „Aber bei der Kleinen schon, oder was?" provozierte sie grinsend und ich war dankbar, dass ihr Bruder Micheal, sie nun von mir fern hielt und weiter hinten etwas beredete. Stattdessen kam Malcom neu zu mir und ich bemerkte, das wir bald an der alten Garage sein mussten, da der Vampir schon an der Tür klopfte. Es regte sich etwas in meinen Armen, doch sie grummelte nur müde und schloss nach ein paar Wimpernschlägen die Augen wieder.
„Sieht so aus, als ob beide Geschwister nicht gerade die Engel sind." raunte mir mein Freund zu, worauf ich nur zustimmend murmeln konnte. Er sah kurz auf meine Arm, der schon angespannt war und blickte wieder nach vorne. „Soll ich sie dir abnehmen? Du hast bestimmt einen unschönen Krampf." Darauf bekam er einen vielsagenden Blick und hob nur entschuldigend die Händen. Zielstrebig und sturköpfig ging ich in das etwas neuere Gebäude und betrachtete den leeren Platz, an dem sich normalerweise Autos befinden müssten. Ein jüngerer Mann trat unserer Gruppe entgegen und schlug mit Robin ein, der frech seine Zähne zeigte. Sein Freund klopfte ihm nur auf die Schulter. „Bro, ich hab dir von Anfang an gesagt, dass das ein Fehler ist." Er schmunzelte nur darüber hinweg und wendete sich zu unserem Trupp.
„Ich helfe euch, unter einer Bedingung. Ihr findet meine Akte und gebt sie mir, klar?" Ich trat vor und nickte dem kleinen Mann ehrlich zu. „Gut. Für dich als Riese, würde ich einen Geländewagen vorschlagen. Fünf Personen haben da Platz. Ihr seid, wenn ich mich nicht verzählt habe vierzehn Personen, heißt, dass im Auto das transportiert wird, was geklaut wird. Es werden welche hier bei mir bleiben, und die schnellen zu Fuß flüchten." Er war schlau, das musste man ihm lassen. Aber es könnte auch daran gelegen haben, dass er so etwas schon einmal durchgezogen hatte. „Okay, Floy bleibt hier, das ist uns allen klar. Celine, Michael, Karol, Shawn und Sarah am besten auch. Ich fahre mit Mason und Robin. Du, Malcom, Terence, Gary und Mia werden laufen." Einverstanden nickten alle und die Genannten stiegen in den Wagen, der von einer oberen Etage herunter gefahren wurde. Ein Blick aus den verschmutzten Fenstern, verriet mir, dass es dunkel geworden war und wir anfangen konnten. Ungewiss legte ich die Kleine auf einen nahegelegenen Tisch und wärmte sie mit der Decke über meiner Schulter. Die anderen, die Hausarrest hatten, ließen sich auf den umher stehenden Stühlen nieder und fingen ein paar Gespräche an.
Mit zügigen Schritten machte ich mich auf den Weg zu meinen Kumpanen und wurde mit einer gewohnten Frage empfangen. „Wirst du nicht frieren?" fragte das einzige Mädchen unserer Gruppe und deutete auf meinen freien Oberkörper. „Glaube mir, ich werden schwitzen." zwinkerte ich und lief gezielt los. Die drei Personen fuhren mit dem Geländewagen voraus und wir rannten ihnen nach. Die kalte Luft durchströmte meine Lunge und war unangenehm eisig. Wir sprangen über ein paar Zäune und rannten über das Dach einer Halle, bis wir letztendlich an dem Police Departement ankamen. Der Wagen stand schon vor dem Gebäude und machte sich mit dem Schwarz praktisch unsichtbar.
In dem Haus brannten bereits Lichter, doch es war still und wir gingen durch den Eingang. Wie zuvor besprochen teilten wir uns auf, sodass ich in einem Raum Glas auf den Boden fallen hörte. Energisch öffnete ich den Raum und hatte den Glückstreffer. Das Computerkabinett schmückte nun zwei leblose Körper und wurde von einem schlauen und bissigen Jungen besetzt. Robins Zähne waren blutverschmiert und soeben noch im Einsatz gewesen. Das Genie saß an einem Laptop und zog Daten herüber. „Habt ihr was gefunden?" fragte ich schnell und wollte weg von hier. „Ja. Haltet mir den Rücken frei. Noch drei, höchstens fünf Minuten." sprach er undeutlich und ich warf dem anderen einen Blick zu mir zu folgen. Wir stürmten aus der Tür und sahen schon zwei Beamten auf uns zu kommen. Hinter ihnen kamen Malcom und Mia an. Sie saßen in der Falle, dachten wir jedenfalls. Einer zog seine Dienstwaffe, der andere Griff zu einem Elektroschocker. „Fuck." fluchte ich und bereute es in diesem kleinen Flur nicht fliegen zu können. Dem Vampir schien das jedoch nichts auszumachen und ging wie ein Tier auf sie zu. Mein alter Freund zückte seine eigene Waffe, die er vom letzten Mal behalten hatte, und schoss dem einen in das Bein, worauf er zu Boden fiel. Mia sprintete auf den anderen zu und riss ihm die Pistole aus der Hand. Kurz darauf starb dieser mit einer Wunde am Hals und leistete dem anderen mit einem gebrochenen Genick Gesellschaft. „Ihr könntet Auftragsmörder werden." brachte ich hervor und wurde durch ein Kopfschütteln und Lachen der anderen mitgerissen.
Wir rannten den anderen Weg lang und trafen nach einiger Zeit auf die anderen. „Holt den Wagen und fahrt vor. Wir nehmen Gary und schmeißen euch den Stick zu. Einer von Deppen hat bestimmt schon Alarm geschlagen." Schon machte ich mich auf den Weg zurück und war sicher, dass die fünf Minuten schon längst verstrichen waren. Wir sprangen über die Leichen und ich öffnete die Tür. Der Junge saß noch vor dem Bildschirm und fuhr das Gerät herunter, als ein unsere Anwesenheit bemerkte. „Was hast du noch gemacht?" fragte ich misstrauisch und öffnete währenddessen die Fenster. „Ich habe mir noch ein paar Akten durchgelesen." meinte er flüchtig und ich ging nicht weiter darauf ein, da uns die Zeit dazu fehlte. Stattdessen sprang ich hinaus und ließ mir den Stick zu werfen. Robin folgte mir und wir rannten zum Geländewagen, der etwas entfernt am Straßenrand stand. Der Junge stieg hinein, ich übergab Adam das kleine Stück und sah noch wie Mason mit einer Schusswunde ankam. Ehe ich mich versah, fuhren sie los und ich machte mich zu den anderen. Gemeinsam joggten wir eine Abkürzung zurück und vielen erschöpft in die Garage ein. Der Wagen stand bereits da und meine Augen erhaschten einen schelmisch grinsenden Michael, der seinen Mund auf den von Floy drückte. Widerwillig schob sie ihn mit aller Kraft die sie hatte weg, atmete tief ein und klatschte ihm ins Gesicht.
Sein widerliches Lächeln war ihm immer noch nicht vergangen, worauf sie ihn anspuckte und von dem Tisch in ihren Rollstuhl kletterte. Sie begegnete meinem verwirrten Ausdruck und wich ihm aus. Um keinen Konflikt entstehen zu lassen wendete ich mich an Adam. „Sind sie euch gefolgt?" Überrascht fasste ich mir an den Hals und konnte nicht glauben, wie rau und kratzig sich meine Stimme anhörte. Ich hatte einen Kloß im Hals und schluckte ihn so gut es ging herunter. „Nein, wir konnten rechtzeitig wegfahren." Ich nickte stumm und hackte weiter nach. „Wie viele Tote?" Er überlegte kurz und trat näher zu mir. „Sieben, aber ich bin mir nicht sicher ob es dabei bleibt." Den hinteren Teil flüsterte er und schaute kurz zu Michael. Ich knurrte nur und nickte erneut.
Wir brauchten nicht weiter überlegen, was die Nacht zu tun war, denn diese Entscheidung wurde uns von Robins Freund, dessen Namen wir immer noch nicht kannten, abgenommen. „Wenn ihr wollt kann ich euch hier sicher unterbringen. Euer Genie druckt mir nur meine Akte aus, und löscht sie aus euren Dateien." Die angesprochenen Person nahm Adam den Stick ab und folgte ihm. „Wo ist den Laptop?" Sie gingen auf eine Tür zu. „Komm einfach mit ich, zeigs dir. Und ihr könnt es euch hier bequem machen. Hier wird die nächsten Tage keiner vorbei kommen, ich bringe gleich noch Decken mit." Somit verschwanden beide und es gab wieder Gespräche, die die Stimmung lockerten.
Ich suchte mir die Stühle und stellte sie nebeneinander, sodass man sich auf sie legen konnte. Die zwei Mädchen hatten sich auf dem Tisch breit gemacht und ein paar andere im Wagen. Die restlichen saßen auf dem Boden und warteten auf die Decken, während sie sich Unterhalten. Ich fand meine Kleine relativ schnell etwas abseits stehen und schob sie zu den Stühlen. „Du kannst auf den Stühlen gut schlafen, für die Flosse ist es zudem am besten." erklärte ich und sie lächelte zufrieden. Wie auf Kommando hob ich sie heraus und setzte sie hin. Ich legte mich neben die Schlafgelegenheit und schloss mich mit den Flügeln ein. „ Falls du herunter fällst hast du dann gleich eine Ersatzmatratze." lachte ich und sah, wie der Blondschopf lächelnd auf uns sah. Ich ahnte wie er schon wieder etwas im Schilde führte, doch ließ es und holte schnell ein Paar der Decken die schon gebracht wurden. Ich bedankte mich bei dem neuen Freund und machte es uns bequem, als das Licht ausgeschaltet wurde. Unruhig zwang ich meinen Körper, der noch auf Hochtouren lief herunterzufahren und zu schlafen.
Glücklich, an einem neuen Projekt arbeiten zu können, blickte ich durch mein Mikroskop und untersuchte das Genmaterial weiter. Durch ein störendes hämmern wurde ich unterbrochen und starrte zu der Tür, die sich öffnete. Devaley trat herein und schaute misstrauisch zu mir. „Wir wurden alarmiert. Im Police Departement der nächsten Stadt wurde eingebrochen. Es wurden alle Akten der Einwohner geklaut und sieben tote Beamte gefunden. Die meisten mit einer durchtrennten Halsschlagader." Die erweckte meine Aufmerksamkeit und ich widmete mich ihm voll und ganz. „Wann?" Fast schon ängstlich kamen seine Antworten. „Eben. Die Presse ist schon vor Ort." Ich fluchte leise vor mich hin und nahm die Brille ab. „Robin und die Experimente. Versucht die anderen abzuwimmeln und mir die kopierten Akten zu besorgen. Spürt sie wenn möglich auf, aber greift nicht an. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit anderer Menschen bekommen." Er war einverstanden und blieb dennoch stehen. „Noch etwas?" fragte ich leicht genervt. „Ja, wir haben den passenden für die Operation gefunden. Wann sollen wir ihn bringen?" Ich schmunzelte über diese Information. „Bereitet ihn psychisch und physisch darauf vor. In zwei oder drei Tagen wäre ich bereit. Ich muss nur noch ein paar wenige Untersuchungen machen und Freunde besuchen." Endlich verließ er dankend den Raum und ich konnte weiter machen, womit ich aufgehört hatte. Zuvor musste ich nur noch einen Anruf betätigen.
Suchend rollte ich die Kontaktliste meines Handys hinab und fand die versteckte Nummer unter einem Decknamen. Ich drückte auf den Hörer und hielt mir das Gerät an mein rechtes Ohr. „Patrick?" fragte eine weibliche Stimme zögerlich. „Ja, ich bin es. Hör zu, in zwölf Stunden bin ich bei dir und hole dich ab. Experiment sechs wird statt finden." erklärte ich und wartete auf eine Rückmeldung. „Hab verstanden, ich mache mich bereit. Soll ich die anderen auch informieren? Sie kommen zu mir und du hättest alle auf einen Streich." Mit dieser verführerischen Stimme konnte ich es ihr nicht abschlagen und ging darauf ein. „Wir sehen uns später." verabschiedete ich mich und legte auf. Eigentlich hatte ich vor ein Mittel für die Lösung zu finden, doch gab es mit der Müdigkeit auf. So würde ich nur unnötig lange brauchen und möglicherweise fatale Fehler machen. Entschlossen räumte ich meinen Arbeitsplatz auf und begutachtete alles nochmals genau. Das Mikroskop lag ordentlich in einer Ecke und die geknickten Blätter gerade vor mir.
Mit einem geordneten Tisch erhob ich mich aus dem Stuhl und verließ den Raum, der mit meiner Abwesenheit dunkel wurde. Meine Schritte führten zu meinem eigentlichen Zimmer in diesem Gebäude und ließen mich in das unschöne Bett fallen, dessen Matratze keine Ähnlichkeit mit einer aufwies.
Mit letzter Kraft wechselte ich die Sachen und nahm mir vor am nächsten Tag nicht erst um zwei schlafen zu gehen. Durch mein Glück, nie träumen zu müssen, wurde ich im Gegensatz zu anderen nie mit den Alpträumen meiner nächsten Kreatur gequält.
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