Prolog
Vollkommen erschöpft saß ich auf meinem Bett und starrte auf die gepackten Koffer zu meinen Füßen. Ein Gefühl von Leere ergriff meinen Körper, während sich meine Augen langsam mit Tränen füllten. Obwohl ich vollkommen alleine war, wischte ich sie mir verstohlen aus den Augenwinkeln.
Immerhin war es das, was ich schon von klein auf eingetrichtert bekommen hatte: Ich bin eine Campbell und darf keine Schwäche zeigen. Mein Leben ist perfekt, also habe ich es ebenso zu sein.
Langsam erhob ich mich und trat an die riesige Fensterfront am Ende meines Zimmers heran. Mit einem Ruck zog ich den schweren Vorhang beiseite und ließ meinen Blick nach draußen schweifen. Perfektion soweit das Auge reichte, aber wie sollte es auch anders sein? Immerhin befanden wir uns mitten in der Upper East Side in New York City.
Das leise Vibrieren des Handys zog meine Aufmerksamkeit auf sich und einen Moment lang erwog ich, das Telefonat nicht entgegenzunehmen. Denn ich wusste ganz genau, wer mich gerade erreichen wollte. Seufzend trat ich dann doch an meinen Schreibtischtisch, löste das Telefon vom Ladekabel und räusperte mich einmal, bevor ich mich mit gespielter Freundlichkeit in der Stimme meldete.
„Hey Babe, wie geht es dir? Freust du dich schon auf Harvard?", begrüßte mich Lucas und augenblicklich zog sich mein Magen zusammen. Uns beiden war gleichermaßen bewusst, dass es keine Rolle spielte, ob ich für diesen Schritt bereit war.
„Was willst du von mir hören? Die Wahrheit interessiert dich doch genauso wenig, wie meine Eltern", erwiderte ich also resigniert, während ich mich erneut auf mein Bett sinken ließ und niedergeschlagen die Augen schloss.
Mein Vater war einer der renommiertesten Anwälte in New York City und schon mein ganzes Leben lang drehte sich alles nur um Status und Leistung. Es wurde niemals danach gefragt, was ich wollte, denn mein Weg war bereits seit dem Tag meiner Geburt vorbestimmt. Ich würde eine ebenso erfolgreiche Anwältin werden und irgendwann die Kanzlei meines Vaters übernehmen. Daran bestand nicht der Hauch eines Zweifels.
So war es auch nicht verwunderlich, dass ich die High School als Jahrgangsbeste abgeschlossen hatte und die Zusage für die Harvard Law School eigentlich ebenfalls nur Formsache gewesen war. Schon am folgenden Morgen würden mich meine Eltern persönlich zum Campus fahren, damit ich das Zimmer in dem Studentenwohnheim beziehen konnte.
„Du solltest wirklich ein wenig dankbarer sein, Charlotte", tadelte mich mein Freund und ich konnte nicht anders, als genervt meine Augen zu verdrehen. Er hatte einfach keine Ahnung, wie ich mich fühlte oder es interessierte ihn schlichtweg nicht.
Wir waren mittlerweile seit etwas über zwei Jahren ein Paar und obwohl ich am Anfang ziemlich glücklich mit ihm gewesen war, konnte ich das aktuell nicht mehr von mir behaupten. Im Gegensatz zu mir, wusste er jedoch genau, was er wollte und dass, obwohl er mit seinen 19 Jahren gerade mal ein knappes Jahr älter als ich war.
Seitdem er im letzten Jahr das Jurastudium an der Harvard University aufgenommen hatte, sahen wir uns nur noch selten. Während er sich jedoch darauf freute, mich bald wieder häufiger um sich zu haben, fühlte ich mich wie ein Fisch in einem viel zu kleinen Aquarium.
Die Familienverhältnisse von Lucas ähnelten meinen eigenen, denn sein Dad war geschäftsführender Partner in der Kanzlei meines Vaters. Allerdings unterschied uns ganz deutlich, dass er mit seinem vorgegebenen Weg mehr als zufrieden war.
„Hallo?", riss er mich ungeduldig aus meinen Gedanken und erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihm gar nicht geantwortet hatte.
„Ja, ich bin noch dran", seufzte ich also, während ich mit der freien Hand meine Schläfe massierte. „Aber es ist dir doch eigentlich eh egal, was ich wirklich denke, oder?"
„Meine Güte, hörst du dir eigentlich selbst zu? Weißt du, wie viele Menschen für dein Leben töten würden? Ich verstehe einfach nicht, wieso du immer so tust, als müsste man Mitleid mit dem ‚armen' reichen Mädchen haben!", brüllte er plötzlich in mein Ohr und die Wut in seiner Stimme ließ mich kurz zusammenzucken. Was war nur aus uns geworden?
„Du hörst dich an wie mein Vater! Und ich lasse mir von dir ganz bestimmt nicht vorschreiben, wie ich mich zu fühlen habe, verstanden?", schrie ich also zurück, nachdem ich mich einigermaßen gesammelt hatte. Ich war so wütend, dass nun doch unkontrollierte Tränen über mein Gesicht strömten. Dieses Mal versuchte ich allerdings gar nicht erst, sie zu unterdrücken.
„Weißt du was?", blaffte er in einem abschätzigen Tonfall zurück. „Wenn dein Leben so scheiße ist, hau doch ab! Aber dafür fehlt dir dann doch der Mut, hm? Ohne deine Eltern bist du schließlich nichts und das ist dir auch bewusst!"
„Du bist so ein Arschloch! Das war es mit uns ... Es ist aus!", brachte ich daraufhin unter heftigem Schluchzen hervor und Lucas bekam gar nicht erst die Chance, noch etwas auf meine Worte zu erwidern. Ich beendete das Telefonat und schmiss das Handy anschließend mit voller Wucht gegen meine Schranktür.
Fassungslos über den Verlauf des Gespräches verweilte ich einen Augenblick auf der Stelle, bis mir plötzlich klar wurde, was ich zu tun hatte:
Ich musste hier weg - sofort.
~~♡~~♡~~ Hallo und herzlich willkommen beim Prolog meiner neuen Geschichte (: Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen. ~~♡~~♡~~
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