Vier
Durch die undichte Tür bekamen meine Ohren eine Diskussion auf dem Flur wahr und die Personen hatten nun meine volle Aufmerksamkeit. Glücklich, nicht schon wieder an das Bett gebunden zu sein stand ich auf und taumelte müde zu dem kleinen Kleiderschrank und zuletzt dann in das Bad um meine Sachen zu wechseln und eine Katzenwäsche zu machen. Bis jetzt hatte ich mich noch nicht getraut zu duschen oder gezielt Wasser an meine Flügel zu lassen, da mir die Wirkung unbekannt war.
Kurz bevor ich mich auf den Weg zur Halle machte, versuchte ich ein Bild der Flügel zu machen. Das Resultat war zwar nicht gerade scharf und vollkommen zu sehen aber das müsste für Ann erst einmal reichen. Hauptsache sie würde sich keine Sorgen machen und selbst wenn, hätte ich sie mit dieser Nachricht wieder vertrieben. Bereit schlug ich den alten Weg ein und schaffte es fast ohne Hilfe zu meinem Ziel, wobei mich die dunklen Gänge immer noch mehr störten als mir lieb war. Vor Glück, mich nicht verlaufen zu haben ging ich gut gelaunt hinein und lief ein wenig an der Laufbahn vorbei. Am Schwimmbecken angekommen hörte ich dieses Mal jedoch statt angenehmes Rauschen ein unregelmäßiges Plätschern und bezog meine Aufmerksamkeit darauf.
Unter Wasser erblickte ich eine dunkelhäutige Person mit schwarzen Haaren schwimmen, doch um genaueres zu sehen war es viel zu schnell. Erst als es wieder an die Oberfläche kam konnte ich Floy identifizieren. Erstaunt über die Veränderung hockte ich mich hin um das Metall, was sie bekleidete, genauer zu betrachten. „Wow. Das ist unglaublich." Mit diesem Ausdruck wollte ich der Kleinen mein Staunen vermitteln und schien es geschafft zu haben.
„Freut mich, dass du sie magst Frank." Und schon war ihr altes Lächeln zurück. Mit schnellen Zügen bewegte sie sich zu der Begrenzung und stützte ihre Arme an dem Beckenrand ab. „Du bist so schnell unterwegs, muss sich bestimmt toll anfühlen, oder?" fragte ich neugierig und wollte wieder einmal ein Gespräch anfangen.
„Ja es ist wirklich toll, aber ich kann sie nicht lenken." Etwas entmutigt senkte Floy den Kopf. „Das schaffst du schon. Ich habe es auch nach einiger Zeit hinbekommen, also wirst du es auch können." Mit ihren weißen Zähnen und den strahlend blauen Augen grinste sie dankbar zu mir. „Hast du die Operation gut überstanden?" wollte ich wissen und hoffte, dass Patrick wenigstens einmal sauber gearbeitet hatte. Zu seinem Glück erhaschte ich ein Nicken und atmete erleichtert auf. Als sich Floy und Jones wieder in meinem Kopf kreuzten fiel mir die letzte Nacht ein und ihre kleine Auseinandersetzung. Vielleicht kam dieser Themawechsel für sie zu früh, doch meine Fragen mussten endlich beantwortete werden, da hier irgendetwas seit beginn komisch war.
„Mal eine Frage an dich Kleine. Ich hab euch nicht belauscht, aber gestern Abend haben du und Patrick sich doch gestritten." Eine kleine Nachdenkpause wurde eingelegt und wenige Sekunden später erzählte ich weiter.
„Ich weiß, mich geht das nichts an, aber was meintet ihr mit festhalten? Was wollt ihr festhalten?" Mit unsicheren Blicken wartete ich, doch anstatt einer Vernünftigen Antwort kam ein alter braunhaariger Mann hinein und sah uns komisch an. Nach so vielen Malen, konnte ich mir gut vorstelle, dass er mir irgendeinen Chip eingepflanzt hatte, denn es konnte doch nicht mehr normal sein, dass er mich in jeder Situation nervte und fand. Noch bevor ich mich stöhnend zu ihm machte hielt mich Floy an einem Bein fest und erschrocken drehte ich mich zu ihr. „Frag John danach. Wenn Jones mitbekommt, dass du etwas weißt wird sich für dich alles ändern." In ihrem Blick lag ein Stück von Trauer und Angst, doch diese konnte die Kleine gut verstecken und fing wieder an mit der Flosse zu üben. Ohne mir diese Worte nochmal durch den Kopf gehen zu lassen lief ich verwirrt zu dem Mann und er sah wieder einmal von seinem Handy zu mir auf. „Gut dich zu sehen. Wir müssen die Übungszeit verkürzen. In drei, höchstens vier Tagen wirst du von jemanden abgeholt. Bis dahin musst du selbstständig Fliegen und verschiedene Flugmanöver auf die Reihe bekommen, verstanden?" Mir blieb nichts anderes übrig als es zu bejahen und somit begann er mir Gefahren für die Flügel aufzuzählen. Es war selten, dass er meine volle Aufmerksamkeit hatte, doch dieses Thema war wichtig für mich. Um zu beginnen fragte ich gleich um meiner Vermutungen klar zu werden. „Feuer ist mein größter Fein, oder? Die Federn können nicht nachwachsen schätze ich." Daraufhin kam nur ein eisernes Gemurmel. „Ersteres hast du Recht, aber wir haben ihnen verschiedene Gene und Zellen hinzugefügt. Es dauert sehr lange, bis jede Feder nachgewachsen wäre." Erstaunt über diese Handlung blieb ich ruhig und wartete auf das nächste. „Wo wir schon bei den Elementen sind. Erde ist für sie nicht verheerend, da deine Flügel höchstens etwas dreckig werden. Bei Sandstürmen oder allgemein Stürmen hast du nur eine Gefahr wenn du sie ausbreitest. Ehe du dich versiehst würdest du durch die Luft geschleudert werden." Ich überlegte und kam zu einer Idee. „Es ist weil sie so eine große Spannweite haben, aber kann ich mit ihrer Kraft nicht gegen den Wind fliegen wenn ich stark genug bin?" Patrick schüttelte nur den Kopf und setzte einen scharfen Ton ein. „Du wirst nichts riskieren, außer dir wird es befohlen, ist das klar?!" Entschuldigend hob ich die Hände. „Ist ja gut, ich hab es kapiert."
Bis zum nächsten Thema hatten wir schon die halbe Halle abgelaufen und meine Kehle wurde durch die trockene Luft unangenehm rau. „Was das Wasser angeht musst du ebenfalls aufpassen. Deine Nähte müssen heute noch gezogen werden. Danach wäre es kein Problem, und wir werden im Becken üben. In einer Stunde werden wir dann in den dir bekannten Raum gehen und die Fäden sind draußen." Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich konnte es nicht erwarten endlich wieder baden zu gehen. Bis dahin bräuchte ich noch etwas und hatte bei meinem Ausflug ins Krankenhaus gar nicht daran gedacht, „Ich hab da ein Problem Patrick. Meine Badehose ist noch im Haus meiner Eltern. Kann mir meine Schwester da gleich einen kleinen Besuch abstatten?" In der Stimme ließ sich ein Hauch von Hoffnungen vermerken und da Jones anscheinend gut gelaunt war stimmte er zu. „Sag ihr aber, dass deine Pässe mitzubringen sind. Du hast Zeit bis zum Fäden ziehen, danach muss sie wieder gehen, also beeil dich. 45 Minuten gehen schnell vorbei." Dies brauchte er nicht zweimal sagen und zufrieden joggte ich durch den unteren Teil des Gebäudes. Auf dem Weg nach oben lief mir John vorbei und Floys Worte hallten wieder in meinem Kopf. Durch den Zeitmangel grüßte ich nur kurz und ging weiter. In der zweiten Etage konnte ich mir wieder Bilder ansehen und bemerkte ein neues in der Sammlung. Diese Meisterwerke konnten eindeutig nur von Floy stammen, denn immer war ihre mechanische Flosse zu sehen und ein passender schöner Untertitel zu erkennen.
In meinem Zimmer angekommen nahm ich zuerst einen Schluck Tee und durchkramte alles nach meinem Handy, das ich zuvor unachtsam weggeschmissen hatte. Nach kurzer Suche hang ich es an ein mir kostenlos zur Verfügung gestelltes Ladekabel und entsperrte es um in der Kontaktliste zu schnüffeln. Sofort drückte ich den grünen Hörer und war froh einen Vertrag abgeschlossen zu haben um nie etwas dafür bezahlen zu müssen.
Nach dem ersten Versuch machte niemand Anstalten abzunehmen und hartnäckig versuchte ich es ein zweites Mal. Zum Glück funktionierte es und eine verschlafene Stimme war zu hören. „Ja? Frank?" kam es murmelnd und ein Grinsen huschte über mein Gesicht. „Du warst feiern, hab ich recht?" Daraufhin stöhnte sie und meldete sich wieder. „Ja, bis vier. Was ist denn los kleiner Bruder?" Ich überlegte und beschloss sie doch zu fragen um Ann endlich mal wieder zu sehen. „Du musst mir einen Gefallen tun. Ich darf bald mit den Flügeln schwimmen gehen, aber brauche meine Badehose und noch ein paar andere Sachen. Könntest du sie mir vorbei bringen? Außerdem kannst du sie dann in Natur sehen, und zudem muss ich das ausnutzen wenn du ein Wochenende bei Dad verbringst." Ein kleines Lachen war zu hören und daraufhin ein Rauschen, worauf ich nur vermuten konnte, dass sie aufstand. „Ja klar komme ich, gib mir eine viertel Stunde." Somit legten wir auf und ich tippte die restlichen Sachen in eine Nachricht. Bis sie kam ordnete ich erst das Zimmer, stellte alles möglichst ordentlich und sortierte meine Sachen. Um sie in Empfang zu nehmen fuhr ich im Fahrstuhl in das Erdgeschoss. Diesmal fuhr ich nicht alleine, sondern mit Besuchern, die mich mit einem Blumenstrauß in der Hand komisch ansahen. Die Frau zog ihr Kind zu sich, doch das Mädchen lächelte nur freundlich und schien mich zu bewundern. „Sieh mal Mama, ein Engel!" rief sie und zeigte auf mich, bevor alle in der ersten Etage ausstiegen und ich schmunzelnd weiter lief. Gerade pünktlich sah ich, wie Ann mit dem Mann an der Rezeption diskutierte. Alles was ich beim näher kommen vernahm war nur „Entschuldigen Sie, aber es ist mir verboten Sie zu diesem Zimmer zu leiten." Mit schnellen, die sie bemerkte drehte sie sich um und setzte sofort ein Lächeln auf. Wir umarmten uns und sie wuschelte mir durch die Haare. „Ich hab dich vermisst, Frank" murmelte sie und löste sich. „Ich dich auch." Ich strahlte über das ganze Gesicht und nahm ihr die Tasche ab. Wir liefen zu meinem Zimmer und auf dem Weg betrachtete sie die Flügel. „Das ist wunderschön. Sie passen so gut zu dir, als ob du dafür geschaffen wärst." Darauf schmunzelte ich in mich hinein und öffnete auch schon die Tür.
Ich setzte mich auf das Bett und Ann auf den einen freien Stuhl. „Danke, dass du gekommen bist." bedankte ich mich. „Mein kleiner Bruder kommt doch ohne mich nicht klar. Da kann ich dich doch nicht im Stich lassen." scherzte sie und bei dem Wort klein bezog sie sich mal wieder nur auf das Alter. „Klein?" fragte ich provozierend und stellte mich in voller Größe aufrecht hin. „Ja, klein." bestätigte sie und stellte sich ebenfalls auf die Beine. Ihr Glück, dass sie Absatzschuhe an hatte, denn so war sie immer ein Stück überlegen.
„Aber jetzt mal Spaß beiseite. Wie ist es mit ihnen? Sind die Leute hier okay? Und gibt es süße Mädchen?" Auf das letzte boxte ich sie sanft in die Seite und lachte auf. „Ja es ist schön. Ich kann sie kontrollieren und das fliegen werde ich in den nächsten Tagen auch lernen. Die Menschen hier sind ganz gut, jedoch ist der Leiter komisch, aber mein Trainer ist nett." Daraufhin unterbrach sie mich. „Sieht er gut aus?" Mit einem dein Ernst? Blick schaute ich zu ihr und ein eifriges Nicken kam. „Er ist ein Muskelprotz und riesig. Noch größer als ich aber er hat dafür ein freundliches Gesicht. Er ist ein guter Freund." Kurz überlegte meine Schwester aber machte dann eine Handbewegung die mich zum weitererzählen bringen sollte.
„Was die Mädchen angeht hab ich bis jetzt nur eine kennengelernt. Sie heißt Floy und ist noch sehr jung. Die Kleine hat auch eine Operation hinter sich und eine mechanische
Flosse" erklärte ich. „Die Bilder in den Fluren sind von ihr, oder?" vermutete Ann und sah nun wieder konzentriert zu mir. „Ja ich glaube schon. Und du weißt doch von dem Vertrag, die Übungszeit und das eine Jahr." Still nickte sie. „Ich werde in einer halben Woche abgeholt. Die Zeit wurde irgendwie verkürzt und ich sehe dich eventuell das letzte Mal Ann." Auf diese Worte kam sie still her und drückte mich. „Du schaffst das Frank. Wir werden uns schneller sehen als du denkst und das Jahr vergeht flink. Pass nur gut auf dich auf okay?" Unsere Zweisamkeit wurde durch jemanden unhöfliches unterbrochen als sich die Tür öffnete. Eine andere Schwester, aber dieselben Männer wie vor meiner Operation kamen herein, nur diesmal ohne Trage. „Mr. Houston sie müssen jetzt zum Fäden ziehen kommen." erklärte mir ein Mann und ich verabschiedete mich von meiner Schwester. „Wir sehen uns." Schweren Herzens ging ich mit den Leuten und sie führten mich denselben Weg zum Vorbereitungsraum oder meiner Sicht nach in die Abstellkammer. Wie ich es damals schon gedacht hatte war ich gezwungen den Kopf einzuziehen und ging letztendlich in den Operationsraum. Da ich den Ablauf bereits schon oft mitgemacht hatte legte ich mich auf den Bauch.
Wenig später öffnete sich die Eingangstür und ich hörte Schritte näher kommen. „So Frank, es wird nicht lange dauern aber könnte weh tun. Meine Assistentin wird dich währenddessen ablenken. Murrend sah ich eine blonde Frau vor mir, die gelangweilt drein schaute. Jones begann währenddessen und ich spürte kaum etwas. „Also, auf welche Schule gehst du?" fing es an, doch da ich nicht in der Laune zu reden war antwortete ich scharf „Seien Sie einfach ruhig, ich brauche keine Ablenkung.". So drehte ich den Kopf seitlich, legte ihn auf meine Arme und schloss die Augen um mir ein paar Lieder durch den Kopf gehen zu lassen.
Während ich Franks Antwort mitbekam schüttelte ich nur den Kopf und wusste, dass es schwer werden würde den Rebellen aus ihm zu holen und zu vernichten. Stur war er alle Mal, doch das konnte man ihm austreiben. Ich zog die Fäden Stück für Stück und sah wie entspannt der Junge dort lag. Fertig mit der Arbeit verband ich ihm die Stelle, an der die Flügel eingepflanzt wurden und ohne Widerspruch ließ er mich es lassen. Als er gehen konnte machte ich mich auf den Weg zu meinem Büro, welches auf der selben Höhe, wie die Halle war. Dort sortierte ich die Akten der Personen nach Alter und Wohnort um genau zu wissen, wer als erstes gesucht werden würde.
Es dauerte seine Zeit, doch als alles erledigt und die Zahlen der Reihenfolge geschrieben waren machte ich mich auf den Rückweg um meine verdiente Pause einzulösen. Stimmen in den Gängen hielten mich jedoch davon ab und unauffällig kam ich den Personen näher. Frank redete mit seinem alten Thema über ein Tema, welches ihm verboten seien sollte.
„Mensch John. Was ist hier los? Wieso sagst du mir nicht was hier vor sich geht? Floy hat gemeint, dass ich mich an dich wenden soll, doch du schweigst auch nur wie ein Grab." Dies kam eindeutig von dem Jungen. Erstaunt darüber wie stur die beiden waren lauschte ich weiter.
„Frank ich kann dir das nicht sagen. Erstens würde ich gefeuert werden und Zweitens würde Jones sonst was mit dir anstellen." Ich sah, wie der Kleine wütend ging und kam, als er außer Sichtweite war, von der Ecke hervor. „Geht doch. Gute Wahl ihm nichts gesagt zu haben." Durch meine unerwarteten Worte zuckte er wie geplant zusammen. „Sie haben und belauscht Patrick?" fragte er unsicher.
„Ja das habe ich. Es ist ziemlich leichtsinnig in den Fluren über so etwas wichtiges zu reden. Es schallt sehr weit und wenn der Kleine dich das nächste Mal wieder damit nervt sagst du es mir. Das sind Sachen die eigentlich nicht einmal dich etwas angehen." Meine Wut war deutlich zu erkennen und John nickte nur stumm, da er wusste wozu ich in der Lage war. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln macht ich mich auf den Weg in das Erdgeschoss und lief auf der Straße zu einem Parkplatz.
Hätte ich in diesem Moment gewusst, wer dieses Gespräch zwischen John und mir mitbekommen hätte, wäre ich wahrscheinlich sofort umgedreht und hätte einiges klar gestellt. So ging ich jedoch nur genüsslich zu meinem Auto und fuhr zu meinem nicht allzu weit entfernten Haus. Klein, aber fein hieß es doch und so ging es mir. Ein kleiner Garten und nur das nötigste im Haus. Mich erwartete nie jemand, da ich die meiste Zeit immer im Krankenhaus verbrachte. Selten arbeitete ich hier und wenn, dann auch nicht lange. Durch meinen Beruf hatte ich mich für das allein sein entschieden und bereute nichts. Im Gegenteil. Mein Job war mein Leben und bald würden alle wissen, wer Patrick Jones war. Ein Mensch der andere perfekt machte, der sie zu Waffen schaffte, und der sie zu Experimenten machte. Ein Mann durch den jeder entscheiden konnte ob er ein Mensch bleiben, oder sich für den Staat verändern lassen wollte.
Manche hatten keine Wahl, denn wer schon begabt, um nicht zu sagen mutiert war, musste ebenfalls seinen Dienst leisten. So stand es seit dem ersten geglückten Versuch im Gesetz.
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